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Fanfiction

Ich mag dich, wie du bist - Ich mag dich, wie du bist

von Eosphoros

Er war der erste, der mich geküsst hat und er war der erste Mann, den ich in meinem Leben mit freiem Oberkörper gesehen habe, außer meinen Vater natürlich. Er war der erste Mann, der mich als Frau wahrzunehmen begann und das, als ich gerade erst fünfzehn-ein-drittel war.

Es war im Mai des Jahres 1988. Ich war in der fünften Klasse, war ein recht chaotisches Mädchen und nicht unbedingt das, was man heute girlielike nennen würde. Ich spielte Quidditch, genauer gesagt war ich Jäger im Team von Hufflepuff und gar nicht mal so schlecht. Die Jungen hatten mich als einen von ihnen akzeptiert. Ich spielte Filch Streiche, trug ungern Röcke und hatte bis auf Jenny keine weiblichen Freunde. Es wunderte jeden, dass der beliebteste Typ der Schule gerade mich zum Abschlussball eingeladen hatte. Dabei hieß es, dass Evangeline Meadowes ihre Fühler nach ihm ausgestreckt habe. Evangeline war das schönste Mädchen des Abschlussjahrgangs. Sie war weder sportlich, noch überdurchschnittlich intelligent, doch hatte sie zwei schlagende Argumente, um die ich sie damals beneidete …

* * * * *

„Aber ich sehe wie ein Mädchen aus!“, mokierte sie sich und zupfte nervös am Ausschnitt herum. „Das sitzt viel zu tief! Meine Brüste hüpfen fast raus!“, meckerte sie weiter und sprang auf und ab, um zu zeigen, dass sie recht hatte. Doch das Kleid saß, der Ausschnitt verrutschte nicht und die Brüste blieben dort, wo sie hingehörten.

„Du hast nichts, was da heraushüpfen kann, Tonks“, beruhigte sie ihre sogenannte beste Freundin.

„Danke!“, fauchte Nymphadora Tonks und stemmte die Hände in die Hüften. „Das weiß ich alleine“, setzte sie seufzend hinzu. Nach einer Weile drehte sie sich wieder ihrem Spiegelbild zu. Erneut fuhren ihre Finger über den weißen Rüschenbesatz des Kleides, das Jenny ihr aufgeschwatzt hatte. Es war hellblau und hellblau war ihrer Ansicht nach nun gar nicht ihre Farbe. Aber Jenny hatte ihren Oberlehrerton herausgekramt und mit erhobenem Zeigefinger gemeint: „Du hast keine Ahnung. Wenn wir einen Besen kaufen würden, würde ich dich ja fragen und deine Meinung akzeptieren. Aber nicht bei Klamotten, mein Schatz! Das Kleid steht dir! Wir lassen Spitze an den Ausschnitt anbringen, dann sieht er nicht, dass du da nichts hast!“ Nun hatte sie dieses sündhaft teure Kleid in einer Farbe, die sie hasste. So waren Freunde nun einmal. Nun gut, wenn sie sich dazu entschloss, das Haar blond zu lassen und auf der Länge - igelkurz - wie es jetzt war, dann stand ihr Blau tatsächlich.

„Ob ich …“
„Oh nein“, unterbrach sie Jenny sofort, „keine Zauberei. Das letzte Mal ging das Ganze nach hinten los und du hast eine Woche im Krankenflügel gelegen.“
Mit Grausen erinnerte sich Tonks an diese eine Woche. Sie hatte nur auf dem Bauch liegen können und Madam Pomfrey hatte ihr einen widerlichen Körper-Re-Transmutationstrank eingeflöst.
„Lass mich doch ausreden! Und wenn ich ein paar Taschentücher in diesen lächerlichen BH stopfe?“, fragte sie zaghaft und bereute die Frage sofort wieder. Jenny bekam einen Lachkrampf, ließ sich aufs Bett fallen und kicherte hemmungslos. „Niemals, was willst du sagen, wenn sie beim Tanzen herausfallen?“, brachte sie mühsam hervor. Bei Evangeline Meadowes, die zwei Klassen über ihr war und so wie Bill nun ihren Abschluss in der Tasche hatte, würde genau das wahrscheinlich passieren. Es würde etwas herausfallen, aber keineswegs Taschentücher. Bei der drohten sogar die Schulblusen aus den Nähten zu platzen.


