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Fanfiction

The good, the bad and the ugly - Wehe den Besiegten

von Polaris

Ich appariere vor die Tore von Malfoy Manor in der Hoffnung, ein paar Stunden lang bei Narcissa Unterschlupf zu finden und mich ein wenig erholen zu können, bevor ich mir ein neues Versteck suche. Die letzten Ereignisse haben mich doch ziemlich mitgenommen, und mir ist noch lebhaft in Erinnerung, wie lange und nachhaltig ich außer Gefecht gesetzt war, als ich die Warnsignale meines Körpers das letzte Mal ignoriert habe …
Die Hauselfe, die das majestätische Eingangsportal bewacht, rümpft bei meinem Anblick die Nase und teilt mir sehr von oben herab mit – eine erstaunliche Leistung für ein Wesen, das mir nicht mal bis zur Hüfte reicht -, Bettler und Hausierer seien in Malfoy Manor nicht erwünscht. Als ich verzweifelt insistiere, die Hausherrin persönlich sprechen zu wollen, rümpft die Elfe die Nase und schlägt dann zögerlich vor, ich möge es mal am Dienstboteneingang versuchen: Mylady Malfoy sei großzügig, und vielleicht falle aus der Küche eine heiße Suppe für mich ab.
Da ich mich inzwischen kaum noch auf den Beinen halten kann, drehe ich mich wortlos auf dem Absatz um, wanke einmal um das Herrenhaus herum und steige auf der RĂĽckseite des Hauses die windschiefen Stufen zum Dienstboteneingang herab in den Keller.
Die dortige Hauselfe ist gnädiger. Sie scheint ebenfalls erschrocken über meine Erscheinung, aber als sie bemerkt, wie meine zitternden Hände sich um die heiße Suppenschüssel legen, holt sie ganz von sich aus noch einen Kanten Brot und einen Krug heißes Butterbier, das gut sein soll gegen Erkältung, wie sie mir im Plauderton mitteilt.
In der Küche ist es warm, und es duftet nach frisch gebackenem Kuchen, gerösteten Maroni und frisch aufgebrühtem Kaffee. Ein Rudel Hauselfen sitzt plaudernd und essend am anderen Ende des langen, blank gescheuerten Holztisches, und hin und wieder wirft mir eine von ihnen einen verschämten Seitenblick zu.
Soweit ist es schon gekommen, dass Hauselfen mit mir Mitleid haben.
Das Feuer im Herd knistert, und zusammen mit der heißen Suppe im Magen mir wird langsam wieder warm - und schläfrig. Ich schiebe die Suppenschüssel zur Seite, verschränke die Arme auf dem Tisch und lege den Kopf darauf, um ein paar Sekunden die Augen schließen zu können. Hier ist alles so friedlich, so normal, so verflucht heimelig wie in der Küche von Hogwarts …
Als ich aufwache, hat mir jemand eine Decke um die Schultern gelegt, und Narcissa sitzt neben mir auf dem Küchenstuhl, während die Hauselfen hin- und herwuseln und geschäftig damit beschäftigt sind, fleißig zu erscheinen …
„Narcissa!“, krächze ich, während ich mir das Haar aus dem Gesicht streiche. „Es tut mir leid, dass ich deine Angestellten noch immer belästige! Ich sollte längst fort sein …“ Ich schlage die Decke zurück und merke, dass meine Gelenke knirschen und knacken wie rostige Scharniere. Im Dezember im Meer zu baden ist nicht besonders gesundheitsfördernd.
Narcissas Gesicht ist schön und vornehm wie eh und je und noch eine Spur blasser als sonst, beinahe so wie vor einer Ewigkeit in Spinner’s End, als sie mir unbewusst und ungewollt mit den Worten des unbrechbaren Schwures jene Schlinge um den Hals legte, die sich schließlich zuziehen sollte und aus der es kein Entkommen für mich und damit für Albus Dumbledore gab. Ach, Narcissa …
Narcissa legt ihre schlanke weiĂźe Hand auf meinen Arm.
„Bleib, Severus! Lucius befürchtete schon, du seiest tot! Nachdem der Dunkle Lord allein und in entsetzlicher Wut von eurem gemeinsamen Ausflug zurückgekehrt ist, sich in seinen Räumen eingeschlossen hat und für niemanden zu sprechen war … Ich bin ja so froh, dass du noch lebst! Lucius hat sich solche Vorwürfe gemacht, dass er dich allein mit dem Dunklen Lord hat ziehen lassen, ohne in der Todesserversammlung einzugreifen! Oh, Severus, was hast du uns nur für einen Schreck eingejagt!“, sprudelt es nur so aus ihr heraus, und ihre Augen füllen sich mit Tränen.
„Unkraut vergeht nicht, das weißt du doch.“, entgegne ich und drücke vorsichtig ihre Hand, die so fein und zerbrechlich scheint wie edelstes chinesisches Porzellan.
Die Elfe, die mich am Eingang so hochnäsig abgewiesen hat, erscheint hinter der Hausherrin, räuspert sich verdruckst und wirft mir aus seinen untertassengroßen Augen dabei einen flehenden Blick zu.
„Ja? Was ist denn jetzt schon wieder?“, frag Narcissa unwirsch. „Kann man in diesem Haushalt mit seinen Gästen nicht mal eine Minute ungestört sein?“
„Mylady, die Eule, die Ihr an Mylord geschickt habt, ist zurück.“
Narcissa nickt.
„Gut. Die Sekretärelfe soll ein neues Pergament aufsetzen und meinem Ehemann berichten, dass sein alter Onkel … nennen wir ihn Tobias Prince … inzwischen bei uns eingetroffen sei. Die Gesundheit seines Verwandten sei ein wenig angeschlagen – nichts Ernstes jedoch - also hätte seinen den verehrten Onkel eingeladen, die Weihnachtsfeiertage bei uns in Malfoy Manor zu verbringen!“ Narcissa strahlt mich erwartungsvoll an.
„Das ist viel zu gefährlich! Ich bringe Euch alle in Gefahr!“, protestiere ich und will mich erheben, doch Narcissa drückt mich zurück auf die Küchenbank, was ihr zu meinem Entsetzen auch gelingt.
