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Fanfiction

The good, the bad and the ugly - Experimente

von Polaris

Am nächsten Tag nahm ich mir eine Woche Urlaub und begann mit den Vorbereitungen: Ich besorgte das Muggelequipment für Bluttrasfusionen und mischte vorsorglich Zaubertränke gegen Fieber und Schmerzen. Malfoy bestellte Essen und Trinken, so dass wir ein paar Tage lang abgeschottet von der Außenwelt unseren Versuch durchführen konnten.
Manchmal beschlichen mich leise Bedenken: Obwohl ich sein Leiden aufrichtig bedauerte, konnte ich Lucius Malfoy nach wie vor nicht ausstehen. Wenn ich ehrlich war neidete ich ihm all seine unverdienten und ausschließlich auf seiner Geburt beruhenden Eigenschaften: seine Zugehörigkeit zu einer alteingesessenen Reinblüterfamilie, das Vermögen, dass ihm nach dem Tod seines Vaters in den Schoß fallen würde, der garantierte berufliche Erfolg, sein gutes Aussehen - alles Qualitäten, die ihm immerfort und überall mühelos jene Türen öffneten, die mir so hartnäckig verschlossen blieben und deren zögerliche Öffnung ich mir Inch für Inch hartnäckig erkämpfen musste. Wenn Lucius Malfoy wenigstens dumm oder ein Weichling gewesen wäre – aber nein, ich fand auch da keinen Grund, auf ihn herabblicken zu können. Ich befand mich in allen Bereichen des Lebens ihm gegenüber in der Defensive– war sein schwacher Punkt, die Drachenpocken, nicht meine Möglichkeit zum Ausspielen einer Machtposition, nach der ich so lange vergeblich Ausschau gehalten hatte? Die bösen Worte „Versuchskaninchen“ und „Ausnutzen einer Notlage“ erhoben ihre hässlichen Häupter …
Ich schob diese Gedanken schnell beiseite, denn mir stand das große Ziel vor Augen, die Heilung der Drachenpocken durch mich, den Sohn eines Muggel-Hilfsarbeiters und einer einfachen Krankenpflegerin. Meine Eltern wären sehr stolz auf mich, und ich freute mich schon darauf, Mutter in einem ihrer besseren Momente davon erzählen zu können. Mit einer festen Stelle am St. Mungos konnte ich mir dann sogar eine eigene Wohnung in einem Stadtteil leisten, der von Spinners End so weit wie möglich entfernt lag, und zwar in jeder Hinsicht. - Und schließlich riskierte auch ich bei dem Experiment etwas, wenn mein Risiko auch deutlich geringer war als das des Patienten – und wer nicht wagt, der nicht gewinnt!
Am Freitagabend war es endlich so weit. Ich untersuchte Malfoy gründlich – abgesehen von den Drachenpocken war er kerngesund – und erläuterte ihm noch einmal ausführlich, was ich plante.
Am Ende meiner Ausführungen runzelte Lucius nachdenklich die Stirn. „Sollten wir nicht doch lieber noch jemanden aus dem St. Mungos hinzuziehen? Ich meine, falls etwas schief läuft?“
Das wollte ich nun auf gar keinen Fall – wenn beispielsweise Bozo Brute dahinter kam was ich hier vorhatte und bevor mir das Ergebnis des Versuches Recht geben würde, bekäme ich Riesenärger. Wahrscheinlich würde ich wegen unautorisierter Menschenversuche bei St. Mungos hochkant rausfliegen, an keinem Krankenhaus der Zauberwelt jemals wieder Heiler werden dürfen und darüber hinaus drohten mir noch ein paar Monate in Askaban. Der Erfolg der Heilmethode würde jedoch diese Konsequenzen ins Gegenteil verkehren und im Nachhinein die Methode rechtfertigen – ich war nicht der erste, bei dem die alte Weisheit von „Der Zweck heiligt die Mittel“ zum Tragen kommen würde. Urquhard Rackharrow beispielsweise bediente sich seinerzeit ähnlicher Methoden bei der Erfindung des Eingeweide-Ausweide-Fluches, und dessen Portrait hing in St. Mungos und nicht in der Eingangshalle von Askaban.
