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Fanfiction

The good, the bad and the ugly - Wahre Slytherin

von Polaris

Ich verberge mein Erschrecken, so gut ich kann.
„Ich bin so schnell gekommen, wie es ging.“, erkläre ich und winde verlegen das Kletterseil um meine Hand.
Ach, hätte ich den Dunklen Lord doch noch heftiger bedrängt, Malfoy endlich zu befreien! Ich bin an Lucius Aufenthalt in Askaban leider nicht so unschuldig wie mein Freund glaubt, und er leidet ganz offensichtlich auch ohne die Anwesenheit der Dementoren schwer unter seiner Einzelhaft in dieser düsteren, öden Zelle mit der deprimierenden Aussicht auf nichts als eine graue Nebelwand. Da ich sehr gerne allein bin und mich bis zu meiner Rückkehr zum Dunklen Lord selten einsam fühlte, habe ich völlig vergessen, was der Mangel an menschlichen Begegnungen bei so ausgesprochenen geselligen Naturen wie Malfoy anrichten kann …
Lucius hat mein Entsetzen bemerkt, wie der bittere Zug um seinen Mund beweist.
„Hätte ich gewusst, dass du so bummelst, hätte ich mir für die Wartezeit etwas zu lesen mitgebracht.“, versetzt er kühl und tritt zu mir.
Ich merke, dass meine Finger nervös das Seilende aufdröseln, aber ich kann die Anspannung nicht anders loswerden. Lucius ist nicht dumm - ist ihm inzwischen aufgegangen, dass jemand in der Nacht seiner Verhaftung Dumbledore und den Phönixorden informiert haben muss, nachdem Potter auf die Falle des Dunklen Lords hereinfiel und sich auf den Weg in die Mysteriumsabteilung machte?
Malfoy beantwortet meine Frage – wortlos zieht er mich an sich, und wir umarmen uns freundschaftlich. Sensibel wie immer bemerkt er sofort, als es mir zuviel wird; er lässt mich los und lächelt mich mit dem vertrauten Malfoyschen Schurkengrinsen an.
Ich atme auf, denn ein Felsen so groß wie der, auf dem dieses verfluchte Gefängnis steht, ist mir vom Herzen gefallen. Dumbledore zu verlieren war hart genug und die Lücke, die er gerissen hat, ist immer noch kaum zu ertragen. In der Nähe des Dunklen Lords darf ich nicht einmal wagen, auch nur an ihn zu denken, geschweige denn um ihn zu trauern. Wenn ich jetzt auch noch Lucius verliere …
Habe ich aber nicht – und ein breites, von ganzem Herzen kommendes Lächeln stiehlt sich auf mein Gesicht.
„Wenn ich gewusst hätte, dass ich so lange brauche, hätte ich dir vorab was zum Lesen geschickt!“, antworte ich.
Lucius grinst als Antwort, und die tiefen Lachfältchen um seine Augen lassen mich hoffen, dass sein Aufenthalt an diesem schrecklichen Ort keine bleibenden Schäden verursacht hat. Mit weit ausholender Geste verweist er auf die spartanische Möblierung seiner Zelle, die aus einer hölzernen Pritsche, einem Nachttopf und einer Kerze besteht.
„Leider sind die Wächter von Askaban Fans des Minimalismus. Sie erlauben mir keine Bücher, Spiele, Schreibutensilien oder sonst irgendetwas. Sie haben Angst, ich könne damit einen Ausbruchsversuch wagen oder mich umbringen. Wobei sie letzteres wohl kaum bedauern würden.“
Anderthalb Jahre tödliche Langeweile, jeder Tag bis zum Bersten gefüllt mit einer unendlichen Anzahl nutzloser, leerer Sekunden, die nicht vergehen wollen. Das Essen – der Höhepunkt des Tages. Es gibt auch Folter jenseits des Cruciatus und der Dementoren.
„Dann wirst du es wohl nicht bedauern, auf die weitere Gastfreundschaft des Ministeriums verzichten zu müssen.“, stelle ich ein wenig zu munter fest, um meine Erschütterung zu verbergen, und drehe mich um, um den Rucksack durch die klaffende Fensterhöhle heraufzuziehen.
