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Fanfiction

Ancient History I - Der Verbotene Wald - NEU: Irrlichter

von Kiosk

40. Irrlichter

Personen:

Elicius Eliassen: Zwölfjähriger Sohn von Vigdis Eliassen und der Bruder von Emilia. Wechselte mitten im Schuljahr nach Fuglefjell, einem Internat in seinem Heimatland Norwegen.

Emilia Eliassen: Dreizehnjährige Tochter von Vigdis Eliassen. Eine Slytherin. Sie ist stets aufmerksam und besitzt ein eher verschlagendes Wesen. Magisch unbegabt.

Finn Finney: Ein Erstklässler aus Hufflepuff. Gilt als der begabteste Schüler des Jahrganges, besticht aber vor allem durch seinen guten Charakter.

Garm McKinstry: Ein jugendlicher Unruhestifter aus Slytherin. Er ist unsterblich in Imperia verliebt. Zudem ist er Kapitän der Quidditch-Mannschaft. Er und seine drei besten Freunde - Erebus Nott, Veikko Johnson und Prester Perkins - bilden die so genannte „Toilettenmafia“.

Imperia Malfoy: Die ältere Schwester von Lucius. Eine Slytherin und Vertrauensschülerin. Sie wirkt kühl und distanziert und fällt im ersten Moment stets durch ihre Schönheit auf.

Madam Burgunder: Sie unterrichtet den Benimmunterricht für die Mädchen. Trotz ihres miesen Charakters scheinen ihr die Männer zu Füßen zu liegen

Professor Jarovit: Ein entfernt menschliches Wesen. In Russland jagte er unter anderem Werwölfe, Vampire und Schwarzmagier. In Hogwarts unterrichtet er Verteidigung gegen die Dunklen Künste

Rubeta und Arachne Cox: Zwei elfjährige Zwillingsschwestern mit großem Herz für exotische Tiere, wie zum Beispiel die Kröte Mona oder die Spinne Vanessa. Rubeta Cox ist eine Ravenclaw-Schülerin, Arachne eine Slytherin.

Samantha Samson: Jugendliche Ravenclaw. Mit Hilfe von Ulysses schummelt ihr Imperia täglich jenen Trank unter, der ihr die Haarpracht auf Dauer ruinieren wird.

Ulysses Rathburn: Elfjähriger Ravenclaw. Verwöhntes Einzelkind. Ist Imperia Malfoy hoffnungslos verfallen und schadet in ihrem Namen Samantha Samson mit Tränken.

Victoria Knight: Eine Erstklässlerin aus Ravenclaw. Sie ist stets munter und aufgeweckt. Ihr Haustier ist ein stinkender, aber handzahmer Vielfraßrüde namens Rudolph.

William Barkley: Ein Erstklässler aus Ravenclaw. Wie Ulysses stammt auch er aus Hogsmeade, wo er zusammen mit seiner etwas verschrobenen Mutter ein Haus am Rand des Dorfes bewohnt. Er ist ungewöhnlich still und unabhängig

Bisherige Handlung: Von Amanda Rutherford wurde Ulysses dabei beobachtet, wie er heimlich eine Substanz in Samanthas Becher träufeln ließ. Als Imperias Spiel daraufhin aufzufliegen droht, ist es jedoch Garm McKinstry, der sich gegenüber Direktor Dumbledore als Drahtzieher ausgibt. Während es für Ulysses glimpflich ausgeht und Garm einen Haufen Strafarbeiten aufgebrummt bekommt, vermutet Dumbledore, dass eine weitere Person hinter Samanthas Vergiftung steht.
Derweil gelingt es Emilia und einigen ihrer Freunde sich während der Waldexkursion von dannen zu schleichen. Sie wollen herausfinden, ob Professor Jarovit tatsächlich die verhexten Schädel stahl, die das Irrlicht in ihrem Bannkreis gefangen hielten. Emilia und Finn Finney nutzen eine Finte aus, um zum Fundort eines Schädels zu schleichen, doch der erfahrene Jarovit holt Emilia schnell ein. Sie erfährt, dass er tatsächlich den Bannkreis gebrochen und die Schädel entwendet hat. Im selben Moment nährt sich das Irrlicht der Schülergruppe und während Jarovit aufbricht, die Gefahr abzuwenden, schickt er Emilia aus, Hilfe zu holen. Als sie Hogwarts erreicht, ist sie fast erfroren und zu Tode erschöpft.

