Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Ancient Legion II - Die dunkle Kolonie - Im Lazarett

von Kiosk

3. Severus Snape / Ulysses Rathburn: Im Lazarett


Die Vorgeschichte, Umbra Inkognito: Seit seiner frühen Kindheit sammelte der spätere Lord Voldemort Gegenstände, die ihm als bedeutsam erschienen. Als Jugendlicher erfuhr er von einer sagenumwobenen Waffe, einer Armbrust, die ebenso präzise wie tödlich sein soll. Einst gehörte die Armbrust einem Magier namens Willigis Wulfgard, der vor mehr als eintausend Jahren den vier Gründern Hogwarts sein Land vermacht hatte. Doch als Jugendlichen gelingt es weder Tom Riddle noch seinem späteren Todesser Clarence Rosier die Armbrust aufzuspüren. Viele Jahre später jedoch verdichten sich die Spuren in Richtung einer Frau namens Zsa-Zsa Zabini, die eine exotische Tänzerin in einem Etablissement namens „Madame Impérial“ ist. Zsa-Zsa soll die direkte Nachfahrin Willigis Wulfgards und somit im Besitz der Armbrust sein. Ausgerechnet Clarence Rosier, dessen Geliebte Zsa-Zsa ist, wird beauftragt, die Armbrust heranzuschaffen. Begleitet wird er dabei von seiner Nichte Bellatrix. Jedoch haben sie kein Glück: Jemand, der sich wie das Märchengespenst namens „Umbra Inkognito“ kleidet, kommt ihnen zuvor und reißt die Armbrust an sich. Nachdem sowohl Clarence als auch Bellatrix bei der Wiederbeschaffung scheitern, betraut Lord Voldemort die jungen Todesser Severus Snape und Evan Rosier, Clarences Sohn, mit der Aufgabe. Es gelingt ihnen herauszufinden, dass es sich bei der Umbra Inkognito um eine Todesserin namens Emilia Eliassen handelt, welche die Armbrust für ihren Auftraggeber Leo von St. Fevus stahl, in der Hoffnung, so Lord Voldemort vernichten zu können. Emilia Eliassen wird gestellt, doch erweist sie sich als hartnäckig und gibt ihr Wissen dem Dunklen Lord nicht preis, selbst dann nicht, als man ihren Verlobten Ulysses Rathburn vor ihren Augen quält.
Emilia wird eliminiert und ihr Bruder Elicius wird von Auroren festgenommen und für das Verbrechen angeklagt, die eigene Schwester und seinen Schwager ermordet zu haben …
… es empfiehlt sich jedoch, diese Geschichte zu lesen, ehe man sich an den zweiten Teil heranwagt!

Charaktere:

Bellatrix Lestrange: Sechsundzwanzigjährige Todesserin. Verheiratet mit Rodolphus

Elicius Eliassen: Bruder von Emilia und Halbbruder der Lestranges. Todesser

Emilia Eliassen/ Umbra Inkognito: Ältere Halbschwester der Lestranges. Im normalen Leben eine Bibliothekarin, ansonsten Todesserin und gleichzeitig Abtrünnige

Erebus Nott: Todesser. Äußerlich unauffällig, jedoch von sehr grober, sadistischer Natur

Evan Rosier: Clarences einundzwanzigjähriger Sohn. Todesser

Iliad Farleigh/ Schweinchen Schimäre: Iliads Animagusform ist die eines Schweins. Mit dieser Gestalt spionierte er im Namen der Umbra Inkognito. Getötet

Imperia Malfoy-D`oily: Die ältere Schwester von Lucius. Ihr gehört das noble Etablissement namens „Madame Impérial“ und versprach, die Todesser demnächst mit wichtigen Informationen zu versorgen.

Kalliope Milano: Eine junge Todesserin. Arbeitet als Heilerin für den Schwarzen Orden

Leo von St. Fevus: Emilia lieferte die gestohlene Armbrust bei ihm ab. Im Hintergrund scheint er die Fäden zu ziehen

Rabastan und Rodolphus Lestrange: Halbgeschwister der Eliassens. Alle vier haben den gleichen Vater, Barritus.

