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Fanfiction

The good, the bad and the ugly - Die Macht, ihn zu besiegen

von Polaris

Liebe Reviewer,

ich lese Eure Kommentare immer sehr gerne - besonders, weil sie clever und durchdacht sind ... Schön, so kluge Leser zu haben *freu* *hüpf*

Damit wir die FF nicht mit unserem Hin und Her zumüllen, ein Vorschlag: ich habe es endlich geschafft, einen Thread zu eröffnen, in dem wir diskutieren können:

http://forum.harrypotter-xperts.de/thread.php?postid=362258#post362258

Jetzt zum neuen Kapitel:

Eine einzige Frage hat die Macht, die Welt aus den Angeln zu wuchten. Ich stellte sie beiläufig, nachdem ich mit dem Dunklen Lord die Möglichkeiten erörtert hatte nach Hogwarts einzudringen und Albus Dumbledore, der dort noch immer hauste wie die Spinne in ihrem Netz, endlich auszuräuchern und die Gegenseite ihres charismatischen Anführers zu berauben.
Als ich die Grundrisspläne meiner alten Schule auf dem Tisch zusammenrollte, fragte ich meinen Herrn: „Habt ihr die Person, die euch laut der Prophezeiung gefährlich werden kann, schon gefunden?“
Der Dunkle Lord warf mir einen flĂĽchtigen Blick zu und studierte die Aufzeichnungen von Dumbledores SicherheitsflĂĽchen, die Hogwarts Mauern schĂĽtzten, um doch noch eine LĂĽcke darin zu entdecken, die mein minderer Intellekt ĂĽbersehen haben mochte.
„Du willst dabei sein?“ Er schüttelte amüsiert den Kopf. „Daraus wird nichts, Severus. Ich habe besondere Pläne und will nicht, dass jemand mich begleitet - nicht einmal du, mein treuer Diener!“
Ich wandte mich wieder meiner Arbeit zu und versuchte erfolglos meine Neugier vor meinem Herrn zu verbergen.
Der Dunkle Lord lächelte gönnerhaft und fuhr fort: „Da ich allerdings dir allein die Kenntnis der Prophezeiung verdanke, gibt es keinen Grund, dich weiter auf die Folter zu spannen und dir mein Ziel vorzuenthalten. Um genau zu sein: es kommen wahrscheinlich zwei Menschen in Frage. Bei zumindest einem davon sind meine Spione inzwischen sicher, dass auf ihn die Prophezeiung zutrifft.“
Ich tat meinem Herrn den Gefallen und fragte: „Um wen handelt es sich also?“
Mein Meister verzog die Lippen zu einem dürren Lächeln, und seine Augen glommen bedrohlich. „Er heißt Neville Longbottom.“
Ich hob fragend die Brauen - der Name war mir unbekannt.
„Ein Verwandter von Frank Longbottom, dem Auror?“, fragte ich interessiert. Frank und seine Frau Alice hatten sich genau wie das Ehepaar Potter dem Dunklen Lord bereits dreimal erfolgreich widersetzt. Die letzte Falle für die Longbottoms stammte aus meiner Feder; ich hatte die Aktion gegen die beiden gefürchteten Auroren persönlich geleitet und musste am Ende durch einen fehlgegangenen Ganzkörperklammerfluch meiner eigenen unfähigen Todesser gelähmt zusehen, wie die Beute mir entschlüpfte – einer meiner wenigen Fehlschläge. Das nächste und vierte Mal, so schwor ich mir, würde ich das Aurorenpaar zur Strecke bringen, und auch James Potter und Sirius Black würden dem Dunklen Lord und meiner Rache nicht noch einmal entkommen.
Bei Lily Evans - inzwischen James Potters Ehefrau - war ich mir noch nicht sicher. Ich mochte es nicht, gegen eine Frau kämpfen zu müssen, es sei denn, sie erwies sich als ebenbürtige Gegnerin. Lily Evans war zu unseren Schulzeiten in Hogwarts genauso gut oder sogar noch besser als ich. Allerdings hatte ich Lily mit dem flammenden Haar und den meergrünen Augen immer gemocht, und manchmal hatte sie sogar versucht, mir gegen die Jungs aus ihrem eigenen Haus beizustehen – nicht, dass ich ihre Hilfe gebraucht hätte, aber trotzdem …
Meine generelle Unsicherheit in der Einschätzung weiblicher Kampfkraft hatte mir bereits eine hässliche Narbe von Emmeline Vance eingebracht. Mein Zögern Alice Longbottom gegenüber hatte sogar zum Entkommen der Auroren beigetragen, so dass ich einen Großteil der Schuld am Scheitern der Falle bei mir selbst zu suchen hatte. Lucius Malfoy jedenfalls hielt Zurückhaltung bei Freunden für angebracht – nicht jedoch Feinden gegenüber, bei denen jedes Mittel angewandt und jede Schwäche gnadenlos ausgenutzt werden müsse. Er riet mir dringend in meinem eigenen Interesse zukünftig auf unterlegene Gegner ebenso konsequent zu reagieren wie auf ebenbürtige oder stärkere, oder ich würde über kurz oder lang den Zorn unseres Herrn zu schmecken bekommen.
Der Dunkle Lord hatte mit mildem Amüsement beobachtet, wie sich bei der Reflektion meiner Schwächen und Fehler mein Gesicht verdüsterte.
„Ja, die Prophezeiung spricht tatsächlich von einem Verwandten von Frank und Alice Longbottom – und die in der Prophezeiung heraufbeschworene Gefahr für mich wäre gar nicht erst entstanden, wenn du deinen Auftrag korrekt erfüllt hättest, anstatt zu zögern!“
Mein Gesicht brannte vor Scham über mein Versagen. Gleichzeitig wunderte ich mich darüber, auf welch unerklärliche Weise meine Unfähigkeit einen Großcousin oder Onkel von Frank Longbottom – der Nachname wies auf einen Verwandten väterlicherseits - begünstigt haben mochte, so dass ausgerechnet er zur Gefahr für den größten Zauberer aller Zeiten werden konnte …?
Der Dunkle Lord belächelte wohlgefällig meine Zerknirschung und fuhr fort: „In der Tat handelt es sich sogar um einen besonders nahen Verwandten der beiden Auroren.“ Er genoss meine Anspannung und ließ mich noch ein wenig zappeln, bis er fortzufahren geruhte. „Neville ist der Sohn der Blutsverräter Frank und Alice Longbottom. Er wurde definitiv am 30. Juli geboren, die Prophezeiung passt exakt auf ihn!“
Tatsächlich brauchte ich einige Sekunden, um diese Information einzuordnen. Darum also hatte die Aurorin um die Hüften herum so stark zugelegt und sich so ungewöhnlich langsam und schwerfällig bewegt, so dass sie nicht so schnell fliehen konnte und sich mir die Gelegenheit bot, ihr in den Rücken … Als ich mich endlich von dem Ganzkörperklammerfluch befreit hatte, brachte ich es nicht über mich, eine Frau und noch dazu von hinten anzugreifen, und so disapparierte sie - mit ihrem ungeborenen Kind, von dem ich nichts ahnte.
Die Erkenntnis traf mich wie ein Peitschenhieb, und das Pergament, das ich gerade ins Regal einsortieren wollte, blieb wie festgefroren in meiner Hand.
„Mein Lord – wollt ihr mir damit sagen, dass die Prophezeiung nicht von einem Mann oder meinetwegen auch einer Frau spricht, sondern von einem Baby?!“
Mein Herr bleckte die Zähne zu einem Haifischlächeln.
