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The good, the bad and the ugly - Remember, O thou man

von Polaris

Lucius und ich gönnen uns einen kleinen Spaß und richten es so ein, dass wir die Ankunft des Dunklen Lords am nächsten Morgen miterleben … sein Gesicht ist unbezahlbar und entschädigt mich für manches.
Der rosafarbene Spuk ist schnell verschwunden, und Katzenjammer folgt auf dem Fuße. Zum Glück kann der, dessen Wut zügellos sein kann, nicht alle Beteiligten an dem Chaos umbringen, sonst wären meine Freunde und ich so ziemlich die einzigen verbliebenen Todesser. Trotzdem möchte niemand in Rabastans Haut stecken …
obwohl ich nur gedeckte Farben wie grau, dunkelbraun oder schwarz mag und rosa verabscheue wie die Pest, stelle ich zu meiner Verwunderung fest, dass mir etwas fehlt, als nachdem alles Rosarote und Kuschelige wieder verschwunden ist. Ich halte eine der seinerzeitigen Änderungen des Ambientes jedenfalls für würdig, beibehalten zu werden, und bitte meine Hauselfe darum, das stinkende Stroh, das wie gewohnt auf den Stufen zu meinem Turmzimmer vor sich hinfault, ab sofort täglich durch frisches Heu zu ersetzen.
Auch andere Todesser scheinen neuerdings von geheimen Sehnsüchten geplagt: Mordekai Pebbleshot hält neuerdings ein weißes Angorakaninchen in seinem Bestiarium, Penelope Hobhouse pflanzt heimlich Liebstöckel und Vergissmeinnicht neben den Giftsumach und die Teufelsschlinge in unseren Kräutergarten, und bei der nächsten Vollversammlung der Todesser trägt Mycroft Aburthnot versteckt unter dem bodenlangen Mantel zur Todesserkluft anstatt schwarzer Stiefel karierte Puschen... Man hilft ihm unauffällig und rasch mit einem Versteckzauber, bevor sie dem Dunklen Lord ins Auge stechen – spontane und uneigennützige Hilfsbereitschaft ist ebenfalls ein Novum in unseren Reihen.
Der Dunkle Lord nimmt Lucius Malfoy wieder gnädig in unsere Reihen auf und überträgt ihm die heruntergewirtschafteten Finanzen. Mein Freund punktet sogleich bei unserem Herrn mit seinem Vorschlag, die Entsorgung alter und nutzloser Hauselfen für einen Spottpreis anzubieten und die Elfen bis zu ihrem Ende noch als billige Arbeitskräfte an diejenigen Zauberer und Hexen zu vermieten, die sich eine Haushaltshilfe nicht kaufen oder ihren Lebensunterhalt bestreiten könnten. So sei allen gedient: den Zaubererfamilien werden die lästigen emotionalen und organisatorischen Probleme der Beseitigung aufsässiger, in die Jahre gekommener oder kranker Hauselfen abgenommen, und die faulen Dinger machen sich noch ein wenig nützlich, bevor man ihre Köpfe auf ein Wandbrett nageln kann ... Lucius Malfoys Abneigung gegen Hauselfen im allgemeinen und ein Exemplar namens Dobby im besonderen ist dem Dunklen Lord bekannt, und der nimmt den Vorschlag meines Freundes an. Lucius kümmert sich um die zauberrechtliche und finanzielle Seite der neuen Firma „Elves Sweatshop“, dessen Stammpersonal nach dem Wunsch unseres Herrn auch das faule und unterbeschäftigte Elfenpack des Dunklen Lords und der Todesser einverleibt wird. Lucius übernimmt selbstverständlich die Geschäftsführung...
Während ich mich auf das Hogsmeade-Wochenende vorbereite, an dem ich zuerst Draco treffen werde und mir anschließend ein Rechtfertigungstermin mit dem Dunklen Lord bevorsteht, frage ich Tricky, ob sie jemals von seltsamen Elfen wie Dobby gehört hat und was sie von ihnen hält.
Tricky zeigt sich zuerst ungewohnt abweisend und kühl und rückt erst mit der Sprache heraus, nachdem ich ihr sehr widerwillig – und auch nur unter der Bedingung, dass ich die Worte spreche - einen unbrechbaren Schwur abgelegt habe, kein Wort unseres Gespräches meinem Freund Lucius Malfoy, dem Elfenhasser, weiterzugeben.
Als ich geschworen habe und mir das Handgelenk reibe, rückt Tricky damit heraus, dass es sich bei der abtrünnigen Hauselfe der Malfoys mit Namen Dobby tatsächlich um einen Cousin der Schwester des Schwippschwagers seiner Großtante handele, deren angeheirateter Onkel damals mit der Schwiegermutter seiner Oma wasauchimmer ... und Tricky und Dobby durchaus miteinander bekannt seien. Dobby genieße seine Freiheit und die Arbeit in Hogwarts, und Tricky beneide ihn manchmal heimlich darum ... Die Hauselfe knetet verlegen ihr grässliches Küchenhandtuch, weicht meinem Blick aus und schaut verlegen zu Boden.
Ich nicke geistesabwesend und erkundige mich nach Trickys Großmutter, die unter Lucius Geschäftsführung für die neue Firma des Dunklen Lords zurückgekauft wurde und jetzt für eine neue Arbeitgeberin schuften muss: die Squib Miss Arabella Figg.
Tricky wird wieder lebhafter und bemerkt, dass Miss Figg zwar einen Faible für Katzen habe, aber das treffe sich gut, den Trickys Großmutter sei ebenfalls ganz versessen auf diese Tiere, und die beiden verstünden sich prächtig.
Bevor mir das ganze zu rührselig wird bemerke ich spöttisch, dass ich auf Homestorys aus dem Alltagsleben von Squibs und Hauselfen nicht wirklich versessen sei, während ich in die Schublade des Arbeitstisches in der Bibliothek ein paar alte, ausgeleierte Socken in einem adressierten Briefumschlag zwischen die Seiten meines Testamentes lege. Tricky wendet sich daraufhin schroff ab und macht sich gekränkt wieder mit ihrer Hausarbeit zu schaffen.

Etwa eine Woche später geraten Lucius und ich bei der Verabschiedung von Crabbe und Goyle, die sich auf Befehl des Dunklen Lords zukünftig um die diplomatischen Beziehungen zu den Riesen kümmern sollen, vor versammelter Todessermannschaft heftig aneinander: Lucius beschimpft mich als arroganten Idioten, der von Geldangelegenheiten so viel verstünde wie ein Feuersalamander vom Tauchen, und dessen Unfähigkeit die Familie Malfoy und den Dunklen Lord beinahe ruiniert habe. Ich entgegne wütend, ich hätte niemals um den Posten des Finanzverwalters gebeten, und da wir gerade von Unfähigkeit sprächen: Hätte Malfoy im Ministerium nicht so kläglich versagt, wäre meine eisige nächtliche Kletterpartie nach Askaban nicht notwendig geworden, und falls ihn die Auroren nochmals erwischen sollten, könne er samt seinem aristokratischen Hochmut gerne im Zauberergefängnis verrotten ...
Der Dunkle Lord fährt dazwischen, als wir unsere Zauberstäbe zücken, und verdonnert uns zu einem Waffenstillstand. Fortan begegnen Malfoy und ich einander mit eisiger Höflichkeit und gehen uns aus dem Weg wo wir können.
Der Dunkle Lord verzieht bei unserer Auseinandersetzung nicht das Gesicht und zeigt auch sonst keinerlei Regung – trotzdem bin ich mir sicher, dass er unseren Streit genossen hat.
