von Madame Rosmerta
Am nächsten Tag war Lily als erste von allen wach und beschloss heute einmal das Frühstück zu machen. Also zog sie sich rasch an , ging in die Küche hinunter , schwang ihren Zauberstab und auf dem Herd begann der Tee zu kochen. Mit einem weiteren Schlenker ihres Zauberstabs waren die Toast getoastet und die Marmelade , die Butter und der Haferschleim standen auf dem Tisch. Sie stellte gerade Teller und Tassen dazu , als Remus hereingetaumelt kam. ,,Oh , du bist ja schon wach.“ , murmelte er und gähnte herzhaft. ,,Ja ich konnte einfach nicht mehr schlafen. Außerdem hast du uns schon oft genug das Frühstück gemacht. Jetzt bin ich mal dran.“ , grinste Lily. Remus nickte und ließ sich am Tisch nieder. Lily kramte nach Löffeln und legte sich dann abgezählt zu den jeweiligen Tellern.
,,Du siehst ganz schön fertig aus.“ , bemerkte Remus auf einmal. Lily drehte sich um und merkte wie er sie besorgt musterte. Sie seufzte. ,,Ich mach mir eben Sorgen. Wie alle hier.“ , murmelte sie und lehnte sich an die Spüle. ,,Wegen Camille?“ , fragte Remus. Lily nickte. ,,Aber nicht nur. Auch wegen Peter. Diese ganze Sache mit der Eule und…na ja ich kann irgendwie nicht so recht glauben , dass er uns nichts verschweigt.“
Remus schwieg eine Weile. ,,Wie kommst du eigentlich darauf , dass es gerade Peter ist? Ich meine , du kennst ihn doch. Wir reden hier von Peter Pettigrew , der so schüchtern ist , dass er selbst vor seinen Freunden nicht den Mund aufbekommt.“, meinte er schließlich .
,,Er hat sich verändert. Remus. Er ist nicht mehr der , der er in Hogwarts war.“ , antwortete Lily leise. Plötzlich war Getrampel zu vernehmen und James und Sirius kamen johlend in die Küche. ,,Hey ist das Frühstück schon fertig?“ , fragte Sirius erfreut und griff nach seinem Teller. ,,Immer nur her damit.“
,,Morgen , Darling.“ , sagte James leise und gab Lily einen sanften Kuss. ,,Alles in Ordnung? Du siehst müde aus.“
Lily musste lächeln. Warum fiel das jedem auf , außer ihr ? ,,Geht schon. Wo steckt denn Peter? Will er kein Frühstück?“
,,Er fühlt sich heute morgen nicht so gut. Will lieber noch eine Runde schlafen.“
Lily runzelte die Stirn , sagte aber nichts. Das war wieder so eine Reaktion , die sie von Peter nicht gewohnt war. Doch eigentlich war es seine Angelegenheit. Sie hatten auch so genug Sorgen.
,,Und was unternehmen wir heute ? Ich meine wegen Camille haben wir ja auch noch nicht…“ , begann Sirius , doch plötzlich verstummte er. Mit einem leisen Plopp war ein Fetzen Pergament in der Luft erschienen und segelte nun auf den Küchentisch. James verschluckte sich vor Schreck fast an seinem Tee , doch Lily fing rasch den Zettel auf. ,,Er ist von Dumbledore.“ , murmelte sie und las dann laut vor. ,, Ich berufe heute ein dringendes Treffen des Ordens ein. Unser neues Hauptquartier befindet sich in einer abgelegenen Scheune im Westen. Sie heißt Porker Cottage. Kommt so schnell wie möglich dorthin. Dumbledore.“
Lily sah auf. ,,Okay , dann ist ja klar , was wir heute tun werden.“
Sirius runzelte die Stirn. ,,Eine Scheune? Er hat sich tatsächlich eine Scheune als neues Quartier ausgesucht? Gab es nichts besseres?“ , fragte er. James kicherte. ,,Du bist eindeutig zu verwöhnt geworden , Tatze.“ Remus räumte das Geschirr auf. ,,Na los , macht euch bereit. Wir gehen jetzt gleich los.“ ,sagte er drängend.
,,Was ist mit Peter?“ , fragte Lily. Sie fühlte sich irgendwie schmutzig , da sie ihrem Freund immer noch mit Misstrauen begegneten.