„Nein. Kommt nicht in Frage!“, beschied ich Malfoy kühl. „Wir alleine oder gar nicht!“ Gespannt wartete ich auf seine Antwort.
„Aber die Technik ist sehr muggel. Ich habe kein gutes Gefühl dabei!“, wandte er ein.
Ich wischte seine Bedenken beiseite.
„Muggelärzte machen das jeden Tag. Vertrau mir einfach.“
Das war nicht so leicht, wie ich den widerstreitenden Gefühlen auf seinem Gesicht entnehmen konnte. Lucius überlegte lange, gab sich aber endlich geschlagen: „Ich habe ja keine andere Wahl.“, bemerkte er resigniert. „Also gut, fang an!“
Er krempelte den Ă„rmel hoch und hielt mir die Armbeuge hin, damit ich die Nadel in seine Vene stechen konnte.

An dieser Stelle wird die Kletterei durch den Wasserfall gefährlich. Das Eis des Wasserfalls ist von winzigen Luftbläschen durchsetzt wie ein Schwamm, wenn ich Pech habe, kracht der Serac unter meinem Gewicht zusammen wie ein Kartenhaus. Mir bricht trotz der Kälte der Schweiß aus, und meine Hände zittern. Ich schaue nach oben, wo sich das glitzernde Sternenzelt über mir ausgebreitet hat und eine bleiche Mondsichel meine Bemühungen erhellt.
Ein paar lange Atemzüge später habe ich meine Furcht wieder im Griff. Ich beschließe, ein Paar Fuß weit zurück zu steigen und eine andere Wassersäule auszuprobieren – Rückschläge sind normal und für den kompletten Abbruch des Unternehmens ist es noch viel zu früh. Ich war noch nie jemand, der schnell aufgegeben hat.
Etwas weiter rechts habe ich schließlich Glück, das Eis ist glashart und schimmert bläulich im Mondlicht. Während sich mein Puls wieder normalisiert, arbeite ich mich beharrlich weiter und weiter hinauf zu Lucius Malfoy.

Am Anfang des Versuches verlief alles wie am SchnĂĽrchen. Mir wurde zwar fĂĽr einige Stunden speiĂĽbel, aber ich erholte mich schnell und konnte mich nun ganz auf meinen Patienten konzentrieren.
Lucius Malfoy vertrug mein Muggelblut nicht so gut, wie ich es mir erhofft hatte. Er entwickelte schnell hohes Fieber, dem ich mit den vorbereiteten Zaubertränken entgegenwirkte. Trotzdem verfiel er in der Nacht von Samstag auf Sonntag in wilde Fieberträume, in denen er Narcissa gestand, er habe sie mit der Behauptung nur angelogen, sie mit ihrer Schwester betrogen zu haben, Bellatrix sei in ihrer aggressiven Art mehr Furcht einflößend denn begehrenswert - und er liebe nur Narcissa! Aber Lucius fand den Gedanken unerträglich, sie als seine Verlobte könne nach seinem Tode vor aller Welt mit dem Makel der Drachenpocken besudelt werden. Sie müsse ihm glauben, er habe wirklich nie, nie …
Mir war klar, dass meine Ohren da etwas absolut Privates gehört hatten. Ich beschloss, Lucius gegenüber niemals zu erwähnen, dass ich wusste, wie er für Narcissa empfand. Ich hoffte nur, die beiden würden nach Lucius Heilung noch einmal zueinander finden.
Am nächsten Abend wurde es für Lucius kritisch. Zum Fieber gesellten sich schreckliche Krämpfe und Schmerzen hinzu, die ich auch mit den stärksten Heiltränken kaum in den Griff bekam. Ich fühlte Panik in mir aufsteigen, denn ein Scheitern meiner Methode und der Tod Lucius Malfoys waren für mich bisher zwar eine gedankliche Hypothese, aber keine tatsächlich eintretende Konsequenz gewesen – und dieser gefühlsmäßige Irrtum schlug jetzt mit ganzer Härte zurück. Ich gestand mir als letzte Frist noch zwei Stunden Wartezeit zu – dann würde ich St. Mungos alarmieren, mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen.
