Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ăśber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

The good, the bad and the ugly - Arithmantik

von Polaris

Als sich auf Rodolphus Klopfen hin die Tür zu den Privatgemächern des Dunklen Lords öffnet, dringt ein grauenvolles Kreischen an mein Ohr, das mir die Trommelfelle zerfetzen will.
Mich durchläuft eine Welle von Schüttelfrost, und ich warte, bis sie abgeklungen ist, bevor ich die Schwelle zum Refugium meines Herrn überschreite.
Die privaten Räume meines Herren ähneln auf einen flüchtigen Blick hin denen Dumbledores: Vielfältigste Geräte stehen, liegen und hängen herum, die Wände sind mit Bildern geschmückt, ein großer Schreibtisch, hinter dem der Dunkle Lord zu sitzen pflegt, nimmt die Mitte des Raumes ein. Die Stühle auf der anderen Seite hingegen sind hier deutlich niedriger, so dass auch groß gewachsene Besucher zu ihm aufschauen müssen. Wo im Büro des ehemaligen Direktors von Hogwarts der Phönix Fawkes auf seiner Stange saß, windet sich an seiner Stelle Nagini auf einem Kissen. Ich hege manchmal den Verdacht, mein Herr könne Dumbledore insgeheim beneidet haben und sei darum verzweifelt bestrebt, ihm nachzueifern und den Konkurrenten nach Möglichkeit auf jedem Gebiet zu übertrumpfen.
Während Dumbledores private Räume Ausdruck seiner menschlichen Neugier und seines nie erlahmenden Interesses für die Geschöpfe dieser Welt waren, so ist im Herzen der Zwingfeste des Dunklen Lords alles in sein Gegenteil verkehrt: Die meisten der ausgestellten Gerätschaften dienen ganz offen dem Zweck, jemandem auf bisher ungeahnte und unaussprechliche Weise Schmerzen zuzufügen, die Bilder an den Wänden portraitieren Despoten, die durch ihre Grausamkeit, Rücksichtslosigkeit oder Machtgier Bedeutung erlangten, und die Bücher im Regal garantieren ausnahmslos Alpträume.
Das grässliche Gebrüll verstummt endlich. Rodolphus zieht sich auf einen Wink des Dunklen Lords hin hastig zurück und schließt lautlos die Türe.
Ich hingegen verneige mich tief vor meinem Herrn.
Der Dunkle Lord thront hinter seinem Schreibtisch, auf dem sich Pergamentrollen, Schreibfedern, Bücher und schwarzmagische Artefakte stapeln, dazwischen verteilen sich Skelette verschiedenster Wesen, Scherben eines zerbrochenen Teegeschirrs, ein brodelnder Glasbehälter, der unablässig giftgrüne Dämpfe absondert, sowie bergeweise Zeitungen und Zeitschriften.
„Mein Lord.“ Ich verneige mich tief und versuche Wurmschwanz zu ignorieren, der sich zu Füßen dessen, der nicht leicht verzeiht, auf dem Boden wälzt und leise vor sich hin wimmert.
Der Dunkle Lord hat meinen Gruß scheinbar geistesabwesend überhört und widmet sich ganz der Pflege seines Zauberstabes, von dem offenbar ein Fleck entfernt werden muss. Trotz des demonstrativen Desinteresses hat er mich seit meinem Eintreten noch nicht einen Wimpernschlag lang aus den Augen verloren.
Hinter dem Dunklen Lord befindet sich sein Kolossarum, das in etwa Dumbledores Denkarium entspricht. Allerdings werden hier die Gedanken eines Menschen für die Betrachtung in einem größeren Zuschauerkreis extrem vergrößert und schweben dann Geistern ähnlich im Raum. Dabei können die Erinnerungen verlangsamt oder beschleunigt betrachtet oder einzelne Bilder daraus sogar ganz eingefroren werden, um sie z.B. als Portrait an die Wand zu hängen - ganz, wie es unserem Herrn genehm erscheint. Im Moment zeigt das Kolossarum bei herab gedämpftem Ton eine überlebensgroße Version von Rodolphus Lestranges jüngster und ungemein scharfer Erinnerung von dem Zeitpunkt an, an dem Dolores Umbridge versuchte, mir den Handschuh auszuziehen. Rodolphus war also tatsächlich nicht mehr ohnmächtig. Es empfiehlt sich doch immer wieder, die Lestranges nicht zu unterschätzen.
