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The good, the bad and the ugly - Der Hai und der Kugelfisch

von Polaris

Die Zeit war nicht gnädig mit Remus Lupin – er sieht älter und erschöpfter aus denn je. Sein kurzes graues Haar ist mit Blut verklebt, und über der rechten Augenbraue klafft eine tiefe Schramme. Seine Kleidung, die schon immer abgetragen, aber sorgfältig geflickt war, hängt ihm zerfetzt und mit Brandspuren vom Körper.
Ich taste an seiner Halsschlagader nach dem Puls. Das Herz schlägt langsam, aber regelmäßig und kräftig, sein Atem ist flach und mühsam, doch noch lebt der Werwolf.
Hart schlage ich dem Bewusstlosen mit der flachen Hand ins Gesicht. „Hast du nicht verstanden, was ich dir gesagt habe!“, fauche ich. „Los, wach auf!“
Lupins Kopf pendelt haltlos zur Seite, seine Lippen öffnen sich leicht, und ein dünnes Rinnsal Blut sickert heraus. Ich kralle die Hände in die Überreste seines Hemdes, zerre ihn hoch zu mir und schüttle ihn kräftig – doch er rührt sich nicht. Keine Chance, Remus Lupin in die Wirklichkeit zurückzuholen.
Der Dunkle Lord lacht leise. „Ich fürchte, ich habe deinen ehemaligen Schulkameraden ein wenig beschädigt, als ich ihn in die Falle lockte – du wirst ihm leider keine weiteren Schmerzen zufügen können, um dich an ihm für die Quälereien seiner Freunde zu rächen. Aber der Gedanke, dass ich aus Lupins Leiche einen Inferius mache und er dann im Tode mir dienen muss – ausgerechtet demjenigen, den er im Leben immer so leidenschaftlich und erbittert bekämpft hat! - entbehrt wohl nicht einer gewissen Ironie. Ich bin sicher, dass du diesen netten Scherz am Rande zu würdigen weist, mein treuer Diener!“
Ich senke den Kopf – mag er davon halten, was er will.
Der Dunkle Lord bleckt die Zähne. „Ich war sicher, dass dir meine Idee gefallen würde, Severus! Aber nun spute dich, mein treuer Diener, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit - die Flut läuft schon auf. Töte den Werwolf und lass mich dir ein Stück Unsterblichkeit schenken!“
Ich beuge mich über den Bewusstlosen. Meine Hände sind schweißnass und glitschig. Ich reibe sie am Umhang ab und fasse dann das Rasiermesser meines Vaters ein wenig fester als zuvor, während meine Gedanken im Kopf umherrasen wie ein wildgewordener Schwarm Doxys.
Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass der Dunkle Lord den Zauberstab hebt, mir auffordernd zunickt und anhebt schwarzmagische Worte zu murmeln, die ich nicht verstehe und deren unheilvolle Melodie mir trotzdem das Blut in den Adern gefrieren lässt.
Meines Vaters Erbe, das Rasiermesser, liegt kalt, schwarz und tödlich in meiner Hand. Ich kralle die Linke in den nassen Kies, raffe all meinen Mut zusammen und hole mit der rechten Hand weit aus.
Während ich dem grausamen Antlitz des schwärzesten Zauberers aller Zeiten eine handvoll Steine, Sand und Dreck entgegenschleudere, gleitet die Rasierklinge durch das grobe Hanfseil, das Lupins Hände fesselt, und durchtrennt es. Ich nutze den Schwung und werfe ich mich mit einem Hechtsprung dem Herrn der Finsternis entgegen …
Zu langsam – ich weiß schon, dass ich zu spät bin, während ich noch springe. Die Reflexe des Schlangengleichen sind schnell wie die einer Kobra, und er wehrt meinen lächerlichen Versuch, ihm Kieselsteine und Dreck in die Augen zu werfen und damit für einen Sekundenbruchteil abzulenken, mit einer blitzschnellen Bewegung ab. Dennoch ziele ich mit dem Rasiermesser nach seiner Kehle und kann dem Dunklen Lord oberflächlich die Haut aufritzen, während er in einer weiteren übermenschlichen Reaktion schneller als ein Lidschlag zurückweicht. Dann reißt mein Gewicht ihn von den Füßen, und als wir uns wild ineinander verkrallt über den nassen Strand wälzen und jeder versucht, über den anderen die Oberhand zu gewinnen, spüre ich, wie es Voldemort trotz meiner heftigen Gegenwehr gelingt, seinen Zauberstab auf mich zu richten: Schlagartig kann ich mich nicht mehr rühren.