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Januar 1962

Emilia schrie auf, als das warme Wasser in Kontakt mit ihrem erfrorenen Körper kam. Das schmerzhafte Kältebrennen, das sie zuvor gepeinigt hatte, wurde zwar gelindert, doch an dessen Stelle trat das Gefühl, mit starker Säure in Kontakt gekommen zu sein. Warmer Dampf stieg von der hölzernen Badewanne auf und waberte versöhnlich um ihr Gesicht, über das die ersten Tränen liefen.
Madam Pomfrey stand am Rande der Badewanne und ihr Gesicht lag in Sorge, als sie beobachtete, wie Emilia sich in dem Wasser krümmte.
„Es tut mir leid“, entschuldigte sich die Krankenschwester. „Trotzdem müssen wir deinen Körper wieder aufwärmen. Du warst halb erfroren, als du hier angekommen bist.“
Emilia, die ihren Kopf gegen ihre hochgezogenen Knie drückte, nickte verkrampft. Natürlich wusste sie, dass das heiße Bad eine Notwendigkeit war. Fast hätte sie ihr letztes Erlebnis im Wald das Leben gekostet. Und der Kältetod, der ihr so nah gewesen war, hatte ihren Körper schwer gezeichnet. Im Spiegel, der in dem separaten Bad des Krankenflügels hing, hatte ihr das schreckliche Bild eines Mädchens offenbart, deren Haut sich bläulich verfärbt und - besonders an den Händen - von hässlichen Kälteverbrennungen entstellt war. Ihre Lippen waren weiß und aufgeplatzt gewesen, während die Ränder ihrer aufgewühlt blickenden Augen dagegen fast schwarz gewesen waren.
Madam Pomfrey gab Emilia einige Minuten, um sich an die plötzliche Wärme, in der sie trieb, zu gewöhnen, ehe sie ein zweites Mal nach dem Wasserhahn griff und heißes Wasser einlaufen ließ. Erneut stieg Dampf auf und bildete wolkenartige Figuren in der Luft, die sich von den violetten Deckenfliesen des Raumes abhoben. Allmählich fühlte Emilia wieder Leben in ihren Gliedern. Das erwärmte Blut strömte ihr durch die Adern und erreichte Körperpartien, die zuvor völlig taub gewesen waren. Mit dem Ergebnis, das vor allem ihre Hände und Füße wild zu schmerzen begannen.

Mit einem Waschlappen betupfte die Krankenschwester Emilias Gesicht. Emilia ließ die Prozedur über sich ergehen und schloss die Augen, als ihr das Wasser über die Augen rann. In der Dunkelheit hinter ihren Augenliedern lauerte noch immer der furchtbare Schrecken, dem sie gerade entkommen war. Die Dunkelheit war der Dunkelheit des Waldes nicht unähnlich und am Rande ihres Sichtfeldes streiften die Gestalten umher, von denen sie sich verfolgt gefühlt hatte. Sie sah die sich schnell bewegenden Schatten von Phantomen und schwarzen Panthern. Doch das Wasser, das in dem Badezimmer sanft plätscherte, war beruhigend genug, um nicht erneut in den Schockzustand zurückzufallen, den sie überwunden hatte.
„Wenn du über die Sache sprechen möchtest, Emilia“, hörte sie Pomfreys leise Stimme neben sich, „solltest du es tun.“ Sie klang angespannt und Emilia konnte es ihr nicht verübeln. Schließlich befanden sich in diesem Moment noch einige ihrer Kollegen und ein ganzer Haufen Schüler in dem Wald und niemand, auch nicht Emilia, konnte abschätzen, was ihnen zugestoßen sein könnte.
Ob sie es überhaupt schaffen würden.
„Im Moment nicht“, murmelte Emilia. „Danke.“ Viel lieber als mit Madam Pomfrey, einer Außenstehenden, wollte sie mit Ulysses sprechen. Ulysses teilte einige ihrer Erfahrungen bezüglich des Waldes; ihm würde sie nicht erst alles erklären müssen und daher hoffte sie, er würde vor dem Krankensaal auf sie warten. Vielleicht besaß er schon Neuigkeiten über den Verbleib der restlichen Exkursionsgruppe?

