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Fanfiction

The good, the bad and the ugly - Spieglein, Spieglein, an der Wand ...

von Polaris

Draco wischt sich mit dem Handrücken über das Gesicht und tut so, als fände er seine Schuhe interessant.
Ich hebe den Zauberspiegel auf den Tisch und rĂĽcke ihn zurecht, so dass mein SchĂĽler sich darin betrachten kann.
Dracos Mund klappt auf. Er ist von Natur aus ein durchaus hübscher Junge, aus dem einmal ein gut aussehender Mann werden wird – von meinem Freund Lucius hat er die kühnen Augen und den strengen Mund, von seiner Mutter die langen Wimpern und die regelmäßigen Züge. Was ihn da jedoch im Spiegel entgegen blickt, ist der Traum aller Teenager: Cool, attraktiv und sehr männlich.
Ich decke ein Tuch ĂĽber den Spiegel und tippe ihm auf die Schulter.
„Nett, nicht wahr?“
Draco nickt. „Wow! Wenn ich wirklich so aussähe, würden mir die Mädchen gleich reihenweise zu Füßen liegen …“ Verträumt gleitet sein Blick zum Fenster hinaus in die Wolken.
Ich schmunzle über diese pubertären Tagträume in mich hinein und tippe auf den Rahmen.
„Das Prinzip des Doppelgesichtspiegels liegt darin …“, doziere ich, „… das man genau das sieht, was man gerne sehen möchte. Unsere Aufgabe liegt nun darin, den Fluch in soweit zu verändern, dass Bild und Spiegelbild sozusagen die Plätze tauschen.“
Draco hat sich gespannt vorgebeugt.
„Wie geht das?“
Ich ziehe den Zauberstab hervor und fahre suchend über Rahmen und die verhüllte Spiegelfläche.
„Zuerst einmal musst du lernen, den Fluch aufzuspüren und seine Art zu erfühlen.“
Dracos Gesicht ist ein einziges Fragezeichen.
„Nimm deinen Zauberstab und mach es mir nach!“
Ich zeige ihm, wie mann mit dem Zauberstab über die zu erkundende Fläche fährt, und wie immer stellt er sich geschickt an, obwohl er beim ersten Ausprobieren natürlich noch nicht viel aufspüren wird.
„Es ist ein wenig wie mit einem Zauberstab zu hören.“, versuche ich die Aufgabe zu erklären, „Du musst dich ganz auf dein Gefühl verlassen, Draco, mit den Fingerspitzen auf jede Schwingung lauschen wie auf sehr leise Töne und Rhythmen.“ Ich spüre die Vibrationen des Fluches deutlich, und auch Draco zuckt an den richtigen Stellen zusammen.
Unbegabten kann man das Aufspüren von Flüchen nicht wirklich vermitteln – man braucht Talent dazu, wie in der Musik. Schüler mit wenig Feingefühl, wie Ron Weasley etwa oder der unsäglich arrogante Potterjunge, werden es in dieser Kunst wohl nie weit bringen. Es gibt sogar wirklich fortgeschrittene Magier, denen Fluchaufspüren kaum gelingen mag. Dieser Spiegel hier weist einen einfachen Reflexfluch auf, kombiniert mit etwas Wunschtraum, falscher Hoffnung, Angeberei und flüchtigem Glück. Einfache Verwünschungen, und ebenso einfach zu extrahieren. Der beste aller Fluchaufspürer, den ich jemals bei seiner Arbeit beobachten durfte und von dem ich sehr viel darüber gelernt habe, ist …
Will das eigentlich nie aufhören?!
Ich schlucke die bitteren Gedanken hinunter und wende mich meinem SchĂĽler zu.
„Um welchen Fluch könnte es sich handeln, Draco?“
Er ĂĽberlegt mit angestrengt gerunzelter Stirn.
„Superbia major?“
Ich nicke. „Sehr schön erkannt.“
Ich tippe mit dem Zauberstab auf den Spiegel und spreche leise die Worte, und ein Nebel wie grauer Staub steigt aus den Tiefen des Spiegels empor. Ich wickle den Nebel um den Zauberstab, transportiere ihn vorsichtig hinüber zum Regal mit den Gerätschaften und lasse ihn sanft in einen Glasballon gleiten, wo man ihn - gut verkorkt und mit Wachs versiegelt - gut und gerne ein halbes Jahr aufbewahren könnte.
