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Fanfiction

...und der Rubin des Todes - Kapitel 4 - Blut & Bella bei Borgin & Burkes

von Hornschwanz

Kapitel 4 – Blut & Bella bei Borgin & Burkes

Harrys Recherche zum Aufenthaltsort von Mundungus sowie seine Reise nach Askaban hatten eine Menge Zeit in Anspruch genommen. Zudem hatte er irgendwie den Bezug zum aktuellen Datum verloren. Den zerflederten Tagespropheten, den er auf der Rückfahrt an Bord des magischen Bootes vorgefunden und gelesen hatte, war auf den 5. September datiert. Aber dieses Exemplar des Tagespropheten sah auch schon etwas älter aus. Ein paar Tage vielleicht. Das hieß, dass seine Freunde mittlerweile wieder in Hogwarts waren und ihr letztes Schuljahr begonnen hatten. Post von ihnen hatte er immer noch nicht erhalten, selbst Geburtstagsgrüße und Geschenke hatten ihn nicht erreicht. Allerdings war er auch seit dem kurzen Aufenthalt an seinem Geburtstag nicht mehr im Grimauldplatz Nummer 12 gewesen; vielleicht saß Hedwig mit der Post wartend dort. Er selber war die ganze Zeit unterwegs gewesen und hatte sich zwischenzeitlich sogar für nächtliche Aufenthalte in Muggel-Pensionen einquartieren müssen. Eulen hatten ihn in dieser Zeit dort jedenfalls nicht gefunden.

Nachdem er in London wieder an Land ging, hatte Harry den Plan für seinen „Besuch“ bei Borgin & Burkes weitestgehend fertiggestellt. Er musste schmunzeln. „Besuch“ war ein zu nettes Wort, für das, was er vorhatte. Eigentlich würde es mehr einem Diebstahl gleichen. Andererseits war das Medaillon ohnehin Diebesgut, beruhigte Harry sein Gewissen. Ohne zum Grimauldplatz zurückzukehren eilte Harry sogleich zur Winkelgasse und der sich dort anschließenden Nokturngasse, in der sich das Ladenlokal von Borgin & Burkes befand. Es war schon später Nachmittag an diesem Tage und er wollte Borgin & Burkes auf jeden Fall noch vor Einbruch der Dunkelheit, oder besser gesagt, vor Schließung des Geschäfts erreichen, er musste sich also beeilen.

Die Nokturngasse hatte sich nicht verändert. Während in der Winkelgasse zahlreiche Geschäfte geschlossen hatten, zum Teil wegen fehlender Kundschaft, die sich aus Angst nicht mehr aus ihren Häuser wagten, herrschte in der Winkelgasse immer noch geschäftiges Treiben. Dunkle Gestalten mit hochgeschlagenen Kragen oder tief in die Stirn gezogenen Hüten prägten das Bild. Harry fühlte sich sogleich unwohl und schlug sich alsbald in einer dunklen Nische in Deckung. Er nahm seinen kleiner Reiserucksack von den Schultern, öffnete und durchstöberte ihn in gehockter Haltung. Ein lautes Scheppern von hinterrücks ließ ihm den Schreck in die Glieder fahren. Alarmiert drehte er sich herum, während er mit der freien Hand seinen Zauberstab zückte. Eine schwarze Katze blickte ihn mit gelben Augen vom Boden herauf an. Sie ließ ein lang gezogenes Miauen hören, als der zu Boden gefallene Mülltonnendeckel langsam und in immer flacherer, kreisender Bewegung zur Ruhe kam.
Na, das fängt ja gut an, dachte sich Harry, ich fall vor Schreck tot um, bevor ich überhaupt bei Borgin & Burkes angekommen bin. Er drehte sich zurück zu seinem Rucksack und beruhigte sich wieder, die schwarze Katze verschwand in der Nokturngasse. Endlich hatte er ganz unten im Rucksack gefunden, was er brauchte, seinen Tarnumhang.