Vor allem sorgte sich Emilia über diejenigen Kinder, die ihr Leben in Hogwarts bisher begleitet und mitbestimmt hatten. Da wären Victoria Knight und William Barkley zu nennen, aber auch die beiden Cox-Schwestern und Finn Finney. Doch - und es war das erste Mal, das sie sich darüber glücklich schätzte - sie war erleichtert, ihren Bruder Elicius in Norwegen zu wissen. Hätte er nicht vor einigen Wochen die Schule gewechselt, hätte er es sich sicherlich nicht nehmen gelassen, an der Waldexkursion teilzunehmen, vor allem, da er Madam Sprout und Kräuterkunde so sehr schätzte. Hätte Emilia ihren Bruder während ihrer Flucht im Wald zurücklassen müssen - nein, das hätte sie unter keinen Umständen über ihr Herz gebracht! Bei der Vorstellung, er könnte zu den Zurückgebliebenen zählen, musste Emilia unwillkürlich frösteln.
„Geht es dir nun besser?“, erkundigte sich Madam Pomfrey nach einer Weile. „Ist die wieder warm?“
Sie nickte und die Krankenschwester war ihr sogleich dabei behilflich, über den hohen Rand der Badewanne zu steigen. Nachdem sie sich abgetrocknet und in einen frischen und flauschigen Schlafanzug geschlüpft war, bezog Emilia eines der Betten am Fenster. Auf dem Nachttisch stand bereits ein dampfender Becher voll heißer Schokolade und ein Teller mit belegten Broten und einem dicken Muffin. Emilia hatte keinen Hunger, griff jedoch dankbar nach dem Becher und wärmte ihre Hände weiter daran auf, während sie zusah, wie sich Madam Pomfrey ihren Wintermantel überzog und in ihre Stiefel schlüpfte.
„Kann ich dich hier alleine lassen, Emilia?“, fragte sie sorgenvoll. „Ich möchte zum Waldrand und mich um die anderen Schüler kümmern, wenn sie zurückkommen.“ Der optimistische Ton in ihrer Stimme klang schrecklich aufgesetzt. Wahrscheinlich ahnte sie ebenso wie Emilia, dass die Rückkehr der Gruppe längst nicht als gesichert gelten konnte.
Vielleicht waren sie längst vom Erdboden getilgt und würden nie wieder auftauchen.
„Das ist kein Problem“, versicherte Emilia ihr schnell.
„Wenn du möchtest, kann ich dir einen Hauselfen herbestellen?“
Wieder schüttelte sie verneinend den Kopf. „Wirklich, es ist kein Problem. Mir geht es schon viel besser.“
Dennoch ließ es sich Pomfrey nicht nehmen, die von der Kälte verbrannten Stellen noch einmal mit einer wärmenden Heilsalbe zu behandeln, ehe sie sich verabschiedete. Als Madam Pomfrey zu Tür hinaus eilte, hörte Emilia kurz aufgeregtes Stimmengewirr, das auf dem anschließenden Korridor herrschte. Offenbar hatte die halbe Schule bereits von dem Zwischenfall gehört. Mindestens.

Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, hörte Emilia, wie jemand sie wenige Sekunden später wieder öffnete. Leise, fast schon verstohlen, wagte sich Ulysses ins Innere des Krankenflügels und nährte sich Emilias Bett. Der Blick in seinen hellen Augen war beängstigend unruhig. „Hast du kurz Zeit?“, erkundigte er sich vorsichtig.
„Immer!“, rief Emilia, setzte sich auf und stellte ihre heiße Schokolade eilig auf den Nachttisch zurück. Dann bedeutete sie Ulysses mit einem Wink, näher zu kommen.
„Geht es dir besser, Emilia?“, fragte er besorgt.
„Viel wichtiger ist, was mit den anderen geschehen sein mag“, wandte sie ein und betrachtete Ulysses dringlich. „Hast du etwas gehört?“
„Nein, noch nicht. Aber inzwischen weiß fast jeder davon, dass etwas in den Wäldern geschehen ist…“, seine Stimme erstarb und er senkte den Blick zu Boden. Die Stille war andächtig. Und glich der Stille eines Friedhofs.
Als Ulysses seine Stimme wieder fand, war sein Ton bedrückend. „Wie groß sind die Chancen, dass alle gesund und munter zurückkehren?“
„Ich weiß es nicht“, antwortete Emilia.
„Wie nah ist es euch gekommen?“
„Sehr nah. Professor Jarovit sagte, es hätte es auf die Gruppe abgesehen … das war wohl auch mein Glück. Ich bin entkommen weil … keine Ahnung … wahrscheinlich weil es die größere Beute vorgezogen hat.“
Bei dem Wort „Beute“ verzog Ulysses das Gesicht, doch er ließ es unkommentiert bestehen. Stattdessen drängte er Emilia dazu, ihm den gesamten Verlauf der Ereignisse zu berichten und Emilia, die zwar erschöpft aber zu aufgewühlt war, um ihre Augen schließen zu können, tat ihm den Gefallen.

Am Ende der Geschichte war Ulysses merklich blasser geworden und vor lauter Anspannung bis er sich auf die Unterlippe. Sein Blick wanderte eine Weile in dem dunklen Raum umher, bis er die Kraft gefunden hatte, das auszusprechen, was er aussprechen wollte. „Ich habe Angst“, gab er zu. „Große Angst sogar.“ Es klang bitter. „Vielleicht kehren heute nicht alle von uns zurück…“
„Wegen Jarovit“, stieß Emilia hervor. „Es ist seine Schuld!“ Ihre Hände packten ihre Bettdecke und krallten sich daran fest. Ihre Wut über den Professor war so unerbittlich, das es ihr vorkam, als könnte sie über seinen möglichen Todesfall vielleicht sogar lachen. Würde man seine Leiche aus dem Wald tragen, Emilia hätte es als eine ausgleichende Gerechtigkeit der allerbesten Art empfunden.
Die Welt jenseits von Emilias Fenster war dunkler geworden und ließ keinen Blick auf die fernen Wälder zu, egal, wie angestrengt sie dabei hinausblickte. Das Herz in ihrer Brust schlug unruhig bei dem Gedanken, was den Zurückgebliebenen zugestoßen sein könnte.
Dann hörte man von draußen die Stimmen einiger älterer Schüler, die, obwohl unverständlich, aufgeregt miteinander redeten. Auch auf dem Korridor wurden immer wieder eilige Schritte laut, die Emilia verrieten, dass im anbetracht der Geschehnisse womöglich ganz Hogwarts auf den Beinen war. Mit einer recht verwegenen Idee im Hinterkopf wandte sie sich an Ulysses: „Könntest du vielleicht meine Kleidung auftreiben? Sicherlich hat Madam Pomfrey sie in einen der Schränke gelegt.“
„Was?“
Emilia schlug die Bettdecke zurück und ließ ihre Beine über die Matratze baumeln. „Na, damit ich mich anziehen kann“, stellte sie ungeduldig klar. „Ich kann unmöglich hier bleiben und einfach abwarten! Das halte ich nicht aus!“
„So ein Unsinn!“, protestierte Ulysses überraschend heftig. „Du wirst jetzt nicht rausgehen! Madam Pomfrey hat sich schon genug Sorgen machen müssen.“
„Ulysses-!“
„Außerdem ist es dort draußen furchtbar kalt. Du bist doch ohnehin schon unterkühlt!“, wetterte er.
„Ulysses!“, rief sie wieder, beugte sich zu ihm und umklammerte mit beiden Händen fest seinen Arm. „Ich sterbe eher hier als dort draußen, wenn ich nicht erfahre, was passiert! Ich muss wissen ob es den anderen gut geht! Ich muss wissen ob es Finn gut geht! Mir zuliebe ist er in den Wald gerannt um Jarovit in die Irre zu führen - und wenn ihm etwas passiert sein sollte, werde ich mir die Schuld dafür geben!“ Sie legte all die Sorgen in ihre Stimme hinein, die sie quälten, nur um Ulysses damit verstehen zu geben, dass sie vor Anspannung zugrunde gehen würde, wenn sie das Kommende nicht mit eigenen Augen miterlebte.
Ulysses hingegen zeigte sich hart und alles andere als begeistert von dieser Idee, doch auch aus ihm sprach die tiefe Sorge, als er erwiderte: „Du bist dem Tod vielleicht gerade haarscharf entkommen, Emilia. Ich wäre dir daher so dankbar, wenn du einfach hier bleiben und abwarten könntest!“
Entrüstet schüttelte sie den Kopf. „Ich kann nicht. Bitte - bitte bring mir meine Sachen!“
Entwaffnet gab er schließlich auf, wandte sich ab und begann, die besagten Schränke nach Emilias persönlichem Hab und Gut zu durchsuchen. Nachdem er sie gefunden und Emilia sich die wärmenden Winterkleider übergestreift hatte, schlichen sie gemeinsam aus dem dunklen Krankenflügel.