Severus Snape: Hat gerade erst die Schule beendet. Nun ein Todesser

Ulysses Rathburn: Emilias Verlobter. Arbeitet in Russland als Pfleger für magische Wesen. Wurde gefoltert, um sie zum Reden zu bringen

Zebulon Huntsville: Hünenhafter, grobschlächtiger Todesser. Sadist

Bisherige Handlung: Auf einer Festlichkeit zu Ehren von Evan Rosier, taucht uneingeladen Kalliope Milano, eine Dunkle Heilerin, auf und bittet Evan darum, ihr ein Heilmittel gegen die Fluchschäden des Sectumsempra-Zaubers zu nennen. Evan, dem das Thema unangenehm ist, verweist auf Severus Snape.

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

2. August 1978

Kalliope Milanos Haare hatten sich kupferrot auf dem Laken ausgebreitet und, von ihren sachten Atemzügen erfasst, bewegten sich ein paar der verirrten, roten Strähnen, die Lily Evans Haaren so ähnlich waren. Zugegeben, Severus Snape liebte seine alte Freundin Lily, doch zu keinem Zeitpunkt war er gefühlsduselig genug, um deshalb Kalliope Milano wegen ihrer roten Haare anzuschmachten. Im Gegenteil. Die gewisse Ähnlichkeit zwischen den beiden Mädchen ließ Severus bloß achtsamer werden, distanzierter und er beschloss, sich besser auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Das Hier und Jetzt bedeutete, dass sich Severus an einem Ort befand, den die muggelstämmige Lily Evans nie lebend betreten können würde: Ein Ort, in dem der Schwarze Orden und Lord Voldemort herrschten, und das gab Severus das eigenartige Gefühl, Lily möglichst fern von seinen Gedanken halten zu müssen. Selbst die Erinnerung an sie sollte nichts mit diesem dunklen, zugigen Ort zu tun bekommen.
Kalliope Milano war auf dem Stuhl neben Ulysses` Bett eingeschlafen, doch ihr Oberkörper war auf die Matratze gesunken. Ihre rechte Hand ruhte auf seinem Unterarm, nur ihr Schlaf hatte den Griff locker werden lassen. Ulysses lag neben ihr, zusammengekauert, doch sein Gesicht erschien Severus nicht ganz so blass wie noch am Vortag.
Severus trat an das Fußende des Bettes und räusperte sich, womit er Kalliope augenblicklich weckte. Sie schreckte aus ihrem seichten Schlaf empor, als hätte man sie mit einer Nadel gepiekst und mit einer reichlich verwirrten Miene sah sie sich um, während sie offenbar versuchte, ihre Gedanken zu sortieren.
„Guten Morgen“, sagte Severus lahm. „Ich schätze, du bist wohl kaum mehr dazu gekommen, den Schlafzauber zu üben? Was wird dein Kollege Priestley dazu sagen?“
Das Mädchen blinzelte zu ihm empor, ihre blauen Augen waren noch ganz verkrustet vom Schlaf. „Doch“, murmelte sie. „Den Schlafzauber habe ich noch üben können.“ Bei diesen Worten streckte sie sich und Severus glaubte zu hören, wie ein paar Knochen in ihrem Körper leise knackten, als sie sich wieder einrenkte. „War eine anstrengende Nacht. Drei Stunden üben, die Verletzen pflegen. Ich - wie spät ist es?“
„Zehn Uhr morgens.“
„Unglaublich, ich habe sogar zwei Stunden geschlafen“, murmelte sie belustigt. „Das ist seit Ewigkeiten nicht mehr vorgekommen.“
„Was ist mit deinem Patienten?“, erkundigte sich Severus und wies mit einem Kopfnicken auf Ulysses, der sich im Gegensatz zu Kalliope nicht geregt hatte.
„Oh, es geht ihm besser, wirklich.“ Kalliope machte ein zufriedenes Gesicht, als sie sich erhob und dabei noch einmal mit ihren Händen über Ulysses` Bettdecke strich und sie ordnete, damit ja kein Hauch der kalten Kellerluft die Gelegenheit bekam, ihn auszukühlen.