„Das, Severus, ist mir völlig egal! Lucius wird vom Ministerium gejagt, hast du das vergessen? Aber du hast unserem Sohn geholfen, als er in größter Gefahr schwebte, und ich warte schon lange auf eine Gelegenheit, mich erkenntlich zeigen zu können. Außerdem würde mir meine Schwester Andromeda mir niemals verzeihen …“ Sie errötet und beißt sich gerade noch rechtzeitig auf die Unterlippe.
Ich lächle schief. „Sehr großzügig von dir, Narcissa. Wenn ich dich und Lucius nicht hätte …“, versuche ich mich gerührt zu bedanken.
Narcissa wedelt meine Worte mit einer eleganten Handbewegung fort, als verscheuche sie einen lästigen Gartengnom, und klatscht dann an die Hauselfen gewandt in die Hände.
„Hopphopp, was steht ihr hier alle herum und glotzt? Habt ihr keine Arbeit? Richtet für den Herrn Tobias Prince das blaue Gästezimmer! Tragt heißes Wasser in sein Bad und wärmt die Handtücher! Lazy, du suchst ein paar Sachen meines Mannes heraus, die unserem Gast passen könnten! Clumsy – ich wünsche, dass du ihm jeden, aber auch jeden Wunsch von den Augen abliest, solange er auf Malfoy Manor weilt! Und jetzt, huschhusch, an die Arbeit, ihr faules Elfenpack!“
Clumsy knickst vor mir und schaut mich aus wässrigen Augen heraus erwartungsvoll an, während die übrigen Hauselfen auseinander springen und hektisch zu ihren Aufgaben eilen.

Weihnachten im Kreise der Familie Malfoy ist eine interessante, nach all den Geschehnissen der letzten Monate beinahe unwirkliche Erfahrung für mich. Draußen schneit es unaufhörlich und eine jungfräuliche Schneedecke verwandelt den hochherrschaftlichen Park von Malfoy Manor und seine Zinnen und Türmchen in ein Postkartenidyll. Das ganze Haus ist mit Tannenzweigen und glitzerndem Weihnachtsschmuck herausgeputzt, und durch die Gänge zieht ein verführerischer Duft nach Plätzchen und Bratäpfeln.
Ich stehe am Fenster und muss zurückdenken an die Weihnachtstage zu Hause bei meinen Eltern, wo es immer ähnlich gut roch, nachdem Mutter Weihnachtsplätzchen gebacken hatte. Am St. Stephen’s Day gab es immer Kaninchenbraten, was etwas Besonderes war, denn Fleisch war teuer und wir bekamen ja sonst nicht so viel davon zu sehen. Ich spielte am Weihnachtsmorgen mit meinen Geschenken und las in den neuen Büchern, die ich unter dem Christbaum vorgefunden hatte, Vater vergnügte sich mit dem Schummel-Kartenspiel oder dem Wundertüten-Zauberzylinder aus Zonkos, die ich ihm geschenkt hatte, während Mutter sich unentwegt heimlich und mit schlechtem Gewissen wegen ihrer „schlanken Linie“ von Victor Crabbes selbst gezauberten Pralinen bediente…
Beschämt betrachte ich mein Exemplar des Zweiwegespiegels, den mir Lucius zum Fest geschenkt hat und dessen Gegenstück er selbst besitzt. Als ich mich bei meinem Freund bedanke und unglücklich erkläre, ich hätte leider nichts außer meinen leeren Händen vorzuweisen, bemerkt Lucius leichthin, ich habe ihm dieses Jahr schon die Freiheit geschenkt, und die sei ihm bei weitem mehr wert als aller Schnickschnack, den man für Geld kaufen könne …
Lucius und Narcissa stehen im Kaminzimmer am Fenster, jeder mit einem Glas Elfenwein in der Hand. Sie haben einander jeweils den freien Arm um die Hüften geschlungen und betrachten gemeinsam das aufregende Farbspiel des Sonnenuntergangs, während die Sängerin Celestina Warbeck aus dem Grammophon in der Ecke mit unerträglich süßlicher Stimme säuselt:

„Oh, komm und rühr meinen Kessel,
bist du einer, der’s richtig macht,
koch ich dir heiĂźe, starke Liebe,
die dich warm hält heute Nacht!“

Meine Gastgeber scheinen sich jedoch nicht an Celestinas rührseliger Darbietung zu stören - im Gegenteil wenden sie sich nun wie auf einen geheimen, für alle anderen unhörbaren Befehl vom Anblick des blutroten Sonnenuntergangs ab und blicken einander tief in die Augen.
Lucius Hand gleitet dabei wie zufällig über Narcissas schlanken Rücken bis tief hinunter, und wie beiläufig zieht er seine Frau fest und beinahe fordernd an sich.
Narcissa hingegen schüttelt anmutig das silberblonde Haar aus dem Gesicht, legt den Kopf leicht schräg und schaut herausfordernd und mit einem seltsamen, leicht spöttischen Zug um die Lippen hinauf in Lucius eisgraue Augen, in die sich das Glitzern eines Jägers im Angesicht lohnender Beute geschlichen hat …
Das Feuer im Kamin knistert.
Lucius stellt beiläufig sein Glas auf den Rand eines Beistelltischchens, wo es wackelt, hinunterkippt und unbemerkt in tausend winzige Scherben zerschellt, während Narcissas schlanke Finger den Weinkelch nebst Inhalt achtlos in die Kissen der Chaiselongue fallen lassen, und das Ehepaar Malfoy versinkt selbstvergessen in einem langen, langen Kuss …
„In ihrem Alter! - Das muss peinlich sein!“, bemerkt Draco neben mir mit der unbewussten Arroganz der Jugend, und versucht vergeblich, mit dem ausladenden Ledersessel, in dem er sitzt, zu verschmelzen.
