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Fanfiction

Ancient History I - Der Verbotene Wald - Das Spiel wird beendet

von Kiosk

37. Das Spiel wird beendet

Personen:

Elicius Eliassen: Zwölfjähriger Sohn von Vigdis Eliassen und der Bruder von Emilia. Wechselte mitten im Schuljahr nach Fuglefjell, einem Internat in seinem Heimatland Norwegen.

Emilia Eliassen: Dreizehnjährige Tochter von Vigdis Eliassen. Eine Slytherin. Sie ist stets aufmerksam und besitzt ein eher verschlagendes Wesen. Magisch unbegabt.

Finn Finney: Ein Erstklässler aus Hufflepuff. Gilt als der begabteste Schüler des Jahrganges, besticht aber vor allem durch seinen guten Charakter.

Garm McKinstry: Ein jugendlicher Unruhestifter aus Slytherin. Er ist unsterblich in Imperia verliebt. Zudem ist er Kapitän der Quidditch-Mannschaft. Er und seine drei besten Freunde - Erebus Nott, Veikko Johnson und Prester Perkins - bilden die so genannte „Toilettenmafia“.

Imperia Malfoy: Die ältere Schwester von Lucius. Eine Slytherin und Vertrauensschülerin. Sie wirkt kühl und distanziert und fällt im ersten Moment stets durch ihre Schönheit auf.

Madam Burgunder: Sie unterrichtet den Benimmunterricht für die Mädchen. Trotz ihres miesen Charakters scheinen ihr die Männer zu Füßen zu liegen

Professor Jarovit: Ein entfernt menschliches Wesen. In Russland jagte er unter anderem Werwölfe, Vampire und Schwarzmagier. In Hogwarts unterrichtet er Verteidigung gegen die Dunklen Künste

Rubeta und Arachne Cox: Zwei elfjährige Zwillingsschwestern mit großem Herz für exotische Tiere, wie zum Beispiel die Kröte Mona oder die Spinne Vanessa. Rubeta Cox ist eine Ravenclaw-Schülerin, Arachne eine Slytherin.

Samantha Samson: Jugendliche Ravenclaw. Mit Hilfe von Ulysses schummelt ihr Imperia täglich jenen Trank unter, der ihr die Haarpracht auf Dauer ruinieren wird.

Ulysses Rathburn: Elfjähriger Ravenclaw. Verwöhntes Einzelkind. Ist Imperia Malfoy hoffnungslos verfallen und schadet in ihrem Namen Samantha Samson mit Tränken.

Victoria Knight: Eine Erstklässlerin aus Ravenclaw. Sie ist stets munter und aufgeweckt. Ihr Haustier ist ein stinkender, aber handzahmer Vielfraßrüde namens Rudolph.

William Barkley: Ein Erstklässler aus Ravenclaw. Wie Ulysses stammt auch er aus Hogsmeade, wo er zusammen mit seiner etwas verschrobenen Mutter ein Haus am Rand des Dorfes bewohnt. Er ist ungewöhnlich still und unabhängig

Bisherige Handlung: Von Amanda Rutherford wurde Ulysses dabei beobachtet, wie er heimlich eine Substanz in Samanthas Becher träufeln ließ. Ist Imperias Spiel nun kurz davor aufzufliegen?