„Und?“, fragte Severus und bemühte sich dabei um eine möglich neutrale Stimmlage. „Was wird mit ihm passieren, wenn er völlig genesen ist?“ Er hoffte, Kalliope würde ihm diesmal eine Antwort gestatten, eine gute, plausible Erklärung, warum dieser halbtote Zivilist von einer Horde Todesser gesund gepflegt wurde. Doch statt eine gute, plausible Erklärung vorgesetzt zu bekommen, schwieg Kalliope. Sie legte eine so demonstrative Ruhe an den Tag, als hätte sie Severus` Worte schlichtweg überhört, doch ihre verspannten Gesichtszüge verrieten, dass sie sehr wohl über seine Frage nachdachte.
Doch Severus kam nicht dazu, sie ein weiteres Mal zu fragen. Es mochte an der langen, schmalen Bauweise des Lazarettflügels liegen, dass er das Echo behänder Schritte schneller vernahm, als es ihm sonst wahrscheinlich möglich gewesen wäre. Severus blickte auf und erkannte eine Gestalte am anderen Ende des Flügels, dort, wo die verletzten Todesser in ihren Betten lagen und sicherlich auf ihre schnelle Genesung hofften. Bei dem Mann, der gemächlich den Gang entlang schritt, handelte es sich nicht um den dunklen Heiler Priestley, sondern um eine wesentlich ältere Person. Es war ein urgroßväterlicher Mann mit zottigem Haar, das eher wie die Unterwolle eines wilden Tieres wirkte, so dicht und zerzaust und graubraun war es. Die Robe des Fremden war gleichwohl ebenso untypisch für einen Magier: Sie war schlicht und bärenfellbraun und bereits von weitem war sich Severus sicher, dass es sich um eine Robe aus rauen, betagten Leder handeln musste. Trotz allem wirkte der Alte jedoch nicht halb so wild, wie seine Haare oder seine Kleidung es vermuten ließen. Im Gegenteil. Da lag etwas freundliches, Gutmütiges in seinem runzeligen Gesicht, das Severus an einen dieser freundlichen alten Herren erinnerte, die ihren Tag im Stadtpark verbrachten und über vergangene Tage plauderten.
„Kalliope, schön dich zu sehen“, grüßte der Mann, als er näher gekommen war und er schenkte dem Mädchen ein zähnestarrendes Lächeln, ehe er sich Severus zuwandte. „Und ein Gast, wie ich sehe? Lassen Sie mich raten, Mister. Sie müssen Severus Snape sein, richtig?“
„Ja, der bin ich“, bestätigte Severus.
Der Alte ergriff seine Hand und schüttelte sie höflich. „Mein Name ist Hagius Zevediah, falls es Sie interessiert. Oh, nun sehen Sie mich doch nicht so an! Kalliope, was hast du dem Jungen über mich erzählt, dass er mich so verblüfft anstarrt?“
Severus war sich ziemlich sicher, dass er den Alten alles andere als verblüfft entgegenblickte, doch er widersprach nicht. Währenddessen haspelte Kalliope: „Gar nichts, Meister. Was gäbe es da schon zu erzählen? Ich wollte Severus nicht langweilen.“
Hagius grinste verschmitzt. „Tja, was gebe es da schon zu erzählen?“, wiederholte er ihre Worte und ließ es sich nicht nehmen, Severus auf die Schulter zu klopfen. „Nun, wahrscheinlich hat Kalliope recht, was? Was könnte ein beinahe hundertjähriger Mann im Dienste des großen, Dunklen Lords schon aufregendes erzählen, hm? Aber ich will Ihnen die wichtigsten Fakten verraten, Mr. Snape. Meinen Namen kennen Sie ja schon, also kann ich Sie wohl nur noch darüber aufklären, dass ich ein dunkler Heiler bin. Die rothaarige, kleine Hexe da“, und er nickte liebevoll in Kalliopes Richtung, „das ist meine Schülerin. Und Priestley Miles, meinen zweiten Schüler, haben Sie gestern bereits kennen lernen dürfen, richtig, Mr. Snape? Ist er nicht ein furchtbar unterkühlter Kerl?“ Hagius grinste Severus entgegen und Kalliope räusperte sich, wahrscheinlich empört darüber, dass ihr Lehrmeister so offen über nicht anwesende Personen sprach.
