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Black Petals - Spielende

von Dr. S

Der Hogwarts-Express ratterte Richtung London und während die Sonne sich langsam dem Ende des Horizonts näherte, war Louis bereits beim letzten Satz seines Buches angekommen und klappte es mit einem Seufzen zusammen, nur damit er sich dann der schnulzigen Wahrheit der Realität stellen musste.

Auf der gegenüberliegenden Bank teilten James und Scorpius sich einen Platz, so eng umschlungen waren sie damit beschäftigt die letzten Minuten vor ihrem großen, sicherlich tränenreichen Abschied perfekt auszunutzen. Als würden sie sonst nicht genauso an den Lippen des jeweils anderen hängen, und mittlerweile vermisste Louis die Tage, an denen Scorpius kichernd davon gelaufen war, als James‘ Hände unter sein Hemd gewandert waren, weil Dracos Sohn da jetzt leider mitmachte. Und auch wenn die Aussicht auf James‘ Rücken nun wirklich nicht die Schlechteste war, wollte man sie doch lieber vermeiden, wenn man selbst schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr in den Genuss gekommen war, andere Haut zu berühren.

Louis wandte sich von dem schwerverliebten Pärchen ab und drehte sich Fred zu, der auf einem Pergament vor sich hinkrakelte.

„Was machst du?“, fragte er seinen Cousin, der die Feder hinter sein Ohr klemmte und breit grinsend Louis das Pergament reichte.

„Ich zeichne. Lily meinte, ich hätte Talent“, sagte er und nickte enthusiastisch, als Louis zögerlich die Hand ausstreckte. Die sehr unförmige Zeichnung betrachtend erkannte Louis sofort, dass Lily dreist gelogen hatte, aber es fiel ihm schwerer zu identifizieren, was Fred überhaupt gezeichnet hatte.

„Das ist ein… sehr schönes… Schwein“, sagte Louis, setzte sein bestes Lächeln auf und begegnete dem traurigsten Blick, den Fred draufhatte, als er von dem Pergament hochsah.

„Das ist ein Hund, du Schwein!“ Fred warf kurzerhand seine Feder nach Louis und drehte sich schmollend zur Seite, die Arme abwehrend vor der Brust verschränkend, damit Louis ja nicht versuchte ihm genauer zu erläutern, warum er lieber nicht als Zeichner Karriere machen sollte. Auch wenn sein Vater ihm sicherlich Talent kaufen könnte.

„Sei nicht sauer, Fred. Ich brauche dich, sonst wird mir langweilig“, sagte Louis mit Blick auf ihre Abteilgefährten. Der Art und Weise nach zu schließen, wie James sich bewegte und wie Scorpius die Finger immer wieder tief in James‘ Rücken grub, schaute er sich wohl gerade einen Softporno an.

„Gut, dann geh ich eben noch mal die Gänge kontrollieren“, murmelte Louis, als Fred lieber schmollte, anstatt sich mit ihm zu beschäftigen. Sich streckend marschierte Louis aus der Tür, dicht gefolgt von einem Seufzen, das schon verdächtig nahe an ein Stöhnen kam. Vielleicht wollte Fred ja auch alleine mit dem Softporno sein.

Die Hände in die Hosentaschen steckend schlenderte Louis durch die Gänge und ließ die Vorfreude seinen Magen wärmen. Zumindest würde er Draco gleich kurz sehen können, wenn er ihm auch nicht in die Arme fallen durfte, wonach er sich ganz fürchterlich sehnte. Scorpius hatte sich auch lange dagegen gesträubt, seinem Vater eine Eule zu schicken, ob er ihn abholen würde, aber Louis hatte es letztendlich subtil hingekriegt, dass Draco zum Bahnhof kommen würde.

Allein der Gedanke ließ ihn ganz unruhig werden, weshalb er auch nicht bemerkte, als von hinten schnelle tapsige Schritte kamen. Kurz darauf wurde er angerempelt und fiel fast in ein anderes Abteil.

„Oh, entschuldige!“, zwitscherte Lily ihm entgegen und faltete entschuldigend die Hände.

„Rennen auf den Gängen ist untersagt, Lily“, sagte Louis kalt und setzte den passenden Blick dazu auf, während er sich in eine aufrechte Position zog.

Lily zuckte mit den Schultern. „Thomas hat meine Feder geklaut. Er klaut immer meine Feder. Wenn du ihm sagst, dass er damit aufhören soll, dann hör ich auch auf, hier durch die Gegend zu rennen.“

„Unterschwellige Flirtversuche eines Teenagers zu stören ist aber nicht meine Art“, sagte Louis süßlich lächelnd, was eher süffisante Züge annahm, als Lily puterrot wurde.

„Ga-Gar nicht wahr“, presste sie hervor und drehte sich um.

„Lily, hey!“, hielt Louis sie zurück, worauf James kleine Schwester fast gegen die Wagontür rannte. „Hör auf Fred einzureden, er könne zeichnen.“

„Wieso? Er sieht dabei so niedlich aus“, strahlte Lily.

Louis seufzte und winkte ab, ließ Lily weiterlaufen. „Weil er sonst bald Softpornos zeichnet“, murmelte er, als das kleine Kind außer Reichweite war.

„Softpornos?“

Louis drehte den Kopf und lugte in das Abteil, in das er beinahe gefallen wäre, worauf Towler ihm lächelnd ein Winken schenkte. „Lauschst du meinen Selbstgesprächen?“

„Quatsch. Ich lausche epischen Monologen“, erwiderte Towler mit einem Zwinkern, nahm die Füße von der Bank, als Louis in sein Abteil schlüpfte.

„Bin ich nicht in der Stimmung für“, sagte Louis und stellte seufzend fest, dass sie bereits verflucht nah und doch schmerzhaft weit entfernt von London waren. „Was machst du hier? Normalerweise bleibst du über die Ferien doch in Hogwarts.“

„Flint hat mir Ganztagsschichten aufgebrummt. Er will etwas kürzer treten über die Ferien und mir soll das nur Recht sein.“ Towler zuckte mit den Schultern. „Ich brauch die Galleonen. Meine Roben fallen auseinander…“ Er demonstrierte die eher schlecht als recht reparierten Nähte an seinem Umhang, worauf Louis mitleidig lächelnd den Kopf schief legte.