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Januar 1962

Das Abendessen stellte für Ulysses eine einzige Qual dar. Immer wieder huschte sein Blick hinüber zu der Tafel der Gryffindors und hin zu Amanda Rutherford, die ihn bei seiner Untat beobachtet hatte.
Was mochte sie wirklich gesehen haben?
Und hatte sie begriffen, was sie gesehen hatte?
Amandas Verhalten ließ keine genauen Schlüsse zu. Zwar blickte sie immer wieder auf und schaute in seine Richtung, doch es könnte Zufall sein. Und der linkische, wissende Glanz in ihren Augen mochte einzig seiner Paranoia zuzuschreiben sein!
Ulysses schmeckte beim Essen weder die buttergetränkten Kartoffeln noch den Braten oder den cremigen Sahnepudding am Ende. Seine Nervosität belegte auch seine Hände mit einem unkontrollierbaren Zittern, so dass er Probleme damit hatte, Gabel und Messer zu führen. Er war unendlich erleichtert, als das Abendessen schließlich zu Ende ging, er aufspringen und die Große Halle verlassen konnte.
Obwohl er sich nicht sicher war, ob von Amanda nun eine Gefahr ausging und sie ihn bei den Lehrern anschwärzen würde, beschloss er, besser ein Wörtchen mit Imperia Malfoy zu wechseln. Sicherlich würde diese ihn sogleich mit einem furchtbaren Fluch belegen, sobald sie von der Sache erfuhr.
Ulysses kämpfte sich durch den Ansturm der drängelnden Schüler, die ungesittet und mit vollen Mägen die Große Halle verließen; er folgte einer Gruppe Slytherins hinab in die Kerker, wo er versuchte, so unscheinbar und unauffällig wie möglich zu erscheinen. Wie eine Art Kunstliebhaber schritt er dazu einen der Korridore auf und ab und besah sich die einzelnen Portraits und Landschaftsbilder sehr genau. Fast eine geschlagene Viertelstunde verbrachte er so vor dem Gemälde der krötenartigen Hexe Pecorella und beobachtete sie dabei, wie sie mit garstigem Blick ihren Vampirpflock säuberte, als Imperia schließlich erschien. Natürlich war sie nicht alleine, flankiert wurde sie von einigen kichernden Freundinnen und der Toilettenmafia, die wie Raubtiere ihre Kreise zogen.

„Imperia?“ Ulysses trat vor. „Kann ich mal mit dir sprechen?“
Da er so unvermittelt aus den Schatten getreten war, zuckten Imperia und ihre Freundinnen gehörig zusammen. Sogleich zog die Toilettenmafia ihre Kreise enger und plusterten sie alarmiert auf, als hielten sie sich für die persönliche Leibgarde der Mädchenschar.
„Bei Salazar, was musst du mich so erschrecken?“, wollte Imperia ungehalten wissen. Dabei hielt sie eine ihrer Hände über der Brust, als stände sie kurz vor einer Herzattacke. „Was gibt es?“
Natürlich konnte Ulysses das Problem nicht offen aussprechen. Zu viele Unwissende hatten ihn umringt und die Geschehnisse um Samantha Samson waren naturgemäß nicht für alle Ohren bestimmt. Also entschied sich Ulysses dafür, möglichst unauffällig zu klingen, als er anmerkte: „Du hast dich letztens darüber beschwert, dass du deine Ohrringe verloren hast?“
Imperia stutzte nur kurz, ehe sie das Spiel mitspielte. „Ja genau. Hast du sie gefunden?“
Ulysses kratzte sich mit vorgetäuschter Nachdenklichkeit am Kinn. „Ich soll dir von Hausmeister Pringle ausrichten, dass er sie vielleicht gefunden hat. Er hat diesen Aufspürzauber angewandt und ungefähr drei Dutzend Ohrringe entdeckt. Nun, und jetzt soll ich dich wissen lassen, dass du mal in seinem Büro nachschauen sollst, ob deine dabei sind oder nicht.“
Imperia tat entzückt. „Wie nett von unserem Hausmeister!“
Thusnelda Pflock, eine dicke Slytherin mit rascher Auffassungsgabe, runzelte wie zu erwarten gewesen war die Stirn. „Ich wusste gar nicht, dass Pringle sich solch eine Mühe macht. Ich habe auch mal was verloren und-“
„Oh.“ Imperia winkte ab. „Mein Vater Abraxas hat ihm geschrieben, dass er mir unbedingt beim Auffinden behilflich sein soll. Diese Ohrringe sind ein wichtiges Familienerbstück und ich hatte sie gerade erst bekommen. Vater hat Pringle im Gegenzug ein zweites Monatsgehalt versprochen.“
Thusnelda nickte bloß und Ulysses konnte unmöglich sagen, ob sie die Lügenmärchen nun glaubte oder nicht. Doch auch wenn dies nicht der Fall wäre, sie war noch immer eine gute Freundin Imperias und würde diese nicht verpetzen. Amanda Rutherford hingegen war ein ganz anderes Kaliber.