Nachdem wir gemeinsam die verschiedenen Flüche aus dem Spiegel entfernt haben und es bunt in den Glasbehältern wabert, kommen wir zur Manifestation des Umkehrfluches.
Dafür mische ich Täuschung, Heimtücke und Niedertrachtflüche in einem großen Glasgefäß, gieße Betrug und Lüge hinzu und erhitze die Mischung bis zum Siedepunkt.
Danach werden die ursprünglichen Bestandteile – bis auf das flüchtige Glück – wieder in umgekehrter Reihenfolge der Extraktion zu der abkühlenden Fluchbrühe hinzugefügt.
„Fehlt noch was?“, fragt Draco.
Ich gebe zwei Tropfen Belladonna hinzu, und Draco grinst breit, als die Mischung vielfarbig schimmernd im Glasgefäß herumwirbelt.
Ich lasse meinen Schüler die Mischung dünn auf den Spiegel auftragen. Wir werden dass noch einige Male wiederholen, denn wer eine solche Mischung zu dick aufträgt, ist ein Dummkopf.
Draco betrachtet sich in unserem Werk und ist sehr zufrieden mit sich, denn er wird nun für einige Zeit in der realen Welt so gut aussehen, wie es ihm sein Wunsch-Ego vorgaukelt. Wenn der Spiegelzauber fertig ist, hält der Fluch bis zu drei Tage, bevor er durch einen erneuten Blick in den Spiegel aufgefrischt werden muss.
Ich hingegen schaue ihm über die Schulter und sehe Dracos wahres Gesicht – in seine Seele, wenn sie so wollen.
Dracos Spiegelbild und damit seine Seele ist wundervoll, wie alle Seelen es sind, bevor ihr Besitzer einen ersten, absolut unverzeihlichen Fehler begeht, und dieser erste Fehler gebiert tausend weitere, die ihm folgen …
Sollte jemand über die Schulter unseres Herrn und Meisters blicken, während er gerade seine Gestalt durch die Betrachtung im Spiegel erneuert, wird dieser Jemand in der Lage sein, das wahre Ich des Dunklen Lords zu erkennen.
Dies ist einer der unberechenbaren und unvermeidlichen Pferdefüsse dieses Zaubers. Verständlicherweise ziehe ich es vor, den, dessen Macht und Magie der meinen um ein Vielfaches überlegen sind, lieber nicht davon zu berichten. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass es jemals zu einer solchen Situation kommt – und der, dessen Gnade wir alle auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind, möchte nicht mit Problemen behelligt werden. Der Letzte, der diese Regel nicht beherzigt hat, liegt wahrscheinlich noch immer mit dem Gesicht nach unten auf dem Steinfußboden der großen Halle.
„Du wirst nunmehr alle zehn Minuten die Flüche neu auftragen.“, erkläre ich meinem Schüler, „Sechs Wiederholungen sollten ausreichen.“
„Ja, Sir.“
Die Wartezeit kann Draco mit Übungen zum Fluchaufspüren verbringen. Da er seine Hand des Ruhms leider bei der Flucht aus Hogwarts verloren hat, schenke ich ihm ein immerwährendes Licht, dessen dauerhafter Leuchtfluch gerade die richtige Schwierigkeitsstufe für einen Anfänger aufweist.
Während mein Schüler sich gleichzeitig mit der Fluchanalyse und dem Spiegel abplagt, wende ich mich der Bibliothek zu, um endlich zu ergründen, was es mit meinem Patronus auf sich hat. Ich durchforste also alle zoologischen Werke von „Schlüpfrige Schleicher“ über „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ bis hin zu „Magisches & Matschiges – eine Enzyklopädie der Haustierkunde“, aber alles ohne Erfolg. In meiner Verzweiflung konsultiere ich sogar die wenigen Muggelwerke im Bücherregal, allen voran die dickleibigen und vielbändigen Exemplare von „Brehms Tierleben“, aber auch hier gibt es keine Spur meines Patronus. Ich bin und bleibe ratlos.
