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Fanfiction

Von Misteln und Stechpalmen - Von Misteln und Stechpalmen

von Eosphoros

Es war der erste Advent und anders als in den Jahren zuvor, lag das Land um Hogwarts bereits in tiefem Winterschlaf. Viel zu früh waren die weißen Flocken über Schottland und England, ja über das gesamte Königreich, hereingebrochen. Mit solch tiefen Temperaturen hatte niemand gerechnet und schon gar nicht der junge Mann, dessen abgetragener Umhang ihn kaum vor der Kälte zu schützen schien. Fasziniert starrte er auf seinen Atem; auf Wölkchen, die rasch in den Himmel stiegen.

„Severus?“

Sie konnte es nicht sein. Sie nannte ihn nie Severus. Nicht einmal, wenn sie böse auf ihn war. Sie sagte dann Snape, wie alle anderen, die ihn hassten, fürchteten oder verabscheuten. Sie sagte Sev, wenn sie nett zu ihm war. Aber niemals Severus. Dennoch war sie es.

„Hast du dich jemals gefragt, wie dieser plötzliche Winter über uns kommen konnte?“, begann er leise. Diese Frage war natürlich spitzfindig und doppeldeutig, er stellte niemals banale Fragen. Sie würde wissen, was er meinte. Der Schnee knirschte unter ihren Schritten.

„Diese … Kälte?“ Sie stand direkt hinter ihm. Ihre Stimme klang nah und dennoch gedämpft. Er wusste, dass sie einen Schal um sich geschlungen haben musste, sodass lediglich Nase und Augen frei waren. Es war kein Wunder, dass sie so gedämpft sprach. „Sie begann mit deinem Verrat!“

„Verrat?“ Er war zu verblüfft, um beleidigt zu sein. „Ich habe keinen Verrat begangen.“ Er starrte stur auf den zugefrorenen See. Der See war tatsächlich schon eine einzige Eisfläche, zu dünn um darauf Schlittschuh zu laufen, zu dick, um Steine hineinzuwerfen.

„Du hast unsere Freundschaft verraten“, war die traurige Antwort.

Severus schluckte und schwieg. Er hatte sich nichts vorzuwerfen. Sie hatte zuerst gegen ihre Freundschaft gehandelt. Sie hatte die falschen Freunde, nicht er. Sie hing mit dieser Potterbande zusammen und man munkelte, dass sie und James Potter ein Paar waren. Er verschloss die Augen und Ohren vor solchen Gerüchten und schuf eine Barriere um sein geschundenes Herz. Er konnte sie beleidigen, links liegen lassen, ihre Existenz leugen, ohne dass er mehr als einen dumpfen Schmerz fühlen würde. Und dennoch … Er würde sie mit seinem Leben verteidigen, zu jeder Zeit, egal in welcher Situation. Würde sie das auch tun? Das alles wollte er ihr sagen, aber er schwieg.

„Es ist schön, dass du gekommen bist, Sev.“ Er atmete auf. Sie nannte ihn Sev, also mochte sie ihn nach wie vor. „Du hast den Winter immer gemocht“, fuhr sie fort. Sie trat direkt neben ihn und aus den Augenwinkeln sah er, dass sie leicht ihren Kopf hob und die kalte klare Luft einsog.

Er nickte und wagte es nicht, sich ihr vollends zuzuwenden. Bei seinem Glück würde sie wie ein Trugbild verschwinden und er wäre allein mit seinen Gedanken.

„Fragen sich deine Freunde nicht, wo du steckst?“

Lily gab ein spöttisches Schnauben von sich. „Ich bin eine selbständige Frau und habe ein Recht darauf, den ersten Advent so zu verbringen, wie ich es für richtig halte.“

Severus verzog die Lippen innerlich amüsiert.
„So so, und ich bin deine Wahl. Ich fühle mich geschmeichelt, Miss Evans.“ Sie knuffte ihn und er verzog einen Mundwinkel. Näher würde er einem Lächeln nie kommen. Er hatte es aufgegeben. Severus Snape war einfach nicht der Typ, der lächelte. „Der Winter“, philosophierte er, „ist die einzige Jahreszeit, der man trauen kann, Miss Evans. Sie belügt niemanden, ist unverfälscht, man möchte sagen, reinigend. Sie gaukelt niemandem ein Grünen und Blühen und Duften und Sprießen vor, das ohnehin nicht von Dauer sein wird. Der Winter zeigt dem Menschen die letzte Konsequenz im Leben, das Ende, das Sterben, das Vergehen.“