Hartnäckig versicherte Imperia ihren Freunden, sie würde nur kurz dem Hausmeister einen Besuch abstatten um ihre Ohrringe in Empfang zu nehmen, und ihre Freunde sollten ruhig schon zum Gemeinschaftsraum aufbrechen. Dann machte Imperia auf den Absatz kehrt und schritt davon, während Ulysses sich beeilte, ihr zu folgen. Die Schritte der Slytherin waren lang und zielstrebig, so dass es Ulysses schwer fiel, gleichauf mit ihr zu bleiben. Desweiteren verströmte sie eine Art zornige Energie, bei der Ulysses das Gefühl bekam, heute Abend für seinen Fehltritt noch büßen zu müssen.
„Also, was ist der wirkliche Grund, Ulysses?“, erkundigte sie sich mit eiskalter Stimme, als sie um die nächste Ecke gebogen waren.
„Ich wurde heute beobachtet, als ich den Trank hineingeschüttet habe.“
Imperia zuckte nicht einmal mit den Wimpern. Ihr Blick war stur geradeaus gerichtet, als wollte sie damit die nächste Wand durchbohren. „Von wem?“
In diesem Moment wurden Schritte laut. Ulysses und Imperia drehten sich um und entdeckten Garm McKinstry, der sich von der Gruppe losgerissen hatte und nun schnell zu ihnen aufschloss. Auch er musste den Braten längst gewittert haben, denn er wirkte wachsamer als eh und je, als er sie eingeholt hatte und eilig die Umgebung nach möglichen Zuhörern absuchte.
Als er sich schließlich an Ulysses wandte, spiegelte sich in seinem Blick reine Ungnade. „Was hast du gemacht, du Mistkerl?!“ Das war das erste was er fragte.
Perplex starrte Ulysses dem Jugendlichen entgegen und fürchtete bereits um seine Magenkuhle. Es war Imperia, die das Sprechen für ihn übernahm. „Er wurde beobachtet.“ Sie klang dabei so eiskalt wie zuvor. Machte sie sich denn gar keine Sorgen darum, ihr heimtückisches Spiel könnte längst aufgeflogen sein?
Aufbrausend wie immer hob Garm die Faust und schlug Ulysses damit vor die Schulter. Er taumelte zurück.
„Kannst du denn nicht aufpassen?!“, fuhr Garm ihn lautstark an.
„Garm“, mahnte Imperia und verschränke die Arme vor der Brust. „Ein bisschen ruhiger, bitte.“
„Es tut mir leid!“, stammelte Ulysses. „Ich habe mich immer wieder umgedreht, ob nicht doch jemand kommt und habe auf Schritte gelauscht! Aber als ich mich dann umgedreht und den Trank hineingeschüttet habe, muss es passiert sein! Diese Erstklässlerin Amanda Rutherford hat mich beobachtet.“
„Hat sie alles gesehen?“, wollte Garm wissen.
„Ich weiß es nicht“, antwortete Ulysses wahrheitsgemäß und ließ den Kopf hängen. „Keine Ahnung. Vielleicht ja, vielleicht nein. Vielleicht hat sie gar nichts gesehen oder denkt sich einfach nichts dabei. Ich wollte nur, dass ihr Bescheid wisst und vorbereitet seid.“
„Dann werden wir abwarten was sich ergibt“, sagte Imperia. „Vielleicht wird nichts passieren.“
„Aber wir brauchen trotzdem einen Plan“, bemerkte Garm. Er klang ungeduldig und gestresst, aber schien dennoch bereit, das Ruder zu packen und das Schiff wieder auf den richtigen Kurs zu bringen. „Nur für den Fall der Fälle.“