Ich finde es irritierend, mich selbst durch die Augen eines anderen Menschen zu betrachten, und tatsächlich biete ich den fragwürdigen Anblick einer übergroßen Fledermaus. Das Lachen darüber vergeht mir jedoch, als ich mir beim Aufwachen zusehe und meinen Gesichtsausdruck entschlüssle, als Umbridge mir über das Dunkle Mal streicht.
„Die hässliche alte Kröte interessierte sich aber sehr für dich, Severus!“, flüstert mir eine seidige Stimme ins Ohr, und ich fahre zusammen, denn über mein Entsetzen habe ich für einen Moment vergessen, wo ich bin und in wessen Gesellschaft.
„Eine alte Freundin von dir, Severus?“, spottet der Dunkle Lord, der nun wieder lautlos den Schreibtisch umrundet und sich auf der anderen Seite der eichenen Platte niederlässt.
Meine Stimme knirscht, und ich muss einen zweiten Anlauf nehmen, um meinem Herrn antworten zu können.
„Wir … waren einander niemals besonders sympathisch.“
Mein Meister lacht und sieht dank des Zauberspiegels neuerdings aus wie ein ganz normaler Mensch.
„Das ist mir tatsächlich bereits aufgefallen! Wurmschwanz und ich haben uns nämlich ein wenig die Zeit vertrieben und sind gemeinsam schon einmal Rodolphus Erinnerungen durchgegangen.“ Er lächelt tückisch in Wurmschwanz Richtung.
Pettigrew sprudelt hastig hervor: „Ich habe niemanden verraten, ich schwöre es bei meinem Arm, ich wollte mich doch nur vor Askaban retten! Ich habe eure Pläne nicht verraten, mein Gebieter, ich würde euch niemals …“
Der Dunkle Lord hebt den Zauberstab, und Pettigrews Gewinsel geht so lange wieder in das unerträgliche Kreischen über, bis unser Herr von ihm ablässt und sich mit grimmiger Miene mir zuwendet.
„Zeig mir deinen Arm, Severus!“
Ich ziehe gehorsam den Handschuh von der linken Hand.
Seine Finger gleiten ebenso tastend ĂĽber das Dunkle Mal wie die von Dolores Umbridge, und ich wende all meine verbliebene Konzentration auf, ein unbeteiligtes Gesicht beizubehalten. Nagini sieht uns aus ihren schwarzen Schlangenaugen interessiert zu.
„Sie hatte wohl vor, dir mein Zeichen herauszuschneiden …“, vermutet mein Herr, während er eingehend die Verletzungen untersucht.
Ich hĂĽte meine Zunge.
Der Dunkle Lord, der genau weiß, dass ich unerbetene Berührungen nur mühsam und widerwillig ertrage, streicht beinahe zärtlich über sein Zeichen, das er mir vor vielen Jahren unzerstörbar und unwiderruflich eingeprägt hat. Meine rechte Hand schließt sich um Lupins Zauberstab.
„Schade, das diese Umbridge für das Ministerium arbeitet: Ein viel versprechendes Talent, deren Überredungskünsten nicht viele Menschen gewachsen sein dürften.“
Dolores würde das wohl als Kompliment auffassen. Ich hingegen ziehe wortlos die Schultern hoch und warte darauf, dass er mich endlich in Ruhe lässt.
„Amycus und Alecto sind übrigens noch immer nicht aufgetaucht. Hast du vielleicht eine Idee, wo die beiden abgeblieben sind?“
Ich hebe die Augenbrauen und blicke meinen Herrn so erstaunt wie skeptisch in die Augen.
„Verschwunden? Alle beide? Wie ungewöhnlich! Habt ihr bereits eine Suchmannschaft losgeschickt?“
Der Dunkle Lord hebt meinen Arm hoch, um die Schrammen noch einmal ganz genau inspizieren zu können.
„Zutreffend beobachtet, Severus – dieses Verhalten ist überaus seltsam!“ Tausend Ewigkeiten verharren wir festgefroren – bis er endlich mein Handgelenk freigibt.