,,Er bleibt hier.“ ,sagte Sirius prompt. Alle sahen ihn an. James räusperte sich verlegen. ,,Nun ja , er fühlt sich ja ohnehin nicht so gut…“ , meinte er etwas lahm.
Remus schnaubte und knallte den letzten Teller in die Spüle. ,,Ich kann einfach nicht glauben , dass ihr ihm trotz allem noch immer nicht vertraut. Dumbledore glaubt ihm , schon vergessen? Mit Legilimentik kann man so viel von einer Person erfahren , wie sonst nur mit Veritaserum.“
Nach diesen Worten herrschte wieder beklommene Stille. ,,Ach kommt , lasst uns gehen.“ , sagte Lily schließlich leise. Das war ja kaum zu ertragen! Sie wusste ja selbst nicht mehr wem sie glauben sollte. Wer war böse , wer gut ? Wer könnte oder würde einen verraten und wer nicht? Es war zum verrückt werden!
Irgendwann disapparierten sie schließlich und erschienen fast zeitgleich am Rande eines Waldes. Dort stand fast gänzlich von den mächtigen , dunklen Bäumen verborgen , eine Scheune. Sie war schon ziemlich baufällig und von Moos und Gestrüpp überwuchert. ,,Das ist doch wohl nicht Dumbledore’s Ernst?“ , stieß Sirius fassungslos hervor , als sie sich der Scheune näherten. ,,Warten wir mal ab , bis wir drin sind.“ , sagte Lily zuversichtlich , auch wenn sie dem Schulleiter mehr Ideenreichtum zugetraut hätte. Vor der Scheune angelangt , hob James die Hand und klopfte gegen etwas , das wie eine Tür aussah.
Zum allgemeinen Erstaunen öffnete sich jedoch etwa einen Meter rechts von ihnen eine Tür und Alastor Moody streckte , bewaffnet mit seinem Zauberstab , den Kopf heraus. ,,Was klopft ihr denn gegen das Fenster ? Na , kommt schon rein.“ , brummte er und trat beiseite. Die Freunde folgten ihm und blieben dann verwirrt stehen. Im Inneren war die Scheune magisch um ein zehnfaches vergrößert worden. Außerdem war hier drin nichts baufälliges mehr zu erkenne , im Gegenteil. Zwei große Kamine befanden sich auf der rechten Seite und davor mehrere Sesselgruppen und kleine Tische. Der Boden war mit Stroh bedeckt , vermutlich noch aus der Zeit , als die Scheune noch als eine solche genutzt worden war. In einer Ecke stand ein gewaltiger Tisch auf dem sich eine Art Landkarte befand , doch Lily konnte von der Tür aus nicht mehr erkennen. Über ihren Köpfen war der zweite Boden der Scheune. Eine lange , hölzerne Leiter führte dort hinauf. ,,Das glaub ich einfach nicht.“ , murmelte James. ,,Dumbledore ist wirklich der größte , beste und gerissenste Zauberer , der mir je…“
,,Spar dir dein Lob.“ , knurrte Moody. ,,Das macht ihn nur verlegen. Kommt jetzt. Er will euch sehen.“
Lily erhaschte einen Blick auf Frank und Alice Longbottom und winkte ihnen kurz zu. Die beiden strahlten zurück. Moody begann die Leiter hochzuklettern und die Freunde folgten seinem Beispiel. Oben angekommen traf Lily fast der Schlag. Sie standen doch tatsächlich in einer Nachbildung des Schulleiterbüros von Hogwarts.
,,Ich glaub ich fress’ ’nen Besen!“ , kam es von Sirius. ,,Lieber nicht , Sirius. Das würde dir sicher nicht gut bekommen.“ , ertönte eine muntere Stimme und Dumbledore persönlich trat aus dem Schatten eines Dachbalkens. ,,Wie ich sehe , seit ihr gesund in Porker Cottage angekommen.“
Alle nickten. ,,Aber Sir…ich glaube nicht so ganz daran , dass uns die Todesser hier nicht finden können. Es ist immerhin…nur eine Scheune!“ , meinte Sirius.
