Am nächsten Morgen stand Emily unmittelbar nachdem sie aufgewacht war auf und ging ins Bad, um sich Frisch zu machen und sich anzuziehen. Severus wartete bereits beim Kamin im Wohnzimmer auf sie, als sie hinunter kam. Sie stieg in den Kamin, nahm eine Hand voll Flohpulver und sprach dann laut und deutlich:
"Winkelgasse!"
Es war für sie weder ungewöhnlich, noch etwas Neues per Flohpulver zu reisen, das hatte sie bereits getan, als sie noch ein kleines Kind gewesen war.
Nur wenige Sekunden nachdem sie im Tropfenden Kessel aus dem Kamin gestiegen war, folgte ihr bereits ihr Vater und gemeinsam betraten sie über den Hinterhof die Winkelgasse. Emily liebte diesen Ort. Es hatte ihr hier schon immer gefallen. Sie liebte die Menschenmenge, die sich von Geschäft zu Geschäft drängte, die vollgestopften Schaufenster, die lichtdurchfluteten, manchmal aber auch mysteriösen Läden, welche die gepflasterte Gasse links und rechts säumten. Und natürlich die große, schneeweiße Gringottsbank, die hoch über all die anderen Gebäude hinausragte.
Die beiden mischten sich mitten in die Menge und erreichten schließlich Flourish & Blotts. Drinnen gab es genauso ein Gedränge wie draußen auf der Straße. Die Leute schubsten sich durch die Regalreihen, um an die Bücher zu kommen, darunter waren auch viele bekannte Gesichter diverser Hogwartsschüler, sie suchten aber schnell das Weite, sobald sie Snape erblickten. Am anderen Ende des Ganges, in welchem Emily sich befand, sah sie ihre beste Freundin aus Hogwarts.
"Lynn!" Emily rief nach ihr und winkte.
Besagte Lynn blickte auf und ihr Gesicht heiterte sich auf. Sie steckte das Buch, das sie sich gerade angesehen hatte, zurück ins Regal und kam auf Emily zu, um sie zu begrüßen. Snape, der bemerkt hatte, dass seine Tochter auf ihre beste Freundin getroffen war, wanderte ein paar Regalreihen weiter, um ihr ein wenig Zeit mit ihr zu gewähren.
"Und, wie war dein Sommer? Haben du und Harry viel geschrieben?", fragte Lynn augenzwinkernd.
Emily life daraufhin rot an und stotterte:
"Äähm..naja, schon.."
Das brachte Lynn zum Lachen und sie sagte:
"Schon gut, du must mir keine weiteren Auskünfte geben, wenn du nicht willst. Ich muss dann los, mein blöder Bruder nervt schon seit wir angekommen sind, dass er zu Fortescue's will, um ein Eis zu essen. Wenn wir uns nicht beeilen, sind wir bald alle einem Wutanfall ausgesetzt. Wir sehen uns dann im Zug, tschüss!"
Emily nickte und winkte ihr zum Abschied.
"Grüß deine Familie von mir!"
Nachdem Emily und Snape alle Bücher besorgt hatten, gingen sie weiter zur Apotheke, um ihre Vorräte an Zaubertrankzutaten aufzufüllen.
Als sie gerade die belebte Einkaufsstraße entlangschlenderten, bemerkte Emily einen Aushang vor einem kleinen Kramladen:
FEUERBLITZ-MINIATUREN
HEUTE NUR 5 GALLEONEN!
"Dad, geh du schonmal vor, ich besorge hier noch was und komme dann nach."
Mit diesen Worten drehte sie sich auch schon um und verschwand in dem Geschäft. Es gab dort alles Mögliche zu entdecken: Quidditchrosetten, Miniaturen sämtlicher Besen, die tatsächlich umherfliegen konnten, schwebende Bücher und Filibuster's berühmte Feuerwerkskörper. Und das waren nur einige wenige der Dinge, die es hier zu kaufen gab. Emily glaubte sogar eine kleine Figur mit runder Brille und blitzförmiger Narbe auf der Stirn in einem Regal entdeckt zu haben. Sie fand die Feuerblitzminiaturen mit Flugoption und kaufte eine. Sie paste perfekt zum Rest des Geburtstagsgeschenks, das sie für Harry besorgt hatte; nämlich ein Buch über all die verschiedenen Besen. Ein Modell seines eigenen Besens würde ihm sicher gefallen.
