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Fanfiction

Zaubertränke - Kapitel 75

von Maren

@StellaSnape: Ja, Harry, das Ferkelchen, da hat er sich was mit eingebrockt.

@Kissbabe: Doch doch, da sagt man Legilimentikunterricht zu. Nachhilfe brauch Hermine ja nicht und Kino gibt´s nicht in der Zauberwelt.

@Snapes_Wife: Mit Harry geht´s erst im nächsten Kapitel weiter, dafür aber sehr entscheidend.

@Dark Snape: Weil Poppy unter Schweigepflicht steht und Dumbledore daher nichts erzählen darf.

@Dumbledoria: Ja, der Sev zum Vernaschen kam auch bei denen, die ihn schlieĂźlich vernascht haben, gut an.

@Inga: Legilimentik gibt´s demnächst auch wieder.

@Slytherinmember: Na, so ein wenig war er ja letztens schon in ihren Gedanken. Oder kam das Bild etwa von Hermine? Sie wusste es ja nicht so genau.




Poppy behielt Grisella ganze fünf Tage auf der Krankenstation und ignorierte erfolgreich jeden Protest der Lehrerin. Sie brachte Grisella nahrhafte Speisen ans Bett und ließ von Snape stärkende Tränke für sie brauen.
Die ersten zwei Tage war Grisella ganz froh zu liegen. Sie fühlte sich schrecklich schwach und es tat gut, mal nicht ständig auf der Hut sein zu müssen. Ihr Schlaf war zwar nach wie vor sehr leicht, doch sie begann sich zu entspannen.
Doch bereits am dritten Tag wäre Grisella gern aufgestanden und in ihr Quartier zurückgekehrt. Poppy jedoch bemerkte ihre Absicht sofort und huschte wieselflink an ihre Seite. „Sie bleiben schön liegen“, befahl sie streng und glättete die Bettdecke.
„Mir geht es aber schon viel besser. Ich niese nur noch selten und meine Temperatur ist auch fast wieder normal.“
„Wann es Ihnen besser geht, entscheide ich.“ Poppys Züge wurden etwas sanfter. „Soll ich Ihnen ein Buch bringen?“
„Ein Buch?“
„Ja, ein Buch. Keine Klassenarbeiten, kein Sachbuch, sondern einen schönen Roman, einfach nur zum Schmökern“, erklärte die Krankenschwester.
„Ich bin nicht versessen auf sentimentale Geschichten“, erwiderte Grisella knapp. Doch langweilig war ihr wirklich und fast war sie versucht, Madam Pomfrey doch um ein Buch zu bitten.
„Ich kann Ihnen ja etwas Spannendes raussuchen. Keine Liebesschnulze.“
„Ich will doch nicht…“ Doch die Krankenschwester war bereits davongeeilt. Grisella zog trotzig das Deckbett bis zum Kinn hoch. Warum Bücher lesen, die nur der Zerstreuung dienten?
Poppy kam zurück, einen Stapel Bücher auf ihren Armen. „Da ist bestimmt was für Sie dabei“, meinte sie zuversichtlich und legte den Stapel auf dem Nachttisch ab. Das erste nahm sie in die Hand. „Die Geschichte des einäugigen Zauberers – klassischer Gruselroman.“
Grisella reagierte nicht. Was sollte an einem fiktiven Einäugigen schon interessant sein? Sie hatte echte Einäugige gesehen und teilweise miterlebt, wie sie eines oder sogar beide Augen verloren.
„Das hier klingt auch gut: Professor Slapschatt und die magische 18.“
Noch so ein Schwachsinn, dachte Grisella, ausgedacht von jemandem, der nichts besseres zu tun hatte und wahrscheinlich zu feige war, selbst auf magische 18-Jagd – was auch immer das war – zu gehen.
