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Fanfiction

The good, the bad and the ugly - Das Urteil

von Polaris

Das Kreischen des Hippogreifs gellt mir noch in den Ohren und zerreißt mir fast das Trommelfell, als ich vor den Toren des verfallenen Schlosses appariere, in dem gegenwärtig unser Herr und Meister, der Dunkle Lord, Hof zu halten geruht.
Draco ist schon dort, weiß wie mit Kalk bestrichen, aber offensichtlich unverletzt. Alecto und Amycus tuscheln aufgeregt miteinander und verstummen, als sie meinen Blick bemerken. Einer der Todesser ist offensichtlich vorausgeeilt, um dem Dunklen Lord unser Kommen anzukündigen. Der Werwolf befindet sich offensichtlich irgendwo hinter meinem Rücken. Ich sehe ihn nicht, drehe mich aber auch nicht um. Sein Gestank genügt mir.
Meine rechte Hand fühlt sich warm und rutschig an, und als ich auf sie hinunterblicke, bemerke ich, dass mir dunkles Blut den Arm hinabläuft, über die Hand und den Zauberstab entlang, von dessen Spitze es zu Boden tropft. Weitaus schlimmer jedoch ist die Tatsache, dass meine Hand leicht, aber unleugbar, zittert.
Sofort konzentriere ich mich, drei tiefe Atemzüge und das Bild eines riesigen Gletschers im gleißenden, harten Sonnenlicht eines Wintertages im Kopf. Eis, so weit das Auge reicht. Absolute Stille. Sehr kalt. Die Haare auf den Armen stellen sich auf.
Ich kann wieder klar denken. Der Hippogreif war mir gefährlich nahe gekommen und hatte mir mit dem Schnabel eine üble Wunde am Kopf versetzt. Seine rasiermesserscharfen Klauen hingegen schlitzten Umhang, Hemd und Haut und so einiges, was noch darunter lag, in drei tiefen Striemen auf. Ich konnte froh sein, das ich in einem Stück angekommen war. Hagrids verfluchte Monster!
Draco kommt langsam auf mich zu. Einen Moment lang sieht es so aus, als wolle er nach meiner Hand fassen, überlegt es sich aber anders. „Sie sind verletzt, Sir!“, sagt er leise.
Ich blicke ihn scharf von oben herab an. „Wenn wir vor dem Dunklen Lord stehen, hältst du den Mund. Rede nur, wenn du gefragt wirst. Sprich laut und deutlich!“ Damit lasse ich ihn stehen und gehe rasch und mit langen Schritten auf das Tor zu, das sich bereits zu öffnen begann. Wenig Zeit der Vorbereitung, um dem Dunklen Lord gegenüberzutreten.
Meine Schritte widerhallen wie Schwerthiebe auf dem Steinboden des großen, kalten und düsteren Saales, dessen modrige Pracht von verderbten Festen und blutigen Machtkämpfen vergangener Jahrhunderte zeugt. Überall an den Wänden hängen die Portraits berühmter Herrscher, von Balthasar dem Blutigen und seiner Gattin Gudrun der Grausamen bis hin zu Karl dem Witwer. Alte Kandelaber aus Gold und Silber tauchen die Halle in zuckendes Licht. Gold- und juwelendurchwirkte Wandbehänge, muffig, mottenzerfressen und von unschätzbarem Wert, zeigen Schlachtszenen aus den Koboldkriegen oder die Niederlage des Riesen-Heeres in der Drachenschlucht, an dem die baumstarke, gut ausgerüstete und zahlenmäßig weit überlegene Armee durch das Herabstürzen von Felsbrocken auf ihre Köpfe durch Minus, den sie den Mickrigen nannten, vernichtet wurde. Sic transit gloria mundi.
Die versammelten Todesser starren mich an, manche sogar mit offenem Mund. Bellatrix sind Neid und Missgunst ins Gesicht geschrieben, aber auch eine Spur von Respekt. Pettigrew drückt sich im Hintergrund herum und streichelt wie immer unablässig seinen verfluchten silbernen Arm. Er sieht sofort zu Boden, als er meinen Blick auf sich fühlt.
