von käfer
Bellatrix hielt es nicht lange alleine aus in dem einsamen Haus weit ab von jeglicher menschlicher Gesellschaft. Sie probierte, auf ihre frühere Art und Weise Geld zu beschaffen und stellte fest, dass sie nichts verlernt hatte. Auf die Diskretion der Casinobetreiber konnte sie sich verlassen und die Muggel, denen sie ihren Namen genannt hatte, waren sich sicher, dass „Andromeda Tonks“ ein Tarnname war und schwiegen ebenfalls.
Als nächstes musste Bellatrix ihren Hunger nach Neuigkeiten stillen. Sie schickte Narzissa eine Nachricht und die Schwester erschien beinahe sofort zum Tee.
„Wer hat dem Dunklen Lord zur Rückkehr verholfen?“ Diese Frage brannte ihr unter den Nägeln, seit das Dunkle Mal wieder da war. Die Antwort warf Bellatrix fast um: „Peter Pettigrew, ich meine Wurmschwanz, und Barty Crouch Junior.“
„Was? Aber Pettigrew ist doch bei dieser Explosion gestorben, die angeblich Sirius verursacht hat und Barty ist nach kurzer Zeit in Askaban draufgegangen.“
Narzissa schüttelte den Kopf. „Pettigrew hat seinen Tod nur vorgetäuscht.“
Bellatrix musste lachen. „Da hat unser sauberer Cousin tatsächlich wegen nichts im Knast gesessen – zu schön!“
Narzissa lächelte und setzte fort: „Und Barty ist mit Hilfe von Vielsafttrank aus Askaban entkommen. Statt seiner ist seine Mutter gestorben.“
Bellatrix ärgerte sich. Es war also doch möglich, aus dem Gefängnis zu flüchten und sie hatte fünfzehn Jahre sitzen müssen. „Das hättet ihr doch auch für mich organisieren können!“, fauchte sie.
Narzissa schüttelte den Kopf. „Selbst wenn wir eine alte Tante oder so vorzuweisen gehabt hätten, sie hätten uns keine Besuchserlaubnis gegeben.“
Bellatrix verstand: Schwester und Schwager hatten es gar nicht versucht, wollten nicht mit ihr in Verbindung gebracht werden. Doch sie schluckte ihren wütenden Protest hinunter. „Wo ist Barty jetzt?“, fragte sie und dachte an Sex.
„In der Massenzelle von Askaban“, erwiderte Narzissa ohne Mitleid.
Upps! In der Massenzelle von Askaban wurden diejenigen aufbewahrt, die von einem Dementor geküsst worden waren. Ein Schicksal, dass Bellatrix nur ihren allerärgsten Feinden wünschte. „Wie ist das denn passiert?“
Narzissa zuckte mit den Schultern. „Der Dunkle Lord hatte ihn nach Hogwarts geschickt. Barty sollte Potter zu einem bestimmten Zeitpunkt an einen bestimmten Ort locken, das war wohl nötig für die endgültige Rückkehr des Meisters. Das Ganze hat auch geklappt, aber danach ist Barty aufgeflogen. Und bevor sie ihn abtransportieren konnten, ist ihm ein Dementor zu nahe gekommen.“
Bellatrix lief es kalt den RĂĽcken hinunter.
„Die Dementoren sind wild geworden. Sie schwirren überall im Land herum. Potter wäre beinahe von der Schule geflogen, weil er seinen Muggelcousin vor einem Dementorangriff gerettet hat.“
„Schade.“
„Dreimal darfst du raten, wer den Rausschmiss verhindert hat.“
„Der alte Depp von Schulleiter“, knurrte Bellatrix, „wer sonst? – Aber sag mir eines: „Wer ist sonst noch gestorben oder nicht zurückgekommen?“
Narzissa zählte ein paar Namen auf. Einer fehlte und so fragte Bellatrix: „Und Snape?“
„Severus ist selbstverständlich wieder dabei und zählt zu den engsten Vertrauten des Meisters.“
„Aber Snape ist ein Verräter!“, rief Bellatrix. „Er arbeitet für diesen Dumbledore, der hat sich doch für ihn verbürgt!“
Narzissa schüttelte lächelnd den Kopf. „Dumbledore GLAUBT, dass Severus für ihn arbeitet. Aber da irrt er sich, Severus dient einzig und allein dem Dunklen Lord.
Dumbledore hat so einen Orden gegründet mit dem Ziel, Potter zu schützen und den Dunklen Lord zu vernichten. Da ist Severus drin und er sagt dem Meister, was Dumbledores Leute planen.“
Bellatrix wollte erst protestieren, ließ es aber dann sein. Ihr gab zu denken, wie vehement ihre Schwester Snape verteidigte. Außerdem war Narzissa bei ihren letzten Worten auffallend rot geworden… Lief da irgendetwas zwischen den beiden?
