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Fanfiction

Ein Weihnachtsabend unter Freunden - Ein Weihnachtsabend unter Freunden

von Eosphoros

Es war spĂ€t geworden und Hermione hatte alle MĂŒhe die vier Treppen zu ihrer kleinen Wohnung hinaufzusteigen. Sie hatte die Zeit vollkommen vergessen und sich in der Bibliothek regelrecht festgelesen, bis die Bibliothekarin ihr rigoros das Buch aus der Hand genommen, ein Lesezeichen hineingeschoben und es ins Vormerkregal gestellt hatte.

„Miss Granger, heute ist der Weihnachtsabend. Warum gehen Sie nicht nach Hause und schmĂŒcken den Baum oder besuchen eine Weihnachtsfeier oder tun, was Ihnen gefĂ€llt?”

Hermione war rot angelaufen und hatte entschuldigend genickt. Die grauhaarige Dame hatte natĂŒrlich eine Familie, die auf sie wartete, und so konnte sie ihr nicht böse sein, dass sie von ihr so nachdrĂŒcklich hinauskomplimentiert worden war. Sie hatte Weihnachten vollstĂ€ndig aus ihren Gedanken gestrichen und das aus gutem Grund. Seit einigen Wochen war sie wieder Single. Und ihr stand nun einmal nicht der Sinn nach Weihnachten und all der GemĂŒtlichkeit, die damit zusammenhing.

So war ihr der Weg nach Hause nie so weit und so einsam erschienen wie an diesem spĂ€ten Nachmittag. Sie war mit gesenktem Blick durch die Einkaufsstraßen gelaufen, hatte die vielen Lichter, Weihnachtsdekorationen und Tannen ignoriert. Es hatte einem Spießrutenlauf geglichen und stĂ€ndig nagte der Gedanke an ihr, dass sie eine leere Wohnung betreten wĂŒrde, wenn sie nach Hause kam. London strotzte stets nur so vor Leben und vor hektischer GeschĂ€ftigkeit, doch am Weihnachtsabend erreichte diese Hektik ihren Höhepunkt. Sie unterschied sich vom Trubel des Alltags, sie war eher positiver Natur. Sicher, es tauchte immer wieder der eine oder andere auf, der nach einer letzten Möglichkeit fĂŒr ein Geschenk suchte und nun das mit Freuden nahm, was er vor vierzehn Tagen noch beherzt abgelehnt hatte.

Hermione sah gut gekleidete PĂ€rchen an sich vorbeihasten, die den Weihnachtsabend in einem Restaurant feiern oder sich im Theater ein Ballett anschauen wĂŒrden, bevor sie zu den Familienfeiern oder Krippenspielen ihrer Kinder gehen wĂŒrden. Melancholie griff nach ihrem Herzen. Auf sie wĂŒrde niemand warten. Warum hatte sie mit Horace auch so kurz vor Weihnachten Schluss machen mĂŒssen? Diese Frage stellte sie sich noch, als sie die letzte Treppe in Angriff nahm. Dabei war die Antwort so einfach: Sie hatte seine Eifersuchtsszenen nicht mehr ertragen können. Es war vom Beginn ihrer Beziehung klar gewesen, wo ihre PrioritĂ€ten lagen. Wenn Horace damit nicht zurecht gekommen war, dass Harry Potter in ihrem Leben eine zentrale Rolle spielte, dann war es sein und nicht ihr Problem. Unangenehme Dinge erledigte sie am liebsten sofort, so hatte sie am Abend die Entscheidung gefĂ€llt und sie am folgenden Morgen Horace in schonungsloser Ehrlichkeit mitgeteilt. Dass sie so um ihr gemĂŒtliches und zweisames Weihnachtsfest kam, hatte sie nicht bedacht.

