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Fanfiction

The good, the bad and the ugly - Drunter und drĂĽber

von Polaris

Nach meinen letzten Worten breitet sich tiefes Schweigen aus und bedeckt unsere kleine Gruppe mit seiner eiskalten Last wie der lautlos aber stetig herabrieselnde Schnee.
„Heißt das, du bist schon mehr als sechzehn Jahre lang Dumbledores Spion, und meine Schwägerin hatte die ganze Zeit über Recht mit ihren Anschuldigungen?“, fragt Lucius. Sein Gesicht ist weiß und trägt jenen unentschlüsselbaren Ausdruck, den seine feinen Züge sonst nur bei äußerst schwierigen und gefährlichen geschäftlichen Verhandlungen aufweisen.
„Ja.“
Lucius schnaubt leise, und sein Atem gefriert sofort.
„Und Dumbledore hat niemals versucht, Informationen aus dir herauszupressen, dir seine schleimigen Gedankenfinger in den Kopf zu stecken oder dir eine Falle zu stellen, damit du uns verrätst?!“
Ich schüttle den Kopf. „Er hat niemals auch nur eines davon versucht!“
„Und ihr habt euch nie gestritten? Du hast dir von Dumbledore vorschreiben lassen, was du zu tun oder zu lassen hast?“ Lucius lacht klirrend und scharf. „Tut mir leid, aber das kannst du deiner Großmutter erzählen, Severus!“
„Kaum - meine Großmütter starben beide lange vor meiner Geburt.“, schnappe ich heftig zurück und erinnere mich an die vielen Diskussionen und Streitereien der folgenden Jahre – von Dumbledore immer sachlich und nach außen hin völlig ruhig, aber von meiner Seite her manchmal doch recht hitzig geführt, wie ich gestehen muss - zum Beispiel als er mir eröffnete, dass er Remus Lupin als Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste nach Hogwarts holen wollte. Dumbledores ruhige und überlegte Art, mit der er zuweilen meine Argumente zerpflückte, blieb häufig Sieger, und bei Lupin hatte der alte Mann noch einen besonderen Trick auf Lager … Trotzdem war er keinesfalls ein Besserwisser oder Rechthaber – er folgte durchaus auch meinen Argumenten und Vorschlägen, sofern es mir gelang, ihn zu überzeugen.
„Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll, Lucius. Eigentlich war er genau wie du: Albus Dumbledore konnte mir die Gedanken im Kopf umdrehen, so dass ich am Ende nicht mehr sicher war, wo oben und unten, was schwarz oder weiß, gut oder böse ist …“
Crabbe hört auf, Schneeflocken von seinem Umhang zu pusten, und grinst. „Och, das Gefühl kenn ich gut!“
Goyle grinst, sagt aber nichts.
Lucius mustert mich, als sähe er mich zum ersten Mal, und seine Augen nehmen einen seltsamen Ausdruck an, den ich bei ihm noch nie gesehen habe.
„Dann bist du damals auf Dumbledores Befehl hin auf den Friedhof appariert mit nichts in der Tasche als einer fadenscheinigen Geschichte – mit Löchern darin, so groß, dass ein Ungarischer Hornschwanz da durch fliegen könnte? Beim Barte Merlins, du hast Nerven, Severus! Der Dunkle Lord wollte dich umbringen – du erinnerst dich, was er Regulus angetan hat, oder?!“
„Wer könnte das je vergessen.“, murmle ich und erschaudere bei dem Gedanken an das Verhör auf dem Friedhof. „Potter hat uns von den Worten des Dunklen Lords berichtet, bevor Dumbledore mich bat, zu meinem ehemaligen Herrn zurückzukehren.“
„Dem Führer des Phönixordens und dir war doch wohl klar, dass unser Herr und Meister bei diesem Pokerspiel irgendwann deine Karten würde sehen wollen, Severus - du konntest doch nicht ernsthaft annehmen, langfristig ohne handfesten Beweis deiner Treue durchzukommen!“
„Dumbledore bestand darauf, dass ich beim ersten Anzeichen von Gefahr umgehend meine Spionagetätigkeit aufgeben und mich in Hogwarts in Sicherheit bringen müsse …“
Malfoy schweigt lange, bis sich schlieĂźlich die steile Falte finsteren Zweifels wieder zwischen seinen Augenbrauen bildet.