„Das muss Liebe sein!“, berichtige ich sanft und tippe ihm auffordernd auf die Schulter. „Komm, Draco, wir sind hier überflüssig. Lass uns in die Bibliothek gehen und eine Partie Zauberschach spielen.“
Draco scheint beim Schach nicht bei der Sache und lässt seine Figuren beinahe widerstandslos von mir dahinmetzeln. Ich runzle die Stirn über sein ungewohntes Verhalten sowie über das Problem, ihn wenigstens eine Partie gewinnen zu lassen, ohne dass er es bemerkt …
„Ich gehe nicht zurück nach Hogwarts!“, stellt er plötzlich unvermittelt fest und fegt den Bauern, den er soeben erobert hat, mit einer heftigen Handbewegung vom Brett.
Ich hebe erstaunt die Brauen. „Warum das? - Liebeskummer?“, tippe ich.
Draco schnaubt verächtlich. „Wenn’s nur so einfach wäre …“ Er versinkt wieder in brütendes Schweigen, zieht die Füße an den Körper und umschlingt die Beine mit den Armen, als müsse er sich vor dem Angriff eines imaginären Gegners schützen.
„Also?“, dränge ich sanft und beschäftige mich angelegentlich mit meinen Figuren, wobei ich es tunlichst vermeide, in seine Richtung zu blicken.
Draco schmort noch einige Minuten in brütendem Schweigen, dann platzt er heraus: „Der Dunkle Lord ist abgrundtief böse! Er ist furchtbar, schrecklich, feige, hinterhältig, grausam … Ich hasse ihn!“
Ich nehme meine schwarze Dame vom Brett und betrachte sie eingehend.
„Oh, tatsächlich.“, bemerke ich kühl. „Und nachdem du zu diesem Ergebnis gekommen bist – wie auch immer es zustande kam – muss ich dich natürlich fragen, was du mit dieser Erkenntnis anfangen willst …“
Draco hebt das Gesicht und blickt mich aus riesengroĂźen dunkelgrauen Augen mit tiefen Schatten darunter verzweifelt an.
„Das weiß ich nicht – ich habe keine Ahnung! Aber ich kann nicht nach Hogwarts zurückkehren und dem Dunklen Lord dabei helfen, meine Freunde, meine Schulkameraden, meine Lehrer umzubringen! Ich will nicht …“ Er bricht ab, und sein Gesicht ist totenbleich, als er mich nun mit blutunterlaufenen Augen anstarrt wie ein Wahnsinniger. „Werden sie mich verraten, Sir, oder werden sie mir helfen?“
Ich stelle bedächtig die Dame zurück auf das Schachspiel.
„Hast du mit deinem Vater bereits über dein Problem gesprochen?“, frage ich sachlich.
Draco schĂĽttelt stumm den Kopf.
„Das solltest du aber! Du wirst sehen, dass dein Vater, so streng er auch sonst bei deiner Erziehung sein mag, ein durchaus verständiger Mann ist.“ Ich fasse nach Dracos Kinn, dass ihm in stummer Verzweiflung auf die Brust gesunken ist, und hebe es vorsichtig hoch. „Vertrau mir!“ Ich grinse mit einem Hauch Spott darin.
Es dauert einige Zeit, bis die Erkenntnis zu Dracos gequältem, immerfort im Teufelskreis rasenden Verstand hindurchsickert. Seine Augen weiten sich.
„Sie wissen es – … und Vater ebenfalls! Ihr beide seid Verräter!“
Ich verziehe spöttisch die Lippen.
„Aber nicht doch, Draco! Ich bin ganz ohne Zweifel ein Verräter – dein Vater jedoch ist lediglich mein Freund und behält das Vertrauen des Dunklen Lords. Darum hat dein Vater dir ja auch vor deiner Ankunft in Malfoy Manor den Schwur abverlangt, keiner Menschenseele zu erzählen, dass ich noch am Leben bin …“
Draco beugt sich vor, und sein Gesicht brennt vor Anspannung. „Und sie werden den Dunklen Lord töten? Ich weiß, dass sie das können, wenn sie nur wollen! Niemand sonst wäre in der Lage, IHM die Stirn zu bieten!“
Ich seufze leise.
„Die Dinge sind … kompliziert.“, antworte ich schließlich mit Bedacht und denke an die Prophezeiung, die besagt, dass herannaht „der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen, denen geboren ist, die dem Dunklen Lord dreimal die Stirn geboten haben, geboren, wenn der siebte Monat stirbt …“ Mein Geburtstag ist im Januar.
Dracos Hände zittern nun so heftig, dass er versehentlich die von ihm geschlagenen Schachfiguren vom Tisch fegt, doch er bemerkt es nicht einmal.
„Zumindest werde ich es mit all meinem Wissen und Zauberkräften versuchen.“, ergänze ich mit einem Augenzwinkern, um meinen Worten ihre verhängnisvolle Bedeutsamkeit zu nehmen, und lege beruhigend meine Hand auf die seine. Dracos Finger zucken vor Anspannung. „Ich muss klug und vorsichtig vorgehen – slytherin natürlich. Der Tag der Entscheidung ist nahe, und es wäre mir eine große Beruhigung, Draco, falls du bis dahin nach Hogwarts zurückkehren und auf deine Schulkameraden und McGonagall Acht geben könntest!“
„Der Dunkle Lord hat sich letzte Woche bereits zum stellvertretenden Direktor ernennen lassen und führt die Amtsgeschäfte, solange McGonagall bewusstlos ist.“, antwortet Draco. „Er hat am Tag meiner Abreise den Halbriesen Hagrid nicht nur als Lehrer, sondern auch als Wildhüter gefeuert und verfügt, das dieser die Schlossgründe bis zum Neujahrsmorgen verlassen haben muss! Ich denke, Professor Flittwick ist der nächste, den er zum Verlassen der Schule zwingen wird …“
„Umso wichtiger ist es, dass du mir unverzüglich Bescheid gibst, sobald im Schloss ungewöhnliche Dinge vor sich gehen! Nutze den Koboldkalender, den ich dir geschenkt habe! Mit dem Zweiwegespiegel kann dein Vater mich benachrichtigen, sobald Voldemort Befehl zum Aufstand gegen das Zaubereiministerium gibt! Voldemort wird McGonagall beseitigen und von Hogwarts aus den Kampf gegen seine Gegner führen – und er hat all die Kinder in der Schule als Geiseln in seiner Hand …!“
Auf Dracos Arm erscheint eine Gänsehaut, und er fröstelt.