„Aber…“ Louis runzelte die Stirn, als ihm etwas einfiel. „Malfoy, also, Scorpius‘ Vater, der ist doch befreundet mit deinem Boss, wenn ich das richtig verstanden habe, oder?“

„Würde mich wundern, wenn du was falsch verstehen würdest“, meinte Towler amüsiert und bedeutete Louis weiterzusprechen.

„Wissen die auch private Dinge voneinander oder drehen sie nur… keine Ahnung, krumme Geschäfte im Hinterzimmer?“ Dann hätte er wenigstens eine Quelle, die er genauer über Dinge aushorchen können würde, die Draco betrafen. Dass ihm das vorher nicht aufgefallen war. Da tänzelte Towler ununterbrochen vor seiner Nase herum und er kam nicht darauf, dass er einfach nur den einarmigen Boss fragen musste, ob Draco sich mal mit seinem Vater bei ihm betrunken hatte. Und zur Not könnte er Flint ganz einfach nach Dracos Geburtstag fragen. Den wusste er nämlich immer noch nicht, weil Scorpius darauf abgerichtet worden war, zu sagen, dass sein Vater Geburtstage hasste.

Towler kräuselte etwas verwundert über diese Frage die Stirn, aber er stellte generell nichts in Frage, was Louis sagte oder tat, also zuckte er erneut mit den Schultern. „Na ja… Ich glaub so ein Mittelding. Malfoy ist eine…“ Towler räusperte sich und schien sich eine nicht ganz so schöne Bemerkung zu verkneifen. „Ich glaub, er ist leicht depressiv. Weckt ganz schnell Mitleid bei Flint, wenn er alleine immer in derselben Ecke sitzt und aussieht, als wolle er sich in seinem Glas ertränken. Und Merlins Bart, es braucht eine Menge, damit Flint Mitleid empfindet.“

Louis schüttelte sein Mitleid gerade ab und dachte darüber nach, ob er vielleicht auch aus Towler die nötigen Informationen bekam. Andererseits war Towler in den falschen Moment über alle Maßen diskret und so wie Louis sein Glück einschätzte, war das hier so ein Thema.

„Depressiv?“ Louis wollte gar nicht daran denken, was er empfinden würde, wenn er herausfinden würde, dass wirklich sein Vater schuld daran war, dass Draco eingegangen war, wie eine nie gegossene Blume.

Towler hob schon wieder leicht die Schultern, fühlte sich sichtlich unwohl und richtete den Blick demonstrativ aus dem Fenster, wo die Häuser langsam höher wurden und dichter beieinander standen. „Er spielt manchmal auf unserem Klavier. Er kann’s sehr schön, aber nur bei traurigen Sachen. Sowas schaffst du nicht, wenn du’s nie gefühlt hast. Und seine Augen…“ Towler winkte ab. „Ich darf ihn nicht zu lange anglotzen oder ihm beim Spielen zuhören, sonst zieht mir Flint eins über die Rübe.“

„Na, ich will auch hoffen, dass du ihn nicht zu lange anschmachtest, sonst werd ich ja noch eifersüchtig“, sagte Louis und grinste zufrieden, als Towler ganz verlegen mit den Beinen zu Baumeln begann. „Du, ich muss mal James und Scorpius davon abhalten, ihren Softporno fertig zu drehen.“

„Ah, hätt ich mir ja denken können. Die beiden kleben wirklich wörtlich aneinander…“ Towlers Wangen wurden ganz warm, als Louis einen Kuss auf sie drückte. „Wünsch dir schöne Ferien, Louis. Besuch mich mal.“

„Immer doch.“ Noch kurz winkend schlüpfte Louis wieder aus dem Abteil und war rechtzeitig wieder da, als der Zug zum Stehen kam. James und Scorpius hatten von alleine aufgehört rumzuknutschen, aber vielleicht hätten sie lieber weitermachen sollen, anstatt sich zuzuflüstern, wer wen mehr vermissen würde.

Fred schmollte noch. Louis ließ ihn und holte seinen Koffer von der Gepäckanlage, bekam durch sein Rumpeln die Aufmerksamkeit von James und Scorpius – oder ehrlich gesagt nur die von James, weil Scorpius sich den Tränen nahe an James‘ Brust schmiegte.

„Holt deine Mutter dich und deine Geschwister ab, James?“ Den Koffer auf seinen Sitz knallend schaute Louis hinaus auf den Bahnsteig, in den sie langsam einrollten.

„Jaah… denke schon. Ist ja nicht so, wie Weihnachten, wo wir alle zusammen bleiben können“, murrte James griesgrämig und tätschelte ihm krassen Kontrast dazu liebevoll Scorpius‘ Kopf. „Fleur dich auch?“

Louis nickte. „Schleppt mich wahrscheinlich gleich noch shoppen. Aber nur, damit ich die Tüten tragen kann.“ Geschickt wich er aus, als Fred ihm fast seinen Koffer auf den Kopf knallte. „Dummerchen, ist dein Vater…“

Scorpius schniefte ihm dazwischen, worauf James sich ihm mit einem langgezogenen „Oh“ zuwandte, die Arme fester um seinen Freund schlingend. „Ich schreibe dir, Scorpius.“

Scorpius murmelte etwas, das aufgrund von zittrigen Schluchzern nicht genau zu identifizieren war.

„Und notfalls apparier ich einfach unter dein Fenster und werfe Kieselsteine“, versicherte James, worauf Scorpius mit großen Augen zu ihm hochschaute.

„Versprochen?“ Er strahlte richtig, als James ihn lächelnd annickte. Erleichtert schmiegte Scorpius sich wieder gegen James‘ Brust und bemerkte so das dreckige Grinsen seines Freundes nicht, der sich natürlich nicht nur zum Kuscheln in Scorpius‘ Zimmer schleichen wollte.

„Wir halten“, sagte Louis sehr deutlich, worauf James und Scorpius zu murren begannen, sich aber nicht voneinander lösten. Die Augen verdrehend folgte Louis Fred in den Gang und hinaus auf den Bahnhof.

Fred entdeckte seine Mutter relativ schnell und klopfte Louis auf die Schulter. „Schreib dir.“ Er verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. „Und ich zeichne zumindest an den Rand.“

„Ich mochte dein Schwein“, sagte Louis und gluckste, als Fred aufschnaubte und davon stolzierte, als würde sein Talent verkannt werden. Louis schaute sich lieber auf dem Bahnsteig um, suchte aber nicht nach seiner Mutter, sondern nach Draco, den er aber erst nach langem Suchen auf einer Bank sitzen fand. Dem erschöpften Gesichtsausdruck schien er die Bank auch wirklich mehr als nötig zu haben.