Der Dunkle Lord. Er besetzt den riesigen Thronsessel am Ende der steinernen Stufen und dominiert mühelos die gesamte Halle mit ihren großen eichenen Tischen, die mich stark an die in Hogwarts erinnern. Die Todesser an den Tischen weichen zurück und bilden eine Gasse, durch die ich zügig voranschreite. Nagini windet sich grün wie giftiger Efeu um die Füße dessen, den wir alle über die Maßen fürchten. Die geschlitzten Augen des Dunklen Lords glühen verhalten, während er uns mustert.
Nur noch wenige Schritte. Mein Magen wird zu Stein, mein Rückrat zu Eis. Irgendwo tief unten brodelt die Erinnerung an das, was ich getan habe, was ich noch zu tun bereit bin. Werde ich vor seinen Augen, diesen furchtbaren Augen, bestehen?
Drei Atemzüge. Drei Schritte. Der Gletscher, eine eisige, unendlich stahlgraue Fläche. Und dann das glühende Rot, die Schlangenaugen, die sich in meine bohren. Rund um den Thron knien Greyback und die anderen Todesser des Kommandos und verharren mit gesenkten Häuptern in tiefer Verbeugung.
„Es ist vollbracht, mein Herr. Dumbledore ist tot.“ sage ich laut in die angespannte Stille hinein und senke den Kopf vor dem Dunklen Lord. Mühsam falle ich erst auf ein Knie, dann auf das andere. Alle Knochen tun mir weh, und ich weiß, dass ich zittre. Nur sehr wenig, nur ein Hauch, niemand merkt es. Nur ER.
„Wie ist es geschehen?“ Seine Stimme zischt wie ein Peitschenhieb über unsere Köpfe, und alle zucken zusammen. Nur ich nicht.
„Draco. Er hat ihn entwaffnet.“ Ich hebe den Kopf und blicke dem Dunklen Lord direkt ins Gesicht.
Legelimens! An den Klingen unserer Blicke entlang tastet sich der Dunkle Lord hinein in meinen Kopf wie mit langen, krallenbewehrten Fingern. Ich hasse, was er tun wird. Er weiß das, und ich weiß, das er dieses Wissen und seine Macht über mich genießt. Er schlendert in meinem Kopf herum, betrachtet hier ein Gefühl, dort ein Bild und dreht scheinbar wahllos einige Gedanken bedächtig in seinen Krallen, um sie von allen Seiten zu begutachten. Dumbledore: entwaffnet, geschwächt und in der Falle. Der Kreis der Todesser darum herum. Draco: den Zauberstab in der Hand. Draco, der zögert. Voldemort streicht über diese Erinnerung wie jemand, der die Qualität einer Schneide prüft.
„Draco hat ihn getötet?“
Seine Stimme höre ich nur von Ferne. Seine Gewalt in meinem Kopf, und er greift nach einer weiteren Erinnerung.
Amycus kreischt: „Wir haben ein Problem, Snape. Der Junge scheint nicht fähig …“
Dumbledore flüstert. „Severus!“
Das Eis, mit der ich diese Erinnerung bedeckt habe, knirscht. Die Hand in meinen Gedanken zertrümmert das Eis mit einem Schlag, zerrt sie hervor. Meine Nackenhaare sträuben sich wie die einer Katze.
Draco hat den Zauberstab sinken lassen. Der Werwolf stinkt nach Blut, ab er hat es offensichtlich nicht gewagt, seine Zähne in Dumbledores Kehle zu schlagen. Er muss mir den Vortritt lassen.
Eine leise Stimme, die fleht: „Severus… bitte!“
Dumbledore. Ich hebe den Zauberstab.
Avada Kedavra! Ein grüner Blitz schießt aus der Spitze meines Zauberstabes und trifft den alten Mann direkt in die Brust.