Völlig vertieft in meine Gedanken fahre ich hoch, als es an der Tür klopft, und stoße mir den Kopf so heftig am Regal, dass es Bücher auf mich herabregnet. Verärgert über die Störung reiße ich die Türe auf, um die Hauselfe zusammenzufalten – und vor mir stehen Amycus und seine bezaubernde Schwester Alecto.
„Du bist grau im Gesicht, Severus.“, meint Amycus und hält mich am Umhang fest, als ich ihnen wortlos die Tür vor den Nasen zuschlagen will.
Seine Schwester packt meinen Arm als fürchte sie, ich wolle mich gleich in die Luft erheben und davon schweben. „Machst du dir um irgend etwas Sorgen, Severus?“
„Nein. Ich arbeite.“, entgegne ich unfreundlich. „Was ist los, dass ihr neuerdings an mir hängt die die Kletten?“
Alecto kichert schrill.
„Zeig uns doch mal deinen Zauberstab, Freund!“
Ich stoße ihr den Ellenbogen unters Kinn, dass ihr die Zähne aufeinander schlagen, und ziehe in der selben Bewegung den Zauberstab aus der Tasche, um den beiden einen Fluch aufzuhalsen.
Alecto und Amycus haben ebenfalls ihre Zauberstäbe zur Hand. Ich bin schneller, sie sind zu zweit. Patt.
„Was wird das hier eigentlich? Wenn ihr euch langweilt, dann spielt doch mit Wurmschwanz!“
„Wir sollten uns einmal unterhalten. Über Zauberstäbe. Dracos und deinen!“
Ich schließe die Tür hinter mir, damit mein Schüler nichts hört, was nicht für seine Ohren bestimmt ist, und zucke in gespielter Unkenntnis die Schultern. Leider sind die beiden nicht so unaufmerksam wie der Rest der Todesser.
„Ich weiß nicht, was ihr meint.“, heuchle ich.
„Draco hatte deinen Zauberstab dabei, als er mit den Werwölfen aufbrach – und als er wiederkam waren wir uns ganz sicher! Und erzähl uns nicht, du hättest ihm den Deinen geliehen. Jeder hier weiß, dass du niemanden auch nur in die Nähe deines Zauberstabes lässt!“ Alecto stemmt die Hände in die Hüften.
Ich warte ab. Wozu ihnen entgegenkommen?
Amycus springt seiner Schwester bei. „Kann sein, dass der Tod der Werwölfe was damit zu tun hat, was meinst du, Severus? Ist doch eigenartig, dass die Werwölfe so ganz plötzlich übereinander hergefallen sein sollen. Da hatte doch jemand seine Hand im Spiel!“
„Und zwar jemand, der nicht auf den Kopf gefallen ist und der nicht gut Freund war mit Fenrir Greyback…“
„Kann sein, dass ihr vor lauter Raffgier euren Verstand in der Nocturngasse verhökert habt?“, gebe ich zurück.
Alecto und Amycus wird man nicht so schnell los.
„Vielleicht möchtest du ja unserem Meister erklären, warum Draco mit deinem Zauberstab unterwegs war!“ Die Schwester grinst schadenfroh und wendet sich an Amycus. „Komm, Bruder, vielleicht können wir ja dem Dunklen Lord dabei helfen, die Sache mit den Werwölfen aufzuklären. Springt bestimmt eine hübsche Belohnung für uns heraus!“
Amycus und Alecto würden für Gold ihre Großmutter verkaufen, sagt man. Ich glaube, sie täten es auch für Kupfer.
Aber die Bedrohung für mich – oder viel schlimmer, für Draco - ist durchaus real. Leider lassen sich echte Zauberstäbe weder verwandeln noch tarnen – das können nur Scherzzauberstäbe, wie sie einmal in Hogwarts unter den Schülerinnen und Schülern in Mode waren. Olivanders Meisterstücke jedoch verbergen niemals ihren Charakter.
„Also gut. Was wollt ihr?“, frage ich schnell.
Ich hasse Improvisation aus dem Stehgreif - ich glaube, ich erwähnte bereits den Grund.
Die Geschwister wechseln breit grinsend einen triumphierenden Blick.