So trieb ich an der Grenze zwischen Verzweiflung und Panik dahin, während ich Malfoys Stirn und Waden mit Umschlägen kühlte und ihm ab und zu einen Schluck Zaubertrank einflößte. Der sterbende Lucius hielt meine Hand umklammert wie das letzte Band zum Leben und ich verwünschte ausgiebig meine intellektuelle Unfähigkeit, die Behandlungsmethode nicht noch sicherer und effektiver ausgetüftelt zu haben.
Dann geschah das Wunder: Lucius Fieber sank, erst langsam, dann immer schneller. Das unerträgliche Stöhnen und die Muskelkrämpfe ließen nach, der Ausschlag auf seinem Rücken verschwand, und als am Montag die Sonne aufging, schlug auch Lucius Malfoy die Augen auf. Sie hatten den glänzenden Schleier verloren und sein Blick war wieder klar und bewusst.
„Ist es vorbei?“, krächzte er heiser.
Ich nickte stumm. Die Erleichterung schnĂĽrte mir den Hals zu. Wir waren beide Tod und Verderben um Haaresbreite von der Schippe gesprungen.
„Ich erinnere mich an gar nichts seitdem du mir diese verfluchte Muggelnadel in den Arm gerammt hast.“, fuhr er fort. „Verflixt – kann ich einen Schluck Wasser haben, bitte?“
Ich gab ihm Wasser zu trinken und konnte mein doppeltes GlĂĽck kaum fassen.

Unser Verhältnis zueinander wandelte sich grundlegend: Lucius Malfoy zeigte sich beinahe rührend dankbar, und ich hatte ein mächtig schlechtes Gewissen ihm gegenüber, weil ihm die Erinnerung an die kritischen Phasen seiner Heilung völlig abging.
Lucius hingegen lud mich ein zu sich nach Hause nach Malfoy Manor.
Ich lehnte ab mit dem Hinweis, ich könne mich dort wohl kaum mit meinen schäbigen Umhängen sehen lassen, doch Malfoy bestand darauf. Anscheinend wurde ihm als geselligem Menschen bei diesem Gespräch zum ersten Mal bewusst, dass ich mein Zimmer aus purer finanzieller Not mit jemandem teilte und nicht, weil ich gerne Menschen um mich hatte wie er. Darum bestand er darauf, mich in die Grundkenntnisse der Finanzwelt einzuweihen, die mich bis dato nicht sonderlich interessiert hatten – ich schätzte am Heilerberuf vor allem die intellektuelle Herausforderung und Vielfältigkeit; Geld und Ruhm waren im Vergleich dazu angenehme Dreingaben, die ich dann auch nicht verachtete.
Einmal damit konfrontiert fand ich die Spielregeln der internationalen Finanzmagie simpel und leicht zu beherrschen. Bei meiner nächsten Schachniederlage forderte Lucius Malfoy von mir als meinen Tribut an den Sieger die Annahme einer kleinen Summe, mit der ich erste Spekulationen an der Londoner Zauberterminbörse durchführen sollte. Zähneknirschen nahm ich das Geld an, investierte in eine Firma, die einen neuen Schlank-ohne-Diät-Zaubertrank auf den Markt werfen wollte - und verdiente an einem Tag so viel wie sonst in einem ganzen Jahr. Ich zahlte das Darlehen sofort an den widerstrebenden Lucius zurück (mein Sieg im Schach!) und meine finanzielle Situation entspannte sich merklich, so dass ich nicht nur Mutter ein paar Zusatzbehandlungen gegen Verschwinditis, sondern auch mir einige bescheidene Luxusanschaffungen wie neue Bücher oder anständige Kleidung gönnen konnte.