Lucius will mir helfen, sieht aus dem Fenster die Mauern Askabans hinab und erschaudert: „Da bist du heraufgeklettert, Severus - auf Muggelart? Du bist doch völlig verrückt geworden! Warum beim Merlin hast du dich nicht einfach verhaften lassen? Das Ministerium dreht doch jeden Stein nach dir um!“
„Kann ich mir vorstellen. Wenn ich glauben würde, dass sich das Ministerium an seine eigenen Vorschriften und Gesetze hielte, hätte ich diesen Vorschlag sogar erwogen. Aber du weißt ja selbst am besten, wie sie mit Gefangenen umgehen …“
Malfoy schnaubt zornig.
„Wenn ich Scrimgeour oder diese grauenhafte alte Schachtel in die Finger kriege, dann …“
„Später ist noch genug Zeit für alle Arten von Rache, Lucius. Es wird bald hell – wir müssen vorher verschwunden sein.“ Ich öffne den Rucksack, und Lucius erwartungsvolle Miene nimmt einen ratlosen Ausdruck an.
„Was ist das denn? Wo sind die Besen, mit denen wir fliegen?“
Ich lache leise.
„Keine Besen, Lucius – keine Magie in Askaban, oder wir haben die ganze Truppe auf dem Hals! Nein, wir fliehen auf Muggelart.“
Lucius hält das Fluchtgerät mit spitzen Fingern hoch, als könne es beißen.
„Wir fliehen mit – einem Tischtuch? Haben die Muggel statt fliegender Teppiche und Besen schwebende Tischwäsche?“
Ich nehme ihm den Rucksack aus der Hand.
„Man nennt es Fallschirm, und was wir vorhaben, heißt „base-jumping“. Wir hüpfen einfach aus dem Fenster, der Fallschirm breitet sich aus, und wir schweben im Gleitflug ins Tal herab wie die Memos durch die Gänge des Zaubereiministeriums!“
Malfoy macht einen Satz zurĂĽck und glotzt mich entgeistert an.
„Du bist komplett übergeschnappt, Muggel-Bastard! Ich werde nie und nimmer einen solchen Schlammblutquatsch mitmachen!“
Ich wusste, dass ihm die Idee nicht gefallen wĂĽrde, und grinse in mich hinein.
„Darf ich dich daran erinnern, dass mein halbes Schlammblut ebenfalls in deinen Adern kreist, Malfoy!“, versetze ich mit ausgesuchter Höflichkeit und verbeuge mich spöttisch, als sich sein Mund angewidert verzieht. „Man soll nie den Fehler machen, den Feind zu unterschätzen – man sollte sogar von ihm lernen!“
„Du verlangst also von mir, mit nichts als diesem Bettlaken um den Bauch aus dem Fenster zu hüpfen – du bist doch krank, Severus!“
„Es heißt Fallschirm, nicht Betttuch, und man wickelt ihn auch nicht um den Bauch, sondern schnallt ihn sich auf den Rücken.“, erläutere ich geduldig. Zur Demonstration der Technik lege ich meinen Fallschirmrucksack an und halte ihm den Seinen auffordernd hin.
Malfoy sieht aus, als wolle er sich entweder ĂĽbergeben oder mir seine Faust auf die Nase schlagen, aber er rĂĽhrt sich nicht vom Fleck.
Ich zucke die Schultern und klettere aufs Fensterbrett. Während ich die Beine nach draußen schwinge, bemerke ich über die Schulter: „Ich verschwinde schon mal – du kannst ja nachkommen oder hier darauf warten, dass ein Wunder geschieht und man dich laufen lässt. Du bist dann natürlich alt, tattrig und zahnlos, Narcissa wird dich irgendwann verlassen und einen anderen geheiratet haben, Draco wurde im Kampf gegen diesen Potter-Balg getötet …“
„Du verdammter Mistkerl!“, zischt Lucius und schwingst sich den Fallschirmrucksack auf den Rücken. „Na warte, wenn ich erst in Freiheit bin, dann …“
„Jaja - ich kann’s mir schon denken.“, entgegne ich ruhig und helfe meinem Freund, die Gurte zu sortieren und die Schnallen zu schließen.
Als er endlich neben mir in der Fensterhöhle sitzt und in den nebelverhangenen Abgrund starrt, der ab und zu für Sekunden einen schemenhaften Durchblick zu den Sternen oder in die Schwärze des Tales gewährt, zittert Malfoy am ganzen Körper wie Espenlaub. Ich weiß nicht, ob dies Ausdruck seines Zornes oder seiner Angst ist, ich hatte nämlich schon immer den Verdacht, Malfoy sei nicht schwindelfrei – was er natürlich niemals zugeben würde.