„Genau, Severus! Ich werde den Sohn der Blutsverräter und auch das andere Kind – der Sohn eines Schlammbluts übrigens - höchstpersönlich töten und damit die Gefahr für meine Herrschaft ein für alle Mal beseitigen!“
„Ihr wollt also die Kinder ... – aber warum? Es gibt doch andere Wege!“ Das Pergament protestierte leise knisternd in meiner Hand, als meine Finger sich unwillkürlich zur Faust ballten.
Mein Lord nahm einen Schädel vom Tisch und strich zärtlich über den bleichen Knochen.
„Hübsch, nicht? Der Kopf von Gideon Prewitt. Der seines Bruders Fabian wird noch präpariert.“, bemerkte er beiläufig. „Natürlich müssen die Bälger sterben. Was sollte ich mit ihnen anfangen?“
Mit zitternden Händen legte ich das Pergament zurück ins Fach und wandte mich meinem Herrn zu.
„Ihr könnt die Kinder ihren Eltern wegnehmen und zu Todessern machen. Sie werden euch lieben und verehren und damit keine Gefahr für euch sein – im Gegenteil!“
Der Dunkle Lord wischte meinen Einwand lässig weg wie die Fliege, die sich in Gideons verlassener Augenhöhle niederlassen wollte. „Du hörst dich beinahe an wie der alte Trottel Dumbledore. Nein, Severus, Liebe ist was für Schwächlinge! Ich werde beide Knaben auslöschen, und damit ist die Prophezeiung erledigt.“
„Mein Lord, es sind doch nur Säuglinge! Sie haben doch noch gar nichts getan! Sie werden Zeit haben, sich zu entwickeln, zu lernen – die Jungen können eure treuen, loyalen Diener werden, das verspreche ich! Ich werde mich selbst um ihre Erziehung kümmern.“
Der Dunkle Lord stellte den Kopf mitten auf dem Tisch ab und fixierte mich darĂĽber hinweg mit seinen kalten Augen.
„Die Entscheidung steht fest – die Kinder werden sterben! Ihre Eltern haben sich mir einmal zu oft widersetzt. Ich werde beide Familien ausradieren und ihre jämmerliche Brut im Staub zertreten.“
„Aber es ist doch eine viel vollkommenere Rache, ihnen die Kinder zu entfremden und zu euren Anhängern zu machen!“, beharrte ich.
Der Dunkle Lord hob erstaunt die Brauen.
„Dieses Thema scheint dich zu berühren, mein kühler Diener!“
Die Warnung in seiner Stimme entging mir nicht.
„Ihr könnt doch nicht ernsthaft erwägen, zwei hilflose Babys zu töten.“, presste ich durch die Zähne. „Es ist …“ Ich verstummte.
„ …unritterlich?“ Er griff mit den Knochenfingern nach meinem Kinn und zwang mich, ihn anzusehen. „Ich wusste gar nicht, dass in deiner schwarzen Seele ein solcher Romantiker wohnt, Severus … obwohl, andererseits hast du mich in gewissem Sinne ja gewarnt.“ Mein Herr lächelte anzüglich.
Die schwärende Wunde, die Andromeda mir geschlagen hatte, öffnete sich erneut – und mit ihr die Erinnerung an die Nacht am See, die zu teilen der Dunkle Lord als Preis für meine Rache und zur Überprüfung meiner Motive von mir gefordert hatte.
Der Dunkle Lord klopfte Gideon Prewitt mit den Fingerknöcheln aufs Schädeldach.
„Wie auch immer, Severus - ich empfehle dir dringend, deine Sentimentalität endlich zu überwinden und dich stattdessen auf deine Aufgaben zu konzentrieren! In letzter Zeit scheinst du an Biss verloren zu haben …“
Diesmal ließ die Spitze mich kalt. „Ich bin doch den Todessern nicht beigetreten, um zum Kindsmörder zu werden!“, beharrte ich aufgebracht und ignorierte jegliche Vorsicht. „Das kann unmöglich euer Plan sein!“
„Und falls doch - was willst du tun, Severus?“, spottete mein Herr mit trügerischer Milde und klebte Gideon Prewitt eine Kerze auf den knöchernen Scheitel. „Willst du mich verlassen und das Schicksal Regulus Blacks teilen, weil ich der Prophezeiung zuvorkommen und mich für alle Zeiten von dieser Bedrohung befreien will?“
Meinem Herrn war leider nicht verborgen geblieben, wie sehr das grauenhafte Sterben des Jungen - das mitzuerleben alle Todesser als Abschreckung für künftige Verräter gezwungen worden waren - meine Freunde und mich erschüttert und entsetzt hatte. Mir war diese Bestrafung unverhältnismäßig grausam und widerwärtig vorgekommen, selbst für das Verbrechen des Hochverrates. Regulus war noch jünger als ich, kaum volljährig und fast noch ein Knabe, und immerhin war der Tod doch schon Strafe genug … Meine Okklumentikstudien machten glücklicherweise rasche Fortschritte, so dass ich diese Gedanken so sorgfältig ich konnte vor dem Dunklen Lord zu verstecken vermochte – ich bezweifelte, dass sie ihm gefallen würden.
Ich riss mich zusammen, damit meine Stimme nicht kippte.
„Der Zweck leuchtet mir schon ein – aber die Mittel nicht! Es gibt viele Arten, diese verfluchte Prophezeiung auszulegen, und außerdem muss nichts davon eintreffen, was die alte Spinatwachtel in ihrem Wahn gebrabbelt hat!“
„Das haben wir bereits erörtert! Ich habe dir mitgeteilt, dass ich das Risiko, die Prophezeiung zu ignorieren, niemals eingehen werde! Ende der Diskussion!“
Ich schwieg verbittert. Das ausgerechnet der Dunkle Lord mit seinem zaubereruntypischen, rationalen Intellekt einer Prophezeiung derart viel Bedeutung beimaß und sie dann auch noch solchermaßen absurd auslegte, ging mir nicht nur gegen den Strich – es ging gegen alles, was mir heilig ist.
„Du wünscht dir doch nicht gerade, du hättest die Prophezeiung vor mir verheimlicht, mein getreuer Todesser?“, fragte sanft der begnadetste Legelimens, den die Welt je hervorgebracht hat, in die sich dehnende Stille hinein
„Nein.“, log ich heiser und senkte den Blick. „Natürlich nicht.“
Mein Herr bleckte die Zähne zu einem Lächeln. „Nur, weil ich dich hin und wieder um deine Meinung bitte, Severus, bedeutet das nicht, dass ich mir von dir vorschreiben lasse, was ich zu tun und zu lassen habe!“
„Das weiß ich, Herr, aber …“
„ICH DULDE KEIN ABER!“ Der Dunkle Lord sprang auf und umrundete den Tisch zwischen uns so schnell wie ein Blitz.
Im Reflex wich ich zurück, bis ich mit dem Rücken an das Regal mit den Pergamenten stieß, die unter der Wucht seines Zornausbruches aus ihren Fächern geschleudert wurden und auf mich herabprasselten.
Ich straffte die Schultern und setzte zu einer Antwort an –
„NICHT EIN WEITERES WORT, SEVERUS!“, donnerte der Gebieter über Leben und Tod, dem ich mich mit Leib und Seele verschrieben hatte, und seine Wut rollte über mich hinweg wie eine Woge.
Alles Blut wich mir aus dem Gesicht, mir wurde schwindelig, so dass ich taumelte und an den Regalen herabrutschte, als meine Knie nachgaben.
Der Dunkle Lord erhob turmhoch sein furchtbares Antlitz ĂĽber mir, und ich begann zu zittern.
„Hast du mich verstanden, mein hitzköpfiger junger Freund?“, fragte er seidig.
Ich nickte stumm. In der Tat hatte ich endlich begriffen.
„Dann geh mir aus den Augen!“
Und ich ging.