Eine Weile war es still unter ihnen. Zusammen standen sie in dem von Fackeln erleuchteten Korridor, schwiegen nachdenklich und eisig. Erst als eine Schar Zweitklässler eifrig über den Unterricht schwatzend an ihnen vorbei gezogen war, erhob Garm seine Stimme von Neuem. „Wenn der Fall der Fälle eintreten sollte, werde ich mich stellen.“
Verblüfft starrte Ulysses den Jugendlichen an. Imperia verzog nicht eine Miene.
„Die Professoren werden schnell herausfinden, dass Ulysses nicht alleine hinter dem Anschlag stehen kann. Also werden sie nach einem Hintermann suchen. Und ehe der Verdacht auf dich fällt, Imperia, melde ich mich freiwillig.“
Diese Großmütigkeit versetzte Ulysses nahezu in Ehrfurcht. Natürlich betraf Garms plötzliche Gnade nicht ihn persönlich, doch er musste seinen Hut vor dieser Opferbereitschaft ziehen. Garm könnte man aus der Schule werfen, sobald er die Verantwortung auf sich nahm - und er tat es einzig für Imperia!
Er warf vielleicht seine Zukunft weg für dieses schöne Mädchen. Dieses schöne Mädchen, deren Gesicht noch immer eisig und hart und unbewegt war. Hatte sie nicht verstanden, was er ihr soeben angeboten hatte?
„Wenn du das für mich tust, Garm“, sagte sie schließlich nach einer Weile, „werde ich dir auf ewig dankbar sein.“
„Du weißt, dass ich dich liebe.“ Das war alles was Garm darauf antwortete. Die Ehrlichkeit in seiner Stimme klang nach Verblendung. Am liebsten hätte Ulysses ihn wachgerüttelt, ihn angeschrieen, dass Imperia es nicht wert war, geliebt zu werden! Sie war nicht mehr als ein gefühlskaltes, selbstverliebtes Wesen! Nun, selbstverliebt wäre vielleicht schon eine Lüge gewesen - womöglich empfand sie für sich selbst genauso wenig wie für alle anderen.
Garm war in ihre Falle getappt und sie würde sein Verhängnis sein.
Doch anstatt den Jugendlichen vor dieser Blauäugigkeit zu warnen, würgte Ulysses seine Proteste hinunter. Er war elf Jahre alt und sicherlich würde Garm nicht allzu angetan von seinen Moralpredigten sein.
Ulysses konnte nur hoffen, dass die Wahrheit über die tatsächliche Schuldige irgendwie ans Licht kommen würde. Bloß verspürte er selbst wenig Mut, den Mund aufzumachen.
Anstatt mit einem Handschlag wurde Imperias und Garms Pakt mit einem kurzen Kuss besiegelt, ehe sich Imperia daran machte, zu ihrem Gemeinschaftsraum zurückzukehren. „Denk dran, Garm“, erinnerte sie ihn und blickte ihn dabei über die Schulter hinweg an. „Wir bleiben unauffällig bis das Spiel aufgeflogen ist. Ach ja, Ulysses?“
„Ja?“, hochte er auf.
„Ab jetzt keine Tränke mehr für Samantha. Möglicherweise wartet man nur auf den letzten, entscheidenden Beweiß: die Tat selbst.“
Ulysses nickte bloß. Dies stellte für ihn die einzige positive Wendung des Tages da. Abgesehen davon, hatte er das furchtbare Gefühl, soeben einen Sturzflug ins eigene Verderben mitzuerleben. Die Landung dürfte hart und hässlich werden.