Louis blieb einige Meter vor ihm stehen und fragte sich, ob wirklich schon ein paar dunkle Ringe in einem ausgemergelten Gesicht, das noch blasser als sonst schien, ausreichten, damit sich vor Sorge ein schmerzhafter Knoten in seinem Hals bildete und fest zusammenzog.

„Draco?“ Louis hob die Hand und lächelte leicht, als Draco hochsah. Besonders begeistert wirkte er aber nicht, als er Louis zulächelte, was aber auch an seinen müden Augen liegen konnte. „Alles in Ordnung?“, fragte Louis deshalb, als er sich neben ihn auf die Bank setzte.

„Ja, ja“, war die vorhersehbare Antwort, während der Draco sich auf dem Bahnsteig umsah. „Scorpius hast du nicht zufällig gesehen?“

„Doch, der ist noch bei James.“ Vorsichtig rutschte Louis näher, bis sein Oberschenkel Dracos berührte. „Du siehst so müde aus.“

„Höchstwahrscheinlich, weil ich müde bin“, antwortete Draco, brachte sich aber dazu, Louis ein kleines Lächeln zu schenken. Das kleine Funkeln in dem müden Grau seiner Augen war ein wunderbar prickelnder Bonus. „Nimm das nicht persönlich.“

„Ah, und ich dachte, du könntest vor Aufregung mich zu sehen, die ganze Nacht nicht schlafen.“ Zufrieden hörte Louis sich das kleine Lachen an, das Draco wegen ihm entwich und war so eingenommen davon, dass er gar nicht hörte, wie jemand seinen Namen sagte. Eine Hand auf seiner Schulter ließ ihn schließlich herumfahren.

„Louis, hörst du schlecht?“ Mit großen Augen schaute Louis zu seinem Vater hoch, der etwas verwundert über den verdutzten Ausdruck seines Sohnes den Kopf schief legte.

„Was machst du denn hier?“ Blitzschnell fuhr Louis hoch und wollte nicht zu auffällig zu Draco sehen. Lieber dachte er über eine Möglichkeit nach, den möglichen Verdächtigen vom Opfer fernzuhalten. „Maman wollte mich doch abholen.“

Bill hob bei dieser überaus liebevollen Begrüßung die Augenbrauen. „Entschuldige, ich konnte ja nicht wissen, dass meine Gesellschaft dir derartig unangenehm ist. Du wirst dich damit abfinden müssen, weil Fleur damit beschäftigt ist, Victoire bei ihrem Liebeskummer beizustehen.“

„Vicca hat ständig Liebeskummer!“ Ganz so patzig hatte Louis mit Draco im Rücken nicht klingen wollen und wurde deswegen leicht rosa um die Nase.

„Jetzt mach hier doch kein Drama, Louis. Ich dachte wir unternehmen mal was zusammen, während die Mädels sich irgendwelche Schmachtfetzen antun.“ Bills Blick fiel jetzt doch über Louis‘ Schulter und Louis sah ihm lieber nicht in die Augen, als er Draco entdeckte. „Malfoy, hast du dir meinen Sohn also doch noch unter den Nagel gerissen?“

Draco seufzte auf. „Ja, in mein Hexenhäuschen geschleppt, wo ich ihn nie wieder heraus lassen wollte.“ Er hob die Hand, als er wohl Scorpius entdeckte und ihm die Richtung weisen wollte. „Zu schade, dass du einen Ersatzschlüssel hast, Weasley.“ Als er sich aufrichtete traf sein Blick auf Louis und die eiskalten Augen konnten einem wirklich Angst einflößen.

Louis schluckte hart, wusste aber nicht, was er falsch gemacht haben konnte. Er wollte nachfragen, aber mit seinem Vater im Rücken konnte er ja schlecht mehr als eine formale Abschiedsfloskel hervorpressen.

„Hat mich gefreut, Malfoy“, rief Bill Draco hinterher, als der zu Scorpius eilte. Louis wollte den kleinen Weg dazu ausnutzen, um Draco noch einmal anzusprechen, während Bill sich mit der Ausrede zufrieden geben könnte, dass er nur Scorpius knuddeln wollte, aber anscheinend wollte Bill lieber ihn knuddeln.

„Papa“, presste Louis angewidert hervor, als Bill ihn fest an sich drückte und es wagte ihm die Haare vollkommen zu ruinieren. „Nicht in der Öffentlichkeit! Die Leute gucken schon…“

„Ah, sollen die doch denken, was sie wollen. Ich schmuse gerne mit meinem Lieblingssohn und das wann immer es geht.“ Bill schob ihn weg und musterte ihn stolz, konnte das jetzt sogar auf Augenhöhe. „Du siehst jede Ferien besser aus, Junge.“

Louis verzog das Gesicht. „Papa, hör gefälligst auf mit mir zu flirten und trag meinen Koffer.“ Er nickte auf das Gepäck und glättete sich seine Roben, während Bill brav gehorchte. Dafür machte Louis trotzdem einen Schritt zur Seite, als Bill ihm einen Arm um die Schulter legen wollte. „Ich möchte in die Winkelgasse. Gib mir deine Hand.“

Bill seufzte auf. „Manchmal erinnerst du mich doch sehr an deine Mutter“, sagte er, griff aber Louis‘ Hand und ließ ihn apparieren.

„Nur, weil ich es nicht mag, wenn du mich antatschst“, sagte Louis süßlich lächelnd, worauf Bill letztendlich nur schweren Herzens nicken konnte.

„Weißt du, früher war das mal anders. Bevor ich diese Narben hatte, da konnte sie keine Sekunde die Finger von mir lassen.“ Bill schaute sich in der wenig belebten Winkelgasse um und verpasste so vollkommen, dass Louis zielstrebig die mit Kopfstein gepflasterten Straßen in Richtung von Towlers Arbeitsplatz entlang marschierte.