Poppy hielt das dritte Buch hoch. Es war in nachtblauen Samt gebunden und sah sehr neu aus. „Talasans Traumreisen. Na, wenn das keine gute Einschlaflektüre ist“, meinte sie freundlich und hielt Grisella das Buch unter die Nase.
„Da schlaf ich schon bei dem Titel“, knurrte sie
Mit einem leisen Seufzen nahm Poppy das letzte der Bücher. „Nun aber: Meuterei und Meuchelmord – Ein Seefahrer erzählt.“
„Will ich auch nicht.“ Grisella klang wie ein trotziges Kind.
„Soll ich Ihnen vielleicht vorlesen? Ich habe keine anderen Patienten und daher etwas Zeit.“
„Lesen Sie nur still, wenn Sie das unbedingt lesen wollen“, sagte Grisella.
Poppy gluckste leise und zog sich einen Hocker heran. Sie schlug das Buch auf. „Oh, den Autor kenne ich ja sogar. Es ist von Kapitän Dorian Thadderhus geschrieben, nun ja, diktiert, er war ja schon lange tot, als er es verfasste.“
Grisella kannte keinen Kapitän Thadderhus, wollte ihn auch nicht kennen lernen oder wissen, woher Madam Pomfrey ihn kannte. Nun jedoch blieb ihr nichts anderes übrig, als zuzuhören, wie die Krankenschwester aus dem bewegten Leben des Seefahrers vorlas.
Ganz so langweilig wie befürchtet fand Grisella die Geschichte dann doch nicht. Dass die Geschehnisse wahr waren – oder zumindest einen wahren Kern besaßen, denn sie war fest davon überzeugt, dass er niemals ganz alleine in der Lage gewesen war, gegen zwei Dutzend Säbel schwingende Piraten anzukommen – verlieh dem Buch einen zusätzlichen Reiz.
Es war bereits spät in der Nacht, als Poppy das Buch zuklappte und unterdrückt gähnte. „Meine Güte, das war so fesselnd, dass ich gar nicht gemerkt hab, wie die Zeit vergangen ist. Hat es Ihnen auch so gut gefallen, wie mir, meine Liebe?“
„Hm, ja, war ganz nett“, meinte Grisella, die nicht zugeben wollte, wie gefesselt sie von der Geschichte war. Dieser Kapitän hatte seine Erlebnisse so mitreißend geschildert, dass sie das Gefühl gehabt hatte, dabei zu sein.
Poppy lächelte auf sie herab und wusste genau, das Grisella nur nicht zugeben wollte, dass ihr die Geschichte Spaß gemacht hatte. Beim Vorlesen hatte die Krankenschwester immer wieder über den Buchrand gelinst und dabei gesehen, wie sich Grisellas knochige Finger während dem Kampf gegen die Übermacht an Piraten in atemloser Anspannung ums Deckbett verkrampften. Ehrlicher Schrecken hatte in ihren dunklen Augen gestanden, als Thadderhus davon berichtete, wie seinem ersten Maat der linke Arm abgenommen werden musste, ohne Betäubung. Und eine Träne war verstohlen aus ihrem Augenwinkel geblinzelt worden, als Dorian sich von seiner großen Liebe, der schönen Sängerin Ashleigh verabschiedete und dabei versprach, sie immer in seinem Herzen zu tragen und eines Tages zu ihr zurück zu kehren. Bis er wieder bei Ashleigh war, war er allerdings durch sämtliche andere Betten und Heulagen gegangen, was Grisella mit missgünstig gerunzelter Stirn registrierte und hoffte, dass die schöne Ashleigh ihm ebenso wenig treu war wie er ihr.
„Schlafen Sie gut, Grisella“, sagte Poppy und strich der Lehrerin noch einmal das Bettdeck glatt. Zufrieden registrierte sie, das Grisella diesmal nicht vor der unerwarteten Handbewegung zurück zuckte.
Grisella träumte von wilden Seeschlachten und dem Leben auf Schiffen, wie es vor über 250 Jahren war. Doch es waren keine Alpträume und beim Aufwachen stellte sie fest, dass sie lächelte.