„Du springst zuerst.“, fordert er heiser. „Ich will zusehen, wenn du dir den Hals brichst!“
„Wie du willst!“, antworte ich ruhig und greife hinter seinen Rücken.
Lucius wendet sich erbost um. „Was machst du da?“
Diesen Moment der Unaufmerksamkeit nutze ich, um ihn vom Fenstersims herunter zu stoßen. Die Schnur in meiner Hand ruckt, der Hilfsschirm öffnet sich sofort, und Lucius Sturz wird beinahe unmittelbar vom sich entfaltenden Fallschirm abgebremst. Sanft wie eine Schneeflocke geleitet er durch den Nebel und entschwindet meinen Blicken.
Ich habe ebenfalls Angst, denn ich habe zwar schon Muggeln bei einem Fallschirmsprung von Gebäuden oder Felsen herunter zugeschaut und mir vor unserem Aufbruch zu diesem Abenteuer alles sorgfältig erklären lassen – aber selbst ausprobiert habe ich es noch nie. Bevor ich mir die Sache anders überlegen kann, stoße ich mich ab und stürze Malfoy in den Abgrund hinterher.
Wieder braust Adrenalin durch meine Adern, aber diesmal ist das Gefühl ein völlig anders als bei meinem unfreiwilligen Abgang aus der Felswand: Ich fühle mich frei wie ein Vogel und sehr, sehr lebendig, während feuchte Nebelfetzen an mir vorbeirasen. Ich genieße den Sturz ein paar Augenblicke lang und ziehe dann die Reißleine, um wenig später neben Lucius zu Boden zu schweben.
Mit einem etwas ungeschickten HĂĽpfer lande ich auf dem Fels, und im Gegensatz zu Malfoy hat mich der Aufprall nicht von den FĂĽĂźen gerissen.
Ich klinke meinen Schirm aus dem Gurt, und reiche Malfoy die Hand.
„Es ist schön, dass du zurück bist, Lucius!“, sage ich warm. Die Freude, ihn zurückzuhaben und nicht mehr allein auf mich gestellt zu sein, schmerzt fast. „Alles in Ordnung bei dir?“
Lucius sieht aus, als wolle er mich sowohl umbringen als auch umarmen, und er lässt sich von mir auf die Füße ziehen. Er schwankt leicht, hat sich aber offensichtlich nicht ernsthaft verletzt.
„Danke.“, murmelt er heiser und beugt sich vor, um seinen Fußknöchel in den schwarzen Stiefeln zu betasten, den er sich möglicherweise beim Aufprall ein leicht verstaucht hat.
Erleichtert, dass unsere Flucht aus Askaban erfolgreich verlaufen ist, lasse ich Goyles Eisschmetterlinge frei, die sich wie eine glitzernde Wolke in die LĂĽfte erheben und unseren Freunden schnell den Weg zu uns weisen werden.
Während wir warten und Lucius mit gerunzelter Stirn sein Bein massiert, drehe ich ihm den Rücken zu und falte meinen Fallschirm wieder zusammen.
So schnell, dass ich nicht denken, geschweige denn reagieren kann, schlingt mir Lucius einen Arm um den Hals, reißt mich zu Boden und biegt mir den Kopf in den Nacken, während er mir einen winzigen, gefährlich aussehenden Dolch an die Stelle presst, unter der sich die Halsschlagader befindet.
„Bevor ich es vergesse - ich habe da noch ein paar Fragen an dich, mein Freund!“, flüstert Lucius in mein Ohr, und ritzt mir mit der Dolchspitze in die Haut.
„Ich habe dich gerade aus dem Gefängnis herausgeholt!“, presse ich mühsam zwischen den Zähnen hervor. „Hast du den Verstand verloren, Lucius?!“
„Du warst es ja auch, der mich erst nach Askaban hinein gebracht hat!“, stellt er mit kaltem Glitzern in seinem Blick fest. „Ich habe große Lust, mich bei dir für die schöne Zeit, die ich dort verbringen durfte, zu bedanken! - Was hältst du von dieser Idee?“
Ich schließe für einen Moment die Augen. Die Ironie der Situation ist nicht zu übersehen: Nachdem ich soviel gewagt und so viele Ängste ausgestanden habe, werde ich nicht durch die Hand des Dunklen Lords, sondern durch die meines besten Freundes sterben. Wenn das nicht alles zunichte machen würde, wofür ich so verzweifelt gekämpft habe, würde ich die Komik darin sicher wertschätzen.
