von käfer
Bellatrix hatte den Ruf des Dunklen Lords erwartet. Sie hatte gebadet und ihren Körper mit einer duftenden Lotion eingerieben. Die dunklen Locken glänzten, eine von ihnen ringelte sich verführerisch ins Dekolleté. Unter einem Kleid, das mehr ent- als verhüllte trug Bellatrix schwarze Spitzenunterwäsche. Die Todessermaske steckte im griffbereit hängenden Umhang.
Das Mal hatte kaum zu brennen begonnen, als Bellatrix es auch schon berührte und direkt aus ihrem abgeschlossenen Zimmer apparierte.
Tatsächlich war sie die erste. Sie trat vor den Dunklen Lord hin, knickste formvollendet und sagte: „Mylord, Ihr habt gerufen?“ Dabei öffnete sie wie zufällig und unabsichtlich ihren Umhang.
Dieser Anblick hatte schon so manchen Mann beinahe um den Verstand gebracht. Der Dunkle Lord zeigte keinerlei Reaktion, sagte aber: „Wenn es Zeit ist für deine Dienste, werde ich es dir mitteilen. Setz die Maske auf!“
Bellatrix schöpfte Hoffnung. Die Zeit für ihre besonderen Dienste würde kommen; der Meister hatte es selbst gesagt.
Wie nicht anders zu erwarten war, erhielt Severus Snape das Dunkle Mal ohne weitere Prüfungen.
Zu Beginn des Rituals fragte der Dunkle Lord, ob noch jemand etwas vorzubringen oder zu fragen habe. Nur zu gerne hätte Bellatrix laut nach der Abstammung von Severus Snape gefragt, aber sie biss sich auf die Zunge und schwieg. Der Dunkle Lord hatte gesagt, dass es reiche, wenn er Snapes Mutter kannte; außerdem wollte Bellatrix den Meister keinesfalls verärgern.
Snape musste die Gesetze der Gefolgschaft aufsagen. Er tat dies mit ruhiger, klarer Stimme, musste nicht überlegen, verhaspelte sich nicht, stotterte nicht. Severus Snape war der erste Anwärter, den Bellatrix erlebte, der während der gesamten Zeremonie kein Anzeichen von Aufregung erkennen ließ. Und Bellatrix hatte schon einige Aufnahmerituale miterlebt.
Auch als der Dunkle Lord dem neuen Todesser das Dunkle Mal einbrannte, zuckte Snape mit keinem Muskel. Dabei waren es höllische Schmerzen, die man auszuhalten hatte. Bellatrix war es damals vorgekommen, als hätte man ihren Arm bis auf den Knochen verbrannt und sie wäre fast in Ohnmacht gefallen.
Snape sollte nun von einem zum anderen gehen und sich verbeugen und jedem war es freigestellt, die Maske abzunehmen. Mulciber behielt seine auf, Dolohov ebenfalls. Bellatrix machte es spannend. Sie sah lange unbeweglich auf den vor ihr knieenden Mann herab. Snapes Gesicht war wie aus Stein gemeißelt, Bellatrix schien es, als würde er nicht einmal blinzeln. Schließlich hob sie langsam die Hand, nahm die Maske ab und schüttelte ihr Haar. Für einen Moment zeigte sich Verblüffung auf Snapes Gesicht, aber er hatte sich so schnell unter Kontrolle, dass sich Bellatrix nachher nicht mehr sicher war, ob er sich tatsächlich bewegt hatte. Mit einer Handbewegung forderte Bellatrix Severus auf, sich zu erheben. Dabei schwang der Umhang auf und Bellatrix war sicher, dass Snape einen Moment zu lang auf ihre Brüste gestarrt hatte. Sie lächelte ihn an und schickte ihn mit einer knappen, wohldosierten Kopfbewegung weiter.
Noch drei Todesser zeigten ihre Gesichter, dann hatte Snape den Kreis vollendet und verneigte sich wieder vor dem Dunklen Lord. „Du bist nun einer von uns und mir und nur mir verpflichtet. Vergiss das nicht und erwarte meinen Ruf!“ Damit verschwand der Dunkle Lord, das Treffen war beendet.
Bellatrix war ein klein wenig enttäuscht. Sie hatte gehofft, dass der Meister sie zum Bleiben auffordern würde. Nun änderte sie ihre Pläne in Bruchteilen einer Sekunde. Sie schlenderte herum, ließ Snape nicht aus den Augen und näherte sich ihm allmählich. Den Umhang hatte sie lässig zurückgeschlagen; die Nacht war lau.
Severus sah Bellatrix an. „Hallo, Bella”, sagte er zaghaft.
„Hallo, Severus! Schön, dich wiederzusehen.“ Bellatrix ließ ihre Blicke über seine Gestalt wandern. „Stattlicher Mann bist du geworden, alle Achtung.“
Snape zuckte mit den Schultern.
´Eindeutig ahnungslos´, dachte Bellatrix und fragte: „Was machst du so, wenn du nicht gerade die Gebote der Gefolgschaft lernst?“
„Tränkekunde studieren.“
Mann, war der kurz angebunden! Auf die Art konnte es ja ewig dauern, bis sie ihn dort hatte, wo sie ihn haben wollte. „Komm, lass uns irgendwo was trinken gehen und deine Aufnahme in den illustren Kreis der Todesser feiern!“
„Meinetwegen. Aber ich warne dich: du musst selber bezahlen, ich bin ziemlich pleite.“
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