Behände warf Harry den Umhang über seine Schultern und verschwand von der Bildfläche. Er ging nun unsichtbar zurück in die Nokturngasse und näherte sich Borgin & Burkes. Vor dem Geschäft blieb er stehen. Er war rechtzeitig gekommen, Borgin & Burkes hatte noch geöffnet. Durch die Schaufenster hindurch sah er jemanden hinter der Ladentheke stehen, der mit einer langen Feder in ein Buch schrieb. Harry wartete und sah sich um. Er brauchte nun jemanden, der das Geschäft betrat. Jemandem, dem er dann unauffällig durch die geöffnete Türe folgen könnte. Es würde sicher komisch aussehen, wenn die Türe auf- und zuginge, ohne dass jemand zu sehen war. Also wartete er. Es dauerte immer länger und fast hätte er die Hoffnung schon aufgegeben, dass an diesem Abend noch jemand kommen sollte, als eine groß gewachsene Frau in nachtblauer Robe sich Borgin & Burkes näherte. Harry stellte sich bereit um unmittelbar nach ihr durch die geöffnete Tür zu schlüpfen. Die Frau öffnete die Tür und betrat das Geschäft. Harry wäre ihr fast auf den Absatz getreten, als er durch die Tür folgte, doch es ging gerade noch gut. Einmal durch die Tür vergrößerte Harry sogleich seinen Abstand zu der Frau und bewegte sich mit einem Grinsen, das niemand sehen konnte, in die vordere Ecke zwischen Schaufenster und Seitenwand. Hier stand ein alter, großer Schreibtisch, offenbar ein Ausstellungsstück zum Verkauf, das nicht von Borgin & Burkes selbst genutzt wurde. Er lehnte sich mit der Hüfte an den Schreibtisch und fühlte dessen massives Holz.
Das Verkaufsgespräch mit der Frau war nicht spannend genug als dass Harry es verfolgen wollte. Sie suchte einen Drachenohrring, der eine betörende Wirkung auf Männer haben sollte, oder irgendetwas in der Art. Harry konzentrierte sich lieber auf die Einrichtung von Borgin & Burkes. Wo könnte das Medaillon stecken? Sein Blick schweifte über die Auslagen und ausgestellten Waren und blieb kurz auf einem schimmernden Stab ruhen, der ganz alleine in einem Glaskasten in der Mitte des Raums zu schweben schien. Er sah aus wie ein Zepter, mit allerlei Juwelen besetzt. Doch keine Spur von dem Medaillon. Harry verhielt sich weiterhin ruhig und versuchte von seiner Position die Rückwand des Ladenlokals in Augenschein zu nehmen. Eine Treppe führte dort in das obere Stockwerk, wohl Privaträume von Borgin & Burkes. Neben der Treppe gab es einen weiteren Glaskasten mit kleinen Gegenständen. Er konnte ein goldenes Halsband erkennen, die anderen Dinge waren zu klein, Ringe, Broschen, vielleicht auch Medaillons. Diesem Kasten würde er später eine höhere Aufmerksamkeit schenken, noch war es zu früh, sich im Raum zu bewegen. Er würde warten, bis sich hier niemand mehr aufhielt.

Die große Frau kaufte schließlich etwas, das wie ein Amulett aussah und ließ es in ihrer nachtblauen Robe verschwinden. Sie lachte hell in einem zufriedenem Tonfall und der Harry unbekannte Verkäufer verabschiedete sie mit einem schmierigen Grinsen.

Harry erschien die Zeit endlos, die er wartete, doch schließlich sah der Verkäufer auf eine große Standuhr bei der Treppe, setzte eine zufriedene Miene auf und ging zur Vordertür. Harry beobachtete ihn nun näher. Er hatte kurze braune Haare, war vielleicht Mitte 50 und mittelgroß aber ziemlich stämmig. Der Verkäufer verriegelte die Vordertür, ging zurück zum Tresen, nahm das Buch unter den Arm und ging schließlich die Treppe hinauf. Harry atmete auf. Jetzt war er hier ganz allein. Er hörte in der oberen Etage noch Geräusche, also wartete er noch einige Minuten. Vom langen Ausharren in derselben Position war sein Körper ganz steif. Er fing an, Finger, Arme und Beine zu bewegen. Schon bald fühlte er sich geschmeidig genug und schlich langsam in Richtung des Glaskastens bei der Treppe. Er umrundete den Glaskasten mit dem merkwürdigen schwebenden Stab, es war wohl wirklich ein Zepter und kam dem hinteren Glaskasten immer näher. Sein Herz schlug schneller, er erkannte nun einige Ringe, Broschen – wie zuvor vermutet – und schließlich auch eine Handvoll Medaillons. Ein lautes Geräusch von oben drang an seine Ohren. Harry erstarrte und blickte erschrocken die Treppe hinauf. Jemand hatte etwas fallenlassen und fluchte lautstark. Nach dem Schreck wandte sich Harry wieder dem Glaskasten zu und sein Blick fiel wieder auf die Medaillons. War es dabei? Seine Augen huschten von links nach rechts und blieben bei dem vorletzten Medaillon hängen. Harry unterdrückte einen Juchzer. Es war das Medaillon, er erkannte es wieder, es war es tatsächlich – immer noch so wie vor 2 Jahren im Grimauldplatz. Schlagartig liefen die Gedanken an Dumbledore durch seinen Kopf. Er hatte das Medaillon gefunden, für das sie im vorigen Schuljahr in die verfluchte Höhle aufgebrochen waren. Nach langer Zeit empfand Harry endlich wieder einmal Freude, die es vermochte, diese tragischen Gedanken immer weiter zurück zu drängen.