„Wieso hast du Narcissa den unbrechbaren Schwur geschworen? Damit hast du dir doch selbst den Kopf in die Schlinge gesteckt! Oder warst du tatsächlich des alten Mannes und seiner moralischen Erpressungen überdrüssig und wolltest dich wieder dem Dunklen Lord zuwenden?“ Er rückt unbewusst ein wenig von mir ab.
Ich seufze leise.
„Ich … ich dachte, ich müsse nur schwören, Draco zu beschützen. Doch dann habe ich einen absolut unverzeihlichen, idiotischen Fehler begangen – ich überließ Narcissa die Formulierung des Schwures! Als mir aufging, worauf sie hinaus wollte, war es bereits zu spät. Die Hand wegzuziehen hätte Bellatrix bestätigt, dass ich entweder ein Feigling oder ein Verräter bin.“
Die steile Falte zwischen Lucius Lucius Augen glättet sich.
„Draco … Ich wusste, dass du auf ihn aufpassen wirst!“
Ich fröstle unbehaglich.
„Ich war ja auch Schuld daran, dass die Sache im Ministerium schief ging und du in Askaban gelandet bist. Wenn ich gewusst hätte, dass man dich festnehmen und der Dunkle Lord - aus Rache an dir und um mich zu einer Entscheidung zu zwingen - von deinen Sohn diese schreckliche Tat fordern würde …“
„… hättest du trotzdem nicht anders handeln können.“, vollendet Lucius mit ausdrucksloser Stimme.
Ich mustere meine Schuhe: Sie sind schmutzig.
Lucius räuspert sich, und ich blicke auf. Er scheint nicht so zornig zu sein wie vorhin, als er mich deshalb noch der Willkür unseres Meisters ausliefern oder mir die Kehle aufschlitzen wollte …
„Wie auch immer – du hast Dumbledore getötet und meinen Sohn davor bewahrt, entweder getötet zu werden oder einen Mord begehen zu müssen. Hast du Dumbledore von deiner Zwickmühle erzählt oder starb der alte Mann ahnungslos?“
Ich schlucke heftig.
„Ich wollte ihm eigentlich nicht … Man konnte Dumbledore nur schwer etwas verheimlichen. Er spürte genau wie der Dunkle Lord, wenn jemand versucht, ihn anzulügen. Nur wenige Stunden nach dem Besuch deiner Frau und ihrer Schwester bekam ich mitten in der Nacht eine Blitzeule von Madam Pomfrey mit der Nachricht, ich solle mich auf der Stelle nach Hogwarts begeben! Ich folgte dieser Aufforderung natürlich umgehend, und fand Dumbledore dort schwer verletzt und mit dem Tode ringend im Krankenflügel vor.“
„Was war passiert?“, wirft Crabbe neugierig ein und knabbert aufgeregt an den Fingernägeln. Abwesend ziehe ich ihm die Hand vom Munde weg.
„Dumbledore hatte sich den Fluch eines Ringes zugezogen, den der Dunkle Lord selbst verzaubert und versteckt hatte.“, erkläre ich. Das Bild von Dumbledores Gesicht, weiß wie die Bettlaken, und mit dem mühsam beherrschten Ausdruck großen Schmerzes um den Mund und in den Falten rund um die Augen, steigt vor mir auf. Auf seiner Stirn perlte kalter Schweiß, und die Hand, mit der er nach mir griff, war eiskalt. Seine andere Hand jedoch sah aus wie ein verdorrter Ast …
„Es gelang mir, Dumbledore ein Antidot einzuflößen, bevor er das Bewusstsein verlor. Ich saß die ganze Nacht und den nächsten Tag und noch eine Nacht an seinem Bett, aber es wurde immer schlimmer, und er wand sich und schrie in seinen Fieberträumen … Lucius - es war genauso fürchterlich wie damals, als wir beide dieses unerlaubte Experiment durchgeführt haben!“ Ich beherrsche mich mit größter Anstrengung, um beim Gedanken an das Leiden meiner beiden so unterschiedlichen und in mancher Hinsicht doch so ähnlichen Freunde nicht zu zittern wie ein zwippliger Bibberzip.
„Du hättest ihn sterben lassen können – dann hätte dich der unbrechbare Schwur nicht länger gebunden!“, bemerkt Lucius leise. „Aber ich nehme an, dass du das nicht konntest – nicht mal, um dein Leben zu retten.“
Ich blinzle hinauf in den Schnee. Es wird auch heute nicht richtig hell werden.
