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Fanfiction

Ancient Legion II - Die dunkle Kolonie - Schlangenhören

von Kiosk




4. Ulysses Rathburn/ Severus Snape: Schlangenhören


Charaktere:

Bellatrix Lestrange: Sechsundzwanzigjährige Todesserin. Verheiratet mit Rodolphus

Elicius Eliassen: Bruder von Emilia und Halbbruder der Lestranges. Todesser

Emilia Eliassen/ Umbra Inkognito: Ältere Halbschwester der Lestranges. Im normalen Leben eine Bibliothekarin, ansonsten Todesserin und gleichzeitig Abtrünnige

Erebus Nott: Todesser. Äußerlich unauffällig, jedoch von sehr grober, sadistischer Natur

Evan Rosier: Clarences einundzwanzigjähriger Sohn. Todesser

Hagius Zevediah: Ein dunkler Heiler und enger Vertrauter Lord Voldemorts. Werwolf

Iliad Farleigh/ Schweinchen Schimäre: Iliads Animagusform ist die eines Schweins. Mit dieser Gestalt spionierte er im Namen der Umbra Inkognito. Getötet

Imperia Malfoy-D`oily: Die ältere Schwester von Lucius. Ihr gehört das noble Etablissement namens „Madame Impérial“ und versprach, die Todesser demnächst mit wichtigen Informationen zu versorgen.

Kalliope Milano: Eine junge Todesserin. Arbeitet als Heilerin für den Schwarzen Orden

Leo von St. Fevus: Emilia lieferte die gestohlene Armbrust bei ihm ab. Im Hintergrund scheint er die Fäden zu ziehen

Priestley Miles: Ein dunkler Heiler im Auftrag Lord Voldemorts

Rabastan und Rodolphus Lestrange: Halbgeschwister der Eliassens. Alle vier haben den gleichen Vater, Barritus.

Severus Snape: Hat gerade erst die Schule beendet. Nun ein Todesser

Ulysses Rathburn: Emilias Verlobter. Arbeitet in Russland als Pfleger für magische Wesen. Wurde gefoltert, um sie zum Reden zu bringen

Zebulon Huntsville: Hünenhafter, grobschlächtiger Todesser. Sadist

Bisherige Handlung: Severus wird mit den Schrecken seiner eigenen Erfindung, Sectumsempra, konfrontiert, als er erneut auf Ulysses Rathburn trifft, den Evan Rosier mit diesem Zauber aufschlitzte. Der Dunkle Lord wünscht, dass Ulysses am Leben bleibt, so dass Severus und die Dunkle Heilerin Kalliope mit vereinten Kräften versuchen, ihn vor dem Tod zu bewahren und seine Wunden versorgen.