Harry inspizierte den Glaskasten. Er besaß ein Schloss und Harry konnte den Riegel erkennen, der die beiden Glasflügel miteinander verband. Der Glaskasten war also verschlossen. Harry flüsterte „Alohomora“ und tippte mit seinem Zauberstab auf das Schlüsselloch, doch nichts passierte. Der Riegel blieb an seinem Platz. Mist, das hätte ich mir denken können, dachte sich Harry. Dass Borgin & Burkes ihre Sachen magisch schützen, war irgendwie klar. Sirius’ Messer, mit dessen Hilfe er vielleicht weiter gekommen wäre, war leider vor mehr als einem Jahr im der Mysteriums-Abteilung des Zauberei-Ministeriums zerstört worden. Harry dachte nach: Könnte er das Glas zerschneiden oder einen Aufrufezauber verwenden? Doch dann hielt er inne. Er hatte oben Stimmen gehört. Angestrengt lauschte er und starrte in das Dämmerlicht der Treppe hinauf. Es waren flüsternde, aufgeregte Stimmen. Harrys Aufregung stieg ebenfalls, hatte man ihn entdeckt?

„Geh mal nachsehen, Grenor!“, sagte eine ungeduldige Stimme. Harry hörte Schritte, die sich der Treppe näherten und schon erkannte er das Knacken von Holz, als sich die Füße auf den obersten Treppenstufen bewegten. Verdammt, es war zu spät, dachte er, er sollte jetzt besser hier stehen bleiben und keine Geräusche machen und auf seinen Tarnumhang vertrauen. Die Schritte kamen näher und Harry erkannte Grenor als den Verkäufer von vorhin. Dieser spähte umher und zückte einen Zauberstab. „Lumos“ und die Spitze des Zauberstabs erhellte sich. Das Dämmerlicht war abgelöst, der ganze Verkaufsraum war nun hell erleuchtet. Harry schluckte. Dieser Grenor starrte direkt durch ihn hindurch in alle Winkel des Geschäfts. „Hier ist nichts!“, rief Grenor genervt die Treppe hinauf. „Bist du sicher?“, schallte es zurück, „der magische Alarm geht doch nicht von selber los!“. „Bestimmt nur eine Maus oder ne Ratte.“, erwiderte Grenor unwillig. Ein paar Sekunden vergingen und Harry hielt den Atem an. Er konnte kaum glauben, dass Grenor nicht sein Herz pochen hörte. Es schlug ihm bis zum Hals. Das Medaillon war zum Greifen nah und dennoch konnte er es nicht erreichen. Die Stimme von oben ertönte schließlich wieder. „OK, dann lass gut sein! Komm wieder rauf, guck aber vorher auch mit der Brille nach!“. Mit der Brille? Was für eine Brille? Harry wurde panisch, als Grenor mit der Linken in seine Hemdtasche griff und einen Zwicker daraus hervorzog. Mit einer flüssigen Handbewegung gelang es Grenor, den Zwicker mit der einzigen freien Hand auf seine Nase zu bugsieren. Grenors Augen weiteten sich und Harry war sich nun sicher, mit dieser Brille konnte Grenor Unsichtbares entdecken. Bevor Harry seinen Umhang zurückschlagen und mit seinem Zauberstab auf Grenor anlegen konnte, schrie dieser in kreischender Tonlage „ES IST JEMAND HIER!“ und weiter „Komm schnell runter!“. Gleichzeitig griff Grenor nach Harry als dieser den Zauberstab erhob und „Petrificus Totalus“ rief. Grenor wurde unmittelbar getroffen und erstarrte sofort. Im Fallen riss er Harry den Tarnumhang, in den sich seine erstarrte Hand gekrallt hatte, von den Schultern. Der Tarnumhang war Harry erstmal egal. Er musste nun schnell sein, irgendwie an das Medaillon herankommen und dann von hier disapparieren. Verzweifelt schlug er mit dem Ellenbogen gegen das Glas der Vitrine. Doch es zerbrach nicht. Noch einmal schlug Harry zu, so hart er nur konnte, doch wieder hielt das Glas stand. Sein Ellenbogen surrte als hätte ein gigantischer Bogen wie mit einer Geige auf ihm gespielt. Die Zeit wurde ihm knapp, er hörte oben wieder Schritte und noch mehr Stimmen. Eine schrie „Hol Verstärkung, es ist dieser Potter Junge!