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Fanfiction

The good, the bad and the ugly - Pegasus

von Polaris

An diesem Punkt meiner Erinnerungen angekommen habe ich den ersten Teil der Kletterei hinauf nach Askaban, den gefrorenen Wasserfall, überwunden. Als ich das Felsband erreiche und die Schnallen der Steigeisen mit klammen Fingern löse, blicke ich hinunter ins Tal. Unten ist alles in eine bleierne Schwärze gegossen, und schemenhaft erkenne ich die Windungen des Trampelpfades, auf dem mich Crabbe und Goyle das erste Stück des Weges begleitet haben.
Ich lasse Eispickel, Eishaken und Steigeisen zurück und begebe mich mit leichterem Rucksack an den Durchstieg eines Kamins, der mir den Weg durch den Felsen erleichtert.
Anfänger kleben vor Angst gerne am Felsen wie eine platt geschlagene Mücke an der Scheibe. Das ist ein Fehler, denn so verliert man die Übersicht und kann die Griffe und Vorsprünge nicht erkennen, die einem das Fortkommen und die Balance erleichtern. Im Kamin ist der Abstand zum vermeintlich sicheren Felsen am größten, man klettert sozusagen frei schwebend über dem Abgrund, Arme und Beine rechts und links abstützend wie an den beiden Seiten eines Türdurchganges. Viele Muggeltricks sehen spektakulär aus, sind bei genauem Hinsehen aber recht einfach. Ich bin schon gespannt auf Lucius Gesicht, wenn ich ihm eröffne, wie wir beide Askaban verlassen werden. Die Methode ist ultramuggel und wird ihm gar nicht schmecken...
Lucius fehlt mir sehr. Er war der erste wirkliche Freund, den ich jemals hatte - damit meine ich nicht, dass ich Crabbe und Goyle nicht auch als meine Freunde betrachte. Aber bei Malfoy war es zum ersten Mal so, dass mir jemand ebenbürtig war und ich ihm nicht, wie so vielen anderen, etwas vormachen konnte – am Ende durchschaute Lucius mich doch. Wir stritten uns häufig und leidenschaftlich, und ich kann es auf den Tod nicht leiden, wenn sich jemand meinen Plänen widersetzt. Aber bei Lucius beschlich mich manchmal das Gefühl, er könne Recht haben und nicht ich... für mich damals eine völlig neue Erfahrung, an die ich mich erst gewöhnen musste.
Eine Sternschnuppe durchquert den Himmel über mir und erstirbt durch Verglühen. Ich schlucke heftig und meine Gedanken kehren zurück zu den Sternen im Mai des Jahres 1978...

Abgesehen von dem Zwischenfall mit Bellatrix Black vergingen die Tage angenehm und wie im Flug, und der Samstag kam schneller heran als erwartet. Am Abend sollte das alljährliche Sommerfest stattfinden, mit Ball und Feuerwerk und einem Kammerorchester, wie es sich für standesbewußte und reiche Herren wie die Malfoys gehört. Ich hatte meinen scheußlichen Festumhang noch in lebhafter Erinnerung und ließ mich von Lucius beraten, der meine Neuerwerbung angemessen fand, das Hemd dazu aber viel zu konventionell. Er meinte, ich solle ruhig mal was wagen und nötigte mich schließlich, eines seiner Hemden anzuprobieren.
„Wow! Du siehst ja richtig gut aus, Severus!“, meinte er verblüfft.
Ich war ebenfalls erstaunt. Das Hemd kratzte zwar wegen des gestärkten Kragens, aber ich sah nicht so mager und blass darin aus wie üblich.
Er wollte mir das sündhaft teure Hemd sofort schenken, ich es natürlich auf keinen Fall annehmen, und so einigten wir uns als Kompromiss darauf, dass ich mir das Kleidungsstück für den Abend ausleihen konnte.
Als ich gerade halb in die Ärmel meiner eigenen Kleidung geschlüpft war, krachte die Tür auf, und ein Wirbelwind schoss herein, um sich Lucius um den Hals zu werfen.