Der Dunkle Lord wälzt mich von sich herunter und auf den Rücken. Meine Glieder schlackern wie die einer Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hat, und ich muss ohne Lidschlag hinauf in das Gesicht dessen blicken, der weder Gnade noch Grenzen kennt.
Keuchend kniet sich der Dunkle Lord neben mir auf die feuchten, nach Tang und totem Fisch stinkenden Steine und starrt mich aus seinen lavaglĂĽhenden Augen heraus endlos schweigend an.
Dann hebt er sehr langsam und bedächtig die Hand, streckt einen dürren Totenfinger aus und streicht mir sanft, ja fast zärtlich das Haar aus dem Gesicht. Dann fährt er mit der Spitze seiner Kralle von meiner Schläfe abwärts bis hin zum Kinn, wobei er mir die Haut aufschlitzt wie meines Vaters Messer die Haut an seiner Kehle.
„Du weißt, du hättest sehr, sehr groß werden können, Severus! Du hattest alles, was ein mächtiger Zauberer braucht, um zu wahrer Größe zu gelangen: Talent, Klugheit und Mut!“, flüstert er milde in mein Ohr. „Ich glaube tatsächlich, Severus, du warst mir wie ein Sohn - den ich niemals haben werde!“
Ich starre hinauf in sein Antlitz und kann doch nicht einmal blinzeln.
Voldemort verzieht die schmalen Lippen von den Haifischzähnen zu einem höhnischen Grinsen. „Oh, ich vergaß - du kannst du dich ja nicht rühren. Nun, dass tut mir leid – bringt es mich doch um das Vergnügen, dich wenn schon nicht um dein Leben, so doch wenigstens um einen schnellen Tod winseln zu lassen!“
Er murmelt etwas - und wieder berührt mich seine Ekel erregende Totenhand, doch diesmal zwischen den Schulterblättern, so wie Dumbledore es so oft machte …
An diesem Punkt ist es endgültig mit meiner Selbstbeherrschung vorbei, und meine Nerven zerfetzen wie das überbelastete Trageseil einer Drahtseilbahn. Die eiserne Disziplin, die mir all die Jahre hinweg das Überleben sicherte und mit der ich hoffte, mir einem Rest von Würde zu bewahren und wie ein Mensch sterben zu können, wird hinweggefegt, und der Druck, der sich über die Jahre hinweg angestaut hat, sprengt meinen Staudamm mit einem Schlage in Stücke. Angst und Verzweiflung spülen in einer mächtigen, alles andere mit sich fortreißenden Woge aus mir heraus. Ich zittere am ganzen Leib wie Espenlaub, meine Zähne schlagen unkontrolliert aufeinander, und meine Gliedmaßen zucken unter Voldemorts Schraubstockgriff in wilder Panik, ohne dass ich das Geringste ausrichten könnte. In einer letzten Anstrengung ziehe ich die Arme vors Gesicht und rolle mich von ihm weg und auf den Bauch, um Voldemort wenigstens nicht den genussvollen Anblick des mickrigen Feiglings und elenden Versagers zu gönnen, der ich tatsächlich bin – diese Tatsache zu beschönigen ist mir jetzt, am Ende aller Dinge, nicht mehr erlaubt.
„Endlich!“, flüstert Voldemort so leise, das seine Worte beinahe im Brausen der Brandung untergehen. Der Triumph, der in seinen Augen und in seiner Stimme jubelt, ist mir unerträglich und zerreißt mich.