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3. August 1978

In Lord Voldemorts walisischer Burgruine, die er für sich beanspruchte, lebte auch ein Dutzend Hauselfen. Die älteren dieser Wesen hatten eine gesunde Scheu vor den Hexen und Zauberern entwickelt, fristeten ein heimliches Dasein im Schatten der Todesser und verrichteten ihre täglichen Aufgaben, ohne dass ein Todesser je hätte behaupten können, ein Exemplar tatsächlich gesehen zu haben.
Der Hauself Bunty sollte die Ausnahme bilden. Bunty war noch jung, so jung, dass seine Haut noch nicht in Falten lag oder von Narben verunziert war. So jung, dass ihm die Spielregeln seiner gefahrvollen Existenz nicht bewusst waren.
Deshalb würde Bunty sterben.
Der Hauself hatte sich des Nachts stets abgemüht, den Staub aus den Fugen der alten Steinwände zu kratzen, eine Arbeit, die er seit jenem Tag an verrichtete, an dem er zum Ersten Mal aufrecht gehen gelernt hatte. Das war nun mehrere Wochen her und Schlag Mitternacht hatte er auch die letzte Fuge des letzten Steines im letzten Zimmer gereinigt. Da war Bunty zum ersten Mal in seinem Leben ratlos, welcher Aufgabe er sich nun zuwenden konnte.
Er war zu jung und zu unerfahren um zu wissen, dass die übrigen Hauselfen das Lazarett im Gewölbekeller der Burg mieden. Nicht, dass sie die Arbeit dort gescheut hätten, nein. Im Gegenteil. Jedem Hauself brannte es regelrecht in den Fingern, dort die alten Blutflecken vom Boden zu wischen, den antiseptischen Geruch aus der Luft zu tilgen oder auch nur eines der Betten neu zu beziehen.
Doch das erschien jedem Hauselfen als schier unmöglich, denn im Gegensatz zu den meisten anderen Teilen der Burg war das Lazarett stets belegt. Noch nie war es vorgekommen, dass sich die drei hiesigen dunklen Heiler nicht um mindestens einen verletzten Todesser zu kümmern hatten. Somit herrschte in dem Flügel eine rege Beschäftigung und davor scheuten sich die Elfen.
Bunty hingegen ahnte nichts von derlei Dingen.
Nachdem er also die letzte Fuge vom letzten Stein im letzten Zimmer vom letzten Staub befreit hatte, huschte er hinunter in das Lazarett und war dabei so leise und flink, wie es nur ein Hauself sein konnte. Niemand sah ihn auf seinem Weg. Er betrat das Lazarett und sah sich gespannt um, wobei ihm zweierlei Dinge ins Auge stachen: Zum einen gab es hier unheimlich viel Arbeit für ihn, was ihn höchst freudig stimmte; zum anderen war es in dem Lazarett totenstill und all die Todesser, vor denen sich die übrigen Elfen so schrecklich fürchteten, schliefen friedlich.
Bunty begann mit seiner Arbeit, nahm einen Lappen zur Hand und wischte damit über den blank getretenen Steinboden. Den langen Krankenflügel zu wischen machte dabei besonderen Spaß, denn der Flügel war groß und überall stieß er auf Schmutz und Dreck, doch das gefiel Bunty.
Als er damit fertig war, graute bereits ein flammender Morgen über der Burg, dennoch dachte Bunty nicht daran, sich auszuruhen. Mit einem neuen Lappen bewaffnet begann er, die vielen schmiedeeisernen Bettgestelle zu säubern und dabei staunte er über all das alte, angetrocknete Blut, das er bei dieser Arbeit entdeckte.
Im hintersten Teil des Flügels, weit entfernt von den Todessern, lag Ulysses Rathburns Bett. Bunty schrubbte hier besonders vorsichtig, um den Mann nicht aufzuwecken, dennoch ließ ihn ein leises, schmerzhaftes Stöhnen innehalten. Der Mann hatte einen unruhigen Schlaf, wie Bunty bemerkte.
Der kleine Hauself trat an das Kopfende des Mannes, während er mit seinen Händen verlegen den alten Putzlappen knetete. Er warf Ulysses einen vorsichtigen Blick zu.
„Ist der Herr krank?“, erkundigte sich Bunty piepsig.
Keine Reaktion.
Etwas unschlüssig bedachte ihn der Elf, während der Lappen auf den Boden tropfte.
„Vielleicht ist der Herr tot, Sir? Soll Bunty den Lord holen gehen, Sir?“