Das Hogsmeade-Wochenende kommt heran, und mit ihm tritt Tauwetter ein, das die Straßen in Schlammlöcher verwandelt und von den Dächern der Häuser im Zauberdorf Ladungen geschmolzenen Schnees in die Kragen unaufmerksamer Schüler ergießt, die alle so schnell als möglich vor dem Wetter in die drei Besen oder den Honigtopf entschwinden.
Ich vermumme mich vom Kopf bis zu den FĂĽĂźen mit schwarzen TĂĽchern und bin sicher, dass ich bei diesem Wetter im Eberkopf nicht auffallen werde, wenn ich Draco treffe.
Ich treffe pĂĽnktlich ein und setze mich wortlos und unaufgefordert an den Tisch zu der Gruppe von Slytherin-SchĂĽlern, die auf Dracos Wink hin schnell und mit einem scheuen Seitenblick auf meine verhĂĽllte Gestalt aufstehen und sich unter gemurmelten Entschuldigungen verabschieden.
„Sir, ich …“, beginnt Draco, doch ich zische leise: „Nicht hier. Hier haben die Wände gerne Ohren, und der dreckige Wirt hier hat zwar keine Lust zu putzen, aber dafür ein hervorragendes Gehör! Trink deinen Feuerwhisky aus und folge mir!“
Als Dracos Blondschopf vor der TĂĽr erscheint, wende ich mich um und eile zur heulenden HĂĽtte herĂĽber, die sich wie erwartet grau, dĂĽster und unheildrohend unter dem heftigen Regen duckt, der inzwischen eingesetzt hat.
In der heulenden Hütte ist es kalt und klamm. Ich schlage Funken aus den Fingerknöcheln und entzünde damit ein paar alte Bretter, bevor ich mich aus meiner Verkleidung schäle.
Draco schließt vorsichtig die Türe hinter sich, verschließt sie mit einem Fluch und lässt sich neben mir am Feuer nieder.
„Sir … ich bin froh, dass sie gekommen sind!“
Ich nicke knapp.
„Wie geht es dir? Was macht die Schule?“
Draco zupft an seinen Handschuhen.
„Die Schule läuft ganz gut. Außer in Verteidigung gegen die Dunklen Künste habe ich überall gute Noten. Und natürlich habe ich mich sehr gefreut, dass mein Vater aus Askaban entkommen ist. Aber ich hörte, es habe Streit gegeben ...?“ Draco gibt vor, sich mit dem Ausziehen der Handschuhe zu beschäftigen, und hält den Kopf gesenkt, damit ich ihm seine Gedanken zu dem Thema nicht ansehen oder mittels Legelimentik aus dem Kopf ziehen kann. Er fürchtet, ich könne ihn zwingen, zwischen seinem Vater und mir für eine Seite Partei ergreifen zu müssen.
Ich berĂĽhre kurz seinen Arm, und er schaut auf.
„Ich würde mir darüber an deiner Stelle keine Gedanken machen.“, erkläre ich sanft. „Eine Lappalie, sonst nichts. Vertrau deinem Vater in allen Dingen und befolge seinen Rat! Er ist ein guter Mann, und er liebt dich und deine Mutter über alles.“
Draco schluckt heftig und nickt.
„Ja, Sir.“
Ich klopfe ihm kurz zustimmend auf die Schulter. Draco ist seit jenen Sommertagen, in denen wir beide Obst in Scheiben geschnippelt und Okklumentik geübt haben, nochmals gewachsen und nunmehr genauso groß wie ich. Noch ein paar Monate, und er wird die Länge seines Vaters erreicht haben.
„Also, wie stehen die Dinge in Hogwarts?“, frage ich betont munter. „irgendwelche Neuigkeiten, von denen ich wissen sollte?“
Draco nickt heftig.
„Ja, die gibt es! Man hat Direktor McGonagall mitten in der Nacht bewusstlos vor dem Büro Mr. Hide – also dem des Dunklen Lords - aufgefunden und in den Krankenflügel gebracht! Luna Lovegood aus der Sechsten hat die Direktorin ganz kurz gesehen, weil sie gerade wegen ihres Schlickschupf-Schnupfens von Madam Pomfrey einen Zaubertrank bekam. Loony behauptet, der alte Hausdrachen der Gryffindors habe etwas von einem verfluchten Spiegel gemurmelt, als man sie in das Krankenbett legte. Sir …“ Draco stockt und sieht auf einmal sehr ernst und besorgt aus. „Sie wird doch nicht sterben, oder? Ich meine, ich kann sie nicht ausstehen, aber sie hat mich immerhin damals aus der Höhle bei den Zentauren herausgeholt, und ich will einfach nicht …“ Seine Stimme wird von Wort zu Wort leiser, bis er schließlich verstummt.
Ich runzle die Stirn. Das sind Neuigkeiten, die mir Sorge bereiten.
„Nein, sie hat wahrscheinlich nur einen Schock erlitten. Wird ihr Krankenzimmer bewacht?“
Draco scheint überrascht. „Nein! Wieso sollte es?“
„Nur so ein Gedanke …“, murmle ich. „Kannst du aus Slughorns Vorräten Vergissmich-Essenz stehlen?“
„Die kann ich selbst herstellen!“, meint Draco eine Spur beleidigt. „Ich hatte in den ersten fünf Jahren in Hogwarts einen recht fähigen Zaubertranklehrer, müssen sie wissen.“
Ich blinzle ins Feuer, damit er nicht merkt, wie sehr ich mich über seine Worte freue. Leider höre ich eigentlich nie von ehemaligen Schülern, dass ich ihnen was beigebracht hätte. Obwohl einige meiner Schüler ihre naturgegebene Trägheit, Einfallslosigkeit oder Dummheit überwinden konnten und in ihren späteren Berufskarrieren recht ansehnliche Tränkebrauer geworden sind, hatte ich immer den Eindruck, als weine meinem Unterricht niemand auch nur eine Träne nach.
Ich räuspere mich. „Wenn das so ist, dann könntest du vielleicht ein paar Tropfen Vergissmich-Essenz in McGonagalls Wasserglas auf dem Nachttisch schmuggeln und darüber hinaus Madame Pomfrey dazu bringen, die Direktorin nicht aus den Augen zu lassen, bis sie wieder aufwacht und berichten kann, was geschehen ist? Behaupte einfach, du hättest gesehen, wie sich jemand an ihrem Bett zu schaffen machte.“
„Aber ich war doch in der letzten Zeit gar nicht im Krankenflügel!“
„Dann sieh zu, dass du dort hin geschickt wirst! Lass dir eine blutige Nase verpassen oder sonst was – es ist wichtig, dass McGonagall sich nicht erinnert, was passiert ist, und niemand sie im Schlaf überraschen und sie zum Schweigen bringen kann! Sobald sie aufwacht und erklärt, dass sie sich an nichts erinnert, ist sie außer Gefahr!“
„Aber wer sollte das denn – glauben sie, der Dunkle Lord hat etwas damit zu tun?“
Ich verschließe meinen Geist gegen Draco – nur so zur Vorsicht, man weiß ja nie – und lüge kühl: „Warum sollte dem größten Zauberer aller Zeiten daran gelegen sein, Draco? Unser Herr bereitet eine neue Zukunft für Reinblüter vor und ist wohl kaum daran interessiert, Direktor von Hogwarts zu werden!“
„Aber der Dunkle Lord wird doch alle Schlammblüter und Blutsverräter aus Hogwarts herauswerfen, sobald wir erst einmal das Sagen im Zaubereiministerium haben! Als neuer Direktor von Hogwarts könnte er schon bald bestimmen, wer und was zukünftig an der Schule unterrichtet wird!“
Draco hat eindeutig etwas von seinem Vater geerbt – und damit meine ich nicht Malfoy Manor oder das Gold, das dem jungen Mann einst gehören wird. Ich beneide Lucius um diesen Sohn!