„Ich verstehe sowieso nicht, warum Billy ausgerechnet mich eingeladen hat, ihn zum Abschlussball zu begleiten. Ich werde die einzige aus unserem Jahrgang sein. Hast du Charlie neulich gehört? Er hat mich Schwägerin in Spe genannt und das gemacht …!“ Tonks machte Kalbsaugen und ahmte Kussgeräusche nach. Dann zuckte sie resignierend die Schultern und plumpste zu ihrer lachenden Freundin aufs Bett. Ein Jaulen ließ sie aufspringen. „Was ist das?“, japste sie und zog aus dem Ausschnitt ihren Zauberstab heraus. Für den war jedenfalls genug Platz, bei Evangeline würde das knapp werden. Ohne Zauberstab würde Tonks niemals außer Haus gehen. Sie hielt es wie ihr großes Vorbild Alastor Mad-Eye Moody: Immer wachsam!

„Das?“, erwiderte Jenny arglos. „Das ist doch nur Brutus! Also wirklich Tonks, du solltest dich mal auf Paranoia untersuchen lassen.“ Tonks musste sich zusammenreißen und die Ruhe bewahren, sonst würde ihr schönes leuchtendes Blondhaar in ein Feuerrot verwandelt werden und das biss sich natürlich mit dem Hellblau ihres Kleides. Jenny pulte derweil ihren kleinen Chihuahua aus der Bettdecke. „Hat sich die böse Nymphadora beinahe auf meinen kleinen Liebling gesetzt? Böse Nymphadora! Nicht wahr, mein Süßer? Wenn du mich fragst, Tonks, dann solltest du die Sache mit den Taschentüchern rasch wieder vergessen. Wenn es Bill darum ginge, was du in der Bluse hast, hätte er Evangeline gefragt.“

Daran war etwas Wahres, aber dass Jenny auch sofort an Evangeline gedacht hatte, störte sie. Sie langte nach den Handschuhen, um nicht weiter über Hogwarts Sexsymbol nachzudenken. Handschuhe, diese lächerlichen langen Dinger, die eigentlich gar nicht ihr Stil waren, brauche sie, meinte jedenfalls Jenny. Also quälte sie sich in diese Pellen rein. Etwas anderes waren sie nicht. Sicher, sie waren seidig und weich und vor allem kühl, aber dennoch fühlte sie sich in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Kein Wunder, dass die Damen stets den kleinen Finger abspreizten. Die Handschuhe verhinderten, dass sich der kleine Finger an die anderen anlehnte. Von wegen vornehm, dachte sie und zog eine Grimasse. Als sie sich wieder aufs Bett setzte, achtete sie sorgsam darauf, nicht wieder fast auf Big B zu landen. Der hatte sich mittlerweile auf Jennys Schoß gemütlich zusammengerollt und ließ sich kraulen.

„Bevor du mich jetzt schlägst, aber muss ich wirklich in diese doofen Schuhe?“

Jenny nickte und Tonks seufzte. Manchmal fragte sie sich, wie ein richtiges Mädchen wie Jenny mit einem Fast-Jungen wie sie es war, befreundet sein konnte und umgekehrt. Mühsam quälte sie sich in die weißen Pumps und stand vorsichtig auf. Noch klappte alles, sie stand. Solange sie nicht zu gehen brauchte, war das Risiko gering, zu fallen, umzuknicken oder zu stolpern. Natürlich müsste jemand sie die Treppe hinunter zum Gemeinschaftsraum tragen und dafür sorgen, dass Bill sie dann in den Tanzsaal trug. Sie würde sich auch ganz leicht machen.

„Nymphadora! Dein Date ist da!“, brüllte Ernest Abbott.