Doch da geschieht etwas Seltsames: Nachdem nun am Ende das eingetreten ist, was von Anfang an unvermeidlich war und dem ich wider besseren Wissens doch noch durch Lernbereitschaft, Klugheit und Mut zu entkommen hoffte – jetzt und völlig überraschend entdecke ich, dass Angst tatsächlich wie Wasser ist: Erst reißt sie alles mit sich, dann lässt sie mehr und mehr nach, um schließlich in einem Rinnsal zu verebben. Zum ersten Mal seit siebzehn Jahren habe ich keine Angst mehr, denn wer alles verloren hat, muss nichts und niemanden mehr fürchten…
Nachdem ich dies erkannt habe, entdecke ich auf dem Boden des leergespülten Stausees von Angst und Verzweiflung einen Schatz, den nur Albus Dumbledore dort hinterlassen haben kann: Ein neues Gefühl wird, wie seine Vorgängerin die Angst, ebenfalls tief in der Magengrube geboren – aber im Gegensatz zu ihr ist es nicht beständig bohrend und unangenehm oder gar schmerzhaft, sondern es prickelt wie Sekt und wird stetig stärker. Langsam steigt es in mir auf wie perlende Luftblasen an die Wasseroberfläche, und es ist absurd und unendlich befreiend zugleich: Ich muss lachen – erst vorsichtig und ungewohnt, dann immer heftiger und wilder, bis ich vor Lachen zittre und zucke und bebe, und ich drehe mich endlich auf den Rücken und lache IHM ins Schlangengesicht.
„Ich habe keine Angst mehr vor dir, Tom Vorlost Riddle! Deine Schwarze Magie ist fauler Zauber und albernes Gefuchtel, peinlicher als die Kartentricks, die mein Muggelvater mir beigebracht hat! Du bist ein Betrüger, der allen alles verspricht und doch nichts davon hält! Du predigst die Reinheit des Zaubererblutes und bist doch wie ich Sohn einer Hexe und eines Muggels. Der aufgeblasene Titel, den du dir anmaßt, falscher Lord, soll nur den kleinen Tom verstecken, so wie ich mich als Kind hinter dem Halbblutprinzen versteckt habe. Aber im Gegensatz zu dir bin ich kein Kind mehr! Ich habe dich durchschaut: Du bist nur eine Witzfigur, ein lächerlicher Popanz, ein Kinderschreck! Sobald sich die Prophezeiung erfüllt haben wird – und diese Zeit rückt immer näher! - stürzen dich die Leute von deinem wackligen Podest aus Lug und Trug herunter. Sie werden auf deinem Grab tanzen und deine Asche im Wind verstreuen! Bald wird sich nicht eine Seele mehr deiner erinnern, armer kleiner Tommy – doch Albus Dumbledore, den wahrhaft größten Zauberer aller Zeiten, wird man ewig im Gedächtnis behalten und in einem Atemzug mit Merlin nennen!“ Ich wische mir mit dem Ärmel die Lachtränen aus den Augen, die mir beim Anblick des entgeisterten, fassungslosen Gesichtes des größten Angebers aller Zeiten in die Augen schießen, und werde wieder ernst.
Der, der solange mein Irrwicht war, starrt bis ins Mark erschüttert und zu Tode erschrocken auf mich herab, das Gesicht zu einer unmenschlichen Fratze der Wut und des Hasses verzerrt. Seine Haut ist fahl wie ein Leichnam, das Glühen in den Augen flackert irr, und er taumelt ein paar Schritte zurück, während seine Hände an der Höhlenwand tastend nach Halt suchen.