„Lucius, alter Verführer! Wann willst du und Narcissa mich endlich zur Tante machen?“
Lucius grinste, küsste die junge Frau sanft auf die Wange und meinte: „Das darfst du schon uns überlassen, Süße, denn erst einmal wird geheiratet, ganz wie es sich gehört! Wo wir gerade beim Thema sind: wie steht es denn mit deinem Liebesleben, Andromeda? Diesmal ist es ein Muggel, wie ich hörte! - Dein Vater wird dich enterben und deine Mutter dich aus allen Portraits und Fotoalben heraushexen!“
Andromeda Black warf den Kopf in den Nacken und lachte – und ihr Lachen war ähnlich und doch so anders wie das ihrer älteren Schwester. Bei Andromeda klang es melodisch und glücklich und eigenwillig und … ich verliebte mich auf der Stelle und wider schmerzhaft erworbener Erfahrung in das Lachen eines Mädchens, dass ich für das Mauerblümchen unter den Töchtern der Blacks gehalten hatte!
„Ach, Lucius, was Bellatrix und Narcissa immer gleich denken!“, fuhr sie unbekümmert fort, ohne das Erdbeben zu bemerken, das sie in mir ausgelöst hatte. „Ted Tonks ist nur ein guter Freund, sonst nichts! Ich habe einfach die Nase voll davon, ohne eine gescheite Aufgabe zu Hause herum zu hängen und die Zeit totzuschlagen. Ted studiert übrigens Astrophysik – das wäre was für mich … “ Sie senkte die Stimme. „Du weißt genau, was meine Eltern dazu sagen werden! Also verplappere dich nicht, Lucius!“
Der schlaksige Muggel Ted Tonks stand linkisch und ebenso verlegen in der Tür wie ich neben Lucius, wir beide beobachteten als Außenseiter die ungezwungene Vertrautheit zwischen Lucius Malfoy und seiner zukünftigen Schwägerin Andromeda Black. Teds Blick, mit dem er meinen Freund bedachte, erkannte ich sofort: Er betrachtete sich keineswegs als Kumpel – Ted Tonks war bis über beide Ohren in Andromeda verschossen.
Ich schlüpfte hastig in mein Hemd und schloss die Knöpfe, als Lucius sich meiner bewusst wurde und mich Andromeda vorstelle: „Das ist Severus Snape, mit dem ich mir in London das Zimmer teile.“
Sie runzelte die Stirn.
„Das unerträglich arrogante Schachgenie? Wegen dem du und Narcissa im Hyde Park beinahe wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet worden wärt?“
Lucius grinste entschuldigend.
„Eben der! Ich habe meine Meinung geändert. Severus ist der arroganteste und halsstarrigste Dickschädel, den ich kenne, aber ich habe ihm einiges zu verdanken!“ Er knuffte mich freundschaftlich in die Seite.
Ich war wie vor den Kopf geschlagen - wie konnte ein Mädchen, das auf einem Foto so langweilig, so blass und unscheinbar gewirkt hatte, dermaßen vor Leben und Temperament sprühen? Andromenda war offensichtlich ein Fotomorphmagus - außerdem sah sie, wenn sie lachte, sogar noch deutlich jünger aus als ihre Schwester Narcissa!
Andromeda reichte mir ihre schlanke Hand. Ich verneigte mich, als ich sie ergriff, und sagte so beherrscht ich konnte: „Ich freue mich, sie kennen zu lernen, Miss Black.“
„Ganz meinerseits. Es gibt übrigens auf der ganzen Welt niemanden, der auch nur annähernd so arrogant wäre wie mein lieber Schwager – Lucius braucht übrigens dringend eine Brille, sie ähneln nämlich nicht im Mindesten einem Thestral.“
Lucius bekam einen Hustenanfall und wandte sich ab.
Andromeda fuhr ungerührt fort: „He, das hast du über ihn gesagt, Lucius, nicht ich! Und außerdem war es gelogen, dein Freund sieht nämlich absolut toll aus! Nennen sie mich Andromeda - Miss Black klingt so förmlich.“ Sie küsste mich herzlich auf die Wange.
„Severus.“ Mehr brachte ich beim besten Willen nicht heraus.
Lucius rettete mich elegant.
„Ich habe meinen Freund für heute Abend als deinen Tischherrn eingeteilt. Ich hoffe, du bist einverstanden?“
Andromeda lächelte mich strahlend an.
„Prima! Endlich mal ein aufgeweckter, gutaussehender Tischherr für den Ball und kein Angeber wie Rodolphus oder ein Langweiler wie Rabastan, der dauernd unter dem Tisch mein Knie zu betatschen versucht!“
Sie hakte sich kameradschaftlich bei Ted Tonks ein, der sich vergeblich an einem Pokerface versuchte.