Sofort versteinerte sich ihre Miene und sie sah sich ängstlich um. Nein, niemand da, der sie lächeln gesehen hatte. Am liebsten wäre sie aufgestanden und in ihr Quartier geschlichen, doch sie war sich absolut sicher, dass Poppy sie eigenhändig zurückholen würde.
Eher aus Langeweile als aus echtem Interesse griff sie nach den Büchern, die Poppy auf dem Nachttisch liegen gelassen hatte. Die Geschichte des einäugigen Zauberers war recht unterhaltsam, kam jedoch nicht an Dorians Buch heran.
Poppy, die kurz darauf mit einem voll beladenen Tablett an Grisellas Bett trat, freute sich, sie lesen zu sehen. „Frühstück“, rief sie fröhlich.
Grisella ließ das Buch sinken und schaute auf das Tablett. Nun ja, besser sie aß etwas. Großen Hunger hatte sie zwar nicht, doch die Krankenschwester bestand auf regelmäßige Mahlzeiten.
Später las Grisella weiter, während Poppy ein Stückchen entfernt an ihrem Schreibtisch saß und eifrig Berichte schrieb.
Es war schon Nachmittag, als die Tür heftig aufgestoßen wurde und eine aufgeregte Siebtklässlerin ein herzzerreißend schluchzendes Mädchen hinein führte. Sofort sprang Poppy auf und eilte ihnen entgegen. Grisella hörte, wie sie fragte, was passiert sei.
„Juliana ist vom Besen gefallen“, erklärte die Ältere.
„Besenfliegen? Vermutlich ohne Genehmigung.“
Das größere der Mädchen schaute zur Seite, das kleinere stoppte für einen Moment das schluchzen und blinzelte ängstlich zu Poppy hoch. An den langen schwarzen Wimpern hingen glitzernde Tränen und ihr kleines rundes Gesichtchen war schon ganz rot.
Poppy seufzte und setzt das Mädchen auf eine der freien Liegen. „Na, das hat Zeit bis später, jetzt kümmere ich mich erstmal um deinen Arm.“
Grisella fiel auf, dass der rechte Arm des Mädchens unnatürlich gebogen war. Sie tat so, als würde sie weiter lesen, doch in Wirklichkeit schaute sie interessiert zu, wie Poppy das weinende Mädchen samt der ebenfalls ziemlich aufgelöst wirkenden Älteren beruhigte. Dann richtete sie ihren Zauberstab auf den Arm und sagte deutlich: „Ferula!“
Sekunden später war der Arm geschient und badagiert. Die beiden Mädchen, die sich erstaunlich ähnlich sahen, wie Grisella erst jetzt bemerkte, bedankten sich bei der Krankenschwester.
Poppy holte ein Glas mit Schokoladenbonbons und hielt es den Mädchen hin, die sogleich hineingriffen. „So und nun erzählt mir mal, wie genau das passiert ist“, forderte Poppy sie auf.
Zuerst schwiegen beide, dann sprach die Ältere. „Juliana wollte so gerne fliegen. Und eigentlich kann sie es schon richtig gut. Wir sind schon öfter alleine geflogen.“
„Madam Hooch und Professor Dumbledore würden sich nicht freuen, das zu hören. Professor Sprout sicher auch nicht. Ihr seid doch beide in Hufflepuff, nicht?“
Beide nickten. „Sie werden es ihnen doch nicht erzählen?“, fragte die ältere ängstlich und blickte flehend aus den gleichen langbewimperten blauen Augen wie ihre kleinere Ausgabe.
Poppy seufzte leise. „Nein. Und auch euren Eltern nicht.“
„Danke“, piepste nun schüchtern die Kleine. Dann jedoch deutete sie mit ihrer unverletzten Hand auf den geschienten Arm. „Aber alle werden Fragen, warum ich das hier hab.“