Nachdem ich ihm nicht antworten will, verstärkt Lucius den Druck und zischt mir ins Ohr: „Warum hast du mir Dumbledore mitsamt dem Phönixorden auf den Hals gehetzt, obwohl du genau wusstest, dass sie mich töten oder gefangen nehmen und der Dunkle Lord sich an mir und meiner Familie für den Misserfolg rächen wird? Antworte, Severus!“
Ich schlucke heftig. „Das mit Draco tut mir leid. Ich wollte ihn nicht in Gefahr bringen!“
„Ach nein!“, höhnt Malfoy. „Du gibst also zu, ein Verräter zu sein?“
Ich schweige und zucke zusammen, als mir noch ein wenig mehr Blut in den Kragen rinnt.
„Sag mir endlich, was für ein Spiel du treibst, Severus – oder ich liefere dich dem Dunklen Lord aus!“
Meine Hände sind eiskalt und fast taub, und die Welt ist auf Malfoys eisblaue Augen zusammengeschrumpft, die sich in die meinen bohren. Nur ganz am Rande bekomme ich mit, dass Crabbe und Goyle um die Ecke biegen und verwundert inne halten, um unserem makaberen Totentanz ratlos anzustarren.
„Du musst tun, was du für richtig hältst, Lucius – aber deine Fragen kann ich dir nicht beantworten.“, flüstere ich.
„Ich hätte niemals, niemals gedacht, dass von allen Zauberern auf Erden ausgerechnet du mich verrätst!“, antwortet Malfoy gequält und drischt einige Male in ohnmächtigem Zorn mit der Faust auf den Fels direkt neben meinem Gesicht ein, ohne darauf zu achten, was er damit seinen Fingerknöcheln antut.
„Lass das, Lucius! Du jagst Severus Angst ein.“, sagt Crabbe ruhig, tritt zu uns heran und legt seine Hand auf Malfoys Arm, mit dem er mir den Silberdolch an die Kehle presst. „Aber nicht vor dir, sondern um dich!“
Lucius legt den Kopf schräg.
„Unsinn!“, zischt er. „Du kapierst mal wieder gar nichts!“
„Victor hat recht!“, kommt Goyle seinem Freund zu Hilfe. „Seit der Dunkle Lord zurück und Severus zu uns auf den Friedhof appariert ist, hat er ohnehin ständig Angst. Ich dachte zuerst, Severus fürchte sich vor dem Meister, weil er so spät kam und unser Herr es nicht mag, wenn man sich verbummelt.“
Crabbe nickt wild.
„Ja, wenn man sich verspätet, kriegt man immer mächtig Ärger! Aber Severus ist fast gestorben vor Angst auf dem Friedhof, und als der Dunkle Lord ihn nicht für sein Zuspätkommen mit Crucio bestraft hat, ist Severus Angst auch nicht verschwunden – sie hat nur ein bisschen nachgelassen.“
Ich schlucke heftig, und die Klinge des Dolches bringt sich in unangenehme Erinnerung. Wie konnte ich nur vergessen, dass die beiden zwar dumm wie Brot sind, aber in den Emotionen anderer Menschen genauso lesen können wie in einem Buch ... Crabbe und Goyle erkennen instinktiv alle Gefühle ihrer Mitmenschen – ihre Erfolgsquote erreicht nicht einmal der größte Legelimens aller Zeiten, der Dunkle Lord!
„So, Angst hat er also gehabt – der Hundesohn!“, flüstert Lucius bitter. „Dazu hatte er auch allen Anlass - er war Dumbledores Spion!“
Crabbe und Goyle lachen.
„Nee, der Severus ist kein Verräter, nie und nimmer! Er hat uns immer aus der Patsche geholfen.“
„Wir werden nämlich andauernd reingelegt, weil wir so dumm sind. Severus hat das noch niemals getan. Im Gegenteil, er hilft uns!“
„Ihr beiden Hohlköpfe haltet jetzt endlich den Mund!“, befiehlt Malfoy brüsk und überlegt einen Moment. „Warum hast du Narcissa den unbrechbaren Schwur geschworen und Dumbledore getötet, Severus? Du hast doch für ihn spioniert – wolltest du nochmals die Seiten wechseln wie die Ratte Pettigrew, als du bemerkt hast, dass es mit dem alten Schwachkopf zu Ende ging und er seine Macht verlor?“
Ich beiĂźe mir auf die Zunge und blinzle.