„Wenn es denn zu den Plänen des Dunklen Lords gehören sollte, McGonagall zu beseitigen, um ihre und Dumbledores Nachfolge anzutreten, dann solltest du dich aus der Schusslinie heraushalten, Draco! Es ist schon ein Wagnis, McGonagall die Vergissmich-Essenz unterzuschieben und Madame Pomfrey zu warnen – wenn du es nicht eingehen möchtest, finde ich einen anderen Weg …“ Minerva McGonagall hat etwas gesehen, das nicht für ihre Augen bestimmt war – und mir rennt die Zeit davon.
„Ich werde tun, was sie gesagt haben. Ich will meinen Fehler vom letzten Jahr nicht wiederholen …“, murmelt Draco unglücklich, und ich fasse ihm unters Kinn und hebe sanft seinen Kopf an, damit ich ihm in die Augen blicken kann.
„Was ist los, Junge? Du verschweigst mir doch etwas!“
Dracos Hände und sein Kinn zittern. „Ich … ist der Dunkle Lord wütend auf sie, Sir?“
Mir wird kalt.
„Wie kommst du darauf?“, frage ich und gebe meiner Stimme einen neutralen Klang.
„Weil … ich habe es nicht getan … es kann doch nicht richtig sein, ihr Vertrauen in mich auszunutzen …“ Er sieht aus, als wünsche er sich verzweifelt einen Tarnumhang herbei, unter dem er verschwinden kann.
„Was hat er dir befohlen?“, frage ich sehr sanft. „Sag es mir, oder wir bekommen wahrscheinlich beide wieder einmal Schwierigkeiten!“ In Anbetracht dessen, was meine mangelnden Überzeugungskünste und Dracos Schweigen beim letzten Mal angerichtet haben, eigentlich die Untertreibung des Jahrhunderts …
„Der Dunkle Lord hat erfahren, dass wir uns heute in Hogsmeade treffen wollen. Er hat mir befohlen, bei unserem Treffen heimlich ihren Zauberstab gegen einen anderen auszutauschen, der genauso aussieht wie ihrer und den der gefangene Meister Ollivander magisch geschwächt hat. Ich habe natürlich gefragt, warum ich das tun soll, aber der Dunkle Lord wollte es mir nicht verraten – er hat mich aus seinem Büro herausgeworfen! Ich habe nicht vor, diesen Befehl zu befolgen und sie zu hintergehen, Sir … ich werde einfach behaupten, ich hätte es vergessen!“ Auf Dracos Stirn hat sich trotz der Kälte ein dünner Film aus kaltem Schweiß gebildet.
„Das darfst du auf keinen Fall! Der Dunkle Lord wird die Lüge sofort erkennen, und dann sind wir beide…“
„Das wird er nicht!“, unterbricht mich Draco rasch. „Ich bin inzwischen sehr gut in Okklumentik, weil ich mich jeden Abend eine halbe Stunde darin übe!“ Draco hat einen Zauberstab aus seinem Winterumhang hervorgezogen, der meinem tatsächlich bis aufs Haar gleicht!
„Dass du meine Mahnungen beherzigt und dich in den Stufen der Okklumentik geübt hast, ist hervorragend und sehr nützlich – aber in diesem Fall hilft uns das nicht weiter! Selbst wenn du den Dunklen Lord hintergehen könntest – und das halte ich für viel zu gefährlich! - so kann er doch leicht überprüfen, ob der Zauberstab, den du ihm zurückbringst, einer von Ollivanders Originalen mit Zaubermacht ist oder eine von den wertlosen Fälschungen, die der Zauberstabmeister mit den anderen Gefangenen in Babajaga herstellen musste! Nein – du übergibst mir die Fälschung und zeigst dem Dunklen Lord meinen Zauberstab vor!“
„Aber – dann können sie nicht mehr richtig zaubern! Sie sind wehrlos …“
„Ich bin niemals wehrlos!“, versetze ich spöttisch. „Nicht, bis ich mausetot bin!“
„Aber …“
„Kein aber, Draco. Bitte vertraue mir – ich komme auch ohne Zauberstab zurecht. Mein Vater war ein Muggel.“
„Das weiß ich – Vater hat es mir erzählt. Aber ohne Zauberstab …“
„Du wirst einen Grund finden, meinen Zauberstab wieder an dich zu nehmen. Nachts schleichst du dich hinunter aufs Schulgelände zu Dumbledores Grabmal und versteckst ihn dort! Ich hole ihn mir zurück, sobald ich kann!“
Widerstrebend lässt er sich Ollivanders gefälschten Zauberstab aus der Hand winden und durch meinen echten austauschen.
„Nur Mut, es wird alles wieder in Ordnung kommen!“, versichere ich mit viel mehr Zuversicht, als ich selbst aufbringen kann. „Halte dich an deine Familie und deine Freunde und sei mutig, klug und aufrecht wie ein Slytherin, was auch immer geschehen mag!“
Draco lächelt zaghaft, dann sicherer. „Wie immer.“, grinst er. „Und Sie - sein sie bitte vorsichtig, Sir!“
„Ich bin immer vorsichtig und kann auf mich aufpassen.“, gebe ich zurück. „Jetzt lass uns gehen – ich habe noch viel zu tun.“
Draco steht auf und reicht mir die Hand.
„Warum habe ich das deutliche Gefühl, dass sie sich gerade für eine sehr lange Zeit von mir verabschieden wollen und es deshalb so kurz wie möglich halten?“, fragt er leise.
Ich schlucke heftig und öffne den Mund, um ihn ein weiteres Mal anzulügen, doch Dracos eisblaue Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen, ganz wie die seines Vaters, wenn er sich getäuscht glaubt.
„Weil es so ist. Wir werden uns lange nicht wieder sehen – falls überhaupt.“
Draco wird blass.
„Ein Einsatz gegen die Auroren oder den Phönixorden? Oder …?“
Ich winke ab. „Es gibt noch etwas, Draco, um das ich dich bitten möchte ...“
„Sir?“
„Ich hätte gerne ein paar Haare von dir. Eine Strähne reicht aus.“
„Vielsafttrank?“, fragt er und verzieht das Gesicht. Ob er etwas ahnt? Wahrscheinlich, denn schließlich ist er ein Malfoy und seines Vaters Sohn...
„Wer weiß?“, frage ich zurück und erwidere sein Lächeln.
„Grindelwald sei mit euch!“, flüstert er heiser, als er mich zum Abschied kurz umarmt. Sein in den letzten Monaten kantiger gewordenes Gesicht hat einen weiteren Teil seiner kindlichen Unschuld verloren.
„… und er stehe dir bei!“, ergänze ich den traditionellen Wunsch der Todesser, bevor ich mich abwende, die Bestandteile meiner Verkleidung überwerfe und die Hütte verlasse.
Mit dem Zauberstabmurks kann ich apparieren, und er fällt dabei in keiner Weise unangenehm auf. Wie ich nach einigen anspruchsvolleren Testversuchen jedoch feststellen muss, taugt er darüber hinaus zu nicht sehr viel mehr als einfachen Zaubereien, die nicht einmal UTZ-Niveau entsprechen.