XXXXXXX

Und diese Landung trat schneller ein als Ulysses erwartet hätte. Nachdem er die vielen, sich spiralförmig in die Höhe windenden Treppen, die zum Turm der Ravenclaws führte, fast bezwungen hatte, erwarteten ihn die Krankenschwester Madam Pomfrey und Direktor Dumbledore am Ende seines Weges.
Ulysses` Herz versank in einem Sumpf aus Elend und Angst. Bei den strengen Blicken der beiden Erwachsenen hätte er sich am liebsten eigenhändig die Treppe hinabgestürzt, doch er wusste, dass ein Fluchtversuch völlig zwecklos sein würde. Genau wie der Versuch, sich herauszureden. Nein, diesmal würde er sich der Wagenladung an Problemen tapfer stellen müssen und beten, dass man ihn nicht von der Schule verwies.
„Mr. Rathburn“, sprach Direktor Dumbledore ihn an. Seine Stimme klang gefasst und keine Spur seiner alten Munterkeit ließ sich darin erkennen. Diese ungewohnte Ernsthaftigkeit ließ Ulysses beinahe verzweifeln. Am liebsten hätte er laut aufgeschrieen, sich für seine Fehltritte entschuldigt und erklärt, dass er bloß Teil eines schrecklichen Rachefeldzuges gewesen war.
„Ja … Professor?“, mühte sich Ulysses zu sagen.
„Sie wurden heute von Ms. Rutherford beobachtet, wie …“
„Ich weiß â€¦â€œ, murmelte Ulysses geschlagen.
Pomfrey trat vor. Ihre Stimme war erbost und heftig, als sie ihn anfauchte: „War das also der Grund für den Haarverlust von Ms. Samson?! Sie haben sie vergiftet? Um Himmels Willen, das arme Mädchen!“
Vergiftet war ein schreckliches Wort, doch genau das hatte Ulysses getan. Viele Wochen lang. Er konnte nicht anders, als sich dafür zutiefst zu hassen. Und er hasste sich für seine Schwäche gegenüber Imperia, dem Mädchen, das ihn zu diesen Untaten getrieben hatte. Und wie es aussah war es nun ausgerechnet Imperia selbst, die dank Garms noblen Opfer ungescholten davon kommen würde.
Wie unfair das Leben doch war!
Ulysses atmete tief durch und straffte seinen verkrampften Körper, entschlossen, seine Bestrafung nicht länger aufzuschieben. „Ja. Ich habe es getan“, erklärte er und diese Erklärung trat so bitterlich aus seinem Mund, dass Dumbledore sogleich hellhörig wurde. „Nur Sie, Mr. Rathburn?“, erkundigte er sich und seine intelligenten blauen Augen musterten ich dabei genau. „Mir scheint, ein Erstklässler wie Sie es sind sollte eigentlich keinen Grund haben, eine Sechstklässlerin mit Tränken zu traktieren.“
Als Ulysses daraufhin nicht antwortete, bemerkte Madam Pomfrey mit gemilderter Stimme. „Sie sind doch ein ruhiger Junge, Mr. Rathburn. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie alleine auf eine so abscheuliche Idee gekommen sind. Wenn es also jemanden gibt, der sich ebenfalls verantwortlich zeigen sollte, bitte ich Sie, diese Person zu nennen!“
„Es war Garm McKinstry“, antwortete Ulysses schlicht und ärgerte sich, dass er nicht Imperias Namen genannt hatte. Doch nach wie vor fehlte es ihn an Mut. „Er hat mich gezwungen.“
Beide Erwachsenen wechselten einen finsteren Blick miteinander, wirkten aber keinesfalls überrascht. Garm war schlicht und ergreifend ein üblicher Verdächtiger und diese Rolle stand ihm gut.
„Poppy, wären Sie vielleicht so gut, Mr. McKinstry aufzutreiben und ihn zu meinem Büro zu bringen“, bat Dumbledore. „Wir sollten uns unbedingt einmal mit diesen beiden Herren unterhalten.“
Grimmig antwortete Pomfrey: „Das sehe ich ähnlich, Herr Direktor.“

