von Madame Rosmerta
Voldemort richtete langsam seinen Zauberstab direkt auf Lilys Herz. Ein genüssliches Lächeln umspielte seine schmalen Lippen.
Lily war vor Angst vollkommen bewegungsunfähig.
James lag gefesselt auf dem Boden.
Er konnte ihr nicht mehr helfen. Niemand konnte ihr helfen.
Voldemort würde auch James töten...
,,Avada Kedavra!" , zischte Voldemort vor ihr.
Lily schrie gellend auf...
Sie wachte mit einem Schlag auf.
Keuchend und hektisch zuckend wanderten ihre Augen umher.
Sie erkannte die Wände des Hauptquartiers.
Gott sei Dank , es war alles nur ein Traum gewesen...
Lily setzte sich für einen Moment im Bett auf und rieb sich die Stirn.
In letzter Zeit hatte sie öfters solche Träume gehabt. Und sie endeten immer damit , dass Voldemort sie tötete.
Bei diesem Gedanken lief es Lily kalt den Rücken hinunter.
Sie atmete ein paar Mal tief durch und sah dann zur Seite.
Dort neben ihr lag James. James , ihr Mann.
Trotz der Angst , die Lily immer noch in den Gliedern steckte , musste sie unwillkürlich lächeln.
Das klang schön. Seit ihrer Hochzeit war jetzt eine Woche vergangen.
Eine Woche in der es nicht sonderlich viel im Orden zu tun gegeben hatte. Ein paar kleinere Überwachungen von Quidditchspielen und einmal die Beschattung eines Verdächtigen , mehr war allerdings nicht geschehen.
,,Wenn es nach mir ginge , sollte auch nie mehr etwas größeres geschehen." , dachte Lily fröstelnd und legte sich wieder hin.
Sei sie Voldemort zum ersten Mal begegnet war , bekam sie sein schlangenartiges , boshaftes Gesicht nicht mehr aus ihrem Kopf. Es verfolgte sie in ihren Träumen , grinste ihr aus der Dunkelheit zu...
Mit bebenden Händen zog Lily ihre Decke bis hoch zu ihrem Kinn.
Sie hatte gerade die Augen geschlossen , als ein aufgeregter Schrei die nächtliche Stille durchschnitt.
,,NOTFALL ! EIN NOTFALL ! AUFWACHEN! ES GIBT EINEN NOTFALL ! "
Lily riss schlagartig ihre Augen wieder auf und setzte sich rasch aufrecht hin.
Neben ihr regte sich James schlaftrunken.
,,Was is'n los?" , nuschelte er dumpf.
,,Es gibt einen Notfall!" , sagte Lily und spürte wie ihr die Angst fast die Kehle zuschnürte.
,,Wir müssen raus. Komm schon." , drängte sie , sprang aus dem Bett und zog sich in Windeseile an.
Eine Minute später steckte sie schon in ihrem Umhang und hielt ihren Zauberstab bereit.
,,Ein Notfall?" , fragte James argwöhnisch und mit einem Mal hellwach. ,,Was soll denn los sein?"
,,Keine Ahnung , aber an deiner Stelle würde ich mich jetzt mal lieber anziehen." , drängte Lily ungeduldig.
Sie eilte zur Tür und schob den Vorhang davor beiseite.
Durch die Gänge rannten überall aufgeregte Leute herum.
Manche zogen sich im Laufen an , andere rieben sich verschlafen die Augen.
Lily sah Sirius , Remus und Peter in voller Montur auf sich zugerannt kommen.
,,Was geht hier eigentlich vor?" , rief sie ihnen schon von weitem entgegen.
,,Ich hab keinen blassen Schimmer. Wir sollten uns beeilen , dass wir rechzeitig in den Versammlungsraum kommen." , keuchte Remus und kam schlitternd vor Lily zum Stehen.
Hinter Lily trat James , inzwischen auch angezogen , aus dem Zimmer.
Er fuhr sich durch seine zerzausten Haare.
,,Okay , dann los. Dumbledore weiß bestimmt mehr." , drängte Sirius.
,,Wo ist Camille?" , fragte Lily und versuchte in dem hektischen Gewimmel der Leute ihre Freundin auszumachen.
,,Hier bin ich schon." , rief eine helle Stimme und Camille erschien an Peters Seite. ,,Worauf warten wir noch?"