Ob er dort jetzt aber wirklich nur Dracos Geburtstag herausfinden wollte, war ihm noch nicht ganz klar. Dracos Blick hatte eine merkwürdige Angst in ihm ausgelöst. Hatte er vielleicht nur Bekanntschaft mit dem eisigen Grau gemacht, weil sein Vater dabei war? Und wenn ja, dann entweder als Tarnung oder weil Draco glaubte, dass Louis absichtlich seinen Vater gebeten hatte ihn abzuholen? Aber dann müsste er ahnen, dass Louis‘ Verdacht in diese Richtung ging. Leider hatte er aber auch nicht gerade sehr subtile Andeutungen gemacht, dass er glaubte, Draco kannte seinen Vater besser, als er immer vorgab.

„Hörst du mir überhaupt zu?“ Bill fasste ihn an der Schulter und zog Louis gerade rechtzeitig zur Seite, bevor er in eine Gruppe älterer Damen rennen konnte.

„Entschuldige, Papa, aber ich hab grad keinen Kopf für deine Eheprobleme.“ Louis ignorierte die hastigen Rechtfertigungen seines Vaters, das alles in Ordnung sei, und lugte durch das Fenster in Flints Laden, der um diese Uhrzeit schon alles andere als angenehm hell war. Towler hatte anscheinend noch nicht Schicht und mit Flint grimmig hinter der Theke den Tagespropheten lesend, war das die perfekte Gelegenheit, um ihn auszufragen.

„Du kannst meinetwegen auch schon nach Hause gehen“, murmelte Louis nach hinten und hastete zur Tür, hatte sie schon halb aufgezogen, als Bill ihn am Arm fasste.

„Liebeskummer, vergessen?“ Bill musterte ihn eingehend und ziemlich enttäuscht. „Ich dachte, wir machen uns einen schönen Tag. Willst du mir nicht sagen, was los ist?“

Louis schüttelte den Kopf und machte sich von seinem Vater los, spazierte in den Laden. Bill schien aber sonst wirklich nichts mit sich anzufangen können und folgte ihm, setzte sich wie bestellt und nicht abgeholt auf den Platz neben Louis an der Theke. Auch nicht gerade vorteilhaft, wenn man ein privates Gespräch mit dem jetzt mürrisch über den Zeitungsrand lugenden Barmann führen wollte.

„Towlers Freund schon wieder“, knurrte Flint als Begrüßung und weckte damit Bills Aufmerksamkeit. „Ugh, und ein Wiesel.“

„Ein Wiesel, das gerne etwas zu trinken hätte“, sagte Bill grinsend.

„Tja…“ Flint knallte seine Zeitung auf den Tisch. „Leider führen wir keine Wassernäpfe.“

„Ich nehm auch ein Glas.“ Bills Grinsen verschwand erst, als Louis ein seiner Meinung nach unangebrachtes Whiskeyglas vorgesetzt bekam. „Louis, es ist noch zu früh für Alkohol.“

„Es ist sechs Uhr abends“, stieß Louis empört aus, als Bill das Glas wieder hinter den Tresen stellte.

„Ich meinte damit dein Alter. Du bist siebzehn Jahre alt. Ein Butterbier reicht vollkommen“, sagte Bill mit Blick auf Flint, der genervt aufschnaubend ans andere Ende des Tresens verschwand, wo er tatsächlich nach dem hier selten bestellten Butterbier suchen musste. Bill nutzte das aus, um näher zu rutschen. „Also, wartest du hier auf Towler? War das dein Date letzte Ferien?“

„Papa… Du hast mir gerade meinen Absacker versaut. Ich rede jetzt nicht mit dir über mein Liebesleben“, presste Louis genervt hervor, stand auf und hob mahnend den Finger, als Bill ihm folgen wollte. „Warte da doch einen Moment.“

Schwer seufzend hob Bill die Hände und ließ Louis gehen, behielt ihn aber mit einem Blick im Auge, der bei jedem anderen ein schlechtes Gewissen erzeugt hätte.

„Flint?“ Die Hand auf den Tresen knallend schreckte Louis den Barmann auf.

„Keine Bange, ich füll dir das schon um“, grummelte er mit Blick auf die Butterbierflasche.

Louis schmunzelte leicht. „Danke, aber… eigentlich wollte ich mit Ihnen reden.“

Misstrauisch hielt Flint in der Bewegung inne und stellte alle Flaschen beiseite, nickte Louis zu.

„Mein Vater, ist der öfter hier?“, rückte Louis gleich mit der Sprache raus, aber Flint zuckte nur leicht mit den Schultern. „Muss ich Ihnen erst eine Galleone zustecken, damit Sie gesprächiger werden?“ Als Flint wieder nur mit den Schultern zuckte, griff Louis murrend nach seinem letzten Geld und legte es unauffällig auf den Tresen, hoffend, dass sein Vater jetzt nicht gleich sonst was dachte, aber als er einen Blick riskierte, hatte Bill sich Flints Tagespropheten geklaut und war in die Zeitung vertieft.

„Dann stell mal interessantere Fragen.“ Flint steckte fies grinsend Louis‘ Taschengeld ein. „Und nicht so um den heißen Brei herum. Hab nicht den ganzen Tag Zeit.“

„Gerade heraus will ich wissen, ob mein Vater was mit Draco Malfoy hat“, sagte Louis und war tatsächlich überrascht, dass er über die Worte, zum ersten Mal wirklich ausgesprochen, nicht stolperte.

Flint sah ihn mit süffisantem Gesichtsausdruck an und nickte über Louis‘ Schulter. „Wieso fragst du ihn das nicht selbst?“

Erschrocken fuhr Louis herum und atmete erst einmal erleichtert aus, als Draco nicht direkt hinter ihm stand, sondern nur durch die Tür kam, mit einer Hand auf Scorpius‘ Schulter. Und leider hatte Louis damit seine Galleone wohl umsonst hergegeben, weil Flint ganz schnell von Scorpius abgehalten wurde irgendetwas anderes von sich zu geben, als gequältes Murren.

„Onkel Marcus“, quietschend schlitterte Scorpius um den Tresen und landete direkt an Flints Brust, umklammerte ihn fest, weil er eben gerne umarmte. Louis bemerkte er deswegen erst ein paar Augenblicke später und ließ Flint endlich wieder aufatmen, als er ihn losließ. „Louis, so schnell sieht man sich wieder.“

„Jaah… Mein Vater ist auch hier“, sagte Louis und nickte zu Bill, nur um festzustellen, dass der Draco sehr offensichtlich über den Zeitungsrand hinweg anstarrte. „Sie scheinen sich… ganz gut zu verstehen.“ Er drehte sich weg, als Draco Bill in einer viel zu vertrauten Art und Weise die Zeitung aus den Händen riss, und während Flint ihm ein fast triumphierendes Grinsen schenkte, legte Scorpius verwirrt den Kopf schief.