„Nenn' mich nicht Nymphadora, Oscar!“, schrie sie dem Kapitän der Quidditchmannschaft zu.
„Nenn' mich nicht Oscar!“, kam die erwartete Reaktion. Nur wenige wussten, worauf Tonks damit anspielte und auch Ernest hatte sie es erklären müssen. Nie was von Oscar Wilde gelesen und das, obwohl dich deine Eltern Ernest genannt haben? Keine Ahnung von ?The important of being Ernest'? Solltest du ändern!, hatte sie ihm irgendwann erklärt. Danach war dieses Wortgeplänkel ein Running-Gag zwischen den beiden geworden.
„Wünsch mir Glück, Jenny!“, forderte Tonks und stolperte zur Tür hinaus. Jenny kicherte und als Brutus mit arrogant erhobenem Haupt an ihr vorbeischritt, hasste sie diesen Hund. Warum musste ihr dieser Vierbeiner jetzt auch noch die eigene Tolpatschigkeit unter die Nase reiben.
„Viel Glück, Tonks! Und blamiere uns Fünftklässlerinnen nicht. Hab Spaß und tu nichts, was ich nicht auch tun würde, mein Schatz!“
Jenny drückte sie und Nymphadora stöckelte die Treppe hinunter. Es kam, wie es kommen musste, sie blieb mit dem Absatz an der letzten Stufe hängen und stolperte in den Gemeinschaftsraum direkt vor Bills Füße.

„Hallo Bill“, quietschte sie, hangelte sich an seinem Arm wieder in eine aufrechte Position und senkte prompt den Blick. Nie in ihrem Leben war sie so nervös gewesen wie in diesem Moment. Na gut, wenn Severus Snape, dieser schwer zu durchschauende junge Professor für Zaubertränke ihre Mischereien mit spöttisch hochgezogener Braue begutachtete, war sie ähnlich nervös. Doch war es mit dieser Situation nicht zu vergleichen. Jetzt tat ihr Magen weh, sie glaubte sich sofort übergeben zu müssen und fragte sich, wie das Atmen doch gleich funktionierte. Bill, oh, sie hatte sich Bill Weasley als Begleiter geangelt. Ausgerechnet den Quidditch-Helden aus Gryffindor, diesen Rebellen. William Weasley hatte langes Haar und einen Ohrring. Er war der Schwarm der ganzen Schule und der Alptraum ihrer Mutter.
Diesen Punker schleppst du mich nicht an!, hatte sie ihr durch einen Heuler in den Gemeinschaftsraum ausrichten lassen. Tonks hatte gegen Bill im ersten Spiel der Saison gespielt. Wie immer war sie die Sache zu enthusiastisch angegangen und war samt Quaffel in ihn hineingeflogen. Sie hatte den Besen verloren, war auf seinem Schoß gelandet, hatte ihn mit großen Augen angesehen und trotz Panik den Quaffel locker aus dem Handgelenk durch den mittleren Ring geworfen. Danach war sie von dem perplexen Bill abgerückt und von seinem Besen gefallen. Es war wirklich ein Unfall gewesen, auch wenn die Mädchen aus der Siebenten ihr unterstellten, es absichtlich getan zu haben. Bill hatte sich nach dem Quidditchspiel ganz reizend um sie gekümmert, sie in der Krankenstation besucht und sogar Blumen mitgebracht. Als sie wieder gesund war, hatte sie nicht glauben können, dass er sich mit ihr treffen wollte. Auch den Valentinstag hatte er mit ihr verbracht. Es war ein Desaster gewesen, das mit heißem Kakao auf Bills Hose geendet hatte und einem Dutzend Entschuldigungen von ihrer Seite. Sie hatte erwartet, dass er nun nichts mehr mit ihr würde zu tun haben wollen, doch sollte sie sich irren.