Ich falle, nein, Dumbledors Körper schwebt einen Moment in der Luft und fällt dann lautlos über die Brüstung des Turmes. Alles, das ganze Universum dreht sich wie toll, Dumbledore, der große Zauberer, ist tot. Die Zeit will stillstehen, aber sie darf es nicht, denn wir haben nicht viel davon. Der Phönixorden wird bald die Barriere zerstört haben.
Die Krallenfinger des Dunklen Lords kratzen über die dünne mentale Eisschicht, die Wut und Abscheu bedeckt. Darunter noch mehr Eis, dick, trübe und fest wie Firn.
Meine Hand gleitet in den Umhang und umfasst den Zauberstab. Er ist noch immer klebrig vom Blut.
Ein scharfer, unglaublicher Schmerz. Ich schreie auf, unhörbar für all die da draußen, ringe nach Luft, als der Dunkle Lord Wut, Haß und Zorn hervorzerrt, und sein Schrei bringt mich fast um den Verstand, irgendetwas zerfetzt, und dann …
Er ist fort. Ich bin wieder allein. Für diesmal habe ich es überstanden. Doch meine Hand löst sich nur widerwillig vom Griff des Zauberstabes. Mein Gehirn fühlt sich an, als habe es jemand durch ein Sieb passiert.
Ich reiße mich zusammen, um endlich zu antworten Auf meiner Zunge liegt der Geschmack von Metall. „Nein, Dunkler Lord. Ich war es, der ihn getötet hat.“
Draco hinter mir atmet heftig, als sich der Dunkle Lord ihm zuwendet. Ich hoffe, der Junge beweist sich als wahrer Slytherin.
„Erzähl mir, Draco, wie du diesen alten Narren entwaffnet hast!“
Draco hält sich hervorragend. Stockend am Anfang, jedoch klar und deutlich erzählt er vom Dunklen Mal über dem Astronomieturm, dem Kampf mit den Leuten vom Orden des Phönix und wie er Dumbledore mit einem schlichten „Expelliarmus“ überraschen konnte. Ich höre schweigend zu, und meine Fingerspitzen finden wieder den Zauberstab in der Tasche. Der verletzte Arm schmerzt höllisch; ich sollte besser vermeiden, ihn zu bewegen.
„Warum hast du ihn nicht sofort getötet?“ Die Stimme des Dunklen Lords zischt Unheil verkündend.
„Ich … er … er hat auf mich eingeredet …“ stammelt Draco und beginnt am ganzen Körper heftig zu zittern.
„Stimmt! Reden, reden, immer nur reden! So war er, der alte …“ fällt ihm Amycus aufgeregt ins Wort. Ein Blick aus den Schlangenaugen jedoch lässt ihn so plötzlich verstummen, als sei ihm die Zunge herausgeschnitten worden.
„Nun, Draco? Ich warte!“
Draco atmet jetzt stoßweise. Er versucht zu sprechen, aber bringt nichts außer einem heiseren, beinahe unverständlichen Flüstern heraus.
Ich stehe auf und stoße Draco grob die Stufen herab, ohne auf seinen Protest oder die entsetzten Gesichter um mich herum zu achten. Meine Stimme klingt leise, aber scharf und schneidend: „Weil ich den alten Mann aus dem Weg räumen wollte! Dumbledore wurde alt und schwach - und er stand, so lange ich denken kann, zwischen mir und den Dunklen Künsten!“
Die Sekunden werden lang, in denen der Dunkle Lord mich anstarrt. Ich zwinge mich, absolut bewegungslos zu stehen und nicht zu blinzeln. Im Saal ist es totenstill. Eine Kerzenflamme knistert und wirft ihr fahles Licht auf das grausame Antlitz vor mir.
„Ich kann mich nicht erinnern, dir befohlen zu haben, Dumbledore zu töten. Das war Dracos Aufgabe, wie du sehr wohl weißt!“
„Es gibt vieles, was ihr mir nicht befohlen habt, und von dem ihr trotzdem froh seid, das es getan wurde.“, antworte ich gelassen und halte seinem Blick stand.
„Ich schätze es nicht, wenn man meine Befehle ignoriert!“ Nagini verlässt ihren Platz und schleicht um meine Füße.
