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Fanfiction

The good, the bad and the ugly - To be or not to be

von Polaris

Wir gehen gemeinsam einige Zauberstäbe durch, doch zehn Zoll Trauerbirke mit Hippogreifklaue erweisen sich als zu nachgiebig, während der handliche Zwölfzöller aus Schwarzerle mit Phönixfeder zwar ausdauernd und biegsam ist, aber letztendlich einen Sprung bekommt – möglicherweise sind aufgrund der erst kürzlich überwundenen Krankheit meine magischen Kräfte noch immer schwer einzuschätzen.
So geduldig wie viele Jahre zuvor lässt sich Ollivander durch die Misserfolge nicht entmutigen, bis ich schließlich den Kerkerraum wieder einmal ins Chaos gestürzt habe und die zerlumpten Mitgefangenen, die uns anfangs nur zaghaft und aus den Augenwinkeln heraus Blicke zuwarfen, uns ganz offen interessiert, wenn auch aus sicherer Entfernung beobachten.
„Ich weiß nicht, ich weiß nicht …“, murmelt Ollivander und reibt sich nachdenklich das Kinn, „Könnte vielleicht ein Zauberstab aus …?“ Der Zauberstabmeister lässt mich stehen und eilt zu einer Kiste, die anscheinend seit der Gründung von Ollivanders Geschäft im Jahr 382 v. Chr. verschlossen blieb, und öffnet den von einer fingerdicken Staubschicht und Spinnweben überzogenen Deckel. Zuoberst auf dem Seidenpapier liegt ein vertrockneter Zweig mit mumifizierten Beeren.
Ich nehme das vertrocknete Ding in meine Hand und betrachte es zweifelnd. „Dieses hässliche stechende Gestrüpp …?“
„… mit den giftigen Samen, ja. Man benutzte im Mittelalter dieses Holz, um Langbögen daraus zu bauen, die am meisten gefürchtete Waffe …“
„…bis zur Erfindung der Armbrust.“, vollende ich ironisch. Sogar ein Troll kann mit einer Armbrust schießen. Ich werfe den Zweig zurück in die Schachtel.
Ollivander wickelt derweil den Zauberstab aus dem Seidenpapier und legt ihn mir beinahe ehrfĂĽrchtig in die Hand.
Sofort durchläuft mich ein ganz unbeschreibliches Gefühl: unbesiegbar wie auf der Spitze eines nach langem Kampf bezwungenen Berggipfels, während mir die Welt zu Füßen liegt.
„Ja!“, flüstert Ollivander, „Das hatte ich …“
Er bricht ab und mustert mich schweigend aus diesen unergrĂĽndlich blassen Augen.
Mein Mund ist ganz trocken und ich muss schlucken. Hat Meister Ollivander nun geahnt oder gefürchtet, dass mich dieser Zauberstab wählen wird?
Ich entscheide mich, keine Fragen zu stellen, deren Antwort ich nicht hören möchte.
Ich räuspere mich und schlage mit dem Zauberstab einen Bogen. Ein glitzernder Wasserfall sprüht hervor, der in dem düsteren Gefängnis ganz unvermittelt ein optimistisches Licht verbreitet. Unsere unfreiwilligen Zuschauer verharren inzwischen da, wo sie ihre Zwangsarbeit gerade beschäftigte, und betrachten mit schimmernden Augen das ungewöhnliche Schauspiel.
„Was ist das für ein Zauberstab?“, frage ich kühl.
Die Jammergestalten wenden sich ab und schlurfen mit den Postpaketen und ihren Sorgen beladen weiter.
Ollivander faltet akribisch das Seidenpapier aus der Schachtel zusammen und lässt es in eine Schublade gleiten.
„13 ¼ Zoll Taxus braccata mit Drachenherzfaser. Verursachte schon nichts als Ärger, als ich ihn gemacht habe – der ist mir tatsächlich ins Gesicht gesprungen, als ich ihn in die Drechselmaschine einspannen wollte!“ Er zeigt auf eine winzige Narbe unter seinem linken Auge.