Wäre Ulysses aufnahmefähig gewesen, hätte er sicherlich entgegnet, dass er die Frage ohnehin schlecht beantworten könnte, wenn er tot wäre. Aber Ulysses hörte die Worte überhaupt nicht, denn seine Sinneseindrücke waren zu sehr getränkt von der Ohnmacht, in die er immer wieder hinab glitt.
Bunty legte den Kopf schief und betrachtete den Mann genauer: er hatte fiebernasse Haut, klammes, wirres Haar und Bunty konnte auch einige Bandagen erkennen, die seinen Körper verbanden.
Nun verstand der Elf. „Der Herr ist verletzt!“, sagte er und nickte eifrig. „Der Herr hat sicher Schmerzen. Soll Bunty dem kranken Herrn einen Tee bringen?“
Keine Antwort.
Bunty begann sich unwohl zu fühlen, denn er war hin- und hergerissen zwischen dem instinktiven Verlangen, dem Menschen zu helfen, oder einfach still seiner Arbeit weiter nachzugehen. Beide Möglichkeiten könnten sich sowohl als falsch oder richtig erweisen, doch nach einiger Bedenkzeit hatte sich Bunty für die Verpflegung des Mannes entschieden.
„Bunty wird dem Herrn einen Tee bringen!“, zwitscherte er. „Tee ist immer gut, hilft immer!“
Und mit einem leisen Plopp war der blutjunge Elf auch schon verschwunden.
Es verging nicht viel Zeit, bis der Hauself zurückkehrte, die dampfende Teetasse in den Händen und mit einem zufriedenen Lächeln auf den schmalen Lippen.
„Der Tee, Sir!“, rief er und tappte zu Ulysses, der jedoch keinerlei anstallten machte, auch nur mit einer Wimper zu zucken.
Hauself Bunty hielt ihm die Tasse vor die Nase, und schien enttäuscht, als keine Reaktion erfolgte. „Der Herr sollte trinken…“, bemerkte er vorsichtig. „Oder soll Bunty dem Herrn vielleicht behilflich sein? Ja? Bunty würde sich freuen!“
Der Tatendrang des Elfen sollte unschön enden, doch davon wusste zu diesem Zeitpunkt noch niemand.
Bunty fasste mit seinen kleinen Händen unter Ulysses` Kopf und hob ihn mit aller Kraft etwas an, so dass er die Teetasse zum Mund führen konnte, ohne alles auszukippen.
Ulysses reagierte auf den kochendheißen Tee und zuckte instinktiv weg, als er seine Lippen berührte. Bunty wurde die Tasse aus der Hand gerissen und der ganze Inhalt landete auf der Brust des Mannes, die noch immer kreuz und quer von Verbänden dünn umschlungen war. Die heiße Flüssigkeit auf den noch empfindlichen Wunden zu spüren, war ähnlich wie der Einschlag eines Cruciatus, der sich unter die Haut bohrte.
Ulysses unterdrückte einen Schrei, indem er die Kiefer noch mehr aufeinander presste, und krümmte sich. Der Schmerz war schneidend, ein Schmerz der sich in sein Bewusstsein verbiss und ihm wieder eine Vorstellung von akuter Pein gab.
Es brannte wie Feuer auf seiner geschundenen Haut und ätzte seine Wunden.
„Oh, Bunty wollte das nicht Sir!“, rief der Hauself verzweifelt und mühte sich den heißen Tee mit dem Bettlaken abzuwischen.
Das machte es nur noch schlimmer, denn Ulysses` überreizte Instinkte ließen ihn wie ein verwundetes Tier reagieren. Er griff an.
Bunty lag schon am Boden, bevor der Hauself überhaupt wusste was geschehen war, und Ulysses` Aggression entlud sich blitzartig. Ohne es wirklich wahrzunehmen, schlug er auf das kleine, knochige Wesen ein, trat, hämmerte, würgte. Nicht, dass sich der Mann tatsächlich bewusst war, was er tat, doch befand sich sein Körper noch immer in einem solchen Schockzustand, dass er keine andere Wahl hatte, als sich zur Wehr zu setzen. Als die Todesser und Lord Voldemort ihn Tage zuvor mit der Folter in den Wahnsinn getrieben hatten, hatte Ulysses keine Möglichkeit gehabt, sich dagegen zu verteidigen und nun ergriff er die Chance, all das nachzuholen und endlich reagieren zu können.
Bunty schrie erstickt, aber Ulysses ließ erst von dem unglücklichen Wesen ab, als dieses keine Knochen mehr im toten Körper besaß, die nicht vollständig aufgerieben und zertrümmert waren.