„Die Zeit lief uns davon. Dumbledore ist … war ein mächtiger Zauberer. Draco wollte seinen Auftrag erfüllen, aber er brauchte noch etwas mehr Zeit. Wir konnten nicht länger warten.“
„Und dann hast du dir gedacht, die Sache ein wenig … zu beschleunigen?“
„Ja.“
„Um möglicherweise den Ruhm ganz alleine zu ernten?“, bemerkt mein Herr so milde, dass es mir kalt den Rücken hinunterläuft.
„Nicht ganz alleine. Nur den Ruhm dessen, der Arbeit zu einem erfolgreichen Abschluss bringt. Ich glaube, von Leuten wie mir habt ihr nicht allzu viele, mein Lord?“ Meine Stimme trägt kühl und gelassen durch den Saal, und es liegt mehr als nur eine Spur Arroganz darin.
Mein Herr beugt sich noch tiefer zu mir hinab, so das sein Gesicht das meine nun fast berührt. „Du meinst also, für mich würde nur das Ergebnis zählen?“
„Was sonst?“, gebe ich geschmeidig zurück.
„Du bist verletzt, mein treuer Todesser…“ zischt seine Stimme, und die Knochenhand schießt unter dem Umhang hervor, um sich wie ein Schraubstock um meine Schulter zu schließen.
Ich beiße mir auf die Zunge und schmecke Blut, während ich wortlos den Kopf abwende, die Fetzen des Umhangs enger um mich schlinge und mich meinem Herrn so weit ich kann entziehe.
„Zieh den Umhang aus, Severus!“ Er stößt mich heftig zurück, und ich stolpere einige Stufen nach unten. Während ich ihm mit klammen Fingern gehorche und meine Schulter Zeter und Mordio schreit, habe ich das Gefühl, ich brauche viel zu lange. Niemand spricht, atmet auch nur. Endlich habe ich es geschafft, und der Umhang sinkt zu Boden.
Jemand holt scharf Luft, die Menge im Saal beginnt zu raunen. Der Arm sieht tatsächlich nicht gut aus. Greyback leckt sich die Lippen.
Der Dunkle Lord runzelt die Stirn: „Du bist nicht wie Wurmschwanz. Nein. Du bist aus anderem Holz.“
Sein Zauberstab wirbelt durch die Luft, viel schneller, als ich den meinen aus dem Umhang am Boden hätte hervorholen können, und der Strahl aus der Spitze des Stabes trifft mich. Ich keuche auf und stolpere noch ein paar Stufen rückwärts, als sich der Zauber mit tausend Nadeln in meine verletzte Schulter und meinen Arm senkt und sich Muskeln, Sehnen und Haut in Sekunden wieder zusammenfügen. Ein weiteres Wirbeln seines Zauberstabes, und auch die Wunde vom Schnabel des Hippogreifs ist geheilt.
Überrascht hebe ich den Arm, bewege vorsichtig die Schulter. Alles wieder heil und einsatzfähig und ganz und gar meins. Keine verfluchte magische Hand wie Pettigrews.
„Danke, Herr!“ stammle ich und greife nach den Fetzen meines Umhangs.
Die Anspannung der Todesser entlädt sich in einem wahren Begeisterungssturm. Als der Lärm schon abzuebben beginnt, bringt der Dunkle Lord alle mit einer Handbewegung zum Schweigen.
„Gut gemacht, Draco. Ihr anderen, setzt euch mit dem Jungen an euren Tisch! Wir haben heute etwas zu feiern!“
Augenblicklich decken sich die Tische von selbst mit den köstlichsten Speisen und Getränken, und erleichtert stolpert das Einsatzkommando hinunter in den Saal. Ich wende mich ab, um ihnen zu folgen, aber der Dunkle Lord ergreift meinen Arm. „Du wirst heute Abend zu meiner Rechten sitzen und mit mir unseren größten Triumph feiern!“
Ich verneige mich und nehme neben ihm am Kopf der Tafel platz. Nagini ringelt sich beleidigt unter seinem Stuhl zusammen und funkelt mich böse aus ihren schwarzen Augen an. Ich lächle zurück.
