von holiholly
Hermine und Ron starrten einander bestĂŒrzt an.
Ron sank wortlos auf den Stuhl hinter sich und vergrub das Gesicht in den HĂ€nden.
Die Heilerin runzelte die Stirne und blickte erst die Mutter, dann das Neugeborene, - es war ĂŒbrigens ein MĂ€dchen - und dann schliesslich den Vater an. Ron wusste spĂ€ter nicht mehr, was danach geschah, da er sich schwer zusammenreissen musste, um nicht in TrĂ€nen auszubrechen. Irgendwann war die Heilerin dann mit der kleinen Lucy aus dem Zimmer gegangen, und Ron hatte seine Wut, seine EnttĂ€uschung nicht lĂ€nger zurĂŒckhalten können. Er hatte Hermine Dinge an den Kopf geworfen, die er spĂ€ter bitterlich bereute, von wegen, sie hĂ€tte âes die ganze Zeit gewusst, dass das Kind von James istâ, und dass Lavender es geahnt hatte, und er einfach zu dumm gewesen war, um ihre Worte ernst zu nehmen.
Zwei Wochen spĂ€ter - Lucy entwickelte sich prĂ€chtig - hatte Ron vorgeschlagen, einen Vaterschaftstest durchfĂŒhren zu lassen. Inzwischen war er nicht mehr der Meinung, dass Lucy umbedingt Jamesâ Tochter sein musste.
âHermine - du hast doch sicher schwarzhaarige Vorfahren, oder?â
âHmm... ich mĂŒsste Dad fragen. Nicht dass ich wĂŒsste, aber meine Mutter hatte als Kleinkind dunkelbraune Haare...â
Ron sackte das Herz in die Hose.
âSei mal ehrlichâ, hatte er ein anderes Mal gefragt, und er fĂŒhlte ziemliche Eifersucht in sich aufkochen, als er an James Smith dachte, âwie oft hast du mit ihm geschlafen, bevor ihr euch getrennt habt?â
Hermines Gesicht fÀrbte sich dunkelrot.
âRon, das ist neun Monate her! Woher soll ich das noch wissen? Und James ist tot...â
âBitte, erinnere dich! So können wir definitiv ausschliessen, ob er der Vater ist oder nicht!â
âNa ja... am letzten Abend sicher nicht... da war er ja voll auf Heroin... aber am Tag zuvor oder so, schon möglich...â
Rons Mundwinkel verzogen sich nach unten.
âSchatz, ich kann dich ja verstehen. Aber es ist doch kein Weltuntergang, wenn Lucy Jamesâ Gene trĂ€gt, oder? Ich meine, die Erziehung eines Kindes beeinflusst ja dessen Werdegang, und nicht dessen Gene, was?â
Ron zuckte mit den Schultern und stimmte halbherzig zu.
âWenn wir einen Vaterschaftstest machen, was wĂŒrde das fĂŒr uns Ă€ndern? Gar nichts, es wĂŒrde unser VerhĂ€ltnis eher verschlechtern, oder? Also, warum vergessen wir die ganze Geschichte nicht einfach?â
âNajaâ, sagte Ron.
Und so war die IdentitÀt des richtigen Vaters noch weiterhin unbekannt.
UngefĂ€hr einen Monat nach Lucys Geburt, also im Mai, war Ron wieder einmal bei Lavender zu Hause. Er hatte ihr noch nicht von der Geburt von Hermines Tochter erzĂ€hlt, weil er Angst davor hatte, Lavender wĂŒrde sich Lucys bemĂ€chtigen, weil sie ja (ziemlich sicher) die leibliche Tochter ihres geliebten James war. Er hielt es jedoch kaum fĂŒr möglich, dass die körperlich und geistig schwache Lavender ihnen das Kind mit Gewalt nehmen könnte.
Ron schloss die TĂŒr auf, trat ein und rief nach Lavender. Als er keine Antwort erhielt, sah er im Wohnzimmer nach. Es war unaufgerĂ€umt, wie ĂŒblich, aber Lavender war nicht hier. Ihr Baby James lag in seiner Wiege und schrie leise. Ron legte seine Tasche zu Boden, lief auf die Wiege zu und nahm das Kind in die Arme. Bei seinem Anblick wurde der Junge noch unruhiger und begann, mit den FĂ€usten um sich zu schlagen.
âPst, ich bins, Ron!â, flĂŒsterte er. âWo ist denn deine Mami?â
Mit James in den Armen, der sich nun langsam beruhigte, ging er auf die Suche nach Lavender. Wo sie bloss sein könnte?... Erst jetzt kam Ron auf die Idee, dass ihr womöglich etwas zugestossen sein konnte. So unglĂŒcklich, wie sie bei seinem letzten Besuch gewesen war... und wenn sie sich etwas angetan hatte? Was, wenn sie... nein, sowas durfte er nicht denken!
âLavender?â
Wieder keine Antwort. Stattdessen begann James wieder zu quengeln.
âIst ja gut, Kleiner!â, murmelte Ron und realisierte plötzlich, dass er so gut wie keine Beziehung zu seinem Kind hatte. Ein normaler Vater wusste doch alles ĂŒber sein Kind, wie man es ruhig stellte, wie es sich verhielt... Aber James war fĂŒr ihn wie ein fremdes Baby. Ron schĂ€mte sich fĂŒr diese Gedanken.
Und dann, total unerwartet, sah er Lavender regungslos am Boden liegen. Im Badezimmer. Neben ihr eine Spritze. Ein GĂŒrtel. Und Ron begriff.
Er legte James sofort auf ein zusammengefaltetes Badetuch und kniete sich neben Lavender auf den Boden. Vorsichtig drehte er sie auf den RĂŒcken. Ein Stein fiel ihm vom Herzen, als sie ihre Augen öffnete. Jedigliches Feuer darin war jedoch erloschen.
âIch liebe dich...â, flĂŒsterte sie kaum hörbar. Ron tastete nach ihrer Hand.
âWas brauchst du? Hast du eine Ăberdosis genommen?â Das Ministerium hatte ihn in diesem Thema beraten, falls Lavender rĂŒckfĂ€llig werden sollte.
âNein... ich hab geschlafen, aber... jetzt ist es okay... es geht langsam weg...â
Ron drĂŒckte ihre Hand. Er wusste, dass er gegenĂŒber ihr eine grosse Verantwortung hatte. Wenn sich Lavender ins Jenseits beförderte, dann war eindeutig er daran schuld.
âIch will Jamesâ, sagte sie deutlicher, als sie den Jungen quengeln hörte. Ron half ihr, sich aufzurichten, und ĂŒberreichte ihn ihr. Sie schlag ihre Arme um James und lehnte sich dabei lĂ€chelnd an die Wand.
Doch dann blickte sie Ron an, und ihr Blick war eindeutig.
âRon, wenn ich noch lĂ€nger ohne dich leben muss, sterbe ich!â
Er realisierte plötzlich, dass sie vollkommen Recht hatte, und entschied, alles zu tun, was sie von ihm wollte.
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