Der Schulleiter brach in schallendes Gelächter aus. ,,Oho , nur eine Scheune , also? Ich kann dir versichern , dass dieses schlichte Gebäude besser schützt als sogar das Ministerium es je tun würde. Ich habe es zu erst einmal unauffindbar gemacht. Und sollte jemand zufällig vorbeikommen , dann muss er zunächst wissen , was meine Lieblingsnascherei ist : Zitronenbrausebonbons. Ohne dieses Wissen wird er , auch wenn er direkt vor der Scheune steht , sie niemals finden können.“
James lachte. ,,Das ist ganz schön raffiniert , Sir.“ Dumbledore wiegte nachdenklich den Kopf. ,,Es ist eigentlich recht simpel. Doch für Außenstehende wird es dennoch immer ein großes Rätsel sein , ja.“
,,Was wir Ihnen übrigens noch sagen wollten…letztes Mal haben wir vor lauter Aufregung nicht daran gedacht , aber…“ , begann Lily doch Dumbledore hob die Hand. ,,Ich weiß , dass Camille verschwunden ist. Wusste es schon lange. Nicht nur ihr bemerkt , sobald ein Mitglied des Ordens verschwindet.“
Lily hätte zu gern gewusst , wie Dumbledore davon erfahren hatte , doch irgendetwas hinderte sie daran zu fragen.
,,Wir haben bereits sämtliche Späher ausgeschickt , die nach ihr suchen. Bis jetzt deutet alles auf eine Entführung hin.“ , bemerkte Moody. ,,Was?“ , keuchte Lily. ,,Entführt? Von den Todessern?“
Moody sagte nichts , doch das war auch eine Antwort. ,,Gibt es noch eine Chance , sie jemals wieder lebend zu finden?“ , fragte Remus leise.
Dumbledore setzte sich hinter seinen Schreibtisch. ,,Es gibt eine sehr große Chance sie noch zu finden.“ , antwortete er nur.
Lily spürte wie sich eine erneute Welle der Traurigkeit in ihr ausbreitete. Das hieß doch sie war tot. Sonst hätte Dumbledore es anders ausgedrückt.
,,Es steht fünfzig zu fünfzig , dass sie noch lebt.“ , brummte Moody. ,,Klasse. Ja wirklich klasse und was wenn sie nicht mehr lebt? Schon mal daran gedacht?“ , schnauzte Sirius. James legte ihm kurz eine Hand auf die Schulter. ,,Wir sollten nie die Hoffnung aufgeben.“ , murmelte er.
Sirius fuhr herum. ,,Wenn sie tot ist , dann nur weil wir nichts unternommen haben. Und Peter , diese Ratte , hat uns aufgehalten. Er wollte mit Sicherheit verhindern , dass wir nach ihr suchen. Er steckt doch mit diesen Todessern unter einer Decke!“ , rief er zornig.
,,Das reicht jetzt , Sirius!“ , sagte Dumbledore ruhig. Er war aufgestanden und sein Blick duldete keinen Widerspruch. ,,Was Peter anbelangt , habe ich mein Urteil schon gesprochen , nicht wahr? Man kann ihm vertrauen und er hat euch nie verraten und wird das auch nie tun.“
,,Aber Sir , wie können Sie sich da so sicher sein?“ , fragte Sirius.
,,Es reicht , wenn ich mir sicher bin , Sirius. Peter hat solches Misstrauen nicht verdient.“
,,Da seht ihr es.“ , murmelte Remus. Lily sah zu Boden. Wie gern hätte sie Dumbledore geglaubt , doch eine kleine Stimme in ihrem Innersten sagte ihr genau das Gegenteil. Aber warum eigentlich? Sie hatten ja noch nicht mal handfeste Beweise. Und doch…
,,Es wird jetzt gleich eine Versammlung geben , in der wir die Sache wegen Camille besprechen , werden. Geht also bitte wieder alle hinunter , ich werde gleich zu euch stoßen.“ , unterbrach Dumbledore Lilys Gedanken.
Die Freunde und Moody gingen ohne ein weiteres Wort nach unten. Dort angekommen kamen sofort Frank und Alice Longbottom auf sie zu. ,,Schön euch alle mal wieder zu sehen.“ , sagte Alice fröhlich und umarmte Lily kurz. ,,Aber sagt mal , wo sind denn Camille und Peter?“ , fragte Frank und runzelte die Stirn.