„Trink!“, befiehlt mein Herr und hält mir einen Pokal mit blutrotem Elfenwein hin. Ich nehme ihn und frage mit hochgezogenen Augenbrauen: „Worauf trinken wir, mein Gebieter? Auf Euch?“
„Auf Dumbledores Tod!“
„Auf Dumbledores Tod!“, dröhnt es aus den Reihen der Todesser zurück, und alle stürzen sich auf das Festmahl wie verhungerte Wölfe.
Ich nippe am Wein und stelle den Pokal zurück auf den Tisch.
„Hast du keinen Hunger?“ fragt der Dunkle Lord, der seine Zähne in einen Hühnerschenkel schlägt, dabei den Zauberstab lässig schwenkt und amüsiert zusieht, wie ein großer Haufen Gold vor den erstaunten Geschwistern Amycus und Alecto erscheint, die gierig ihre Hände darin vergraben. Der Todesser mit dem brutalen Gesicht und Greyback entrollen jeder mit gespanntem Gesichtsausdruck eine Rolle Pergament, die vor ihnen heraufbeschworen wurde.
Ich schüttle den Kopf. „Ein langer Tag. Ich bin müde.“
„Ist der Wein nicht gut genug?“
Ich habe für heute genug der Spiele und drehe mich ihm zu. „Der Wein ist hervorragend, wie immer. Das Essen sicher auch. Und ich brauche weder Gold noch sonstigen Plunder.“ Rüde wende ich mich wieder ab und starre auf meine Hände. Es klebt noch Blut daran. Gleichgültig ziehe ich den Zauberstab aus der Tasche und lasse es verschwinden.
„Gibt es irgend etwas, was ich für dich tun kann, mein treuester Diener?“, schmeichelt seine Stimme in mein Ohr.
Ich gebe vor zu überlegen. „Da gibt es tatsächlich zwei Dinge, die Ihr für mich tun könntet, Herr.“
Er lacht. „So unbescheiden? Gleich zwei Wünsche! Nun gut, lass mich hören.“
„Peter Pettigrew.“
„Was ist mit ihm?“
Ich suche nach den rechten Worten. „Er … verdirbt das Ambiente meines Hauses. Mindere Qualität.“
Der Dunkle Lord ist durch Pettigrew durchaus im Bilde, wie meine Wohnung in Spinners End aussehen mag, und lacht leise in sich hinein.
„Nein, Pettigrew hat keine der Qualitäten, die wir beide schätzen. Ein erbärmlicher, feiger Dummkopf. Ich sollte …“, sein Blick ruht nachdenklich auf Wurmschwanz, der uns arglos den Rücken zugewandt hat und mit den anderen tafelt, „… eine etwas anspruchsvollere Aufgabe für ihn finden. Etwas, das ihn mehr fordert, wo er seine Tapferkeit beweisen kann.“
Der Dunkle Lord lächelt mich über seinen Weinkelch hinweg an, und ich nicke zurück. Wir haben durchaus Gemeinsamkeiten, mein Herr und ich.
Dieser Punkt ist nun klargestellt, und ich kann den nächsten angehen.
„Ich werde mein Gesicht in der nächsten Zeit nicht allzu häufig irgendwo sehen lassen können. Draco geht es ebenso.“ Der Dunkle Lord nickt aufmunternd, und ich fahre fort: „Draco ist noch nicht volljährig, und er hat die Schule nicht beendet. Ich möchte ihn das nächste Jahr über unterrichten.“
Mein Herr runzelt die Stirn und legt den abgenagten Hühnerschenkel zurück.