„Erstmal bleibst du hier“, sagte Poppy streng. Es wäre für sie ein leichtes gewesen, den glatten Bruch in sekundenschnelle zu heilen. Der Lerneffekt war allerdings ungleich höher, wenn die Kleine wenigstens für ein paar Stunden merkte, wie unbequem so ein Armbruch war. Sie würde keine Schmerzen haben – dafür hatte Poppy sofort gesorgt – doch ein geschienter Arm war bei so ziemlich allen Tätigkeiten recht hinderlich.
UnwillkĂĽrlich wanderte Grisellas Blick zu ihrem eigenen rechten Arm. Auch sie hatte ihn einst gebrochen gehabt, die Folge einer wilden Rangelei oder auch das Ergebnis von der Unterbringung zu vieler Personen auf zu kleinem Raum bei zu groĂźem Stress.
Doch um ihren Arm hatte sich – ebenso wie um die Blessuren, die die anderen davon trugen – niemand gekümmert. Der Knochen war schief zusammen gewachsen und der Arm fast steif gewesen. Erst vor einigen Monaten hatte eine darauf spezialisierte Heilerin in mehreren Sitzungen den Arm behandelt, so dass Grisella ihn nun ohne Einschränkungen benutzen konnte.
Poppy nahm eines der Bücher aus dem Regal links an der Wand und drückte es der Siebtklässlerin in die Hand. „Hier, lies deiner Schwester etwas vor. Ich muss kurz weg.“
Das Mädchen überflog still den Titel; ein beliebtes Geschichtenbuch für kleinere. Auch Juliana reckte den Kopf, um den Titel lesen zu können. „So was langweiliges“, maulte sie leise.
Grisella richtete sich ein Stück in ihrem Bett auf. „Soll ich euch etwas vorlesen?“, bot sie an.
Beide Mädchen fuhren erschrocken zusammen. Sie hatten zwar bemerkt, dass da noch ein Patient war, aber nicht gesehen, wer sich hinter dem großen dunkelgrünen Buch verbarg. „Professor Tranxabelt“, stammelte die Größere und sah sie mit den gleichen geweiteten Augen an wie Juliana.
„Madam Pomfrey bestand darauf, mich hier zu behalten“, erklärte sie. Sie stand auf und das lange weiße Nachthemd fiel ihr bis zu den Knöcheln herab und umwogte ihre dünnen Beine, während sie zu den Schwestern hinüber ging.
Juliana schaute ängstlich zu ihrer Schwester. Die Ältere verstand. „Sie sagen doch nichts, oder? Zu Professor Sprout meine ich.“
Grisella schüttelte den Kopf und zog sich einen Hocker heran. Die Mädchen bei ihrer Hauslehrerin zu verpfeifen würde nichts bringen. Schlimmstenfalls würde Professor Sprout sich dafür noch bei ihr bedanken und womöglich auf die Idee kommen, sie zu irgendwelchen gemeinsamen Aktivitäten einzuladen.
„Danke“, sagte die Ältere und stieß Juliana an, die daraufhin artig das Wort wiederholte.
„Also ich hätte hier die Geschichte eines alten Seefahrers. Sind viele Piratenangriffe mit dabei.“ Grisella beobachtete die Reaktionen der Mädchen. Die Augen der Älteren leuchteten beigeistert auf, die der jüngeren dagegen schauten etwas ängstlich. Nun ja, Piraten waren halt nicht jedermanns Sache. „Das hier handelt von einem einäugigen Zauberer; ich les es gerade, ist auch recht spannend.“ Wieder glomm Erschrecken in den blauen Augen auf und Grisella griff sich ein anderes Buch. „Wie wäre es dann mit Talasans Traumreisen?“
„Ja!“, rief die Kleine freudig.