XXXXXXX

Severus erreichte früh am morgen Lord Voldemorts Burg. Als er in direkter Nachbarschaft eines halbzerfallenen Torbogens appariert war, erstreckte sich über ihm bereits ein Himmel von so kräftiger blauer Farbe, dass einem weiteren unerträglich heißen Augusttag nichts mehr im Wege stehen konnte. Er fragte sich, wie lange dieses Wetter noch anhalten mochte.
Im Inneren der Burg schwebte eine angenehme Kühle und die Temperatur nahm stetig ab, je weiter er in die unterirdischen, gewölbeumspannten Gedärme des Bauwerkes eindrang. Ein solcher Arbeitsplatz hätte ihm gefallen, doch abgesehen davon, dass er Ulysses` Wunden ein letztes Mal versorgen wollte, gab es für ihn bedauerlicher Weise keinen Grund, länger in dieser erträglichen Temperaturzone zu verweilen.
Severus erreichte das Lazarett zu einer solch frühen Stunde, dass er sich fragen musste, ob Kalliope oder ihre Kollegen überhaupt schon auf den Beinen sein würden. Andererseits sah die Dunkle Heilerin nicht so aus, als hätte sie in den letzten Tagen allzu lange geschlafen, daher vermutete er, dass sie sich sicherlich bereits ihren Pflichten zugewandt hatte.
Die verletzten Todesser am Eingang des langen Lazarettflügels lagen regungslos in ihren Betten und waren noch nicht erwacht. Severus schritt an ihnen vorbei, während er einen flüchtigen Blick auf ihre Verletzungen warf. Einem der Männer, es musste ein Neuzugang sein, war der Arm zerfetzt worden, als sei er zwischen die Kiefer eines Monstrums geraten. Er stöhnte im Schlaf vor Schmerzen.
Da glitt Severus` Blick voran und den Gang entlang. Am Ende des Flügels stand Ulysses` Bett und obwohl er noch keine freie Sicht darauf hatten, verharrte Severus schlagartig.
Auf etwa der selben Höhe wie das Bett hatte sich eine große, rostfarben glänzende Lache Blut ausgebreitet.
Severus hielt den Atem an, während sich seine Füße beschleunigten. Ihm war nicht klar, welche Befürchtungen ihm während dieser wenigen Sekunden durch seinen Kopf schossen; es war eine solche Masse an dunklen Vorahnungen, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte.
Das Blut auf dem Boden war noch nicht ganz getrocknet. Es war auf dem Boden verschmiert, als hätte ein Kampf inmitten dieser Lache stattgefunden. Da fürchtete sich Severus zum ersten Mal in aller Deutlichkeit üm Kalliope Milano und er fragte sich, ob ihr dieses Blut gehören mochte.
Er setzte mit einem Sprung über das Blut hinweg und hatte unbewusst seinen Zauberstab gezogen, während sich seine Augen, die sich noch nicht an das Zwielicht gewöhnt hatten, mühselig umsahen. Ulysses` Bett war leer - das registrierte er mit einem weiteren Schock.
Und neben Ulysses` Bett lag ein Mädchen mit einer Platzwunde an der Stirn. Sie lag auf der Seite, ihre kupferroten Haare hatten sich wie eine weitere Lache um ihren Kopf ausgebreitet.