„Wozu? Ich habe sowohl dich als auch Draco für wichtige Aufgaben vorgesehen …“
„Er ist ein Junge mit großem Potential. Eine Führungspersönlichkeit. Seine Ausbildung muss vervollständigt werden, alles andere hieße Verschwendung. Außerdem …“ Ich breche ab und lasse meine Augen über die Feiernden schweifen, die nun alle Zurückhaltung fahren gelassen haben und von denen einige bereits auf den Tischen tanzen. Bellatrix mustert mich mit saurer Miene. Ich nehme meinen Pokal, hebe ihn hoch über mein Haupt und proste ihr zu. Sie spuckt auf den Boden neben sich und wendet sich abrupt ab, um mit ihrem Tischnachbarn zu plaudern.
Der Dunkle Lord neben mir hat unseren kleinen Schlagabtausch mit süffisantem Lächeln beobachtet und hebt nun die Augenbrauen: „Außerdem … was?“
Ich stelle den Wein wieder auf den Tisch, ohne ihn angerührt zu haben, und drehe den Kelch in den Händen. „Draco stand sechs Jahre unter dem Einfluss Dumbledores. Ich weiß, was das bedeutet …“ - ich hebe die Hand, als er mich unterbrechen will - „denn auch auf mich ist der Alte nicht immer ohne Einfluss geblieben. Dumbledore war mächtig, und er wusste Menschen für sich zu gewinnen Wie euch sicherlich bewusst ist, war die Entscheidung, zu Euch zurückzukehren, auch für mich nicht ganz einfach …“ Ich breche ab, um neuen Mut zu schöpfen. Man muss schon wahnsinnig sein, wenn man es wagt, so mit dem mächtigsten Zauberer aller Zeiten zu sprechen.
„Nein, dass dir die Entscheidung so leicht fällt wie Bellatrix habe ich niemals vermutet.“, erwidert der Dunkle Lord sehr leise. „Ich dachte, du hättest mich für immer … und erwog bereits die Möglichkeiten, dich sehr, sehr langsam und schmerzhaft …“ Sein fauliger Atem, der mir bei diesen Worten entgegenweht, dreht mir beinahe den Magen um.
Ich schlucke heftig, umklammere den Weinpokal und fahre fort, als habe ich ihn nicht gehört. „Der Grund, warum ich Euch Dumbledore, dem anderen großen Zauberer, vorgezogen habe, liegt darin …“, meine Stimme knirscht wie Kies, „… das Dumbledore nahe daran war, nicht mehr der mächtige Zauberer zu sein, der er all die Jahre hinweg war. Er wurde alt, schwach und langsam. Doch er hat zu verhindern gewusst, dass ich die Dinge erlerne, an denen ich schon immer und vor allen anderen interessiert bin.“ Meine Bitterkeit darüber schimmert klar genug durch meine Worte.
„Die Dunklen Künste.“ Der Dunkle Lord lehnt sich zurück und lässt den Blick über seine Todesser gleiten.
Ich nicke. „Genau – die Dunklen Künste.“
Es war weithin bekannt, dass mich der Direktor nie weiter in ihre Nähe ließ, als er es nicht verhindern konnte. „Dumbledore zwang mich, Zaubertrankunterricht an minderbegabte Schlammblüter zu verschwenden. Nicht mal den Schülern in Slytherin konnte ich …“ Ich brach ab und schluckte meine jahrelange Enttäuschung hinunter.
„Warum hat er dich Verteidigung gegen die Dunklen Künste eigentlich im letzten Jahr unterrichten lassen?“
Wie immer kommt der Dunkle Lord sofort auf den Punkt. Ich zucke die Schultern.
„Ich weiß es nicht. Aber ich vermute, er wollte mir und einigen anderen aus dem Orden des Phönix sein unerschütterliches Vertrauen in mich beweisen.“ Ich lächle zynisch in den Wein herab.
„Wie man sich irren kann.“ Mein Herr lacht leise.
Ich setzte mich aufrechter hin und wandte ihm meinen Blick zu. „Dumbledore hatte großen Einfluss auf seine Schüler –auch auf Draco, obwohl dieser genau wie ich immer dagegen angekämpft hat. Bitte, lasst mich den Jungen von Dumbledores Gutmenschenballast befreien, und ich verspreche Euch, in einem Jahr wird er ein neuer Mensch sein!“ Oh ja, und wie neu. Mein Herr wird staunen.