„Wir wollen …“, beginnt Alecto, und Amycus fährt fort: „… einen Blick in die Schatzkammern des Dunklen Lords werfen.“
Ich hebe überrascht die Brauen, denn ich hatte eigentlich erwartet, mich mit einem Beutel Gold freikaufen zu können. Das würde mir etwas Luft verschaffen, bis ich einen Plan habe, um das Erpresserteam endgültig loszuwerden. Es müssen ja nicht alle Todesser den in Kürze anstehenden Angriff auf die Zentaurensiedlung überleben.
„Die Schätze unseres Herren? Wozu das?!“
Alecto kichert und ihre Fingerspitzen reiben aneinander, als zähle sie unsichtbare Münzen.
„Wir glauben, der Dunkle Lord könnte viel großzügiger sein, wenn er nur wollte …“
Amycus ergänzt: „Unser Herr speist uns doch nicht etwa mit Kleingeld ab, während er die Schätze hortet bis unters Dach, oder? Wir wollen mehr, viel mehr!“
Geiz ist nicht nur geil, sondern auch grausam und gefährlich.
„Ich denke, ihr bekommt genau das, was euch zusteht!“ Ich klinge recht frostig, aber die Geschwister amüsieren sich nur über meine Geringschätzung der wahren Werte dieser Welt.
Amycus hat ein eigenartiges Glitzern in den Augen und reibt sich nun ebenfalls geistesabwesend die Hände. „Severus, nicht jeder ist so … anspruchslos wie du!“
Dumm war das Wort, das er eigentlich einsetzen wollte.
„Stimmt, ich kann nicht nachvollziehen, wie man Krims über Krams anhäufen kann und sich dann nicht einmal einen neuen Umhang leistet!“
„Das verstehen Spin…- Menschen wie du einfach nicht!“, wischt Alecto unwirsch meinen Einwand vom Tisch. „Also, was ist nun? Bringst du uns in die Schatzkammern?“ Plötzlich ähnelt die hässliche alte Schachtel doch sehr einem Raubvogel auf Mäusejagd.
„Der Dunkle Lord wird merken, dass wir ihn hintergehen. Es ist gefährlich – und das Risiko sollen wir eingehen, nur weil ihr neugierig seid?“ Nun, wohl weniger neu als gierig.
Alecto lacht zynisch. „Dir wird schon was einfallen, Severus - dir fällt doch immer etwas ein!“
Beide starren mich erwartungsvoll an.
„Also schön. Wir treffen uns morgen früh in …“, spiele ich auf Zeit, doch der Bruder fällt mir scharf ins Wort.
„Nein, Severus, du hältst uns nicht nochmals hin! Wir gehen sofort! Wenn du Zeit zum Überlegen hast, trickst du uns genauso aus wie Fenrir!“ Amycus packt wieder meinen Arm.
Man muss ihnen lassen, dass sie zumindest zu zweit nicht dümmer sind als ich. „Der Dunkle Lord kann jeden Moment …“
„Kann er nicht! Er plant in der großen Halle mit Bellatrix und Rodolphus Lestrange den Angriff auf die Zentauren - und das wird noch mindestens den halben Tag dauern …“
Ich gebe mich geschlagen.
„Wie ihr wollt. Aber wenn die Sache schief geht, sitzen wir alle drei bis zum Kragen in der Tinte!“
Die beiden tauschen wieder einen Blick, der mich ahnen lässt, dass ich im Zweifelsfall wohl alleine die Suppe auslöffeln darf.
Ich grinse in mich hinein.
„Hat euch jemand auf dem Weg zu mir gesehen oder weiß jemand, dass ihr mich aufsuchen wolltet?“
Kollektives Kopfschütteln mit der eindeutigen Aussage: Wir sind doch nicht blöd: Wir vertrauen niemandem!
Nun, darüber lässt sich nicht streiten.
Ich nicke anerkennend und drehe mich zur TĂĽr meiner Kammer.
„Ich sage nur kurz meinem Schüler Bescheid.“
Amycus macht Anstalten, mir zu folgen, doch ich stoße ihn zurück. „Allein!“
Mit sauerer Miene lässt er sich meine Grobheit gefallen in der Gewissheit, dass ich an ihm vorbei muss, wenn ich meine Kammer jemals wieder verlassen möchte, und die Geschwister lehnen sich mit verschränkten Armen und demonstrativ ungeduldigen Mienen an die Wand, um auf mich zu warten.