„Beim Grindelwald!“, flüstert er. „Warum habe ich mich im letzten Jahr nicht Direktor Dumbledore anvertraut? Ich wollte ihn töten, und dabei hat er die ganze Zeit über versucht, mir die Augen zu öffnen! Was habe ich nur getan …?!“, haucht er verzweifelt.
„Nichts, was sich nicht wieder ausbügeln ließe!“, antworte ich sachlich. „Im Gegensatz zu mir hast du keine Schuld auf dich geladen – ich war einst leider nicht so klug, und darum muss ich die Suppe, die ich mir eingebrockt habe, auch auslöffeln.“ Da Draco den Mund öffnet, um nochmals seine aktive Hilfe im Kampf gegen Voldemort anzubieten, setze ich hinzu: „Ich ganz allein, Draco!“
Der junge Malfoy schlieĂźt den Mund wieder und atmet ein paar Mal tief ein und aus, um seine Fassung zurĂĽck zu gewinnen.
„Ihr nennt Ihr-wisst-schon-wen nicht mehr den Dunklen Lord …“, bemerkt er schließlich mit beherrschter, ruhiger Stimme. „Habt ihr denn keine Angst vor einem Zweikampf mit ihm?“
„Nein. Nicht mehr.“, antworte ich ruhig – und das ist die Wahrheit.

Der Sylvestermorgen dämmert mit einem Himmel so blutrot wie Armageddon und so eisig wie Ragnarök.
Mit einer unguten Vorahnung verlasse ich Spinner’s End, wo ich ein paar meiner Sachen abgeholt und frische Kleidung zum Wechseln besorgt habe, und als ich wieder in Malfoy Manor eintreffe, kommt mir Narcissa bereits völlig aufgelöst entgegen.
„Ein Todesser war eben bei uns und hat Lucius mitgenommen - der Aufstand beginnt! Lucius wurde zum Zaubereiministerium beordert und soll dort Umbridge, Weasley und Shacklebolt ausschalten!“
Nun, das hätte weitaus schlimmer kommen können … Lucius und ich haben verschiedene Szenarien bereits durchgespielt – dieses natürlich auch – und darum ist mein Freund darauf vorbereitet, diejenigen, die sich uns abtrünnigen Todessern in den letzten Wochen angeschlossen haben, mit den Kräften des Phönixordens und des Zaubereiministeriums zu verbinden und gemeinsam mit Crabbes und Goyles Riesenfreunden gegen Lord Voldemort und die ihm treuen Todesser wie die Lestranges ins Feld zu ziehen!
Mein Koboldkalender brennt in der Tasche meines Umhangs. Mit fliegenden Fingern blättere ich auf die Seite mit Dracos Nachrichten und lese, dass der aufmerksame Professor Flitwick in der vergangenen Nacht in letzter Sekunde einen beinahe tödlichen Anschlag auf die endlich wieder aus der Bewusstlosigkeit erwachte, jedoch noch sehr schwache Professor McGonagall mittels eines vergifteten Apfels verhindern konnte.
Ich mische Dracos Haar in ein Fläschchen mit Vielsafttrank, nehme einen kräftigen Schluck des Gebräus und appariere vor die Tore von Hogwarts, um über den unterirdischen Zugang vom See her – genau, wie die Schüler an ihrem ersten Tag in Hogwarts – in die Schule zu gelangen. Der Vielsafttrank wird nicht lange vorhalten, aber lange genug, bis dass ich unerkannt in das Schoss gelangt sein werde!
Von weitem höre ich bereits Kampfeslärm, und die Stimme von Firenze, dem Zentaur, ruft über das Einstürzen einer Mauer: „Alle Schüler bringen sich in der großen Halle in Sicherheit! Rasch, rasch, lauft! Professor Flitwick und ich können diesen Gang nicht mehr lange gegen die Todesser verteidigen!“
Ich höre verängstigte Kinderstimmen durcheinander schreien, jemand – offenbar eine Gruppe Erstklässler, weint herzzerreißend, bis Professor Sprout sich ihrer erbarmt und die schluchzenden und zu Tode verängstigten Schüler mit sich in Richtung zur großen Halle zieht.
Hinter mir stürzt mich großem Getöse eine Mauer ein und gibt zwischen all dem Staub und Schutt einen bemerkenswerten Anblick frei: Harry Potter, Ronald Weasley sowie Miss Neunmalklug Hermine Granger halten etwas in den Händen, was wie riesige, glänzende Salatschüsseln aussieht. Ausgehend von etwas, dass ich von meinem Standpunkt aus nicht erkennen kann, werden brennende Strahlen kreuz und quer durch die Gänge geschleudert und zertrümmern alles, auf das sie Treffen. Der Gang hinauf zur Großen Halle ähnelt bereits einem Schlachtfeld oder einem Trümmerhaufen, und immer noch richten die glühenden Strahlen weitere Verwüstung an.
Ich spähe vorsichtig um die Ecke – der Vielsafttrank hat bereits seine Wirkung verloren, und ich möchte nicht riskieren, erkannt zu werden, bevor ich Lord Voldemort in seiner Tarnung als Professor Dorian Hide, Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste, ausfindig gemacht habe, um ihn endlich zum Zauberduell herausfordern zu können – und zwar dieses Mal unter fairen Bedingungen und mit meinem eigenen Zauberstab! Vor lauter Staub und Rauch kann ich kaum etwas erkennen.
„Rabastan!“, ereifert eine mir nur allzu bekannte weibliche Stimme empört. „Ich dachte, die Zauberstäbe, die Meister Olivander in deinem Gefängnis mit Naginis Schlangenhaut versehen hat, könnten nicht mehr gegen uns kämpfen!“
Ich grinse in mich hinein – mir war seinerzeit durchaus aufgefallen, dass die Schlangenhaut, die vorgeblich von Nagini stammen sollte, aussah wie gefärbte Baumschlange, und überdies braune Farbspuren hinterließ, als ich sie zwischen meinen Fingern zerrieb… Olivander ist weder so harmlos noch so gutmütig wie er auf den ersten Blick in seine sanften Mondaugen hin erscheinen mag, und der Dunkle Lord hätte gut daran getan, den Zauberstabmeister nicht zu unterschätzen!
„Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte!“, brüllt Rabastan Lestrange erschrocken und wütend zugleich. „Pass auf, wo du hinblickst, Bellatrix! Der Dunkle Lord hat doch versprochen, sie könnten uns gar nicht … Nein, sieh nicht zu mir herüber, auf keinen Fall! Bellatrix! BELLA...“ Mitten im Wort bricht das Geschrei abrupt ab.
Mir wird mulmig, und ich will gerade den Kopf zurĂĽckziehen, da donnert neben mir einer der glĂĽhenden FlĂĽche in die Wand.
Ich ducke mich augenblicklich weg und angele nach einem zerbrochenen Zinnteller, der zwar als Essgeschirr nicht mehr taugt, jedoch aufgrund seiner glänzenden Oberfläche als Spiegel dienen kann. Vorsichtig hebe ich die Scherbe in die Maueröffnung – und mir bietet sich ein Bild des Grauens: Bellatrix Lestrange, an sich schon eine atemberaubende, dominante Persönlichkeit, trägt ein diamantfunkelndes Diadem auf dem Kopf – und nicht nur dass: Ihr schweres, glänzendes dunkles Haar hat sich in lauter züngelnde, zischende Schlangen verwandelt, die mit ihren weit geöffneten Rachen ihr Antlitz umkränzen wie einst das der Gorgone Medusa!
„Wo bist du, Harry Potter? Tleines Babylein, Potti-Schucki! Komm her zu Tante Bellatrix – ich will dich endlich töten wie deinen Paten, meinen blutsverräterischen Cousin Sirius, der die Dummheit beging, sich mir im Zaubereiministerium in den Weg zu stellen …!“
„Jetzt, Harry!“, ruft Ronals Weasley und hebt seine glänzende Salatschüssel hoch über den Kopf.
Ich sehe verschwommen in dem Zinnteller gespiegelt einen weiteren grellen Lichtblitz, dann folgt ein Krachen wie ein Paukenschlag - und die Decke stürzt auf Bellatrix und ihr sich windendes, zischendes Gorgonenhaupt herab, zertrümmert das diamantbesetzte Diadem auf ihrem Kopf und begräbt die mächtige Hexe aus dem Hause Black unter einem tonnenschweren Pfeiler von Hogwarts!
„Nein! Bellatrix! Liebste!“, schreit Rodolphus gequält. „Nein! NEIN!“
Ich entschließe mich, alle Vorsicht fahren zu lassen und wieder mit eigenen Augen durch die Maueröffnung zu spähen, und sehe gerade noch, wie Harry Potter und seine Freunde eine Gruppe Todesser verfolgen, die zu fliehen versucht, jetzt, nachdem ihre Anführerin Bellatrix unter den Steinen begraben liegt.
Kurz entschlossen klettere ich durch den Spalt, um die Todesser ebenfalls zu verfolgen und davon abzuhalten, die Kinder in der großen Halle zu verletzen – und blicke in die Augen von Rodolphus Lestrange.
„Severus Snape!“, schnappt der verblüfft nach Luft. „Wir dachten, du seiest tot!“
„Zu früh gefreut!“, versetze ich kühl. „Gib mir deinen Zauberstab – Askaban wartet auf dich und deine Frau“
Rodolphus lächelt ein abgrundtief trauriges Lächeln und deutet auf die tiefe Wunde an seiner Seite, aus der unaufhörlich und unstillbar Blut und damit sein Leben heraus rinnt.
„Meine Bellatrix wird ebenfalls nirgendwo mehr hingehen – dieses grauenvolle Diadem, das der Dunkle Lord ihr vor unserem Angriff schenkte, hat sie in ein grauenvolles Monster verwandelt, dessen sengender Blick alles und jedes zerstören muss, auf das er trifft. und ich war nicht schnell genug, ihr im Fallen auszuweichen, genau wie Rabastan! Doch jetzt liegt meine Schöne, meine Wunderbare, meine Einzige hier unter dem Stein begraben und stirbt mir weg.“ Und Rodolphus Lestrange, der ohne jede Gefühlsregung dabei zugesehen haben soll, wie seine Frau Frank und Alice Longbottom in den Wahnsinn folterte, legt sein Gesicht an das grässlich entstellte, schlangengekrönte Haupt der einen und einzigen Königin seines Herzens, während ihm lautlos die Tränen an den von Askaban und Feuerwhisky gezeichneten Tränensäcken und Wangen herab laufen.
Ich lasse den Zauberstab sinken.
„Wenn sie tot ist, wird sie ihre menschliche Gestalt zurückerhalten.“, verspreche ich leise im Andenken an den armen Florean Fortescue, aus dem der Fluch von Hufflepuffs Teebecher einen Minotaurus machte, so wie Ravenclaws verfluchtes Diadem Bellatrix in das grausame Gorgonenhaupt verwandelt hat.
Rodolphus sieht mich mit einer Hoffnung in den Augen an, die mir die Kehle zuschnürt, und streichelt zärtlich über die entsetzlichen Schlangen, die sich schlaff um Bellatrix Haupt winden, als handele es sich noch das wundervolle dunkle Haar, dass seine Geliebte einst schmückte.
„Du meinst, ich darf Bellatrix noch ein einziges Mal so sehen, wie sie wirklich war, bevor der Dunkle Lord sie behext hat?“
Ich räuspere mich und drücke die Hand meines alten Rivalen, grausamen Feindes und im Sterben liegenden Mannes vor mir auf dem Boden.
„Ja, ich denke, das wirst du wahrscheinlich - falls du länger durchhalten solltest als deine Frau.“
Rodolphus lächelt zu mir hinauf.
„Besser als Askaban!“, meint er und beugt sich hinab zu seiner Frau, deren Brustkorb soeben aufgehört hat, sich zu heben und zu senken. „Keine Angst, meine Schöne, ich bin bei dir.“ Und mit entrücktem Lächeln hält er unbeirrbar im Leben wie im Tode ihre Hand und hat mich, Lord Voldemort und alles sonst längst vergessen.