Nun wĂŒrde niemand auf sie warten, wenn sie nach Hause kam. Die WohnungstĂŒr lachte sie bereits höhnisch an. Harry war wie so hĂ€ufig in letzter Zeit unterwegs. Sie wusste, ja ahnte nicht einmal, wo er sich herumtrieb und was er eigentlich tat. Er hatte neuerdings die schreckliche Angewohnheit aus heiterem Himmel zu verschwinden und einige Tage oder Wochen spĂ€ter total zerschunden und hundemĂŒde wieder zuhause zu erscheinen. Meistens schlief er dann lange und suchte danach ihre NĂ€he. Sie frage nicht danach, was geschehen war oder was ihn bedrĂŒckte, obwohl es sie brennend interessierte. Hermione hatte die Erfahrung gemacht, dass Harry ihr schon erzĂ€hlen wĂŒrde, was sie wissen musste - in der Regel.

Sie nahm schnaufend die letzte Stufe und kramte den SchlĂŒssel aus ihrer Jackentasche. Der höhnisch grinsenden TĂŒr wĂŒrde sie es schon zeigen und nahm sich vor, sie heftig zuzuschlagen, wenn sie erst einmal in der Wohung war. Nie wieder wĂŒrde sie in den obersten Stock ziehen, Dachgarten hin oder her. Eigentlich war es doch nicht so schrecklich allein zu sein. Sie wĂŒrde die Wohnung heizen, sich einen Kakao kochen und sich dann mit einem guten Buch auf das Sofa verziehen. Sollten die anderen ruhig Weihnachten feiern, sie hatte ihre BĂŒcher. Plötzlich wurde die TĂŒr aufgerissen. Hermione quietschte auf und ihre Tasche landete auf dem Fußboden.

„Harry!”, schrie sie heftig atmend. „Hast du mich erschreckt. Was machst du eigentlich hier?”

„Lass mich ĂŒberlegen: Ah, ich wohne hier”, erwiderte er keck, klaubte zwinkernd die Tasche von Boden auf, schob Hermione in die warme Wohnung und schloss die TĂŒr. „Ich dachte mir, dass du Weihnachten nicht alleine sein solltest. Also habe ich meine Reise unterbrochen und werde bis zum 26. bei dir sein. Wenn du mich so lange aushĂ€ltst. Es kann ja nicht sein, dass du dich gerade an Weihnachten hinter deinen BĂŒchern vergrĂ€bst und TrĂŒbsal blĂ€st.”

„Aber ich liebe meine BĂŒcher!”, empörte sich Hermione, doch klang sie amĂŒsiert. Das war wieder typisch fĂŒr ihn. Er konnte es nicht ertragen, sie alleine und traurig zu sehen. Sie schlĂŒpfte aus ihrem Mantel und zog die Stiefel aus. Sie rieb die HĂ€nde aneinander und bemerkte erst jetzt, wie sehr sie eigentlich fror. Es war in London nicht wirklich kalt, doch hatte sie den Weg von der Bibliothek nach Hause zu Fuß zurĂŒckgelegt und in Anbetracht dieser Entfernung war es kein Wunder, dass ihre Zehen sich wie taub anfĂŒhlten und ihre Finger hochrot waren. Gerade wollte sie sich seufzend in den nĂ€chsten Sessel fallen lassen, als Harry sie an den Schultern packte und meinte: „Ich weiß, dass du deine BĂŒcher liebst. Aber die werden auch einmal ein paar Tage ohne dich auskommen. Du wirst jetzt erst ein Bad nehmen und dich gefĂ€lligst aufwĂ€rmen. So wie du mit den ZĂ€hnen klapperst, versteht man ja sein eigenes Wort nicht. Entspann' dich in der Wanne, wĂ€hrend ich unser Abendessen herrichte.”

Hermione wollte protestieren, doch Harry packte sie und apparierte einfach mit ihr ins Bad. Sie wollte ihn ankeifen, dass sie kein kleines MĂ€dchen sei, mit dem er nach Herzenslust herumapparieren könne, wie es ihm gefiele, als sie sich einem duftenden Schaumbad gegenĂŒber sah, das geradezu nach ihr rief. Das Schimpfen war im Angesicht einer solchen Versuchung vergessen. Sie komplimentierte den grinsenden Harry hinaus und entledigte sich lĂ€chelnd ihrer Sachen. Seufzend stieg sie in die Wanne, lehnte sich zurĂŒck und schloss sinnend die Augen. Herrlich. Jetzt fehlten nur noch ein heißer Kakao und Weihnachtsmusik und schon wĂŒrde sie ihm siebenten Himmel schweben, dachte sie bei sich.