,,Peter fühlt sich nicht gut und Camille…nun ja…“ , sagte James und suchte nach den richtigen Worten , doch in dem Moment erschien Dumbledore und alle verstummten. ,,Setzt euch.“ , sagte der Schulleiter und wies auf die umherstehenden Sessel.
Der gesamte Orden befolgte diese Bitte. Lily erspähte in einer Ecke sogar Hagrid. ,,Vielleicht haben sich einige schon gewundert , wann wir uns wieder treffen werden , doch es war in letzter Zeit einfach zu riskant. Hier sind wir vorerst sicher. Nun , es hat sich einiges getan. Nicht nur , dass wir jetzt eine neues Quartier haben. Camille , wie nur vereinzelte von euch wissen , wurde entführt und wir setzen bereits alles daran sie zu finden.“, sprach Dumbledore.
Frank und Alice , die vor Lily und den anderen saßen , drehten sich mit entsetzten Gesichtern zu ihnen um. ,,Davon wussten wir noch gar nichts.“ , wisperte Alice.
Auch einige andere Mitglieder des Ordens begannen besorgt miteinander zu flüstern. Dumbledore hob ein wenig seine Stimme , als er fortfuhr : ,,Es gibt einiges zu tun. Denn nach unseren neusten Beobachtungen , haben sich nun auch Dementoren Voldemort angeschlossen.“
,,Als ob wir vor denen Angst hätten.“ , rief Dorcas Meadowas entrüstet und einige Leute lachten. Selbst Dumbledore schmunzelte. ,,Trotzdem sollten wir auf alles gefasst sein. Neben Riesen , Werwölfen und anderem Getier , können wir Dementoren am wenigsten brauchen.“, sagte er ernst.
Und plötzlich , ohne die geringste Vorwarnung knallte es und ein aufgeregt aussehender Zauberer erschien in ihrer Mitte. Er schwitzte und keuchte so entsetzlich , dass er erst einmal zwanzig Sekunden brauchte um überhaupt sprechen zu können. ,,Was hast du denn Brain ?“ , riefen vereinzelte Stimmen.
,,Dumbledore !“ , rief der Mann namens Brain nun und rang nach Atem. ,,Wir…wir denken wir haben sie. Camille ! Wir haben verdächtige Spuren auf einem Friedhof in der Nähe von Caroline St.Fetch gefunden , wonach wir schließen , dass die Todesser dort kürzlich mit ihr waren. Und wir denken auch…dass sie…dass sie immer noch dort sind. Dumbledore…wenn wir schnell handeln , können wir sie vielleicht befreien.“
Diesen Worten folgte eine Stille , die so ruhig war , wie sie Lily noch nie erlebt hatte. Und mit einem Schlag redeten alle durcheinander. Manche schrieen etwas , andere riefen. Dumbledore ließ einen Funkenregen aus seinem Zauberstab auf alle herabregnen um für Ruhe zu sorgen. ,,Wir dürfen jetzt nichts überstürzen.“ , rief er. ,,Lasst uns wohlüberlegt vorgehen. Alastor du wirst mit der ersten Gruppe losgehen. Dazu gehören…Lily , James , Sirius , Remus , Dorcas , Emmeline , Benjy , Edgar und Caradoc. Seht zu , was ihr erreichen könnt. Wenn es nicht klappt…ich warte mit der zweiten Gruppe hier. Schickt einen Boten , sobald ihr uns braucht.“
Moody nickte und die aufgerufenen Leute scharrten sich um ihn. ,,Jetzt hört mir mal zu. Ihr tut genau das , was ich euch sage , verstanden? Nichts wird ohne meinen Befehl ausgeführt. Los jetzt !“ Sie disapparierten alle mit einem weiteren Knall.
Kaum waren sie wieder erschienen befanden sie sich auf einem düsteren Friedhof. Er war augenscheinlich schon ziemlich alt und wurde so gut wie nie benutzt , da fast alle Grabsteine verwittert und bewachsen waren. Moody sah sich kurz prüfend um und drehte sich dann zu den anderen. ,,Schwärmt aus und haltet nach Todessern oder Camille Ausschau. Grüne Funken heißen , wir haben sie. Und rote bedeuten , wir brauchen Hilfe.“ , zischte er.