„Als es Dumbledore endlich besser ging und er sich langsam erholte, bemerkte er leider bald, dass ich ihm etwas verschwieg. Als er mir ernsthaft drohte, sein Gegenmittel nicht mehr einzunehmen – er konnte sehr stur sein, der Alte! – falls ich nicht endlich mit der Sprache herausrücken wollte, da habe ich ihm von Voldemorts Plan und dem Schwur erzählt. Und irgendwie – ich weiß selbst nicht, wie er mich dazu überredet hat - habe ich schließlich zugestimmt, ihn zu töten, falls ich Draco nicht rechtzeitig zur Aufgabe seiner Pläne überreden könne.“
Ich ziehe die Knie an und verberge mein Gesicht in den verschränkten Armen. Ich kann es heute und noch immer nicht glauben, dass ich mich tatsächlich auf Dumbledores wahnsinnigen und selbstmörderischen Plan eingelassen habe!
Eine Hand, leicht wie eine Feder und warm wie der Sommer, legt sich zwischen meine Schulterblätter. Als ich aufsehe, blicke ich in Lucius Gesicht. „Er hat also von dir verlangt, dass du ihn tötest, um dich und Draco zu retten …“ Mein Freund schluckt mühsam irgendetwas Großes und offensichtlich sehr Sperriges hinunter. „Es stimmt, was man sich über den alten Mann erzählt: Albus Dumbledore war wahrlich groß – groß und grausam!“, ergänzt er sehr leise.
Schweigend sehen wir einander an.
„Willst du dich denn jetzt an Dumbledores Stelle mit dem Dunklen Lord anlegen, Severus?“, fragt Gregory ängstlich, und sein harmloses Mondkalbgesicht ist vor Furcht ganz blass.
Ich schĂĽttle den Kopf.
„Nein. Ich kann Voldemort nicht besiegen. Das kann nur Harry Potter!“
Zischend zieht Malfoy die Luft zwischen den Zähnen hindurch. „DER! Ausgerechnet!“
„Ja, leider. Voldemorts, meines und unser aller Schicksal hängt vom Erfolg eines unfähigen Idioten ab, der dazu noch genauso heimtückisch und überheblich ist wie sein Vater!“
Lucius runzelt zornig die Stirn. „Ja, dieser Kerl, den sie neuerdings den „Auserwählten“ nennen, wie Zissy mir berichtete, ist genauso, wie du seinen Vater immer beschrieben hast. Er hat Draco fürchterlich zugerichtet im letzten Jahr, und wenn du nicht eingeschritten wärst … Und dieses missratene Balg soll uns vom Dunklen Lord befreien? Bist du dir da völlig sicher, Severus – jeder Irrtum ausgeschlossen?“
Ich nicke unglĂĽcklich.
„Ich bin sicher. Dumbledore kannte den Teil der Prophezeiung, den ich niemals erfahren durfte, damit ihn der Dunkle Lord ihn nicht unter der Folter aus mir herauspressen kann, falls er mich erwischen sollte.“ Müde reibe ich mir das Gesicht. Wir müssen jetzt bald aufbrechen, oder die Patrouillen von Askaban stöbern uns auf.
„Du hast also nichts als Dumbledores Wort, dass allein Harry Potter den Dunklen Lord endgültig besiegen kann? Und wenn der alte Mann dich belogen hat, um wieder einmal einen seiner Lieblinge zu schützen? – Ausgerechnet Du, Severus, verlässt dich ohne Sicherheit auf das Wort eines alten Mannes und legst dein Leben in die Hände des Sohnes von James Potter?“ Lucius starrt mich an, als habe ich mich vor seinen Augen in einen Thestral verwandelt.
„Ich vertraue Albus Dumbledore!“, entgegne ich stur und beiße die Zähne aufeinander.
„Aber …“, beginnt Lucius.
„Wir haben das jetzt erörtert, und nichts auf der Welt kann mich dazu bewegen, meine Meinung zu ändern – auch du nicht, Lucius!“, unterbreche ich so scharf, dass alle zusammenzucken.
„Also – ich vertraue Dumbledore kein bisschen!“, meint Goyle schließlich.
„Musst du auch nicht - ich ziehe das allein durch!“ Ich erhebe mich steif. „Es ist spät. Wir müssen los, bevor die Wächter von Askaban ihre Gefangenen durchzählen und dein Fehlen entdecken, Lucius!“ Abrupt wende ich mich zum Gehen, doch jemand packt mich mit festem Griff am Ellenbogen und hält mich zurück.
