von Roya
Der Sommer geht zu Ende
Das Mädchen rannte den kleinen Hügel hinauf. Hinter ihr liefen zwei übers ganze Gesicht grinsende Jungen und holten sie schnell ein. Bevor sie es sich versah, lag sie auf der Erde und wurde durchgekitzelt.
„Mensch, Charlie! Bill! Hört auf!“
Lachend ließen die Zwei endlich von ihr ab und sie setzten sich nebeneinander. Die beiden Rothaarigen grinsten immer noch. Das Mädchen strich sich eine braune Strähne aus dem Gesicht und grinste jetzt auch. Charlie sah sie von der Seite her an.
„Ach, Hailie. Stell dich nicht so an.“
„Blödmann!“
Sie schubste den kräftigen Jungen und er fiel zur Seite. Sie waren am Rande von Ottery St. Catchpole, einem kleinen Dorf am Rande Englands. Die zwei Fünfzehnjährigen und der Siebzehnjährige trafen sich in den Sommerferien jeden Tag. Hailie war noch nie bei ihnen zu Hause gewesen, aber sie wusste, dass sie noch weiter außerhalb wohnten. Bill war groß und schlank und ließ seit kurzem seine Haare lang wachsen. Dagegen war Charlie kleiner und stämmig und hatte ein herbes Gesicht. Dennoch ließ ihn das sehr gut aussehen. Hailie betrachtete ihn lange und sagte dann:
„Habt ihr wieder nette Mädchen gefunden im Dorf?“
Hailie grinste und sah die Zwei an, die nun resigniert den Kopf schüttelten. Sie waren ständig auf der Suche nach willigen Opfern, wie Hailie es nannte. Dabei ging es ihnen im Endeffekt nur darum, Mädels anzumachen. Und das ging um die Wette.
„Also, in Hogwarts gibt es nettere.“
„Hört auf mich mit eurem komischen Internat zu ärgern, ihr wisst genau, dass ich es nicht kenne. Außerdem glaub ich euch immer noch nicht, dass es so ein seltsames Internat gibt.“
Die Zwei grinsten.
„Habt ihr Henry gesehen? Der saß am Brunnen und hat wieder ein Mädel abgeschleckt.“
„Und abgeschleppt.“
„Ja, das auch.“
„Ich hasse diesen Kerl.“
„Wusstet ihr, dass er und seine drei Kumpel schon ein paar Einbrüche und Diebstähle begangen haben sollen?“
„Na ja, verwunderlich wäre es ja nicht.“
Hailie wusste noch mehr. Durch ihre Mutter, die fĂĽr sie hiesige Tageszeitschrift schrieb, bekam sie viel mit.
„Wusstest ihr auch das Allerdümmste? Sie prahlen damit, dass die Initialen ihrer Vornamen den Namen „Hure“ ergeben.“
Die Jungen lachten lautstark.
„Was ist daran denn toll?“
„Also die Initialen von unseren Geschwister ergeben dann…“
„GRFGPBC.“
Sie lachten wieder.
„Tja, da hat sich Mum ja ganz schön vertan.“
Lachend machten sich die Drei auf den Weg ins Dorf hinab.
„Wenn man vom Teufel spricht.“
Bill murmelte sie Wörter leise, als ihnen vier Jungen entgegen kamen. Alle vier trugen weite Hosen, Käppis und Sonnenbrillen. Sie schauten finster drein, als sie die Drei sahen.
„Sieh an, sieh an, die Inzuchtsfamilie und das hässliche Entlein.“
„Halt die Klappe, Uwe.“
„Halt die Klappe, Uwe.“
Der Angesprochene äffte Bill nach und die anderen lachten. Hailie spürte eine wachsende Anspannung der beiden Jungen neben ihr.
„Ach, lasst die Idioten doch. Sollen sie sich in ihrem Hurendasein baden und wohl fühlen.“
Und lachend lieĂźen die Drei sie stehen. Die hasserfĂĽllten Blicke sahen sie nicht mehr, mit denen die Vier sie durchbohrten.
„Sehen wir uns morgen?“
„Ja, der letzte Tag der Ferien.“
„Total doof.“
„Jep.“
Sie verabschiedeten sich und Hailie ging Richtung zu Hause. Sie hasste die vier Jungen. Zwei von ihnen, Uwe und Edwin, gingen in ihre Klasse. Sie waren beide einmal sitzen geblieben und taten auch jetzt nicht allzu viel, um ihre Einstellung zu ändern. Die zwei anderen, Henry und Rob, waren zwei Jahre älter und schon Volljährig. Sie gingen weder zur Schule noch arbeiteten sie. Hailie seufzte. Was dachte sie über die Idioten nach? Nur weil Bill und Charlie sich ein oder zweimal mit ihnen geprügelt hatten, hatten sie einen Hass gegen die beiden eingeschlossen Hailie entwickelt, weil sie immer mit ihnen herum lief.
Dagegen waren die zwei Weasleys total anders. Als sie Hailie zum ersten Mal erzählt hatten, dass sie insgesamt sieben Kinder waren, war Hailie beeindruckt gewesen. Sie selber war Einzelkind. Manchmal ganz schön langweilig. Aber die drei verstanden sich einfach super. In jeden Ferien trafen sie sich regelmäßig und unternahmen viel. Die beiden Rorhaarigen waren ihre besten Freunde. Zusammen mit Binky, ihrer besten Freundin aus Kindertagen. Hailie grinste, als sie über die drei nachdachte. Sie schloss die Tür auf und ging in die erleuchtete Wohnung.
„Mum, Dad. Ich bin da.“
„Ich hasse die Vier.“
„Ich auch. Wenigstens müssen wir sie jetzt nicht mehr sehen.“
Die beiden Jungen gingen durch den dunkler werdenden Wald.
„Schade, dass die Ferien schon vorbei sind.“
„Ja. Du kommst schon ins letzte Schuljahr. Schulsprecher. Pff.“
Sie lachten. Dann wurde Charlie traurig.
„Total doof, dass Hailie ein Muggel ist. Es wäre klasse, wenn sie auch nach Hogwarts gehen würde.“
Bill betrachtete seinen Bruder und ein Gedanke falmmte in ihm auf.
„Sag mal, Brüderchen, bist du zufällig verknallt?“
„Was?“
Charlie lief knallrot an.
„Natürlich nicht. Also...“
Er murmelte einiges Unverständliches vor sich hin und Bill musste breit grinsen.
„Wenigstens sehen wir Hailie in den nächsten Ferien wieder.“
Welch Unrecht sie doch hatten.
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