Gemeinsam rannten sie los.
Unterwegs stießen immer wieder andere Ordensmitglieder zu ihnen.
Schwer atmend kamen sie Minuten später auch schon im Versammlungsraum an.
Er war bereits voll gstopft mit Zauberern und Hexen.
Und hinter Lily , James und den anderen drängten immer noch mehr herein.
Nach einer Weile , erhob sich Dumbledore , der die ganze Zeit auf einem Stuhl gewartet hatte , und alle verstummten.
,,Es tut mir Leid , dass ich sie alle mitten in der Nacht wecken lassen musste , aber soeben wurden wir von einem schrecklichen Zwischenfall unterrichtet. Ein paar unserer Mitglieder waren heute unterwegs , weil wir einen Tipp bekommen haben , dass sich heute ein von uns gesuchter Todesser in London herumtreibt.
Dieser Tipp stellte sich als Falle heraus und wir sind der Spinne gnadenlos ins Netz gelaufen. Die Todesser warteten dort auf unsere Mitglieder." , sagte Dumbledore mit sehr ernstem Gesicht.
Dumbledore verstummte und eine tragische Stille senkte sich über alle.
,,Was ist geschehen? Geht es ihnen gut?" , rief jemand besorgt.
Dumbledore holte tief Luft. ,,Bei diesem Einsatz waren auch die Prewettbrüder beteiligt. Beide wurden von Todessern in die Enge getrieben und getötet." , sagte er mit bebender Stimme.
Wieder senkte sich eine gespenstische Stille über die Menge.
Alle starrten Dumbledore an , als sähen sie eine Fatamorgana.
,,Tot?" , fragte dann jemand leise.
,,Sie haben gekämpft wie Helden. Zumindest hat mir Alastor das berichtet. Er war dabei , als es geschah." , sagte Dumbledore in die Stille.
Lily schluchzte leise auf. Plötzlich hatte sie Bilder der Prewettbrüder vor Augen.
Sie waren sehr mutig , ein wenig überheblich , aber immer freundlich gewesen.
Und vor allem waren sie sehr fröhliche Menschen. Immerzu hatten sie versucht aus allem das Beste zu machen.
Sie hatten gekämpft wie Helden...doch genützt hatte es ihnen nicht.
James legte einen Arm um Lilys Schulter.
Lily schluckte krampfhaft ihre Tränen hinunter. Was würden wohl die Eltern der beiden dazu sagen , wenn man ihnen diese schreckliche Nachricht überbrachte? Beide Söhne im Kampf gestorben...
Im Raum sagte immer noch niemand etwas.
Dumbledore hatte den Kopf gesenkt und schien in Gedanken versunken.
Nach einer weile durchbrach seine Stimme allerdings wieder kraftvoll die Stille.
,,Alastor , Dorcas , Fenwick und Bones haben Verstärkung gerufen. Noch haben sie nicht alle Todesser überweltigt. Wer meldet sich freiwillig dazu?"
Wie aus der Pistole geschossen schnellte Sirius Arm in die Luft.
In seinen Augen lag ein entschlossenes Glimmen.
Auch Remus und Peter hoben ihre Arme. James schloss sich ihnen an , Lily zögerte kurz , tat es ihm dann aber gleich und auch Camille wedelte mit ihrer Hand in der Luft herum.
,,Das ist sehr mutig von euch." , sagte Dumbledore leise und sah zu den Freunden hinüber. ,,Aber ich muss euch warnen. Vielleicht ist Voldemort bei ihnen. Wir wissen es nicht genau. Deswegen solltet ihr auf das Schlimmste gefasst sein." , warnte er.
Lily spürte wie die Angst ihre Schultern verkrampfen ließ , doch wie die anderen , nickte sie tapfer.
,,Dann geht. Und kommt gesund wieder." , sagte Dumbledore. ,,Appariert in der Nähe von Kings Cross. Alastor wird euch erwarten."
Alle Augen waren auf die Freunde gerichtet , als sie den Raum verließen und in die Eingangshalle traten.
,,Na dann los." , murmelte Sirius und disapparierte.
Seine Freunde taten es ihm gleich.
Sie hatten alle den gleichen , stummen Entschluss gefasst:
Die Prewettbrüder mussten gerächt werden!
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel
