von käfer
Vorab: Vielen Dank für die lieben Kommis! Ich freu´ mich, dass Euch mein Geschreibsel gefällt!
Der Dunkle Lord ist gefallen, jetzt wird´s hart für seine treuen Anhänger...
Was geschehen war, stand anderntags in allen Zeitungen.
Der Dunkle Lord hatte die Auroren James und Lily Potter beseitigt, aber als er auch deren Baby erledigen wollte, war der Todesfluch auf ihn zurückgeprallt. Das Baby Harry Potter war „bis auf eine Fluchnarbe auf der Stirn unversehrt und in Sicherheit“; vom Dunklen Lord fehlte jede Spur.
Bellatrix konnte es nicht fassen. Ein einjähriger Bengel hatte den stärksten Zauberer aller Zeiten vernichtet.
„Nicht vernichtet“, tröstete Rodolphus sie sanft. „Zu Fall gebracht, ja. Aber vernichtet ist der Dunkle Lord noch lange nicht.“
„Hoffentlich hast du Recht.“
„Ich weiß es, Bellatrix. Er wird wiederkommen, aber dazu braucht er Hilfe. Unsere Hilfe.“
Bellatrix untersuchte ihren linken Unterarm. Wer nicht wusste, dass dort das Dunkle Mal war, würde es nicht finden.
„Ich will diesen Harry Potter haben!“ Bellatrix schlug mit der Faust auf den Tisch. „Eigenhändig erwürgen werde ich diese Missgeburt! Ich suche den Bengel und führe zu Ende, was der Dunkle Lord angefangen hat. Das dürfte die einfachere Sache sein. Und dann breche ich auf und suche den Meister.“
„Wir! Wir werden den Dunklen Lord gemeinsam suchen. Und wenn du den kleinen Potter erwürgen willst – ich halte ihn gern für dich fest.“
Bellatrix wäre am liebsten sofort losgelaufen, das Potter-Baby zu suchen. Aber Rodolphus hielt sie zurück. „Wir müssen erst ein paar Sicherheitsvorkehrungen für uns selber treffen. Lies mal den Artikel auf Seite zwei! Die wollen alle Anhänger des Dunklen Lords fangen und einsperren.“
„Mich kriegen die nie!“
„Nicht, wenn wir uns unauffällig benehmen. Unsere Namen sind nicht weiter bekannt und wir haben immer die Maske getragen. Aber andere könnten uns verraten.“
„Snape“, warf Bellatrix ein.
„Ich schätze, dass andere eher weich werden. Mulciber, Nott, Karkaroff – das sind doch die größten Feiglinge. Denen binden wir am besten gleich die Zunge.
Außerdem müssen wir rauskriegen, was die anderen machen. Es könnte sein, dass der eine oder andere auch auf die Idee kommt, nach dem Meister zu suchen.“
„Und dann hängen wir uns dran und retten ihn.“
Bellatrix glühte vor Eifer. Rodolphus grinste. „Als erstes fühlen wir Lucius auf den Zahn.“
Und so machten sich die Lestranges auf und besuchten die Malfoys, ein völlig unverfänglicher Familienbesuch.
Bellatrix riss sich zusammen und ertrug Narzissas endlose Berichte über den süßen kleinen Draco, der nach Bellatrix´ Meinung seinen Eltern schon jetzt gehörig auf der Nase herumtanzte. Klein Draco bekam alles, was er haben wollte, und wenn Lucius doch einmal „Nein“ sagte, brüllte und stampfte er so lange, bis Narzissa nachgab. Widerlich. Bellatrix sah sich in ihrer Meinung bestärkt, dass es besser war, gar keine Gören erst in die Welt zu setzen. Stundenlang Türmchen bauen, nur damit der liebe Nachwuchs sie wieder umwerfen konnte und dazu in Babysprache plappern – das war etwas für´s niedere Volk. Bellatrix wollte höher hinaus.