„Wohin du gehst, dahin gehen wir auch.“, erklärt Lucius sanft, und Crabbe und Goyle nicken heftig. „Auch wenn wir dein blindes Vertrauen in den alten Mummelgreis nicht verstehen können, so werden wir doch ganz sicher nicht zulassen, dass du dir deinen verfluchten Dickschädel einrennst bei dem Versuch, uns alle von … Voldemorts Schreckensherrschaft zu befreien!“
Ich halte ĂĽberrascht inne.
„Du … hast ihn beim Namen genannt!“
Lucius grinst kühl. „Er wollte meinen einzigen Sohn töten, nur um mir eins auszuwischen - es gibt nichts, was er mir und Narcissa darüber hinaus noch antun könnte! Ich habe keine Angst mehr vor ihm! Außerdem ist Krieg schlecht fürs Geschäft – die Leute haben Angst und horten ihre Sickel für schlechte Zeiten …“
Crabbe und Goyle sehen so aus, als seien sie noch lange nicht so weit, aber sie weichen nicht zurĂĽck und machen auch sonst keine Anstalten, uns im Stich zu lassen.
„Ihr könnt es euch noch überlegen …“, meine ich leise. „Ein Gedächtniszauber, ganz kurz und schmerzlos, und ihr erinnert euch an nichts mehr, worüber wir heute gesprochen haben …“
„Nein.“, sagt Gregory feste und patscht seine mächtigen Fäuste aneinander. „Ich bin zwar dumm, aber nicht feige! Ich bleib bei meinen Freunden - komme was da wolle!“
„Ich auch.“, ergänzt Victor schlicht und tritt in unseren Kreis,
Lucius und ich sehen einander an. Wir werden einen Weg finden, die beiden unauffällig aus der Gefahrenzone um den Dunklen Lord zu entfernen und ihre unstrittig vorhandenen Talente für unsere kleine Widerstandsgruppe nutzbringend einzusetzen. Lieben Riesen nicht gutes Essen und schlichte, aber gradlinige Unterhaltung - zum Beispiel durch Muggel-Zaubertricks? Und dass Crabbe und Goyle kaum zaubern können, wird die einfältigen Raufbolde wohl am allerwenigsten stören …
Lucius versetzt Victor einen freundschaftlichen Schubs.
„Auf geht’s! Nach Hause - in die Grube der Schlange!“

Wir machen uns auf den Weg zurück zu dem als Muggelzelt getarnten Platz an den Grenzen der Sperrzone Askabans, an dem ich zusammen mit Crabbe und Goyle unsere Zauberstäbe versteckt habe. Ich fühle mich leicht wie seit den Ereignissen auf dem verfluchten Astronomieturm nicht mehr, und kann es noch immer nicht fassen: Ich, der ich im Gegensatz zu Gilderoy Lockhard nicht die geringste Chance habe, jemals „Mister charmantestes Lächeln“ der Hexenwoche zu werden, bin nicht mehr allein und habe Freunde, die zu mir halten, obwohl sie damit sich und ihre Familien in Lebensgefahr bringen könnten - unglaublich!
Der Gedanke verursacht ein ähnlich warmes Gefühl im Bauch wie Tee bei Albus Dumbledore oder Crabbes Chilifudge – wobei mir einfällt, dass ich inzwischen einen Bärenhunger habe. Aber in Babajaga gibt es sicher ein anständiges Frühstück mit Eiern und Speck, gebratenen Nieren, Toast mit Marmelade, heißen, starken Tee …
Jeder Schritt, mit dem wir dem schmalen Wanderweg folgen, führt uns weiter ins Tal und weg vom grässlichen Zauberergefängnis, bis wir endlich unser Versteck erreichen.
Ich nehme meinen Zauberstab und fasste Goyle am Handgelenk, um mit ihm Seite an Seite zu apparieren, während ich Lucius einen weiteren Zauberstab reiche, damit er dasselbe mit Crabbe machen kann. Ich freue mich schon auf ein heißes Bad, die von Tricky fürsorglich angewärmten Handtücher (was ich nie im Leben zugeben würde!) und mein Bett …
„Was ist denn das für ein Holzknüppel?“, fragt Lucius, berührt mit spitzen Fingern den fremden Zauberstab und zieht spöttisch die Augenbraue hoch. „So ein verkratztes und abgenutztes Teil ist mir ja im Leben noch nicht in die Hände gefallen – ich hoffe, du hast ihn gut desinfiziert! Gab es nichts Besseres auf dem Gebrauchtzauberstabmarkt?“
Ich zucke die Schultern.