„Sieht für mich nicht so aus“, murmelte er und musste den Kopf fast in den Nacken legen, um Flint anzusehen. „Kann ich Kürbissaft haben?“

Flints Grinsen verschwand wieder. „Du hast immer Wünsche, Kleiner.“ Kopfschüttelnd drehte er sich um und verschwand in Richtung Hinterzimmer. Scorpius störte sich wenig an dem griesgrämigen Verhalten und hopste regelrecht zu Louis, griff freudestrahlend seine Hände.

„Ihr esst mit uns, oder?“ Bevor Louis darauf etwas antworten konnte, zerrte Scorpius ihn zu Draco, der einen noch finsteren Blick zeigte, als Flint es jemals konnte. Bill dagegen lieferte sich einen Wettkampf im Strahlen mit Scorpius.

„Vater?“ Mit einer Hand noch immer Louis festhaltend zupfte Scorpius Draco am Ärmel. „Hast du was dagegen, wenn Louis mit uns isst?“ Bei dem Hundeblick konnte nicht einmal Louis dazu Nein sagen und Bill erst Recht nicht.

„Oh, kein Problem. Louis und ich sind für heute von zu Hause verbannt worden. Ein bisschen Gesellschaft…“ Bill stoppte, als Louis ihm einen warnenden Blick zuwarf, aber richtig zu deuten schien er ihn nicht.

„Das ist toll“, ging Scorpius ohnehin dazwischen und drehte sich zu Louis herum, strahlte immer noch, als würde die Sonne ihm direkt ins Gesicht scheinen. Leider war es sehr offensichtlich, dass er so nur versuchte, nicht zu zeigen, wie schwer es ihm fiel, sich von James zu trennen – und sei es nur für ein paar Stunden.

„Ich freu mich auch mal wieder ein bisschen Zeit mit dir zu verbringen, ohne dass du an James‘ Lippen hängst“, sagte Louis, als Scorpius ihn zum nächstbesten Tisch am Fenster zog. Es dauerte eine Weile, bis Bill und Draco ihnen folgten und es schien Draco gar nicht zu gefallen, dass er sich gegenüber von seinem Sohn und nicht neben ihn setzen musste. Man konnte diese Abneigung gegenüber Bill auch auf das nicht gerade freundschaftliche Verhältnis zwischen ihren Familien schieben, aber Louis‘ Gedanken wollten einfach nicht aufhören sich um diesen manchmal so absurd und dann wieder so eindeutig erscheinenden Verdacht zu drehen.

Und wenn er zutreffen würde, dann wäre es doch eigentlich auch egal. Draco hatte ihm doch gesagt, dass er wollte, dass sie zusammen waren. Das hieß doch, dass er mit so alten Geschichten abgeschlossen hatte. Warum nur musste Draco ihn mit diesen kalten Blicken jetzt noch mehr durcheinander bringen? Er wollte doch eigentlich nichts anderes, als hier alleine mit Draco zu sitzen…

„So, ähm…“ Während Scorpius Louis scheinbar ohne Luft zu holen ins Ohr quasselte, lief es bei Bill und Draco gar nicht gut, was trotzdem nichts daran änderte, dass Louis die zaghaften Versuche seines Vaters Draco in ein Gespräch zu verwickeln, genau belauschte. „Ich hab grad gelesen, dass die Falcons das letzte Spiel gewonnen haben.“

„Aha…“ Draco widmete sich lieber dem Fenster, worauf Bill seine Augen anscheinend auch gerne auf das Glas richtete, das Flint ihm jetzt vor die Nase stellte. Louis fand trotzdem, dass irgendetwas in den Augen seines Vaters anders war, ganz davon abgesehen, dass sie immer wieder zu Draco huschten. Vielleicht interpretierte er da wirklich zu viel hinein, aber was wenn nicht? Tat er Draco dann nicht gerade weh, wenn er ihn neben seine verflossene Liebe setzte? Tat er nicht sogar seinem eigenen Vater weh?

Louis war selten derartig überfordert mit einer Situation. Er wusste nicht, was er gefahrlos denken konnte. Alles, was er momentan wollte, war die Wahrheit. Denn die würde vielleicht wehtun oder auch nur unangenehm für ihn sein, aber sie würde auf jeden Fall diese Kopfschmerzen beenden. Vielleicht schaffte er es ja, dass Bill und Draco einen Moment glaubten, ungestört zu sein, und dann würden sie sich vielleicht verraten. Gut möglich war aber auch, dass zumindest Draco es zu einer Vollzeitbeschäftigung gemacht hatte, so zu tun, als würde er Bill nicht kennen.

„Louis? Louis!“ Scorpius schüttelte ihn leicht. „Jetzt ist es zu spät. Wenn du noch etwas anderes willst, musst du in die Küche gehen.“

„Hm?“ Louis‘ fragender Gesichtsausdruck, brachte Scorpius zwar zum empörten Schnauben, aber Draco lachte wenigstens.

„Ja, so ist das mit frischverliebten jungen Menschen. Die hören einfach nicht mehr zu“, sagte Bill und grinste in sein Wasserglas.

Draco schüttelte den Kopf. „Scorpius hört immer auf mich“, sagte er mit einer unüberhörbaren Spur Stolz in der Stimme.

„Verliebt?“ Louis hob abwehrend die Hände. „Papa, du weißt schon, dass Scorpius James‘ Freund ist, oder?“

„Jaah, ich bin ja nicht komplett senil“, gluckste Bill. „Aber ich werd ja wohl merken, wenn mein Sohn verliebt ist.“

„Es ist ein wenig offensichtlich. Bei dem abwesenden Ausdruck“, fügte Draco amüsiert hinzu und für einen Moment war der Blick, den er Louis zuwarf, wieder wärmerer Natur. Auch wenn sich das prompt änderte, als Bills Hand auf Dracos Schulter landete.

„Also –“

„Ich muss mich kurz entschuldigen“, fuhr Draco Bill über den Mund und stand blitzschnell auf. Ohne irgendwen länger anzusehen stolperte er über Bills Beine und räusperte sich verlegen, bevor er erhobenen Hauptes in Richtung Toiletten verschwand.