Severus ging neben Kalliope auf die Knie, fasste sie an der Schulter und schon glitt die Heilerin aus ihrer Benommenheit hervor wie aus einem bösen Traum. Sie begann sich zu regen und ihre Hand tastete an die blutende Stirn.
„Was ist passiert?“, fragte Severus.
Kalliope nuschelte etwas, doch er verstand sie nicht, denn im selben Moment packte ihn jemand und zog ihn auf die Beine. Severus wurde mit dem Rücken zur Wand geschleudert, ehe er überhaupt reagieren konnte. Vom harten Aufprall benommen, handelte er um Sekunden verzögert, doch er hob seinen Zauberstab als wäre es ein automatisierter Prozess und presste ihn in die Brust des Angreifers.
Als sich seine Sicht endlich klärte, blickte er direkt in das geschundene Gesicht von Ulysses` Rathburn.
Ulysses fletschte die Zähne und atmete stoßweise und schwer, doch presste er seinen knöchernen Ellenbogen an Severus` Kehle und fixierte ihn mit ganzer Kraft an der Wand. Seine grauen Augen waren schmal vor Wut, blitzten und loderten wie Schmelzöfen, während sie anderseits so widerwärtig starrend und eiskalt waren, als sei der Verstand, der einst hinter diesen Augen gearbeitet hatte, unlängst vernichtet. Severus starrte dem anderen entgegen und hatte keine Idee, was dieser ihm antun wollte und er glaubte auch nicht daran, dass Ulysses fähig war, einen normalen, menschlichen Gedanken zu fassen.
Ulysses` Augen blitzten stärker, als er das Wort an ihn richtete: „Nimm den Zauberstab runter!“, knurrte er. Trotz seiner heftigen, wütenden Worte, war seine Aussprache träge und er betonte die Worte arhythmisch, so dass er ein wenig fremdländisch klang. Severus wusste, dass der Cruciatus diesen Schaden angerichtet hatte.
Als er nicht auf den Befehl reagierte, drückte Ulysses seinen Ellenbogen noch fester gegen Severus` Hals. Severus fühlte, wie sich sein Atem presste und er begann zu röcheln.
„Das kann ich erst, wenn du mich gehen lässt“, unterbreitete Severus ihm mit aufgeriebener Stimme ein Gegenangebot. Genauso gut hätte er sich Ulysses auch mit einem Zauberspruch vom Leib halten können, doch war Severus auf gar wissenschaftliche Art und Weise gespannt zu erfahren, wie der andere nun handeln würde.
Ulysses` Blick war von bohrender Intensität, als er Severus` Worte hörte, doch er sagte nichts mehr.
„Wem gehört das Blut auf dem Boden?“, fragte Severus.
Keine Antwort. Nicht, dass der Mann trotzig gewesen wäre, nein, Severus hatte eher den Eindruck, Ulysses würde seine Frage kaum nachvollziehen können. Er spähte lediglich einen kurzen Moment über seine Schulter, bedachte das Blut hinter sich mit einem unleserlichen Blick und wandte sich dann rasch an Severus.
„Gut“, murmelte Severus. „Dann verrate mir wenigstens, wieso du das Mädchen, Kalliope, niedergeschlagen hast. Das warst du doch, oder?“
Ulysses` Reaktion fiel heftiger aus als erwarten. Er stemmte sich noch fester gegen, so dass Severus kurz der Atem wegblieb.
„Sie wollte mir nicht helfen!“, zischte der Mann mit ungeahnter Böswilligkeit.
„Wer? Kalliope?“, fragte Severus, doch Ulysses überging ihn.
„Sie hat gesagt, da wäre nichts! Aber da ist es doch! Da!“
„Was? Was ist da?“
Ulysses schrie auf und hätte Severus nicht in diesem Augenblick von seinem Zauberstab Gebrauch gemacht, hätte Ulysses auch ihn angegriffen. So aber stieß er den Mann um gute zwei Meter zurück, wo er gegen einen Arzneischrank prallte. Doch Ulysses fing sich schnell wieder, duckte sich wie ein kampfbereiter Löwe und bedachte Severus mit einem lauernden, eiskalten Blick.
„Hörst du es nicht?!“, fuhr Ulysses ihn an.
Severus, der sich den schmerzenden Hals rieb, schüttelte verneinend den Kopf.
„WIESO NICHT?!“ Da schlug der Mann mit beiden Fäusten hinter sich und Splitter blitzten in der Luft, als die Tiegel hinter ihm zu Bruch gingen. Unzählige Flüssigkeiten tropften zu Boden, von denen einige einen unverkennbar scharfen Arzneigeruch verströmten.
„Ich weiß nicht, wovon du redest“, stellte Severus klar. „Also beruhige dich.“
Ulysses fletschte buchstäblich mit den Zähnen. „Es macht mich wahnsinnig“, zischte er und fuhr sich mit den Händen fahrig über das Gesicht, die Stirn und den Kopf. Er hinterließ blutige Schlieren auf seiner Haut, denn einige Splitter hatten sich in seine Hände geborgt, doch Ulysses schien es kaum zu bemerken. Severus hatte das Gefühl, der andere Mann würde unter einem plötzlichen Schwächeanfall schwindeln, aber Ulysses ging nicht zu Boden.

