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Fanfiction

Bella B. und die Männer - Die Befreiung

von käfer

Nach und nach bewegen wir uns in eine Zeit hinein, in der wir einigermaĂźen genau "wissen", was Bellatrix gemacht hat. Zum Beispiel war sie dabei, als die Todesser die sieben Harry Potters angreifen...




Bellatrix wusste nicht, ob sie sich ärgern oder freuen sollte, aber Snape hatte sich nicht geirrt, was Potters Transport betraf. Durch ihre magischen Ferngläser beobachteten sie, wie sich offenbar alle, die von dem Dumbledorschen Orden übriggeblieben waren, der Muggelsiedlung näherten und in dem Haus verschwanden. Bellatrix hatte etliche Weasleys gesehen, Moody, Hagrid und zu ihrem Vergnügen auch ihre Missgeburt von Nichte nebst Ehemann. Sie begann zu glühen. Vielleicht konnte sie gleich drei Fliegen mit einer Klappe schlagen? Erst diesen Lupin, dann Nymphadora und dann Potter?
„Arrgh, was ist das denn?“ – und „Dreckmist, die haben Vielsafttrank genommen!“, riefen Dolohov und Snape gleichzeitig. Bellatrix riss ihr Glas vor die Augen. Tatsächlich, dort auf dem Rasen standen sieben Harry Potters.
„Potter fliegt einen Feuerblitz“, sagte Snape und starrte angestrengt durch sein Fernglas.
„Da ist aber kein Feuerblitz“, knurrte Yaxley. „Welcher ist der echte Potter?“
„Das kann ich aus der Entfernung unmöglich erkennen. Wir müssen abwarten, was sie machen und dann blitzschnell zuschlagen. Wenn sie ans Ziel kommen, haben wir verloren. – Auf die Besen, macht euch bereit!“
Bellatrix zögerte. Sie beobachtete noch immer die Gruppe und versuchte herauszufinden, wer der echte Potter war. Wenn sie es war, die ihn griff und zum Dunklen Lord brachte, konnte sie vielleicht Snape ein bisschen madig machen. ´Wir müssen abwarten…´
„Bellatrix! Steig auf!“
Snape anzischend gehorchte Bellatrix. Es passte ihr gar nicht, dass ausgerechnet Snape die Gruppe anführte. Lieber hätte sie es selbst getan.
„Auf! Umringt sie!“
Wie schwarze Blitze stiegen die Todesser in den Nachthimmel. Ein altbekanntes Kribbeln erfasste Bellatrix; sie fühlte sich wie eine Löwin, die sich an die Beute heranschleicht. Was das Besenfliegen betraf, hatte Bellatrix nichts verlernt, obwohl sie seit der Schulentlassung keinen Besen mehr benutzt hatte. Mit einem geschickten Schlenker schubste sie Dolohov beiseite und postierte sich zwischen Mr. und Mrs. Lupin. Am liebsten hätte sie jetzt gleich alle beide erledigt, aber Snape hatte das verboten. Es ginge ausschließlich darum, Potter einzufangen. Warum eigentlich? Ein paar von den Blutsverrätern weniger auf der Welt – das wäre doch ein gutes Werk.
„Hinterher!“
Beinahe hätte Bellatrix den Abflug verpasst. Lupin und seine Frau flogen in verschiedene Richtungen. „Schnapp dir den Werwolf!“, rief sie Rodolphus zu, aber Snape drängte sich dazwischen. „Das mache ich selbst.“
Bellatrix glaubte zu ahnen, warum. War Lupin nicht im gleichen Jahrgang gewesen wie Snape? War Lupin nicht Sirius´ bester Freund gewesen? Logische Schlussfolgerung: der echte Potter war bei Lupin und Snape wollte beide entweder entkommen lassen oder den Ruhm selbst einheimsen, Potter abzuliefern. Kurz entschlossen schwenkte sie ab und folgte Snape und den vier anderen, die hinter Lupin und seinem Potter herflogen.
„Hey! Lasst mich nicht alleine!“, schrie Rodolphus und Bellatrix hätte ihn dafür erwürgen können, denn Snape wurde aufmerksam und schickte Bellatrix mit einem Wink seines Zauberstabes hinter Tonks her.
Bellatrix schwor Rache und feuerte zum Warmwerden einen Schockzauber auf Tonks ab. „Lasst Potter für mich!“, wies sie Rodolphus und Rabastan an. Sie selber feuerte einen Todesfluch nach dem anderen auf ihre Nichte ab, aber keiner traf. Potter – ob echt oder falsch, konnte Bellatrix nicht erkennen – zielte besser und traf Rodolphus. Der stürzte ab, Rabastan eilte seinem Bruder zu Hilfe. Bellatrix war allein hinter Tonks her, die derartig um Potter herumwirbelte, dass Bellatrix nicht an ihn herankam und mehr damit zu tun hatte, Schockzaubern auszuweichen. Bellatrix´ Besen geriet ins Trudeln und als sie ihn wieder in der Gewalt hatte, waren Tonks und ihr Potter verschwunden. Verdammt!
Weit und breit war niemand mehr zu sehen. Nur in der Ferne entdeckte Bellatrix noch ein paar Blitze und einen Feuerschweif. Sie eilte hin und gewahrte, dass der Dunkle Lord den Potter beinahe erwischt hatte, der bei dem Halbriesen im Seitenwagen des fliegenden Motorrades saß. Überdeutlich sah Bellatrix, wie Potter seinen Zauberstab auf den Dunklen Lord richtete; ein goldener Strahl brach hervor und traf den Zauberstab, den der Meister sich von Lucius geborgt hatte. Bellatrix wagte nicht, einzugreifen. Sie war zu weit weg und hätte mit einem Fluch den Dunklen Lord treffen können.
Aber vielleicht wurde auch so alles gut, denn Hagrid fiel vom Motorrad, das daraufhin abstürzte. Mit dem echten Potter im Seitenwagen…
Doch plötzlich waren weder Hagrid, noch das Motorrad, noch Potter mehr zu sehen.
Der Dunkle Lord rief seine Leute nach Malfoy Manor.