„Hallo Dora, du siehst bezaubernd aus“, begrüßte er sie. Sie konnte nicht anders, sie kicherte albern und verschluckte sich fast dabei. Sie hustete und die Tränen schossen ihr in die Augen. Hektisch kramte in ihrer Abendtasche nach einem Taschentuch, zog es hervor und trocknete sich die Augen, so wie Jenny es ihr gezeigt hatte. Nur ganz vorsichtig, um ja nicht das Make-up zu verwischen.

Bill tätschelte ihr den Rücken. „Geht es?“, fragte er fürsorglich. Sie nickte und straffte die Schultern, dann ließ sie sie wieder sinken, als sie bemerkte, wohin Bills Blick ging und dass er die Augenbrauen leicht runzelte. Tonks wurde rot. So hatte es kommen müssen. Ihm missfiel, was er sah. Wie von selbst huschte ihre Hand aufs Dekolletee und lenkte damit erst recht seine Aufmerksamkeit auf ihren Ausschnitt. „Du … du trägt ein Kleid.“

Tonks nickte und warf der kichernden Jenny einen bitterbösen Blick zu.

„Es ist hellblau.“

Tonks nickte wieder und sank weiter in sich zusammen. Warum fiel ihr denn nichts Gescheites ein? Sie war doch sonst so schlagfertig! Das musste an diesem verdammten Kleid liegen. Das verhaltene Tuscheln und Kichern der Paare, die auch zum Abschlussball gingen, raubte ihr den letzten Funken Selbstbewusstsein. Bills Hand griff nach ihrer und riss sie so aus ihren Gedanken. Tonks folgte ihm wie eine Schlafwandlerin in einem Tross aus Pärchen. Sie fühlte sich beobachtet und richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf Bill, um den Impuls, einfach so wegzulaufen, zu unterdrücken. Sie konnte kaum die Augen von ihm abwenden. Er war groß und schlank, schlaksig würde ihre Mutter ihn nennen, aber die hatte ihn ja auch noch nie ohne Hemd gesehen. Ihre langweilige Mutter hatte keine Vorstellung davon, wie drahtig und sehnig dieser Körper war.
Dabei war es reiner Zufall gewesen, dass sie Bill mit freiem Oberkörper gesehen hatte. Schließlich hatte es lediglich in Strömen geregnet und sie hatte - im Gegensatz zu ihm - einen Schirm dabei gehabt. Es war wirklich nicht ihre Schuld gewesen, dass er unter dem Baum Schutz gesucht hatte, unter den sie rannte und wo sie, ohne sich umzusehen, den Schirm von seiner triefenden Nässe befreite. Bill war nach dieser Aktion natürlich gänzlich durchnässt gewesen. Ihr waren die entschuldigenden Worte nur so aus dem Mund gesprudelt und was hatte er getan? Er hatte lachend das Hemd über den Kopf gezogen, sich das Gesicht damit getrocknet und es ausgewrungen. Zwei Tage später war sie dann samt Quaffel in ihn hineingeflogen und hatte, ohne es zu ahnen, eine Eroberung gemacht, um die sie halb Hogwarts beneidete. Sie, die damals noch vierzehnjährige Zufallsjägerin aus Hufflepuff, hatte den Star der Gryffindor'schen Quidditchmannschaft am Haken zappeln.

Sie brachten den Weg zum Ballsaal gut hinter sich - ohne Unfall - betraten die Große Halle und Tonks nickte tapfer, wenn sie gegrüßt wurden. Sie hielt sich gerade, doch gleichzeitig klammerte sie sich zitternd an Bills Arm. Evangeline war, was sie nicht gewusst hatte, von Ernest eingeladen worden. Die beiden schwebten gerade an ihnen vorbei und Nymphadora starrte auf das ausladende Dekolletee der Siebzehnjährigen. Es war tief ausgeschnitten, perfekt gewölbt und traumhaft schön. Dass der Stoff einfach so hielt, war ihr ein Rätsel. Neid machte sich Tonks breit. Sicher, beim Quidditchspielen war eine große Oberweite eher hinderlich, doch für dieses doofe Kleid brauchte man einfach einen Busen; dann hätte sie auch auf diese lächerliche Spitze verzichten können, die sie wie ein jungfräulicher Backfisch wirken ließ. Sicher, sie war einer, doch das war nicht der Punkt.
Tonks zupfte an dem Ausschnitt herum und nestelte kurze Zeit später an der Seitennaht. Dieser Stoff kratzte und außerdem waren Kleider wie dieses viel zu luftig im Schritt. Wie konnten die Frauen das nur auf Dauer aushalten? Sicher, die Schulröcke trug sie auch, aber die saßen anders. Hier hatte sie jeden Moment das Gefühl, der weiche Stoff könne hochflattern und einen Blick auf ihre Unterwäsche freigeben.