Ich will schweigend den Ärmel herunterziehen, als mein Herr so schnell wie eine zustoßende Kobra den Zauberstab hebt. Ich habe keine Zeit, in irgend einer Weise zu reagieren, als er etwas auf Parsel zischt – und die tiefen Schnitte heilen wieder vor meinen Augen, ohne eine einzige Narbe zu hinterlassen.
Ich hoffe, dass das Mysterium der verschwundenen Geschwister damit fürs Erste vom Tisch ist und kremple endlich das Hemd hinunter, während der Dunkle Lord sich wieder angenehmeren Dingen wie der Bestrafung von Wurmschwanz widmet.
Ich beginne beiläufig damit, die einzelnen Wirbelkörper eines in seine Bestandteile zerfallenen menschlichen Rückgrats auf dem Schreibtisch des Dunklen Lords wieder aufeinander zu stapeln. Mir wird abwechselnd kochendheiß und eiskalt, und ich versuche durch Konzentration auch auf die kleinste Bewegung meine Schwäche vor dem Dunklen Lord zu verbergen.
Leider habe ich bei meinem Puzzlespiel wohl doch ein wenig gezittert, denn plötzlich unterbricht unser Herr seine Beschäftigung und runzelt die Stirn.
„Stimmt etwas nicht mit dir, Severus?“
Die Liste dessen, was nicht stimmt, wäre so lang wie mein Arm.
„Nein. Nur Kopfschmerzen. Wurmschwanz Geheul weckt unangenehme Assoziationen.“
Das ist nicht einmal gelogen.
Der Dunkle Lord betrachtet den Verräter mitleidlos und kratzt sich am Kinn, während er zu überlegen scheint.
„Wurmschwanz hat dich und deine Leute durch seinen Verrat in eine beinahe aussichtslose Lage gebracht, aus der du, mein treuester und fähigster Todesser, euch alle durch schlangengleiche Gerissenheit befreit hast. Ich will ausnahmsweise einmal zurücktreten in meinem Rachedurst: Du darfst zur Belohnung Pettigrews weitere Bestrafung übernehmen! Töte ihn, Severus!“ Seine Augen glühen vor Freude über den genialen Einfall.
Ein wirklich … überwältigendes Geschenk!
Ich verneige mich tief. „Sehr großzügig, mein Lord. Ich brenne darauf, es der Ratte heimzuzahlen!“
Pettigrew starrt mich mit weit aufgerissenen Augen angstvoll an. Nagini hingegen wippt erwartungsvoll mit der Schwanzspitze und fixiert uns mit ihrem lidschlaglosen Blick.
„Ich würde es vorziehen, mein Lord …“, beginne ich, „… meine Ohren nicht länger Wurmschwanz Gejammer aussetzen zu müssen. Darf ich eine andere Strafe vorschlagen?“
Der Dunkle Lord nickt nach kurzem Zögern.
Ich hole meinen Zauberstab hervor und zaubere einen Metallring herbei. Dann befehle ich Pettigrew, seine Rattengestalt anzunehmen. Von der Nase bis zur räudigen Schwanzspitze bebend und zitternd gehorcht er.
„Dieser Ring behält seine Größe, ganz gleich, ob du eine Ratte oder ein Mensch bist.“, erkläre ich dem Verräter. „Ich würde mich an deiner Stelle nicht zurückverwandeln, bevor du den Ring losgeworden bist – und das dürfte einige Mühe bereiten!“
Ich streife der Ratte Pettigrew den Metallring ĂĽber den Kopf und verkleinere anschlieĂźend seinen Radius durch leichtes Antippen mit der Zauberstabspitze, so dass Wurmschwanz zwar ungehindert atmen und sich bewegen, aber den Ring nicht abstreifen kann.
„Ich habe Nagini heute morgen versprochen, dass ich ihr Pettigrew zum Fraß vorwerfen werde, wenn er uns im Stich lässt.“ Ich packe die Ratte am Genick und trage sie zur Türe.
„Ich kann dir höchstens zehn Minuten Vorsprung verschaffen, nutze sie klug! Schlangen werden bei Kälte und nach üppigen Mahlzeiten träge. Meide die Abwasserrohre, oder du sitzt in der Falle!“, flüstere ich Pettigrew zu, während ich dem Dunklen Lord und seiner Schlange den Rücken kehre.