„Hat mal Lupin gehört. Ich fand auf die Schnelle keinen anderen, darum hab ich den genommen.“
„Lupin? Dieser zerlumpte Halbmensch vom Phönixorden, der aussieht, als bezöge er seine Sachen aus der Kleiderkammer der Sorgenfresser? – Igitt!“ Er macht Anstalten, mir den Zauberstab angewidert vor die Füße zu schleudern.
„Ich habe nicht drei Arme …“, erinnere ich sanft.
WĂĽtend setzt Lucius zu einer Antwort an, doch dann verziehen sich seine Lippen zu einem ironischen Grinsen.
„Ich bin so froh, wieder in Freiheit zu sein … ich glaube, dafür kann ich mich ausnahmsweise sogar mal mit dem Zauberstab eines Werwolfes abfinden.“
Er zieht den Ärmel über die Hand, damit seine schlanken weißen Hände nicht das zerkratzte Holz berühren müssen, und fasst Victors Handgelenk.
„Also?“
Ich nicke und konzentriere mich …

… und anstatt der schroffen Kulisse der verschneiten Highlands taucht eine weite Ebene mit von Raureif überzogenen, fahlen Grasbüscheln auf. Ich lasse Gregorys Handgelenk los, und der dreht sich sofort suchend nach der Zwingfeste unseres Herren um, als ein leises „Plopp“ die Ankunft von Lucius und Victor bestätigt.
Lucius hebt lächelnd den Kopf und öffnet den Mund, doch seine Züge erstarren in purem Entsetzen. Crabbe – ohnehin nicht mit einem allzu aufgeweckten Gesichtsausdruck gesegnet – starrt über meine Schulter hinweg, als habe McGonagall ihm in seinen Verwandlungshausaufgaben ein „Ohnegleichen“ gegeben. Gregory neben mir, der sich bereits umgedreht hat, gibt ein Geräusch von sich, welches sich anhört wie das Glucksen von Moorboden unter schwankenden Füßen.
„Beim Grindelwald!“, haucht Lucius. „Wie grauenhaft!“
Ich wappne mich innerlich und mache mich auf alles gefasst – angefangen von einem Rudel Auroren bis hin zu einem vor Zorn nur so sprühenden Lord Voldemort, der meinen verräterischen Ansichten auf die Spur gekommen ist und mir die Haut bei lebendigem Leibe abziehen will … Ich umklammere meinen Zauberstab und drehe mich langsam, ganz langsam um …
Zuerst verstehe ich nicht, was meine Kameraden so entsetzt, denn niemand außer uns steht dort in der kargen, windgepeitschten Wildnis, und vor uns stakst wie erwartet die düstere Zwingfestung Babajaga auf ihren schuppigen, krallenbewehrten Hühnerbeinen – doch nein! Ich reibe mir vorsichtig den Schnee aus den Augen, doch das Bild bleibt das gleiche: Babajaga hat sich in ein rosafarbenes und mit Glitzer überstreutes Zuckerbäckertraumschlösschen verwandelt, und ihre hässlichen Hühnerfüße stecken in kuscheligen karierten Puschen, an denen zu allem Überfluss auch noch Häschenohren und Wackelaugen angebracht sind - grauenhafteres Schuhwerk habe ich noch nicht einmal an den Füßen von Miss Arabella Figg gesehen!
Lucius knickt in den Knien ein und bricht neben mir zusammen, während er sich zusammenkrümmt und von lautlosem Lachen geschüttelt auf dem Boden windet. Crabbe grinst wie ein Honigkuchenpferd aus dem Honigtopf, während Gregory purpurfarben anläuft und schimpft: „Die tragen ja meine Hausschuhe – die will ich sofort zurück!“
Nachdem Lucius endlich dem Erstickungstod durch Lachen entronnen ist und wieder atmen kann, ohne in wildes Gelächter ausbrechen zu müssen, gehen wir langsam zum Tor, das sich wie gewohnt auf den Wink meines Zauberstabes hin öffnet. Dabei erklingt anstatt des Kreischens rostiger Ketten und dem Knirschen von Scharnieren die sanfte Stimme eines bekannten Schnulzensängers „Ti amo! Ich sage nur ti amohoho!“
Staunend setzen wir den Fuß über die Schwelle und betreten eine neue Welt …
Die holprigen grauen Pflastersteine, die normalerweise mit trockenen Binsen und fauligem Stroh bedeckt sind, um den Schall unserer Tritte zu dämpfen und den Dunklen Lord nicht bei seinen Geschäften zu stören, hat jemand ausgekehrt und durch duftendes Heu ersetzt. Der Geruch nach Tod und Verwesung, der sonst immer den Kerkerräumen im Keller entströmt, wird weiterhin vom Duft der Rosenblätter übertüncht, die fein und leise wie der Schnee draußen vor der Tür von der Decke rieseln und sich in unserem Haar verfangen.