Wie nicht anders zu erwarten, waren, obwohl die offizielle Abendbrotzeit unlängst begonnen hatte, überall auf den Gängen ruhelose Schüler unterwegs, die miteinander tuschelten und besorgte Gesichter zur Schau stellten. Die Stimmung im Schloss war erdrückend und düster und Emilia fühlte sich, als würde die Angst ihrer Mitschüler ihre eigene Panik erneut beflügeln. Während sie die Treppen hinab eilten, pochte ihr wildes Herz immer schneller und spülte das furchtgetränkte Blut durch ihren Körper.
Die Große Halle war hell erleuchtet, die große Flügeltür stand einladend offen. Emilia und Ulysses konnten nicht anders, als einen kurzen Blick hinein zu werfen. Die großen Tafeln standen gedeckt und voller Speisen da. Die Kerzen ließen den Saal in einem goldenen, gar feierlichen Glanz erstrahlen - doch kein Schüler oder Lehrer saß an seinem Platz, um diese deplatzierte Festlichkeit genießen zu können. Die Große Halle war verlassen.
Das Eingangsportal des Schlosses war geöffnet und die beiden Kinder mussten sich durch Gruppen von Schülern drängeln, die sich hier, im Schatten Hogwarts, versammelt hatten, heftig diskutierten und dabei starren Blickes den Wald zu betrachteten, der in der Dunkelheit seiner Umgebung zu verschwimmen schien. Auch auf den Wiesen trafen Emilia und Ulysses immer wieder auf Schüler unterschiedlichen Alters, doch ihre Anzahl nahm rapide ab, um so näher sie dem Wald kamen. Dann, als sie kaum zweihundert Meter von der Baumgrenze entfernt waren, erkannten sie, warum es so war: Frostiger Wind zog seine Bahnen über das Feld, raschelte und wirbelte totes Laub umher und spielte mit dem Gras am Boden. Es war wie der Atem jenes Wesens, dem Emilia und Ulysses nun schon so oft begegnet und entkommen waren. Automatisch blieben beide stehen, unschlüssig darüber, ob sie es wagen sollten, näher heran zu treten oder nicht. Der Wind war schrecklich kalt und trieb die alten Schmerzen in Emilias zitternden Körper zurück.
Nun, da sie dem Wald so nahe gekommen waren, sahen sie auch den eisigen Schein in ihm, der zwischen den Bäumen herumschlich. Der Schein war blass und fern, doch der Anblick immer noch bedrohlich. Ein Zug Krähen schwirrte aufgeregt krächzend am Nachthimmel, man hörte sie dicht beieinander fliegen. Emilia keuchte entsetzt auf, als einige der Tiere am schwarzen Nachthimmel gegeneinander prallten und dann, Sekunden später nur, am Erdboden aufschlugen.
Vögel flogen nicht in der Nacht. Diese hier schienen jedoch auf der Flucht vor etwas.
Das Licht kroch durch die Schatten des Waldes und die fahlen Arme seines Scheins flossen wie Wasser dahin. Der zerstörerische Wille des Irrlichts und seine unbändige Gier ließen es weiter nach Beute suchen. Sie konnten es beobachten, wie es von einer Richtung zur anderen wanderte, als versuche es eine Fährte aufzuspüren.