Ich schlieĂźe die TĂĽr, und mein SchĂĽler blickt auf .
„Ich habe jetzt zweimal …“, beginnt er, doch ich schneide ihm scharf das Wort ab.
„Schön. Ich werde mich mal umschauen, ob ich vielleicht irgendwo noch einen besseren Spiegel auftreiben kann – dieser hier erscheint mir zu klein, um die wahre Größe unseres Herrn adäquat abzubilden!“
Draco schaut verdattert zu mir auf.
„Soll ich nicht weitermachen?“
„Doch, natürlich sollst du! Ich will mich nur vergewissern, dass der Dunkle Lord den besten Zauberspiegel bekommt, den ich auftreiben kann. Bis nachher also!“
Ich spüre den verwirrten Blick des Jungen, als ich die Türe hinter mir zuziehe. Eine ziemlich an den Haaren herbeigezogene Begründung, wenn man es recht betrachtet, aber eine hübsche Ausrede, falls ich mit den Geschwistern zusammen in den privaten Schatzkammern dessen, der sein Eigentum so sorgfältig bewacht wie eine Elster, erwischt werde. Diese platte Rechtfertigung, von Draco in aller Unschuld bestätigt, dürfte mich zwar nicht vor Strafe, aber doch zumindest vor dem Tode bewahren. Doch falls ich ohne Alecto und Amycus zurückkehre, wird mich niemand mit ihrem Verschwinden in Verbindung bringen können.
Ich führe die Geschwister durch die geheimen Gänge hinüber in den Pallas, wo sich die privaten Gemächer unseres Herrn und Meisters befinden. Ich habe es immer nach Kräften vermieden mich dort aufhalten zu müssen, und die meisten Todesser haben das kalte Herz von Babajaga noch niemals von Innen gesehen – dem großäugigen Staunen der geizigen Geschwister nach gehören sie zu dieser Gruppe, die sich bisher an die Gerüchteküche halten musste. Es geht eine Geschichte um, nach der sich unter dem Turm grausige Verliese mit gefangenen Muggeln und Zauberern befänden, deren Schreie manchmal des nachts von fern heraufhallten. Aber egal ob Schreie oder nicht, dies ist kein Ort, an dem man gerne verweilt.
Der Bergfried ist der höchste Turm der Burg, mit meterdicken Mauern aus grauem Stein, schießschartenartigen Fensterlöchern und von Zinnen gekrönt, die mit Drachenzähnen gespickt sind. Bewacht wird er von einem Dach aus Drachenschuppen, zwischen denen die Kuppel aus Bergkristall hervorleuchtet und von dem aus der, dessen Macht den Stern nahe kommt, den Gang der Gestirne beobachten kann. Der Wind heult Tag und Nacht ohne Unterlass um die Mauern – übrigens meine Erklärung für das abergläubische Gewäsch – und kein Feuer kann die Räume dort jemals wirklich erwärmen. Ich glaube, nur der Dunkle Lord selbst und sein Schatten Nagini fühlen sich dort wohl.
Wir passieren lange Gänge, von denen eine Vielzahl von Türen abgehen, deren erste sich auf meinen Befehl hin bereitwillig öffnet: wir blicken in eine Schatzkammer voller Gold, Perlen, Edelsteine und Geschmeide. Amycus und Alecto quellen beim Anblick all der Pretiosen und exquisiten Köstlichkeiten schier die Augen aus den Köpfen. Amycus will sofort in den Raum hineinstürzen, doch ich halte ihn am Ärmel zurück.
„Wie du gesehen hast, ist es nicht besonders schwierig, in die Schatzkammern unseres Herrn hinein zu kommen. Bedeutend schwerer wird es sein, sie später wieder zu verlassen …“
Ich weise mit einer knappen Kopfbewegung auf die Ritterrüstung hin, die verborgen in einer Nische Eingang und Ausgang bewacht. In ihren eisernen Armen hält sie ein enormes Richtschwert mit glänzender Schneide, an dem noch ein wenig schwarz eingetrocknetes Blut klebt. Wer noch genauer hinsieht, entdeckt in den Tiefen des Helms, dort, wo eigentlich Augen sein sollten, ein Unheil verkündendes Glühen.