Auf dem Weg in die große Halle begegnen uns zwei Ritterrüstungen, die sich in inniger Umarmung verträumt im Wienerwalzertakt wiegen, dessen zartschmelzende Melodie von einem Rudel verzauberter Geigen gespielt wird, die hinter dem eisernen Paar herschweben.
In der großen Halle erwartet uns eine weitere Überraschung: Eine Gruppe von Todessern hat alle Tische zu einer improvisierten Bühne zusammen geschoben, auf der die Theatertruppe aus gestandenen Mannsbildern ein Herrenballett improvisiert. Die himbeerrosa Tütüs der Darsteller stehen dabei in hartem Kontrast zu ihren nackten behaarten Männerbeinen …
Rodolphus Lestrage liegt betrunken wie immer in der Ecke und singt wehmütig vor sich hin: „Es lebe die Liebe, der Wein und der Suff …“, während seine Ehefrau Bellatrix zusammen mit den wenigen Damen unter den Todessern ein riesiges Spruchband anfertigt.
Vorsichtig beuge ich mich über das Plakat und lese: „Rabi, ich will ein Kind von dir!“
Lucius neben mir erschaudert, hebt die Brauen und flüstert mir zu: „Das ist nicht mehr lustig – das ist unheimlich!“
Bellatrix – mit bunten Klecksen auf Gesicht und Kleidung – hebt kurz den Kopf von ihrer Pinselarbeit, lächelt Lucius mit einem irren Ausdruck auf dem Gesicht an und sagt: „Hallo, lieber Schwager! Ich freue mich, dich zu sehen. Aber du hast sicher Verständnis, dass ich dich nicht umarme – du siehst, ich habe äußerst wichtige Aufgaben zu erfüllen!“ Und leise vor sich hinsummend macht sie sich daran, der Forderung nach Nachwuchs ein dickes rotes Herz hinzuzufügen.
„Sicher, Bella, sicher!“, murmelt Lucius erschrocken und weicht ein paar Schritte zurück. Bellatrix amouröse Eigenarten sind ihm offensichtlich vertraut.
Soeben betritt eine marodierende Bande aus Todessern die große Halle und stürzt sich auf die Wände und ihre Dekoration – schwuppdiwupp verwandelt sich der kalte Granit in rosa Plüsch, niedliche Gänseblümchentapete oder eine himmelblaue Explosion aus Samt, was unter den anderen Mitgliedern der Gruppe zu lautstarken Protesten führt – man sein schließlich nicht schwul!
Der Angeschuldigte protestiert energisch – schließlich sei Rabastan ein Mann, und Männer mögen eben lieber blau als rosa …
„Was war eigentlich in dem Fläschchen, dass du Rabastan bei unserem Abschied so unauffällig in den Umhang gesteckt hast?“, fragt Crabbe plötzlich.
Soviel Scharfsinn hätte ich meinem Freund gar nicht zugetraut!
„Wie kommst du darauf, ich hätte ihm etwas zugesteckt?“, frage ich mit meinem neutralsten Gesichtsausdruck, doch Victor knufft mich freundschaftlich in die Seite.
„Wer hat Gregory und mir denn Muggelzaubertricks beigebracht? Das warst du doch!“, grinst er.
„Soso!“, meint Lucius und mustert mich von oben bis unten. „Raus mit der Sprache – was war in dem Fläschchen?“
„Himbeersaft.“, erkläre ich ernsthaft.
Lucius schnaubt ungläubig.
„Das kannst du deiner …“
„Die sind tot, sagte ich doch schon.“, schneide ich ihm das Wort ab. „Außerdem stimmt es, in dem Fläschchen war nur Himbeersaft, als ich zurück in Lestranges Umhang gesteckt habe.“
Malfoy schaltet sofort.
„Und vorher?“
„Rabastans Amortentia, mit dem er sich all die Frauen angelt, die er sonst nicht kriegen kann.“
„Darf ich dann fragen, was mit dem Amortentia geschehen ist?“
Ich winde mich unter Lucius Blick wie ein Wurm.