Ich verbrachte die schlaflose Nacht damit, meine Optionen abzuwägen, und die sahen nicht gut aus.
Nachdem ich nun wusste, wie mein Herr und Meister die Prophezeiung interpretiert hatte, war es nicht mehr genug, dass bei den von mir verantworteten Aktionen der Todesser niemand zu Schaden kam – das heißt, keiner von uns natürlich, aber auch kein Unbeteiligter. Ich verschonte zwar keinen Feind, aber das beruhte auf Gegenseitigkeit – für meinen gebrochenen Arm hatte der Auror Rufus Scrimgeour mit einem zerschmetterten Knie bezahlt, und nicht etwa mit seinem Leben. Jemanden nicht nur zu verletzen, sondern sogar zu töten war der nächste logische Schritt, das hatte mir die Nacht im Hause der Familie Tonks überdeutlich vor Augen geführt: Ich rutschte unmerklich aber unaufhaltsam weiter ab, und zwischen dem Tod eines verhassten Feindes und dem kaltherzigen, gedankenlosen Auslöschen Unschuldiger lag ebenfalls nur ein winziges Stück … Als ich am Morgen beim Rasieren darüber nachdachte und mir aufging, dass Ted mich mit dem Wort „Kreatur“ noch recht wohlwollend beschrieben hatte, zertrümmerte ich den Spiegel in tausend Scherben.
Jetzt aber reichte es nicht mehr aus, dass ich seit der Sache mit Ted Tonks meinen Jähzorn mehr denn je fürchtete und mich anderen Menschen gegenüber eisern im Griff behielt, wenn auch hin und wieder noch ein Gegenstand dran glauben musste. Nichts Tun bedeutete den sicheren Tod des kleinen Neville. Ich konnte nicht länger die Augen verschließen und musste mich entscheiden, wer ich sein wollte.
Mein bester Freund Lucius Malfoy war vor kurzem stolzer Vater des kleinen Draco geworden. Selbst wenn es mir gelänge, ihn auf meine Seite zu ziehen – er trug die Verantwortung für Narcissa und das Kind. Der Dunkle Lord zögerte nicht, ganze Familien auszurotten, wenn ihm dies angebracht schien - wie er mir ja soeben glaubhaft versichert hatte.
Victor Crabbe und Geoffrey Goyle wĂĽrden mir folgen, wohin ich auch ginge. Aber sie konnten mir nicht helfen, selbst wenn sie wollten.
Andromeda konnte ich niemals wieder unter die Augen treten. Regulus Black war tot, genau wie meine Eltern. Weitere Verwandte oder Freunde hatte ich nicht.
Ein recht bestĂĽrzendes Resultat.
An diesem Punkt angekommen dachte ich tatsächlich darüber nach, zum Feind überzulaufen, aber auch da sahen meine Chancen schlecht aus:
Das Zaubereiministerium? Falls jemand dort einem abtrünnigen Todesser überhaupt Glauben schenken wollte – was durchaus zweifelhaft war – so besaß niemand im Ministerium die Macht, den Dunklen Lord aufzuhalten und die Kinder zu beschützen. Voldemort würde die Kinder töten, während mir in Askaban ein Dementor die Seele aussaugte oder ich mir selbige unter dem Cruciatusfluch der Auroren aus dem Leib schrie.
Die Mitglieder des Phönixordens hatten uns Todessern bereits mehrfach die Stirn geboten. Aber unter seinen Anhängern befanden sich James Potter, Sirius Black, Remus Lupin und Peter Pettigrew – meine alten Feinde aus Schultagen. Sie jedenfalls würden niemals glauben, dass ausgerechnet ich zur Gegenseite überlief und den Dunklen Lord verriet. Ganz ehrlich – ich an ihrer Stelle hätte genauso gedacht.
Wenn die Prophezeiung doch nur einen von ihnen betreffen würde! James Potter hätte ich nur zu gerne im Kampf auf Leben und Tod gegenübergestanden, ohne dass einer seiner Freunde ihm zur Hilfe eilen und mir in den Rücken fallen konnte. Dann würde sich endlich erweisen, ob der angeberische Quälgeist immer noch höhnische Sprüche auf den Lippen führte, wenn zur Abwechslung er einmal im Staub vor meinen Stiefeln kroch … Ich grinste bitter.
Aber nein, die Prophezeiung, die ich inzwischen aus tiefstem Herzen zu verabscheuen begann, richtete sich ausgerechnet gegen Kinder! Neville Longbottom und irgendein anderes Balg, die ekelhafte Brut meiner ärgsten Feinde, nach deren arrogantem und niederträchtigem Vorbild sie wahrscheinlich geraten würden. Ausgerechnet ich war jetzt dafür verantwortlich, sie vor dem wahnsinnigen Hass dessen, der keine Gnade und kein Mitgefühl kennt, zu beschützen – was für ein grausamer Witz! Nein, es blieb dabei: Kein Feind vom Phönixorden würde glauben, dass ich Longbottoms Kind retten wollte.
Ich wünschte mir verzweifelt, mir einreden zu können, Nevilles Schicksal und das des unbekannten Babys sei nicht meine Schuld - aber das war es.
Das Leben dieser unschuldigen Kinder zu respektieren war immens wichtig, da war ich absolut sicher, ohne allerdings zu wissen, warum. Diese Überzeugung war in den Augen des Dunklen Lords eine unverzeihliche, hochverräterische Schwäche, und mich gegen meinen Herrn und Gebieter zu stellen lief auf Selbstmord hinaus: ich hatte offensichtlich den Verstand verloren – und doch, ich konnte nicht anders.
Mir blieb nur Albus Dumbledore.
Der, den selbst mein Herr insgeheim fĂĽrchtete und der einzige, dessen Zauberkraft der des dem Dunklen Lords ebenbĂĽrtig war. Dumbledore konnte den kleinen Longbottom beschĂĽtzen. Aber wĂĽrde er mir Glauben schenken und mir helfen, wenn ich ihm berichtete, dass ich die Prophezeiung belauscht und an seinen Erzfeind weitergegeben hatte?
Ich dachte daran, wie er seinerzeit Sirius Black mit einer lächerlichen Strafe davonkommen ließ, als dieser mich mit Hilfe des Werwolfs umzubringen versuchte. Und an das Zauberergamot, bei dem er den Vorsitz führte, als mir mein Recht genommen und dem Schlammblut Bozo Brute zugesprochen wurde. Dumbledore war immer gut für die noble Pose von Gerechtigkeit, Toleranz und Verständnis – aber wenn es hart auf hart ging, entschied auch er sich für seine Günstlinge. Außerdem verbarg sich meinem Eindruck nach hinter der gütigen Fassade des Menschenfreundes eine stählerne Härte, die ich nicht wirklich kennen lernen mochte.
Ich verachtete Albus Dumbledore und die bigotte Heuchelei, die er in meinen Augen wie kein anderer verkörperte, genauso sehr wie an dem Tag, an dem ich mich dem Dunklen Lord verschrieb – daran jedenfalls hatte sich nichts geändert. Falls es mir also gelingen sollte, mich dem mächtigen und gefürchteten Feind zu nähern, ohne dabei getötet zu werden, und falls sein messerscharfer Verstand in meiner Geschichte keine Falle wittern sollte, so war Dumbledore ein unsicherer Verbündeter, der mich nach meiner Beichte jederzeit an den Dunklen Lord ausliefern konnte – beispielsweise als wertvoller Preis für meinen rachedurstigen Herrn im Austausch gegen eine Geisel des Phönixordens. Tatsächlich könnte ich Dumbledore ausnahmsweise ein solches Handeln nicht verdenken, denn ein solcher Tausch brächte ihm doppelten Profit und würde ihm gleichzeitig das Problem, was er mit jemandem wie mir anfangen solle, eleganter als Askaban vom Hals schaffen. Herren lieben den Verrat, nicht den Verräter.