„Entschuldigung“, ergriff Scorpius das Wort, während Louis den Rand seines Glases mit dem Finger nachfuhr und Draco nachsah. „Ich weiß nicht, was heute mit ihm los ist.“

„Ist schon in Ordnung“, sagte Bill lächelnd. „Er sieht sehr erschöpft aus. Vielleicht versuch ich lieber nicht mehr ein Gespräch anzufangen.“

Während Scorpius noch eine Entschuldigung murmelte, entschied Louis sich für drastischere Maßnahmen und kippte kurzerhand sein Glas um, und das so kraftvoll, dass sein Getränk auf dem Schoß seines Vaters landete. Vor Schreck fuhr Bill hoch und sah sich entgeistert den Fleck auf seiner Hose an, bevor er Louis einen enttäuschten Blick schenkte, als wüsste er, dass das pure Absicht gewesen war.

„Ups…“ Louis gab sich deswegen auch nicht große Mühe, sich zu verstellen. „Sieht aus, als müsstest du mal kurz verschwinden, Papa.“ Damit er nicht zu merkwürdige Gedanken bei seinem Vater weckte, setzte er einen flehenden Blick auf, bevor er unauffällig zu Scorpius nickte.

„Äh… jaah…“ Bill dachte sich seinen Teil und bewegte sich mit einem urkomischen Gang ebenfalls in Richtung der Toiletten.

„Das hast du aber absichtlich getan“, sagte Scorpius vorwurfsvoll, bekam so aber keinen Blick von Louis, der sich fest auf die Toiletten fixiert hatte. Wollte er jetzt wirklich dort hineinschleichen und Dinge erfahren, die seine Situation nicht unbedingt leichter machen würden? Aber wenn er sich irrte, dann würde es ihm nur besser gehen. Und er fühlte sich elend. Es war die einzige Möglichkeit, diese kaumauszuhaltenden Gedanken loszuwerden.

„Louis, wo willst du hin?“ Scorpius wirkte ganz verloren, als Louis ihn alleine am Tisch zurückließ. „Hab ich was falsch gemacht?“

„Quatsch.“ Louis lächelte über die Schulter. „Ich bin nur kurz in der Küche, wie du’s mir empfohlen hast.“

Trotzdem wirkte Scorpius nicht glücklicher, nickte aber und schaute traurig auf den Tisch. Ohne irgendeine Ablenkung drifteten seine Gedanken wohl ganz schnell wieder zu James und bevor Louis die Toiletten erreicht hatte, glaubte er, dass sein schlechtes Gewissen ihn umbringen würde, als Scorpius sich mit einer Serviette die Nase schnäuzte. Aber momentan wollte er einfach nur egoistisch sein.

Die Stimmen drangen schon durch die Tür, die Louis vorsichtig einen Spalt aufschob. Menschen, die sich unsympathisch waren, würden niemals miteinander reden, wenn sie auf dem Klo waren. Da musste irgendetwas sein.

„Er hat’s mir drüber geschüttet. Was kann ich denn dafür?“ Bill stand am Waschbecken und entfernte den Fleck mit dem Zauberstab und etwas Wasser. Draco musste irgendwo in der Nähe sein, aber Louis konnte ihn auch durch den Spiegel nicht sehen.

„Dein Sohn ist ein manipulierender Bastard, das sieht man auf hundert Meter.“ Die Worte wären verletzender, wenn Louis nicht wüsste, dass Draco genau das an ihm schätzte. Was ihn mehr sorgte war die dumpfe Stimme und die leicht würgenden Geräusche, die kurz darauf folgten.

„Alles okay?“ Bill sah hoch in den Spiegel, was Louis sich zurückziehen ließ. Er wartete ungeduldig einen Moment ab, bis er wieder in den Raum sehen konnte.

„Lass mich in Ruhe…“ Dracos leise Stimme schaffte es kaum bis zu ihm.

„Du siehst nicht gut aus. Vielleicht gehst du besser nach Hause und…“ Bill stoppte bei erneuten würgenden Geräuschen, drehte sich seufzend um und verschwand aus Louis‘ Blickfeld. Vorsichtig lugte er durch den Türspalt hindurch, sah weder seinen Vater noch Draco in der Nähe und zückte schnell den Zauberstab. Er hoffte sehr, dass seine Emotionen jetzt nicht seine Magie beeinflussten, als er einen Desillusionierungszauber sprach und sich in die Toiletten schlich. Ein Blick in den Spiegel bestätigte ihm aber, dass sich das viele Üben dieses Zaubers gelohnt hatte. Er war komplett unsichtbar und konnte sich so wunderbar an die Toilettenkabine schleichen, in die sein Vater sich gerade kniete, um Draco eine Hand auf den Rücken zu legen.

„Hast du was Falsches gegessen?“, konnte Bill noch fragen, bevor seine Hand abgeschüttelt wurde. Seufzend lugte Bill aus der Kabine heraus und in Richtung der Tür, die er kurzerhand mit einem Schwenk seines Zauberstabs verschloss. Louis wusste nicht, ob er glücklich darüber sein sollte, dass ihm so eine Fluchtmöglichkeit genommen worden war, und lehnte sich gegenüber der Kabine an die Wand, musste sich auch noch stark zurückhalten, nicht zu Draco zu eilen, als der sich herumdrehte.

Auf dem Boden der Kabine hockend atmete er schwer und strich sich schweißnasses Haar aus der kalkweißen Stirn. Die dunklen Ringe unter seinen Augen schienen sich noch tiefer gegraben zu haben und das Licht warf auch noch unvorteilhafte Schatten auf seine hohlen Wangen. Louis wusste nicht, was in den letzten Wochen passiert war, dass Draco plötzlich so schrecklich dünn geworden war, dass er wirkte, als würde er gleich auseinanderbrechen. Es tat weh ihn so zu sehen. Und es tat noch mehr weh, ihm nicht helfen zu können, sondern nur dabei zusehen zu können, wie Bill das ausgemergelte Gesicht in einer Art und Weise umfasste, die Louis‘ Verdacht eigentlich schon genug bestätigte.

„Du bist aber nicht schwanger, oder?“, machte Bill jetzt wirklich einen Scherz und Louis wusste nicht, was mehr wehtat. Dass Draco über diesen Witz lachte, oder dass Draco Bills Handgelenk umfasste, damit die Hand auf seiner Wange liegenblieb.