„Nein!“, flüstert er. „Das alles kann nicht wahr sein – du lügst! Schweig, Verräter!“
„Du kannst mir nichts mehr befehlen, aufgeblasener Angeber - ich bin nicht Pettigrew! Apropros, wo wir gerade bei Ratten und Verrätern sind: Jetzt kann ich dir ja sagen, dass es nicht Wurmschwanz war, der deinen Plan die Zentauren zu überfallen, verraten hat – ich war das! Ich habe Shacklebolt meinen neuen Patronus geschickt – er hat ihn nicht erkannt, aber trotzdem schnell und entschlossen gehandelt. Leider konnte ich nicht voraussehen, dass Scrimgeour gerade in seinem Büro saß, als mein Bote eintraf, was mir ein paar hässliche Minuten mit Umbridge und dem Zaubereiminister bescherte! Aber Lupin, McGonagall und Shacklebold haben mich zum Glück da herausgeholt, obwohl sie mich für einen Verräter und Dumbledores Mörder hielten. Ich konnte in der Zentaurenhöhle sogar noch McGonagall warnen: Ich sagte ihr, Dumbledore habe mir, einem Mörder, vertraut – sie täte gut daran, sich den neuen Lehrer in Verteidigung gegen die Dunklen Künste sorgfältig anzuschauen. Leider war die Direktorin zu betroffen und aufgewühlt, um die Warnung richtig zu verstehen.“
Tatsächlich habe ich Minerva sogar noch einen dritten Hinweis auf die Pläne Voldemorts gegeben, indem ich der Eule mit Voldemorts Bewerbungspergament das angeblich zurückzusendende Päckchen mit verdorbenen Zaubertrankzutaten - einem Neuntöter und einem Kuckucksei - ans Bein band. Die Post mit Bewerbung und den Zutaten hat wahrscheinlich bei der neuen Direktorin von Hogwarts für Irritationen gesorgt, aber leider nicht das tiefe Misstrauen erregt, das ich mir erhofft hatte …
„Dein neuer Patronus – ich erinnere mich! War es nicht ein feiges Frettchen?“, zischt Voldemort und klammert sich mit zitternden Beinen an einen Felsvorsprung.
„Nein – er ist ein Mungo. Amycus und Alecto hätten ihn beinahe entdeckt, als ich ihn an Shacklebolt abgeschickt habe. Sie waren schon misstrauisch, weil sie mitbekommen hatten, wie ich den Werwölfen modifizierten Wolfsbanntrank in den Wein geschüttet habe, so dass sie sich nach und nach in menschliche Gestalt zurückverwandelten und das restliche Rudel über sie herfiel und zerfleischte. Der letzte verbliebene Werwolf war sehr jung, fast noch ein Knabe. Ich versuchte noch ihn zu überreden, beim Angriff auf das Ferienlager der Kinder nicht mitzumachen und sich Lupin anzuvertrauen - aber der Junge wollte nicht auf mich hören! Nachdem Greyback tot war und all seine Kameraden ebenfalls, ist er dann doch zu Lupin gegangen – und der hat mir diese Tatsache vor den Ohren von Rodolphus Lestrange und den anderen Todessern um die Ohren gehauen! Hat mich ein paar Gemeinheiten an Lupins Adresse gekostet, um ihm den vorlauten Mund zu stopfen, bevor er mein hochverräterisches Angebot an den Jungen in aller Unschuld weiter erläutern konnte!“
„Werwolf!“, knurrt Tom Riddle in Lupins Richtung. Aber Remus kümmert das wie üblich nicht – er schläft mal wieder den Schlaf der Gerechten, anstatt mir beizustehen …
Tom Riddle fängt meinen Blick auf und steckt seine ekelhaften Gedankenkrallen in meinen Kopf. Ich lasse ihn gewähren und schenke amüsiert meinem ehemaligen Herrn und Meister ein paar ausgewählte Einblicke in Gedanken, die ich bisher unter dicken Eisschichten verborgen hielt.
„Du kannst den Werwolf nicht ausstehen … und Potter hältst du tatsächlich für einen faulen, verzogenen Quälgeist, der seine Mitschüler tyrannisiert wie einst sein Vater … damit also hast du deine wahren Absichten getarnt und mich hintergangen, du …!“ Dem Dunklen Lord bleibt vor Wut und Entsetzen die Luft weg.