Schweigen legte sich nach seiner deprimierten Antwort über sie. Dem hatte sie nichts entgegenzusetzen. In Severus machte sich ein leichtes Triumphgefühl breit. Sie hatte auf jede Frage eine Antwort, mehr oder weniger. Und er hatte es geschafft, ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen. Das rechtfertigte jede Form von Triumph. Doch dieses Gefühl verging so rasch, wie es gekommen war. Er wurde nervös. Hatte er sie verärgert? Als der Schnee erneut unter Schritten knirschte, schloss er die Augen. Sie ging. Das hatte er nicht gewollt. Er wagte es nicht, sich umzudrehen, denn er wusste, dass sie nicht mehr da war. Als er die ersten Schneeflocken auf seinen Wangen und seiner Nase spürte, fühlte er sich einsamer denn je. Selbst das Geräusch der leise rieselnden Flocken hatte nichts Tröstliches an sich. Er öffnete die Augen und erschrak. Er starrte auf einen dunkelgrünen Zweig mit Stacheln und roten Beeren, den Lily ihm lächelnd vor die Nase hielt. Zumindest glaubte er, dass sie lächelte. Sie hatte den Schal zwar unters Kinn geschoben, doch steckte ein Finger in ihrem Mund, an dem sie kräftig saugte. Den Handschuh hielt sie in der gleichen Hand. Sie gab ein komisches Bild ab, doch reizte es Severus nicht zum Lachen.

„Nicht alles vergeht“, nuschelte sie, zog den Finger aus dem Mund und wiederholte, „nicht alles vergeht, Sev. Nicht alles wird grau und stirbt. Wenn du die Augen aufmachst, wirst du überall Leben und Farben sehen. Die alten Völker nannten es Wiedererwachen und Lebenszyklus: Geboren werden - Leben - Sterben - Wiedergeboren werden.“

„Lily“ - er nahm ihr den Zweig ab und zog spöttisch eine Augenbraue hoch - „das ist eine Stechpalme.“

„Du besitzt eine fabelhafte Beobachtungsgabe.“

„Du hast dieses stachlige Dingens abgebrochen?“

„Und diese stichhaltige Argumentationsweise. Unwiderlegbare Logik.“

„Das Ding sticht!“

„Was du nicht sagst.“

„Du willst mir doch nicht ernsthaft eine Stechpalme als Beispiel für Leben im Winter geben?“

Lily lachte auf und zog sich den Handschuh wieder über, während sie meinte: „So weit ich das sehe, habe ich genau das getan.“

Severus war verblüfft. Sicher, Lily war eine schlagfertige Person, doch mit seiner eigenen Dosis Sarkasmus ausgebootet zu werden, war ein neues Gefühl für ihn.

„Schau dich um“, fuhr sie scheinbar unbeeindruckt von seiner Verblüffung fort. „Hast du auf deinem Weg in den Wald nicht die vielen Spuren gesehen? Bist du nicht an Efeu umrankten Bäumen vorbeigekommen? Hast du die roten Beeren der Stechpalme ignoriert und Robins rote Kehle nicht gesehen? Sind dir die Blaumeisen nicht aufgefallen? Sev, woran hast du gedacht, als du in den Wald gekommen bist?“

Severus schluckte und starrte auf das kleine unsauber abgebrochene Zweiglein in seinen Händen. Es sah schön aus mit seinen dunkelgrünen ledrigen Blättern und den roten Beeren. Er sah vom Zweiglein zu Lily und wieder zurück. Er hatte zwei Möglichkeiten, entweder gestand er ihr, dass er nur an sie gedacht hatte oder aber er lenkte vom Thema ab. „Aber es sticht“, maulte er. Die Entscheidung war gefallen.

Lily seufzte theatralisch. „Hach, du bist abscheulich!“
Sie drehte sich um und stapfte in Richtung Schloss. Sie ging jedoch nicht weit, sondern blieb beim ersten kleinen Bäumchen stehen und wartete. Mädchen, die so dastanden, hofften darauf, dass Mann ihnen folgte. Lucius Malfoy hatte ihm das erzählt.

„Ich bin nur prosaisch, Lily, nicht abscheulich. Nur prosaisch“, neckte er sie. So weit würde er sich nicht bloßstellen und ihr folgen.

„Es schneit viel zu früh in diesem Jahr“, wechselte sie das Thema. „Ich glaube, uns stehen harte Zeiten bevor.“

Severus ignorierte ihre düstere Ahnung. Bis eben hatte sie gelacht und Spaß gemacht. Spontan steckte er sich den Stechpalmenzweig an den Kragen, bückte sich, griff in den Schnee und formte einen Schneeball. Er warf und … erstarrte.

Er starrte entsetzt auf das, was er angerichtet hatte. Sicher, er war geschickt im Umgang mit dem Zauberstab; dort traf er immer sein Ziel. Doch wenn es um das normale Zielen und Treffen ging, traf er nicht einmal den äußeren Rand einer Zielscheibe, geschweige denn die Wand, an der diese befestigt war. Er hatte Lilys Rücken treffen wollen, doch der Schneeball war einen guten Meter an ihr vorbei geflogen und hatte statt ihrer den Stamm des kleinen Baumes getroffen. Hätte er auf diesen gezielt, wäre es ein sensationeller Wurf gewesen, so jedoch nur ein schrecklicher Unfall. Durch die Erschütterung hatten sich die weißen Häubchen auf den biegsamen Zweigen und Ästen des Bäumchens gelöst und waren auf Lily niedergeprasselt.

