von jörg ratgeb
Flint lehnte lässig an einer Säule und betrachtete die Gesichter der Lehrer. Natürlich hatten alle Angst, doch einige schienen weiterhin Hoffnung zu haben.
Wenn sie Glück haben, dürfen sie ja sogar weiterleben!, dachte Flint. Dazu müsste allerdings der Zaubereiminister nachgeben und seine Freunde aus Askaban freilassen. Flint wusste, dass das eher unwahrscheinlich war. Doch die Freilassung von Flints Freunden war nicht der Hauptgrund für die 'Eroberung' Hogwarts'. Das Gold im Raum der Wünsche war es, was sie wollten.
Flint hoffte, dass seinen zwei Komplizen, die sich auf den Weg zum Raum der Wünsche gemacht hatten, nicht dieser mysteriöse Unbekannte dazwischen kam. Billy, oder wie er sich genannt hatte...
Die Tür zur Großen Halle öffnete sich. Augenblicklich richteten die verbliebenen Männer ihre Waffen auf die dahinterliegende Eingangshalle. Auch Flint fuhr sofort herum.
Es kam niemand in die Große Halle gelaufen, es stand auch niemand davor.
Flint runzelte die Stirn. Hatte es der Auror vor Hogwarts doch irgendwie geschafft in das Schloss zu gelangen? Und spielte er ihnen nun einen Streich?
Doch hatte nicht vorher einer von Flints Komplizen das Eingangsportal von Hogwarts verriegelt? Also war es unmöglich, Hogwarts von draußen zu betreten.
Plötzlich ratterte es in der Eingangshalle. Mehrere Waffen wurden geladen und Flint wartete gespannt.
Das Rattern wurde etwas lauter und dann kam ein kleiner Tisch mit Rädern in die Große Halle gefahren.
Flint glaubte sich daran zu erinnern, dass solche Tische im Krankenflügel als Nachttische dienten.
Der Tisch rollte einige Meter in die Große Halle, erst dann erkannte Flint, dass ein Mensch auf dem kleinen Tisch lag.
"Schau nach, wer das ist!", befahl Flint einem seiner Komplizen.
Der Mensch regte sich nicht, sondern hing einfach leblos quer über dem Tisch.
"Es ist Sergej!", rief der Komplize Flint zu. Er betastete den Hals des Körpers. "Er ist tot!"
"Keine Ãœberraschung mehr...", murmelte Flint vor sich hin, ehe er das Wort wieder an den Komplizen neben der Leiche Sergejs richtete. "Geh raus in die Eingangshalle! Dieser 'Billy' muss dort irgendwo sein... Knall ihn ab, damit er sieht, dass er uns nicht so leicht verarschen kann!"
Der andere Mann nickte, schulterte seine Waffe und rannte dann aus der Großen Halle.
Mit einem Schlenker seines Zauberstabs schloss Flint die Tür zur Großen Halle wieder.
Harry hatte den Einfall gehabt, dass er den Geiselnehmern ihren toten Freund zurückbringen könnte. Es schien ihm auch weniger lebensmüde, als selber in die Große Halle zu rennen.
Also hatte er sich wieder zur Küche begeben und die Leiche in die Eingangshalle geschleift.
Erneut hatte ihm dann sein Gehirn eine Idee geliefert. Er war in den Krankenflügel gerannt, hatte dort einen der Nachttische ausgesucht und war dann mit diesem wieder zurück in die Eingangshalle und zu dem Leichnam gespurtet.
"Alohomora!", hatte er geflüstert, worauf die Tür zur Großen Halle aufgeschwungen war.
Nicht sichtbar für die sich in der Großen Halle befindlichen Personen hatte er dann den Nachttisch, über welchen er die Leiche gelegt hatte, angeschoben und beobachtet, wie er in die Große Halle gerollt war.
Dann war er die Marmortreppe hochgerannt, um nicht sofort niedergeschossen zu werden, falls ihm einer der Geiselnehmer hinterhergeschickt würde.