XXXXXXX

Garm gab einen guten Verdächtigen ab. Mit einem selbstzufriedenen und höchst reuelos dreinblickenden Gesicht saß er auf einem Stuhl in Dumbledores Büro und mimte den bösen Jungen. Auf fantastische Weise sah er unnahbar aus, während Ulysses, der neben ihm saß, versuchte, gegen den Schweißausbruch und die Ängste anzukämpfen, die ihn befallen hatten. Fast noch schlimmer wirkte sich nur sein schlechtes Gewissen aus.
Gegenüber von ihnen hatten Albus Dumbledore und die Hauslehrer von Ravenclaw und Slytherin Platz genommen. Zwei weitere Stühle wurden beschworen, als Samantha Samson in Begleitung der Krankenschwester das Büro betrat. Ulysses wagte es kaum, die Jugendliche anzusehen, so sehr schämte er sich für ihr nun verkümmertes Aussehen. Wie nicht anders zu erwarten, trug Samantha eine weite Mütze auf ihrem Kopf, die ihren Haarverlust kaschieren sollte, doch auch mit dieser Tarnung wirkte sie todunglücklich. Zwar konnte sich Ulysses nicht erinnern, sie jemals von nahen gesehen zu haben, doch ihre Haut wirkte unnatürlich fahl und irgendwie kränklich, die tiefen Schatten unter ihren Augen zeugten von schlaflosen Nächten und Stress. Nur die dunklen, strahlenden Augen selbst waren noch immer schön.
Samantha warf Garm McKinstry einen langen, hasserfüllten Blick zu, während sie sich setzte und Madam Pomfrey legte ihr behutsam eine ihrer Hände auf die Schulter, vielleicht um die aufgebrachte Ravenclaw im Fall der Fälle davon abzuhalten, auf Garm zuzustürmen.
Garm nahm ihre Wut gebührend und mit einem schiefen Grinsen zu Kenntnis. „Was für ein Zufall, dass du auch hier bist, Sammy“, neckte er. „Ich hätte nicht gedacht, dass du dich mit deiner Glatze überhaupt noch im Schloss zeigen magst.“
Samantha ballte ihre Fäuste.
„Mr. McKinstry!“, rief Professor Slughorn entrüstet. „Ich bitte Sie um ihrer selbst willen ruhig zu sein!“
Doch Garm winkte lässig ab. „Oh, bitte. Ruhig Blut.“
„Unterstehen Sie sich!“, entrüstete sich nun auch Madam Pomfrey, die noch immer Samanthas Schulter hielt. „Eine solche Gemeinheit und Dreistigkeit ist mir noch nie untergekommen! Was fällt Ihnen nur ein?!“

„Vielleicht sollten wir damit beginnen, uns bei Mr. McKinstry zu erkundigen, ob er wirklich für diese ganze Misere verantwortlich ist“, sagte Dumbledore mit überraschend ruhiger Stimme. Er saß hinter seinem Schreibtisch mit locker auf der Brust gefalteten Händen und lehnte sich nun weiter vor, um Garm genau zu mustern. Der Blick seiner hellen Augen war irritierend sanft.
Garm lachte nur. „Glauben Sie nicht, ich würde versuchen mich herauszureden, Direktor. Nein, im Gegenteil. Ich gebe es zu.“
„Du Mistkerl!“, fauchte Samantha und Tränen schossen ihr in die dunklen Augen.
„Wieso haben Sie es getan, wenn ich fragen darf?“, wollte Dumbledore wissen. Seine Stimme war weiterhin ruhig.
„Samantha und ich mögen uns nicht besonders“, eröffnete Garm ihm lahm. „Und deswegen dachte ich, so eine Glatze würde ihr vielleicht ganz gut stehen.“
Mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete Dumbledore den Schüler eine Weile, ehe er seine nächste, überrascht klingende Frage stellte: „Ich war mir nicht bewusst, dass Ihnen Ms. Samson ein solcher Dorn im Auge ist. Eigentlich wäre ich eher davon ausgegangen, dass sie sich gegenüber einer Gleichaltrigen wie ein Kavalier zu benehmen wissen.“ Dann wandte er sich an Samantha. „Sagen Sie, Ms. Samson, was denken Sie war der Anlass für seine Handlungen?“
Samantha schien die Frage zu irritieren und säuerlich, als spräche sie über ein unumstößliches Naturgesetzt, giftete sie: „Wissen Sie denn nicht, was er für krumme Dinge dreht, Direktor?! Er ist nun mal ein hundsgemeiner Kerl und braucht keinen Anlass!“
Garm schien sich in ihrer hässlichen Ansprache regelrecht zu sonnen wie in einer Lobeshymne.