Sie gingen wieder jeweils zu zweit und Lily und James huschten rasch eine Reihe Grabsteine entlang. Im Laufen zückten sie ihre Zauberstäbe. Lily versuchte so leise wie möglich zu atmen und vermied jeden Ast oder Stein , um ja kein Geräusch zu machen. ,,Siehst du irgendwas?“ , fragte James nach einer Weile , des stummen Dahinschleichens. Lily schüttelte nur den Kopf. Diese Stille , die hier herrschte zerrte ungeheuerlich an ihren Nerven. Sie war auf alles gefasst , doch es kam einfach nichts. Nach einer Viertelstunde , setzte sich James auf den Boden hinter einen Grabstein , der fast völlig von Gras und Unkraut bewachsen war und lehnte sich an ihn. ,,Es hat keinen Zweck. Wahrscheinlich war es nur falscher Alarm. Hier ist noch nicht mal ein Regenwurm , der verdächtig aussieht.“
Lily setzte sich neben ihn. ,,Ich weiß nicht. Irgendwie kommt es mir hier zu still vor.“ , murmelte sie. Außerdem sagte ein unangenehmes Prickeln in ihrem Nacken , dass sie beobachtet wurden. Und das schon seit sie hier angekommen waren.
James hob eine Augenbraue. ,,Auf Friedhöfen ist es meistens still.“ , sagte er. Lily warf ihm einen scharfen Blick zu. ,,Du weißt genau was ich meine.“
Auf einmal kam eine Windböe auf und ließ ein paar in der Nähe stehende Bäume erzittern. ,,Ich ertrage das nicht länger. Wo stecken die denn bloß?“ , fragte Lily und fröstelte leicht.
Auf einmal prasselten ganz in ihrer Nähe rote Funken in der Luft. ,,Die anderen brauchen Hilfe. Schnell!“ , keuchte James , sprang auf und die beiden rannten los.
,,War es hier?“ , fragte Lily und blieb an der Stelle stehen , wo sie vermutete die Funken gesehen zu haben. James sah sich um. ,,Ich weiß nicht genau…“ , murmelte er. Doch plötzlich begann er zu würgen. ,,Oh Gott…sieh doch !“
Und er deutete auf etwas , das halb verdeckt in einem Abschnitt höheren Grases lag. Lily trat näher darauf zu und unterdrückte einen schrillen Aufschrei.
,,Du liebe Güte , James !“
Vor ihnen , kaum wieder zu erkennen , lag Benjy Fenwick. Neben ihm ruhte sein Zauberstab , doch von ihm selber waren nur noch grausam zugerichtete Stücke übrig. Lily überkam eine schreckliche Übelkeit und sie klammerte sich an James. ,,Das glaube ich einfach nicht.“ , wimmerte sie. Ihr war schwindelig. Sie musste sich hinsetzen. Nur hinsetzen…ganz kurz…
,,Hey Lily , alles in Ordnung? Nicht hinsetzen. Dein Kreislauf beruhigt sich gleich wieder.“ , sagte James und zog sie hoch , da sie halb in die Knie gegangen war. Nur mit Mühe konnte Lily aufrecht stehen. ,,Wo sind nur die Todesser?“ , flüsterte James und sah sich wachsam um.
,,Das war wieder eine Warnung von ihnen.“ , sagte Lily stockend und deutete mit bebender Hand ins Gras. Dann holte sie tief Luft , hielt ihren Zauberstab etwas höher und fügte entschlossen hinzu: ,,Holen wir uns diese Schweine.“
Sie fühlte sich zwar immer noch etwas schwummerig , doch jetzt durfte von Aufgeben keine Rede sein. ,,Wir sollten die anderen informieren. Offenbar hat niemand von ihnen die Funken bemerkt.“ , sagte James , warf Lily noch einen besorgten Blick zu und ließ zum wiederholten Male rote Funken über Benjy schweben.