Der Dunkle Lord überlegt einige Minuten und nickt mir dann zu. „Nun gut, Severus, es ist abgemacht. Unterrichte Draco, wann immer du Zeit dazu findest. Ich habe natürlich noch einige wichtige Aufgaben für dich vorgesehen…“
Ich nicke dankbar und entspanne mich ein wenig. Der härteste Teil des Gespräches ist vorüber.
Das Fest ist unterdessen immer wilder geworden und gleicht inzwischen beinahe einer Orgie. Angewidert wende ich mich ab, als Greyback pantomimisch einen seiner Angriffe darzustellen versucht. Was würde ich drum geben, endlich ein wenig Ruhe zu haben! Aber daran ist wohl noch lange nicht zu denken.
„Du bist grau im Gesicht, Severus. Komm mit, ich habe eine Überraschung für dich!“ Mein Herr erhebt sich, und sofort springe ich auf, aufs Neue bis aufs äußerste angespannt. Ich hasse Überraschungen, und das nicht erst, seid ich jemand anderen einen unbrechbaren Schwur habe formulieren lassen.
Gehorsam folge ich dem Dunklen Lord, der mir mit wehendem Umhang vorauseilt, und die betrunkenen Todesser verstummen vorübergehend, als wir vorbeirauschen. Sie fürchten sich nicht nur vor IHM, sondern jetzt auch vor mir. Soll mir recht sein.
Hinauf geht es über ausgetretene Stufen in den höchsten der Türme. Die Sterne funkeln durch die schmalen Schießscharten, und am Horizont graut schon der Morgen. Ein Morgen ohne Dumbledore.
Ich denke an einen der kalten Gebirgsbäche in den Ferien meiner Kindheit. Klares Wasser auf der Haut. Mich an Dumbledore zu erinnern ist ein Luxus, den ich mir fortan nicht mehr erlauben kann.
Wir erreichen die oberste Stufe, und eine dicke Eichenholztüre öffnet sich vor dem Dunklen Lord. Er tritt zur Seite und bedeutet mir, ihm zu folgen. Ich zögere kurz, lasse dann ein weiteres Mal meinen Zauberstab los und trete ein.
Der Raum ist winzig und mit genau vier Möbelstücken ausgestattet. Tisch, Stuhl, Schrank, Bett. Auf dem Tisch stehen eine Waschschüssel und ein Krug mit dampfendem Wasser darin. In der Halterung an der Wand brennt eine einzelne Kerze. Dafür ist die Aussicht über die Klippe hinab in die tosende See atemberaubend.
„Meines?“ frage ich und drehe mich um.
„Ja. Gefällt es dir?“
„Ja. Danke.“ Ich löse den zerfetzten Umhang von meinen Schultern und lasse ihn zu Boden fallen. Dann setze ich mich ohne um Erlaubnis zu bitten aufs Bett und stütze meinen Kopf für einen Moment in die Hände. Mir ist übel vor Erschöpfung.
„Du erlaubst?“, fragt der Dunkle Lord ironisch und zieht sich den Stuhl heran, um sich darauf niederzulassen. Was will er denn noch von mir? Ich schließe die Augen. Ein Bad. Mein Bett. Bitte.
„Du bist müde, ich weiß. Aber ich möchte dir noch etwas zeigen.“ Wieder eine schnelle Bewegung mit dem Zauberstab, und der Schrank springt beiseite. Dahinter befindet sich eine Tür.
Mein Herr nickt mir zu: „Na los. Mach sie auf.“
Ich erhebe mich mühsam und widerstehe der Versuchung, mich nach dem Zauberstab in meinem Umhang zu bücken. Was immer da hinter der Türe auf mich lauert, ich werde wohl ohne ihn damit fertig werden müssen. Ich straffe die Schultern und drücke die Klinke hinab. Die Türe springt auf und …
Ein riesiger, unbeschreiblicher Raum voller aller nur erdenklichen Bücher über die Dunklen Künste oder Zaubertränke, dazu ganze Wände mit Behältnissen von Zaubertrankzutaten, schillernden Flüssigkeiten und Reagenzien, Regale über Regale bis unter die Decke. Mitten darin ein großer geschnitzter Schreibtisch, ein bequemer Sessel und daneben ein prasselndes Kaminfeuer. Das Paradies auf Erden, sozusagen. Mir verschlägt es die Sprache.