Ich fliehe vor dem Elend hinauf in Richtung der großen Halle, um Lord Voldemort, der dort oben unerkannt hockt und die Fäden zur Erlangung der Herrschaft über die Zauberwelt zieht wie eine Spinne im Netz, endlich herauszufordern und ihm im Zauberkampf die Stirn zu bieten – Prophezeiung hin oder her.

Als ich das Tor zur großen Halle mit meinem Fluch aufsprenge, blicken mir hunderte ängstliche Augen aus den viel zu jungen Gesichtern der Schüler von Hogwarts entgegen, und ein entsetztes Raunen geht durch die Menge. Selbst die anwesenden Lehrer, die ich zwischen den Schülern erkenne – Filius Flitwick, Pomona Sprout, Professor Vector, der Zentaur Firenze – scheinen eingeschüchtert zu sein durch mein Erscheinen. Mein alter Zaubertranklehrer Horace Slughorn jedenfalls sieht aus, als wolle er gleichzeitig unauffällig mit der Wand verschmelzen – was bei seinem opulenten Geschmack in Kleidungsfragen und Körperumfang vergebliche Liebesmüh sein dürfte -, mir die Pest an den Hals fluchen oder eine gesalzene Strafarbeit aufgeben so wie früher, wenn ich es mal wieder gewagt hatte, ihm im Unterricht zu widersprechen. „Severus!“, stammelt er, während er mit seinen Wurstfingern in der Umhangtasche nach seinem gewohnten Seelentröster für alle Gelegenheiten, einem Döschen mit kandierter Ananas, tastet.
Die feige Ratte Peter Pettigrew ist ebenfalls dort, und zwar wieder einmal eng an der Seite des Dunklen Lords. Seit Voldemort weiß, dass die Ratte es nicht gewagt hat, ihn zu hintergehen, wittert Wurmschwanz offensichtlich Morgenluft und versucht ein weiteres Mal, sich rechtzeitig auf die Seite der Gewinner zu schlagen. Er geht ja kein Risiko ein - der Phönixorden ist ja noch immer davon überzeugt, dass meine Warnung an Shacklebolt von Peter stammt ...
Potter und seine Freunde Weasley und Granger sind nicht unter den Anwesenden und kämpfen wahrscheinlich irgendwo in den Eingeweiden des Schlosses noch mit den Todessern, die die Lestranges als Unterstützung mitgebracht haben. Aber um Potter kann ich mir jetzt keine Gedanken machen …
Die Schüler sind völlig aus dem Hauschen vor Angst und Aufregung. „Die Todesser sind hier!“
„Das ist doch Snape – der Mörder von Albus Dumbledore!“
„Wir werden alle sterben!“
„Schweigt!“, befehle ich leise, und wie früher im Klassenzimmer kehrt umgehend Ruhe ein. „Wo ist euer Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste?“
Voldemort – in Gestalt des gut aussehenden, charmanten und bei Lehrern wie Schülern gleichermaßen geschätzten Professors Dorian Hide – tritt hinter einer Gruppe von Schülern hervor und entblößt beim Lächeln zwei Reihen ebenmäßiger, blitzweißer Zähne.
„Severus Snape!“, sagt er kühl und schlägt den Umhang über der Zauberhand zurück, so dass sein Zauberstab sichtbar wird. „Der meist gehasste Lehrer, der jemals an dieser Schule unterrichtet hat, und obendrein der heimtückische Mörder unseres über alles geliebten ehemaligen Direktors Albus Dumbledore!“
Ich verbeuge mich knapp. „Ihr müsst es ja wissen.“, entgegne ich unterkühlt und werfe ebenfalls die Falten meines Umhangs nach hinten, damit er mich beim Zaubern nicht behindern kann.
Der neue Direktor und Lehrer in Verteidigung gegen die Dunklen Künste wirft sich in die Brust. „Aufgepasst, meine lieben Schüler, sehr verehrtes Lehrerkollegium! Ich werde euch und ihnen am Beispiel des ehemaligen Professors und grausamen, heimtückischen Todessers Severus Snape demonstrieren, wie leicht jemand wie ich mit Verrätern fertig wird!“
Mit lautem Knall schließen sich alle Türen, und die schweren Riegel legen sich von Zauberhand vor – nicht mein Werk, sondern Voldemorts. Trotzdem starren mich die verbliebenen Lehrer mit entsetztem Blick und voller Hass und Abscheu an, weil sie vermuten, dass ich sie und ihre Schüler in der großen Halle als Zeugen für die Überlegenheit der Dunklen Künste gegenüber der von Dumbledore gelehrten weißen Magie oder gar als Voldemorts Geiseln festhalten will …
Ich werfe einen zutiefst eisigen, funkelnden Blick in die Runde, der meine Schüler früher sofort zur Ordnung rief, und unverzüglich tritt auch jetzt der gewünschte Effekt ein: Die Schüler spritzen angstvoll auseinander und bilden, eng aneinander und mit den Rücken an die Wände der großen Halle geschmiegt, einen weiten Kreis, so dass sich wenigstens die Wahrscheinlichkeit verringert, dass einer von ihnen beim bevorstehenden Duell verletzt wird.
Voldemort lächelt heimtückisch, als er meinem Blick begegnet, und schnippt mit dem Zauberstab – und augenblicklich windet sich Nagini, einer der Horkruxe des Dunklen Lords, zu seinen Füßen.
„Halt dagegen, Verräter!“
Ich schnippe leicht mit dem Zauberstab, und in einer silbrigen Wolke entspringt mein Patronus: Ein kleiner Mungo mit graubraunem, schwarzgebändertem Fell, von wieselartigem Körperbau und bedeutend kleiner und unscheinbarer als das mächtige und sich in Vorfreude auf das kommende Festmahl windende Seelengefäß Voldemorts.
Der schwarze Lord verzieht herablassend die Mundwinkel. „Mehr hast du nicht aufzubieten, Zauberschüler?“ - und augenblicklich stößt seine Schlange zu.