Hastig zieht Amycus seinen Fuß von der Stufe zurück, und Alecto, die sich an ihrem Bruder vorbeiquetschen wollte, um als erste ihre Hände in den Schätzen zu vergraben, tritt erschrocken zwei Schritte zurück, um das Funkeln und Gleißen des Edelmetalls und der Steine aus sicherer Entfernung auszukosten.
„Zeig uns mehr. Mehr! Viel mehr!“, fordert sie mit überschlagender Stimme, und ich mache gehorsam den Reiseführer durch die Träume aus Tausendundeinernacht.
Ich zeige ihnen die Rüstkammern - ähnlich der allgemeinzugänglichen, die ich am Morgen aufgesucht habe – und die magische Tiersammlungen vom Abessinischen Siebenarm-Affen bis zum Zitroneneishai, riesige Bibliotheken mit allen Zauberbüchern des Erdkreises, ein Teppichlager voll gestopft mit fliegenden Teppichen, die botanische Sammlung mit den Lebensapfelbäumen, Liebeskirschen und dem Zauberkräutergarten sowie das orientalische Bad mit der Quelle der ewigen Jugend darin – von letzterer glaube ich allerdings, dass sich mehr Schein als Sein dahinter verbirgt.
Amycus Hände zittern vor Gier. „Ich will etwas davon berühren, darin wühlen, graben, den Glanz des Goldes mit den Fingern schmecken! Ich muss einfach etwas davon anfassen!“
Ich gebe vor zu überlegen, und schlage den gespannt Wartenden vor: „Ich weiß von einer Kammer, die der Dunkle Lord nur sehr selten besucht. Dort können wir es vielleicht wagen.“
Die Geschwister nicken, ihr Verstand betäubt und gefesselt von ihrer Obsession, und willig wie Schafe folgen sie mir immer tiefer hinab in das Reich des Dunklen Lords.
Ich führe sie hinein bis ins Zentrum des Turmes. Direkt neben der Kammer, in dem unser Herr und Meister zu sehr seltenen Gelegenheiten einen seiner Todesser empfängt, um ihm eine besondere Belohnung – oder auch Strafe – im intimen Kreis angedeihen zu lassen, liegt ein Raum, den selbst ich niemals betreten habe. Ich vermute, dass der Dunkle Lord dort etwas aufbewahrt, was ihm sehr viel bedeutet.
Ich habe mich schon immer gewundert, dass es anscheinend etwas gibt, an dem ein steinernes Herz wie das Seine hängen kann. Nun, heute werde ich herausfinden, was es ist, und die beiden Trottel neben mir werden mir dabei helfen.
Endlich haben wir den Eingang erreicht. Die Türe ist glatt, ohne jeden Griff, und sie schwingt auf meinen Befehl hin natürlich nicht auf. Statt dessen zeigt sich in der Mitte der Tür ein Kopf. Er ähnelt dem eines Fisches, Seeteufel oder so ähnlich, wie mich heute morgen Brehms Tierleben belehrte, und das breite Maul ist mit hunderten extrem langer, dünner Zähne gespickt, die es ihm unmöglich machen, die Kiefer zu schließen, selbst wenn er wollte. Doch er will ganz und gar nicht nicht, sondern das Untier sperrt gierig und einladend den Schlund auf.
Ich fĂĽrchte, jemand wird seinen Arm zwischen diese Kiefer hineinlegen mĂĽssen.
Alecto lächelt tückisch und hält mir ihren Zauberstab vor die Brust, während Amycus mir einen auffordernden Stoß versetzt.
„Nach dir, Severus, mein Freund!“
Ich blicke vom einen zur anderen, und kremple den linken Ă„rmel hinauf.
Alecto versetzt mir einen leichten, aber schmerzhaften Schlag. „Mach schneller!“
Die Kiefer des Fischkopfes mahlen erwartungsvoll, und gelber Schleim trieft ihm sabbernd aus den Mundwinkeln, als ob sich der Türwächter bereits auf sein Opfer freue.
Ich seufze unhörbar und stecke den Arm zwischen die Zähne.
Incedit in Scyllam, qui vult vitare.


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