“. Er war schon erkannt worden, dachte Harry, irgendjemand hatte schon die Treppe hinunter gesehen. Harry trat von dem Glaskasten ein paar Schritte zurück und deutete seinen Zauberstab darauf. „Stupor“, Harry schickte einen Schockzauber gegen den Kasten und mit einem markerschütternden Krachen traf der rote Strahl des Zaubers auf den Holzrahmen des rechten Flügels. Ein langer Riss zog sich durch das Holz, aber der Kasten hielt stand. Aus dem Augenwinkel erkannte Harry nun eine kleine Person die Treppe herunter hasten. Er hörte magische Worte – ein Fluch wurde gesprochen. Harry rief „Protego“ und ein roter Fluch, der auf ihn zuschoss, wurde in Richtung der Treppe zurückgeworfen. Der kleine Mann zog sich zurück. Harry hörte KNALL, KNALL, KNALL. Irgendjemand apparierte im oberen Stock. Die Verstärkung kam. Es folgten noch mehrere und obwohl Harry nicht zählte, wusste er doch, dass bestimmt ein halbes dutzend Zauberer appariert hatten. Zum Glück nicht direkt hier unten bei ihm, Das ging vermutlich nicht, dachte sich Harry. Hier unten gab es wohl einen Schutz gegen Apparieren. Doch nun fiel ihm auf, dass dies auch seine Fluch erschweren würde. Er könnte nicht von hier drinnen disapparieren. Doch noch war es zu früh zu fliehen, er brauchte das Medaillon, jetzt dringender denn je. Harry wandte sich wieder der Vitrine zu und schoss einen weiteren Schockzauber darauf ab. Wieder dieses ohrenbetäubende Nachgeben des Holzes. Doch der magische Schutz der Vitrine hielt weiterhin. Noch mindestens ein weiterer Schockzauber war nötig, schätzte Harry, doch er musste sich wieder der Treppe zuwenden. Von dort kamen nun mehrere in schwarze Masken gekleidete Personen die Treppe herunter und er hörte eine weibliche Stimme „Fasst ihn!“ rufen. Er kannte die Art Masken und er kannte diese schneidende Stimme. Sein Herz sank, es waren Todesser und die Stimme war die von Bellatrix Lestrange, der rechten Hand von Voldemort. Willkürlich schoss Harry Schockzauber und Lähmungszauber in Richtung der Treppe, doch von dort wurden die Flüche erwidert. Harry traff die Standuhr, die mit Glockengetöse auf dem Boden in tausend Stücken zerschlug. Immer wieder musste Harry sich mit „Protego“ schützen und die Todesser kamen immer näher. Er hörte Bellatrix laut rufen „Wenn er sich wehrt, dann tötet ihn!“.
Ein gelber Strahl traf Harry an der Schulter und Blut quoll hervor. Er selber hatte zwei Todesser auf den Stufen kaltgestellt und er erkannte nun Bellatrix, die sich in Rage die Maske vom Kopf gerissen hatte und immer weiter Schockzauber auf ihn abschoss. Harrys verwundeter Arm wurde taub und es fiel ihm immer schwerer, den Flüchen der Todesser auszuweichen. Es half alles nichts, er musste sich zurückziehen. Langsam bewegte sich Harry durch das Geschäft rückwärts in Richtung des massiven Schreibtisches. Vielleicht könnte dieser ihm etwas Deckung geben. Er sah die Spur von Blut, das er verlor. Es war viel Blut und zwischen seinen zahlreichen Rufen „Protego“ sah er, wie in Stößen immer mehr Blut aus seiner Schulter spritzte. Er stieß mit dem Rücken gegen die Vitrine, in der das merkwürdige Zepter schwebte und als Bellatrix einen weiteren gelben Strahl auf ihn abschoss, duckte er sich und sie verfehlte ihn. Stattdessen traf sie das Glas, das der Strahl einfach durchdrang. Hinter dem Glas traf der Strahl auf das Zepter und die Hölle brach los. Ein ohrenbetäubender Knall, eine riesige Druckwelle und die Vitrine explodierte von innen heraus. Glas- und Holzsplitter flogen umher