„Tut mir leid.“, entgegne ich unsicher, obwohl ich wohl kaum etwas dafür kann, wenn mein Zauberstab sich störrisch benommen haben sollte – schließlich war ich, dem Staub auf der Kiste nach zu urteilen, bei seiner Herstellung noch nicht einmal geboren!
Um meine Verlegenheit zu überspielen, nehme ich auf gut Glück ein Stück von Naginis Schlangenhaut aus einer Dose, die ich beim Ausprobieren der inkompatiblen Zauberstäbe heruntergeworfen habe, und zupfe nervös an diesem Zusatz zum echten Zaubermittel herum, das uns Todesser vor Attacken der minderwertigen Zauberstäbe schützen soll.
„Jedem tut irgend etwas leid. Uns hier unten hilft das aber nicht.“ Ollivander nimmt mir die Dose mit Naginis Schlangenhaut aus der Hand und stellt sie zurück an einen leeren Platz im Regal, während sein Rücken eindeutig Missbilligung ausdrückt.
„Wenn ich irgendetwas für sie tun kann, Mr. Ollivander, zum Beispiel bessere Verpflegung oder …“ Ja, was eigentlich? Ich breche hilflos ab und versinke in der Betrachtung von Naginis abgestreifter Hülle.
Ich frage mich, welcher Schlangenart das Maskottchen des Dunklen Lords wohl angehört und zerkrümle interessiert die Schlangenhaut zwischen den Händen. Die Farbe löst sich ab und färbt meine Finger braun, und was unter der Deckschicht zum Vorschein kommt, sind baumschlangengrüne Schuppen. - Merkwürdig.
Ich lasse die Überreste der Schlangenhaut zu Boden rieseln und wische mir die Hände am Umhang sauber, bevor ich die Augen hebe und dem Blick des Zauberstabmeisters begegne, der mich mit einem angespannten Gesichtsausdruck mustert.
Ich gebe mir einen Ruck. „Also, wie kann ich ihnen und ihren Leidensgenossen ihr Schicksal erleichtern, Sir?“
Ollivander beugt sich vor und ergreift flehend meine Hand. „Retten sie uns, Severus! Rabastan Lestrange nimmt offensichtlich von ihnen Befehle entgegen …“, flüstert er verzweifelt. „Man wird uns alle umbringen, wenn man uns für die Zauberstabproduktion nicht mehr braucht! Helfen sie uns – oder wenigstens den Frauen! Bitte!“
Ich streife Ollivanders Hand von meiner. „Das ist leider unmöglich, Mr. Ollivander.“, entgegne ich ruhig. „Ich bin ein Todesser.“
Ollivanders sensibler Mund wird schmal.
„Wisst ihr, Severus Snape, was der, dem ihr dient, mit Florean Fortescue gemacht hat? Der hat sich nämlich geweigert, sein Eis mit Imperius-Zaubertrank zu versetzen! Die Söhne und Töchter von Leuten, die sich gegen den Dunklen Lord gestellt haben, sollten Floreans wundervolles Eis essen - und ihre eigenen Eltern angreifen!“
Ich schweige erschrocken, denn ich las von genau so einem Vorfall im letzten Jahr im Tagespropheten!
Ollivander lächelt bitterer.
„Ja, genau – eine Abscheulichkeit ohne Beispiel! Als Fortescue sich weigerte, dabei mitzuwirken, hat der, dessen Name ich vor Ekel nicht in den Mund nehmen mag, ihn in einen Minotaurus verwandelt, der jeden Menschen zerreist, der aus einer altmodischen Teetasse trinkt! Dein Herr hat uns gleich vorgeführt, was das bedeutet: ein Muggel musste aus der Tasse trinken, und der arme, sanftmütige und kinderliebe Florean hat in seiner fürchterlichen Monstergestalt diesen bedauernswerten Mann und alle, die mit ihnen zusammen in einer Zelle eingesperrt waren …“
Ollivanders Stimme bricht, und Tränen steigen in seine blassen Augen, als er sich abwendet und geräuschvoll in sein Taschentuch schnäuzt.
„Nein!“, flüstere ich, während der alte Mann sich das Gesicht mit dem Ärmel abwischt und tapfer um die Rückgewinnung seiner Fassung ringt.