Angewurzelt stand sie im Schnee und keuchte. Severus rannte auf sie zu, zog bereits im Laufen sein Taschentuch aus dem Umhang, um sie zu trösten, denn bestimmt weinte sie. Als sie das letzte Mal im Schnee gestanden hatte, hatte sie geweint. Nun gut, dass er ihren Schneemann kaputt gemacht hatte, mochte ein Grund gewesen sein.

Jedenfalls kamen ihr immer die Tränen, wenn sie unter Schock stand und diese unfreiwillige Dusche musste doch einen solchen bei ihr ausgelöst haben.

„Um Salazars Willen, das wollte ich nicht, Lily! Es tut mir leid!“

Doch Lily lachte und kicherte. Vorsichtig verzog er seine Lippen zu einem Lächeln, zumindest hob er einen Mundwinkel. Ihm wurde warm ums Herz. Ihre grünen Augen blitzten vergnügt und am liebsten hätte er ihr in diesem Augenblick doch gestanden, wie sehr er sie verehrte. Von Liebe sprach er nicht und wagte auch nicht an Liebe zu denken. Severus half ihr, den Schnee von Mantel und Mütze zu klopfen.

„Du hast …“, japste sie vor Lachen.

„… schrecklich gezielt, ich weiß.“

„Ja, das auch, aber schau nach oben!“, forderte sie ihn auf und klang mit einem Mal sehr ernst.

Severus tat ihr den Gefallen und erstarrte erneut. Direkt über ihnen prangte ein kleiner Mistelbusch. So klein und jung das Bäumchen, das er freigelegt hatte, auch war, hatten es die Misteln, diese elenden symbolträchtigen Parasiten, bereits besiedelt. Er schluckte trocken und fühlte, wie die Wärme in seine Wangen stieg. Es wäre auch zu schön gewesen, wenn sich diese lediglich in seinem Herzen verbarrikadiert hätte. Nein, sie wagte den Ausfall und setzte sich in seinen Wangen und sogar in seinen Ohren fest.

„Ich glaube, es bringt Unglück, wenn wir der Tradition nicht folgen, oder?“, flüsterte Lily.

Severus wollte eigentlich den Kopf schütteln. Er glaubte weder an Prophezeiungen, dunkle Vorahnung oder Schicksal noch war er abergläubisch oder sehr traditionsbewusst. Stattdessen nickte er nur.

„Dann sollten wir es wohl einfach tun, oder?“, fragte sie weiter. Ihre Stimme klang heiser und von ihrer sonst so sicheren Art war nichts mehr zu spüren. Selbst der Sarkasmus hatte sie verlassen.

Severus beugte sich hinüber. Ihr warmer Atem strich über seine Nase. Er schluckte. Er hatte sich immer gewünscht, sie zu küssen. Endlich berührten sich ihre Lippen, sanft, vorsichtig und sehr zart. Der Kuss dauerte nicht lange, doch es war immerhin ein Kuss.

Einen Moment sah Lily ihm in die Augen. Ein seltsamer Ausdruck trat in dieses herrliche Grün. Sie weiß es, schoss es ihm durch Kopf. Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Severus zuckte zusammen, als ihre behandschuhte Hand seine Wange berührte und Lily leise flüsterte: „Fröhlichen ersten Advent, Sev. Es tut mir leid.“

Dann drehte sie sich um und rannte zum Schloss hinauf. Severus blieb wie paralysiert im Schnee stehen und erwachte erst aus seiner Erstarrung, als Hagrid ihm die schwere Hand auf die Schultern legte und in seine Hütte dirigierte. Verwundert stellte er fest, dass die Dämmerung bereits eingesetzt hatte; es schneite nicht länger und die ersten Sterne offenbarten sich am Firmament. Er musste Stunden unten am See im Schnee unter dem Mistelbusch gestanden haben, bevor Hagrid ihn fand.

Dieser Abend war der erste und einzige, an dem Severus Snape glücklich und zufrieden war mit jemandem über Lily Evans und seine hoffnungslose Liebe zu ihr zu reden. Es war ihm egal, dass es Rubeus Hagrid war und es war ihm egal, ob er sich vor diesem einfachen Mann lächerlich machte oder nicht. Danach verschloss er Lily Evans tief in seinem Herzen, wie ein kostbares Kleinod beschützt und vor unrechtmäßigem Zugriff bewahrt. Niemals vergaß er diesen ersten und einzigen Kuss, der er mit ihr geteilt hatte.



~ Ende ~


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Selbst Muggel wie wir sollten diesen freudigen, freudigen Tag feiern! Jenen nämlich, da sich der Londoner Verlag Bloomsbury entschloss, die Manuskripte der britischen Autorin Joanne K. Rowling zum Druck anzunehmen und sie der breiten, nichtmagischen Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Susanne Gaschke, Die Zeit