Unbemerkt hatte sich Professor Vektor, die strenge grauhaarige Arithmantik-Professorin, zu Bill gesellt und unterhielt sich mit ihm.

„Sie wollen also wirklich eine Karriere bei Gringotts anstreben? Das wird Ihnen unter Umständen nicht sehr leicht gemacht werden. Kobolde haben eine instinktive Abneigung gegen Menschen, die ihre Nase in ihre Angelegenheiten stecken.“

Tonks schaltete ab. Sie interessierte sich zwar für Bills Zukunftspläne, doch von Gringotts hatte sie so viel Ahnung wie Mad-Eye Moody vom Stricken.

Als Bill sie nach einer Weile auf die Tanzfläche schleppte und sie eng an sich presste, war Tonks Aufmerksamkeit wieder geweckt. Sie lächelte ihn an und freute sich über das leichte Funkeln, das ihr Lächeln in seinen Augen hervorrief. Er roch fantastisch. So unsagbar … männlich. Männlich war das Wort, das ihr als erstes einfiel. Er war so viel mehr als sie. Als ihr bewusst wurde, was sie dachte, trat sie ihm auf den Fuß und entschuldigte wortreich.

„Meinetwegen hättest du kein Kleid anzuziehen brauchen und Make-up hast du doch auch nicht nötig“, hörte Tonks ihn ernst sagen. Sie fixierte seine Brust und ließ sich von ihm führen. Warum sagte er das?

„Ich mag dich so, wie du bist, Dora!“, stellte Bill leise mit eindeutiger Missbilligung in der Stimme fest. „Meinetwegen musst du dich nicht ändern! Du fühlst dich unwohl. Das sehe ich doch. Und wenn du dich unwohl fühlst, fühle ich mich auch nicht wohl!“ Tonks' Kinn sank noch tiefer auf ihre Brust und sie könnte förmlich spüren, wie die Spitzen ihrer Igelfrisur sich kräuselten und glaubte sogar zu wissen, dass sie einen Hauch von Zinnober aufwiesen.

„Wenn ich eines von diesen Modepüppchen hätte haben wollen, hätte ich Evangeline aus Ravenclaw gefragt und sie nicht Ernest überlassen. Oder ich hätte deine Freundin Jenny gefragt, aber nicht dich, Nymphadora.“

Als Tonks nun auch noch diesen verhassten Namen hörte, war es um ihre Ruhe, Schüchternheit und Selbstbeherrschung geschehen. „Nenn' mich nicht, Nymphadora, William!“, fauchte sie ihn an und entwand sich seinem Griff. In dem Moment verstummte die Musik. Sie nahm zwar wahr, dass sich alle Aufmerksamkeit auf sie richtete, doch es war zu spät. Ihr Temperament war entfacht und so ohne Weiteres ließ sich eine Black, und das war sie ja zur Hälfte, nicht wieder beruhigen. Er langte nach ihrem Handgelenk und sah sich entschuldigend nach allen Seiten um. Das reizte Tonks noch mehr. Er schämte sich ihrer! Das tat weh!
„Du schämst dich meiner?“, rief sie.
„Warum hast du dann nicht sie gefragt!“, schimpfte sie weiter, zeigte auf Evangeline und riss sich endgültig los. Ihre Augen brannten von Tränen. Sie rammte ihm beide Hände gegen die Brust. Bill fiel auf den Hintern. Sein verblüffter Gesichtsausdruck und das Räuspern um sie herum, störten sie nicht. Er wollte mit Evangeline gehen, also sollte er auch. Es war ihr ja von vornherein klar gewesen, es konnte nur ein Missverständnis gewesen sein, als er sie gefragt hatte.