Die Todesser standen in kleinen Gruppen im Salon der Malfoys und redeten mit gedämpften Stimmen über das, was in den vergangenen Stunden passiert war. Der Dunkle Lord war noch nicht da, deshalb wagte niemand, sich an den Tisch zu setzen.
Rodolphus und Rabastan fehlten ebenfalls. Bellatrix war unschlĂĽssig, was sie tun sollte. Rodolphus hatte etwas abbekommen und war vom Besen gefallen. War er ungebremst auf die Erde gekracht oder hatte Rabastan seinen Bruder aufgefangen? Was war nun richtig? Die Befehle des Dunklen Lords befolgen und hier warten oder die Besorgte spielen und losstĂĽrmen, auf die Suche nach dem verschollenen Ehemann gehen?
Bellatrix´ Blick fiel auf Snape. Der stand wie eine Statue in der Ecke und beobachtete das Treiben. Im Moment ruhten seine Augen auf einer Gruppe, die sich um Yaxley und den ziemlich lädiert aussehenden Nott geschart hatte. Gespannt hörten die Carrows zu, wie Nott erzählte, dass er den Auror Moody vom Besen geschossen hatte. „Und der Potter ist in der Luft disappariert, stellt euch das vor. Für so feige hätt´ ich den nicht gehalten.“
Yaxley mischte sich ein: „Ich hätte darauf gewettet, dass der Potter bei Moody der echte ist, aber er war´s anscheinend nicht. Ich würde eher auf Mundungus Fletcher tippen.“
Alecto Carrow kicherte.
Dolohov erzählte den Malfoys, was während der Verfolgung von Hagrid passiert war. „Die Idee, diesen Shunpike mitzunehmen, war genial. Potter hat versucht, ihn zu entwaffnen…“
Snapes Aufmerksamkeit richtete sich auf diese Gruppe, auch Bellatrix machte die Ohren auf.
„…wusste ich, dass das der richtige Potter sein musste und habe den Dunklen Lord gerufen…“
„Ruhe!“, ertönte in diesem Augenblick die hohe, herrische Stimme des Meisters. Niemand hatte sein Kommen bemerkt. „Potter ist mir entwischt und abgestürzt, aber er lebt. Wer auch immer mir Potter bringt, wird hoch belohnt, aber nur, wenn der Junge lebt und bei Sinnen ist. – Nun kümmert euch um eure Wunden und erwartet meinen Ruf.“
Ein leises Zischen und schon war der Dunkle Lord verschwunden. Fassungslos starrten sich die Todesser an. Zumindest ein kleines Lob hatten die an der Jagd Beteiligten erwartet.
Langsam leerte sich der Salon. Bellatrix hörte, wie Travers zu Nott sagte: „Wenigstens war er es selber, dem Potter durch die Finger gewitscht ist, sonst wäre es böse für uns geworden.“
´Wie wahr´, dachte Bellatrix.
Narzissa fragte: „Wo ist eigentlich Rodolphus abgeblieben? Willst du dich gar nicht um deinen Ehemann kümmern?“
„Doch, doch, natürlich gehe ich ihn suchen.“ Bellatrix war wütend auf ihre Schwester. Wenn es nach ihr ginge, bräuchte Rodolphus nicht wieder aufzutauchen und sie würde nicht nach ihm suchen.
Durch die nach draußen eilenden Todesser drängte sich Rabastan Lestrange herein. „Bella, ich muss dir was Schlimmes mitteilen. Rodolphus ist schwer verletzt, ich habe ihn ins St. Mungo´s gebracht.“
´Verdammt, die zerren dem Tod doch jeden von der Schippe´, dachte Bellatrix und gab sich Mühe, Erschrecken und Sorge zu spielen. „Was – wo liegt er – kann ich zu ihm?“
„Er liegt in Zimmer 411“, gab Rabastan Auskunft und unter den Blicken von Narzissa, Lucius und Snape wagte Bellatrix nicht, etwas anderes zu tun als hinaus zu rennen und nach London zu apparieren. Vielleicht hatte sich ihre Ehe schon bald von allein erledigt.