und bohrten sich in Harrys Haut. Er hatte dem Zepter am nächsten gestanden. Er wurde von den Füßen gerissen wie auch die weiter entfernten Todesser. Einen kurzen Moment lang herrschte Verwirrung. Harry sah auf. Das ganze Ladenlokal war komplett verwüstet, Regale umgefallen, Schubladen lagen auf dem Boden, neben den ganzen Glas- und Holzsplittern lagen nun auch allerlei Preziosen, Ringe, Kettchen, Broschen, Ohrringe. Als er umher sah, merkte Harry, dass er nur noch auf dem rechten Auge sehen konnte, das andere war von Splittern getroffen oder vielleicht auch zu geschwollen. Doch mit dem verbleibenden Auge konnte er erkennen, dass der Glaskasten mit den Medaillons durch die Explosion endlich eingeschlagen war. Die Druckwelle oder die Splitter hatten ihr den Rest gegeben. Harry rappelte sich auf, die Schulter immer noch schwer blutend. Auch die Todesser erhoben sich wieder. Als Harry wieder auf den Beinen stand, sah er das Zepter, das nun frei im Raum schwebte, nachdem es die Vitrine wie einen Cocoon abgelegt hatte. Das Zepter bewegte sich und begann zu rotieren. Kleine Funken stoben aus den Juwelen, die es besetzten und alsbald wurden auf den Funken kleine Flammen. Harry traute diesem merkwürdigen Zepter nicht. Er zog sich langsam weiter zurück Richtung des massiven Holzschreibtischs. Die Todesser, allen voran Bellatrix, nahmen ihr Bombardement mit Flüchen wieder auf. Sie waren jetzt am Fuße der Treppe angelangt und über die ausgeschalteten Todesser hinweg gestiegen. Harry bemerkte nun den Blutverlust, es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren und immer seltener schickte er ein „Stopor“ zu den Todessern hinüber. Das Zepter hatte mittlerweile eine hohe Geschwindigkeit bei seinen Drehungen erreicht. Seine Umrisse konnte Harry nicht mehr ausmachen. Nur noch Schlieren, die von den leuchtenden Juwelen stammten. Schließlich warf das Zepter kleine Feuerstöße in verschiedene Richtungen. So würde wohl auch ein Baby-Drache Feuer spucken, dachte Harry, als er endlich hinter dem Schreibtisch die Deckung erreichte. Rote, gelbe und grüne Flüche trafen das Holz und ließen es zersplittern. Doch die Flüche der Todesser ebbten ab als die Feuerstöße, die das rotierende Zepter versprühte, immer größer wurden. Harry lugte mit seinem sehenden Auge hinter dem Schreibtisch hervor. Sein Arm war unbeweglich, die Schulter glühte vor Schmerzen und er blutete aus weiteren zahlreichen kleineren Wunden, die die Splitter bei der Explosion verursacht hatten. Er sah hinüber zur Vitrine mit den Medaillons und konnte erkennen, wie ein langer Feuerstoß des Zepters auf seinem Tarnumhang niederging. Der Umhang fing Feuer und brannte in einer blau-goldenen Flamme. Er hatte keine Zeit, das zu bedauern, das ganze Geschäft brannte mittlerweile. Die Todesser wichen zurück, nur Bellatrix konnte er jetzt noch sehen und über das Knistern der Flammen hörte er sie mit ihrer höhnischen Stimme rufen „Baby-Potter, wo bist du? Willst Du nicht, dass ich dich zu deinem Paten und deinen Eltern schicke? Komm doch raus!“