„Dumbledore war Severus Freund.“, stellt Crabbe unschuldig fest. „Genauso wie du, Lucius!“
Ich schließe die Augen. Schlimmer geht’s nimmer.
„Und dann tötest du Dumbledore? – Zu was für einem Gewürm, das sich in faulem Fleische windet, bist du eigentlich geworden, Severus Snape?“, faucht Malfoy verzweifelt, packt mich am Kragen und schüttelt mich durch, dass mir die Zähne aufeinander schlagen.
Goyle schüttelt den Kopf. „Das verstehe ich auch nicht! Wenn der Dunkle Lord in der Nähe ist und irgendjemand spricht über Dumbledore, dann wird Severus immer ganz starr und kalt. Nur wenn wir mit Sev allein sind, dann ist er oft schrecklich traurig und unglücklich darüber, dass unser alter Schuldirektor jetzt tot ist.“
„Dabei hat er Dumbledore früher abgrundtief gehasst – ich meine zu der Zeit, als wir alle zusammen zu den Todessern gingen!“, ergänzt sein Kumpel.
„Wir haben uns damals selber vor Severus gefürchtet.“ Victor schaut schüchtern um Vergebung heischend zu mir herüber. „Eisig, wütend und hart wie ein Stein warst du damals.“, erklärt er. „Du hast uns auch nicht mehr besucht, wolltest kein einziges Mal mit uns zum Schwimmen gehen oder McGonagall explodiert spielen, und so gelacht wie früher in der Schule hast du überhaupt niemals wieder - nur dieses grausige Lachen, das ich gar nicht an dir mag und von dem ich immer so eine Gänsehaut auf den Armen kriege! Dabei haben dann deine Augen so rot gefunkelt wie die vom Dunklen Lord, wenn er wütend ist … Richtig gegraust hat es uns vor dir!“ Crabbe erschaudert bei der Erinnerung und zieht wie eine Schildkröte furchtsam den Kopf ein, während Geoffrey näher zu ihm rückt und ihm tröstend seinen Arm um die Schultern legt.
„Seid doch endlich still!“, flüstere ich und versuche, mein brennendes Gesicht im Ärmel meiner Winterjacke zu verbergen.
Lucius packt grob mein Handgelenk, zieht mir den Arm weg und funkelt mich wütend an: „Nun, Severus? Das ist deine letzte Chance mir zu erklären, was das alles zu bedeuten hat – und versuch ja nicht, mich mit einer deiner genialen Lügengeschichten abzuspeisen!“
„Ich kann dir nichts von alldem erklären, Malfoy.“, antworte ich endlich.
Ich habe meine Angst endlich abgestreift wie die Haut einer Schlange: Malfoy wird mich nicht dem Dunklen Lord ausliefern, da bin ich mir sicher. Wie alle Todesser wissen wir seit Regulus Blacks Tod nur zu gut, was genau Voldemort mit Verrätern anstellt - und das gönnt man seinem ärgsten Feinde nicht, nicht einmal dann, wenn man ihm eine kleine Ewigkeit in Askaban verdankt.
„Severus mag Draco. Auf die Art, wie ich meinen Sohn gern habe.“, erklärt Crabbe unvermittelt, und Goyle nickt so heftig dazu wie ein Pumpenschwengel.
„Na und?“, krächzt Malfoy und versucht genug Mut und Zorn zu sammeln für das, was er tun zu müssen glaubt. „Warum verteidigt ihr Severus eigentlich dauernd? Euch nutzt er doch nur aus, genauso wie er mich benutzt hat!“
Goyle bohrt mit der Fußspitze konzentriert ein Loch in den Boden, um Lucius nicht ansehen zu müssen. „Severus lügt den Dunklen Lord an. Zweimal hat er es getan, um mir zu helfen, als ich so einen blöden Spiegel fallen ließ und ihn nicht wieder ganz machen konnte. Ich glaube, Severus hat irgendwie sogar mich beschwindelt, damit ich glaube, ich hätte den doofen Zauberspiegel selbst repariert!“
„Den Dunklen Lord belügen? Das kann keiner!“, lacht Lucius ungläubig, lässt jedoch die Hand mit dem winzigen silbernen Dolch darin endlich sinken.