Selbst wenn Dumbledore sich wider Erwarten entschließen sollte, meine Haut nicht zum Vorteil seiner Günstlinge zu opfern – der Führer des Phönixordens unterschätzte seine Gegner nicht. Ich an seiner Stelle würde mich von einem cleveren und in Okklumentik bewanderten Todesser wie mir niemals mit einer so dürftigen und rührseligen Reuegeschichte zufrieden geben. Das sie auf bitterer Erkenntnis beruhte, war leider allein mein Problem.
Ich seufzte, denn somit blieb nur eine einzige Option übrig: Ich musste auf mich selbst vertrauen und es allein mit dem Dunklen Lord aufnehmen …

Unter dem Vorwand, mich erneut bei Dumbledore um den Posten des Lehrers für Verteidigung gegen die Dunklen Künste bewerben zu wollen, verließ ich am nächsten Morgen das Hauptquartier des Dunklen Lords mit einer Flasche Vielsafttrank im Umhang. Ich lauerte Frank Longbottoms Mutter Augusta auf, setzte die alte Dame mit einem Schockzauber außer Gefecht, rührte eines ihrer Haare in den Vielsafttrank und schlich mich unter dieser Tarnung bei den Longbottoms ein. Alice und Frank schöpften schnell Verdacht, allerdings erst, als ich mit ihrem Sohn im Arm schon über alle Berge disappariert war.
Dann begannen die zermürbenden Tage des Wartens – würde der Dunkle Lord mich und den kleinen Neville trotz aller Vorsicht in der verlassenen Hütte aufspüren? Falls ja, so standen die Dinge nicht gut für den Knirps und mich.
Das Baby Neville, die Brut meiner Feinde vom Phönixorden, war eine ungewöhnliche Erfahrung für mich. Bis dato hatte ich nach dem Tod meiner Eltern niemals den Drang verspürt, mich mit etwas zu belasten, für das ich verantwortlich war, und sei es auch nur eine Topfpflanze. Ich liebte meine Freiheit und bedauerte jeden, der sie freiwillig oder unfreiwillig aufgab.
Wenn Neville wenigstens pausenlos gebrüllt hätte wie andere Babys, wäre es leichter für mich gewesen, gefühlsmäßig den nötigen Abstand beizubehalten und ihn zu behandeln wie ein besonders widerwärtiges Haustier, auf das aufzupassen sowie es zu füttern und zu tränken man sich genötigt sah. Ich war wild entschlossen, keinesfalls mehr für das Ding zu empfinden, während ich sein Leben bewachte - schließlich hat Feindesliebe sehr enge Grenzen.
Aber nein, der Kleine gluckste vergnügt, wenn ich Funken aus den Fingerknöcheln schlug um Feuer anzuzünden, lächelte mich pausenlos und glückselig an, wenn ich den Stinker wickelte und ich fand heraus, dass der zahnarme Zwerg Milchbrei und zerdrückte Bananen lieber mochte als Spinat oder pürierte Möhren. Abends schlief Neville bereitwillig in meinen Armen ein, während ich ihm dieselben Lieder vorsang, die meine Mutter vor vielen Jahren mir vorgesungen hatte. Die rückhaltlose, unschuldige Zuneigung des kleine Neville und die viele Arbeit, die man erstaunlicherweise mit so einem winzigen bisschen Mensch hat, halfen mir dabei, die Gedanken an die Zukunft zu verdrängen. Ich hasste seine Eltern noch genauso wie alle anderen Mitglieder des Phönixordens – aber ihren Sohn vor den Auswirkungen meines unbedachten Verrates der Prophezeiung zu schützen war die richtige Entscheidung.
Am Morgen des fünften Tages schreckte ich aus unruhigem Schlaf, als meine immer auf Vorsicht gestellten Ohren Schritte vernahmen. Schnell versteckte ich das Körbchen mit dem schlummernden Baby im Uhrkasten der uralten Standuhr; die Fläschchen, Kleidungsstücke und Windeln verstaute ich sicherheitshalber immer unmittelbar nachdem ich sie benutzt hatte im Geheimfach unter der Kartoffelkiste.
Ich strich meine Kleidung glatt, obwohl an der nichts mehr zu retten war, weil ich seit Tagen darin schlief, und umklammerte den Zauberstab, bevor ich vorsichtig die Türe öffnete und angstvoll in die Morgendämmerung blinzelte.
Meine schlimmsten BefĂĽrchtungen wurden wahr: Der Dunkle Lord hatte uns aufgespĂĽrt.
Mir fröstelte, als er wie selbstverständlich die Hand ausstreckte. „Übergib mir das Kind, das sich in deiner Obhut befindet, Severus!“, befahl er mit ausdrucksloser Stimme.
Ich trat vor die Hütte und schloss leise die Tür hinter mir, um das schlafende Baby in seinem Versteck bloß nicht aufzuwecken. Die Hand mit dem Zauberstab hielt ich dabei unauffällig hinter meinem Rücken versteckt.
„Welches Kind, Mylord?“, fragte ich höflich, obwohl mir klar war, dass ich den Dunklen Lord damit nicht wirklich täuschen konnte.
Mein Herr schloss die Augen, bis sie nur noch schmale Schlitze waren.
„Übergib mir das Kind! SOFORT!“
Gebieterisch streckte er die Hand mit den langen Krallenfingern aus.
Ich wich einen Schritt zurĂĽck.
„Tut mir leid, aber das geht nicht.“
„Was soll das heißen? Du übergibst mir sofort Neville Longbottom: DAS IST EIN BEFEHL!“
Ich wich noch einen Schritt zurück auf den Wald zu. Wenn es zum Kampf kam … Hätte ich dem kleinen Neville einen Schlaftrunk einflößen sollen für den Fall, dass ich dem Dunklen Lord unterliegen sollte? Aber wenn mein Herr uns trotz all meiner Vorsicht hier aufspüren konnte, fand er wohl auch ein Baby im Uhrkasten …
Ich umklammerte den Zauberstab hinter meinem RĂĽcken noch fester und schob das Kinn vor.
„Ich werde eurem Befehl nicht gehorchen.“, stellte ich so ruhig ich konnte fest.
Seine Augen weiteten sich. Ungläubig legte er den Kopf schräg und richtete dann drohend seinen Zauberstab auf meine Brust.
„Severus, zum letzten Mal: Gib mir das Kind - oder du wirst es bitter bereuen!“
Ich lieĂź mich zur Seite fallen und jagte ihm gleichzeitig den Avada Kedavra entgegen.
Er reagierte schnell - unglaublich schnell - und duckte sich. Gleichzeitig schoss ein roter Strahl aus der Spitze seines Zauberstabes, dem ich nur mit Mühe ausweichen konnte, in dem ich mich im Staub zur Seite wälzte und so schnell wie möglich hinter dem nächsten großen Felsbrocken Deckung suchte.
Ich antwortete seinem Fluch aus der Deckung heraus mit einem Schockzauber, den er so beiläufig abwehrte wie eine lästige Mücke.
Sein Gegenangriff hingegen zerstäubte den Stein, hinter dem ich mich verkrochen hatte, zu Pulver. Der unmittelbar darauf folgende Zauber traf mich mit solcher Wucht, dass ich viele Meter durch die Luft geschleudert wurde, mich überschlug und erst einmal ohne eine Unze Luft in den Lungen liegen blieb. Den Zauberstab jedoch hielt ich so fest umklammert wie mein und Nevilles Leben, denn von meiner Widerstandskraft hing alles ab.