Die Gelegenheit nutzend, schritt Severus erneut zu Kalliope und half ihr auf die Beine, während er Ulysses dabei genau im Auge behielt.
Kalliope war sichtlich benommen, auch sie hielt sich den Kopf und stöhnte schmerzlich, als sie wankend um ihr Gleichgewicht kämpfte.
„Was ist passiert?“, fragte Severus an sie gewandt, in der Hoffnung, ihr Erinnerungsvermögen wäre weniger aufgeweicht als das von Ulysses.
Ehe sie antwortete, sank Kalliope ermattet auf eines der Betten. „Keine Ahnung“, nuschelte sie. „Da war ein toter Hauself … Ulysses ist auf den Hauselfen losgegangen.“
Tatsächlich lag in einer der Ecken etwas, das wie eine Art Bündel, bestehend aus alter, abgezogener Lederhaut oder vergilbtem Stoff, aussah. Erst im zweiten Moment erkannte Severus darin die Überreste eines Hauselfen.
Da war keinerlei Wut in Kalliopes Blick, als sie den Kopf hob und sich nach Ulysses umsah. „Du hast mich niedergeschlagen“, sagte sie. Es klang wie eine nüchterne Feststellung, nicht wie ein Vorwurf.
Ulysses sah sie an, als hätte er sie am liebsten in Stücke gerissen. Da begriff Severus zum ersten Mal, wie losgelöst, verquert und ungesund Ulysses` Verstand arbeiten musste. Er war nicht mehr der Mann, der ahnungslose Zivilist, der ein durchschnittliches Dasein gefristet hatte, ehe er in Lord Voldemorts Fänge geraten war.
„Wo bin ich?“, knurrte der Mann und sein gehetzter, durchtriebener Blick huschte von einem zum anderen.
„In einem Lazarett“, antwortete Severus tonlos.
„Was habt ihr mit mir gemacht?“
Severus zögerte, denn er wusste nicht, in wie weit die Wahrheit in Lord Voldemorts Interesse liegen würde. Auch Kalliope biss sich auf die Unterlippe und schwieg beklommen.
Ulysses` Blick verdunkelte sich. „Was ist in meinem Kopf?“, fragte er ernst und anklagend. Dennoch wusste Severus nicht, wie er reagieren sollte. Wie hätte er eine solche Frage auch beantworten können? Außer einem gemarterten, kaum mehr funktionstüchtigen Gehirn befand sich gar nichts in Ulysses` Kopf. Doch er wusste, dass der Mann nicht davon sprach.
Kalliope erhob sich schwindelnd von dem Bett und nährte sich vorsichtig dem Patienten. Zwar hob sie beschwichtigend die Hände, dennoch zuckte er vor ihr zurück und wich an die Wand.
„Wir regeln das“, versprach Kalliope. „Aber du musst dich jetzt wieder in dein Bett legen und zur Ruhe kommen.“
„Wie soll ich zur Ruhe kommen? Dieses Ding treibt mich in den Wahnsinn!“
Kalliope zögerte. „Was meinst du?“, fragt sie.
Ulysses sah sie mit größtmöglichem Entsetzen an.
„Wovon sprichst du?“, fragte sie wieder.
Severus wollte sie warnen, einen weiteren Schritt in seine Richtung zu machen, doch es war zu spät. Kalliope setzte den rechten Fuß vor und schien damit eine unsichtbare Grenze übertreten zu haben. Ulysses stürzte sich mit einer überraschenden Kraft auf sie, wirbelte sie herum und presste sie, genau wie Severus zuvor, gegen die nackte Steinwand.
Beide keuchten. Kalliope vor Schreck, Ulysses vor Erschöpfung.

Severus trat vor, doch ehe er den Zauberstab heben konnte, gebot Kalliope ihn mit einer Handbewegung zur Geduld. Tatsächlich fügte Ulysses ihr keine weiteren Schmerzen mehr zu, sondern lehnte sich lediglich gegen sie, presste sein kaputtes Ohr gegen ihre Schläfe und lauschte mit verbissener Konzentration.
„Was willst du?“, flüsterte Kalliope erstickt und holprig.
„Nur hören“, sagte er.
„Auf was?“
„Ob es auch in deinem Kopf ist.“
Kalliope und Severus tauschten einen verwirrten Blick unter einander aus.
Ulysses` Schultern sackten nach unten, als er sich von Kalliope löste und seine Haare fielen ihm ungekämmt in das blasse, fieberbeseelte Gesicht.
„Erzähl uns, was in deinem Kopf ist“, erkundigte sich Kalliope besorgt. „Dann können wir dir helfen.“
„Ein Tier“, antwortete Ulysses müde und schritt geschlagen und schwerfällig humpelnd zu dem halb zerschmetterten Arzneischrank. „Eine Schlange.“ Er griff nach einer Scherbe, die wie eine Dolchspitze in seiner verkrampften rechten Hand lag und seine Haut zerschnitt. Der Mann zögerte nicht und bewegte sich so schnell, das Severus` Einsatz fast vergebens gewesen wäre: Ohne sich eine Sekunde Zeit zu nehmen, sein Handeln zu überdenken, hob Ulysses die Hand über seinen Kopf und ließ die funkelnde Spitze der Scherbe direkt auf sein Auge hinab stoßen. Er besaß so viel Schwung und selbstzerstörerische Energie, dass die Scherbe vermutlich bis tief in sein Gehirn eingedrungen wäre und ihm das Leben gekostet hätte.
Doch Severus war schneller. Er feuerte einen Zauber auf Ulysses ab, der seinen Körper traf und von neuem gegen den Arzneischrank schleuderte. Ulysses schrie voller Zorn auf, umfasste die Scherbe fester und warf sich Severus wie ein Raubtier entgegen. Doch da traf den Mann ein zweiter, viel rücksichtsloserer Zauber, der ihn durch die Luft wirbeln und unsanft zu Boden stürzen ließ.
Priestley Miles, der düstere und wenig empathische Kollege von Kalliope, schritt entschlossen an Severus und ihr vorbei, beugte sich über den ächzenden Ulysses und fixierte ihn mit einem Zauber. Ulysses schrie hasserfüllt dagegen an, versuchte auf die Beine zu kommen, versuchte zu schlagen und zu treten, doch er war machtlos. Nur die Scherbe, die er noch immer in der Hand hielt, schnitt sich immer tiefer in sein blutendes Fleisch. Priestley entfernte die Waffe mit einem beherzten Griff und Ulysses schrie noch lauter, als die Scherbe ihn dabei erneut verletzte.