„So, nun denn. Wen haben wir hier?“ Hagius wandte sich zu Ulysses, stellte sich an das Fußende des Bettes und stützte sich mit den runzeligen, altersbefleckten Händen auf das schmiedeeiserne Gestell.
„Ulysses Rathburn, Meister“, sagte Kalliope eine Spur ungeduldig.
„Oh, natürlich, das wusste ich. Ulysses, unser ziviler Neuzugang.“ Er wandte sich mit seinem gemütlichen Lächeln an Kalliope. „Wie geht es ihm?“
„Besser, Meister.“
Da trat Hagius vor und schlug die Decke zurück, um Ulysses` Oberkörper zu inspizieren. Auch Severus warf einen Blick darauf, stellte aber mit Erleichterung fest, dass die Wunden tatsächlich verschlossen waren und nicht mehr nässten. An der Schnittstelle jedoch hatte sich jeweils ein hässlicher Grad toten Gewebes gebildet, doch vielleicht würde sich auch diese mit der Zeit verwachsen.
Während er mit seinen langfingrigen, krallenartigen Händen die Wunden befühlte, führte Hagius wie nebenbei seine Konservation mit Severus fort und sagte: „Der Dunkle Lord spricht in höchsten Tönen von dir, mein Sohn. Ich habe gehört du warst ein exzellenter Schüler in Hogwarts?“
„Wenn man sein Augenmerk besonders auf Verteidigung gegen die Dunklen Künste und den Zaubertrank-Unterricht richtet, dann stimmt das wohl.“
Hagius lächelte munter und trotz seines Alters besaß er bemerkenswert scharfe Zähne: „Ein bescheidener junger Mann“, lobte er. „Das gefällt mir!“
Auf Höhe des Brustbeines stieß der Mann jedoch auf eine Verletzung, die ihm nicht zu gefallen schien und zu Severus` großer Überraschung senkte der Alte den Kopf und schien daran zu riechen. Unter Hagius` wüsten Kopfhaaren glaubte Severus, spitze Ohren zucken zu sehen.
„Sie haben etwas gefunden, Meister?“, erkundigte sich Kalliope händeringend.
„In der Tat. Ich rieche hier Eiterbildung. Da müssen wir noch mal Hand anlegen, schätze ich.“
Sofort wuselte Kalliope zu dem Arzneischrank, zog ein kleines Gefäß heraus und ein Tuch zum Tupfen, und schon ein paar Sekunden später behandelte sie die entsprechende Stelle.
Severus musste wohl noch kritischer geguckt haben als üblich, denn Hagius Zevediah hatte es sogleich bemerkt und grinste breit. „Warum ich das riechen kann, fragst du dich?“, erkundigte er sich.
„Nun, ich habe noch keinen Heiler gesehen, der seine Patienten beschnüffelt“, gab Severus nüchtern zu.
Wieder schenkte Jagius Zevediah ihm ein zähnestarrtendes Grinsen, als er mit gewitzter Stimme sein Talent erklärte: „Ich denke ich muss wohl kein Geheimnis daraus machen, dass ich ein Werwolf bin. Ich habe einen feinen Riecher.“
Severus zog eine Braue hoch. „Ein Werwolf?“ echote er. Mit Werwölfen hatte er schlechte Erfahrungen … und er konnte sich nicht vorstellen, dass er bei Remus Lupin nur an ein besonders beißwütiges Exemplar geraten war. Insgeheim hielt er Remus sogar noch für einen recht zahmen Gesellen, verglichen mit den Schauermärchen, die er in der Zauberwelt bereits aufgeschnappt hatte.
„Ein reinblütiger, eurasischer Werwolf“, verbesserte Hagius Zevediah ihn sogleich. „Das bedeutet, dass ich als Werwolf geboren wurde, nicht gebissen. Nun. Der Dunkle Lord hält viel von eurasischen Werwölfen. Über die Grenzen Großbritanniens hinaus, folgen wir schon seinem Ruf.“
Was für eine furchtbare Vorstellung, dachte Severus.
Dennoch setzte er seine neutralste und diplomatistische Stimme auf, als er fragte: „Es gibt noch andere Arten von Werwölfen? Abgesehen von der Eurasischen?“