Darum hatte ich bei der nächsten Einladung nach Malfoy Manor auch keine Ausrede mehr, und ich sagte zu, die erste Juniwoche des Jahres 1979 dort zu verbringen. Ich war ziemlich aufgeregt, denn ich hatte keine Ahnung, wie ich mich in so ungewohnter Gesellschaft zu benehmen hatte. Malfoy lachte über meine Bedenken und erklärte, ich solle einfach so sein wie immer: kühl, zurückhaltend und arrogant, das käme hervorragend an bei den Malfoys. Es wäre übrigens kein Problem, das ich ein Halbblut sei – allerdings sollte ich diese Eigenschaft seinem Vater Abraxas wenn möglich nicht aufs Tapet bringen. Abraxas sei sehr stolz auf das reine Blut der Familie und würde seinem Sohn Lucius sofort enterben und ohne einen Knut in der Tasche aus dem Haus jagen, wenn er wüsste, auf welches Experiment er sich mit mir eingelassen hatte. Die anderen Familienmitglieder und Gäste würden mir mein Halbblut schon nicht nachtragen, wenn Lucius sich für mich einsetzte, und allgemein könne ich mich meiner Haut Lucius Erfahrung nach äußerst spitzzüngig erwehren und sei frei, dies auch zu tun. Darüber hinaus solle ich mich durch seine verrückte Verwandtschaft bloß nicht einschüchtern oder gar beleidigen lassen – insbesondere nicht durch Bellatrix Black, die mit ihren Schwestern Narcissa und der etwas später zum Sommerfest am Wochenende erwarteten Andromeda ebenfalls Malfoy Manor besuchen würde. Lucius zeigte mir ein Foto, das die drei Schwestern zeigte: Links blinzelte die scheue, elfengleiche Narcissa in die Kamera, die so zerbrechlich schien wie aus Spinnwebseide und Porzellan gemacht. Doch Narcissa setzte auf erstaunliche Weise immer genau das durch, was sie wollte. Dabei opponierte sie niemals offen gegen etwas – nein, am Ende war Lucius genau wie alle anderen fest davon überzeugt, er habe ursprünglich die Idee gehabt und müsse seinerseits Narcissa überreden! Ich schmunzelte über Narcissas Verhandlungsgeschick und freute mich, dass die beiden sich versöhnt hatten und im Herbst heiraten wollten.
Das zweite Mädchen auf dem Bild ganz rechts unterschied sich diametral von Narcissa: Bellatrix Black räkelte sich dort so üppig und verführerisch, dass mich ihre Vorzüge beinah aus dem Rahmen heraus ansprangen. Ihre stolze Haltung, das hochgereckte Kinn, ihr herausfordernd offenherziges und dabei sündhaft teures Kleid sowie der arrogante Blick von oben herab war geradezu eine Einladung an den Jagdtrieb der Männer, sie zu erobern. Ich gebe zu, sie sprach mich auf eine beinahe schmerzhafte, kaum zu erklärende Weise an.
Das dritte Mädchen – im Alter wie im Bild genau zwischen Narcissa und Bellatrix - hieß Andromeda. Während sowohl die Ältere als auch die jüngere Schwester Männerherzen schneller schlagen ließen, war Andromeda zwar hübsch, aber absolut unscheinbar: Mausblondes Haar, allerweltsblaue Augen, schlanke Figur. An ihr war nichts Aufregendes und geheimnisvoll Verruchtes wie an Bellatrix, nichts lockte den Beschützerinstinkt hervor wie die zarte Narcissa. Andromeda war einfach nur sterbenslangweilig.
So ließ ich dann Anfang Juni die Arbeit am St. Mungos sowie die Ausarbeitung meiner Abschlussarbeit stehen und liegen, packte meinen Koffer und folgte Lucius Malfoy in die Welt der Schönen, Reichen und Reinblüter, die mir bis dato nur aus den Klatschspalten der Hexenwoche, die ich meiner Mutter regelmäßig ans Krankenbett mitbrachte, ein Begriff war.
Malfoy Manor war ein überwältigender Anblick: Von einem weitläufigen, gepflegten und von künstlichen Seen und Flüssen durchzogenen Park umgeben lag es weithin sichtbar auf einer Anhöhe, die sich Malfoy Tops nannte. Alle Wälder, Felder und auch die Siedlungen rundum gehörten zum Landgut der Familie. Das Anwesen selbst war ein stilvoller klassizistischer Bau in typischem Understatement, bei dem nicht protziges Gold oder verspielte Türmchen vom Reichtum seiner Besitzer zeugten, sondern die elegante Schlichtheit der Architektur, eine erlesene Auswahl von auf den ersten Blick „einfachen“ Materialien sowie die Konzentration auf klare Linienführung und kühle Blütenfarben im rieseigen Parkgelände, in dem bereits die in strahlendem Weiß leuchtenden Zelte für das kommende Sommerfest aufgebaut waren.