FĂĽrs erste sah es ganz so aus, als wĂĽrde Rodolphus seinen Absturz nicht ĂĽberleben. Die verantwortliche Heilerin wollte Bellatrix erst gar nicht zu ihm lassen, aber Bellatrix spielte auch hier die besorgte Ehefrau. Die Blicke der Heilerinnen bohrten sich ihr in den RĂĽcken und ihr war klar, dass man ihr die Ausrede, Rodolphus habe Quidditch gespielt, nicht abnahm. Es wurde wirklich Zeit, dass der Dunkle Lord die Macht ĂĽbernahm und man als Todesser die Achtung bekam, die einem gebĂĽhrte.

Was ihre hohe Meinung von den St. Mungo´s-Heilern betraf, hatte Bellatrix durchaus Recht. Schon nach einer Woche wurde Rodolphus entlassen. Die angeknacksten Halswirbel waren wieder ganz, der zerschmetterte Unterschenkel nachgewachsen, die linke Schulter eingerenkt. Rodolphus war noch ein wenig schwach auf den Beinen und hatte als Folge einer Gehirnerschütterung Kopfschmerzen und Gleichgewichtsstörungen. Eine großflächige Schürfwunde auf der rechten Seite verheilte langsam. Bellatrix wechselte regelmäßig und sorgfältig den Verband, doch die Wunde schien entzündet zu sein. Sie eiterte und nässte und roch schlecht. Rodolphus bekam Fieber; Bellatrix rief einen Heiler zum Hausbesuch. Der schüttelte den Kopf, brannte die Wunde aus und gab Bellatrix eine Salbe. Die Wunde begann, sich zu schließen, doch das Fieber blieb.
Rodolphus verfiel zusehends und starb einen Tag, nachdem der Dunkle Lord die Macht ĂĽbernommen hatte, indem dessen Marionette Pius Thicknesse Zaubereiminister wurde.
Bellatrix gab die Untröstliche und organisierte eine große Begräbnisfeier. Die von Zwiebeldämpfen geröteten Augen hinter einem dichten schwarzen Schleier verborgen, beobachtete Bellatrix die Trauergäste. Die Verwandten, die noch als solche gezählt wurden, waren vollzählig erschienen. Das bedeutete, dass aus jeder alten Familie Vertreter anwesend waren, sah man einmal von den Blutsverrätern Longbottom und Weasley ab. Die Todesser waren beinahe vollständig gekommen. Die Carrows fehlten, kein großer Verlust. Travers war auch nicht erschienen – er hatte sich mit Rodolphus und Rabastan überworfen.
Was Bellatrix ein wenig betrübte, war, dass der Dunkle Lord nicht teilnahm. „Was hast du erwartet?“, fragte Narzissa kühl. „Etwa, dass der Dunkle Lord die Grabrede hält?“
Bellatrix erwiderte nichts, die ehrliche Antwort wäre „ja“ gewesen.
Die Gesellschaft zerstreute sich, sobald der Höflichkeit Genüge getan war. Sally und Rabastan Lestrange waren die letzten. Als auch Rabastan sich zum Gehen wandte, stieß Sally ihn an und sprach auf ihn ein. Widerwillig näherte er sich seiner Schwägerin, sagte: „Und – ähm, Bellatrix, wie viel steht mir zu?“
Bellatrix hätte ihm die Summe auf den Knut genau nennen können, stattdessen schlug sie die Hände vors Gesicht. „Da muss ich erst nachschauen, das weiß ich nicht so einfach, ich habe doch nie gedacht, dass…“ Sie ließ die letzten Worte in einem Schluchzen untergehen.
„Rabastan will in drei Tagen Bescheid wissen“, forderte Sally unbewegt.

Endlich waren auch die Lestranges gegangen. Bellatrix rief die Hauselfen zum Saubermachen, Narzissa ließ die Fenster aufspringen. „Sie sind weg. Du kannst aufhören, die heulende Witwe zu spielen.“
Bellatrix fuhr herum. „Was???“
„Mir kannst du nichts vormachen. Rodolphus war dir immer ein Klotz am Bein; du bist doch froh, dass er tot ist. – Ich frage mich, was das für ein Fieber war, dass die Heiler gar nichts dagegen tun konnten.“ Mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen schritt Narzissa erhobenen Hauptes aus dem Salon. Bellatrix starrte ihrer Schwester nach.


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Meike Bruhns, Berliner Zeitung