Auf Anweisung des Dunklen Lords erwartet mich das Tribunal der Todesserversammlung bereits in der großen Halle. Irgendwie erinnert mich das Szenenbild an den Circus Maximus in Rom: Das unterhaltungsbegierige Publikum jedenfalls hat sich mit Butterbier, Feuerwhisky und diversen Speisen versorgt und harrt nun gespannt auf die Dinge, die da kommen mögen. Alle, die sich nicht auf einer Außenmission befinden wie etwa Victor Crabbe und Geoffrey Goyle, möchten gerne Zeuge zu werden, ob ich mich dem Urteilsspruch unseres Anklägers, Schöffen und Richters in Personalunion, dem Dunklen Lord, unterwerfen werde, oder ob ich möglicherweise ...
Während mir Erinnerungen an meine Verhandlung in Sachen Verstoß gegen die Heilerordnung vor dem Zaubergamot durch den Kopf schießen, werfe ich rasch einen Blick in die Runde: Links und rechts vom erhöht aufgebauten Thronsessel des Herren und Gebieters über unser aller Schicksal sind Tische aufgebaut, an denen zwölf Todesser wie Geschworene beim Zaubergamot aufgereiht sitzen. Unter ihnen erkenne ich Hermann Geßler wieder, den verhinderten Amor und Scharfschützen, sowie eine Auswahl der hinterhältigsten, dümmsten oder rohsten Anhänger des Dunklen Lords, denen ein Menschenleben allesamt nichts gilt.
Am Kopf des Tisches sitzt auf der Bank der Anklägerin sitzt neben einem Stapel von Pergamenten Bellatrix Lestrange, deren Lippen blutrot im Fackelschein glänzen. Ihre fanatisch funkelnden Augen blitzen mir so feindselig wie eh und je entgegen, und unser Waffenstillstand um Dracos Willen ist in weite Ferne entschwunden.
Alle Augen wenden sich mir zu, als ich die Halle betrete, den langen Gang entlang schreite und meine Stiefeltritte laut von den Wänden widerhallen, und mit einem Schlag ist es still wie auf einer Trauerfeier, nachdem die Totenglocke verstummt.
Ich gehe zu dem Stehpult, das einsam und allein dem alles überragenden, mächtigen Thronsessel des Dunklen Lords trotzt und dem Angeklagten leider nicht den Luxus eines Sitzplatzes gönnt.
Lucius Malfoy sitzt unter den Zeugen auf der fĂĽr diese Gruppe vorbehaltenen Bank und sieht wie immer sehr elegant und vornehm aus.
Ein gewaltiger Gong ertönt, und der Dunkle Lord rauscht herein, majestätisch, Ehrfurcht gebietend und Furcht einflößend wie immer in seinem überreich bestickten silbernen Mantel, der sich hinter ihm unheilvoll bauscht.
Während ich wie alle anderen vor dem größten schwarzen Zauberer aller Zeiten auf die Knie sinke, lässt Malfoy seinen Blick wie zufällig auf mir ruhen, legt die Hand beiläufig auf seinen Zauberstab und hebt eine Augenbraue. Ich blinzle kurz und senke sofort den Blick, als mein Herr und Gebieter geruht, meine Anwesenheit zur Kenntnis zu nehmen.
„Severus Snape, du kannst dir sicher denken, weswegen ich die Todesserversammlung heute einberufen habe und wessen man dich beschuldigt?“
Ausnahmsweise senke ich den Blick nicht vor dem roten GlĂĽhen der Schlangenaugen..
„Du ziehst es vor zu schweigen, Severus? Nun gut, dann wollen wir ohne Umschweif zur Erörterung deiner Versäumnisse und Verfehlungen kommen, die du dir nach Ansicht des Tribunals hast zu Schulden kommen lassen.“ Der Dunkle Lord verzieht die Lippen zur Karikatur eines Lächelns. „Lucius Malfoy hat glücklicherweise den gröbsten Schaden, den du angerichtet hast, wieder ausgemerzt. Seine Idee, alte und faule Hauselfen ihren Besitzern abzukaufen und weiterzuvermieten, scheint ein voller Erfolg zu werden!“
„Das freut mich, Herr.“, knirsche ich zwischen den Zähnen.
Der Dunkle Lord hebt spöttisch die Augenbrauen.
„Ich hatte angenommen, ihr beide wäret befreundet?“
„Nicht mehr seit dieser undankbare Drecksack versucht, mir allein die Schuld an der Finanzmisere in die Schuhe zu schieben! Malfoy war der Dummkopf, der sich gefangen nehmen ließ. Ich hingegen habe mich nie darum gerissen, seine Aufgaben auch noch zu übernehmen und euer Gold zu verwalten! Warum habt ihr mir das auch noch aufgeladen, mein Lord? Meine Eltern waren arm wie Mäuse, und mir selbst liegt nichts an Geld, wie ihr sehr wohl wisst!“ Ich werfe Malfoy zwischen zusammengekniffenen Augenliedern einen funkelnden Blick zu. „Dankbarkeit einem Freund gegenüber ist kein Gut, aus dem man Profit schlagen könnte, nicht wahr, Malfoy?“
Hinter dem RĂĽcken des Dunklen Lords grinst Malfoy hochmĂĽtig und wird sofort ernst, als sich unser Herr ihm zuwendet.
„Gerade du sprichst von Freundschaft, Snape? Du hast mich doch nur aus Askaban herausgeholt, damit du wieder mehr Zeit hast, dich um deine Bücher, Zaubertränke und die Dunklen Künste zu kümmern!“, versetzt Lucius kühl. „Menschen bedeuten dir doch nur als Werkzeuge etwas, nicht als Personen!“
Ich schnaube verächtlich.
Unser Herr legt die Stirn in Falten, und tief hinten in seinen Augen erscheint dieses rote GlĂĽhen, das mir einen kalten Schauder den RĂĽcken hinabzujagen vermag.
„Da bin ich mir nicht so sicher, Malfoy. Severus ist vielleicht nicht ganz so kühl, wie er uns das gerne glauben machen möchte …“
Mir ist als habe mir jemand einen Boxhieb in den Magen verpasst, und ich taste nach meinem nutzlosen Zauberstab.
Malfoy wirft den Kopf in den Nacken und lacht schallend. „Oh nein, Herr, ich versichere Euch, dass ihr Euch irrt! Snape tut nie etwas ohne einen sehr guten Grund!“
„Nun, wir werden sehen …“, murmelt der Dunkle Lord. „Du darfst dich jetzt zurückziehen, Malfoy.“
Lucius verbeugt sich knapp und verlässt die Zeugenbank, um bei den Zuschauern Platz zu nehmen.
In Folge übernimmt Bellatrix die Vertretung der Anklage und führt voller Eifer, dem Dunklen Lord zu gefallen, weitere Anschuldigungen gegen mich auf: Unser Herr hege den Verdacht, ich habe gegen seinen ausdrücklichen Befehl anderen Zauberern bei der Arbeit geholfen und ihre Fehler hinter dem Rücken unseres Gebieters ausgebügelt, eigenmächtige Entscheidungen getroffen usw.
Diverse Zeugen werden benannt, sagen ihr Sprüchlein auf, und die ganze Komödie geht ihren so vorhersehbaren wie traurigen Gang.
„Jetzt ist es an dir, dich gegen die Vorwürfe zu verteidigen, die Bellatrix Lestrange im Namen aller Todesser und Reinblüter gegen dich erhoben hat, Severus Snape! Was hast du zu deiner Rechtfertigung vorzubringen?“, fragt endlich der Dunkle Lord zischend und beugt sich vor, die Hand auf seinen Zauberstab gelegt.
Ich warte, bis alles ganz still ist, bis ich antworte.
„Ich habe dazu nichts zu sagen.“
Alle schnappen nach Luft, und auf der Stirn des Dunklen Lords bildet sich eine steile Falte.