Grisella begann zu lesen und merkte gar nicht, dass Poppy leise eintrat und die sich ihr bietende Szene überrascht, aber dabei überaus erfreut, beobachtete. Beide Mädchen lauschten Grisellas leicht rauer Stimme. Grisella las mit Betonung, mal flüsternd leise, verführerisch oder schimpfend laut.
Die Krankenschwester trat an ihren Schreibtisch, setzte sich lautlos und hörte ebenfalls zu. Irgendwann bemerkte Grisella, das Poppy zurück war, doch sie lies sich dadurch beim Lesen nicht stören und klappte das Buch erst zu, als die Geschichte zu Ende war.
„Noch eine!“, bettelte Juliana und fing sich dafür einen strengen Blick ihrer großen Schwester ein.
Poppy trat zu ihnen und legte eine Hand an die Schulter des Mädchens. „Gefällt es dir etwa so gut auf der Krankenstation, dass du länger hier bleiben möchtest?“
Die Kleine schaute zu ihr hoch. „Professor Tranxabelt liest so schön.“
Poppy lächelte und zückte ihren Zauberstab. „Aber Professor Tranxabelt ist noch krank; sie braucht jetzt wirklich Ruhe.“
Grisella wollte schon protestieren, unterdrĂĽckte diesen Drang dann aber. Wieso sollte sie da widersprechen? Sie hatte schlieĂźlich nur fĂĽr die Schwestern gelesen, weil ihr langweilig war.
Rasch heilte Poppy den Arm, gab den Mädchen noch je ein Schokoladenbonbon und schickte sie fort. „Das war sehr nett von Ihnen, Grisella.“
„Nicht der Rede wert“, wiegelte Grisella ab.
„Wie auch immer, es hat Ihnen ebenso gut getan, wie den Mädchen. Nein, widersprechen Sie mir nicht“, wehrte Poppy ab, da sie sah, wie Grisellas schmallippiger Mund aufklappte. „Und jetzt schlafen Sie brav.“
Grisella blieb nichts anderes ĂĽbrig, als sich den Anweisungen zu fĂĽgen. Doch kaum entlieĂź Poppy sie von der Krankenstation, fĂĽhrte ihr erster Weg sie in die Nocturngasse.
Es war so kalt, dass sie ihren dicken schwarzen Wintermantel noch enger um sich zog. Schnee fiel vom dunklen Himmel herab und schluckte die Geräusche weitgehend. Nur ihre hohen Stiefel knarrten bei jedem Schritt. Sie lief so schnell, wie sie es bei dem schneebedeckten Boden wagte.
Kaum jemand war auf den Straßen unterwegs und wer doch raus musste, war dich eingehüllt und achtete nicht auf die wenigen, die an ihm vorbei gingen oder ihm entgegen kamen. Selbst die meisten Fenster in den überwiegend grauen Häusern waren dunkel.
Die Gasse, in die Grisella nun einbog, war so schmal, dass sie für einen Moment das Gefühl von Beklemmung verspürte. Sie hasste es, keinen direkten Fluchtweg zu haben und eingesperrt zu sein. Sofort schoss ihr Puls in die Höhe, sie spürte, wie trotz der Kälte ihre Hände schweißnass wurden. Raus hier, nur weg, so schnell wie möglich, war der Gedanke, der sie beherrschte.
Sie blieb stehen, lehnte sich leicht mit den Schulterblättern an die harte steinerne Hauswand und zwang sich, tief durchzuatmen. Sie bekam ja Luft, sie musste sie nur einatmen. Und ausatmen. Und wieder einatmen. Und ausatmen.
Nach einigen konzentrierten Atemzügen spürte sie, wie die Panikattacke nachließ. Sie hatte diese Anfälle schon öfter erlebt, wusste, dass sie vorüber gingen, wenn sie nur stark genug war, ihnen stand zu halten. Nicht immer war ihr das gelungen; mitunter war der Drang der Beklemmung zu entfliehen zu stark gewesen.