Sobald ich endlich wieder krampfhaft Atem schöpfen konnte, blickte ich hoch – und Voldemort ragte vor mir auf, so schrecklich und Furcht einflößend und übermächtig wie in den Alpträumen, die mich in jeder Nacht der letzten Woche immer und immer wieder hochschrecken ließen.
„Wo ist der Junge? Liefere ihn mir aus, und ich werde Gnade vor Recht ergehen lassen!“
Ich versuchte es mit Serpentsortia ungesagt.
Das Ergebnis meines Fluches ließ der, den niemand ungestraft verlässt, von einem rotgoldenen Blitz verschlingen, welcher plötzlich aus dem Nichts aufgezuckt war. Voldemort hob nun seinerseits den Zauberstab, und wir starrten uns einige endlose Sekunden in die Augen, bevor ein goldener Strahl aus seiner Zauberstabspitze hervorbrach.
Ich riss den Arm nach oben. Mein Schildzauber vibrierte so heftig unter der Macht seines Fluches, dass ich meinen Schutz kaum aufrechterhalten konnte.
Spätestens jetzt wurde mir klar: ich konnte Lord Voldemort, den zu verlassen niemand überleben darf, einen bitteren Kampf bis aufs Blut liefern– aber siegen würde ich nicht.
Ich dachte an das schlafende Kind, biss die Zähne aufeinander und hielt stand, bis der Dunkle Lord seine Vernichtungstaktik variierte.
Schlag um Schlag musste ich einstecken, während meine Angriffe kaum einmal ihren Weg ins Ziel fanden, und immer weiter trieb Voldemort mich vor sich her. Meine Verteidigung wurde immer schwächer, meine Attacken hingegen immer verzweifelter.
Endlich hatte er mich mit dem Rücken zur Wand am Eingang der Hütte in die Enge getrieben, und mein ehemaliger Herr stieß mich grob beiseite, um die Tür zu öffnen …
Ich bekahm seinen Ă„rmel zu fassen und hielt ihn fest.
„Neville ist noch ein Kind! - Es ist falsch, ihn zu töten, so glaubt mir doch!“, schrie ich den Dunklen Lord an.
Bildete ich mir das nur ein, oder zuckte er fĂĽr einen winzigen Moment zurĂĽck?
„Severus, zum letzten Mal: Geh mir aus dem Weg und überlasse mir …“
Ich lieĂź meinen Stolz fahren fiel vor meinem ehemaligen Herrn auf die Knie.
„Die Prophezeiung bedeutet gar nichts, hört ihr! Ihr begeht einen furchtbaren Fehler! Lasst den Jungen am Leben, und ich kehre zu euch zurück - ich schwöre es!“, flüsterte ich.
Voldemort starrte mich schweigend an, während sich seine Augen in die meinen brannten. Dann blinzelte er – und hob die Zauberhand.
Der Zauberstab wurde aus meiner Hand gefetzt und flog im hohen Bogen davon. Ich blieb armselig und vor Angst zitternd am Boden liegen wie ein StĂĽck Abfall.
Er jedoch stieg ungerührt über mich hinweg, schritt gerade auf den Uhrkasten zu und zerrte das Körbchen mit dem Baby hervor, das wippend zu seinen Füßen liegen blieb.
Neville war wach. Seine klaren Augen blickten voller Vertrauen in die Welt hinauf in das grausame, mitleidlose Antlitz des Dunklen Lords. Der Kleine gluckste leise und schlug die winzigen Fäuste aneinander – ein Zeichen, dass er Hunger bekam, wie ich inzwischen wusste.
Der Dunkle Lord hingegen starrte schweigend und bar jeder menschlichen Regung hinab auf das winzige BĂĽndel Mensch.
Mühsam stemmte ich mich auf die Ellenbogen, kroch zu Neville herüber und zog ihn unter meinen Körper.
„Severus!“ zischte der Schlangengleiche. „Du bist ungewöhnlich, wie ich zugeben muss! Wenn du jetzt endlich aufgibst - vielleicht verschone ich dich sogar …“
Ich schüttelte stumm den Kopf, vergrub das Gesicht in Nevilles seidigem, duftenden Babyhaar und wartete auf den letzten, endgültigen Schmerz zwischen den Schulterblättern.
Die Sekunden dehnten sich endlos, beinahe so wie bei meinem ersten Kuss mit Andromeda. Zusammenhanglose Bilder wirbelten wie Herbstlaub durch meinen Kopf, doch ich fühlte nichts mehr: Wut, Angst und Scham waren ausgelöscht und wurden von einem unendlichen, eisigen Nichts ersetzt.
Die Berührung war so sanft, dass ich sie zuerst gar nicht wahrnahm. Als ich aufblickte, sah ich, wie der Dunkle Lord seine Hand von meiner Schulter zurückzog, ein Fläschchen entkorkte und den Inhalt in einem Zug austrank. Er schüttelte sich und fuhr mit dem Handrücken über den Mund.
Mein Verstand hatte analog zu meinen Gefühlen völlig ausgesetzt - ich starrte Voldemort einfach nur an. Was ich sah, ergab keinen Sinn …
Langsam löste sich der Dunkle Lord vor meinen Augen auf, und seine Züge zerflossen zu – der Gestalt von Albus Dumbledore.
„Ich habe Sie genug gequält, Severus Snape - sie können den kleinen Neville jetzt loslassen!“
Ich begann unkontrolliert zu zittern, ohne dass ich das Geringste dagegen tun konnte. Neville in meinen Armen seufzte leise, rieb seine samtige Wange in meine Handfläche und kuschelte sich ein wenig fester an mich.
„Ihr seid nicht Dumbledore – ihr spielt nur mit mir wie mit Regulus Black!“, krächzte ich.
Der alte Mann lächelte.
„Doch, ich bin tatsächlich Albus Dumbledore. Als die Longbottoms mich um Hilfe bei der Suche nach ihrem entführten Baby baten, machte ich mich sofort auf den Weg, um den kleinen Neville aus den Fängen des Todessers zu befreien, der ihn seinen Eltern entrissen hat - darum kam ich hierher. Um zu vermeiden, dass der Kleine bei einem gewaltsamen Befreiungsversuch und einem Zauberduell zu Schaden kommt, war ich so frei, mich desselben Tricks zu bedienen wie Sie, Mr. Snape: Da Todesser niemals ohne Billigung ihres Herren handeln, habe ich mich mit Hilfe des Vielsafttranks in den Drahtzieher und Auftraggeber der Entführung verwandelt - in Lord Voldemort persönlich. Sie können sich nicht vorstellen, wie überrascht ich war, als sie mir die Herausgabe des Kindes verweigerten!“
„Woher soll ich wissen, dass das kein Trick ist und es sich genau umgekehrt verhält: Der Dunkle Lord in der Gestalt Dumbledores?“, fragte ich misstrauisch und schob meine Schulter zwischen seine Hand und das Baby.
„Sie leben noch, Severus - ist das nicht genug?“
Ich schĂĽttelte den Kopf.
„Ihr wollt das Kind, nicht mich.“
In diesem Moment trat Hagrid durch die TĂĽr der HĂĽtte und versuchte, sich nicht den Kopf an den niedrigen Dachbalken zu stoĂźen.
„Ist der Kleine gesund? Hat der verdammte Todesser ihm etwas angetan?“ Seine Stimme klang angespannt und wütend, und ich schloss im Reflex die Arme enger um Neville, der unruhig zu werden begann.
Der, der Dumbledore sein mochte oder auch nicht, schĂĽttelte den Kopf.
„Neville geht es offensichtlich gut. Allerdings will der Todesser ihn nicht hergeben …“
Hagrid beugte sich mit einem Gesichtsausdruck, der mich zusammenfahren ließ, über mich und das Baby. Neville begann mit geschlossenen Augen an meinen Fingerknöcheln zu saugen.