„Harry?”, rief sie. Prompt ging die BadezimmertĂŒr auf und Harry erschien. In der Wohnstube sang Bing Crosby von der Schallplatte gerade White Christmas. Harry summte leise mit. Er trug ein Wannentablett auf dem neben dem gewĂŒnschten Kakao ein Teller mit frischen PlĂ€tzchen und brennende Teelichter standen.

„Madame, Ihre Schokolade und eine kleine Aufmerksamkeit des Hauses bis das Dinner serviert ist”, erklĂ€rte er mit schrecklich breitem französischen Akzent. Hermione lachte schallend und wischte sich die Augen. Harry besaß den Anstand, solange zu warten, bis sie sich beruhigt hatte. Erst dann setzte er das Tablett auf den BadewannenrĂ€ndern ab und plazierte sich selbst auf dem Toilettendeckel. „Nun frag schon! Ich weiß doch, dass du beinahe vor Neugierde platzt”, schienen seine Augen zu sagen.

„Also gut, warum bist du hier?”

„Gleich die Wahrheit oder erst herumdrucksen?”, stellte er die Gegenfrage.

„Ohne Herumdrucksen, gleich die Wahrheit!”, entschied Hermione und biss herzhaft in eines der PlĂ€tzchen. AllmĂ€hlich zeigte die WĂ€rme des Badewassers Wirkung. Sie entspannte sich und genoss die heimelige AtmosphĂ€re. Sie verspĂŒrte im tiefsten Grund ihres Herzens einen ersten Anflug weihnachtlichen GefĂŒhls.

„Ginny hat mich alamiert. Sie sagte, du hĂ€ttest ihrer Mutter fĂŒr morgen abgesagt und gemeint, deine Eltern wĂ€ren ĂŒber Weihnachten verreist. Ich will einfach nicht, dass meine beste Freundin zum Weihnachtsfest alleine ist.”

„Du bist sĂŒĂŸ, weißt du das?”, entgegnete sie weich. Es war entzĂŒckend zu sehen, wie Harry errötete. „Ich wollte eigentlich niemanden sehen, Harry. Ich weiß, dass es albern ist, ich war es schließlich, die Schluss gemacht hat. Horace muss es schrecklich gehen, aber...”

Sie sprach nicht weiter. Hermione schniefte leise und zwinkerte mehrmals, um die aufsteigenden TrĂ€nen zu unterdrĂŒcken.

„Wenn er eine Frau wie dich nicht halten kann, dann verdient er dich auch nicht”, erklĂ€rte Harry leise aber mit Nachdruck. Zwischen beiden breitete sich Schweigen aus. Es war nicht unangenehm mit Harry zu schweigen. Hermione nippte sinnend an ihrem Kakao. Nach einer Weile musterte Harry sie mit halb unsicherem, halb amĂŒsierten Blick. „Also, ich hĂ€tte noch Karten fĂŒr den Nussknacker, magst du...”

Das kam so ĂŒberraschend, dass Hermione sich an der Schokolade verschluckte. Wie hatte er es geschafft, zu Heiligabend Karten fĂŒr das Weihnachtsballett schlechthin zu bekommen? Die mussten ein Vermögen gekostet haben.

„Hmm, also wenn du nicht willst, dann kann sie auch...”

„Bist du verrĂŒckt? NatĂŒrlich werden wir hingehen. Wann geht es los? Hab ich noch Zeit zum Haare waschen? Was soll ich bloß anziehen?”

Harry lachte. „Ruhig Blut, du hast noch drei Stunden. George war vorhin hier und war so lieb mir beim Kochen zu helfen, sodass wir uns genĂŒgen Zeit zum Essen lassen können.” Hermione warf ihm einen skeptischen Blick zu. Bei Harry brannte sogar Wasser an. „Nun gut, ich habe daneben gesessen und er hat gekocht. Sie sind alle sehr traurig, dass wir morgen nicht im Fuchsbau sein werden. Daher hat mir George den Gefallen erst nicht tun wollen, um uns zu zwingen, doch zu kommen”, rĂ€umte er zerknirscht ein.