„Ja, ich habe den besten Legelimens, den die Welt je hervorgebracht hat, hinters Licht geführt – ich bin nämlich der beste Okklumens, den die Welt je hervorgebracht hat!“, erkläre ich vergnügt. „Aber ich habe euch noch viel öfter getäuscht! Amycus und Alecto, die beiden Geizhälse, haben mich durchschaut und mit ihrem Wissen erpresst. Um sie loszuwerden führte ich die beiden in eine eurer Schatzkammern, in der, wie ich wusste, eines eurer bestgehüteten Geheimnisse auf uns wartete. Die Geschwister konnten zu ihrem Unglück eurer Einladung zur Teeparty nicht widerstehen. Leider musste ich auf meiner Flucht den in ein Monster verzauberten Florean Fortescue töten – und das verzeihe ich euch niemals!“
„Du hast Hufflepuffs Becher zerstört – und nicht diese beiden dummen, einfältigen Gierhälse …?“ Riddle knirscht mit den Zähnen.
„Genau. Ich hoffe, ihr konntet euch bei Gelegenheit einen Ersatz für Helgas Andenkennippes zusammenrauben.“, ergänze ich ironisch und weiß doch genau, dass das Herz des Dunklen Lords in mehr als einer Beziehung an Hufflepuffs Artefakt hing … „Ollivander habe ich übrigens ebenfalls zur Flucht verholfen …“, fahre ich fort. „Ihr wisst ja, dass mein Vater ein Muggel war. Er lehrte mich Muggel-Zaubertricks, und seine Spezialität war es, den Leuten Geldstücke hinter den Ohren hervorzuholen, ihnen die Geldbörse von der rechten in die linke Jackentasche wandern zu lassen und Kaninchen aus Zylindern hervorzuziehen. Ich war auch hier ein gelehriger Schüler und stahl Rabastan den Schlüssel zu den Kerkern sowie sein Fläschchen mit Amortentia, als ich ihn auf dem Gang über den Haufen rannte und ihm anschließend half, den Staub aus dem Umhang zu klopfen. Ich duplizierte den Schlüssel, brachte den Nachschlüssel in ein paar Käsekesseln versteckt zu Ollivander und goss Lestranges Amortentia in das Butterbier der Todesser. Später steckte ich Rabastan den Schlüssel und das mit einer harmlosen Ersatzflüssigkeit aufgefülltes Fläschchen wieder zurück in den Umhang. Während ich mir mit Malfoys Befreiung ein Alibi verschaffte, tobte in Babajaga der Liebeswahn … ebenfalls eine Idee, die nicht einer gewissen Ironie entbehrt – und die schätzen wir ja beide, nicht wahr, mein Herr und Gebieter?“ Ich grinse spöttisch, während das Schlangengesicht verrät, das er nur eine einzige Art von Ironie schätzt – seine eigene.
„Aber du hast Dumbledore vor den Augen von Greyback und den anderen Todessern ermordet! Sie alle waren Zeuge!“, protestiert Voldemort. „Ich begreife nicht, welches Spiel du getrieben hast!“
„Das übersteigt deinen Horizont, Tom: Albus Dumbledore hat dich gewarnt, die Macht der Liebe nicht zu unterschätzen, doch du warst genau wie ich einstmals zu arrogant und von dir selbst und deinem großartigen Können eingenommen, um auf seinen klugen Rat zu hören! Dumbledore hat sich für mich und Draco Malfoy geopfert, als er von deinem Plan erfuhr, ihn durch den Jungen ermorden zu lassen! Er wollte, dass ich als dein loyalster Vertrauter an deiner Seite stehe, du leichtgläubiger alter Narr, damit ich einen günstigen Moment abpassen kann, um dich zu ermorden … Leider habe ich’s vermasselt - aber auch das ist nicht wirklich wichtig, es gibt ja noch die Prophezeiung! Außerdem war dein dummes Gesicht unbezahlbar, als ich dir und den Todessern weisgemacht habe, man könne Gryffindors Schwert nur durch den Gedanken an Liebe aus dem Stein herausziehen!“ Ich breche in das höhnische Gelächter aus, das ich gerne vor den versammelten Todessern gelacht hätte... Aber man kann ja nicht alles haben im Leben – und auch nicht im Tod.
„Ni… - nicht?“, stammelt Riddle dümmlich.