Der Dunkle Lord wippt mit der Fußspitze und mustert zufrieden mein Gesicht. „Es gefällt dir, wie ich sehe.“
„Oh. Ja. Natürlich.“ Ich drehe mich abrupt weg von ihm und streiche zärtlich mit den Fingerspitzen über den Rücken eines Buches mit dem Titel „Tausend Tode“ von Malleus Maleficarum. Das wollte ich schon immer mal lesen.
Ich erstarre, als ich seine Hand auf meiner Schulter spüre, entspanne mich aber sofort wieder, als er mich zu sich umdreht. „Ich weiß alles über dich, Severus!“
Ich blinzle in seine Schlangenaugen und warte ab.
„Schon immer hast du dir gewünscht, alles über die Dunklen Künste zu erfahren, und darum hast du dich mir angeschlossen. Du wolltest lernen, und das von dem besten Lehrer, den es gibt. Lord Voldemort.“
Wieder einmal hat mein Herr genau ins Schwarze getroffen. Ich nicke zustimmend.
„Darum habe ich mich entschieden, dir diesen Raum zur Verfügung zu stellen. In deiner freien Zeit magst du dort machen, was dir beliebt. Darüber hinaus …“, er räuspert sich, „… habe ich beschlossen, dich persönlich in einigen von den Zaubern zu unterrichten, die ich selbst erfunden habe. Jetzt, da ich weiß, dass du mir treu zur Seite stehst, möchte ich, dass du so gut vorbereitet wie möglich bist für deine künftigen Aufgaben.“
Ich senke die Augen. „Danke, Herr. Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll.“
Er klopft mir auf die Schulter, die sein Zauber vor kurzem geheilt hat, und wendet sich zum Gehen.
„Wir sprechen uns morgen. Ruh dich jetzt aus.“
Noch ganz benommen nicke ich und betrachte die Pracht all der Möglichkeiten, die nun so unvermittelt vor mir ausgebreitet liegen. Seine Schritte verhallen auf der Treppe, und ich finde endlich zurück in meine Kammer, schließe die Türe und lasse mich auf das Bett fallen.
Die Kenntnisse des Dunklen Lords. Ein Weg, genauso groß zu werden wie er. Nein, nicht ganz. Er duldet keinen neben sich, der ihm eventuell gefährlich werden könnte. So wie Dumbledore. Es heißt klug sein in Zukunft und Augen und Ohren offen halten, ohne preiszugeben, wie viel ich tatsächlich gelernt habe.
Dumbledore hat mir nie gesagt, wie genau der zweite Teil der Prophezeiung lautet, die ich belauscht habe. Was du nicht weißt, kann der Dunkle Lord nicht aus dir herausholen. Aber die Abrechnung kann nicht weit sein. Im nächsten Jahr.
Der Dunkle Lord und sein Wissen um die Dunklen Künste. Noch ist er viel, viel mächtiger als ich, es wäre verrückt, das zu leugnen. Der Dunkle Lord ist und wird mir immer tausendfach überlegen sein. Ich kann nur den Abstand verringern. Eine Chance. Ein Risiko. Ein schmaler Grat dazwischen.
Ich wasche mich mit dem heißen Wasser im Krug und lege mich in mein neues Bett. In Hogwarts brannte noch die Kerze an meinem Schreibpult, als Flittwick hereinstürzte und schrie, die Todesser seien in der Schule. Ob inzwischen jemand die Kerze gelöscht hat?
Bevor ich endlich die Augen schließe und schlafen kann, bleibt noch, den Geist von allen Gedanken - besonders Gedanken wie diesen - zu reinigen. Der Dunkle Lord ist mächtig, und ich werde mich hüten, dies jemals zu vergessen.
Vae victis.


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