Noch zweimal durchatmen, dann war sie in der Lage, weiter zu gehen. Niemand würde ihr etwas anmerken, niemand würde wissen, was sie eben noch gefühlt hatte und wie sehr ihr die Enge und geschlossene Räume widerstrebten.
Das Hinterzimmer, in dem Grisella mit dem Mittelsmann verabredet war, war kalt, zugig und dunkel. Eine einzige flackernde Talglampe stand auf dem schiefen Tisch. Das Gesicht des Mannes wurde nur von einer Seite beleuchtet, doch es reichte, um die tiefe Narbe, die ĂĽber seine Wange lief, zu erkennen.
„Haben Sie, was ich wollte?“, fragte Grisella mit fester Stimme. Sie unterdrückte das Zähneklappern; sie fror erbärmlich, aber er würde eine Gänsehaut und Zähneklappern als Angst interpretieren und das konnte sich für sie als fatal erweisen.
Er legte einen unscheinbaren Lederbeutel auf den Tisch, zog ihn jedoch blitzschnell weg, als Grisella danach greifen wollte. „Erst will ich den Rest des Geldes.“
„Erst will ich den Inhalt sehen“, erwiderte Grisella sofort.
Er gab ein unartikuliertes Geräusch von sich, löste das dünne schwarze Band und hielt ihr den geöffneten Beutel hin.
Ihren Ekel überwindend griff Grisella hinein und zog unter seinen strengen Blicken das Stück dunkelgraue, feste Haut heraus. Nun konnte sie nicht verhindern, dass ein eisiger Schauer über ihren Rücken kroch, ähnlich dem Atem eines Dementors. Sie zwang sich zur Ruhe, nicht umsehen; wäre ein Dementor wirklich im Raum, würde sie jetzt schon nicht mehr stehen, sondern von den klauenähnlichen Armen gepackt werden.
Die dreckigen Finger des Mannes schlossen sich einer eisernen Fessel gleich um Grisellas Handgelenk. „Mein Geld“, schnarrte er mit einer Stimme, die verriet, dass er einst am Kehlkopf schwer verletzt worden war.
Mit ihrer freien Hand griff Grisella in ihre Manteltasche und warf ihm das Ledersäckchen hin, das randvoll mit Sickeln war, die beim Aufkommen auf dem Tisch klimperten.
Unter dem dĂĽnnen Leder zeichneten sich deutlich die einzelnen MĂĽnzen ab, doch er machte keine Anstalten danach zu greifen und hielt weiterhin Grisellas Handgelenk fest. Ihre Hand steckte wiederum noch in dem Lederbeutel und die Finger hielten das StĂĽck Dementorenhaut fest umschlossen. Nichts wĂĽrde sie dazu bringen, loszulassen.
„Öffnen Sie ihn“, befahl er.
Mit ihrer freien Hand fummelte Grisella an den Knoten. Sie spürte den ungeduldigen Blick des Mannes. „Es würde weitaus schneller gehen, wenn ich beide Hände benutzen könnte.“
„Ich traue Ihnen nicht“, schnarrte er.
Grisella wollte erwidern, dass er gefälligst selbst das Geldsäckel öffnen sollte, doch da bemerkte sie, dass der rechte Ärmel leer war; der Arm fehlte bereits ab der Schulter.
Endlich hatte sie es geschafft, das Band zu lösen und schüttete den Inhalt nun auf den Tisch. Eine der Münzen rollte davon und kam klimpernd auf dem Boden auf, doch er machte sich nicht die Mühe, sie aufzuheben. Er ließ ihre Hand los und zischte: „Verschwinde.“
Grisella ließ sich nicht zweimal bitten. Den Beutel mit dem für sie momentan wertvollstem Schatz dicht an ihren mageren Körper gepresst, eilte sie davon. Es galt noch einiges vorzubereiten.


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