„Gib es zu!“, schniefte sie. „Du magst Evangeline lieber als mich, weil sie größere Brüste hat. Sie hat wenigstens welche. Ich bin wie ein Junge. Ich spiele Quidditch, habe laufend Unfälle und hasse Kleider. Kein Wunder, dass du lieber sie willst!“

Tonks raffte ihren Rock, rannte aus dem Saal und sah noch aus dem Augenwinkel, wie Big B mit hellblauem Schondeckchen in den Saal stolzierte. Hinter sich hörte Tonks verhaltendes Lachen, das kurz darauf von der wieder einsetzenden Musik übertönt wurde. Tränen liefen über ihre Wangen. Für so einen Idioten hatte sie sich in ein Kleid gezwängt, hatte lächerliche Handschuhe angezogen und sich in diese doofen Schuhe gequetscht. Prompt knickte sie um. Fluchend zog sie die Schuhe aus und rannte, einen in jeder Hand haltend ziellos durch die Gänge der Schule. Das Make-up brannte mittlerweile in den Augen. Sie wischte sich mit den weißen Seidenhandschuhen übers Gesicht. Es war ihr egal, dass sich Mascara, Lippenstift und Puder auf dem Stoff verewigten. Sie prallte gegen etwas Weiches und ohne darauf zu achten, gegen wen sie gelaufen war, ließ sie die Schuhe fallen und weinte hemmungslos. Warme Hände fassten sie sanft bei den Schultern und gaben ihr den Trost, den sie gerade brauchte. Ihr von Tränen verschleierter Blick ließ sie den Besitzer dieser Hände nicht erkennen. Willenlos ließ sich sie von ihm in eine Nische schieben, sank gegen seine Brust und weinte weiter.

„Und da …“, stotterte sie, „und da hat Jenny gesagt, dass man auf solchen Bällen eben so ein Kleid tragen muss. Ich wäre viel lieber in rot oder schwarz gegangen, in Hosenrock oder Lederjacke oder Hosen … aber nicht in Hellblau!“ Unaufgefordert wurde ihr ein Taschentuch gereicht. Sie schnäuzte sich geräuschvoll und redete weiter. „Babyblau und dann hat er gesagt, er wäre lieber mit Evangeline gegangen. Klar, sie hat einen Busen und ich nicht. Und dann … ich hasse Bälle. Ich spiele lieber Quidditch und renne barfuß über die Wiese oder jage Gnome im Garten der Eltern. Aber ich …“

„Ich will nicht mit Evangeline zum Ball gehen und ich wollte es auch nie. Ich wollte immer nur mit dir zusammensein, nachdem du mich mit deinem Regenschirm nass gespritzt hast.“

Tonks schrie auf, wich einen Schritt zurück und stieß mit dem Rücken gegen die Wand. Sie blinzelte und richtig: Sie sah sich einem zerknirscht wirkenden William Weasley gegenüber, der gerade die Hände tief in seinen Hosentaschen vergrub und auf den Fußballen auf und ab wippte. Sie wollte die Nische verlassen, doch Bill fuhr fort: „Warum glaubst du eigentlich, dass ich mit ihr zum Ball habe gehen wollen? Nur weil ich dir gesagt habe, dass ich es nicht mag, wenn du dich meinetwegen änderst? Du warst so anders und nicht meine chaotische kleine Dora, die auf jede Frage eine kesse Antwort und auf jede Frechheit einen cleveren Konter hatte. Ich will mit dir diesen Abend verbringen und nicht mit einer Evangeline. Ich mochte dein violettes Haar, es hat sich so herrlich mit meinem roten gebissen. Ich wollte an diesem Abend Spaß haben und mit dir habe ich Spaß.“