„Nichts? Was soll das bedeuten?“
Ich verziehe meinen Mund zu einem spöttischen Lächeln und lege die Hand auf meinen Zauberstab. Die Augen unseres Herren verengen sich zu schmalen Schlitzen, und er schlägt beiläufig den Umhang zurück, um den Zauberstab schneller hervorziehen zu können.
„Das bedeutet ...“, entgegne ich ruhig, während ich meinen Zauberstab betont langsam aus dem Umhang hervorhole und mehrere Todesser im Publikum vernehmlich nach Luft schnappen, „...dass ich ...“ - jemand kreischt schrill auf, und die Hexe mit Damenbart fällt am Rande meines Blickfeldes in Ohnmacht – „... mich eurem Urteil unterwerfe, mein Lord – wie auch immer es ausfallen mag.“
Langsam und bedächtig lege ich den nutzlosen Zauberstab –den heimlich auszutauschen Draco Malfoy vom Herr der List und der Tücke mit Bedacht anbefohlen wurde - auf den Tisch vor Bellatrix Lestrange, die mich anglotzt wie einen leibhaftigen schrumpfhörnigen Schnachkackler.
Der Dunkle Lord starrt mich einige Sekunden ungläubig an wie alle anderen, wirft dann das Schlangenhaupt nach hinten und stößt ein so grauenhaftes und von den Wänden widerhallendes Lachen aus, dass sich mir die Haare im Nacken aufstellen wie einer Katze.
„Severus – ich vergesse manchmal, wie klug du doch bist!“ Und weiter und weiter kollert das grausige Gelächter wie Donnerhall durch die große Halle, so dass sich die Portraits hinter dem Rücken unseres Herrn heimlich die Finger in die Ohren stecken. Die erschrockenen Todesser jedoch stimmen erleichtert in die Heiterkeit unseres Herrn ein.
Bellatrix springt auf und wendet sich an den Dunklen Lord. „Heißt das, dass ich Snape jetzt endlich mit dem Cruciatusfluch belegen darf, Herr? Ihr habt es mir versprochen!“ Und mit einem gierigen Seitenblick auf meine Person, der mich an ihrer geistigen Gesundheit zweifeln lässt, zückt sie den Zauberstab, richtet ihn auf meine Brust, und ihre Zunge benetzt voller Vorfreude ihre vollen, blutroten Lippen.
„Nicht so schnell, meine Liebste Bella!“, fordert der Dunkle Lord streng. „Noch habe ich kein Urteil gesprochen!“
„Dann tut es, aber ein bisschen plö ... ich meine, bitte beeilt euch, oh mein Gebieter, damit dieses aufsässige und hinterhältige Subjekt für seine Frevel endlich angemessen bestraft wird!“ Sie kichert irr.
Ich verbeuge mich spöttisch und wende mich ebenfalls an den Dunklen Lord.
„Bevor ihr das Urteil sprecht – darf ich einen Vorschlag machen?“
Der Dunkle Lord entblößt sein Gebiss.
„Ich hätte nichts anderes erwartet, Severus! Nun gut - ich höre!“
„Ich bitte um so etwas wie ein Gottesurteil. Ich möchte euch beweisen, dass ich klüger und zaubermächtiger bin als jeder Todesser hier im Saal …“, ich werfe mein arrogantestes Lächeln in die Runde, bevor ich hinzufüge: „… außer Euch natürlich, Mylord!“
Der Dunkle Lord lächelt amüsiert.
„Daran zweifle ich eigentlich nicht … ich würde sage, es fehlt dir eher an der nötigen Demut mir gegenüber! Welchen Handel hast du mir anzubieten, damit ich dir deine Strafe erlasse?“
Es ist an der Zeit, mein letztes As aus dem Ă„rmel zu ziehen: Die Lebensversicherung, die mir Albus Dumbledore hinterlassen hat.
„Ich weiß, wo sich das Schwert des Godric Gryffindor befindet.“, sage ich schlicht.
Diese Nachricht fährt unter die Todesser wie der Feuerstrahl eines Drachen. Alle Anwesenden - einschließlich dessen, der allwissend zu sein vorgibt - glotzen mich an, als sei soeben Salazar Slytherin persönlich in ihre Mitte getreten.
„Das Schwert Gryffindors?! Wo ist es?“, fragt der Dunkle Lord, und die Gier nach dem verloren geglaubten Artefakt, das nach Dumbledores Tod auf ungeklärte Weise aus dessen Büro verschwand, ist ihm ins Gesicht gegraben, und seine Augen glühen rot und begehrlich.
„Gilt der Handel?“, frage ich leise.
Der Dunkle Lord mustert mich einen Moment lang schweigend. Dann siegt sein Verlangen, einen Gegenstand zu besitzen, der so sehr mit seinem alten Feind Albus Dumbledore verbunden ist wie Gryffindors Waffe, über seine Absicht, mich vor aller Augen und endgültig in meine Schranken zu weisen und mich als möglichen Rivalen um die Herrschaft zu demütigen.
Ich grinse leise in mich hinein, ohne jedoch davon auch nur einen Hauch nach auĂźen dringen zu lassen. Mein Gesicht ist kĂĽhl und ausdruckslos wie immer, und meine Gedanken und GefĂĽhle habe ich sicher vor dem Dunklen Lord unter einer dicken Schicht aus Eis verborgen.
„Der Handel gilt, Severus Snape!“
Bellatrix springt auf und stĂĽrzt vor den Thron unseres Herren, um sich zu seinen FĂĽĂźen niederzuwerfen und den Saum seines Mantels zu umklammern.
„Herr, ihr habt gesagt, dass ich dieses aufsässige Halbblut haben kann, sobald ihr mit ihm fertig seid!“, keift sie und schüttelt ihre wilde schwarzgraue Haarpracht. „Ich werde ihm zeigen, dass man mich, eine reinblütige Tochter des fürnehmen und gar alten Hauses der Blacks, nicht ungestraft abweist! Ich allein bin diejenige, die … Mylord, ihr habt mir versprochen, dass ich ihn Respekt lehren darf – solange ich beachte, dass Severus am Leben und funktionstüchtig bleibt!“
„Du wirst dich schon entscheiden müssen, Bellatrix.“, gebe ich ihr sanft zu bedenken. „Entweder du bekommst deinen Spaß oder aber unser aller Herr und Meister, der Dunkle Lord, das Artefakt Godric Gryffindors und damit seinen endgültigen Triumph über Albus Dumbledore, den nur zweitgrößten Zauberer aller Zeiten!“
Bellatrix faucht so wĂĽtend wie eine Tigerin, und ich kann nur mĂĽhsam den Impuls unterdrĂĽcken, einen Schritt zurĂĽckzuweichen.
„Wo ist das Schwert, Severus?“, zischt der Dunkle Lord, und Nagini windet sich extatisch um seine Knöchel.
„In der Höhle nahe dem Zentaurenlager, von der aus wir damals zum Angriff auf die Halbmenschen aufgebrochen sind! Wären wir nicht verraten und die Zentauren gewarnt worden, so dass sie das Schwert vorübergehend fortschaffen und uns gemeinsam mit dem Zaubereiministerium und dem Phönixorden eine Falle stellen konnten, wärt ihr längst im Besitz von Dumbledores bestgehütetem Schatz!“
„Lucius, Bellatrix! Ihr werdet euch mit ein paar Männern auf der Stelle dorthin begeben und das Schwert herbeischaffen!“
Die langen Minuten des Wartens werden kurz unterbrochen von der Rückankunft Bellatrix Lestranges, die mit einem wütenden Seitenblick auf mich ein paar Worte mit unserem Herrn wechselt, bevor dieser aufbraust und brüllt: „Dann schlagt es aus dem Felsen, du unfähige Sabberhexe! Bringt meinetwegen den ganzen verfluchten Berg hierher in die Halle! Aber tritt mir nicht wieder ohne das Schwert unter die Augen, Lestrange, oder du wirst statt Severus meinen Zorn zu schmecken bekommen!