Hagrid hielt ĂĽberrascht inne.
Ich machte eine Bewegung, um Nevilles Sachen zu holen, doch Dumbledore erhob sofort drohend den Zauberstab.
„Das Kind hat Hunger.“, erklärte ich leise. „Die Zutaten für seinen Brei sind unter der Kartoffelkiste in der Ecke versteckt.“
Hagrid wandte sich sofort um und begann, die Kiste wegzurĂĽcken.
„Ich denke, ihr Dunkler Lord würde nicht in Begleitung Hagrids erscheinen, Mr. Snape.“, bemerkte Dumbledore mit mildem Spott. „Sie dürfen also sicher sein, dass ich tatsächlich Albus Dumbledore bin!“
Das ĂĽberzeugte mich - Hagrid wĂĽrde sich niemals dem Dunklen Lord anschlieĂźen!
Ich übergab dem Halbriesen zögernd das Baby, als Hagrid mit dem Breiteller, einem Löffel und Nevilles Lätzchen in der Hand erschien.
Dumbledore betrachtete den Kleinen einen Moment lang mit einem unlesbaren Gesichtsausdruck zwischen Sorge und Erleichterung und reichte ihn dann an Hagrid weiter, der Neville gekonnt auf dem Knie balancierte und ihm einen Löffel Brei in den Mund schob. Neville drehte seinen Kopf zu mir, schmatzte glücklich und lächelte mich strahlend an: Es gab Bananenbrei, sein Lieblingsgericht.
Niemand sprach ein Wort, während der Kleine aß. Ich war wie betäubt zwischen der Erleichterung, dass sich Neville nun in jedem Fall in Sicherheit vor dem Dunklen Lord befand, und der Angst vor der Rache meines mächtigsten Feindes Albus Dumbledors - ich wusste nicht, welches der beiden Gefühle überwog.
Als Neville satt war und sich in seinem Körbchen zum Schlafen einkuschelte, senkte Dumbledore den Zauberstab, den er die ganze Zeit über auf mich gerichtet hatte.
„Hagrid – wir sollten Frank und Alice von ihren Sorgen erlösen …!“
Hagrid nickte, griff vorsichtig nach dem Körbchen mit dem schlafenden Baby darin und wollte mit ihm die Hütte verlassen.
Ich wandte mich zu Dumbledore. „Ihr müsst das Kind besser beschützen – ich habe Sybill Trelawneys Prophezeiung im Eberkopf belauscht, bevor der Wirt mich erwischt und rausgeworfen hat! Der Dunkle Lord weiß von der Prophezeiung - er wird Neville Longbottom und noch ein anderes Kind töten!“
Dumbledores Gesicht wurde weiĂź wie mit Kalk bestrichen, und er hob Einhalt gebietend die Hand, damit Hagrid noch nicht die HĂĽtte verlieĂź.
„Was haben sie gehört und an den Dunklen Lord weitergegeben, Severus?“
„Der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen, jenen geboren, die ihm drei Mal die Stirn geboten haben, geboren, wenn der siebte Monat stirbt ...“, zitierte ich hastig. „Mehr habe ich nicht mitgekriegt, weil der Wirt mich erwischte und hinauswarf.“
Der alte Mann nickte. „Also waren sie damals schon ein Todesser, Severus! Sie waren geschickt genug, das Dunkle Mal vor mir zu verbergen ...“
„Ja, ich hatte mich dem Dunklen Lord bereits angeschlossen.“, antwortete ich. „Ich erhielt das Mal als Lohn dafür, meinem Herrn diese verfluchte Prophezeiung überbracht zu haben. Ich dachte, Trelawneys Worte gelten einem Mitglied des Phönixordens oder einem Auror ...“ Müde wies ich auf Neville in seinem Körbchen an Hagrids Arm ... „Damit hatte ich nicht gerechnet.“ Ich verstummte unglücklich.
Dumbledore nickte nachdenklich. „Ich persönlich gebe nichts auf Prophezeiungen – mein Fehler! Ich hätte wissen müssen, dass Voldemorts Angst vor dem Tod ihn dazu treiben würde, der Prophezeiung zuvorzukommen. Aber die Geschichte, die sie mir auftischten, Severus, klang sehr überzeugend, und schließlich ist es kein Verbrechen, sich in der Tür zu irren. Darum habe ich es versäumt, bessere Vorsorge zu tragen ... Es ist meine Schuld!“
Ich zog die Schultern hoch und betrachtete meine Hände. Es stimmte nicht – alles war einzig und allein meine Schuld. Meine Schuld auch, dass ich nun hier saß und nicht wusste, wie ich die von mir losgetretene Lawine aufhalten sollte.
„Das andere Kind, von dem ... vom dem Voldemort sprach – ihr müsst es finden und vor ihm verstecken! Niemand außer Euch besitzt die Macht, dem Dunklen Lord zu widerstehen! Bitte, Sir!“ Ich war es nicht gewohnt, jemanden um Hilfe zu bitten, und so klang meine Stimme seltsam metallisch in meinen Ohren.
„Ich werde Neville Longbottom vor Lord Voldemort beschützen – das verspreche ich!“
Ich nickte knapp und versuchte, mir meine Erleichterung nicht anmerken zu lassen.
Alles war nun gesagt, ich konnte nichts mehr fĂĽr den kleinen Neville oder das andere Kind tun.
Eine schwarze Welle der Angst brach ĂĽber mich herein. Was wĂĽrde nun mit mir geschehen? Die Auslieferung an das Zaubereiministerium, Folter - und schlieĂźlich der Hunger der Dementoren in Askaban? Oder, von mir noch gefĂĽrchteter: Legelimentik? Dumbledore war dafĂĽr bekannt, dem Dunklen Lord in dieser Kunst nicht nachzustehen ...
Ich sammelte all meine verbliebenen Kräfte und konzentrierte mich darauf, meinen Geist so fest zu verschließen wie die Schalen einer Auster, als ich Dumbledores Blick auf mir ruhen fühlte. Dumbledore musterte mich mit einem merkwürdigen, unentschlüsselbaren Ausdruck in den blauen Augen, so ähnlich wie Andromeda, als ihre Worte mich besiegt hatten.
Jeden Moment konnten lange, spitze Krallen versuchen, sich in meine Gedanken zu bohren, mir meine Geheimnisse, die Namen meiner Freunde entreißen ... Ich zitterte vor Anstrengung, die Austernschale um meinen Geist geschlossen zu halten. Wenn ich einen unvergleichlichen Legelimens wie Voldemort täuschen konnte, vermochte ich es vielleicht auch mit Dumbledore aufzunehmen, selbst wenn meine Zauberkraft der seinen unterlegen war: Freiwillig würde ich nicht das Geringste preisgeben!
Dumbledore lächelte milde.
„Nein, das werde ich nicht tun - ich werde nicht in ihre Gedanken eindringen und darin herumstöbern, denn so etwas zu tun überlasse ich den Anhängern der dunklen Seite.“
Ich blinzelte misstrauisch und hielt die Schalen geschlossen.
„Außerdem hätte es keinen Sinn, es bei ihnen zu versuchen, Severus, ich würde nur großen Schaden anrichten oder sie gar töten - aber erfahren würde ich wenig.“, fuhr er fort und legte die schlanken Hände aneinander.
Dumbledore las in meinen Gedanken wie Crabbe und Goyle, und zwar ohne alle Legelimentik. Mir ging auf, warum Lord Voldemort als einzigen Zauberer auf der Welt Albus Dumbledore fĂĽrchtete ...
Der alte Mann stand auf. „Wir werden jetzt alle zusammen aufbrechen, Hagrid! Du bringst den Longbottoms ihren Sohn zurück und kündigst ihnen meinen Besuch an, während ich zusammen mit Mr. Snape zum Zaubereiministerium appariere ...“ Er umschloss zum Seite-an-Seite-Apparieren mit festem Griff mein linkes Handgelenk.