Hagius sah ihn an, als hätte Severus soeben ein Naturgesetz in Frage gestellt, doch sein natürliches Lächeln kehrte schnell wieder in sein Gesicht zurück. „Aber natürlich gibt es mehrere Arten. Die afrikanischen Werwölfe sind - nun ja - anders als wir. Eigentlich ist es eine Frechheit, sie überhaupt als Werwölfe zu bezeichnen, denn sie sind mehr wie - nun ja - Hunde, schätze ich. Der beste Freund des Menschen.“
Severus` Laune hellte sich schlagartig auf. Diese afrikanischen Werwölfe mochte er auf Anhieb. Sicherlich waren sie liebenswürdig und apportierten Stöckchen, anstatt Menschen in Stücke zu reißen.
Hagius fuhr fort: „Wir mögen uns nicht, die eurasischen Werwölfe und die afrikanischen. Wir töten und gegenseitig, instinktiv. Wir sind wie Feuer und Wasser.“
Dann, nachdem er Kalliope eine Weile prüfend bei der Arbeit zugesehen hatte, wandte er sich wieder Severus` Person zu. „Der Dunkle Lord möchte deine Fähigkeiten fördern, hab ich gehört“, sagte er und seine dunklen Augen funkelten dabei sowohl wissend als auch geheimnistuerisch.
„Das hoffe ich sehr, Sir.“
Das Lächeln wurde breiter und die wölfischen Zähne kamen deutlich zum Vorschein. „Dann wird dir dein nächster Auftrag sicherlich gefallen“, kündigte der Alte an, verriet jedoch keine weiteren Details.
Als Severus und Kalliope wieder alleine waren, half er ihr noch einmal mit dem Heilzauber und sie sahen zu, wie sich der Zustand von Ulysses` Wunden erneut verbesserte. Dennoch, Kalliope machte den Eindruck, als sei sie ehrlich entrüstet über all die schweren Verletzungen, die man dem Mann beigebracht hatte. In Gedanken beschwor Severus sie, besser auf den widerwilligen Ausdruck im Gesicht zu verzichten, denn in Lord Voldemorts Reihen zeigte man derlei Emotionen nicht. Voldemorts Befehl hatte schließlich gelautet, Ulysses mit allen Mitten zu quälen, um die verräterische Emilia Eliassen zum Reden zu bringen.
Doch da war noch etwas anderes, was Severus beunruhigte: die Art, wie Kalliope geradezu liebevoll die Haare aus Ulysses` Gesicht strich, war zu zart, zu mütterlich um einer überarbeiteten Dunklen Heilerin zu entsprechen. Am Vortag hatte er ihren Kollegen Priestley Miles dabei zugesehen, wie er rabiat und gefühlskalt mit seinem Patienten umgegangen war, und Kalliopes Behandlung stand in einem seltsamen Gegensatz dazu.
Severus konnte nicht anders, er musste sie einfach fragen. „Kanntest du diesen Mann?“
Ertappt hob sie den Blick und augenblicklich schoss ihr das Blut in die vollen Wangen. „Uh, du bist sehr aufmerksam“, gab sie zu. „Aber es stimmt, ja. Wir haben uns mal unterhalten, Ulysses und ich. Zufällig. Daran musste ich gerade denken und - es ist schwer in jetzt so zu sehen. Das hat er nicht verdient.“
„Vorsicht.“ mahnte er sie leise. „Du weißt, es war ein Befehl …“
„Ja, ich weiß.“ Schicksalsergeben nickte sie.
Severus richtete seinen bohrenden Blick auf sie und stellte erneut jene Frage, die ihn am meisten beschäftigte: „Warum lebt Ulysses noch?“
Man sah es Kalliope buchstäblich an, dass sie diesmal unter seinen Worten einknickte und nachgab. „Also schön“, sagte sie und seufzte schwer. „Der Dunkle Lord will … ich schätze, er will abwarten, was passiert. Ich meine, das ist bloß eine Theorie von mir, aber Ulysses könnte irgendwie geeignet sein…“
„Geeignet? Für was?“
Sie warf ihm einen bangen Blick zu, als fürchtete sie sich vor der Wahrheit und davor, diese auszusprechen. Doch sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern herab und fuhr fort: „Er war in Ulysses` Kopf, habe ich gehört. Sein Geist ist in ihm eingedrungen und da hat er vielleicht etwas gefunden, das ihm gefiel. Es gibt Menschen, mit denen ist ähnliches passiert und …“, sie zögerte lange, ehe sie weiter sprach: „Diese Menschen waren nicht mehr die selben.“