Mein Auftakt bei den Malfoys war etwas holprig. Beim Abendessen erwähnte Bellatrix Black süffisant den Schlammblüter, den ihre Schwester Andromeda zum Sommerfest anzuschleppen gedenke. Bella merkte an, dass schlechter Geschmack in Modefragen wie in der Auswahl männlicher Begleiter wohl nicht erblich sein könne, da man sonst vermuten müsse, Andromeda sei selbst ein Schlammblutbastard.
Meine Mine fror fĂĽr einen Moment lang ein und mein RĂĽckrat versteifte sich unwillkĂĽrlich, doch der alte Abraxas Malfoy, der dem Kopf der Tafel und damit der gesamten Tischgesellschaft wie ein Gutsherr vorsaĂź, hatte mich in exakt diesem Moment beobachtet und prompt erwischt.
„Sie sympathisieren doch nicht etwa mit diesem Abschaum, Mr. Snape?“, bemerkte er mit schneidender Höflichkeit, hinter der ich den stahlharten Patriarchen erkannte. Alle Gespräche am Tisch verstummten schlagartig, und die Gesichter wandten sich ausnahmslos mir zu.
„Nein. Ich bin einer von diesem Abschaum.“, entgegnete ich ihm ebenso eisig, während ich die Serviette sorgsam zusammenfaltete und niederlegte. „Mein Vater war ein Muggel, und er gab mir niemals Anlass, mich seiner zu schämen!“
Der alte Malfoy wandte sich an seinen Sohn.
„Wie kannst du es wagen, mir sowas …“ – das Wort klang in seinem Munde nach einer Mischung aus Bandwurm und Blutegel – „…ins Haus zu schleppen? Antworte mir, Lucius!“
Ich erhob mich steif und schob den Stuhl zurĂĽck.
„Es tut mir leid. Ich wollte ihnen meine Gesellschaft nicht aufdrängen …“
Lucius packte meine Hand und hielt mich fest, als ich mich zum Gehen wenden wollte. Er stand ebenfalls auf.
„Severus ist ein Freund, Vater. Wenn er geht, dann gehe auch ich.“, erklärte er fest. „Außerdem hat er bei seiner ersten Investition einen tausendprozentigen Reingewinn erwirtschaftet – ich glaube, damit kann es selbst Großonkel Ebenezer nicht aufnehmen, oder?“
Der Abscheu in der Miene des Alten wurde durch Ăśberraschung ersetzt.
„Ein Kaufmann? Ich dachte, er sei am St. Mungos …?“
Lucius verzog die Lippen zu jenem arroganten Lächeln, dass Narcissa so an ihm liebte.
„Ja, ein Heiler. Aber im Herzen ein ebenso eiskalter Rechner wie wir, Vater – Severus hat seine wahre Berufung nur noch nicht erkannt!“
„Worin hat er investiert?“, gab der Alte zurück.
„Die Diät-Sache, von der du nichts wissen wolltest und deren Ertrag dann in den Himmel geschossen ist wie Zauberbohnen!“
„Oh! Ja. Also …“, geriet der Patriarch ins Stottern und fügte nach einem Moment der Verwirrung und des Gedankenordnens hinzu: „Wenn das so ist – dann herzlich Willkommen im Hause Malfoy, Mr. Snape! Ich entschuldige mich für mein ungebührliches Verhalten - Ich habe nicht gewusst, welch unglaubliche Qualitäten in ihnen schlummern!“
Ich nickte knapp.
„Schon vergessen.“
Abraxas Malfoy beugte sein Haupt knapp und entschuldigend vor seinem Sohn, und wir beide nahmen wieder Platz. Die Gespräche um uns herum wurden wieder aufgenommen, und die Atmosphäre entspannte sich unmittelbar.
„Das wäre geschafft! Das der Alte aber auch jedem Freund, den ich mal nach Hause mitbringe, sofort auf den Zahn fühlen muss!“, flüsterte mir Lucius ins Ohr, während er einer Hauselfe bedeutete, mir Wein nachzuschenken.