„Aber ich bin …“

„Du bist witzig und ich mag dich. Du siehst Bill in mir und nicht einen Quidditchspieler oder den schönen William. Ja, ich weiß, dass die Jungen aus Hufflepuff mich so nennen. Du verbringst Zeit mit mir, weil du mich magst und nicht, weil ich beliebt bin.“

Tonks legte den Kopf schräg und betrachtete Bill. Er war zweieinhalb Jahre älter als sie. Er war volljährig und sie erst 15. Er würde im nächsten Monat mit dem Leben eines Erwachsenen beginnen, während sie im nächsten Monat in die Ferien fuhr. Er wusste, was er werden wollte: kein Profi-Quidditch-Spieler, sondern Fluchbrecher für Gringotts. Das hatte er ihr erzählt, während sie noch nicht einmal wusste, welche Kurse sie im nächsten Schuljahr würde belegen müssen, um als Auror arbeiten zu können. Er war der einzige, der ihren großen Traum kannte, mit Mad-Eye Moody auf Schwarzmagierjagd zu gehen. Sie wussten so viel voneinander. Das wurde ihr erst jetzt bewusst.

Sie stieß sich von der Wand ab und trat auf Bill zu. Sein weißes Hemd war zerknittert, hatte Tränenflecken und Make-up-Spuren, an ein Zurückkehren in den Ballsaal war nicht zu denken.

„Warum sieht niemand, was für ein lieber Mensch du bist“, flüsterte sie. Bill schloss die Augen und schmunzelte. Er hatte diese Art an sich den rechten Mundwinkel etwas nach oben zu ziehen und dabei leicht zu schnaufen. Es hatte etwas Liebenswertes, wie Tonks fand.

„Genau das habe ich da drinnen“ - er deutete mit dem Kinn in Richtung Große Halle - „vermisst. Du bist direkt und hast keine Scheu davor, die Dinge beim Namen zu nennen. Die anderen Mädchen, sie reden mir nach dem Mund, lachen über meine Witze, dabei kann ich gar keine erzählen. George und Fred sind die Witzbolde in unserer Familie. Charlie ist der Kluge, ich der Sportliche, Percy der Belesene, Ron … es ist schwer einzuschätzen, was er einmal sein wird und Ginny ist unsere Prinzessin“, plapperte er.

Tonks nickte. Sie trat noch einen Schritt näher und schaute scheu zu ihm auf. Er war so wunderschön und … nervös. Noch nie hatte sie ihn wirklich nervös erlebt, aufgeregt ja, wenn es auf das Spielfeld ging, doch nervös? Aufmerksam musterte sie sein Gesicht. Sein linker Nasenflügel zuckte leicht und seine Brauen schoben sich etwas über der Nasenwurzel zusammen. Dann blinzelte er und sah ihr direkt in die Augen. Niemals hätte Tonks gedacht, dass es stimmte, was in den Liebesromanen stand, die Jenny von ihrer Muggelgroßmutter mitbrachte. Herzen konnten eine Sprung machen, Herzen konnte einem bis zum Hals schlagen und in einem Magen konnte ein ganzer Schwarm Schmetterlinge flattern, ohne unter Platzmangel zu leiden, sogar die Erde konnte sich schneller drehen. All das fühlte sie in diesem Moment.

„Sieh mich bitte nicht so an, Dora“, flüsterte Bill. Er legte einen Arm um ihre Taille und zog sie an sich.

„Wie sehe ich dich denn an?“, fragte Tonks heiser. Sie hatte absolut keine Ahnung, was in Bill vorging. Sie verstand ja nicht einmal, was sich in ihrem Inneren abspielte. Sie wusste nur, dass dies ein ganz besonderer Moment war, den sie festhalten wollte, den sie sich einprägen musste, um ihn immer und immer wieder neu erleben zu können.