Nagini züngelt voller Vorfreude und will sich eilig an mir vorbei hinaus und der Ratte hinterher schlängeln.
Ich versperre mit dem Fuß den Türspalt und blicke zu unserem Herrn und Meister hinüber. „Nicht so schnell – dann macht die Jagd doch gar keinen Spaß! Gebt der Ratte eine Stunde Vorsprung, Herr.“
Der Dunkle Lord ĂĽberlegt kurz und wechselt dann Gezische auf Parsel mit Nagini.
„Eine Viertelstunde wird Nagini noch aufs Essen warten.“
Die Schlange legt sich an der Tür auf die Lauer und wartet auf die Erlaubnis zur Treibjagd. Obwohl ich Pettigrew von ganzem Herzen verabscheue, erwische ich mich bei der Überlegung, ob man Nagini wohl direkt hinter dem Kopf im Genick packen und ihr den Hals brechen kann, bevor sie Zeit hat, ihre Giftzähne …
„Übrigens – sehr clever von dir, mein eiskalter Todesser, Draco wieder in Hogwarts unterzubringen!“
„Ich hoffe, ihr werdet mein Versprechen einlösen und Lucius endlich verzeihen.“
„Wenn – und ich sage nur `wenn´ - alles nach Plan verläuft, dann möglicherweise!“ Der Dunkle Lord dreht mir den Rücken zu und verfolgt nun versonnen im Kolossarum mein erbittertes Wortgefecht mit Remus Lupin.
„Natürlich mussten alle in der Höhle sterben, nachdem Lestrage mit dem Verräter Pettigrew sowie Crabbe und Goyle zurückgekehrt ist? Deren Erinnerungen sind übrigens so verworren und ungenau, dass man den Eindruck gewinnen könnte, meine Leibwächter wären taubblöd!“, bemerkt er nebenbei.
Ich tausche vorsichtig zwei Knochen des RĂĽckgrats gegeneinander aus.
„Ich habe niemanden getötet.“ antworte ich leichthin und versuche erfolglos, den Streit mit McGonagall und Lupin aus meinen Gedanken zu verdrängen.
Der Dunkle Lord bricht die Betrachtung von Rodolphus Lestranges Erinnerung ab, als Lupin gleichermaßen schockiert wie betroffen die Höhle verlässt, und wendet sich mir zu.
„Erkläre das!“
Ich gehorche und erläutere meinem Herrn die Sache mit dem Veritaserum. „Wenn ich Rufus Scrimgeour umgebracht hätte, wäre er zum Märtyrer des Widerstandes gegen eure Herrschaft geworden! Ein anderer Fanatiker bekommt dann seinen Posten als Zaubereiminister, und wir haben es wieder einmal mit einer neuen unbekannten Größe zu tun! Hätte ich Scrimgeour hingegen nur verletzt, so wäre er jetzt ein Held, beinahe noch schädlicher für unsere Sache! Aber aufgrund der Überdosis an Veritaserum ist Scrimgeour jedoch als Politiker und Diplomat erledigt. Das beste ist – sie können ihn nicht einmal absetzen, nur weil er immer die Wahrheit spricht! So oder so, das Zaubereiministerium wird in der nächsten Zukunft sehr viel mit sich selbst zu tun haben.“
Der Dunkle Lord lässt sich die Argumentation durch den Kopf gehen, und ich beobachte ihn mit ausdruckslosem Gesicht. Es ist nicht so leicht wie es aussieht, einem begnadeten Verkäufer selbst etwas zu verkaufen.
Mein Herr lächelt endlich. „Wie immer weit vorausgedacht, Severus. Was ist mit Umbridge? Ich an deiner Stelle hätte ihr mit gleicher Münze heimgezahlt!“
Ich grinse sarkastisch. „Tatsächlich fiel es mir sehr schwer, sie zu verschonen. Aber Umbridge und der Anführer der Zentauren hassen einander zutiefst, und so lange Dolores Umbridge im Zaubereiministerium arbeitet, werden die Zentauren sich niemals mit der Gegenseite verbünden ...“ Ich erläutere noch, wie sich der Keil der Missgunst beim Streit, wer mich nun wo verhören bzw. verurteilen dürfe, zwischen die Parteien schob und die mühsam geschmiedete Allianz vor meinen Augen zum Zerbröckeln brachte.