„Doch. Kann er!“, beharrt Goyle und kratzt sich verlegen am Kopf.
Lucius lacht böse. „Wie denn?“
„Wissen wir nicht.“, gibt Crabbe zu. „Wir wissen nie, wie etwas funktioniert, und schon gar nicht so komplizierte Sachen wie Legelimentik oder Okklumentik. Wir wissen nur, dass es so ist, nichts weiter!“
Mir rasen tausend Gedanken durch den Kopf, einer grässlicher und Furcht einflößender als der andere.
„Wie kommt es eigentlich, dass ihr das alles wisst - und ich lebe? Warum hat der Dunkle Lord mich noch nicht …“ Mir wird übel. Ich stemme mich auf den Ellenbogen und übergebe mich in Krämpfen in das spärliche Hochlandgras.
Goyle kniet sich neben mir auf den Fels, hält mich an den Schultern fest und zückt schließlich sein Taschentuch, das er mir in die Hand drückt, während er mir hilft, mich aufzusetzen.
„Der Meister schaut uns nie in den Kopf. An unserem ersten Tag bei den Todessern hat er es einmal getan, danach nie wieder. ‚Gemüse’ - so hat er mich genannt!“ Er kratzt sich verlegen hinter dem Ohr. „Das fand ich irgendwie gemein, wo ich doch so Grünzeugs gar nicht esse!“
Crabbe macht ein angestrengtes Gesicht, als er sich ebenfalls zu erinnern versucht. „Genau! Nachdem er uns beiden in den Kopf geguckt hat, meinte der Dunkle Lord, wenn Dummheit rollen würde, müsse man uns den Berg hinauf bremsen – wisst ihr, was er damit gemeint hat?“
Lucius und ich wechseln einen Blick.
„Er meinte, dass er eure Fähigkeiten weder versteht noch interessant findet.“, meint Lucius schließlich nachdenklich und kaut auf seiner Unterlippe.
„Ach so.“ Weder Crabbe noch Goyle sehen aus, als können sie mit dieser Erklärung viel anfangen.
Zaghaft setze ich mich auf und presse Goyles Taschentuch auf die Wunde, die Lucius Dolchspitze hinterlassen hat.
Ich deute auf die silberne Schneide, die mein Freund noch immer umklammert hält, und frage vorsichtig: „Wo beim Merlin hast du das Ding da versteckt? Ich dachte, man hätte dir in Askaban alles weggenommen!“
Lucius schnaubt verächtlich.
„Die Wächter von Askaban sind genauso unfähig wie Weasley vom Zaubereiministerium! Seit der Dunkle Lord zurück ist, trage ich immer einen Dolch in meinem Stiefel versteckt. Glaubst du, ich hätte Lust so elend zu verrecken wie Regulus, falls unseren Meister einer seiner mörderischen Wutanfälle packt?“ Seine Augen verengen sich zu Schlitzen. „Ich konnte ja nicht wissen, dass er …“ Er spricht das Pronomen in einem nie gekannten Tonfall aus „… meinen Sohn für meine Sünden büßen lässt!“
Mein Gesicht, das vor kurzem noch vor Scham brannte, verliert alle Farbe.
„Ich konnte nicht ahnen … wenn ich gewusst hätte, dass er Draco da hineinzieht, hätte ich niemals …“, stottere ich hilflos.
Lucius lässt die Schultern hängen.
„Nein, ich auch nicht.“ Er ballt hilflos die Fäuste. „Nach all dem, was ich für den Dunklen Lord getan habe!“
Ich schlucke und lege Lucius vorsichtig die Hand auf die Schulter. Er wischt sie nicht weg und macht auch keine Anstalten, angewidert von mir abzurĂĽcken.
„Woher weißt du, dass ich Dumbledore und den Phönixorden in jener Nacht im Ministerium benachrichtigt habe?“, frage ich zögernd.
Lucius seufzt tief.