Wenig später werden wir durch die Ankunft der Todessergruppe unter Führung Lucius Malfoys erlöst, die sich mit einem riesigen Felsblock abschleppt, welcher die gemeinsamen Anstrengungen von Zauberstäben und Körpereinsatz notwendig macht, um ihn vor den Thron des Dunklen Lords zu befördern. Mitten im Felsblock steckt eine schimmernde Klinge mit reich verziertem, rotgoldenem Griff – das Schwert des Hogwarts-Gründers Godric Gryffindor!
Der Dunkle Lord steht auf und schreitet langsam auf das Schwert zu, um es – ich würde beinahe sagen: ehrfürchtig - von allen Seiten zu betrachten, bevor er es vorsichtig mit den Fingerspitzen berührt. Dabei murmelt er leise ein paar Worte vor sich hin.
Das Artefakt zeigt sich absolut unbeeindruckt vom größten Zauberer aller Zeiten und zuckt nicht einmal.
Der Dunkle Lord runzelt die Stirn, zieht den Zauberstab hervor und fährt ein paar Mal über Stein und Waffe, während sich sein Gesicht in höchster Konzentration zu einer Fratze verzieht und sein Mund unausgesprochene Worte schwarzer Magie formen.
Das wunderbare Schwert rĂĽhrt sich nicht einen Millimeter aus der steinernen Umklammerung.
Der größte Magier aller Zeiten legt endlich die Stirn in tiefe Falten und steckt den Zauberstab weg. Seine Augen verengen sich zu glühenden Schlitzen, und er verfällt in tiefes, brütendes Schweigen.
Nichts rĂĽhrt sich, niemand wagt auch nur zu atmen.
Dann, mit einem Mal, packt der Dunkle Lord entschlossen den Griff des Schwertes und rĂĽttelt daran.
Wieder nichts.
Voldemort zieht und zerrt heftiger und immer heftiger, stemmt den Fuß gegen den Feldblock, um besseren Halt zu gewinnen, und er reißt und stemmt, er zieht mit aller Macht und schlägt seine Klauen in Stahl und Stein, und endlich prügelt er außer sich und blind vor Zorn auf die Waffe Gryffindors ein - die seinem Wutausbruch unbeschadet und ohne einen einzigen Kratzer trotzt.
Keuchend verharrt der Dunkle Lord und starrt finster auf das eigenwillige Besitztum Dumbledores. Die Todesser ziehen die Köpfe ein und versuchen, unauffällig mit der Einrichtung der großen Halle zu verschmelzen.
Ich warte, bis der Dunkle Lord mit einem mörderischen Gesichtsausdruck den Kopf hebt und ein so tiefrotes Glühen in meine Richtung schickt, dass sich mein Bauchnabel bis zum Rückgrat zurückziehen will.
„Darf ich euch einen Vorschlag unterbreiten, Herr?“, frage ich höflich.
Zur Antwort erhalte ich ein kehliges Knurren, das ich als Zustimmung interpretiere.
„Albus Dumbledore wird dieses Schwert verflucht haben, um es vor unbefugten Händen zu schützen! Ich habe sechzehn Jahre unter einem Dach mit dem alten Trottel gelebt und ihn besser gekannt als die meisten Menschen. Darf ich versuchen, seinen Fluch für Euch zu brechen?“
Mein Meister starrt mich an ob dieser Dreistigkeit, tritt aber schlieĂźlich zur Seite.
„Gnade dir Grindelwald!“, zischt er, als er zur Seite tritt, um es mich versuchen zu lassen. „Verschaff mir das Schwert – auf der Stelle, oder du bist des Todes!“
Ich widerstehe dem Drang, trocken zu schlucken. „Herr?“, sage ich mit neutraler Stimme und hebe fragend die Augenbraue.
„Mach schon!“, faucht er, und seine Augen glühen wie Lava im Schlot eines Vulkans.
Ich umfasse den Griff, spanne die Muskeln, konzentriere mich und ziehe …
Weich wie Butter und ohne jeden Widerstand gleitet die Waffe aus dem Fels und in meine Hand. Ich halte es hoch über meinen Kopf, so dass jeder Todesser Gryffindors Waffe sehen kann. Die Klinge glänzt und blitzt und funkelt, und alle im Saal sind geblendet von seinem beinahe überirdischen Glanz. Ich verharre einen Moment mit erhobenen Armen, dann senke ich die Klinge, falle auf die Knie und überreiche mit gesenktem Kopf meinem Herrn das Schwert.
„Gryffindors Erbe ist endlich Euer, Mylord!“
Mit zitternden Händen nimmt der Dunkle Lord meinen Tribut an ihn entgegen, und der lange ersehnte, totale Triumph über seinen Größten Rivalen Albus Dumbledore verzerrt seine Züge zu einer abscheulichen Fratze.
Die Schwertklinge läuft sofort bläulich-violett an wie verfaulendes Fleisch, als die Krallen des Dunklen Lords sie berühren, und das glänzende Metall zersetzt sich unter seinen Händen zu Rost, der leise zu Boden rieselt.
„Es zerfällt!“, kreischt er. „Severus, mach, dass es aufhört!“
Sanft nehme ich die Waffe aus seinen schuppigen Krallen und versenke das Schwert wieder im Stein. Ebenso wie beim Herausziehen spüre ich keinen Widerstand, und sofort beginnt die Schneide wieder zu glänzen, der Rost vergeht, der Glanz kehrt zurück.
„Ich kann euch zeigen, wie ihr Dumbledores Fluch überwinden könnt, Mylord.“, sage ich ruhig.
„Wie?“, gibt er lauernd zurück und bleckt begierig die Zähne.
Ich überwinde mühsam meinen Ekel, trete hinter den Dunklen Lord, ergreife mit meinen Händen je eine der seinen und lege sie unter den meinen um den Griff des Schwertes.
„Dumbledore dachte, die mächtigste Kraft auf der Welt sei die Liebe.“, erkläre ich ruhig, aber klar und deutlich, so dass jeder der Todesser begierig auf meine Worte an meinen Lippen hängt. „Darum hat er seinen kostbarsten Besitz mit einem Liebesschutz versehen, Mylord.“
Das stimmt natürlich nur bedingt – nicht Albus Dumbledore, sondern Godric Griffindor selbst hat einst sein Schwert geschützt.
Ich lege meine und seine Hände noch ein wenig fester um den Schwertgriff, und die Berührung der feuchtkalten, merkwürdig glitschigen Haut meines Herrn treibt mir einen Schwall bitterer Galle und scharfer Magensäure hoch, die ich nur mit Mühe wieder hinunterschlucken kann.