„Du hast also die Taktik über deine persönlichen Interessen gestellt? Sehr klug, aber ich habe nichts anderes erwartet!“
Ich lächle höflich über das Kompliment und hoffe, dass mein Herr sich seiner Worte im späteren Verlauf dieses Gespräches noch erinnern wird. Ich habe das Gefühl, das ich den soeben erarbeiteten Trumpf noch werde ausspielen müssen.
„McGonagall lebt natürlich noch, weil sie die neue Direktorin von Hogwarts ist.“, fahre ich fort und beginne wieder mit dem Aufstapeln der Wirbelknochen, „Die Schule könnte beim Tod von Dumbledores Nachfolgerin endgültig geschlossen werden – die Fortführung hängt wahrscheinlich ohnehin am seidenen Faden. Außerdem kenne ich Minerva McGonagall und kann euch beraten. Dieser Vorteil entfällt, wenn ein anderer Direktor eingesetzt werden müsste.“
Mein Herr nickt zustimmend. „Vortrefflich, Severus!“
„Kingsley Shacklebold hingegen …“, nun, da wird die Sache schon heikler, „… ist ein sehr fähiger Auror. Mit seinen ausgezeichneten Verbindungen zum Premierminister der Muggel wäre er für uns von unschätzbarem Wert!“ Ich senke den Blick und starre vorsichtshalber konzentriert auf die Wirbelsäule, die sich nun nahezu fertig gestellt vor mir auftürmt. „Ich hoffe, ich kann ihn später noch auf unsere Seite ziehen.“
Nun, eher wird jemand von den Toten auferstehen. Es stimmt allerdings, dass ich Kingsley und seine besonnene Art schätze. Ich möchte nicht, dass er stirbt – und schon gar nicht durch meine Hand.
Ich lege den letzten Wirbelknochen auf das Rückgrat, verschränke die Hände hinter dem Rücken und schaue meinen Herrn erwartungsvoll an.
Der lässt sich Zeit mit überlegen.
„Shacklebold … ich hörte von ihm. Tatsächlich ein fähiger Mann! Und du meinst …?“
„Einen Versuch wird es allemal wert sein.“
„Nun gut. Ich bin zwar nicht begeistert über deine Entscheidung in dieser Sache, aber fähige Männer können wir immer brauchen!“
Ich verbeuge mich dankbar und gebe vor, mich weiterhin fĂĽr mein Puzzle zu interessieren in der Hoffnung, der Dunkle Lord sucht sich endlich ein anderes Thema.
„Was ist mit dem Werwolf, Severus? Hattet ihr beide nicht noch eine Rechnung offen?“
Ich seufze unhörbar und reiße mich zusammen. Meine Körpertemperatur wechselt anscheinend schneller als ein Chamäleon die Farbe. Eben war mir noch kalt, jetzt ist mir heiß.
Lupin ist in der Tat ein Problem. Es gibt keinen rationalen Grund, ihn zu verschonen – oder ich bin nur zu fertig, so dass mir im Moment keine gescheite Argumentation einfallen will. Eigentlich hatte ich insgeheim gehofft, ich könne dieses Problem irgendwie unter den Tisch fallen lassen – aber da hat man sich bei einer Krämerseele wie dem Dunklen Lord verrechnet.
Der Dunkle Lord wird oft gewaltig unterschätzt, weil die Leute ihn für einen unbeherrschten Barbaren halten. Ganz im Gegenteil ist mein Gebieter ein kühler Rechner und Technokrat, der allem und jedem einen Wert zuordnet – natürlich in seinem Werte-Universum. Die Kategorien reichen von „überflüssig“ - dem Mann, der ihm morgens die Zeitungen bringen musste - über „amüsant“ – Crabbe und Goyle – bis hin zu „sehr nützlich“ – meine Wenigkeit. Das Prädikat „unverzichtbar“ trägt wohl nur Nagini. Der Eindruck der Unbeherrschtheit rührt daher, dass der Dunkle Lord seinem Jähzorn freien Lauf lässt gegenüber denjenigen, auf die er ohne weiteres verzichten kann. Wichtigen oder nützlichen Personen gegenüber kann er sich sehr wohl beherrschen.