„Oh doch!“, erklärt Ollivander mühsam beherrscht. „Also sagen sie mir nicht, was möglich oder unmöglich ist! Entweder sie helfen uns, oder sie sind keinen Deut besser als Rabastan Lestrange. Bitte, Severus!“
Ich erhebe mich steif.
„Tut mir leid, Ollivander. Sie verschwenden meine Zeit.“
Brüsk drehe ich mich auf dem Absatz um und rufe nach Lestrange, der mir die Gefängnistür öffnet, während sich die Blicke Ollivanders und seiner Mitgefangenen in meinen Rücken bohren.
„Meister Ollivander findet für jeden Zauberer den richtigen Zauberstab.“, bemerkt Rabastan unbekümmert und wedelt mir mit seiner Zeitschrift unter der Nase herum. „Guck dir die scharfe Braut hier an, Severus, mit der würde ich gerne …!“ Ungeschickt sperrt er hinter mir zu und klemmt meinen Umhang in das Türschloss, weil er gleichzeitig der anregenden Lektüre von „Sexy Hexy“ und seinen Pflichten als Wächter gerecht werden will.
Ich reiĂźe meinen Umhang aus dem TĂĽrspalt und schlage Rabastan wĂĽtend die Zeitschrift aus der Hand.
„Konzentrier dich auf deine Aufgaben und schmeiß diesen Schund weg, Idiot!“
Rabastan schweigt erschrocken, denn er ist sich natĂĽrlich keiner Schuld bewusst. Er folgt mir verwirrt und in sicherem Abstand, nachdem ich ihn grob zur Seite gestoĂźen habe, um mit langen Schritten davonzueilen.
„Severus! Wie würde Dumbledore wohl handeln? - Sie sind unsere letzte und einzige Hoffnung!“, ruft Ollivander mir in tiefster Verzweiflung nach.
Rabastan dreht sich um und lacht.
„Severus Snape hat Dumbledore getötet – hat dir das noch keiner gesagt, Ollivander?“

Ollivander liegt mir wie Blei im Magen, und mir ist heiß als bekäme ich doch wieder Fieber. Um mich auf andere Gedanken zu bringen, besuche ich einen alten Bekannten.
Crabbe mag zwar nicht der Allerhellste sein, aber er hat eine wundervolle Eigenschaft: Man kann ihn anschweigen, ohne das die Stille unangenehm ist, denn Victor Crabbe war noch nie ein großer Redner. Zudem befindet sich in seiner Nähe immer etwas Essbares, meist selbst gezauberte Süßigkeiten. Das ist übrigens das einzige Talent, das er jemals unter Beweis gestellt hat: Crabbe könnte mühelos seine Quietschkuchen, Lakritzschnorchel oder Traumcreme-Ecclairs verkaufen. Tatsächlich hat er einige Zeit als Aushilfe im Honigtopf gearbeitet – seine Kreationen waren bei der Kundschaft sehr erfolgreich, und man hatte meinem Freund bereits angeboten, ihn dauerhaft anzustellen - als er mir und Lucius zu den Todessern folgte. Ich wünschte, ich hätte ihn überredet, doch lieber bei seinen geliebten Süßigkeiten zu bleiben …
Crabbe ist bei den Todessern neben seiner Aufgabe als Stiefelknecht des Dunklen Lords – eine Arbeit, die selbst einen schlichten Menschen wie Victor nicht wirklich auszufüllen vermag - auch für den Nachschub der Lebensmittel- und Getränkebestände verantwortlich. Da Kopfrechnen nie zu Crabbes Stärken zählte, habe ich mir angewöhnt, hin und wieder in sein Büro hereinzuschneien und die Buchhaltung zu überprüfen. So konnte ich bereits Katastrophen wie die Bestellung von zwanzig Tonnen thailändischem Tafelsenf – nach Crabbes Aussage ein absolutes Schnäppchen – rückgängig machen und auch die Rechnung für die zehn Kilo Belugakaviar für Rabastans Geburtstagsparty frisieren, bevor der Dunkle Lord sie in die Hände bekam und meinen Freund einen Kopf kürzer machte.