„Ted ist wirklich ein richtiger knuddeliger Teddybär, ihr werdet schon sehen – fast wie der Bruder, den ich nie hatte! Er soll mir helfen, meinen Vater zu überreden, mich bei den Muggeln studieren zu lassen.“ Sie blinzelte mir verschwörerisch zu. „Ich freue mich übrigens schon sehr auf den Ball heute Abend, Severus!“
Damit zog sie den vor Verlegenheit und Eifersucht sprachlosen Ted Tonks mit sich hinaus in den Flur. - Teds Blick jedoch, den er mir über die Schulter hinweg zukommen ließ, hätte Sodom und Gomorrha in Schutt und Asche gelegt.
„Na, wenn sie sich da mal nicht irrt …“, murmelte Lucius und warf mir einen vielsagenden Blick zu.

Der Ball war wundervoll. Andromeda sprühte nur so vor Charme und verrückten Ideen, und ich klebte wie durch Amortentia verhext an ihren Lippen. Noch nie hatte ich eine Frau getroffen, mit der man sich einerseits vernünftig unterhalten konnte und die andererseits so bezaubernd war… Obwohl ich bisher Bälle mehr geduldig denn begeistert als Pflichtveranstaltungen abgehakt hatte, ließ ich an diesem Abend keinen einzigen Tanz mit Andromeda aus und überließ sie nur ungern und wenn es die Höflichkeit unumgänglich machte anderen Kavalieren, an denen es ihr nicht mangelte. Aber da Andromeda anscheinend ebenfalls Gefallen an meiner Gesellschaft fand, kehrte sie bald zu mir zurück, und wir vergnügten uns schier unermüdlich auf dem Parkett.
Ted Tonks saß derweil mit zitronensaurer Miene am Tisch, stocherte lustlos im Essen, lehnte Andromedas freundliches Angebot, auch mit ihm zu tanzen, mürrisch, ja beinahe grob ab und antwortete äußerst einsilbig auf alle Konversationsversuche.
„Was Ted wohl heute Abend hat? Hoffentlich wird er nicht krank!“, bemerkte Andromeda besorgt.
„Der Fisch wird ihm nicht bekommen sein.“, log ich scheinheilig, denn Ted hatte vom ganzen zwölfgängigen Menü kaum einen Bissen angerührt. Ich auch nicht, aber unsere Gründe hätten unterschiedlicher nicht sein können.
Gegen Mitternacht stand Tonks plötzlich abrupt auf, wünschte Andromeda mit belegter Stimme eine gute Nacht und verschwand mit hängenden Schultern in Richtung der Schlafzimmer im Obergeschoss. Andromeda sah ihm ratlos nach.
„Was ist nur los?“, fragte sie leise. „Ted ist so anders als sonst!“ Sie fasste meine Hand. „Ich muss ihm hinterher gehen, Severus – du verstehst das doch? Er ist hier der einzige Muggel, und all die Zauberer und ihre Bemerkungen über die Vorzüge von Reinblütern … bestimmt hat jemand den guten alten Teddy gekränkt ...“
Mit schwerem Herzen nickte ich – irgendwann musste ich mich ohnehin von Andromeda verabschieden. Die Reinblüter hier mochten mich zwar auf gesellschaftlicher und geschäftlicher Ebene dulden – aber akzeptieren, dass ich mich in eine ihrer Töchter verguckte? Niemals!
Andromeda hauchte mir einen Kuss auf die Wange und verschwand die Treppe hinauf, um Ted Tonks zu trösten.

Aufgewühlt verließ ich die lärmende Gesellschaft und ging hinunter zum See von Malfoy Manor, der schwarzsilbern glänzend im Mondlicht ruhte. Am Ufer angekommen warf ich den Umhang ins Gras, löste den unbequem steifen Kragen und die kratzigen Manschetten, streifte das Hemd über den Kopf, schlüpfte aus den übrigen Kleidern und glitt in das kühle, erfrischende Wasser, das meine im Aufstand befindlichen Sinne endlich abkühlen sollte.
Langsam aber stetig durchbrach ich mit meinen Schwimmstößen die spiegelglatte Oberfläche des kleinen Sees und schob winzige Wellen vor mir her. Die Seerosen rings um mich herum dufteten, das einem die Sinne schwanden, und schimmerten in einem beinahe unwirklichen, durchscheinenden Weiß. Ich musste Acht geben, mich nicht in ihnen zu verfangen.