„Natürlich nicht! Sonst könnte doch jeder, der nur einen Funken Liebe in sich trägt, für dich das Schwert aus dem Stein ziehen! Godric Gryffindor persönlich hat sein Schwert mit einem mächtigen Fluch belegt, so dass es nur seine Freunde dem Felsen ziehen können – dies ist die Probe, die jeder Direktor von Hogwarts bestehen muss, um am ersten Tag im Amt an den steinernen Wasserspeiern, in die Fawkes Gryffindors Schwert versenkt hat, vorbei in das Büro zu gelangen! Du Irrwicht für Arme hältst dich für den Erben Slytherins und kannst doch niemals wie Godrics Freund Salazar das Schwert aus den Wasserspeiern ziehen! Du wirst niemals auf Dumbledores Stuhl sitzen, selbst wenn es dir gelingen sollte, McGonagall von ihrem Posten zu verdrängen. Keiner der Todesser – und wenn er noch so sehr an Liebe denkt – wird jemals Gryffindors oder Dumbledores Freund sein, und nicht in tausend Jahren wirst du die Waffe wieder aus dem Stein herausholen können!“
Tom Riddle kreischt auf wie in Todesnot. Das rotglühende Leuchten seiner Augen überstrahlt nun sogar den flackernden Schein des prasselnden Feuers. „Die Prophezeiung!“, murmelt er endlich und reißt sich mit einem Ruck zusammen. „Dumbledore hat dir vor seinem Tod auch den Teil verraten, den du im Eberkopf nicht belauschen konntest – ohne die wahre Aussage der Prophezeiung zu kennen hättest du es niemals gewagt, nach dem trimagischen Turnier auf den Friedhof zu mir zurückzukehren und mich, deinen Herrn und Meister, auszuspionieren!“ Seine Augen glitzern tückisch und voller Vorfreude: Wenn es ihm gelingt, mir dieses Wissen abzupressen, wird er nach den vergeblichen Bemühungen in der Mysteriumsabteilung doch noch erfahren, unter welcher Bedingung Harry Potter endlich getötet werden kann!
Ich kichere. „Tut mir leid, dass mein Undank an dir nagt wie Schlangenzahn, aber du irrst dich! Dumbledore hat mir nicht verraten, wie die Prophezeiung vollständig lautet – und ich habe ihn nie gefragt! Wir wussten beide, dass du die Macht besitzt, mit genügend Zeit alles aus einem Menschen herauszuholen, was er weiß … Ich bin keine Ausnahme, da mache ich mir nichts vor - ich bin nämlich im Gegensatz zu dir, Blindschleiche, stolz darauf, nur ein Mensch zu sein.“
„Ich glaube dir kein Wort, Halbblut! Alle Leute halten dich für einen Mörder, du hast keinen einzigen Freund auf der Welt – und der alte Mann ist tot und kann dir nicht mehr helfen!“, flüstert er heiser vor Zorn. „Gib mir die fehlenden Worte der Prophezeiung, Severus, und ich schenke dir einen schnellen, schmerzlosen Tod!“
„Nur über meine Leiche!“, verspreche ich leichthin.
Voldemort packt mich beim Kragen und schüttelt mich wild, so dass mir die Knochen durcheinander rasseln. „Ich werde dieses Wissen aus dir herauspressen – verlass dich darauf!“, keucht er.
Ich zucke gleichgültig die Schultern. „Was du glaubst oder tun willst ist mir gleichgültig - ich wollte eigentlich nur, dass du Bescheid weißt, was ich in Wahrheit von dir halte, Tom Riddle, bevor du mich tötest und ich dahin gehe, wo Dumbledore mich schon erwartet und wohin du trauriger Feigling mir nicht folgen kannst!“ Ich lächle mein zahnigstes, arrogantestes Lächeln und hoffe insgeheim, dass er vor Wut die Selbstbeherrschung verliert und zu hart zuschlägt, so dass mir möglichst schnell die Lampen ausgehen. Lieber ein Ende mit Schrecken… und zu meiner Erheiterung zuckt und zittert Voldemort nun ebenso sehr vor Wut wie ich vor kurzem noch vor Angst geschlottert habe!
„Ich vertraue Albus Dumbledore – gestern und heute und bis ans Ende meiner Tage!“ ergänze ich sanft.