„Du wusstest, dass er so reagieren würde?“ Ich war ziemlich sauer auf ihn, weil er mich nicht vorgewarnt hatte.
„Na klar! Aber zum Glück bist du ja wirklich ein verkappter Pfeffersack wie wir, und sogar Großonkel Ebenezer, unser größtes Finanzgenie, müsste sich vor dir fürchten.“ Er klang plötzlich besorgt. „Ich hoffe doch, du willst nicht irgendwann einmal bei der Konkurrenz einsteigen, oder?“
Ich grinste. „Kein Interesse. Ich bleibe bei den Heilern, versprochen!“
Wir stießen mit dem hervorragenden Elfenwein – ich hatte noch niemals einen so überragenden Tropfen genossen – an, und die Woche versprach, doch noch ein Gewinn für mich zu werden.
Nach und nach machte Lucius mich mit den übrigen Gästen vertraut, und da mein Halbblutproblem vom Familienoberhaupt zu meinen Gunsten entschieden war, betrachteten mich alle als Ihresgleichen und nutzten die Gelegenheit, einen Heiler auszuquetschen. Ich hätte im Anschluss an das Essen mit Erpressung eine Menge Geld verdienen können, denn viele der Anwesenden schienen zu glauben, ich könne mal eben ihre Zipperlein beheben und sie vertrauten mir so ungebeten wie offenherzig ihre diversen Probleme an. Ich beantwortete ihre Fragen, so gut es eben ging, und als schließlich das Gespräch auf andere Themen – natürlich Handelangelegenheiten - umschwenkte, fragte man mich ebenso selbstverständlich nach meiner Meinung wie zuvor.
Der Abend und die weitere Woche gestalteten sich insgesamt unterhaltsamer als ich erwartet hatte, denn die Mitglieder der Familie Malfoy und ihre Gäste erwiesen sich als intelligente und scharfsinnige Gesprächspartner in jeder Hinsicht. Außerdem boten die weitläufigen Räumlichkeiten und der wunderbare Park ausgiebige Rückzugsmöglichkeiten, wenn mir die Gesellschaft der vielen Leute in Malfoy Manor auf die Nerven zu gehen drohte.

Am vierten Morgen meines Aufenthaltes erwachte ich früh und beschloss, vor dem Frühstück ein wenig die Stille des Parks bei einem Spaziergang zu genießen. Ich umrundete den Musikpavillon, besichtigte die künstliche Ruine, durchschritt die mit Rosen der Sorte „Raubritter“ bedeckte Gartenlaube und umrundete den Seerosenteich mit den zarten, porzellanartigen Nymphaea alba, die ein zauberhaftes, beinahe verwunschenes Bild im Morgenlicht abgaben. An den Pferdeställen entdeckte ich, dass deren Haupttor sperrangelweit offen stand. Ich ging hinüber, es zu schließen, damit die kostbaren Pferde nicht die Gunst der Stunde nutzen und sich über die zarten Triebe im Kräuter- und Blumengarten hermachen konnten.
„Lass das Tor offen, du Dummkopf! Oder glaubst du, ich steige für dich von meinem Roß?“, vernahm ich plötzlich hinter mir eine Stimme.
Ich drehte mich um und verrenkte mir den Hals, um zur ältesten Tochter des Hauses Black hinaufschauen zu können, die auf einem prächtigen Rappen thronte und abschätzig aus dem Damensattel auf mich Erdenwurm herabblickte wie die Königin von Saba persönlich. Die Hufspuren im gepflegten, taunassen Gras zeigten, warum ich den geschmeidigen Tritt des Hengstes nicht vernommen hatte.
„Entschuldigung. Ich habe dich nicht gehört, Bellatrix.“
Sie lachte, und mir stellten sich die Nackenhaare hoch.
„Komm her und beuge dein Knie. Dann verschränk die Hände, damit ich absteigen kann. Los, mach schon!“, kommandierte sie. Ich gehorchte verblüfft.