In der Mitte des Sees angekommen drehte ich mich auf den Rücken und ließ mich treiben, um meinen Gedanken nachzuhängen und hinauf in den Sternenhimmel zu starren, über den die Draconiden hin und wieder einzelne Sternschnuppen säten.
Die Seherin Cassandra Trelawney vertrat seinerzeit die Ansicht, man könne sich etwas wünschen, wenn man eine Sternschnuppe sieht – und falls dieser Wunsch stark genug sei, ginge er auch in Erfüllung. Aber natürlich glaube ich nicht an solchen Unsinn.
Trotzdem schloss ich bei der nächsten Sternschnuppe die Augen und wünschte mir, Andromeda Black zu küssen …
„Schön, nicht war?“, fragte eine Stimme unvermittelt.
Ich schrak hoch.
„Oh, Andromeda, ich habe dich nicht… ich meine, was ist denn mit Ted?“, stammelte ich ertappt.
„Ach, dem geht es gut. Hat sich eingebildet, er sei in mich verliebt! Bis morgen früh wird er drüber hinweggekommen sein.“
Wohl kaum - ich schluckte Wasser und tauchte erst einmal ab, um mich zu sortieren.
Als ich nach Luft schnappend wieder an die Oberfläche kam, warf Andromeda den Kopf in den Nacken und lachte dieses unglaubliche Lachen, dass mir den Verstand aus dem Kopf sog.
Andromeda schien sich an meiner Verwirrung nicht zu stören, sondern breitete ihren Umhang im Gras aus, um sich darauf niederzulassen. Anschließend griff sie nach ihrer strengen Aufsteckfrisur und zog die Spange heraus. Ihr langes Haar rauschte seidig wie Schmetterlingsflügel den Rücken herab.
Mir stockte der Atem.
„Das ist nicht fair!“, protestierte ich.
„Was?“, fragte sie kess, stützte sich entspannt auf ihre Hand und betrachtete mich mit so unverhohlenem Interesse, dass ich mir vorkam wie ein Panther im Zoo.
Mir schoss trotz der Wasserkälte, die mir stetig in die Glieder zu kriechen begann, das Blut ins Gesicht.
„Das hier!“
Sie stützte das Kinn in die Hände und hob spöttisch die Augenbrauen.
„Warum denn?“
„Weil …“, erklärte ich so würdevoll ich konnte, „…die Sache genau anders herum laufen muss: Du badest im See und ich sehe dir dabei zu!“
Andromeda lachte wieder, und ihre Stimme prickelte perlend und klar wie Quellwasser. Ob sie sich wohl umdrehen und meinen Stolz retten würde, wenn mir in Kürze vor Kälte die Zähne aufeinander schlugen?
Ich machte mir wohl falsche Hoffnungen.
„Davon träumen Männer wohl!“, gab sie mitleidlos zurück, pflückte einen Grashalm und zupfte mit ihren langen schlanken Fingern daran herum. „Komm ruhig heraus, Severus. Ich weiß, dass dir kalt ist!“
Ich blieb, wo ich war. Mir war Bellatrix demütigende Zurückweisung noch lebhaft im Gedächtnis.
Andromeda ließ mich mit einem seltsamen Lächeln auf den Lippen zappeln, und ich begann zu zittern – einerseits, weil mir inzwischen richtig kalt war, andererseits …
Endlich erbarmte sie sich und drehte sich auf den Bauch, so dass sie in Richtung des Hauses und seiner festlich erleuchteten Fenster blickte. „Wie du willst, Severus - du darfst jetzt rauskommen!“
Ich kletterte geschwind aus dem Wasser, schlüpfte in meine Hose und trocknete mich mit Lucius Festhemd ab, wobei ich sie dabei erwischte, unter ihrem Arm hindurch zu blinzeln.
Ich ließ mich neben Andromeda im Gras nieder. Als sie sich umdrehte, streifte ihr Unterarm mein Gesicht. Ihre Haut roch wie ein Garten am Morgen nach einem Mairegen.
Ich holte die weiße Seerosenblüte, die ich draußen auf dem See für sie gepflückt hatte, hinter meinem Rücken hervor und steckte sie ihr hinters Ohr. Sie sah damit so bezaubernd aus wie die Wassernymphen, die den Seerosen ihren Namen gaben.