Um abzulenken, fragte sie ihre Schwester nach Harry Potter.
„Der ist in Hogwarts im gleichen Jahrgang wie Draco, aber in Gryffindor. Dumbledores Liebling, der Alte lässt ihm alles durchgehen, genau wie damals seinem Vater und unserem lieben Sirius.“
„Habt ihr von dem wieder mal was gehört?“
„Nichts genaues, aber ich glaube, er versteckt sich am Grimmauldplatz. Da kommt niemand ran.“
Bellatrix knirschte mit den Zähnen. Sie wollte das Haus in London für sich haben.
Narzissa erzählte noch zwei Stunden lang, was in der Zeit, die Bellatrix in Askaban verbracht hatte, so passiert war.
Nachdenklich blieb Bellatrix zurück. Was Narzissa über Snape erzählt hatte, gab ihr zu denken. So, wie Snape Dumbledore weismachte, für ihn zu arbeiten, konnte er ebenso dem Dunklen Lord vorgaukeln, sein Diener zu sein. Snape war, soweit sich Bellatrix erinnern konnte, ohne Prozess freigesprochen worden, nur auf Dumbledores Wort hin.
Bellatrix überlegte einen Tag und eine Nacht lang, dann bat sie den Dunklen Lord um eine Privataudienz, die ihr so schnell gewährt wurde, dass ihr Herz vor Freude hüpfte.
„Nun, Bellatrix, was willst du?“, fragte der Dunkle Lord, nachdem sie vor ihm auf die Knie gesunken war und den Saum seines Umhangs geküsst hatte.
Er nannte sie beim Vornamen! Bellatrix war glücklich. Vielleicht würde ihr sehnlichster Wunsch noch heute in Erfüllung gehen…
„Mylord, ich mache mir Sorgen. Meine Schwester hat mir erzählt, dass Snape zu Euch zurückgekehrt ist, Stunden, nachdem Ihr uns das erste Mal wieder gerufen habt.“
„Zwei Stunden, um ganz genau zu sein“, unterbrach sie der Dunkle Lord. Seine Stimme klang neutral.
„Mylord, traut ihm nicht! Snape ist ein Verräter, er spioniert für Dumbledore! Während wir anderen ins Gefängnis mussten, ist Snape damals freigesprochen worden, weil Dumbledore für ihn gebürgt hat. Dumbledore hat so einen Orden gegründet, der einzig und allein das Ziel hat, Euch zu vernichten. Und da ist Snape drin!“
Der Dunkle Lord lächelte kalt. „Natürlich ist Severus später zu mir gekommen. Dumbledore sollte doch denken, ER würde ihn schicken. Wenn ich aus erster Hand wissen will, was dieser Orden plant, muss ich jemanden darin haben. Sei ohne Sorge. Den Beweis für Snapes Treue wirst du bald bekommen, obwohl ich es nicht nötig habe, dir irgendetwas zu beweisen.
Im Übrigen weiß ich selbst, wem ich trauen kann.“
Einen letzten Trumpf hatte Bellatrix noch im Ärmel. „Er hat nicht nach Euch gesucht, Mylord.“
„Weil er nicht wusste, wo er hätte suchen sollen. Da war er nicht der einzige Dummkopf.“
„Ich habe nach Euch gesucht.“ Bellatrix probierte einen koketten Augenaufschlag.
„Und dabei einen Fehler gemacht, der beinahe unverzeihlich ist. Ich halte dir zugute, dass du vor dem Zaubergamot zu mir gestanden hast.“
„Ihr wisst davon?“, hauchte Bellatrix, wiederholte den Augenaufschlag, ließ ihre Zungenspitze langsam über die Oberlippe gleiten und brachte den Busen ein wenig zum Wogen. „Mylord, Ihr hattet mir doch eine Belohnung versprochen?“
„Du forderst eine Belohnung?!“
Bellatrix hatte sich so darauf konzentriert, verführerisch auszusehen, dass sie nicht auf Worte, Gesichtsausdruck und Tonfall des Dunklen Lords geachtet hatte. Deshalb traf sie das Hohngelächter des Meisters wie ein Keulenschlag. „Wer Belohnungen fordert, hat erst recht keine verdient.“ Damit disapparierte der Dunkle Lord.
Bellatrix stand auf der Waldlichtung wie ein begossener Pudel. Vermasselt, vermasselt, alles vermasselt! Was musste sie denn tun, um den Dunklen Lord zu locken?
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