In diesem Moment hörten sie die lauten Hufschläge eines Tieres und Emilia und Ulysses sahen gebannt zu, wie plötzlich ein gewaltiger Hirschbock im wilden Galopp an ihnen vorbeipreschte. Es verschwand, panisch flüchtend, in der Dunkelheit.
„Selbst die Tiere machen sich aus dem Staub“, bemerkte Ulysses mit brüchiger, ungläubig klingender Stimme.
In der Richtung, aus der der Hirsch gekommen war, schälten sich mit einmal tanzende Lumoslichter aus den Schatten des Unterholzes und kamen näher. Emilia und Ulysses sahen sie kommen, doch keiner von ihnen rührte sich oder sagte ein Wort, zu beklemmend war die Prozession, die bald darauf an ihnen vorbeizog.
Hätte Emilia es nicht besser gewusst, sie hätte geglaubt, drei Dutzend Geister zu Gesicht bekommen zu haben.
Von Dumbledore und Professor Jarovit angeführt, stolperten die Exkursionsteilnehmer in einem langen Zug über die schneebedeckte Wiese. Keines der Kinder sagte ein Wort, keines von ihnen verzog das Gesicht, sie alle blickten nur geschlagenen Blickes in Richtung Schloss. Es war, als hätten sie alle ihre Sprache verloren.
Ulysses regte sich an Emilias Seite, als sie Victoria und William in der Menge entdeckten. Victorias sonst so munteres Wesen war entschwunden. Ihre Mundwinkel hingen mutlos hinab, ihre Haut war selbst im bläulichen Lumoslicht aschgrau, ihre langen blonden Haare fielen ihr matt und wirr und verdreckt in das depressive Gesicht. Weder von Emilia noch von Ulysses, die am Rande ihres Weges standen, nahm sie Notiz. Auch William nicht, der neben seiner Freundin schritt.
Dann machte Emilia Finn Finney aus und die Erleichterung, ihn lebend zu sehen, ließ sie nach Luft schnappen. „Finn! Finn!“, rief sie ihm zu und hob die Hand, in der Hoffnung, wenigstens er würde Notiz von ihr nehmen. Doch Finn schien sie weder zu sehen noch zu hören und so schnell wie sein zerschlagenes Gesicht zwischen all den anderen aufgetaucht war, so schnell war es schon wieder untergegangen.