Lass dich nicht reizen, dachte er. Er war mittlerweile ohnehin viel zu schwach für irgendwelche Spielchen. Unter sich sah er eine Lache Blut, die stetig größer wurde. Er lugte wieder hinter dem Schreibtisch hervor in Richtung der Medaillons, die jetzt hinter dem zerplatzen, magischen Glas frei lagen und er wusste, was zu tun war. Er biss auf die Zähne, stemmte sich gegen seine Schmerzen und erhob sich. Mit zitternder Hand deutete er auf die zerborstene Vitrine und sagte mit schwacher Stimme „Accio Medaillon“. Ein Schatten kam aus der Vitrine zwischen den Glasstücken durch das Feuer auf ihn zugeflogen. Bellatrix schrie „Was ist das? Was tust du?“. Harry konnte das Medaillon nicht fangen, der eine Arm war lahm und mit dem anderen hielt er den Zauberstab. Das Medaillon schlug gegen seine Brust und fiel zu Boden. Auch Harry ließ sich kraftlos fallen. Die Hand mit dem Zauberstab suchte am Boden nach dem Medaillon und nach endlosen Sekunden umschloss sie das Medaillon. Das Medaillon, der Horkrux, nach dem er so lange gesucht - für das Menschen gestorben waren – endlich hielt er es in der Hand. Harry steckte das Medaillon ein. Jetzt nur weg von hier, dachte er, ich habe, was ich wollte, allerdings brauche ich dringend Hilfe. Die Verletzungen sind zu schwer. Er dachte kurz an das St Mungo Hospital, doch da war vor einiger Zeit jemand mittels Schlingpflanze ermordet worden. Dann dachte er an Hogwarts, Madame Pomphrey sollte ihn zusammenflicken, wie schon so oft. Doch er würde außerhalb Hogwarts apparieren müssen. Also konzentrierte er sich auf eine Stelle kurz außerhalb des Schulgebiets von Hogwarts. Doch nichts geschah. Es war, wie er befürchtet hatte, innerhalb von Borgin & Burkes konnte man nicht disapparieren. Er rappelte sich hoch und sah nun wie das Zepter verheerende meterlange Feuerstöße abgab. Dahinter Bellatrix, die sich einen Weg an dem Feuer vorbei durchzuschlagen versuchte. Sie wollte zu ihm. Harry warf einen Blick über seine Schulter nach draußen in Richtung Nokkturngasse. Die große Schaufensterscheibe war durch die Explosion gesprungen. Harry hob seinen funktionierenden Arm, was ihn mittlerweile große Anstrengung kostete und stieß leise „Stupor“ hervor. Die Schaufensterscheibe brach auseinander und der Weg nach draußen war frei. Nur noch ein einziger heikler Moment, wenn er sich jetzt aus der Deckung wagen musste, dachte Harry. Harry nahm alle Kraft zusammen, die er noch hatte und bewegte sich schwerfällig auf das Schaufenster zu. Gerade als er es erreichte, hörte er Bellatrix’ Jubelschrei „Ja, das ist ja das kleine Potter-Kindchen“, Harry hörte einen magischen Fluch, ein Schlag traf ihn im Kreuz und schleuderte ihn meterweit in die dunkle Nacht der Nokturngasse. Mit rasselndem Atem kam er auf der Seite zu liegen mit dem Blick Borgin & Burkes zugewandt. Er spürte, wie in seinem Rücken etwas gebrochen war und er kaum noch Luft holen konnte. Harry sah, wie Bellatrix durch die zerstörte Scheibe zu ihm heraustrat, während die Flammen an der oberen Öffnung bereits nach draußen züngelten. Harry konnte sehen, dass auch aus den oberen Fenstern zitternde Lichtscheine nach draußen fielen. Das Feuer hatte sich bis in das obere Stockwerk durchgefressen. Doch dass Borgin & Burkes abbrannte, war belanglos geworden. Bellatrix näherte sich ihm und er hatte keine Kraft mehr, sich zu wehren. „Mein kleiner Potter, endlich endet deine Geschichte, und ich werde es sein, die das beendet, was der Dunkle Lord so lange herausgezögert hat. Heute Nacht ist es vorbei und ich werde mich wieder als die treuste Anhängerin von allen erweisen.“. Harry brachte keinen Ton heraus, sein Atem war schleppend. Bellatrix kam näher und richtete ihren Zauberstab auf ihn. Nur noch eine Chance, dachte Harry, nur ein einziger Versuch. Er sammelte all seine Kraft, die ihm noch blieb und konzentrierte sich, so gut er konnte auf Hogwarts, den Weg hinauf zum Schloss. Es reichte nicht, er brauchte mehr. Er hörte ihre Worte „Avada Keda…“, das setzte die letzten Kräfte in ihm frei und er fühlte das unangenehme Zusammenschrumpfen seines Körpers.