„Das habe ich … zweckentfremdet.“
So leicht entkommt man einem Malfoy natĂĽrlich nicht.
„Zweckentfremdet? – Kannst du bitte aufhören zu orakeln wie diese unsägliche Spinnerin Trelawney und Klartext mit mir reden, Severus!“
Crabbe grinst verschlagen und hüpft vor Aufregung, einmal im Leben mehr zu wissen als Lucius Malfoy, wie ein Gummiball auf und ab. „Außerdem durfte ich nichts von dem neuen Fass Butterbier trinken – Severus hat mir den Krug beinahe aus der Hand gerissen!“
„Das Bier war doch schlecht!“, protestiert Goyle.
Crabbe schĂĽttelt den Kopf.
„Du schmeckst aber auch gar nichts! Das Butterbier war völlig in Ordnung, als wir es probiert haben. Als wir mal kurz nicht hingeschaut haben, hat Severus einfach Rabastans Amortentia in das Butterbierfass für das Fest geschüttet...“
„… und jetzt spielen alle, die davon getrunken haben, verrückt!“ Lucius grinst diabolisch.
Crabbe und Goyle schütten sich fast aus vor Lachen. „Darum hast du uns also zu der Befreiungsaktion mitgeschleppt – damit wir nicht auch hier herumirren wie liebestolle Turteltauben!“
Ich mustere Crabbes und Goyles massige Gestalten und denke dabei eher an brünstige … Lassen wir das.
„Netter Spaß, Sev. Wolltest du damit deine Kritik am Unterhaltungsprogramm des Dunklen Lords äußern, oder hat dieses Chaos einen bestimmten Sinn?“, fragt Malfoy und weicht elegant einer Herde zu Tode erschrockener Hauselfen aus, die das Frühstück auftragen: anstatt der gewohnten Spanferkel, gebratenen Ochsen am Spieß und Butterbierkrüge hat jemand Marzipantorte, Eierlikör und Kakao bestellt.
Crabbe klatscht in die Hände und bedient sich freizügig von den Platten. „Endlich mal was leckeres!“, kaut er mit vollen Backen, „Ich liebe Süßigkeiten.“
„Ja, unser lieber Victor ist wirklich ein ganz Süßer!“, meint Lucius, ohne seinen forschenden Blick von mir zu wenden. „Also, Severus, was hast du ausgefressen, bevor ihr zu meiner Rettung aufgebrochen seid?“
Ich setze mein ahnungslosestes Gesicht auf.
„Nur eine alte Rechnung bezahlt, das ist alles!“
Malfoy merkt, dass ich mich zu dem Thema nicht weiter auslassen möchte, und betrachtet angewidert das Portrait von Balthasar dem Blutigen und seiner Gattin Gudrun der Grausamen, die sich eng umschlungen hinter einem Vorhang küssen, anstatt sich gegenseitig mit goldenem Geschirr zu bewerfen, wie sie es üblicherweise tun... Die neue Stimmungslage im Lager der Todesser scheint ansteckend zu sein.
„Komm, lass uns gehen! Ich will so schnell wie möglich aus den Gefängnisklamotten raus und mir den Geruch Askabans vom Leib waschen!“, meint Lucius und zieht mich mit sich, während Crabbe und Goyle beschlossen haben, sich erst einmal am ungewohnten Frühstücksbuffet zu stärken beziehungsweise dem neuerdings sehr interessierten Publikum Gregorys grandiosen Schmetterlingszauber vorzuführen.
„Wenn das der Dunkle Lord erfährt ...“, grinst Lucius. „Ich glaube, ich schaue erst einmal ausgiebig und lange in die Konten und Bilanzen, bevor ich mich vor seiner Lordschaft blicken lasse.“ Mein Freund schubst einen feisten und als besonders grausam bekannten Todesser namens Geßler zur Seite, der sich häufig einen Spaß daraus macht, Muggelkindern einen Apfel auf den Kopf zu legen, den die Väter dann herunterschießen müssen. Heute morgen jedoch trägt der feiste Kerl kleine weiße Flügelchen auf seinen Rücken und spielt den Amor, in dem er mit Pfeil und Bogen bewaffnet am Eingang zu den Kerkern und Rabastans Wärterzimmer lauert, während er vor sich hin murmelt: „Durch diese hohle Gasse muss er kommen ...!“
Irgendwo in der Burg hebt eine Stimme zu Drehleierbegleitung einen mittelalterlichen Minnesang an. „Iam amore Rabastano totus ardeo – novus, novus amor est quod pereo!“, während Horden von kreischenden und liebestollen Anhängern des Dunklen Lords - für den dies hier ein grässlicher Alptraum sein muss - wie eine Stampede von Einhörnern durch die Gänge trampeln, sobald einer von ihnen kreischt: „Da ist er! Ich hab ihn gesehen! Rabastan, Geliebter, so warte doch auf uns!“ Dass Rabastan Lestrange immer und ausschließlich nur Mitglieder des weiblichen Geschlechtes mit Voldemorts Amortentia zu betören suchte, ist seinen ebenso hysterischen männlichen Fans offensichtlich entgangen ...