Nun, dann hoffe ich mal, dass ich nĂĽtzlich genug bin, dass mein Herr mir eine Eigenwilligkeit verzeiht.
„Der Werwolf lebt noch, weil ich noch nicht mit ihm fertig bin!“, erkläre ich eisig.
Der Dunkle Lord hebt erstaunt den Blick.
„Wie darf ich das verstehen?“
„Mein Lord, ihr habt James Potter, meinen alten Feind aus Schultagen, ermordet. Avada Kedavra – und aus war es mit ihm! Sirius Black starb durch Bellatrix Hand – viel zu schnell und ebenfalls ohne vorher zu leiden. Nagini wird Pettigrew erledigen, aber Wurmschwanz war mit sich selbst schon gestraft genug. Tatsache ist jedoch …“, ich mache eine Pause, um meinen nächsten Worten Nachdruck zu verleihen, „… dass nicht einer meiner Feinde vor seinem Tod erkannt hat, dass ich mich nur ihretwegen den Todessern angeschlossen habe! Remus Lupin, der Feigling, hält sich noch immer für ach so moralisch überlegen, nur weil er sich selbst nicht die Hände schmutzig machen wollte, wenn seine Freunde ihren Spaß mit mir hatten! Ich will, dass er noch eine Weile darauf herumkaut, bis ich ihn töte!“
Wie zu erwarten erscheint eine steile Falte zwischen den Augen dessen, der Abweichungen nur dann verzeiht, wenn sie ihm nĂĽtzen.
„Du wusstest aber, dass mir diese Entscheidung nicht gefallen wird, Severus?“
Leugnen ist zwecklos. „Ja. Allerdings entsteht euch kein Schaden. Der Werwolf stirbt früher oder später.“
Auch ohne Legilimentik weiß ich, dass mein Herr und Meister jetzt meine Kosten-Nutzen-Analyse überprüft: Einerseits habe ich eine sichere Niederlage gegen die vereinten Kräfte von Zentauren, Ministerium und Phönixorden noch in ein knappes Remis umwandeln können und mir inzwischen einigen Respekt - sogar unter meinen Gegnern - erkämpft. Ich bin nützlichste aller Todesser: vielfältig einsetzbar, höchst effektiv und erwiesenermaßen loyal. Auf anderen Seite der Waagschale liegen beinahe dieselben Eigenschaften: Ich bin zu klug, zu eigenwillig - und vielleicht irgendwann einmal zu mächtig und eine Gefahr für den Dunklen Lord selbst. Allerdings habe ich bisher niemals erkennen lassen, ich wolle ihm Konkurrenz machen und selbst die Macht übernehmen. Ich bin keine Führungspersönlichkeit und habe auch kein Interesse, ein Anführer zu werden, denn dies entspricht nicht meinem Temperament. Dies ist die einzige Komponente meines Charakters, bei deren Einschätzung der Dunkle Lord zu einem fatal anderen Ergebnis kommen könnte als ich.
Ich gehe diese Bilanz selbstverständlich jedes Mal durch, bevor ich dem Dunklen Lord unter die Augen trete – ich halte es für ratsam, meinen aktuellen Wert zu kennen. Bisher habe ich mich auch noch nie verrechnet. Prof. Vektor testete nicht umsonst seine Arithmantik-Rätsel, die er für den Tagespropheten erfand, zuerst an mir.
Da diesmal die Bedrohung des Machtanspruches dessen, der niemanden neben sich duldet, eine Rolle spielt, beinhaltet die Rechnung eine Variable unbekannter Größe: Natürlich kann der Dunkle Lord eigentlich nicht zulassen, dass ich mich bewusst gegen ihn stelle, und sei es in einer unbedeutenden Kleinigkeit wie dieser.
Ich kann nur hoffen, seine Einschätzung meiner Person korrekt kalkuliert zu haben. Sollte ich mich nämlich auch nur um ein Weniges irren und mein Herr kommt zu einem anderen als dem ohnehin knappen Ergebnis zu meinen Gunsten, werde ich wenig Zeit haben, meine mangelhaften Rechenkünste zu bedauern.