Ich habe es geschafft: Voldemorts weißglühende Raserei trägt ihn jenseits aller Vernunft, und jegliche Selbstbeherrschung entgleitet ihm. Mit bebenden Händen hebt er den Zauberstab und der Zorn lässt die Laute fast verschwimmen: „Dieser Tag ist gekommen, Verräter!“, zischt er. „CRUCIO!“

Ich gehe ein in den einfältigen Grund, in die stille Wüste, in jenes Innerste, da niemand heimisch ist, und treibe in dem wüsten und öden Meer ohne Ufer und Grund, darin weder Werk noch Bild. Mir ist kalt.

Während ich ohne Ziel dahin drifte nähere ich mich manchmal der Oberfläche, doch ich darf sie nicht durchbrechen, denn dort oben wartet etwas Finsteres, Grauenhaftes auf mich … Und nach Äonen ungewisser Zeit reißt mich ein unmenschlicher Schrei halb aus der Bewusstlosigkeit, und ich weiß, dass ER in seiner verfluchten Höhle nicht das vorfand, was er sich dort erhoffte … Dumbledore war schneller.
Mit einem Lächeln lasse ich mich zurücksinken, und bevor ich wieder in gnädiges Nicht-Sein gleite, schießt mir ein letzter klarer Gedanke durch den Kopf: Riddle ist und bleibt ein jämmerlicher Stümper, denn Bellatrix Lestrange hätte mich niemals so schnell und billig davonkommen lassen.

Lupin ist wieder in die Höhle der Zentauren zurückgekehrt. ER hat meine Schultern umfasst, zieht mich halb hoch und setzt mir einen Becher an die Lippen. Mein Hals ist rau und heiser und ausgedörrt, und ich leide großen Durst. Ich muss trinken …
Nicht Lupin, sondern Voldemort. Sein Schlangengesicht ist meinem ganz nahe, und er hält einen Becher in den Händen, der genauso schlicht und elegant aussieht wie diejenigen, die Dumbledore aus dem Nichts heraus heraufbeschwören konnte. Voldemort mit Dumbledores Becher? - Das kann nichts Gutes bedeuten. Ich beiße die Zähne aufeinander und presse die Lippen fest zusammen, dass kein Tropfen aus dem Becher in meinen Mund gelangen kann.
Riddle lächelt amüsiert und hält mir die Nase zu.
Da der Reflex irgendwann jeden zwingt, Atem zu schöpfen, muss ich endlich den Mund öffnen. ER gießt mir sofort den Inhalt des Bechers in die Kehle, während sich seine Legelimentikkrallen blitzschnell in mein schutzloses Hirn bohren.
Ich würge und huste und muss doch schlucken, denn der Becherinhalt verursacht so brennenden Durst, wie ich ihn noch nie gekannt habe. Und während ich noch keuche und nach Atem ringe, sehe ich glasklar und absolut real, wie ich vor meiner Klasse stehe und den jungen Neville Longbottom zum wiederholten Male wegen seiner ungenügenden Leistungen rüge. Dann ändert sich die Szene, und Neville steht mitten in der Nacht einsam und alleine auf dem Astronomieturm. Anstatt jedoch hinauf zu den Sternen zu blicken, nähert er sich vorsichtig der Brüstung und schaut hinab in die gähnende Tiefe. Er erschaudert und klammert sich an den kalten Stein, doch er weicht nicht zurück, sondern setzt sich endlich mit zittrigen Bewegungen auf die Zinnen, um weiter hinunter in den Abgrund zu starren. Longbottom erinnert mich sehr an mich selbst und an die Nacht, in der die Potters ermordet wurden. Damals saß ich selbst dort oben bis zum Morgengrauen und versuchte zu entscheiden, ob ich nun hinunter springen sollte oder ob mein Mut ausreichte, den Rest meiner Tage die Last der Schuld zu ertragen.