Endlich war der Quälgeist im Bett und schlief. Sofort brachte Bellatrix die Sprache auf den eigentlichen Zweck des Besuches: „Was werdet ihr jetzt machen? Den Dunklen Lord suchen?“
„Nein“, antwortete Lucius bestimmt. „Ich muss sehen, dass meine Geschäfte laufen. Außerdem ist da noch Draco.“
Bellatrix schwankte zwischen Enttäuschung und Frohlocken. Einerseits hätte sie erwartet, dass Lucius nach dem Meister suchen würde, andererseits war so ein Konkurrent aus dem Weg.
„Wieso hat dieses kleine Kind den Todesfluch überstanden? Ob Snape dem Bengel was gegeben hat?“
Narzissa lachte laut auf. „Niemals. Wenn Severus jemanden gehasst hat, dann war es James Potter. Erinnerst du dich nicht mehr daran, wie die beiden sich duelliert und geprügelt haben? Severus lag eine ganze Woche in der Krankenstation.“
Bellatrix schüttelte den Kopf. Für die Streitigkeiten der Jungs hatte sie sich nie interessiert.
„Jedenfalls würde Severus den Sprössling von diesem Potter eher vergiften als ihm irgendwie zu helfen, außerdem gibt es gegen den Todesfluch kein Mittel.“
„Wisst ihr, wo sie das Kind versteckt haben?“, mischte sich Rodolphus ins Gespräch.
„Keine Ahnung“, sagte Lucius, „vielleicht weiß Barty was, sein Vater arbeitet im Ministerium.“
„Ich frage ihn“, versprach Bellatrix eifrig. Rodolphus sah sie von der Seite an.
Daheim öffnete Rodolphus eine Flasche lang gelagerten Feuerwhisky und füllte zwei Gläser. „Es überrascht mich nicht, dass Lucius nicht nach dem Dunklen Lord suchen will. Er hat schon immer einzig und allein die Mehrung seines Besitzes im Sinn. Sollten sie ihn schnappen, wird er garantiert alles versuchen, um davonzukommen. Nun – uns kann er nicht verraten.“
Bellatrix senkte beschämt den Kopf. Daran hatte sie gar nicht mehr gedacht.
„Avery, Travers, Bode und Nott habe ich schon erwischt, die halten die Klappe. Nur Karkaroff, dieser feige Hund, ist untergetaucht und den kleinen Dicken, der sich Wurmschwanz nennen lässt, den kann ich auch nirgends finden.
Mit Snape nehmen wir besser keinen Kontakt auf, solange der in Hogwarts herumhängt.“
„Gerade ihm traue ich zu, alle zu verpfeifen.“
„Bella, bitte! Snape hat selber so viel Dreck am Stecken, dass es für mehrmals lebenslänglich reicht.“
„Eben“, antwortete Bellatrix scharf, „Und ehe er alleine in den Kahn geht, singt er wie ein Vögelchen.“
„Sobald wir ihn erwischen, kriegt er den Zungenbindefluch ab. Aber nach Hogwarts gehe ich nicht.“
„Irgendwann muss er ja mal rauskommen. Vielleicht können wir ihn irgendwie locken?“
Rodolphus ging nicht darauf ein. Nachdenklich nippte er an seinem Whisky. „Kümmere du dich mal um Barty Crouch. Vielleicht kann er seinem alten Herrn ja das Geheimnis entlocken, wohin sie den kleinen Potter gebracht haben. Vergiss den Zungenbindefluch nicht und - “ er nahm noch einen Schluck – „und wenn du mit Barty ins Bett steigen willst – meinetwegen tu es. Ich weiß längst, dass ich deinen sexuellen Ansprüchen nicht genügen kann und dass du dir Befriedigung außer Haus holst. Unsere Ehe war von Anfang an weiter nichts als ein Zweckbündnis im Dienste des Dunklen Lords und du hättest nie eingewilligt, mich zu heiraten, wenn der Meister es dir nicht nahegelegt hätte.“
Bellatrix starrte Rodolphus mit offenem Mund und aufgerissenen Augen an. In ihrem Kopf schwirrte es. Sie hätte nie geglaubt, dass Rodolphus ihr auf die Schliche kam.
„Bellatrix, ich mag dich wirklich und ich habe mich damit abgefunden, dass die Dinge so sind wie sie sind. Möge unser Zweckbündnis noch recht lange bestehen.“ Rodolphus hob sein Glas und hielt es Bellatrix hin, so dass sie anstoßen konnten.