Mein Herr schweigt schon zu lange. Allgemein kein gutes Omen.
„Herr, bitte bedenkt, dass ich schon auf meine Rache an Dolores Umbridge verzichtet habe! Sie hat mich nur ein paar Stunden triezen können. Remus Lupin und seine Kumpane haben sieben Jahre lang jede Gelegenheit genutzt, mir eins auszuwischen. Der Werwolf darf einfach nicht so leicht davon kommen!“, werfe ich in die Waagschale.
Die Stirnfalte glättet sich, und ich beginne wieder zu atmen.
„Ich denke, es genügt für heute. Verschwinde, bevor ich es mir anders überlege!“
Ich verneige mich steif. „Mein Herr!“
Der Dunkle Lord wendet mir demonstrativ den RĂĽcken zu.
„Wie du weißt, bin ich ein sehr großzügiger Mensch, Severus! Darum habe ich habe beschlossen, dir deine dreiste Anmaßung ausnahmsweise einmal nicht nachzutragen. Sobald du dich ein wenig ausgeruht hast, soll dir Rabastan Lestrange zeigen, wo du einen neuen Zauberstab bekommst - falls du nicht weiterhin mit dem des Werwolfs arbeiten willst.“, teilt der Dunkle Lord mir wie beiläufig mit, als ich schon beinahe aus der Türe heraus bin.
Dieser Vorschlag ist als Angebot des Dunklen Lords zur Erneuerung unseres Stillhalteabkommens zu werten: Solange ich mich insbesondere in Anwesenheit Dritter weiterhin unterordne und wir beide nicht ausprobiert haben, wie weit oder ob überhaupt - welch revolutionärer Gedanke! - ich meinem Herrn unterlegen bin, bleibt der Status Quo zu beiderseitigem Nutzen erhalten. Sollte ich jedoch ablehnen …
„Ich danke Euch, Herr. Ich werde eurem Vorschlag selbstverständlich Folge leisten.“, antworte ich höflich, verbeuge mich ein wenig tiefer als sonst und schließe leise die Türe hinter mir.
Auf dem Weg zu meiner Kammer fällt mir auf, dass sowohl die Gänge als auch die Treppe deutlich länger beziehungsweise steiler geworden sind, und außerdem ist es unerträglich heiß hier. Mühsam ziehe ich mich die letzten Stufen hinauf, und auf der Türschwelle kauert eine Ratte mit glänzendem Kragen, die aus wässrigen Augen gleichermaßen erbarmungswürdig wie mitleidheischend zu mir aufblickt.
Jetzt gibt es drei Alternativen: Die erste ist, Wurmschwanz wegzuschicken. Dann dürfte er, Ratschläge über Schlangen hin oder her, den nächsten Sonnenaufgang wohl nicht mehr erleben. Die zweite Alternative lautet, Pettigrew Asyl zu gewähren und darauf zu vertrauen, dass er aus seinem Verrat gelernt hat und mich nicht bei nächster Gelegenheit beim Dunklen Lord anschwärzt, um seine Haut zu retten.
Beide Alternativen scheiden natĂĽrlich aus.
Ich ziehe also seufzend Lupins Zauberstab hervor und tippe auf den Metallring um den Hals der Ratte, der sich jedoch erst beim dritten Versuch in Nichts auflöst. Ich runzle so erstaunt wie ärgerlich die Stirn: Diese Zauberei hat nicht mal ZAG-Niveau!
„Komm mir nie wieder unter die Augen, Wurmschwanz!“, murmle ich resigniert und todmüde, und die räudige Ratte huscht wie der Blitz an mir vorbei die Treppe hinunter und dem Ausgang zu.
Ich öffne mit Lupins zitterndem Zauberstab mühsam meine Tür – und lasse mich so, wie ich bin, aufs Bett fallen. Mir ist entsetzlich kalt.
Quidquid agis, prudenter agas et respice finem!


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Game of Thrones - 4. Staffel
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Der Unterschied zwischen Evanna und den übrigen Kandidatinnen ist der: Die anderen können Luna spielen; Evanna Lynch ist Luna.
David Heyman ĂĽber Evanna Lynch