Kalliopes Hand ruhte noch immer gedankenverloren auf Ulysses` verschwitzter, geschundener Wange, als dieser sich plötzlich zu regen begann. Beide zuckten zusammen und starrten auf den verletzten Mann in dem Bett.
„Kannst du mich hören?“, fragte Kalliope. „Bist du wach?“
Sehr, sehr langsam öffnete Ulysses seine Lider und blinzelte gegen das schummrige Licht an, das den Trakt erfüllte. Seine Iris war grau, ansonsten waren die Augen blutunterlaufen und glanzlos.
„Emilia?“, hauchte Ulysses mit angeschlagener Stimme.
Kalliope zögerte sichtlich. „Sie ist tot“, erklärte sie dann jedoch streng.
Keine Reaktion. Der Blick des Mannes wanderte hinauf zur Decke und verlief sich dort im Nichts. Im ersten Moment dachte Severus, er sei gestorben, doch hob und senkte sich der Brustkorb noch immer schleppend.
Als Kalliope die Hand nach ihm ausstreckte und ihn an der Schulter berührte, reagierte Ulysses jedoch: er schnappte nach Luft und versuchte sich in seinem Bett aufzurichten, als wäre er aus einem Alptraum heraus gefahren. In seinen zuvor ausdruckslosen Augen glomm nun kalte Wut. Irgendetwas an diesen kalten, starrenden Augen kam Severus unmenschlich vor, als blicke er hinein in einen Abgrund aufsteigenden Wahnsinns und der Bosheit.
Ulysses` Blick huschte durch den Flur, doch als er offenbar nicht fand, was er suchte, betrachtete er abwechselnd Severus und Kalliope.
„Wo ist sie?“, fragte der Mann.
„Wer? Emilia?“, sagte Kalliope bedrückt.
Doch er schüttelte heftig den Kopf und sah sich erneut um. Dann ließ er seinen Blick über seinen zerschundenen Körper wandern, doch er reagiert nicht auf die Wunden und Prellungen, sondern befühlte seine Haut gehetzt, als sei er auf der Suche nach einem einzelnen Haar.
Kalliope beobachte das Bild mit ungläubigem Gesichtsausdruck. „Was tust du da?“, wollte sie wissen.
Ulysses reagierte nicht, ließ seine Hände den Hals hinauf wandern, überging kommentarlos und ohne mit der Wimper zu zucken das halb abgebissene Ohr und fuhr dann über eine Beule an seiner Stirn, die Severus harmlos erschien. Dennoch, ausgerechnet hier zuckte Ulysses zurück und seine Augen weiteten sich vor Entsetzen. „Was ist das?“, hauchte er.
Wie hätte Severus das Verhalten des Mannes nicht irritieren können? Man hatte ihm die Knochen gebrochen, ihn misshandelt und geschlagen, ihn mit einer Klinge malträtiert, ihn mit einem Zauber die Brust aufgeschlitzt und vieles mehr - doch es war ausgerechnet diese Beule am Kopf, die Ulysses fast in Rage versetzte.
Wie ein Hund, der versuchte, einen Kaninchenbau auszugraben, kratzte er daran herum, so schnell und selbstzerstörisch, dass er bereits nach Sekunden Blut zu sehen war.
Severus und Kalliope tauschten einen Blick aus, der weit über die übliche Besorgnis hinausging.
Verbissen kratzte er mit beiden Händen weiter, kniff die Augen zusammen, als der Schmerz ihn durchzuckte und hörte dennoch nicht auf. Da packte Kalliope beherzt seine Arme und fixierte sie in ihrem Griff.
Ulysses kämpfte gegen sie an und schrie gequält auf. „Was ist das?!“, rief er außer sich. „Warum habt ihr mir nicht gesagt, dass -“ Und nun bäumte er sich so heftig auf, dass Severus eingreifen musste und gemeinsam drückten sie ihn flach auf sein Bett nieder und raubten seinen Armen mit einem Zauber jegliche Kraft. Schlaff hingen diese nun an seiner Seite, während das Blut seine Stirn hinab rann.
„Da ist etwas in meinem Kopf, oder?!“, zischte Ulysses. „Hört ihr es nicht?!“
„Sei still“, befahl Kalliope.