Ich fuhr heftig zusammen, biss mir auf die Zunge und schmeckte Blut.
Dumbledore erstarrte und lieĂź meinen Arm los. Ehe ich ihn wegziehen konnte, hatte er mir schon vorsichtig den Ă„rmel hinaufgeschoben ...
Beim Anblick meines Unterarmes sog Hagrid mit einem scharfen, zischenden Geräusch Luft zwischen den Zähnen hindurch, während Dumbledore erbleichte, bis seine Haut den grünlichen Farbton der Seekrankheit angenommen hatte.
„Hat Voldemort ihnen das angetan?“, fragte er leise.
Ich wandte mein Gesicht ab. „Nein.“
Ich hatte versucht, das dunkle Mal von meinem Unterarm wegzufluchen, aber kein Zauberspruch ließ Schlange und Totenkopf verschwinden oder auch nur verblassen. Danach hatte ich verschiedene Zaubertränke, Absude, Tinkturen, Salben und schließlich sogar Säuren ausprobiert, die jedoch allesamt nur zusätzliche Narben in die Haut brannten. Am Ende hatte ich dann mit dem Rasiermesser meines Vaters ...
Das Dunkle Mal verheilte unglaublich schnell, im Gegensatz zum übrigen Teil der Verletzungen. Aber weitaus schlimmer als der Schmerz war die Erkenntnis, dass ich das Schandmal niemals würde tilgen können, außer durch den Tod - Voldemorts oder meines eigenen.
Dumbledore schnippte mit den Fingern, und der rotgoldene Phönix, der zu meiner Schulzeit immer im Zimmer des Direktors von Hogwarts auf einer Stange zu hocken pflegte, rauschte zum Fenster herein, um sich auf Dumbledores Schulter niederzulassen. Erst jetzt erkannte ich, dass Fawkes es war, der im Zauberduell meinen Serpentsortia-Fluch abgewehrt hatte, in dem er wie ein rotgoldener Blitz meine Schlange verschlungen hatte.
Stumm beäugte der Vogel meinen Arm und legte fragend den Kopf schräg.
Der alte Mann nickte ihm zu, und mein Herz pochte vor Angst hart gegen die Rippen. Der Phönix ist ein mächtiges Zauberwesen, er hat scharfe Krallen, einen kräftigen Schnabel …
Fawkes blinzelte Dumbledore zu und neigte dann den goldenen Kopf vor, wie um das Dunkle Mal näher in Augenschein zu nehmen. Dann rollte langsam eine glänzende Träne aus seinem Auge und über den Schnabel, um auf meinen Arm hernieder zu tropfen.
Augenblicklich heilte das von Tränken und Tinkturen zerfressene und von der Klinge meines Messers zerschnittene Fleisch. Noch mehr Phönixtränen folgten, und auf wundersame Weise schloss sich die schwärende Wunde, der Schmerz verebbte zu einem leisen Ziehen, das sich gegenüber dem vorherigen Zustand problemlos aushalten ließ. Nur das Dunkle Mal schlängelte sich scharf und unzerstörbar wie zuvor auf meiner blassen, wieder völlig hergestellten Haut.
Ich schloss die Augen und schluckte heftig. „Danke.“, murmelte ich undeutlich.
Der Phönix krächzte leise, rieb seinen Kopf an meiner Schulter, erhob sich mit rauschendem Gefieder und entschwebte so plötzlich, wie er gekommen war.
Dumbledore schwieg ebenso wie Hagrid, der erschĂĽttert und entsetzt aussah.
Ich zog meinen Arm zurĂĽck und bedeckte das Zeichen meiner Schande mit dem Ă„rmel.
Ich hatte mit allem gerechnet für den Fall, dass ich einmal meinen Gegnern lebend in die Hände fiele: scharfe Verhöre unter dem Einfluss von Veritaserum, gepaart mit Kälte, Schlafentzug, Schmerzen aller Art sowie der grenzenlosen Verachtung meiner Feinde – aber Mitgefühl hatte ich nicht erwartet.
Ich war in keiner Weise darauf vorbereitet und hilflos.
Während Hagrid ein enormes, weißrot gewürfeltes Taschentuch zückte und sich geräuschvoll schnäuzte, verharrte Dumbledore regungslos und offenbar tief in Gedanken versunken.
Endlich räusperte sich der alte Mann.
„Ich möchte ihnen ein Angebot machen, Mr. Snape, denn ich glaube, bei ihnen ist nicht alles verloren. Ich gelangte soeben zur Überzeugung, dass sie den Hunger der Dementoren nicht lange überleben werden ...“
Mein Herz sprang zwischen der verrĂĽckten Idee aufkeimender Hoffnung und meinem tief sitzenden Misstrauen heftig hin und her.
Ich kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. „Was soll das heißen?“
Dumbledore lehnte sich zurück, ordnete sein Gewand, faltete die Hände und musterte mich einige Zeit schweigend, bevor er zu sprechen anhob.
„Ich will, dass sie als mein Spion zu Voldemort zurückkehren.“
Meine Hoffnung zerfiel zu Staub.
„Sie halten mich für Abschaum, Dumbledore, und wahrscheinlich haben sie Recht.“, erwiderte ich kalt. „Doch ich ertrage lieber den Kuss der Dementoren oder das Verhör durch die Auroren des Zaubereiministeriums als meine Freunde auszuspionieren und sie an euch auszuliefern!“
Dumbledore strich sich wie abwesend ĂĽber den langen grauen Bart.
„Kooperation ist trotzdem eine kluge Wahl, Severus!“ Seine Stimme klang merkwürdig bei diesen Worten.
Ich schnaubte verächtlich. „Kooperation? Für mich heißt das Wort Verrat.“
„Sie haben ihren Herrn, den Dunklen Lord, bereits verraten, Severus!“, erinnerte er mich sanft.
Ich schwieg betroffen. „Er ist nicht mehr mein …“ hob ich schließlich an, brach jedoch sofort wieder ab. Warum sollte es ihn interessieren, warum ich dem Dunklen Lord nicht mehr dienen wollte, wenn ich nicht auf Dumbledores Vorschlag eingehen und ihm meine Freunde ausliefern wollte? Darum erklärte ich kühl: „Für einen Gryffindor ist ihr Vorschlag vielleicht akzeptabel – ein Slytherin versteht unter Freundschaft etwas anderes!“
„Kehren sie um, schließen sie sich der richtigen Seite an! Sie sind noch sehr jung für einen Todesser, Severus. Sie konnten nicht abschätzen, was ein Zauberer wie Voldemort …“
Zornig fiel ich ihm ins Wort. „Falls sie damit andeuten wollen, ich hätte nicht gewusst, worauf ich mich einließ, so erliegen sie einem Irrtum! Ich habe mich dem Dunklen Lord angeschlossen, weil ich dachte, er sei …“ Ich rang mit dem richtigen Wort.
„Ja?“ Dumbledore schaute mir forschend ins Gesicht.
„Ich dachte, er sei anders. Ich bildete mir ein, jeder bekäme seine Chance, ich bekäme endlich das, was mir zusteht! Außerdem ...“, ich schluckte heftig, „... wollte ich mich rächen. Ich wollte, das jemand blutet für das, was mir angetan wurde.“
Dumbledore nickte langsam.
„Das dachte ich mir bereits - und ich fürchte, dass ich mitschuldig bin an ihrem Zorn!“
Ich schnaubte verächtlich.
Dumbledore legte die Fingerspitzen seiner schlanken Hände aneinander wie damals in seinem Richterbüro.