Ich schaue in Crabbes Büro. Victor hat angestrengt die Stirn gerunzelt, die Zunge in den Mundwinkel geklemmt und addiert unter größter geistiger Anspannung eine Zahlenkolonne auf dem Zettel vor sich. An den Streichungen erkenne ich, dass er bereits dreimal vorher zu einem jeweils anderen Ergebnis gekommen ist.
Victor sieht auf und nickt mir mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht zu, als er mich erkennt.
„Schön, dass du wieder gesund bist, Sev! Hat dir die Elfe meine Grüße ausgerichtet?“
Ich schwinge mich auf den Besucherhocker, nehme ihm Rechnung und Schreibfeder aus der Hand und beginne, seine Arbeit nachzuprĂĽfen. Mathematik ist im Gegensatz zu Moral so herrlich logisch und unkompliziert.
„Danke, Victor, deine Pralinen waren wie immer wunderbar. Ich weiß nicht, warum die Leute Kranken Blumen mitbringen – von deinen Süßigkeiten werden sie sicher viel schneller wieder gesund!“
Victor wird rot vor Freude, schiebt mir einen Teller mit Zimtzebras, Kokoskrokodilen und Nugatnashörnern hin und brüht Tee auf. Genau das, was ich jetzt brauche!
Schweigend rechne ich mich durch den Stapel an Papier und korrigiere hin und wieder mit dem neuen Zauberstab seine Fehler, während ich den heißen Tee, die Kekse und Crabbes stillschweigende Zuneigung aufsauge wie ein Schwamm. Es ist beinahe – aber leider eben nur beinahe – so, wie mit Dumbledore Tee zu trinken …
Victor Crabbe, Geoffrey Goyle und ich waren im selben Jahrgang und teilten uns zusammen mit Bartholomew Bottkins einen Schlafraum in Slytherin. Crabbe und Goyle schlossen sich schnell einander an, aber so geht es häufig mit den Schlusslichtern einer Klasse. Sie ließen mich völlig in Frieden, obwohl ich anfangs so meine Befürchtungen hegte und einen großen Bogen um sie machte. Beide waren nämlich schon als Erstklässler ungemein kräftig, und wenn sie eben solche Mistkerle gewesen wären wie Black und Potter, hätte ich wohl nichts zu lachen gehabt.
Eines späten Abends war ich auf dem Gang mit James Potter und Peter Pettigrew wegen des nächsten Quiddichspieles in Streit geraten, und Potter verhexte mich mit einem Flederwichtfluch. Ich revanchierte mich mit „Densaugeo“. Pettigrew, der hinter seinem Kumpel abgetaucht war, feuerte seine Flüche aus dieser sicheren Deckung heraus ab und hatte bereits einen unbekannten Fluch auf meinem linken Arm gelandet. Als Potter sich duckte, traf mein Gegenfluch Wurmschwanz mitten ins Gesicht, und sofort wuchsen dem hinterhältigen Dreckskerl passende Nagezähne.
Leider näherten sich in diesem Moment Schritte, die sich verdächtig nach McGonagall anhörten, so dass ich auf dem Absatz kehrt machte, um mich zu verdrücken. Ich war noch nicht weit gekommen, als mich ihre Stimme barsch aufforderte, unverzüglich zurückzukehren und den Aufruhr zu erläutern. Ich drehte mich in gespielter Ahnungslosigkeit um und sah zähneknirschend zu, wie Peter erst theatralisch in Tränen ausbrach und sich dann McGonagall an den Rockzipfel schmiss.
James Potter schien auf mysteriöse Weise vom Erdboden verschluckt.
Ich verzichtete wie üblich auf nutzlose Erklärungen zum Tathergang, wurde folgerichtig zum Nachsitzen verdonnert - natürlich am Samstag, natürlich während des Quiddichmatches gegen Gryffindor – und sollte für Argus Filch die Schulpokale polieren. Mit Muskelschmalz statt Magie, versteht sich.
Seufzend machte ich mich auf den Weg in meinen Schlafsaal, als ich bemerkte, dass der Arm, an dem mich Pettigrews Fluch getroffen hatte, irgendwie merkwĂĽrdig aussah. Etwas fehlte.