Ihre Hand tastete nach der Blume und zog sie aus dem Haar, um sie zu betrachten. Trotz der Dunkelheit wusste ich, dass ihre Wangen jetzt einen rosigen Schimmer bekamen.
„Oh, Severus … Die ist aber schön!“
„Nicht halb so schön wie du, Andromeda.“, sagte ich leise und wahrheitsgemäß, und ihre Augen lächelten zurück, als ich ihr die Blüte sanft wieder hinters Ohr schob.
Andromeda rollte sich neben mir auf den Rücken, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und betrachtete versonnen die funkelnden fernen Sonnen über uns. „Ich liebe sternklare Nächte. Astronomie war immer mein liebstes Fach.“
Ich rollte mich neben ihr auf die Seite, stützte meinen Kopf in die Hand und blickte hinunter auf ihr nachdenkliches Gesicht. Wenn sie nur noch einmal für mich lachen würde …
„Tatsächlich? Warum denn ausgerechnet Sternkunde?“, fragte ich, um die Unterhaltung nicht einschlafen zu lassen. Astronomie fand ich öde und ähnlich überflüssig wie Wahrsagen. Meinetwegen konnte Andromeda auch aus dem Verzeichnis der Flohnetzwerkkamine von Liverpool vorlesen: ich wollte nur ihrer Stimme lauschen.
„Weil dort oben so viele Dinge geschehen, von denen wir hier unten nichts mitbekommen.“
Ich pflückte einen Grashalm und kitzelte Andromeda an der Nasenspitze.
„Wirklich? Davon habe ich nie etwas bemerkt.“
„Weil du nicht richtig hingeschaut hast!“ Andromeda fing meine Hand ein, um mir den Halm abzunehmen, und eine Strähne meines nassen Haares sprengte dicke Tropfen kalten Wassers auf ihre schlanken Finger. Ich wollte sie wegwischen, damit sie nicht fror.
Andromeda schüttelte sanft den Kopf und hielt mich fest.
„Lass nur - das Wasser stört mich nicht.“ Sie fuhr mit den Fingerspitzen vom Handgelenk an sanft meinen Arm entlang bis hinauf zum Bizeps.
Ich hielt ein weiteres Mal den Atem an.
„Ganz schön kräftig.“, stellte sie anerkennend fest und kniff mich sacht. „Nicht auf die Art wie Sirius, natürlich!“
Natürlich! – Wann würde mich Black, dieser Mistkerl, eigentlich nicht mehr verfolgen?
Ich wollte meinen Arm wegziehen, doch sie hielt mich zurück.
„Du magst meinen Cousin nicht, habe ich Recht?“
Ich räusperte mich. „Nein.“
„Schade. Sirius kann eine echte Nervensäge sein, aber eigentlich ist er ein prima Kerl!“
Nun, das hatte er wohl all die Jahre hervorragend vor mir verheimlicht!
Andromeda legte sich zurück auf ihren Umhang, und unsere Hände berührten sich nur noch gerade so eben. Mir lief ein Kribbeln von dieser Stelle aus den ganzen Arm hinauf.
„Siehst du den Stern dort genau in der Mitte zwischen den beiden Sternbildern dort oben?“, fragte sie leise und blinzelte hinauf in den diamantübersäten Himmel.
„Ja, sehe ich.“ Das war gelogen. Ich schielte vorsichtig in ihren Ausschnitt.
„Weißt du, dass die Muggel viel mehr über die Sterne wissen als wir?“
Ich verzog die Lippen zu einem ironischen Lächeln. „Was gibt es da schon zu wissen? Ein Stern geht auf, wandert je nach Jahreszeit über den Himmel und geht wieder unter. Das ist alles.“
Andromeda zog ihre Hand weg und stützte sich auf den Ellenbogen, so dass ich meine voreiligen Worte sofort bereute. „Was du für einen einzigen Stern hältst, sind in Wirklichkeit zwei: Alpheratz ist nämlich ein Doppelstern. Die beiden Sterne stehen einander zwar räumlich nahe, sind aufgrund ihrer hohen Relativgeschwindigkeiten jedoch nicht aneinander gebunden und beschreiben eine gemeinsame Bahn um ihren gemeinsamen Schwerpunkt. Ursprünglich wurde dieser Doppelstern dem anderen Sternbild, nämlich dem Pegasus zugerechnet und trug den arabischen Namen surrat al-faras – das bedeutet „der Nabel des Rosses“!“
Ich war überrascht, denn all das wusste ich tatsächlich nicht. Dabei war ich mir noch nicht ganz sicher, ob ich es mochte, wenn eine Frau klüger war als ich …
„Das sind doch nur Muggelgerüchte! Was soll uns solches Wissen nützen?“
„Bist du denn gar nicht neugierig, Severus? Wolltest du nie wissen, wie es auf anderen Welten aussehen könnte? Wo kommen die Sterne, wo kommen wir alle her? Wo gehen wir hin? Was war, bevor etwas war?“
Ich runzelte die Stirn.