„Was geht hier vor?!“, blaffte Priestley und wandte sich zu Severus und Kalliope um. Er war außer sich und sein Gesicht vor Wut verzerrt. „Er hätte euch umbringen können!“
„Tut mir leid!“, sagte Kalliope betroffen. „Ich -“
„Genug! Du hast ihn nicht fixiert! Du hast ihn nicht ruhig gestellt! Und jetzt hat er euch angegriffen!“ Er hob den Fuß und drückte mit dem Stiefel gegen Ulysses` Kehle, so dass das wütende Geschrei augenblicklich zu einem hässlichen Röcheln verkam. Dann wandte sich Priestley erneut und mit aller Dringlichkeit an Kalliope. „Ulysses Rathburn ist verrückt, merk dir das. Der Dunkle Lord soll entscheiden, was mit ihm geschieht.“
Kalliope nickte schicksalsergeben. „Ja“, murmelte sie.
Priestley schien nicht recht glauben zu wollen, dass sie den Ernst der Lage verstanden hatte und seine Augenbrauen senkten sich tiefer. „Passiert so etwas noch mal und Ulysses greift einen der Todesser an“, sagte er, „werde ich ihn eliminieren müssen.“
Wieder nickte Kalliope.
Da beugte sich Priestley zu Ulysses hinunter, packte ihn höchst unsanft und zog ihn auf die Beine. Er hielt den Patienten auch dann noch souverän, als Ulysses bereits wie ein Tier zu kämpfen begonnen hatte.
In Priestleys Augen lag lediglich Verachtung für den Mann als er sagte: „Ich werde mir das nicht mehr länger ansehen“, entschied er düster. „Er ist zu gefährlich. Er könnte sogar die anderen Patienten angreifen!“
„Was hast du vor?“, horchte Kalliope auf.
„Ich bringe ihn sofort zum Dunklen Lord. Beten wir, dass er ihn auf der Stelle eliminiert, wenn er ihn in diesem unbrauchbaren Zustand sieht. Für Ulysses Rathburn wäre es ohnehin besser, glaub mir. Das ist kein Leben mehr, das er führt.“ Er sprach die Worte ohne jegliches Bedenken oder gar Mitgefühl.
Kalliopes Augen weiteten sich und sie schien widersprechen zu wollen, würgte den Protest jedoch tapfer hinunter.
Priestley führte den tobenden und sich sträubenden Ulysses an ihnen vorbei, den Lazarettflügel entlang und hinauf zum Dunklen Lord. Severus wusste nicht, ob er Ulysses je wieder sehen würde. Oder ob er es sich überhaupt wünschte, ihn noch einmal zu sehen.
Vermutlich nicht.

Fortsetzung folgt…

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Kommentar: Hatte die letzte Zeit irgendwie recht viel in der Uni zu tun und kam deshalb nicht zum Veröffentlichen. Kann in nächster Zeit öfter passieren, schließlich kommt jetzt der ganze Prüfungsstress und so. Ich möchte weinen ;)
Zum Kapitel: Im Vergleich zur Betaversion wird Ulysses` Krankheitsverlauf etwas konkreter und düsterer dargestellt.

@ Seline Snape: Ich erinnere mich ;)
Ich weiß nicht, ob diese Geschichte im Vergleich mit der Betaversion insgesamt düsterer ist. Vielleicht schon. Es kommen definitiv weniger heitere Momente vor, dafür gehe ich (glaube ich) bei einigen ekelhaften Sachen nicht mehr so ins Detail. Keine Ahnung. In jedem Fall ist die Neuveröffentlichung besser durchdacht.


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