Hermione lehnte sich in der Wanne zurĂŒck und knabberte an einem PlĂ€tzchen. „Wir können froh sein, dass wir sie haben, nicht wahr? Ich habe immer ein schlechtes Gewissen, mit ihnen zusammenzusein und... er ist nicht mehr dabei.”

Harry lehnte sich vor und stĂŒtzte die Ellenbogen auf den Knien ab. „Ich weiß, was du meinst. Ich vermisse ihn auch.”

Wieder herrschte Schweigen. Jeder hing seinen Gedanken an Ron nach, bis sie sich ansahen und anlĂ€chelten. Es waren Momente wie diese, in denen Hermione sich Harry nĂ€her als allen anderen Menschen fĂŒhlte. Sie verstanden sich blind und wussten instinktiv, wann es Zeit zum Schweigen und Zeit zum Reden und zum Herumalbern war.

„WĂŒrdest du nun bitte das Bad verlassen?“, durchbrach Hermione die Stille. „Ich möchte mich waschen und meine Haare machen, denn ich habe heute noch eine Verabredung.”

Harry zog die Augenbrauen hoch und neckte sie: „Kenne ich ihn etwa?”

Sie lĂ€chelte und kess zurĂŒck: „Ach, das glaube ich nicht. Du wĂŒrdest ihn nicht mögen. Er ist eingebildet und stolz und so richtig hĂ€ĂŸlich und ich...” Hermione quiekte, denn Harry hatte in die Wanne gelangt, sie am Fuß gepackt und sie unter die WasseroberflĂ€che gezogen. Prustend und lachend tauchte sie wieder auf, wischte sich die Schaumflocken aus dem Gesicht und brachte die leere Kakaotasse in Sicherheit.

„Wie war das?”

„Er ist hĂ€ĂŸ...”

Wieder verschwand sie unter der WasseroberflÀche.

„Hmm?”

„Er ist gutaussehend, charmant, selbstlos und schĂŒchtern und der beste Freund, den man sich vorstellen kann?”, kicherte sie und warf ihm einen verschmitzten Blick zu.

„Gutes MĂ€dchen”, erwiderte Harry, schnappte sich das Tablett, verließ schmunzelnd das Bad und schloss die TĂŒr hinter sich.

Wenige Augenblick spĂ€ter, Hermione massierte sich gerade die Kopfhaut, klangen merkwĂŒrdige Töne aus dem Wohnzimmer. Sie hielt inne und lauschte. Das war definitiv nicht mehr die Schallplatte mit Bing Crosby. Harry trĂ€llerte Last Christmas, dieses Nervlied, mit dem die KaufhĂ€user ihre Kunden jedes Jahr aufs Neue maltrĂ€tierten. Hermione kicherte. Sie konnte es nicht verstehen, dass ein Mann wie Harry, der beim Swing so viel TaktgefĂŒhl und Rhythmus im Blut hatte, so vollkommen unmusikalisch war, wenn es ums Singen ging. Das war unbegreiflich. Sie lĂ€chelte und ließ sich von Harry anstecken. Sie wusch sich das Haar aus und sang leise Last Christmas mit.

° ° ° ° ° ° °

Mit einem Handtuchturban auf dem Kopf und in ein Badelaken gehĂŒllt tauchte Hermione einige Zeit spĂ€ter in der kleinen Wohnstube wieder auf. Sie wagte kaum ihren Augen zu trauen. Harry hatte sich selbst ĂŒbertroffen. Ein kleiner Tannenbaum stand in der NĂ€he der Treppe, die zum Dachgarten fĂŒhrte. Er war nicht großartig geschmĂŒckt, sondern lediglich mit Lichtern und ein wenig Lametta verstehen. Auf dem niedrigen Couchtisch hatte er fĂŒr zwei eingedeckt und die herrlichen Gerichte, die George auf die Schnelle zubereitet hatte, auf zwei Tellern angerichtet. Der Kuchen war zwar gekauft, doch wĂŒrde er das Mahl perfekt abrunden, zudem lockten zwei riesige Portionen Schokoladenpudding. Harry reichte ihr ein Glas Weißwein und schenkte sich eines ein. Hermione wollte schon protestieren, weil sie kaum Alkohol trank, doch da fiel ihr Blick auf das Glas Orangenschaft neben ihrem Gedeck. Harry hatte wirklich an alles gedacht.