Schließlich kam Dumbledore und meinte, es sei unfair hinunter zu springen - schließlich sei es Hagrids oder Filchs Aufgabe, meine unappetitlichen Überreste dort unten in der Tiefe zu beseitigen, und beide seinen nicht in der Lage, bei ihrer Arbeit Magie zu benutzen… Außerdem sei Voldemort zwar verschwunden, aber noch nicht endgültig tot und besiegt. Ich wolle mir sicher nicht die Möglichkeit entgehen lassen, an Voldemorts endgültigem Untergang mitzuwirken, oder? Mit diesen Worten legte Dumbledore die Hand zwischen meine Schultern und zog mich sanft von der Brüstung - und ich folgte ihm ohne zurückzublicken.
Neville jedoch – das kann doch nur ein Alptraum sein, oder? – ballt jetzt plötzlich die Fäuste, stößt einen grauenhaften Laut zwischen Heulen und Schreien aus und wirft sich nach vorne.
Ich schreie ebenfalls … und wieder ersticke ich fast an dem Gebräu, das durch meine Kehle rinnt. Sofort entstehen neue Bilder vor meinen Augen: Ich lege Lucius Malfoy die Transfusion an, die mein und sein Blut mischen wird … Malfoy in Fieberträumen … ein weißer Sarg in einem Blumenmeer, daneben Narcissa, die halb ohnmächtig und verzweifelt in ihr Taschentuch schluchzt…
„Oh, davon wusste ich gar nichts!“, stellt eine kalte Stimme jenseits der Bilder fest. „Malfoy hat also einen Grund, dir etwas heimzuzahlen! – Der Becher: Refillo!“
Ich will aufbegehren, doch da tobt dieser brennende, glühende Durst, und ich muss wieder trinken, ich muss einfach –
„Reue …“, zischt es grausam an meinem Ohr. „Der Trank verursacht also einen Reue-Irrwicht! Wie gut, dass ich ein Versuchskaninchen mitgebracht habe …“
Ich beachte das Zischen nicht weiter, denn meine Erinnerungen und ihre möglichen Konsequenzen werden mit jedem Tropfen, den ich herunterschlucken muss, noch grässlicher und unerträglicher, bis ich endlich im Eberkopf die Prophezeiung belausche und sie an meinen Herrn weitergebe. Jetzt sehe ich James und Lily Potter sterben, darauf Cedric Diggory und Sirius Black, dann endlich töte ich Albus Dumbledore auf dem Astronomieturm … jemand schreit, schreit und schreit … und die ganze Welt versinkt in Blut und Chaos.

Ich komme zu mir, weil ich halb im eisigen Wasser liege und mir statt der grauenhaften Brühe ein Schwall Salzwasser in den Mund geschüttet wird. Ich trinke es bereitwillig wie ein Verdurstender, obwohl mir klar ist, dass mich das Salzwasser wahrscheinlich wahnsinnig machen wird wie Schiffbrüchige ohne Vorräte auf hoher See.
Voldemort steht ĂĽber mir, und ich blinzle hoch in sein Schlangenantlitz.
„Ich werde dich und den Werwolf zu Inferi machen, Severus!“, höhnt er. „Dann erfüllt sich sogar dein Wunsch, mir nur über deine Leiche zu dienen! Und aus deinem Rasiermesser werde ich mir einen ganz besonders befriedigenden, köstlichen Horkrux bereiten!“
Suchend blickt er sich um, und ich tue es ihm nach. Doch mich kümmert nicht meines Vaters Rasiermesser, sondern Remus Lupin. Der liegt, noch immer bewusstlos, eine Armlänge neben mir. Die Wogen der Flut, die inzwischen auf den Strand aufgelaufen ist, umspülen bereits seine Hüfte.
„Sein Messer - wo ist es? Lumos!“, zischt der Dunkle Lord.
Ich packe den Werwolf beim Kragen, rolle mich in die nächste Welle, die sich am Strande bricht, und ziehe Remus Lupin mit mir in die brausende Flut. Während meine Kleidung sich mit dem eisigen Wasser voll saugt und die Strömung uns beide rasch von jenem verfluchten Strand hinweg und in die Tiefe reißt, vernehme ich als letztes den gehässigen Triumph meines ehemaligen Herrn: „Accio Severus Rasiermesser!“.

Stat rosa pristina nomine, nomina nuda tenemus.


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