„Ich möchte die Namen ihrer Freunde unter den Todessern gar nicht erfahren.“, sagte er ruhig. „Ich respektiere, dass sie nicht auf Kosten anderer ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen versuchen. Tatsächlich ehrt sie ihre Einstellung und bestärkt mich in dem Entschluss, ihnen eine zweite Chance zu gewähren.“
Ich war plötzlich sehr müde; die Angst der vergangenen Tage, der Schlafmangel und der unerbittlich harte Kampf mit Dumbledore hatten meine Reserven aufgezehrt. Ich war nahe dran aufzugeben, und das kommt nicht oft vor.
Dumbledore schien ein weiteres Mal meine Gedanken zu erraten, ohne in meinen Kopf eindringen zu mĂĽssen.
„Sie zweifeln doch schon lange an Voldemort, Severus! Gestehen sie sich ein, einen Fehler begangen zu haben, als sie sich dem Dunklen Lord und seinen Todessern anschlossen - und machen sie diesen Fehler wieder gut!“
Das war zuviel - ich verbarg das Gesicht in den Armen und sank langsam an der Wand herab, um mich schlieĂźlich an deren Ende zusammenzukauern wie ein Fuchs in der Falle.
Dumbledore hatte Recht – ich war unglaublich dumm und arrogant und hatte alle Warnungen und Hinweise auf den wahren Charakter meines Herrn blind vor Zorn und Rachedurst überrannt. Ich hatte unverzeihliche Dinge getan, Dinge, die ich niemals …
„Ich kann nicht zurück - ich habe zu vielen Menschen zu vieles angetan! Sie haben ja keine Ahnung, Dumbledore!“, flüsterte ich.
„Man kann alles wieder in Ordnung bringen! Sie haben große Schuld auf sich geladen, und es wird sehr schwierig und äußerst gefährlich werden, den angerichteten Schaden zu reparieren. Vertrauen sie mir, Mr. Snape - gemeinsam können wir den Krieg beenden!“
Ich ließ die Hände sinken und blinzelte vorsichtig zu ihm hinauf.
„Beenden? Meinen sie das ehrlich?“ Es sollte noch sehr lange Zeit vergehen, bis ich sicher sein würde, dass Albus Dumbledore immer so weit wie möglich die Wahrheit sprach - und wenn er etwas verschwieg, dann um jemanden zu schützen.
„Ja, Severus, ich meine es ehrlich: Kein Krieg, keine unschuldigen und nutzlosen Opfer mehr! Ihre Freunde müssen sie nicht preisgeben – mein einziges Ziel ist es, Voldemort aufzuhalten!“
Ich nickte langsam. „Meines auch.“
„Dann sind wir uns darin also bereits einig.“
Er bot mir seine Hand und hielt mich fest, während ich darum kämpfte, wieder auf die Beine zu kommen.
„Was kann ich für sie tun, was nicht meine Freunde ins Verderben reißt? Was wollen sie wissen?“, wagte ich mich vorsichtig einen Schritt aus der Deckung hervor.
„Zum Beispiel, welches das zweite Kind ist, auf das es Voldemort abgesehen hat! Sie kennen seinen Namen nicht?“
„Nein. Das Kind eines Schlammbluts, mehr hat er nicht gesagt.“
Dumbledore nickte. „Dann sollte es ihre erste und vordringlichste Aufgabe sein herauszufinden, wer in dieser tödlichen Gefahr schwebt.“
Ich nickte stumm.
„Sie müssen sehr, sehr vorsichtig sein, Mr. Snape! Wenn Voldemort herausfinden sollte, dass sie für mich spionieren, dann ...“
„Ich weiß.“, schnitt ich ihm das Wort ab. „Ich habe miterlebt, wie es Verrätern ergeht. Doch ich bin vorsichtig und habe mich in Okklumentik geübt, seit ich den Todessern beigetreten bin. Inzwischen kann ich Voldemort Dinge verheimlichen, die er nicht wissen darf. Ich werde herausfinden, wem außer dem kleinen Neville die Prophezeiung gilt, und dann ...“ ... habe ich wenigstens die Schuld, dem Dunklen Lord von dieser verfluchten Prophezeiung berichtet zu haben, vom Hals, fügte ich nur für mich selbst hinzu und starrte durch das Fenster der Hütte hinaus in die grauen Wolken.
„Ein erster Schritt in die richtige Richtung, Severus.“, bemerkte Dumbledore und legte zum ersten Mal ganz kurz und wie beiläufig seine Hand zwischen meine Schultern. Mir wurde auf einmal viel leichter ums Herz: vielleicht gab es ja doch noch Hoffnung, dass ich meine Schuld bezahlen und alles wieder in Ordnung bringen könnte ...
Die Hand verschwand so schnell sie gekommen war, und Dumbledore meinte nachdenklich: „Ich werde sie in Hogwarts als Lehrer anstellen, wie der Dunkle Lord es von ihnen gefordert hat. So können mir jederzeit Bericht erstatten und haben eine sichere Rückzugsmöglichkeit, falls sie als Doppelagent enttarnt werden sollten.“
Ich und lebenslang eingesperrt in Hogwarts? – Niemals! Aber im Angesicht von Voldemorts unmäßigem Zorn war Dumbledores Angebot das einzige, was zwischen mir und einem grauenhaften Tod stehen mochte. Außerdem würde der Dunkle Lord es zu schätzen wissen, wenn sein Plan, mich als Spion in Hogwarts einzuschleusen, doch noch gelänge, und ich konnte das durch meine Aufsässigkeit in seiner Gunst verlorene Terrain wieder gutmachen.
„Lehrer in Verteidigung gegen die Dunklen Künste?“, fragte ich hoffnungsvoll.
„Zaubertränke!“, antwortete er, und fügte hinzu, als er mein enttäuschtes Gesicht sah: „Wir werden sehen, wie sie sich auf diesem Posten bewähren, Severus. Das Amt als Lehrer in Verteidigung gegen die Dunklen Künste würden sie nicht länger als ein Jahr überleben, fürchte ich, zumal unter den gegebenen Umständen.“
Nun, ich war wohl kaum in der Position, Forderungen zu stellen.
„Danke.“; sagte ich.
Dumbledore hielt mir seine Hand hin.
„Habe ich ihr Wort, dass sie zukünftig auf meiner Seite arbeiten?“
Sofort wurde ich wieder misstrauisch. „Kein unbrechbarer Schwur - sie vertrauen naiv auf das Wort eines Todessers?“
„Nein.“, entgegnete Dumbledore sanft. „Nicht auf das Wort eines Todessers – ich vertraue ihrem Wort, Severus!“
Ich ergriff erst zögernd, dann fest seine Hand. „Ihr Mann, Dumbledore. Bis in den Tod.“
Dumbledore nickte schweigend.
Ein Zittern lief durch meinen Körper, als ich daran dachte, meinem einstigen Herrn wieder unter die Augen treten und seine Pläne ausspionieren zu müssen. Der Preis war hoch, das war mir von Anfang an bewusst, und ‚bis in den Tod’ lag möglicherweise in keiner allzu fernen, dafür umso schmerzhafteren Zukunft, wenn ich nicht sehr klug sein und viel, viel Glück haben würde ...
Gnädigerweise blieb mir das Wissen um die tatsächliche Höhe des Preises, den Dumbledore und Voldemort zugleich von mir fordern sollten, noch einige Jahre vorenthalten: der Preis war das Leben des Menschen, der mir von allen am meisten bedeutete - und ich war derjenige, der ihn tötet.

These wounds won't seem to heal,
this pain is just too real -
there's just too much that time cannot erase.
When I cried you'd wipe away all of my tears,
when I scream you'd fight away all of my fears
and you held my hand through all of these years.
You still have
all of me.


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