Nun kauerte Harry hinter dem Geländer am oberen Ausläufer der Treppe.
Seine Vermutung bestätigte sich, als einer der Geiselnehmer aus der Großen Halle gerannt kam. Hinter ihm schloss sich die Tür.
Der Mann sah sich in der Eingangshalle um. Erst suchte er hinter den Rüstungen, dann ließ er seinen Blick langsam die Marmortreppe hochwandern.
Harry wusste, dass er nicht länger zögern durfte.
Er zückte seinen Zauberstab und richtete ihn auf den Mann, der am Fuß der Treppe stand.
"Levicorpus!", rief Harry.
Den Mann riss es an den Fußgelenken in die Luft. Sein schwarzer Umhang fiel ihm kurz vors Gesicht.
Harry richtete sich hinter dem Geländer auf, doch der Mann hatte den Umhang bereits wieder von seinem Gesicht weggezerrt und hatte geschossen.
Mehrere Kugeln durchschlugen Harrys linke Schulter. Er spürte ein höllisches Stechen und ließ sich zur Seite fallen.
Er wäre sicherlich tot, wenn der Schütze nicht kopfüber gehangen wäre.
Der Mann feuerte immer noch eine Salve nach der anderen ab. Lange würde er auch nicht mehr in der Luft hängen bleiben.
Harry musste reagieren.
Er richtete sich ein wenig auf. Den linken Arm ließ er einfach nur locker an der Seite hängen. Blut lief daran herunter. Bewegen konnte er den Arm sowieso nicht richtig. Die Kugeln schienen das Schulterblatt und einen Teil des Oberarmknochens zerschmettert zu haben.
Ein weiterer Schuss des wie wild um sich schießenden Mannes sprengte das halbe Geländer der Marmortreppe weg.
Harry wurde von einem Gesteinsbrocken in den Magen getroffen und kippte vornüber. Er musste mit dem Brechreiz kämpfen.
Sein Zauberstab rutschte ihm aus der Hand und kullerte die Treppe hinunter.
Mit letzter Kraft hob er sein eigenes Maschinengewehr und hielt dann den Abzug gedrückt.
Er dachte überhaupt nicht mehr nach. Er feuerte nur auf den Geiselnehmer.
Nach ungefähr zwanzig Sekunden hatte er die Ladung der Waffe aufgebraucht.
Stille herrschte in der Eingangshalle. Offenbar hatte er den Geiselnehmer getroffen.
Mit seinem gesunden Arm zog sich Harry an einem übrig gebliebenen Geländerteil wieder auf die Beine und stolperte kraftlos die Treppe runter.
Sein Zauberstab lag direkt neben der Leiche des Geiselnehmers. Er hatte ihn also tatsächlich getroffen.
Das Blut, das von Harrys Arm heruntertropfte, vermischte sich mit dem des toten Geiselnehmers.
Harry wusste, dass er nicht hier in der Eingangshalle bleiben durfte. Wahrscheinlich würde Flint in den nächste Minuten nachsehen, was mit seinem Freund passiert war.
Also rannte Harry schwer schnaubend die Marmortreppe wieder hoch und verschwand dann in einem der zahllosen Gänge von Hogwarts.
"Billy? Hörst du mich? Hier ist Jack, der Auror vor Hogwarts!"
Jack war nervös geworden und hatte sich entschlossen, erneut über das Walkie-Talkie Kontakt aufzunehmen.
"Ja... ich bin hier!", antwortete ihm die vertraute Stimme.
"Merlin sei Dank.", seufzte Jack. "Wie geht es dir?"
"Könnte besser sein!", murmelte die Stimme zurück.
"Denk ich mir.", entgegnete Jack. "Ich bin vorher zum Eingangsportal hochgegangen, aber die haben es abgeschlossen. Ich komm nicht rein!"
"Hab ich mir gedacht.", sagte 'Billy'. "Hol Verstärkung! Die Arschgesichter dürfen nicht abhauen können!"
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