„Du solltest gehen. Ich glaub… Ich glaub, dein Sohn ahnt etwas.“ Dracos Wimpern waren nass und verklebt, die Tränenspuren auf seinen Wangen noch frisch, aber er hatte sicherlich nicht geweint, weil er traurig war, sondern weil er fast in einer Toilettenschüssel ertrunken war.

„Was?“ Bill schaute noch einmal zur Tür, direkt an seinem Sohn vorbei. „Quatsch… Wie kommst du darauf?“

„Ich denk seit Wochen über nichts anderes nach. Du kannst mir das glauben.“ Draco ließ Bills Handgelenk los und stieß leicht gegen seine Schulter. „Geh jetzt…“

„Ich lass dich hier doch nicht liegen, wenn –“

„Bill, bitte“, fuhr Draco dazwischen. „Mach mir das jetzt nicht kaputt.“

Es dauerte einen Moment bis Bill sich aufrichtete und sich tief durchatmend umdrehte. Er wollte nicht, dass Draco seinen qualvollen Gesichtsausdruck sah, aber so wurde er mehr als offensichtlich für Louis. Und wenn ihn das nicht so wütend gemacht hätte, dann würde er ein schlechtes Gewissen bekommen. Aber so war in seinem Kopf nichts als Schmerz über diesen bitteren Verrat.

Draco hatte ihn benutzt. Wer wusste schon, was er genau mit ihm vorgehabt hatte, aber er hatte sich doch nur auf ihn eingelassen, damit er Bill irgendwie verletzen konnte. Louis wollte sich das gar nicht ausmalen. Er wollte am liebsten irgendetwas zu Kleinholz verarbeiten und dass er sich ruhig verhalten musste, anstatt seinen Emotionen freien Lauf zu lassen, ließ ihn heiße, aber stumme Tränen vergießen.

„Du… Draco, du darfst dich doch nicht selbst so fertig machen. Was immer es ist, es kommt wieder in Ordnung“, sagte Bill und Louis konnte selbst durch den Schleier vor seinen Augen sehen, dass es seinem Vater schwer fiel, ruhig zu sprechen. „Du hast niemals das Leben von irgendwem zerstört, und das wirst du auch nicht. Du sollst nicht immer dir die Schuld für alles geben. Selbst wenn mein Sohn irgendetwas herausfindet… Es wär mir egal. Er würde wissen, dass ich ein Arschloch bin und dass ich dich nur ausgenutzt habe. Nicht umgekehrt.“

„Das ist es nicht.“ Louis hätte fast Mitleid bekommen und fast hätte er sich Hoffnungen gemacht, dass Draco vielleicht wirklich etwas für ihn empfinden würde und deswegen ein schlechtes Gewissen bekommen hatte, was ihn jetzt so fertig machte, dass er nicht mehr vernünftig schlafen und essen konnte – so sah er nämlich aus. Aber das hatte er auch verdient, wenn er Louis so schamlos ausgenutzt hatte, weil er nichts weiter, als ein verbitterter, alter Mann war, der genug Hass in sich hatte, um ganze Weltkriege damit zu führen.

Bill drehte sich wieder zu Draco um und kniete sich hin, damit Louis auch noch zusehen musste, wie Draco heftig aufschluchzte.

„Ich vermisse dich“, presste er hervor und weinte jetzt Tränen, die jahrelangen Schmerz ausdrückten, anstatt den physischen von Brechreiz. „Ich vermisse dich so sehr, William…“ Draco verbarg das Gesicht in den zitternden Händen und versuchte die Schluchzer zu unterdrücken, die deswegen seinen ganzen Körper zum Beben brachten.

Louis wollte nicht mehr hinsehen. Den Blick auf den Boden richtend hielt er sich an der Wand fest und war froh, dass seine Tränen ungesehen auf den Boden fielen, anstatt ihn zu verraten. So benutzt war er noch nie in seinem Leben worden. Allein der Gedanke, dass er jetzt hundertprozentig wusste, an wen Draco immer gedacht hatte, wenn sie sich näher gekommen waren, weckte in ihm das Gefühl, seinen Zauberstab zu ziehen und kleine Würfel aus seinem Vater zu machen.

Ein Rumpeln ließ ihn wieder hochsehen. Bill hatte Draco auf die Beine gezogen und hielt ihn an den Schultern auf den Beinen. Nachdem Draco sich einigermaßen halten konnte, half Bill ihm zum Waschbecken. Es dauerte nicht lange, bis Draco ihn ruckartig von sich stieß und sich einen Handschuh von den Fingern zog, sich damit Wasser zum Mund führte. Er stand so nah bei Louis, war aber unerreichbar wie eh und je. Louis hätte merken müssen, dass er für Draco nie etwas anderes gewesen war, als Bill Weasleys Sohn, aber mit der widerlich rosaroten Brille, die er getragen hatte, war es merkwürdig genug, dass er überhaupt etwas geahnt hatte.

„Ich…“ Bills Stimme war heiser, aber dass er sich räusperte war ein Fehler, weil Draco ihm dazwischen redete:

„Sag’s nicht. Geh da einfach wieder raus, sonst denken die noch, du hast Magenbeschwerden.“ Der Blick, den Draco Bills Rücken zuwarf, sagte aber eindeutig, dass er nicht wollte, dass Bill ihn alleine ließ. Wieso musste Draco auch immer sagen, was er nicht meinte. Louis wollte ihm dafür am liebsten das Herz aus der Brust reißen und an die Wand klatschen, damit es in den Dreck rutschen konnte, wo seines schon lange einsam vor sich hinpochte.

„Es tut mir leid“, sagte Bill schließlich ohne einen Blick zurück und setzte sich in Bewegung. Draco schluckte hart, als er Bill die Tür entriegeln sah. Er atmete tief durch und bevor Bill seinen Zauberstab wirklich wegstecken konnte, hastete Draco auf ihn zu und umklammerte ihn von hinten.

„Nur einen Moment“, sagte er ganz schnell und in einem entschuldigenden Tonfall, als wüsste er, wie viele Herzen er mit dieser simplen einseitigen Umarmung noch zu brechen drohte. Louis beobachtete aus zu schmalen Schlitzen verengten Augen, wie sein Vater sich langsam umdrehte und Draco dann mit einem Ruck an seine Brust zog, ihn fest in seine Arme schloss.