„Auf die Rückkehr des Dunklen Lords!“
„Wir dürfen jetzt nicht den Kopf verlieren und müssen über alles, was wir tun wollen, zweimal nachdenken. Also, du kümmerst dich um Crouch, ich versuche, Karkaroff zu finden, bevor ihn die Auroren finden. Wir bleiben besser ein paar Wochen in Deckung, bis sich die Wogen geglättet haben.“
„Aber wir suchen doch nach dem Meister, oder?“, fragte Bellatrix zweifelnd. Sie befürchtete, Rodolphus könnte sich ebenso wie ihr Schwager zurückziehen und leugnen, jemals mit dem Dunklen Lord zu tun gehabt zu haben.
Bellatrix schrieb einen unverfänglichen Brief an Barty Crouch jr.: „R. ist ein paar Tage verreist. Wie wäre es Samstagabend in der Flamingo-Bar?“
Die Antwort kam eulenwendend, lautete „gerne“ und hob Bellatrix´ Stimmung um einiges. Rodolphus verreiste tatsächlich für eine Woche, um Karkaroff zu suchen. Bellatrix hätte so oder so kein schlechtes Gewissen gehabt.
Am Samstagabend schlüpfte sie in ein schwarzes Abendkleid mit viel Spitze und Tüll, steckte die Haare auf, schminkte sich weiß mit dunkel umrandeten Augen und knallroten Lippen und lackierte die Fingernägel schwarz. Barty stand auf so was und Bellatrix wollte mehr als nur mit ihm schlafen.
Als sie sich der Flamingobar näherte, trat Barty aus dem Schatten und bot ihr seinen Arm an. Sie lächelte ihn an und gemeinsam schritten sie in den Tanzsaal, die Königin der Nacht und der Graf der Finsternis.
Barty hatte es geschafft, einen Tisch in einer Nische reservieren zu lassen, in der man kaum gesehen und gehört werden konnte. Dennoch legte Bellatrix einen Muffliato um sie beide.
„Warum tust du das?“, fragte Barty.
Bellatrix verdrehte die Augen. War der Junge so naiv oder tat er nur so? „Ich bin verheiratet, deshalb.“
Barty grinste: „Hätte ich fast vergessen.“
Obwohl Bellatrix vor Ungeduld ganz zappelig war, wartete sie, bis die erste Champagnerflasche leer war. Sie achtete darauf, dass Barty den größeren Teil bekam; Bellatrix trank nie so viel, dass sie leichtsinnig wurde oder gar die Kontrolle verlor. Barty Crouch hingegen gehörte zu den Männern, bei denen der Alkohol die Zunge flinker machte als die Gedanken.
Vorsichtig lenkte Bellatrix das Gespräch auf den zweiten Grund für das Treffen. Über diese heiklen Dinge sprach sie nur ungern in der Öffentlichkeit, aber überhaupt nicht im Bett. Da trotz des Muffliato-Zaubers ein geübter Beobachter die Worte von den Lippen ablesen könnte, hatte Bellatrix sich so gesetzt, dass ihr Gesicht den Blicken verborgen blieb.
„Es ist traurig, dass der Meister gestorben ist, nicht wahr?“, begann sie absichtlich naiv.
Barty fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, beugte sich vor und raunte: „Er ist nicht tot, nur geschwächt. Ich werde ihn suchen.“
Bellatrix überlegte kurz, ob sie Barty vorschlagen sollte, zusammen zu suchen, ließ es aber sein. Wenn sie ihre Beziehung mit Barty aufrechterhielt, würde sie rechtzeitig Bescheid wissen. Außerdem wäre es sicher günstig, erst mit Rodolphus darüber zu sprechen. Er hatte immer recht vernünftige Ideen.
„Was hat dieses Kind an sich, dass es so etwas bewirken konnte?“
„Das weiß niemand. Außer vielleicht…“, Barty leckte sich die Lippen; in seine Augen trat ein Ausdruck von Gier. „Außer vielleicht Albus Dumbledore.“
„Dumbledore?“ Bellatrix lachte kurz auf. „Der alte Zausel!“
„Man sollte ihn nicht unterschätzen. Mein Vater meint, Dumbledore wisse mehr als für unsereinen gut sein kann.“
Die zweite Flasche Champagner wurde gebracht. Sie stießen an und tranken.