Allerdings ... ich muss gestehen, dass ein paar Tropfen von dem Himbeersaft - mit dem ich das leere Fläschchen wieder aufgefüllt habe, bevor ich es in Rabastans Umhang zurücksteckte - dem Butterbier-Liebestrankgemisch nicht nur wie beabsichtigt eine hervorragende Geschmacksnote verliehen zu haben scheint, sondern auch unerwartet rosafarbene und plüschige Nebenwirkungen zeigt. Nun, Golpalotts zweites Gesetz erweist sich manchmal als unberechenbar!
Als wir den Turm hinauf steigen, hält Lucius mich plötzlich am Arm fest und deutet durch die schmale Schießscharte hinaus in den Burghof. Dort flieht Rabastan Lestrange – mit den Resten eines zerfetzten Umhangs um die Schultern und ansonsten nackt bis auf die Unterhose – vor einer Rotte liebeskranker Todesser, die ihn mit irrem Gesichtsausdruck, Schaum vor dem Mund und extatisch entrücktem Blick über den Hof hinweg hysterisch kreischend verfolgen.
„Rabastan! Unser Held! Wir lieben dich!“
„Rabi! Ich tu alles für dich!“
Die ersten Todesser haben dien Fliehenden fast eingeholt und grabschen gierig nach den Fetzen seines Umhangs. Wem es gelingt, etwas davon abzureißen, drückt das Stoffstück mit verzücktem Gesichtsausdruck ans Herz und verteidigt ihn mit Zähnen und Krallen gegen alle Konkurrenz, die auch eine Trophäe des Angebeteten erhaschen wollen.
„Hilfe! Sie wollen mich fressen! Mit Haut und Haaren!“, brüllt Rabastan verzweifelt, erklimmt in höchster Not die nächste Fahnenstange und klammert sich an deren Spitze fest, während die Menge seiner Fans sich darum balgt, wer ihm jetzt hinter herklettern darf.
„Ich will nur einen Kuss, Rabi! Einen!“, brüllt eine stämmige Hexe mit Damenbart, während ein drei Zentner schwerer Todesser einen zerrupften Blumenkranz hochhält und schreit: „Den habe ich nur für dich gebunden, Rabastan. Komm runter, damit ich dein anbetungswürdiges Gesicht damit umkränze!“
Während die wild gewordene Meute dem bedauernswerten Gefangenenwächter mehr oder weniger unmoralische und unzweideutige Angebote unterbreitet und immer zügelloser um die Gunst Rabastans wetteifert, verabschiedet sich Lucius von mir, und für einen Moment weicht das schelmische Funkeln in seinen kühlen blauen Augen einem weicheren, ernsteren Ausdruck. „Danke, Severus. Für die Befreiung aus Askaban - und für alles andere auch!“ Seine blasse Aristokratenhand berührt kurz und wie zufällig die meine, dann ist er in seinem Zimmer verschwunden.
Ich denke kurz darüber nach, Rabastan aus seiner Klemme zu helfen, verwerfe angesichts der wilden Jagd jedoch die Idee wieder – Amortentia wirkt auch nicht ewig. Langsam steige die letzten Stufen zu meiner Kammer hinauf, in der mich Tricky bereits mit einer Wanne voll heißem Wasser und einem anständigen Frühstück erwartet.
Als ich die Türe gerade erreicht habe, lässt ein gellender, die gesamte Zwingfeste erschütternder Schrei der Vernunft alle und alles erstarren: „Wehe uns allen! Die Gefangenen und Meister Ollivander sind geflohen!“
Ich lächele sanft in mich hinein und schließe die Tür hinter mir.
Amicus optima vitae possessio


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