„Oh, Harry”, seufzte Hermione und nahm sich eine Weintraube. Sie schob sie sich in den Mund und staunte, wie er es geschafft hatte, das alles in so kurzer Zeit zu arrangieren. „Das ist einfach perfekt.”

„Du ĂŒbertreibst, Mione”, lenkte Harry ab, roch an seinem Wein und stieß mit ihr an. „Frohe Weihnachten”, flĂŒsterte er.

„Frohe Weihnachten”, erwiderte sie. Es war schön, einfach nur in seine Augen zu schauen und die WĂ€rme darin wahrzunehmen. Hermione zitterte leicht. Ihr Turban rutschte und sie schaffte es gerade noch, ihn festzuhalten. Harry nahm ihr das Glas ab und nötigte sie, sich hinzusetzen.

„Keine Panik, wir haben genĂŒgend Zeit. Lass es dir schmecken.”

Harry und Hermione aßen und plauderten. Sie lachten, ließen sich das Essen schmecken und zogen sich gegenseitig auf. Sie hasste Ranunkelsalat. Ohnezu fragen, klaubte er die einzelnen BlĂ€tter von ihrem Teller. Hermione tat es mit seinen Möhrenstreifen ebenso. Sie kannten einander so gut, dass Hermione ihm manchmal sogar seine Uhr reichte, noch bevor er ĂŒberhaupt nach ihr fragte oder nach ihr zu suchen begann.

„Pudding?”, erkundigte er sich nach einer Weile und sie nickte. Was sie auf der Welt mehr liebte als Orangensaft war Schokoladenpudding, zumindest was den Speiseplan betraf.

„George verdient einen Orden!”, erklĂ€rte Harry zwischen zwei Bissen und Hermione konnte ihm nur stumm beipflichten. Wenn Harry jetzt noch darauf bestehen wĂŒrde, dass sie auch ein StĂŒck von dem Kuchen aß, wĂŒrde sie ihm auf der Stelle den Hals umdrehen.

„Beim besten Willen, ich bin mir sicher, dass der Kuchen nach dem Ballett noch ebenso gut schmecken wird, wie er jetzt aussieht.“

Hermione lachte und lehnte sich dann stöhnend auf dem Sofa zurĂŒck. „Gut, dass du so denkst. Ich bekomme keinen Bissen mehr herunter.“ Sie zupfte an ihrem Badelaken. Harry legte keinen Wert auf Äußerlichkeiten. Hermione hielt sich an ihrem Orangensaft fest. Sie dachte an Horace. Es wĂ€re kein solch entspanntes Abendessen geworden, hĂ€tte sie es mit ihm eingenommen. Horace war nicht nur auf Pflanzen fixiert, sondern auch auf Anstand und Etikette. Er hĂ€tte protestiert, wenn sie in seiner Gegenwart mit Handtuchturban auf dem Kopf und in ein Badelaken gewickelt beim Essen am Weihnachtsabend erschienen wĂ€re. Im schlimmsten Fall hĂ€tte er sie verdĂ€chtigt ihn verfĂŒhren zu wollen. Obwohl der Gedanke an Horace wehtat, fĂŒhlte sie sich nicht unglĂŒcklich eher erleichtert.

„Ich habe etwas fĂŒr dich“, riss Harry sie aus ihren Gedanken. Es war ihr nicht unlieb. „Eigentlich sollte es morgen unter dem Weihnachtsbaum liegen, doch ich denke, dass du es lieber schon heute Abend aufmachen möchtest.”

Harry reichte Hermione ein exquisit verpacktes Geschenk, dessen GrĂ¶ĂŸe keinen Aufschluss ĂŒber seinen Inhalt lieferte.