„Weißt du…“, begann Bellatrix absichtlich zögernd, „Weißt du, neuerdings träume ich öfters davon, dass ich diesen Giftzwerg Harry Potter mit bloßen Händen erwürge. Und wenn ich dann aufwache, bin ich wütend, weil ich ihn nicht finden kann. Weißt du zufällig, wohin sie das Balg gebracht haben?“
„Mein alter Herr meint, sie hätten ihn zu seinen Verwandten geschafft. Das Dumme ist nur, dass von der Sippe dieses James Potter nur noch eine alte Tante existiert, und die ist total plemplem. Also wird das Kind wohl bei der Bagage von seiner Schlammblutmutter sein. Und das kann überall sein und nirgends.“
„Pfft. Lass es mich wissen, wenn du zufällig etwas erfährst, ja?!“
Barty grinste: „Okay. Vorausgesetzt, ich halte es aus, zu warten, bis du kommst.“
So, so. Barty wollte also auch dieses Baby beseitigen. Eigentlich war es egal, wer es tat. Aber Bellatrix wäre schon gern diejenige gewesen, die vollendete, was der Dunkle Lord angefangen hatte.
„Lass uns tanzen“, forderte Barty sie mit lüsternen Blicken auf. Die Musik war langsamer geworden, die Tanzpaare rückten enger zusammen, die ersten begannen bereits, sich zu knutschen. Doch so sehr es Bellatrix nach Bartys heißem Körper verlangte – sie musste noch seine Meinung zu einer für sie sehr wichtigen Sache hören. „Ob wir einen Verräter unter uns hatten? Ich hatte manchmal das Gefühl, dass die Auroren viel zu schnell da waren.“
Barty zog sie an sich. Bellatrix spürte, wie sich sein Glied versteifte – und wieder schlaff wurde, als sie ihm auf den Fuß trat. Widerwillig antwortete Barty: „Gut möglich. Wahrscheinlich. Manchmal habe ich mich auch gewundert und das eine oder andere Mal war ich sicher, dass die Leute, die ich fangen sollte, gewarnt waren.“
„Ging mir genauso. Nur – wer sollte sowas tun?“
„Eine Zeitlang habe ich gedacht, dass es dein Cousin war, Regulus. Aber es ging weiter, nachdem er verschwunden ist.“
„Ich habe Snape in Verdacht.“
„Snape?!“ Barty schüttelte den Kopf. „Der war es ganz bestimmt nicht. Weißt du nicht mehr, wie er Lucius und Mulciber rausgehauen hat, damals, als uns die Auroren beinahe an der Brücke erwischt hätten?“
„Hm“, brummte Bellatrix. Daran wurde sie nur ungern erinnert. Zwar hatten die Auroren keinen von ihnen festnehmen können, aber es hatte einen harten Kampf und Verletzte gegeben und der Transport mit Medikamenten für das St. Mungo´s war unbeschadet ans Ziel gekommen.
„Woher stammt Snape eigentlich?“
„Was weiß denn ich?“ Barty wurde langsam zornig. „Aus irgendeinem Kaff und irgendeiner Familie wird er schon kommen. Hättest ja vor der Aufnahme fragen können.“
Bellatrix schluckte, ärgerte sich und schwieg.
Schließlich bot sie Barty die Lippen dar für ein Versöhnungsküsschen. Er nahm ihre Entschuldigung an, schwenkte sie noch einmal herum und führte sie dann zurück zu ihrem Platz.
Eine Weile saßen sie schweigend am Tisch; Bellatrix nutzte die Chance und legte den Zungenbindefluch auf Barty. Er würde ihren und Rodolphus´ Namen auch unter Folter nicht nennen können.
Sie tranken den Champagner aus und gingen. Die weitere Nacht verlief genau so erregend und abenteuerlich, wie Bellatrix es sich vorgestellt hatte.
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