Vor Zorn hatte Louis die Hände zu schmerzhaft festen Fäusten geballt und es stellte sich als schwierig heraus, seine Finger genug zu entspannen, um in seine Umhangtasche, nach seinem Zauberstab zu greifen, den er schnell genauso fest umklammerte. Er hatte wirklich das Gefühl, seine Fingernägel würden sich tief genug graben, um Blut fließen zu lassen, vor allem, als Draco auf diese eindeutige Art den Kopf hob.

Wie sie sich in die Augen sah, so voller Sehnsucht und Verlangen, ließ Louis selbst glauben, dass er sich gleich übergeben musste. Er war froh, als Bill kurz vor Dracos Lippen doch noch den Kopf zur Seite drehte.

„Du weißt, dass es dabei nicht bleibt“, sagte er bitter und schob Draco von sich weg, ließ ihn sichtlich ungerne los und strich extra lange über die anderen Arme.

Draco wandte den Blick ab. „Ich komme gleich nach“, krächzte er, bevor er sich wieder zum Waschbecken drehte. Tränen glitzerten in seinen Augen, aber er wischte sich erst mit dem Handrücken jeden nassen Tropfen weg, bevor er versuchte sich zu dem Mann aufzurichten, der er sein wollte.

Allerdings sprang er ganz schnell an die nächstbeste Wand zurück, als Louis den Desillusionierungszauber von sich nahm und direkt neben ihm auftauchte.

„Scheint, dass du richtig liegst, wenn du denkst, ich würde etwas ahnen“, sagte er und dankte Merlin, dass seine Stimme nicht zitterte, aber ob er wirklich so kalt klingen wollte? „Überrascht?“

Draco atmete schnell vor Überraschung, legte sich eine Hand auf die Brust. „Ich hab dich nie für blöd gehalten, falls du das denkst.“

„Du bist so ein verfluchtes Arschloch, Malfoy.“ Louis machte einen Schritt nach vorne und seine vor Zorn leicht geweiteten Augen mussten richtig furchteinflößend wirken, so wie Draco hörbar schluckte. „Die ganze verfluchte Zeit hast du nur mit mir gespielt. Du hast mir das Gefühl gegeben, als hättest du Angst, dass ich mit dir spiele, um perfekt zu tarnen, dass du nichts weiter wolltest als Rache.“

Draco schüttelte leicht den Kopf.

„Ich wusste, dass du nichts weiter bist, als ein hasserfüllter Mann, der so verbittert ist, dass er aus seinem Selbstmitleid gar nicht mehr herauskommen will!“ Louis hatte das Recht, so zu reden. Nicht nur, weil er wütend und verletzt war, sondern weil es die Wahrheit war. Trotzdem sah Draco ihn an, als hätte er hier einen Fehler nach dem anderen gemacht.

„Du hast… Du hast das wirklich…“ Im Gegensatz zu Louis konnte Draco seine Stimme nicht mehr kontrollieren und er schluchzte mitten in seinem Satz auf. „Du wirfst mir vor, dass ich mit dir gespielt hätte, dabei hast du selbst nichts anderes gemacht. Und das nachdem ich dir… Ich hab dir vertraut. Ich wollte…“ Seine Hände zitterten, als er sich damit über seine Brust fuhr und nach seinem Herz tastete. „Ich hab dir vertraut.“ Das Wispern war wahrscheinlich das Ehrlichste, was er jemals von Draco gehört hatte, aber es hielt Louis nicht davon ab vor Wut seinen Zauberstab so unkontrolliert zu schwingen, dass die Spiegel neben ihm zu Bruch gingen.

„Lügner! Ich hab gewusst, dass du es nicht ernst gemeint hast. Dieser Brief…“ Louis schüttelte unberührt von Draco, der bei dem Versuch, sich vor den durch die Gegend fliegenden Scherben in Sicherheit zu bringen, sein letztes bisschen Gleichgewicht verlor und an der gegenüberliegenden Wand zu Boden sank.

Louis stellte sich breitbeinig vor ihn, den Zauberstab ganz ruhig haltend. „Dieses Gesülze konntest du gar nicht ernst meinen. Und dann von wegen, du würdest mir dein Herz schenken. Als ob ich das haben wollen würden!“ Louis lachte auf und schüttelte abfällig den Kopf. „Es tut gut, dir unter die Nase reiben zu gönnen, dass ich die ganze Zeit schlauer als du war.“ Er atmete tief durch. „Wenn es nur nicht so… wehtun würde…“

„Du hast… das hier geplant? Es war kein Zufall, dass er hier ist, oder?“ Draco fing an heftig zu zittern und zog die Beine an, versuchte sich wegzudrehen, als Tränen über seine Wangen liefen. „Und nach allem, was ich dir erzählt hab, hat es dir nichts ausgemacht, mich damit zu konfrontieren? Ich… wollte dir doch…“

„Ausgemacht? Was soll es mir denn ausmachen zu gewinnen?“ Louis grinste so gut er konnte, damit man nicht sah, wie sehr er verletzt war. Diese Genugtuung wollte er Draco nicht auch noch gönnen. Das hier alles war doch auch nichts weiter als perfektes Schauspiel, nichts weiter, als eine Lüge. „Darum ging’s doch die ganze Zeit. Das hier war ein Spiel. Ein Spiel, für das ich große Opfer bringen musste, wenn man bedenkt, dass ich mich von einem alten Sack hab flachlegen lassen. Aber wenigstens hab ich gewonnen.“

„Ich hab dich… Ich dachte, du würdest…“ Draco schnappte nach Luft, presste sich eine Hand auf die Brust und schaute vollkommen verwirrt zu Louis hoch. „Ich hab dich doch…“ Sein Atem ging so schwer, dass er keinen vernünftigen Satz rausbringen konnte und, seinen Zustand beachtend, fing Louis an daran zu zweifeln, ob es angebracht gewesen war, sich derartig zu verhalten, nur um sich selbst zu schützen.

„Du hast mich was?“ Louis glaubte, Draco wollte ihm in die Augen schauen, aber das Grau verdrehte sich nur und rollte nach hinten, bevor das restliche Weiß hinter den geröteten Lidern verschwand. „Draco?“ Einen Moment einfach nur dastehend stürzte Louis schließlich zu Draco auf den Boden und fasste ihn an den Schultern, schüttelte heftig. „Draco? Draco! Merlin, nein, tu mir das nicht an!“ Die Finger verzweifelt nach einem Puls suchend geriet Louis allmählich in Panik, sprang hastig auf und rannte aus den Toiletten.


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Elisabeth Sparrer, Abendzeitung