„Ihr müsst an einen Akt der Liebe denken, wenn ihr das Schwert aus dem Stein ziehen wollt.“, erläutere ich meinem Herrn und Meister und blicke ihm dabei über die Schulter hinweg fest in die Augen. „Denkt zum Beispiel an Eure über alles geliebte Mutter: Erinnert euch an den Duft ihrer Haut, die Zärtlichkeit, mit der sie euch übers Haar strich, wenn sie voller Stolz und Mutterliebe auf ihren unglaublichen Sohn herabblickte! Denkt daran, welch wundervolle Frau sie gewesen ist! Sie war natürlich schöner und bezaubernder als alle anderen Hexen vor und nach ihr, denn sie durfte Euch das Leben schenken und euch umsorgen, biss der Tod sie widerstrebend und voller mütterlicher Sorge um Euer künftiges Wohlergehen von Eurer Seite riss, Mylord!“
Der Ausdruck in Voldemorts Gesicht entschädigt mich für all die Male seit Dumbledores Tod, bei denen mir beim Erwachen die Erkenntnis dessen, wozu mich ER mich verdammt hat, einen Fausthieb in die Magengrube versetzte: Die Augen des Dunklen Lords sind vor Entsetzen groß und rund wie Teetassen, und tief hinter dem grässlichen, Furcht einflößenden Glühen sehe ich ein Schwärze und Verzweiflung, die tiefer und grauenvoller nicht sein könnte. Der Dunkle Lord zittert am ganzen Körper, und einen Moment lang glaube ich, wie von weiter, weiter Ferne ein kleines Kind wimmern und weinen und verzweifelt nach seiner Mutter rufen zu hören …
Bevor mich Mitleid mit diesem Kind erfasst, dass der Dunkle Lord selbst längst unter Bosheit, Grausamkeit und Heimtücke begraben hat, halte ich dem Blick meines Gebieters stand und drehe entschlossen den Dolch in der Wunde um: „Das Schwert bewegt sich nicht? Nun gut, dann denkt an Euren Vater, der natürlich einem mächtigen Geschlecht reinblütigster und edelster Zauberer entstammte, gegen das sogar das gar fürnehme und alte Haus der Blacks nur Bastarde hervorgebracht haben mag! Euer Vater, der sich mit Ehrfurcht vor Eurem Talent und größter Sorgfalt Eurer Erziehung widmete, dem keine Summe zu hoch schien für Eure Ausbildung und der an jedem seiner viel zu kurzen Tage auf Erden unendlich stolz darauf war, einen Sohn wie euch gezeugt zu haben!“
Ich spüre, wie der Körper des Dunklen Lords bebt, als ob tief in seinem Innern etwas zerbricht, und etwas in ihm schreit und schreit und schreit … - und mit einem Schlag reißt Voldemort seine Hänge vom Schwertgriff, als sei er aus glühendem Stahl.
Ich werde zurĂĽckgeschleudert und ĂĽberschlage mich durch die Wucht der Bewegung ein paar Mal auf dem steinernen Boden, doch die Schrammen und BlutergĂĽsse war es allemal wert!
Ich schlinge schützend die Arme um den Kopf und verharre flach hingestreckt auf dem Boden vor unserem Herrn und Gebieter, dessen Präsenz in der Luft knistert und einem die Haare auf den Armen hochstehen lässt wie die elektrische Ladung eines Unwetters.
Jemand tritt mir grob vor den Ellenbogen, und ich blinzle vorsichtig hinauf in das Gesicht des Dunklen Lords.
„Habe ich etwas Falsches gesagt, Herr?“, heuchle ich furchtsames Erstaunen. „Waren eure Eltern …?“
Der Dunkle Lord scheint hin und hergerissen, sich entweder bei mir mit dem Cruciatusfluch zu revanchieren - oder aber den versammelten Todessern zu bestätigen, dass Merope Gaunt und Tom Riddle tatsächlich jene schönen, reinblütigen und mächtigen Mitglieder einer edlen Zaubererfamilie waren, die vor Stolz auf ihren Sohn beinahe platzten, als die ich sie eben vor aller Ohren beschrieben habe.
„Nein, Severus. Du hast nichts falsch gemacht.“, lügt der Dunkle Lord mit mühsamer Selbstbeherrschung. „Steh auf!“
Ich erhebe mich steif.
Der Dunkle Lord legt den Kopf schräg und betrachtet mich sehr lange und schweigend. Wieder durchbricht nicht ein einziges Geräusch die Stille zwischen mir und dem Herrn über Leben und Tod. Der Dunkle Lord weiß, dass ich im Moment offensichtlich die einzige Person bin, die Gryffindors Schwert aus dem Stein ziehen kann. Falls der Dunkle Lord nicht möchte, dass die Klinge unter seinen Händen endgültig zerfällt, muss ich sie auch wieder in den Fels zurückstoßen, damit sie sich wieder regenerieren kann. Bis Voldemort eine Lösung für dieses magische Problem findet, ist er auf mich und meine Hilfe angewiesen….
„Ich bin sehr beeindruckt von deinen Fähigkeiten, Severus!“, erklärt der Dunkle Lord und begibt sich zurück zu seinem Thronsessel, um dort, den Schlangenkopf auf die Faust gestützt, in brütendem Schweigen zu versinken.
Der, der niemals zugeben würde, ein weniger guter Zauberer zu sein als Dumbledore – ganz zu schweigen von meiner Wenigkeit – sucht jetzt einen Weg, einerseits sein klägliches Versagen mit dem Schwerte Gryffindors vor den Todessern zu kaschieren, mein diesbezügliches Schweigen zu erkaufen und sich gleichzeitig meiner Funktionstüchtigkeit zu versichern, bis es ihm selbst gelingen mag, den Bannfluch zu brechen.
„Weißt du, was ein Horkrux ist?“, fragt er schließlich. Seine Stimme klingt kalt und unpersönlich; der Dunkle Lord hat seine Fassung nunmehr vollständig wiedererlangt und ist gefährlicher und machtvoller denn je.
Horkruxe sind sehr, sehr dunkle Magie. Ich habe darüber in der Bibliothek gelesen, die mein Herr mir nach dem Mord an Dumbledore zur Verfügung gestellt hat – darum ist Leugnen zwecklos.
„Ja.“, antworte ich schlicht.
„Du hast mich seinerzeit gebeten, dich weniger verwundbar zu machen, Severus. Ich habe dir damals versprochen, sogar noch darüber hinaus zu gehen. Jetzt ist es an der Zeit!“
Ich erinnere mich an sein Versprechen in der groĂźen Halle, bevor wir zu den Zentauren aufgebrochen sind, und nicke vorsichtig zu ihm hoch.
Der Dunkle Lord lächelt unergründlich.
„Ich werde mein Versprechen halten. Jetzt. Heute. Auf der Stelle! Hol denjenigen Gegenstand herbei, Severus, der dir am meisten bedeutet.“
Ich blinzle fassungslos – damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Im Reflex greife ich nach meinem Zauberstab, der noch immer auf Bellatrix Tisch liegt …
„Nein, keinen Zauberstab – du musst einen anderen Gegenstand wählen! Wo wir beide uns heute Nacht hinbegeben, wirst du keinen Zauberstab benötigen!“ Er lacht, und Butterbier und Feuerwhisky in den Flaschen und Krügen der Todesser gefrieren bei diesem Klang zu Eis.
Ich höre noch, wie der Dunkle Lord Bellatrix und Rodolphus Lestrange befiehlt, den neuen Gefangenen aus dem Kerker zu holen und an einen bestimmten Ort zu bringen…
Ich kann nicht länger lauschen und eile hinauf in den Turm, um dem Befehl meines Herrn Folge zu leisten.
Hastig durchwühle ich mein Zimmer, aber ich finde nur Bücher, Zaubertrankzutaten und Kleidung, die mir allesamt nichts bedeuten … Ich kann mich nicht entscheiden, welchen Gegenstand ich wählen soll, denn alles, woran mein Herz hängt, habe ich bei meiner Flucht in Hogwarts zurücklassen müssen. Also das Amulett aus Haar vom Haupte und vom Barte des Propheten, das Tricky von irgendeinem seiner Verwandten für mich besorgt hat? Nein, dieser Gedanke widerstrebt mir irgendwie … wenn der Dunkle Lord mir heute zeigen will, wie er einen Horkrux herstellt, könnte es besudelt werden, und das würde ich nicht ertragen… Aber was soll ich sonst nehmen?