„So unschuldig verführerisch“, flüsterte er. Instinktiv schloss Tonks die Augen und reckte ihr Kinn erwartungsvoll nach oben. Er würde sie küssen, er würde sie küssen und dann … Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Seine Lippen waren warm und weich. Sie waren so, wie Tonks sie sich in all ihren Träumen vorgestellt hatte. Sie öffnete die Augen und blinzelte verwirrt. Wie von selbst stahl sich ihre Hand aus seiner Umarmung. Ihre Fingerspitzen tasteten erst nach ihren Lippen, dann nach seinen. Er küsste ihren Daumen. Sie zuckte erschreckt zurück. Was machte er nur mit ihr?

Bill umarmte sie fester und vergrub seine Nase in die Kuhle zwischen Hals und Schulter. „Es tut mir so leid, Dora“, flüsterte er. Tonks verkrampfte sich. Wieso und vor allem was tat ihm denn leid? Verwirrt streichelte sie über seinen Rücken bis zum Hosenbund. Ob sie es wagen konnte weiter zu gehen? In den Liebesromanen, machten die Damen so etwas nicht, da lag die Initiative bei den Herren. Tonks wartete und richtig. Sie spürte Bills Zunge auf der Haut und keuchte. Anders als zuvor reagierte er nicht darauf, sondern liebkoste weiter ihren Hals. Er verteilte so sanfte federleichte Küssen, dass ihre Beine zu versagen drohten. Das war einfach zu viel. Ihr Herz schlug so schnell, als wäre sie zehn Runden um den Hogwartssee gelaufen. Sie bekam kaum Luft. Ihre Umgebung verlor jegliche Schärfe, so sehr umnebelten diese neuen Gefühle ihren Verstand.

„Bill“, flüsterte sie. „Billy“, wisperte sie. „William“, hauchte sie. Als er seine Hand über ihren Po gleiten ließ, schloss sie die Augen. Sie wollte vor der streichelnden Hand fliehen und drängte ihren Körper nach vorne und riss entsetzt die Augen auf. „William!“, keuchte sie. In ihrer Stimme musste Panik mitgeschwungen haben, denn ihr Begleiter hielt in seinem Tun inne. Besorgt nahm er ihr Gesicht zwischen die Hände und drückte ihr einen Kuss auf die Nase. „Verzeih, wir machen nichts, was du nicht auch willst.“

Tonks nickte lächelnd. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte ihre Lippen auf seine. „Danke, William“, flüsterte sie. Sie schlenderten Hand in Hand durch die Flure Hogwarts, schwiegen und fanden sich auf dem Quidditchfeld wieder. Sie setzten sich auf die Tribüne, nach ganz oben und betrachteten die Sterne. Bill streichelte ihre Schulter und sie schmiegte sich eng an ihn. Er küsste sie nicht noch einmal, sondern redete über die Sterne, seine Wünsche und Hoffnungen. Sie konnte sich die Sehnsucht in ihrem Herzen nicht erklären. Sie verstand auch die Leere, die sich in ihrem Magen breit machte, nicht wirklich. Nur ihr Instinkt sagte ihr, dass Bill sich wie ein wahrer Gentleman verhielt und ihre Unwissenheit bei ihm in guten Händen war.

* * * * *

Heute, nachdem so viele Jahre ins Land gegangen sind, frage ich mich, ob ich bedauere, damals nicht mit ihm geschlafen zu haben. Monate später wusste ich, worauf er es in dieser Nacht abgesehen hatte und erkannte, wie sehr er sich hatte zusammenreißen müssen. Aber ich weiß auch, dass es damals die richtige Entscheidung war, denn wir sind nach wie vor gute Freunde, um nicht zu sagen die besten. Er wird morgen heiraten. Wenn seine zukünftige Frau wüsste, dass ich den Ring, den sie ihr Leben lang tragen wird, ausgesucht habe, würde sie sehr zornig werden. Sie hat ein feuriges Temperament. Doch ich bin sehr froh, dass William nicht Evangeline Meadowes heiratet, denn dann würde morgen mein Herz brechen. Mit Fleur kann ich leben. Aber ich muss sie ja nicht mögen.


~ Ende ~


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