Da ich „Allgemeine Anatomie“ auswendig kannte, fand ich schnell die Ursache. Der menschliche Unterarm besteht aus zwei Knochen: Elle und Speiche. Der linke Snapesche Unterarm bestand nur noch aus Elle, die Speiche war verschwunden.
Ich glaube nicht, dass Pettigrew den Knochen mit Absicht weggezaubert hat, denn seine Schulleistungen waren kaum mittelmäßig - seiner Stecknadel im Verwandlungsunterricht fehlte die Spitze.
Ich wusste, dass Madame Pomfrey im Krankenflügel Skele-Wachs aufbewahrte. Darum schlich ich mich heimlich dort hin und nahm aus der Flasche einen kräftigen Schluck, der mir Mund und Rachen in Flammen setzte. Dann ging ich zu Bett.
Leider hatte ich versäumt, mich über Risiken und Nebenwirkungen des Knochenwachs-Trankes zu informieren, denn mein Arm fühlte sich an, als sei er mit Nägeln oder Glassplittern angefüllt. Ich drückte mein Gesicht in die Kissen und versuchte, nicht zu stöhnen, um meine Stubenkameraden nicht zu wecken und mir ihren Ärger zuzuziehen, bis ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter fühlte.
Ich erstarrte, drehte mich erschrocken um – und blickte in Victor Crabbes und Geoffrey Goyles harmlose Mondgesichter.
„Kannst du nicht schlafen, Severus?“, fragte Victor und wackelte unbehaglich mit den nackten Zehen.
„Wir nämlich auch nicht. Bottkins schnarcht mal wieder.“, ergänzte sein Kumpel Geoffrey Goyle und rollte verlegen den Saum seines Schlafanzuges auf.
Bottkins schnarchte immer. Sogar im Unterricht. Ich setzte mich auf und wischte mir schnell mit dem Ärmel des Pyjamas das nasse Gesicht ab - ich wollte nicht, dass die beiden mich für ein Mädchen hielten.
„Bottkins ist sicher ein Halbriese, so wie der sägt.“, entgegnete ich betont munter.
Victor Crabbe strahlte und hielt mir eine Schachtel mit Pralinen unter die Nase.
„Willste eine?“
Ich nickte und suchte mir eine in Kirschenform aus. Geoffrey Goyle bekam eine Mokkabohne. Meine Praline schmeckte nach Sommer und Ferien und reifen Herzkirschen – einfach himmlisch!
Crabbe grinste wie ein Mondkalb. „Schmeckt sie dir? Hab ich selbst gehext!“
Mir blieb die Schokolade irgendwo zwischen Kehlkopf und Speiseröhre hängen. Ich würgte sie trotzdem herunter, denn Ausspucken wäre wohl eine arge Beleidigung gewesen.
„Du?“, fragte ich so entsetzt wie ungläubig. „Glaube ich nicht!“
Victor schien daran gewöhnt, dass man an seinen Süßwarenzaubern zweifelte – zwar war sein Streichholz in „Verwandlung“ genauso wie das seines Freundes silbern überhaucht, aber trotzdem noch immer eindeutig keine Nadel – während wir anderen schon längst mit fortgeschrittenen Zaubern beschäftigt waren.
Als Antwort wedelte Crabbe elegant – ja, elegant! – mit dem Zauberstab, und ein in schillerndes lila Papier eingewickeltes Bonbon erschien aus dem Nichts, um mir in den Schoß zu fallen.
„Magst du Plopper? Hab ich grade erfunden!“, erklärte er stolz und gönnte seinem Kumpel ein pinkfarbenes Exemplar, das nach Himbeeren duftete.
Plopper hieß die Süßigkeit, weil sie auf der Zunge hüpfte, sprang und ploppte wie eine Horde Gummibälle und dabei so erfrischend prickelte wie ein Sprung in kühles Wasser.
„Du bist ein Genie!“, hauchte ich ehrfürchtig.
Victor Crabbe, das zu groĂź geratene Riesenbaby, lief tiefrot an.
„Das ist aber lieb, dass du das sagst. Geoffrey und ich hören sonst immer nur, wie blöd wir doch sind.“
Da hatte er Recht – Erfolgserlebnisse waren für die beiden äußerst dünn gesät.