KNALL

Dann Stille. Ein Röcheln. Harry schlug sein sehendes Auge auf, kleine Sterne am Himmel erhellten die Szenerie. In weiter Ferne sah er Hogwarts. Er hatte appariert, es hatte in letzter Sekunde funktioniert, doch was half ihm das? Er würde es niemals bis hinauf ins Schloss schaffen. Sprechen oder Zaubern ging nicht mehr, seine Lunge bekam kaum genug Luft und war sicher irgendwie von seinen Rippen durchbohrt worden. Die Schulter blutete noch immer. Ganz langsam drehte sich Harry auf den Bauch, stützte sich mit dem Arm hoch auf die Knie und setzte schließlich einen Fuß auf den Boden. Mit aller Macht drückte er das Knie durch und schaffte es schließlich auf zwei Beinen zu stehen. Ja, er war sich sicher, bis zum Schloss, schaffe ich es niemals. Hagrid, ja, Hagrids Hütte, vielleicht schaffte er es bis dorthin. Sie lag viel näher und er müsste auch nicht bergan gehen. Mit schleppenden Schritten setzte sich Harry in Bewegung. Das Rasseln und Keuchen seines Atems wurde schneller als er sich wie in Trance voranschleppte. Nach einer Ewigkeit erkannte er im spärlichen Licht die Umrisse von Hagrids Hütte. Nur noch ein paar hundert Meter, spornte er sich an. Ernüchterung machte sich in ihm breit, Hagrids Schornstein spukte zwar dürftige Rauchschaden, es war aber kein Licht zu sehen, Hagrid war nicht zu Hause. Und Harry traf es wie ein Schlag: Bellatrix hatte recht. Seine Geschichte endete heute. Der-Junge-der-lebt würde heute nach sterben. Nur noch 100 Meter zur Hütte, doch das war eh egal. Harrys Körper marschierte einfach weiter, als wolle er sowieso keine Kommandos mehr annehmen. Voldemort hatte gewonnen. Laut Professor Trelawny’s Prophezeiung hätte nur er, Harry, Voldemort stoppen können. Und er hatte versagt. Wieder durchzuckte ihn ein Schlag der Erkenntnis: Alles was Dumbledore gesagt hatte, hatte er ignoriert. Er könnte Voldemort besiegen, weil er ein Herz, weil er Liebe empfindet, etwas was Voldemort fehle. Immer wieder hatte Dumbledore darüber mit ihm gesprochen, doch Harry hatte es ignoriert. Er hatte seine Liebe, seine Gefühle für Ginny und seine Freunde in eine dunkle Ecke seines Herzens gesperrt.
Harry hatte Hagrids Hütte nun erreicht und lehnte kraftlos an die schwere hölzerne Tür.
Ron, Hermine, warum habe ich nicht auf unsere Freundschaft gebaut? Stattdessen bin ich alleine losgezogen, ging es Harry durch den Kopf. Freundschaft, Liebe, Herz, damit hätten wir gegen Voldemort antreten müssen. Nicht mit Cleverness oder noblessem Heldentum. Ginny, unsere Liebe hätte uns Kraft und Energie gegeben, Voldemort zu besiegen. Doch die Erkenntnis schien Harry nun zu spät.
„Geliebte Ginny, bitte vergib mir.“, hauchte Harry und rutschte sterbend an der Eichenen Türe herab.



AN: Stay tuned for chapter 5


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