Mein Patronus springt im letzten Moment zur Seite, und Naginis Giftzähne schlagen ins Leere. Bald winden und streiten sich die Tiere stellvertretend für uns in einem Zauberkampf auf Leben und Tod, und wie in einem makabren Tanz folgen Sprung auf Stoß und Fauchen auf Zischen.
In diesem Widerstreit scheinen die Chancen nur ungleich zu Gunsten des Dunklen Lords zu stehen, doch ich weiß, dass die Winterkälte in der großen Halle die Schlange langsam und träge macht, während mein heißblütiger Mungo immer wieder aus der Reichweite ihrer giftigen Fangzähne springt und die Schlange langsam, aber sicher ermüdet. Nagini kann nämlich wie eine Kobra nur in dem Radius zuschlagen, mit dem sie den Kopf über den Boden erhebt, und so lange mein Patronus immer wieder aus Naginis Schlagkreis heraus zurück in Sicherheit springen kann, bin ich nicht in ernster Gefahr.
Voldemorts Schlange wird langsamer, und ich sehe meine Chance – anstatt ein weiteres Mal zurückzuweichen, rollt sich mein Mungo zur Seite, springt dann senkrecht in die Höhe wie eine Sprungfeder und setzt in Naginis Nacken mit seien spitzen Zähnen zum Biss an, der dem Horkrux das Genick brechen wird …
Der Dunkle Lord schnippt blass vor Wut mit dem Zauberstab, und Nagini verwandelt sich augenblicklich in einen schwarzen Panther, der mit der Tatze nach meinem Patronus schlägt und dem Mungo mit seinen scharfen Krallen die Brust aufschlitzt. In derselben Sekunde fühle ich einen scharfen Schmerz, und drei blutrote Streifen besudeln die Vorderseite meines Hemdes.
Ich beiße die Zähne zusammen und schnippe ebenfalls mit dem Zauberstab, und mein Mungo verwandelt sich in einen schwarzgelb gefleckten Leoparden, der sich fauchend auf seinen Gegner stürzt.
Obwohl ich völlig konzentriert bin, um Voldemort nicht die kleinste Schwäche und einen Ansatzpunkt für seine Angriffe zu bieten, bemerke ich doch am Rande, dass Schüler wie Lehrer unserem Kampf gebannt und atemlos vor Spannung verfolgen. Die Luft ist elektrisch geladen wie vor einem drohenden Gewitter, und wie zuckende Blitze entladen sich die entgegen gesetzten Potenziale unserer Zauberkraft in den Attacken und Verteidigungsschlägen der Tiere. Angespannt wie beim Pokal entscheidenden Quiddichspiel des Jahres verfolgen die Zuschauer, wie mein Leopard Stück für Stück über den Panther die Oberhand erringt …
Während wir über unsere Stellvertreter miteinander kämpfen, versucht Voldemort, mir mittels Legelimentik seine langen, schleimigen Gedankenfinger ins Hirn zu bohren um zu erfahren, welchen Zauber ich als nächsten gegen ihn anwenden werde. Er geht dabei sehr vorsichtig und slytherin vor und macht diesmal keinen plumpen Versuch, mir die Tür zum Oberstübchen einzutreten, sondern der Dunkle Lord streckt seine Fühler heimlich und heimtückisch schleichend wie seine Schlange zu mir und in meine Gedanken hinein …
Ich warte, bis sich seine Legelimentikfinger ein Stück weit in mein Hirn gebohrt haben und zögernd die ersten Bilder darin ertasten … und verschließe dann meine Gedanken so abrupt, wie man den massiven Deckel einer schweren eisernen Truhe zuknallt!
Der Dunkle Lord heult laut auf vor Schmerz, und seine Augen erglĂĽhen vor Pein.
Ich lache höhnisch in meinen Gedanken: „Hast du immer noch nicht verstanden, dass ich in Okklumentik unschlagbar bin? Ich habe dir all die Jahre erlaubt, in meine Gedanken zu sehen – und du hast niemals bemerkt, dass ich dich belogen und betrogen habe, Tom Riddle!“
Voldemort stößt in einem angestrengten, zischenden Laut den Atem aus, und jagt damit allen Anwesenden einen Schauder den Rücken hinunter. In mir jedoch regt sich zum ersten Mal überhaupt der Verdacht, dass all die Jahre des mühsamen und von meinen traurigen Niederlagen und den darauf folgenden verbissenen Neuanfängen geprägten Unterrichts beim größten Zauberer aller Zeiten Albus Dumbledore am Ende doch nicht verschwendet waren – Prophezeiung hin oder her! – denn ich bin Lord Voldemort, der sich selbst für den größten Zauberer aller Zeiten hält, an Zaubermacht beinahe ebenbürtig!
Mein Leopard hat Voldemorts schwarzen Panter zu Boden gerungen und setzt an, ihm die Kehle durchzubeißen, als der falsche Lehrer in Verteidigung gegen die Dunklen Künste aufkeucht und ein weiteres Mal mit dem Zauberstab wedelt, diesmal jedoch erkennbar unkontrollierter als jemals zuvor …
Ein riesiger schwarzer Elefant erhebt sich vom Boden und schüttelt mit seinem mächtigen Rüssel meinen Leoparden, der ihm im Nacken sitzt, ab, so dass die Raubkatze mit einem lauten Krachen auf den Boden geschleudert wird.
Einen Moment lang ist mir schwindelig und ich taumele, und mein Brustkorb ist wie eingeschnürt … Dann habe ich mich wieder gefangen, und ich rette eilig meinen Leoparden vor den stampfenden, tödlichen Füßen des Elefanten, die meinen Patronus und damit mich zu zerquetschen trachten. Gleichzeitig wedelt der Elefant mit dem Rüssel herum und sucht den Leoparden damit zu packen, während seine Stoßzähne die Luft durchschneiden wie zwei gigantische Säbel…
Mir wird kalt ums Herz. Wenn auch ich meinen Patronus in einen Elefanten verwandle, zerstören unsere Zaubertiere mit ihren mächtigen Leibern und riesigen Füßen nicht nur die Bänke, Tische, Spiegel und Kandelaber in der großen Halle – sondern ich laufe auch Gefahr, dass die Elefantenbullen in der Hitze des Gefechtes die Schüler und Lehrer, die sich nun mit vor Angst starren Gesichtern an die Wände pressen, verletzen oder gar töten!