„Stimmt doch gar nicht.“, log ich beschämt und dachte daran, dass ich Crabbe und Goyle insgeheim für die dümmsten Squibs seit Argus Filch hielt. Vielleicht war Crabbe ja das zauberische Pendant zu einem Idiot Savant?
Victor senkte den Kopf.
„Iss` schon wahr - aber Geoffrey und ich würden halt auch mal gerne was können …“
„Kannst du doch – Süßigkeiten herbeizaubern ist toll, und ihr müsst nicht einmal einen älteren Schüler bitten, euch welche aus Hogsmeade mitzubringen! - Kriege ich noch eine Praline? Die mit der Walnuss drauf?“
Ich bekam sie, und gemeinsam flohen wir vor Bottkins Sägemühlenschnarchen in den Gemeinschaftsraum, um die Nacht mit „Zauberschnippschnapp“ und „McGonagall explodiert“ totzuschlagen. Die Schmerzen im Arm konnte ich darüber beinahe vergessen …
Die nächsten Hausaufgaben für Zaubertränke, Verwandlung und Zauberkunst ließ ich die beiden abschreiben – natürlich in einer abgespeckten Version, schließlich konnten sie nicht über Nacht zu Superhirnen mutieren. Darüber hinaus brachte ich ihnen ein paar Muggel-Zaubertricks meines Vaters bei, der ein begeisterter Hobbyzauberer war und manchmal auf Kindergeburtstagen oder Betriebsfesten auftrat, um die Haushaltskasse aufzufüllen. Vaters Spezialität waren Tauschtricks, mit denen er Geldstücke hinter Ohren entdeckte, bunte Tücher von einer Manteltasche in die andere wandern ließ oder Kaninchen aus Zylinderhüten hervorzog – genau das, was meine beiden neuen Freunde brauchten, um nicht als Totalversager dazustehen! Auf diese Weise schlugen sich Victor Crabbe und Geoffrey Goyle bis zum Schulabschluss durch, und wenn sie mir bei meinem Gryffindor-Idioten-Problem hätten helfen können, wäre meine Schulzeit sicher erfreulicher verlaufen. Kostenlose Süßigkeiten und gemeinsamer Jubel über den Triumph der Slytherins beim Quiddichpokal waren aber auch nicht schlecht!
„Noch eine Tasse Tee?“, fragt der erwachsene Victor Crabbe freundlich, und ich schrecke aus Zahlen und Erinnerungen hoch. Die Abrechnungen sind jetzt tadellos in Ordnung; der Dunkle Lord wird mit seinem Verwalter zufrieden sein.
„Nein, danke. Bestelle doch bitte neues Butterbier und lasse mich durch eine Hauselfe rufen, sobald es geliefert wird. Beim letzten Mal haben sie dir saures Bier angedreht, es wäre schön, wenn sich das nicht wiederholen würde.“
Crabbe senkt beschämt den Kopf.
„Tut mir leid – aber du warst ja krank, und da konnte ich nicht …“
Ich klopfe ihm auf die Schulter. „Schon gut. Ruf mich einfach, wenn die neuen Fässer kommen! Und wie immer machst du keine todsicheren Geschäfte mit windigen Vertretern, ohne mich vorher zu fragen - haben wir uns verstanden?“
Er nickt wie üblich enthusiastisch, wird meine Mahnungen aber beim nächsten glattzüngigen Gebrauchtbesenhändler wieder vergessen haben.
Crabbe führt mir noch seinen neuesten Kartentrick vor – er ist seit langen Jahren heimlich Mitglied im „Copperfield Club“, einem Hobbyzaubererverein der Muggel. Ich revanchiere mich damit, dass ich Victor seine Geldbörse zurückgebe, die ich ihm während unseres Gespräches aus dem Umhang gefingert hatte: Wenn ich mal auf der Straße landen sollte, kann ich mich immer noch als Taschendieb durchschlagen.
Ich verlasse Victor Crabbes BĂĽro mit einer Ăśberdosis Kekse und Tee im Bauch und fĂĽhle mich beinahe wieder wie ein Mensch.
Fortiter in re, suaviter in modo!


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