„Danke”, murmelte sie, nahm es entgegen, beugte sich ĂŒber den Tisch zu Harry hinĂŒber und gab ihm einen Kuss. Dann griff sie unter das Sofa und holte ihr Geschenk fĂŒr ihn hervor. „Gleiches Recht fĂŒr alle, Mr. Potter“, sagte sie mit einem LĂ€cheln. Harry nahm es mit einem Zwinkern und bedankte sich artig, wie Hermione es getan hatte.

Sie beobachteten einander, als sie die PĂ€ckchen öffneten. Bevor sie die letzten HĂŒllen zur Seite schoben, hielten sie inne, nur einen Moment.

„Oh Mione!“, rief Harry aus. Er eine Schallplatte mit Originalaufnahmen von Glenn Miller in HĂ€nden. „Woher hast du die!“ Er sprang auf, eilte um den Tisch herum und setzte sich neben sie aufs Sofa. Hermione keuchte, als Harry sie an sich zog und herzlich drĂŒckte. „Glenn Miller Original! Ich fasse es nicht, dass du das gemerkt hast. Wir haben doch nur einmal darĂŒber gesprochen und das war im April!“

Erneut drĂŒckte er sie. Hermione lachte leise und schob ihn sanft von sich. „Ich weiß“, entgegnete sie schmunzelnd und schaffte es endlich ihr PĂ€ckchen von seinem letzten BĂ€ndchen zu befreien. „Was meinst du, wie lange ich es...“ Sprachlos starrte sie die weiche schwarze Stola an. Ein Hauch aus gestrickter Spitze lag auf ihrem Schoß. Sie befĂŒhlte die federleichte Wolle mit den Fingerkuppen und schĂŒttelte den Kopf. Kaschmir, dachte sie und suchte Harrys Blick.

Ängstlich und fragend ruhten seine Augen auf ihr. Sie legte ihm die Hand auf die Wange und flĂŒsterte: „Sie ist wundervoll, Harry, danke.“

Erleichtert atmete er auf. Eine gute halbe Stunde spÀter betrachtete sich Hermione im Spiegel und zupfte die Stola zurecht.

° ° ° ° ° ° °

KlĂ€rchen bekam einen Nussknacker zu Weihnachten. Er war das wundervollste Geschenk, das Onkel Drosselmeier ihr hatten machen können. Sie spielte mit ihm und verteidigte ihn sogar gegen ihren kleinen Bruder, der ihn auch haben wollte, um NĂŒsse zu knacken, doch dabei ging er leider entzwei. KlĂ€rchen weinte jĂ€mmerlich. Onkel Drosselmeier reparierte den hölzernen Patienten rasch. Oh, und er erzĂ€hlte so wundervolle Geschichten: Der Nussknacker war kein einfacher Nussknacker, nein, er war ein verwunschener Junge, der vor dem MĂ€usekönig in die Menschenwelt geflĂŒchtet war und nur die Zuckerfee könnte den Zauber ĂŒber das Reich brechen und ihn erlösen.
Über Nacht passierte das Schreckliche. Der MĂ€usekönig kam und wollte den Nussknacker töten. Sie fochten ein Duell, bei dem KlĂ€rchen angst und bange um ihren geliebten Nussknacker wurde. Ah, der Nussknacker hatte gesiegt und das Wunder geschah, KlĂ€rchen schrumpfte und sie konnte dem Nussknacker ins Spielzeugland folgen. Wie sehr sich alle freuten, dass der Nussknackerprinz wieder im Lande war, doch noch war der Zauber nicht gebrochen. Endlich verwandelte sich KlĂ€rchen in die Zuckerfee, als ihr bewusst wurde, dass es nur den Nussknacker fĂŒr sie gab. Sie tanzte fĂŒr ihn, erlöste ihn und sie lebten glĂŒcklich im Land der SĂŒĂŸigkeiten zusammen.