„So viele Fragen, Andromeda! Doch - finde ich schon interessant.“, gestand ich widerwillig zu. „Aber wieso sollen uns ausgerechnet die Muggel und ihre unwissenschaftlichen Methoden bei der Lösung dieser Probleme weiterhelfen können? Hört sich für mich doch sehr nach Teeblattgeschwätz und Glaskugelgewaber an!“
Andromeda warf den Kopf zurück und lachte ein weiteres Mal hinauf zu den Sternen.
„Du bist nicht unbedingt ein Fan von Wahrsagen und Prophezeiung, nicht war, Severus?“
Ich grinste, denn Andromeda hatte mich durchschaut. „Ich bin nur nicht so richtig überzeugt, ob der Glaube daran jemanden weiterbringt, oder ob es nicht besser wäre ...“
Sie verzog die Lippen zu einem Lächeln, das mich schwindlig werden ließ: „Ich finde, die Muggel stellen sich klüger an bei der Lösung meiner Fragen. Sie sind bereits zum Mond geflogen, stell dir das vor!“
„Und er besteht aus einem Haufen Staub und Steine - wie romantisch!“, ergänzte ich ironisch.
Andromeda schnippste verärgert ein imaginäres Staubkorn von ihrem Umhang.
„Die Muggel versuchen wenigstens, mehr über andere Welten zu erfahren! Wir Zauberer und Hexen interessieren uns nur für uns selbst!“
„Mag sein.“, stimmte ich ihr zu und fragte mich, wie ich ihr Haar jemals für mausfarben halten konnte – es glänzte wie poliertes Eichenholz.
Andromeda rückte ein wenig näher an mich heran. Ich genoss die Hitze ihrer Haut, die auf mich abstrahlte und mein wasserkaltes Ich zu erwärmen vermochte wie eine Sonne.
„Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass das Licht, das wir gerade sehen, schon Millionen Jahre alt sein kann? Aber auch Sterne leben nicht ewig. Viele der Sonnen, die wir heute Nacht sehen, sind vielleicht schon längst verloschen.“
Ich dachte darüber nach, obwohl etwas, dass mich stark ablenkte, einfach nicht erlöschen wollte sondern im Gegenteil stetig unbeherrschbarer zu werden drohte.
„Wer will schon ewig leben?“, murmelte ich und dachte insgeheim, dass ich die Unsterblichkeit von Herzen gerne gegen einen einzigen Kuss von Andromeda eintauschen würde.
Sie schnaubte verächtlich. „Ich jedenfalls nicht! Nicht ohne meine Freunde, meine Familie …“
Meine Seifenblase im Hirn platzte mit einem lauten Plopp. Der Schlammblutbastard und Habenichts Severus Snape verguckt sich in eine Black-Tochter? Bellatrix hatte mir doch mehr als deutlich gemacht, dass Blasphemie im Hause Black nicht geduldet wird.
Andromeda steckte den Arm aus und strich mit den Fingerspitzen flüchtig über meinen unbekleideten Bauch, so dass es mir den Rücken hinunterrieselte und sich die feinen Haare auf den Armen aufstellten.
„Die weiten Umhänge stehen dir nicht! Du solltest besser Muggelkleidung tragen.“
„Ich trage niemals Muggelsachen.“, antwortete ich kühl.
Sie lächelte. „Da habe ich wohl einen Nerv getroffen! Lucius hat mir verraten, dass dein Vater ein Muggel war.“
Ich seufzte tief. Die Black-Schwestern spielten anscheinend gerne mit Muggeln, auf die eine oder andere Weise – aber mehr als ein Spielzeug zu sein durfte ich nicht hoffen
„Lucius ist ein echter Freund.“, bemerkte ich bitter.