„Draco. Er war dabei, als Umbridge diesen Potter und seine Bande verhört hat. Mein Sohn hat bei dem Gespräch gut aufgepasst und konnte mir den Wortlauf fast wörtlich wiedergeben. Pech für dich, Severus, das sich außer dir kein Mitglied des Phönixordens in Hogwarts befand, dem Potter seine hässliche Geschichte auftischen konnte! Du warst die undichte Stelle, du warst es die ganze Zeit! Darum sind so viele Pläne fehlgeschlagen, darum so viele von uns ins offene Messer gerannt und in Askaban gelandet – alles Fallen, die du und dieser alte Tattergreis Dumbledore uns gestellt habt!“, erklärt er bitter und befreit sich nun doch von meiner Hand auf seiner Schulter wie von einem toten, stinkenden Fisch.
Mir stockt der Atem. „Weiß Draco von deinen Schlussfolgerungen?“ Falls ja, dann … Mir sträuben sich vor Sorge die Nackenhaare.
„Für wie blöd hältst du mich eigentlich, Severus?“, faucht Lucius mit wieder aufflammendem Zorn. „Du hast mich ein weiteres Mal hintergangen und eiskalt meine Freundschaft ausgenutzt - und dadurch mich und meine Familie in höchste Gefahr gebracht!“ Er lacht auf eine Art, die mir die Eingeweide verknotet. „Ich wollte dich vor den Dunklen Lord schleifen und höchstpersönlich dabei zusehen, wie er dir das Fell über die Ohren zieht!“
Meine Augen werden zu Schlitzen. „Und warum hast du’s dann nicht getan? Konntest du’s nicht abwarten?“
Lucius Gesicht wird so weiß wie der Schnee, der im sanften Dämmerlicht des Morgens auf uns herabrieselt.
„Ich habe gehofft, dass ich mich irre … Ich dachte, vielleicht gibt es ja einen Grund …!“ Seine Worte klingen beinahe wie ein Flehen.
Das Schweigen zwischen uns dehnt sich. Wir weit können wir einander noch vertrauen? Das Eis ist dünn, und jeder Schritt in die falsche Richtung kann unser letzter sein.
Ich seufze und wage mich vor.
„Ja, ich bin ein Verräter - und ja, es gibt einen Grund. Du hast das Recht, ihn zu erfahren. Crabbe und Goyle ebenfalls.“
Lucius richtet sich gespannt auf, und Victor und Geoffrey setzen sich neugierig neben uns auf den Felsbrocken - fast wie in alten, glĂĽcklicheren Zeiten.
Ich hole tief Atem.
„Bevor ich beginne, muss ich euch warnen – wenn ich euch erzählt habe, was ihr zu wissen begehrt, dann gibt es kein Zurück! Ihr werdet euch entscheiden müssen, und keine der Alternativen wird euch gefallen.“ Ich blicke in die Gesichter meiner Freunde, in denen sich Neugier, Vorsicht und Misstrauen streiten. „Mein Wissen, dass ihr zu teilen verlangt, ist extrem gefährlich, nicht nur für euch, sondern auch für andere! Ihr habt Familie, ihr müsst an Frau und Kinder denken. Wenn ihr …“ - ich ringe die grässlichen Bilder, die mir durch den Kopf schießen und die denen in meinem ehemaligen Klassenzimmer stark ähneln, mühsam nieder - „... meine Geschichte lieber nicht anhören wollt, dann ist das eine sehr kluge Entscheidung.“
Goyle spricht zuerst.
„Der Dunkle Lord interessiert sich nicht für das, was in meinem Kopf vorgeht: Ich will’s hören!“
Crabbe nickt zustimmend und reicht eine Tüte mit Hitzedrops herum, aus der wir uns geistesabwesend bedienen, um nicht steif zu frieren. „Mir droht da wohl auch keine Gefahr - ich bin dabei!“
Ich wende mich an Lucius.
„Du bist beinahe so gut in Okklumentik wie ich. Trifft das nach deiner Haft in Askaban immer noch zu?“
Lucius reibt sich die Schläfen, während er meine Worte abwägt.
„Der Dunkle Lord hat mein einziges Kind gezwungen, Dumbledore zu töten oder bei dem Versuch zu sterben - das werde ich ihm nie verzeihen!“ Er blickt mich geradewegs an. „Wenn ich diesen Hass vor ihm verbergen kann, dann auch alles andere! So oder so, ich muss deine Geschichte hören!“
Ich räuspere mich zittrig und beginne im einsetzenden Schneetreiben mit dem Abstieg in jene tiefen Keller, in denen man seine persönlichen Inferi begräbt – und von denen ich hoffte, ihnen niemals wieder in ihr grausiges Antlitz blicken zu müssen.
Alea iacta est.


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