Ihr Vater saß bereits an einem etwas abgelegenen Tisch bei Florean Fortescue's Eissalon, als Emily dort ankam.
"Was musstest du denn noch besorgen?"
"Geburtstagsgeschenk für Harry.", nuschelte sie schnell.
Snape schnaubte leise und kräuselte die Lippen auf die Art wie er es immer tat, wenn ihm etwas missfiel.
Zuhause verstaute Emily ihre Einkäufe in ihrem Koffer und wickelte Harry's Geschenk noch in buntes Papier.
Am darauffolgenden Morgen standen die Snapes zu früher Stunde mit Emily's großem Koffer auf der düsteren Straße von Spinner's End. Snape streckte einen Arm aus, an dem Emily sich festhielt, mit der anderen Hand packte Snape den Koffer. Per Seit-An-Seit Apparieren kamen sie nach London. Emily schüttelte sich angewiedert nachdem sie gelandet waren. Dieses Gefühl als würde man durch einen Schlauch gezwängt war wirklich unangenehm. Um zum Hauptquartier zu kommen, mussten sie noch ein paar Straßen zu Fuß weitergehen, da sie in eine Sackgasse appariert waren, wo es sicher war, dass kein Muggel sie zufällig hätte beobachten können wie sie plötzlich aus dem Nichts auftauchten.
"Hallo, Schniefelus!"
Es war Sirius's ironisch-fröhliche Stimme, die sie begrüßte, als sie in die Küche von Grimmauldplatz Nr. 12 traten. Snape erwiderte dies mit einem seiner vernichtenden Blicke und begab sich zurück auf den Flur, während Mr. Weasley Emily herzlich begrüßte. Nach mehrfachen Bekundungen seitens Emily, dass es ihr gut ging und nach zahlreichen Umarmungen folgte Emily ihrem Vater nach draußen auf den Flur. Sie wollten sich gerade von einander verabschieden, als sie es plötzlich I'm oberen STockwerk rumpeln hörten und Ron und Hermine heruntergestürmt kamen.
Hermine zog Emily sofort in einer Umarmung.
"Ich habe dich ja so vermisst! Sag, wie geht es dir?"
"Mir ging es gut, nur dass ich gerade ein paar Schwierigkeiten mit dem Luftholen habe.", sagte Emily leise lachend.
Auch Ron umarmte sie kurz und nahm ihr dann den Koffer ab und hievte ihn die Treppen nach oben. Emily verabschiedete sich von ihrem Vater und stieg dann gemeinsam mit Hermine die Treppen nach oben um Ron zu folgen.
"Ist Harry noch nicht hier?"
"Nein, er kommt erst heute Abend hier an."
Die beiden setzten sich auf das Bett und diskutierten eine Ewigkeit über ihren bisherigen Sommer, das vergangene Schuljahr und den Tagespropheten.
Erst nachdem es draußen bereits dunkel geworden war und die Straßenlaternen hell leuchteten ging die Zimmertür mit einem Schwung auf; es war Harry. Hermine sprang sogleich auf und zog auch ihn in ihren Würgegriff, wie sie es zuvor bei Emily getan hatte. Aber es schien fast so, als ob Harry versucht hätte vor ihr zurückzuweichen und auch jetzt noch hatte er es eilig sich aus ihrem Griff zu befreien. Auch Hermine schien bemerkt zu haben, dass etwas nicht stimmte, löste sich von ihm, trat einen Schritt zurück und sah ihn besorgt an.
"Was ist das hier für ein Ort?"
"Das Hauptquartier des Orden des Phönix.", sagte Hermine sofort, als hätte ein Professor in Hogwarts gerade eine Frage gestellt.