Schließlich wurde Garm von den Professoren aufgefordert, den Tathergang zu schildern und Garm kam der Bitte ohne mit der Wimper zu zucken nach. Mit einem süffisanten Lächeln im Gesicht berichtete er von dem ersten zaghaften Erblühen seines Plans, von Ulysses, den er erpresst hatte mitzuhelfen, von dem Diebstählen im Arzneimittelschrank und letztendlich von dem schnellen Erfolgen, die Monsieur Mannequins Machenschaft für mähnige Männer schließlich über Wochen hinweg erzielt hatte. Am Ende des Berichtes presste sich Samantha, von stillen Schluchzern erschüttert, ihr Taschentuch unter ihre tränenden Augen, und die Gesichtsfarbe von Madam Pomfrey hatte sich kontinuierlich zu einem zornigen Rot gesteigert. „Wissen Sie eigentlich, wie sich eine solch hohe Dosierung des Mittels auswirkt?!“, fauchte sie Garm wüst an. „Selbst bei einer sofortigen Gegenbehandlung wird man den Schaden nicht mehr so schnell beheben können!“
Garm kommentierte die Prognose mit einem gelangweilten Schulternzucken.
Dumbledore hatte der Geschichte aufmerksam gelauscht und zeigte keine so heftige Regung wie die meisten anderen in diesem Raum. Statt Garm mit brennenden Blicken anzuklagen, zupfte er sich bloß nachdenklich an seinem langen, fast gänzlich ergrauten Bart. Die Augen hinter seiner Halbmondbrille zeigten keine Spur von Verurteilung.

Während der ganzen Zeit hatte Ulysses still auf seinem Platz gesessen und hatte dabei seine Hände ebenso durchgeknetet wie Samantha ihr Taschentuch. Dass Garm dabei war, katapultartig aus der Schule geworfen zu werden, interessierte ihn nicht so sehr, wie der Kummer um Samanthas und sein eigenes Schicksal. Zwar hatte Garm davon erzählt, dass er Ulysses erpresst hatte mitzuhelfen, doch würde das Ulysses` Kopf retten? Auch machte er sich Gedanken um Dumbledores abwartendes Verhalten? Warum wirkte der Direktor zu unbetroffen und gelassen?
„Nun, ich denke Mr. McKinstry“, begann Dumbledore, während er sich seine Brille von der Nase nahm und die Gläser sorgfältig putzte, „wir sollten uns nun über Ihre Zukunft hier in Hogwarts unterhalten.“
Düstere Stimmung legte sich über den Raum. Ulysses ahnte, dass man nun das Katapult laden würde. Man war bereit für Garms Abschuss.
„Ich weiß nicht, was Professor Slughorn davon hält“, fuhr Dumbledore fort, „aber ich denke, einhundertfünfzig Punkte Abzug für Slytherin und gemeinnützige Arbeiten bis zum Ende des Schuljahres sollten genügen.“
„Direktor“, mischte sich Madam Pomfrey ein, „ich möchte Ihr Urteil zwar nicht anzweifeln, doch ich finde, dass die Strafe zu mild ist. Ms. Samson wird mit Langzeitschäden zu kämpfen haben und der Verlust des diesjährigen Hauspokals … nun … der Verlust macht dies nicht wett.“
„Oh, ganz sicher nicht, Poppy.“ Dumbledore schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln. „Ich bin absolut der Meinung, ein solch gemeingefährliches Vergehen müsste mit einem sofortigen Rauswurf aus Hogwarts vergolten werden.“
Garm sackte bei diesen Worten sichtbar auf seinem Stuhl zusammen.