,,Es wird das beste sein , hier auf die anderen zu warten.“ , fuhr er fort. Lily nickte. Sie versuchte ihren rasenden Herzschlag ein wenig unter Kontrolle zu bekommen. ,,Wer war denn mit ihm unterwegs?“ , fragte sie schließlich. James dachte kurz nach. ,,Ich glaube Caradoc Dearborn. Was sie wohl mit ihm gemacht haben?“ Lily schluckte. ,,Das will ich lieber gar nicht wissen. Vielleicht konnte er sich aber auch befreien.“
James kickte einen Stein ins Gras. ,,Dann wäre doch hier irgendwo oder? Mensch , ich frage mich , wann die anderen endlich mal kommen.“
Sie warteten. Und warteten. Irgendwann kamen schließlich Moody und Dorcas auf sie zugerannt. ,,Was ist denn los bei euch? Wir konnten auch nicht schneller kommen , da wir vorsichtig sein mussten.“ , keuchte Dorcas , sah dann zufällig ins Gras vor ihnen und wich erschrocken zurück. ,,Beim Barte des Merlin !“
Auch Moody entdeckte nun Benjy. Er verzog das Gesicht. ,,Das ist krank. Wir müssen diese Mistkerle endlich finden. Der arme Kerl wurde ganz schön übel zugerichtet.“
,,Ist Caradoc nicht bei ihm gewesen?“ , fragte Dorcas und vermied es sorgfältig noch einmal auf Benjy hinabzusehen. James schüttelte den Kopf. ,,Wir haben nur ihn hier gefunden.“
Moody runzelte die Stirn. ,,Die wollen uns entweder in eine Fall locken oder uns zeigen zu was sie fähig sind.“ , knurrte er und spuckte wütend vor sich auf den Boden. ,,Habt ihr irgendwas von Camille gesehen oder gehört?“ fragte Lily. Dorcas schüttelte nur den Kopf. ,,Nicht das geringste. Die Kleine ist wie vom Erdboden verschluckt.“
Nach und nach trafen noch die anderen ein. Sirius und Remus waren genauso geschockt über den Tod von Benjy , Emmeline und Edgar waren einfach nur sprachlos , während Moody einen Plan schmiedete. ,,Wir dürfen jetzt nicht mehr getrennt losgehen. Ab jetzt bleiben wir zusammen.“
,,Wäre es nicht besser Dumbledore zu verständigen ?“ , fragte Emmeline Vance beklommen. ,, Nichts da. Wir schaffen den Rest auch alleine.“ , zischte Moody.
,,Aber du siehst doch was sie mit Benjy gemacht haben.“ , meinte Edgar besorgt. ,, Dann geht wenn es euch nicht passt.“ , erwiderte Moody trocken.
Die beiden rührten sich natürlich nicht von der Stelle. ,,Gut und jetzt…“ , fuhr Moody fort , doch auf einmal war die Luft von einem Rauschen erfüllt und nach und nach apparierte um sie her ein Todesser nach dem anderen. Lily und die anderen standen da wie erstarrt und beobachteten wie sie eingekreist wurden.
Und dann schob sich ein Zauberer durch die Todesser zu ihnen vor. ,,Wie nett , dass ihr alle vorbeischaut.“
Es war Voldemort. Er machte einen höchst zufriedenen Eindruck. ,,Hat euch unser Kunstwerk gefallen?“ , fragte er leise und deutete auf den entfernt liegenden Benjy. Lily starrte ihn an. Dieser Mann verfolgte sie seit ihrer ersten Begegnung im Schlaf , raubte ihre Zuversicht und ihre Entschlossenheit. Voldemort schien ihre Gedanken lesen zu können , denn plötzlich wandte er ihr das Gesicht zu. Seine Augen blitzten. ,,Aahh jaa…ja ich erinnere mich. Wir sind uns schon öfters begegnet , nicht wahr?“ , flüsterte er , ließ seinen Blick dann über die anderen gleiten und fixierte James. ,,Richtig. Die beiden glorreichen Kämpfer , die immer entkamen. Ja , ich erinnere mich.“
,,Wo ist Camille?“ , fragte Lily leise und konnte ihre Wut kaum zurückhalten. Die Todesser lachten. James suchte nach Lilys Hand und umklammerte sie.
,,Eure Freundin genießt unsere herrliche Gastfreundschaft.“ , antwortete einer. Voldemort lachte ebenfalls und ließ damit allen die Haare zu Berge stehen.
,,Was habt ihr mit ihr gemacht?“ , rief Sirius zornig. Voldemort sah ihn an. Dann hob er eine Hand und schnippte kurz mit seinen dürren , weißen Fingern.
Aus der Menge der Todesser trat einer von ihnen vor. Langsam zog er seine Kapuze ab. Es war Camille.
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