Dann fiel der Vorhang im Coliseum, doch das Gesehene und Gehörte wirkte nach. Das Publikum brach in Applaus aus, der Theatervorhang hob sich und die TĂ€nzer traten vor. Sie verbeugten sich, winkten, beklatschten sich gegenseitig und hatten sichtlich ihren Spaß. Hermione und Harry hatten sich nicht gerĂŒhrt. Sie saßen in einer Loge nahe der BĂŒhne und regten sich nicht. Plötzlich schniefte Hermione, schluchzte halblaut und drĂŒckte sich das Taschentuch an die Nase. Harry tastete nach ihrer Hand, die sie dankbar ergriff. Er beugte sich zu ihr herĂŒber und flĂŒsterte: „Wenn ich gewusst hĂ€tte, dass dich der Nussknacker zum Weinen bringt, wĂ€re ich mit dir in Miss Saigon gegangen.”

Hermione gluckste leicht, rĂ€usperte sich und wischte sich die unaufhörlich laufenden TrĂ€nen fort. „Sei bitte nicht albern. Bei Miss Saisgon hĂ€tte die Sintflut wie ein simpler Sommerregen gewirkt, gemessen an meiner TrĂ€nenflut.”

Harry streichelte mit dem Daumen ĂŒber ihre Hand und drĂŒckte ihr einen Kuss auf den HandrĂŒcken. „Ich weiß, das war ein schlechter Scherz.”

„Nein, genau das, was ich jetzt brauchte. Ich liebe den Nussknacker einfach. Er ist das perfekte WeihnachtsmĂ€rchen fĂŒr mich und ich muss einfach weinen. Es ist so... schön”, seufzte sie, lĂ€chelte unsicher und fiel in den Applaus der Zuschauer ein. Harry tat es ihr nach. Die BalletttĂ€nzer hatten eine grandiose Leistung abgegeben, wenn man bedachte, dass sie das StĂŒck bereits den gesamten Dezember hindurch tanzten. Ergeben ließen sie die Ovationen des Publikums ĂŒber sich ergehen und verneigten sich in alle Richtungen.

„Es war einfach wundervoll”, flĂŒsterte Hermione, als sie sich in die Masse der Leute einfĂŒgten, die die Treppen zum Ausgang hinunter strömten. Leise summte sie den Blumenwalzer und wiegte sich im Takt dazu.

Sie wusste nicht, was in Harry gefahren war. Mit einem Mal fĂŒhlte sie sich herumgewirbelt. Er hatte ihre Rechte in seiner Linken, seine Rechte ruhte auf ihrem Schulterblatt und schon walzten sie ĂŒber die Zwischenetage. Hermione summte mit geschlossenen Augen weiter und nahm nicht wahr, wie die Menschen ihnen Platz machten, einige beigeistert klatschten und andere indigniert die Brauen zusammenzogen und ihrer Wege gingen.

„So möchte ich weiter tanzen, immer weiter ohne ein Ende zu finden. Alles ist so leicht und einfach. Horace hĂ€tte dies niemals gemacht”, flĂŒsterte Hermione und öffnete die Augen. Harrys Blick war ernst und obwohl ein leichtes LĂ€cheln seine Mundwinkel umspielte, war es unverkennbar, dass er ihr diesen Wunsch erfĂŒllt hĂ€tte, stĂŒnde es in seiner Möglichkeit und wenn es nur fĂŒr diesen einen Abend war. Doch so konnte es nicht gehen, Hermione wusste, dass es unmöglich war. Wie auf ein verabredetes Zeichen stoppten beide und lĂ€chelten verlegen, beinahe peinlich berĂŒhrt, in den Kreis, der sich um sie gebildet hatte.

„Hach, so jung und verliebt mĂŒsste man noch einmal sein!”, brĂŒllte eine alte Dame ihrem Begleiter ins Ohr.

„Ja, Tante Augusta”, kam es ergeben von diesem in normaler LautstĂ€rke.

Dann brach es aus Hermione und Harry heraus. Lachend nahmen sie sich bei den HĂ€nden und rannten die Treppen hinunter. Harry schaffte es, ihre MĂ€ntel unauffĂ€llig herbeizuzaubern, half ihr in ihren und verließen das Coliseum im Laufschritt. Sie eilten lachend die St. Martins Lane hinunter zum Trafalgar Square.

„Wenn wir schon im Coliseum getanzt haben, dann auch auf dem Trafalgar Square”, rief Harry begeistert aus. Hermione lachte ausgelassen. Es tat so wohl nach dem all dem Ärger und Schmerz unbefangen zu lachen und ĂŒbermĂŒtig zu sein. Es gehörte eine enorme Portion Mut dazu, auf einem öffentlichen Platz zu tanzen. Sie ließ sich von Harry fĂŒhren und fand sich bald schon in seinen Armen wieder. Hin und her wirbelte er sie ĂŒber den Platz vor der National Gallery. Sie summte den Blumenwalzer dazu und legte wie von selbst ihren Kopf gegen seine Schulter. Zuschauer waren sie gewohnt, seit sie ihre ersten Erfolge bei Swingturnieren gefeiert hatten. Sie störten sie nicht.

„Das ist schön, Harry”, murmelte sie und Harry schwieg.

° ° ° ° ° ° °


Lass mich nicht alleine, hatte sie gesagt und ihn dabei fast flehendlich angesehen. Die Teelichter waren heruntergebrannt und erloschen und sie hatte verloren inmitten der KĂŒche gestanden, die HĂ€nde um ein Glas Wasser gekrallt.
Harry hatte ihr diesen einfachen Gefallen getan. Er war mit ihr ins Bett gekrochen und hatte sie in den Arm genommen. Sie hatte sich fest an ihn geschmiegt und war innerhalb weniger Augenblicke eingeschlafen gewesen.

Harry jedoch lag noch lange wach. Er strich ihr leicht ĂŒber den RĂŒcken und genoss ihre NĂ€he mehr, als fĂŒr einen Freund gut war. Verliebt hatte die alte Dame im Coliseum sie genannt. FĂŒr einen Außenstehenden musste es wohl so aussehen, denn Hermione hatte ihm oft erzĂ€hlt, dass Horace auch davon ausgegangen war, sie beide wĂ€ren verliebt. Schwachsinn, sagte sich Harry. Sie waren lediglich Freunde, sehr enge Freunde, die gemeinsam sehr viel durchgemacht hatten. Das schweißte enger zusammen als gemeinsam zu zelten oder NĂ€chte durchzumachen. Hermione war sein ein und alles, das war korrekt. Er liebte sie, wie er eine Schwester lieben wĂŒrde, wenn er eine hĂ€tte. Ihretwegen vernachlĂ€ssigte er einen wichtigen Auftrag, ihretwegen hatte er die Leitung der Operation, die erste, die er hatte fĂŒhren dĂŒrfen, wieder in die HĂ€nde seines Vorgesetzen gelegt und sich als der wankelmĂŒtige Mann erwiesen, als den ihn die meisten betrachteten. Doch ihm war es egal. Sie konnte von ihm denken, was sie wollten. Das Wichtigste in seinem Leben war das GlĂŒck Hermiones. Wie sollte er Frieden finden, wenn sein Sicherer Platz unglĂŒcklich war? Es war fĂŒr ihn eine SelbstverstĂ€ndlichkeit gewesen nach London zurĂŒckzukehren, als Ginny ihm geschrieben hatte, dass Hermione Horace den Laufpass gegeben hatte und das kurz vor Weihnachten.

Sie regte sich sanft ihm Schlaf, drehte sich in seinen Armen herum und lag nun mit dem RĂŒcken zu ihm.

„Schlaf endlich, Harry”, flĂŒsterte sie und gĂ€hnte herzhaft. „Langes GrĂŒbeln wird dich der Lösung nicht nĂ€her bringen. Es war ein schöner Weihnachtsabend. Danke, mein Freund!”

Das letzte Wort war kaum noch zu verstehen, so leise hatte Hermione gesprochen. Doch Harry lĂ€chelte. Ja, es war in der Tat ein schöner Weihnachtsabend geworden. Er zog sie an sich und schlief mit dem Gedanken an das GlĂŒck, eine solche Frau seine beste Freundin nennen zu dĂŒrfen, ein.



~ Ende ~


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