Völlig selbstverständlich nutzte sie meine Hilfe wie die einer gewöhnlichen Stallelfe, wobei sie mir zuerst mit völliger Absicht ihr tief ausgeschnittenes Dekolleté unverschämt dicht vor die Nase hielt, um dann auch noch scheinbar zu straucheln, damit sie sich wie zufällig einen langen Moment an mich pressen konnte, als ich sie auffing.
Ich atmete tief durch und rang darum, meine Gelassenheit beizubehalten. Bellatrix Black war eine Meisterin des Frontalangriffs, und ich noch nicht besonders erfahren in diesen Dingen.
Mit aufreizender Miene drĂĽckte Bellatrix mir die ZĂĽgel in die Hand.
„Na los, beweg dich, Sohn eines Muggels! Bring das Pferd in den Stall!“ Sie strich mir über die Wange, um mir gleich darauf auffordernd einen Stoß gegen die Schulter zu versetzen.
Ich ergriff grob ihren Arm, wickelte blitzschnell die Zügel darum und sagte kalt: „Mach deine Arbeit doch selbst, Hexe!“
Sie starrte mich ungläubig an, warf dann ihren Kopf in den Nacken und lachte verrückt wie eine Veela. Mir wurde siedend heiß.
Ohne ein weiteres Wort packte sie das Pferd beim Halfter und mich beim Kragen und zog uns beide hinein in das Dunkel des Stalles.
Dort lieĂź sie den Rappen fahren, packte mich beim Schopf, warf mich gegen die Seite einer leer stehenden Box und bog mir den Kopf in den Nacken.
„Küss mich, Schlammblut!“, fauchte sie wild.
Ich riss mich los, fing sie zwischen meinen Armen ein – und küsste Bellatrix mitten auf ihre roten roten Lippen.
Es war als küsse man einen Vulkan, ich kann es nicht anders beschreiben. Ich ertrank in dieser Hitze wie in Magma, und alles um mich herum zischte und brodelte und kochte …
Ohne Vorwarnung stieß Bellatrix mich zurück, wobei sie mir gleichzeitig die Reitpeitsche durchs Gesicht zog und mir ihr Knie an jene Stelle rammte, an der Männer am empfindlichsten getroffen werden können.
Ich ging augenblicklich zu Boden.
„Du hast doch nicht wirklich geglaubt, ich würde mich mit einem Schlammblutbastard wie dir einlassen, oder?“, lachte die Reinblüterin mich aus, während ich mich sprachlos vor Schmerz vor ihr im Staube wand.
Leichtherzig streifte sie ihre Handschuhe ab, lieĂź sie zusammen mit der Gerte vor mir zu Boden fallen und schritt hinaus in das Morgenlicht, als habe sie nichts Wichtigeres zertreten als einen Regenwurm.

Nachdem ich meinen Stolz und mich vom Boden aufgesammelt hatte und wieder aufrecht gehen konnte, machte ich mich auf dem Weg zurück ins Haus. Ich dachte gar nicht daran, Bellatrix ihren Triumph zu gönnen und beim Frühstück zu fehlen. Zum Glück blieb mir genug Zeit, mich zu waschen und umzuziehen.
Als ich an der Frühstückstafel neben ihm Platz nahm, musterte Lucius mich mit hochgezogenen Augenbrauen und meinte unschuldig: „Was ist denn mit dir …?“
„Frag lieber nicht!“, knurrte ich ungehalten, und Lucius war klug genug, nicht weiterzubohren.
Nach einer Tasse Tee hatte ich mich dann soweit im Griff, Bellatrix schadenfrohe, die Konversation der ganzen Gesellschaft übertönende Frage, wie ich es denn geschafft habe, mich beim Rasieren ausgerechnet an der Augenbraue zu schneiden, so beiläufig wie kühl zu beantworten.
„Mich hat eine rossige Stute getreten. Kommt nicht wieder vor.“
Ich ignorierte Lucius erst fragenden, dann verstehenden Blick und widmete mich schweigend dem Frühstück. War ja nicht so, dass mein Freund mich nicht vor seiner zukünftigen Schwägerin gewarnt hätte.
Quod licet jovi, non licet bovi.


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Während der vier Stunden, die ich in dem verspäteten Zug verbrachte, sprudelten mir alle diese Ideen nur so im Kopf herum.
Joanne K. Rowling