So entscheide ich mich denn zu einem Zauber, den Dumbledore sicherlich mit wohlwollendem Spott als ein Vermächtnis meines Muggelvaters bezeichnet hätte: Ich schwenke den Zauberstab und verwandle meinen von Voldemorts schwarzem Monstrum mit dem Rücken zur Wand in die Enge gedrängten Leoparden in – eine Maus.
Winzig klein und grauweiß gesprenkelt huscht sie eilig über den Steinboden der großen Halle, gradewegs auf den sie turmhoch überragenden schwarzen Elefanten zu – und mit einem Satz verschwindet meine Patronus-Maus in seinem Rüssel!
Voldemorts Elefant glotzt erst verdutzt und stößt dann ein verzweifeltes, dröhnendes, ohrenbetäubendes Trompeten aus, das den Anwesenden schier das Trommelfell zerfetzen will – doch meine Maus hat im Inneren des Rüssels ihre winzigen Nagezähne in das weiche, empfindliche Fleisch geschlagen und hält dem Ansturm verbissen und hartnäckig stand!
Die Augen des Riesen weiten sich vor Schmerz und Zorn, und ein schreckliches tiefrotes Glühen lässt sie blutunterlaufen und unheimlich aufleuchten … der Elefant erzittert, bebt, taumelt … Meine Maus lässt die Innenseite des Rüssels los und trippelt in Windeseile den schmalen Gang hinauf zur Stirn seines Widersachers, um dort mit ein paar gezielten Bissen der scharfen kleinen Nagerzähne das Gehirn des größten Legelimens, den die Welt je gesehen hat, in einen matschigen blutroten Plumpudding zu verwandeln…
Verzweifelt rudert Voldemort mit dem Zauberstab in der Luft herum, und der Elefant schrumpft augenblicklich wieder in sich zusammen. Ich blinzle mir den Schweiß aus den Augen, damit ich rechtzeitig erkennen kann, womit ich es jetzt zu tun bekomme - und gerade noch rechtzeitig kann meine Maus den Fangzähnen der Schlange Nagini entwischen, die unvermittelt und blitzschnell zustößt, um meinen Patronus mit Haut und Haar in einem Haps zu verschlingen! Doch als sich das grausame Schlangenmaul zum nächsten Schlag öffnet, weiß ich, dass meine Maus diesmal nicht flink genug sein kann, um mit ihren winzigen Trippelschritten den giftigen Fangzähnen zu entkommen!
Auf einmal bin ich ganz ruhig, ganz kühl, und alle Anspannung fällt mit einem Schlag von mir ab. Alles konzentriert sich nur noch auf diesen einen unausweichlichen Moment, in dem Nagini das Leben meines Patronus und damit auch mein eigenes durch seinen tödlichen Biss beenden wird. Und das entsetzliche Schlangenmaul gähnt über der winzigen Maus, die sich in Panik auf den Rücken wirft und angstvoll alle viere in die Lüfte streckt …
In dem Moment, in dem Naginis Fänge zuschnappen, springt zwischen ihnen der Mungo-Patronus hindurch, und der Geifer der Schlange benetzt sein grauschwarzes Fell, ohne dass ihr tödliches Gift es durchdringen und ihm etwas anhaben kann. Und bevor die Schlange ihren Kopf nach dem Stoß wieder zurückzuziehen oder sich auch nur zu rühren vermag, hat der Mungo sich blitzschnell auf ihren Nacken geschwungen und setzt zu dem tödlichen Biss an, der Voldemorts Schlange Nagini das Rückgrat vom Kopfe trennen wird!
Voldemort sinkt entkräftet und im fairen Zauberkampf besiegt vor mir zu Boden. Ich hingegen erhebe mein Gesicht stolz über den bösen Zauberer, und der schwarze Zauberumhang umweht zusammen mit meinem langen Haar meine hoch aufgerichtete Gestalt: Nach dem Tode des Horkruxes Nagini wird er endlich wieder sterblich sein, und sein Leben liegt dann meiner Hand!
„Gnade, Severus!“, fleht Voldemort mit brüchiger, kaum vernehmbarer Stimme. „Hab Erbarmen mit mir!“
Und in der selben Sekunde, in der ich zögere und zu entscheiden versuche, ob ich sein Leben nicht wider alle Logik verschonen sollte, spüre ich die Präsenz eines anderen Menschen, dessen nur stümperhaft verhüllte Gedanken mich mit so unverhohlenem, brennendem Hass anspringen, dass ich einen winzigen Augenblick abgelenkt bin … Ein lauter Knall, und ein weiteres Mal wird eine der Türen zur großen Halle hin gewaltsam geöffnet - Harry Potter hat endlich den Weg hinauf in die große Halle gefunden, in der sich sein geliebter und verehrter Lehrer Professor Hide im tödlichen Zweikampf mit dem verhassten feigen Mörder von Albus Dumbledore befindet … und diesem just in diesem Moment zu unterliegen droht!
Potter sammelt all seine Konzentration und denkt „Expelli…“, und ich erkenne, dass ich einen furchtbaren Fehler begangen habe: Ich kann entweder Voldemorts letzten verbliebenen Horkrux Nagini töten – oder ich ziehe es vor, mich gegen Potters Entwaffnungsfluch zu verteidigen, womit Voldemort auch in Zukunft und wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit unsterblich und unbesiegbar bleiben wird!
Ich entscheide mich und mein Mungo beißt zu – doch beinahe gleichzeitig wird mir der Zauberstab aus der Hand gerissen und knallt gegen die Mauer der großen Halle.
Mit einem Hechtsprung setze ich hinterher – und lande genau vor den Füßen Voldemorts, welcher sich inzwischen von seiner Beinahe-Niederlage erholt hat und der nun seinerseits in höchstem Triumph und voller Spott und Häme auf mich herabblickt.
„Wehe dem Besiegten, Severus!“, sagt er so leise, dass nur wir beide es hören können.
Vae victis


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