Statt Finn reagierte jemand anderes auf ihre Rufe. Noch ehe Emilia ihr Winken einstellen und den Arm senken konnte, hatte sich plötzlich eine Hand fest um ihren Unterarm geschlossen. Madam Pomfrey schreckensstarres Gesicht tauchte im Schein der Lumos-Lichter auf. „Emilia!“, rief sie empört. „Was tust du hier draußen? Sofort rein mit dir, aber schnell!“ Sie klang so resolut, dass Emilia es nicht darauf anlegen wollte, sie zu verärgern. Noch dazu schien die Krankenschwester durchaus andere Probleme zu haben, als krankensaalflüchtige Schülerinnen zu betreuen. Also beschloss Emilia ohne Widerworte, dem Befehl nachzugehen, und trabte zusammen mit Ulysses eilig der Gruppe hinterher. Keiner von beiden sagte ein Wort und verstört wie sie waren, schlossen sie sich dem düsteren Schweigen der Heimkehrer an.
Hausmeister Pringle eilte über die Wiese und fing Professor Dumbledore ab. In seinem Schlepptau befanden sich Lehrling Argus Filch und der Strafarbeiter Garm.
„Direktor!“, rief Pringle und trat an Dumbledores Seite. Emilia und Ulysses passten ihre Schritte dem Tempo der Erwachsenen an, in der Hoffnung, durch ihre Unterhaltung mehr erfahren zu können.
„Direktor, was ist passiert? Sind alle vollzählig?“
So langsam, das es Emilia beinahe entgangen wäre, schüttelte Dumbledore seinen Kopf.
Emilia stockte der Atem und sie konnte sehen, dass es dem Hausmeister genauso erging.
„Was meinen Sie!?“, platze es entsetzt aus Pringle heraus.
„Drei Schülerinnen werden noch vermisst“, erklärte Dumbledore. Er klang gehetzt, aber fest entschlossen. „Wir konnten unmöglich nach ihnen suchen, solange die Gruppe noch in Gefahr war.“
„Das verstehe ich, Sir! Aber-?“
„Wir werden sofort umkehren, sobald Madam Pomfrey die Schüler in den Krankensaal geleitet hat. Ich bitte Sie, mitzukommen und sich an der Suche zu beteiligen.“ Der Blick von Dumbledores klaren, blauen Augen wanderte zu Argus Filch und Garm McKinstry, die sich in Pringles Schatten herumdrückten und das Gesagte aufmerksam verfolgt hatten. Dumbledore nickte dem jungen Filch zu. „Ich kann nicht von Ihnen erwarten, dass Sie den Wald betreten, Mr. Filch. Sie besitzen keinen Zauberstab. Daher denke ich, es wäre für Sie besser, sie würden Madam Pomfrey behilflich sein, die Kinder sicher zum Schloss zu führen.“
Zu jeder anderen Zeit hätte Filch, der unglückliche Squib, womöglich gegen diesen Beschluss protestiert, heute jedoch schien er recht erleichtert darüber zu sein, der Konfrontation mit dem Irrlicht auszuweichen. Daher machte er sich auch schnell daran, Dumbledores Worten Taten folgen zu lassen und übernahm die Führung der Schülergruppe zusammen mit Madam Pomfrey. Die Professoren hingegen scharrten sich um ihren Direktor.