Andromeda rückte näher, legte ihre sonnenwarme Hand auf meinen Solarplexus, und auf einmal schlug mein Herz so schnell und heftig, dass ich sicher war, es müsse aus mir heraus und in ihre Hand hinein springen. Ich brachte kein weiteres Wort heraus.
„Lucius weiß, dass ich nichts gegen Muggel einzuwenden habe!“ Vorsichtig berührte sie die verschorfte Wunde an meiner Augenbraue, die Bellatrix Reitgerte geschlagen hatte.
„Was war meine Schwester, nicht war?“
Mir schoss das Blut ins Gesicht, und ich wandte den Blick ab.
„Du musst dich nicht schämen. Ich bin nicht wie Bellatrix.“, flüsterte sie. „Schau nur, mein Sternbild!“
Sanft fasste sie mein Kinn und bog meinen Kopf ganz nah an ihr Gesicht, so dass unsere Wangen sich berührten und ich entlang ihres ausgestreckten Armes, mit dem sie in den Himmel deutete, die untrennbar miteinander verbundenen Sternbilder der Andromeda und des geflügelten Pegasus bewundern konnte. Ihr offenes Haar kitzelte auf meiner bloßen Haut und duftete betörend nach der weißen Seerose hinter ihrem Ohr.
Sie wandte mir ihr Gesicht zu, und Andromedas Augen blieben grau und rätselhaft wie die Wogen der stürmischen Nordsee.
„Erkennst du uns beide dort oben, Severus? Andromeda und Pegasus fliegen für alle Zeiten gemeinsam über den Himmel …“
Ich warf den Verstand und alle Bedenken über Bord, vergrub meine Hände in ihrem Haar und küsste Andromeda, Tochter des gar alten und fürnehmen Hauses Black.
Das Universum implodierte lautlos, und eine Sekunde war tausend Jahre.
Als sie mich endlich sanft zurückschob und mich auf den Rücken rollte, wusste ich, dass der Moment der Wahrheit gekommen war. Wenn Andromeda mich jetzt verletzte wie Bellatrix es getan hatte, wäre nicht nur mein Stolz hinüber –etwas, von dem ich noch nicht genau wusste, was es eigentlich war, würde ich für immer und alle Zeiten verlieren. Dennoch es gab kein Entrinnen: Andromeda war schön und schrecklich zugleich wie die fernen Sonnen am Himmel, und die Mauern Jerichos würden fallen, sobald sie ihre Stimme erhob. Es gab keine Verteidigung, keinen Schutz, denn ich war ohnmächtig und besiegt und bar aller Waffen.
Ich zitterte und versuchte zu sprechen, doch sie hob Einhalt gebietend ihre Hand. Die Erinnerung an Bellatrix Schlag durchzuckte mich, aber ich konnte meinen Blick nicht von Andromedas grauen Augen wenden.
Sie beugte sich herab zu mir, bis unsere Nasenspitzen sich beinahe berührten, und ich starb einen kleinen Tod.
„Es ist keine Schande, verwundbar zu sein, Severus. Ich werde dir niemals in den Rücken fallen, das schwöre ich!“
Sie legte ihre Hand auf mein Herz und küsste mich - und ich wusste, dass sie die Wahrheit sprach.

Der Stein, dem ich - durch die offenkundige Gefahrlosigkeit der Kletterroute und die glückliche Erinnerung verleitet - leichtsinnig mein ganzes Gewicht anvertraut habe, bricht unvermutet aus dem Fels. Ich schnappe im Reflex nach dem nächsten Griff, erwische ihn mit den Fingerspitzen - und rutsche im letzten Moment wieder ab. In blinder Angst schlage ich auf der Suche nach einem Halt um mich, während ich rücklings in die eisige Schwärze falle.

Wol mir der stunde, daz ich sie erkande,
diu mir den lîp und den muot hât betwungen,
sît deich die sinne sô gar an sie wande,
der si mich hât mit ir güete verdrungen,
daz ich gescheiden von ir niht enkan,
daz hât ir schoene und ir güete gemachet,
und ir rôter munt, der sô lieplîchen lachet!

Anmerkung: Durch dieses Kapitel bin ich hinsichtlich eines Charakters (Nymphadora Tonks) zwar nicht OOC, aber OOB (out of birthday) - Ich hoffe, Ihr verzeiht mir und schreibt auch weiter so tolle Reviews!


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