XXXXXXX

Ulysses verstand die Worte des Mädchens nicht. Er sollte still sein? Dabei war er still, seine Stimme war rau und schwach, weil er so lange still gewesen war. Doch seit der Schleier der Apathie hinfort geglitten war, war die Dunkelheit um ihn voller Stimmen, die schrieen und zischten und deren Echo laut dröhnte.
Er hob den Blick zur Decke und die Welt um ihn herum drehte sich wild von einer zur anderen Seite. Blitze zuckten über die äußere Haut seiner Augen. Er konnte sie sehen, denn sie waren hell, doch er konnte sie auch fühlen, denn sie waren so schmerzhaft, dass er am liebsten geschrieen hätte. Und er glaubte, sie sogar zu schmecken, sie schmeckten nach altem Blut.
Wieder zuckte einer der Blitze über ihn hinweg und bohrte sich blendend weiß und schneidend in das Innere seines Kopfes und die Wirbelsäule hinab. Er bog seinen Rücken durch und verstand nicht, als sein gesamter Körper daraufhin wild vor Pein schrie. Alles schmerzte, aber er verstand ebenso nicht, woher der Schmerz kam.
Als ein neuer Blitz durch seinen Leib fuhr, spürte er, wie sich etwas in seinem Kopf bewegte. Zuerst hatte das Wesen sich gegen seine Stirn gepresst, wo seine Hände es hinter seiner Haut aufgespürt hatten. Er hatte seine Haut aufreißen und den Fremdkörper entfernen wollen, doch nachdem man ihn daran gehindert hatte, konnte er nur noch bewegungslos daliegen, während sich das Wesen bewegte. Es hatte einen heißen, verbrannten Körper, mit dem es seinen Schädel versengte, als er daran entlang kroch.
Ulysses biss die Zähne zusammen. Er konnte es kaum ertragen. Das Wesen begann sich in seinem Kopf gemächlich zusammenzurollen und da wurde alles in ihm so schwer, dass er glaubte, im Bett versinken zu müssen.
Doch jene beiden Menschen, die da auf ihn hinabblickten, zeigten keine Regung und halfen ihm nicht. Er wollte ihnen etwas sagen, doch auch der Mund war ihm zu schwer geworden. Eine seltsame Art von Schwärze kroch heran, gegen die er sich nicht wappnen konnte. Sie füllte das Innere seines Schädels wie beißender, heißer Rauch und lähmte seine Gedanken, seine Gefühle und seine Empfindungen.
Das Wesen in seinem Kopf begrüßte die Schwärze und schlug erwartungsvoll mit dem Schwanz, während Ulysses zurück glitt in die Apathie, aus der er sich so mühsam befreit hatte. Seine Augen huschten zu dem verschwommenen Gesicht des Mädchens hinüber, doch dessen war er sich längst nicht mehr bewusst. Einzig ihre ruckartige Bewegung hatte dafür gesorgt, dass sich seine Pupille automatisch auf dieses Bild scharf gestellt hatte. So automatisch, wie vielleicht die Augen einer Amphibie funktionierten: kalt, präzise und ohne Bewusstsein.
Ulysses konnte nicht wissen, wie schwer die Folter seinen Geist getroffen und verwüstet hatte, er hätte nicht einmal sagen können, warum es geschehen war und weshalb er sich an einem Ort wie diesen befand. Zu diesem Zeitpunkt erinnerte er sich weder an seinen Namen noch an seine Geschichte, es gab nur ihn, die Kreatur in seinem Kopf und die Schmerzen, die seine Aufmerksamkeit fesselten.
Die Heilung seines Geistes würde langsam vorangehen.
Doch - und davon ahnte er ebenso wenig - gab es kaum jemanden in seiner Umgebung, der diese Heilung je begünstigen würde. Im Gegenteil. Ulysses` Geisteszustand war Kalkül.

Fortsetzung folgt…


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Der Hobbit 3
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Ich glaube, man hätte mich für geisteskrank erklärt, wenn ich mit all dem gerechnet hätte. Wer konnte das vorausahnen? Niemand. Ich jedenfalls nicht...
Joanne K. Rowling