Emilia und Ulysses ließen sich Zeit damit, den übrigen Schülern zu folgen. Zu interessant und aufschlussreich waren die Notstandsgespräche der Erwachsenen.
Garm schaute ein wenig unglücklich drein, als er Filch im Dunkeln Richtung Zuflucht verschwinden sah. „Sir?“, sprach er den Direktor zerknirscht an. „Soll ich mich etwa an der Suche beteiligen?“ Er schien empört.
Dumbledore warf ihm nur einen kurzen, mahnenden Blick zu. „Sie bleiben zusammen mit Mr. Pringle am Waldrand und suchen dort die Umgebung ab. Für den Fall, das eines der Mädchen es bis dahin geschafft hat.“ Nach dieser kurzen Instruktion wandte sich der Direktor wieder an die Professoren. „Wir dürfen keine Zeit verlieren und kehren sofort um“, erklärte er. „Wenn wir Glück haben, haben sich die Mädchen bloß in Panik von der Gruppe entfernt und sind davongelaufen. Demnach haben wir noch eine reelle Chance.“
In diesem Moment zupfte Ulysses Emilia am Ärmel um ihr zu bedeuten, dass es besser wäre, sich ebenfalls zurück in Richtung Schloss aufzumachen und der Suchmannschaft nicht unnötig im Wege zu sein.
Emilia gehorchte, wenn auch zögerlich, und zusammen schritten sie durch den Schnee gen Hogwarts. Ihr Schweigen war so düster wie die Nacht, die es füllte.
Dann, nach einer ganzen Weile flüsterte Ulysses an ihrer Seite: „Drei Mädchen sind verschwunden…“
„Ich weiß…“
„Aber wer?“
Das konnte Emilia unmöglich beantworten. Von all den gemütlos wirkenden Gestalten, die ihnen wie lebende Tote entgegen gekommen waren, hatte sie auf Seiten der Mädchen nur Victoria erkannt.
Emilia und Ulysses verloren keine Worte über die Überlebenschancen, die sie den Mädchen eingestanden, oder über ihre möglichen Schicksale. Oder ob man sie finden würde oder nicht. Emilias Gedanken drehten sich vielmehr um ihre eigene Dummheit, die sie seit so vielen Wochen ans Tageslicht gelegt hatte. Nun, da in dem Wald tatsächlich Schüler verloren gegangen waren, konnte sie es kaum fassen, wie sehr sie die Gefahr des Waldes als eine Art Spiel mit dem Feuer betrachtet hatte. Vier Mal hatte sie den Wald in ihrem Leben betreten und vier Mal hatte sie sich dabei am Feuer verbrannt - und die Warnungen dennoch stets ignoriert! Anstelle der drei Schülerinnen hätten genauso gut sie und ihre Freunde verloren gehen können - eine Möglichkeit, so wurde ihr bewusst, die indes weitaus wahrscheinlicher gewesen wäre.
Sie hätte tot sein können! Zugrunde gegangen an einer der zehntausend grässlichen Gefahren, die in diesem Wald schlummerten, jagten, lockten und verführten!
Welchem Gott sollte sie bloß danken, dass ihr dieses Schicksal nicht ereilt war?
Und doch … genau genommen wäre jedem von ihnen dieses Schicksal erspart geblieben, hätte Professor Jarovit nicht den unsichtbaren Wall endgültig zerstört, der das Irrlicht einst in seinem Inneren gefangen gehalten hatte wie ein nimmersatter Tiger in seinem Käfig. Doch dieser Zauberwall war gebrochen, der geldgierige Professor Jarovit hatte die verhexten Schädel an sich gerissen und verkauft, womöglich verstaubten sie bereits irgendwo in den Regalen eines wunderlichen Zauberladens oder, im anderen Fall, lagen weggeschlossen in der lupenrein geputzten Glasvitrine irgendeines Sammlers
An welchem Ort auch immer sie sich befanden - dort waren sie nutzlos!

Fortsetzung folgt…

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Kommentar: Ich bin ein schrecklicher Mensch, ich weiß. Obwohl die fertigen Kapitel hier auf meiner Festplatte sind, brauche ich manchmal Ewigkeiten. Ich versuche mir das abzugewöhnen und öfter zu posten. Versprochen! Dafür gibt's auch 3 Kapitel auf einmal.


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Dan ist wirklich gut. Mit ihm zu arbeiten war wunderbar. Armer Junge, er musste so geduldig sein. Ich musste schwafeln und darüber sprechen, dass ich der Meister des Universums bin, dass ich böse bin und dass ich ihn umbringen werde und er musste verschnürt dastehen, sich krümmen und vor Schmerzen stöhnen, während ich einen Monolog führte. Der Monolog des bösen Genies - kein Film ist komplett, wenn er fehlt. Ich liebe es, böse Figuren zu spielen!
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