Endlich fällt mein Blick auf das Rasiermesser meines Vaters – das einzige Andenken, das mir von ihm geblieben ist. Schwarz und scharf und kühl liegt es auf dem Waschtisch. Ich stecke es in die Tasche meines Umhangs.
Als ich wie befohlen vor die Tore Babajagas und an die Seite meines Herrn und Meister trete, sind die Lestranges von ihrem Auftrag bereits zurückgekehrt. Sie stinken nach totem Fisch, ihre Kleidung ist mit Blut verschmiert, die Gesichter sind wie von einer körperlichen Anstrengung gerötet. Bellatrix Stimmung erscheint merklich gehoben, so dass sie mir jetzt einen hochmütigen, hinterhältigen Blick unter schweren Augenlidern zuwirft, der mich erschaudern lässt.
„Wird dir Spaß machen, Severus – versprochen!“, haucht sie mir ins Ohr, während sie mir gleichzeitig mit vollem Gewicht den spitzen Absatz ihrer hochhackigen Stiefel in den Fuß bohrt.
Ich werde blass vor Schmerz. „Wir alle bekommen am Ende, was wir verdienen.“, antworte ich, als ich wieder sprechen kann.
Der Dunkle Lord tritt rasch zwischen uns.
„Genug! Zeig mir den Gegenstand, den du gewählt hast, Severus!“
Ich halte ihm das Rasiermesser hin, und der Dunkle Lord scheint amüsiert wie über einen besonders guten Witz, dessen Verständnis sich mir jedoch komplett entzieht. Voll dunkler Vorahnungen stecke ich Vaters Messer in die Tasche meines Umhangs.
„Tritt näher, Severus! Du wirst mit mir Seite an Seite apparieren!“, befiehlt der Dunkle Lord und umfasst wie ein Schraubstock mein Handgelenk mit dem Todessermal.

Die Luft schmeckt salzig, und wir stehen auf einer einsamen Klippe hoch über tosender Brandung. Ohne weitere Erklärungen beginnt der Dunkle Lord den schwierigen Abstieg hinab zur Wasserlinie ohne Rücksicht darauf, ob ich ihm folgen kann. Zum Glück bin ich ja ein ganz annehmbarer Kletterer, so dass ich mir nicht vorzeitig den Hals breche oder meinen Herrn um Hilfe anwinseln muss.
Auf Meereshöhe angekommen wartet er schon auf mich und stößt mich sodann ohne weitere Erklärungen ins Wasser. Es ist eiskalt, und der Schock lähmt mich im ersten Moment. Dann jedoch schlage ich wild und in Panik um mich und kämpfe in dem brodelnden Wasser um Atem und wahrscheinlich auch mein Leben, bis mich der Dunkle Lord am Kragen packt und mit sich zieht in eine dunkle Höhle unter den Klippen …
Völlig durchfroren, halb ertrunken und von Felsen zerkratzt werde ich endlich auf einen steinigen Strand geschleppt, wo mein Herr mich oberhalb der Flutmarke achtlos zu Boden gleiten lässt. Ein Wink seines Zauberstabes entzündet ein prasselndes Feuer.
„Herr? Könnt ihr bitte …?“, frage ich zähneklappernd, denn so klatschnass und erschöpft wie jetzt schon nach wenigen Minuten bin werde ich nicht lange durchhalten – was auch immer da an schwarzer Magie sonst noch auf mich warten mag.
Ein beiläufiger Wink seines Zauberstabes trocknet meine Kleider und schließt oberflächlich die Wunden und Schnitte, die die rücksichtslose Kletterpartie und das unfreiwillige Bad mir zugefügt haben.
Im Feuerschein erkenne ich im Halbdunkel eine mit groben Stricken gefesselte Gestalt, die seltsam verrenkt und ohnmächtig auf den Kieselsteinen vor einer massiven Felswand am Ende der Höhle liegt.
Mir wird noch kälter als zuvor. Wer mag dieser Unglückliche sein – und was hat er mit dem zu tun, was der Dunkle Lord mir zeigen will?
Mein Herr tritt zu der Gestalt und deutet mit dem Zauberstab auf die Felswand.
„Hier ist der Eingang zu einem Versteck, in dem ich etwas sehr Wertvolles und Teures von mir vor den Augen der Welt verborgen habe. Ich möchte kontrollieren, ob es noch an seinem Platze und intakt ist, und ich werde dir gleichzeitig erlauben, auch deinen Gegenstand dort aufzubewahren, nachdem wir ihn magisch – sagen wir, verändert haben!“ Sein Gelächter widerhallt hohl und grausig von den Wänden. „Dein Rasiermesser wird unerwünschte Besucher zusätzlich ablenken. - Komm her, Severus!“
Ich folge seinem Befehl. Die Luft ist dick und kalt und fett vor schwarzer Magie, und mir ist, als flüstere der Fels: „Durst! Gib mir Blut zu trinken!“
Ich erschaudere.
„Du hörst seinen Ruf?“, fragt der Dunkle Lord. „Natürlich ist die Magie, die ich zum Schutz meines wertvollsten Gutes angewandt habe, so stark wie ich!“
Ich schlinge die Arme um mich und nicke zaghaft. Mir ist kalt bis auf die Knochen, obwohl meine Kleidung doch wieder trocken ist.
„Nun denn, Severus – gib dem Tor im Felsen seinen Tribut! Gib ihm Blut!“
Ich hole das Rasiermesser meines Vaters aus der Umhangtasche und will den Ärmel über dem Todessermal heraufkrempeln, als mir mein Herr in den Arm fällt.
„Nicht dein Blut, Severus – das des Gefangenen natürlich! Schneide ihm die Kehle durch, damit er verblutet! Danach mache ich aus der Leiche einen Inferius, der unser beider Leben schützen wird!“ Der Dunkle Lord lacht ein spöttisches Hohngelächter. „So kann ich ihn endlich noch im Tode zu meinem Werkzeug machen!“
In meinem Mund ist ein Geschmack wie von Metall, und ich kann mich vor Grauen nicht rĂĽhren.
Der Dunkle Lord verliert die Geduld und versetzt mir einen heftigen Stoß in den Rücken, so dass ich vorwärts auf den bewusstlosen Gefangenen zu taumle.
Dies ist der Augenblick, vor dem ich mich seit Dumbledores Tod am meisten gefürchtet habe. Und ich stehe da, ohne einen einzigen Freund in meiner Nähe, und ohne Zauberstab allein mit dem Dunklen Lord und einem hilflosen, ohnmächtigen Menschen, den ich vor seinen Augen und eigenhändig werde töten müssen, um mein Leben zu retten.
„Bist du bereit, Severus? Ich muss die magischen Worte sprechen, sobald sein Leben durch deine Hand genommen wird!“ Der Dunkle Lord hebt den Zauberstab und seine Augen verengen sich vor Konzentration, den rechten Augenblick des von mir zu vollbringenden Mordes nicht zu verpassen, zu schmalen Schlitzen.
Ich klappe schweigend das Rasiermesser auf, trete zu dem bewusstlosen Gefangenen und rolle ihn auf den RĂĽcken, wobei das flackernde Feuer jetzt endlich auch sein Gesicht beleuchtet.
Es ist Remus Lupin.

Remember, O thou man,
O thou man, O thou man
thy time is spent:
remember O thou man
how thou art dead and gone,
and I did what I can -
therefore repent.

Traditional; Text nach Thomas Ravenscroft, from “Melismata,” 1611


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