"Was zum Teufel ist der Orden des Phönix?"
"Das ist eine Geheimgesellschaft von Zauberern und Hexen, die gegen Voldemort kämpfen."
Diesmal war es Emily, die gesprochen hatte.
"Dumbledore hat ihn damals beim ersten Kampf gegen ihn gegründet.", fügte Hermine hinzu.
"Und das konnte mir keener von euch in einem Brief schreiben? Ich hatte dich doch noch gefragt, ob du etwas weißt, Emily!"
"Emily sah ihn bedrückt an und sagte leise:
"Das wollte ich ja,-"
"Wieso hast du es dann nicht?"
Er war sichtlich ungehalten, er zitterte sogar ein wenig vor unterdrückter Wut.
"Wir wollten dir schreiben, aber-" Ron versuchte es ihm zu erklären, aber Harry unterbrach ihn.
"Aber WAS?"
"Dumbledore hat uns schwören lassen dir nichts zu erzählen."
"Aber warum? Ich war letztes Jahr auf diesem Friedhof und habe Voldemort zurückkommen sehen und gegen ihn gekämpft! Nicht Dumbledore! Oder ihr! Wieso also werde ich im Dunkeln gelassen?"
Mit jedem Wort war seine Stimme lauter geworden, bis er fast schrie.
"Harry, das wissen wir!"
Hermine versuchte verzweifelt ihn zu beruhigen. Er setzte sich schwer atmend auf das Bett und musterte zum ersten Mal seine Umgebung. Das Zimmer, in dem sie sich befanden war sehr dunkel und staubig. Die beiden Betten darin waren aus dunklem, fast schwarzem Holz und die Tapete löste sich bereits Stück für Stück von den Wänden. Auch der große Schrank war pechschwarz. Und an der Wand auf der linken Seite hing ein gold gerahmtes Bild, dessen Leinwand aber leer und schwarz war. Das ganze Haus war außergewöhnlich düster und wirkte wie das Zuhause einer dieser alten, reinblütigen Zaubererfamilien.
Harry war noch damit beschäftigt sich seiner Umgebung genauer anzusehen, als es einen lauten Knall gab und die Weasley-Zwillinge, Fred und George, plötzlich aus dem Nichts auftauchten und mitten im Zimmer standen.
"Hey Harry!", sagten die beiden wie aus einem Munde.
"Wollt ihr mit nach unten kommen und hören was sie bei der Versammlung besprechen?"
George, oder war es Fred? Egal wer von den beiden, klang jedenfalls sehr begeistert. Sie schlichen sich nach unten vor die Küchentür und Harry fragte sich gerade wie sie das anstellen wollten, als Fred etwas hautfarbenes und gummiartiges aus seiner Tasche zog und unter dem Türschlitz hindurchzwängte. Auf der Stelle konnten sie die Stimmen der Ordensmitglieder klar und deutlich hören. Harry erkannte die vertraute, eisige Stimme seines Zaubertrankprofessors und sagte überrascht:
"Snape ist Mitglied des Ordens?"
Er erntete einen bösen Blick von Emily, woraufhin er ihr eine leise Entschuldigung zumurmelte. Einen Augenblick später bewegte sich die Türklinke und Fred zog die Schnur blitzschnell zurück und sie alle verschwanden schnell in ihren Zimmern. Nur Sekunden später, so schien es, stand Mrs. Weasley in der Tür und bat sie nach unten in die Küche zum Abendessen. Dort unten war es laut und sehr voll; einige Ordensmitglieder waren zum Essen geblieben.
Nach dem chaotischen Abendessen, welches wegen der Versammlung sehr spat stattgefunden hatte, begaben sie sich gähnend und sich müde streckend zurück in ihre Zimmer, die sich auf den oberen Stockwerken verteilt befanden. Emily teilte sich eines mit Hermine und Ginny. Die drei unterhielten sich solange, bis sie mitten im Gespräch einfach eindösten.
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