„Allerdings“, sagte Dumbledore und sein Blick huschte zu Garm hinüber „bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Mr. McKinstry aus irgendeinem Grund versucht, eine weitere Person im Hintergrund zu schützen.“
„Was?!“, entfuhr es Garm unwillkürlich. „Unsinn! Warum sollte ich?!“ Er klang ertappt - zumindest Ulysses` Meinung nach.
Mit einem Schmunzeln antwortete Dumbledore ihm: „Es tut mir sehr leid, Mr. McKinstry, aber ich kann bei Ihnen einfach kein eindeutiges Motiv feststellen. Es stimmt zwar, dass Sie sich sehr schlecht in den Schulalltag einfügen können und sich - nun ja - äußerst rebellisch zeigen - gerade deshalb habe ich Sie übrigens auch stets im Auge behalten - aber Ms. Samson erscheint mir als ein zu willkürliches Opfer. Es gibt sicherlich zwei Dutzend Schüler in diesem Schloss, die Sie weniger mögen als Ms. Samson - doch bei keinem von ihnen haben Sie je etwas vergleichbares versucht.“
„Na und?“, knurrte Garm. „Ich lasse mir halt immer was neues einfallen.“
„Vielleicht täusche ich mich auch in meiner Vermutung, Mr. McKinstry. Dennoch habe ich das Gefühl, dass Sie zu sehr damit bemüht sind, uns Ihre Geschichte schmackhaft zu machen.“
Garm wirkte deutlich angespannter, als Dumbledore dies sagte. Offenbar fürchtete er Imperias Enttarnung mehr als seinen Schulverweis. Dennoch tat er nichts mehr, um seine Version des Tatherganges zu verteidigen. Vielleicht ahnte er auch, dass es zwecklos und potentiell gefährlich sein könnte, noch mehr Worte zu verlieren. Imperia war kurz davor aufzufliegen.´
„Nun, Mr. McKinstry, ich denke, Sie können jetzt gehen. Morgen nach dem Abendessen wird sie Hausmeister Pringle in Ihren neuen Aufgaben unterweisen“, lächelte Dumbledore herzlich. „Und wenn Sie doch bereit sein sollten, uns die wahre Geschichte anzuvertrauen, nur raus damit. Ich bin gespannt, wer diesmal hinter alledem steckt.“
Garm antwortete nicht. Er sprang von seinem Stuhl auf, als hätte dieser ihn gebissen und polterte energiegeladen aus dem Büro. Ulysses glaubte, seine Wut über das gescheiterte Lügenmärchen beinahe körperlich spüren zu können.

Nun endlich wandte sich Dumbledore voll und ganz Ulysses zu und bei dem versöhnlichen Gesicht des Direktors dämmerte es ihm, dass auch ihm nicht der Schulverweis drohte. Die einzige Person, die damit zu rechnen hatte, war Imperia - sobald man von ihr erfahren würde.
„Mr. Rathburn, ich bin enttäuscht, dass Sie sich nicht schon längst einem Professor anvertraut haben“, sagte Dumbledore. „Sie haben dieses Spiel, das nicht Ihr Spiel war, mitgespielt, aus Angst, man könnte Sie bestrafen?“
Ohnmächtig nickte Ulysses. „Es tut mir leid, Sir … und es tut mir besonders für Samantha leid. Ich wollte wirklich nicht, dass …“ Doch dann presste er die Lippen aufeinander und zwang sich, den Worten Einhalt zu gebieten. Natürlich tat es ihm Leid und er konnte sich glücklich schätzen, dass das Spiel nun ein schnelles, gutes Ende gefunden hatte. Doch andererseits fühlte er sich noch immer nicht dazu imstande, den Professoren die Ganze Wahrheit zu gestehen. Hätte er nun Imperias Namen ins Spiel geworfen, würden unweigerlich Details ans Tageslicht treten, denen er nicht gewachsen war. Zum Beispiel die Details über Imperias Kuss, dem er so über alle Maßen entgegengefiebert hatte, dass er sich deswegen auf ihren heimtückischen Plan eingelassen hatte. Dieser Kuss gab ihm das seltsame Gefühl, nicht nur ein Opfer, sondern ein gleichrangiger Mittäter zu sein.
Doch natürlich stellte Dumbledore die alles entscheidende Frage. „Nun, da Mr. McKinstry das Büro verlassen hat, können Sie vielleicht etwas freier sprechen, Mr. Rathburn?“, erkundigte er sich.
Und Ulysses konnte nicht anders als zu lügen und noch ehe er die Worte ausgesprochen hatte, schämte er sich ein weiteres Mal zutiefst. „Es gibt niemanden außer Garm“, murmelte er. „Es war alles seine Idee.“
Dumbledore nickte, aber er schien nicht zufrieden mit dieser Antwort. Womöglich hatte er längst eine eigene Vermutung über die geheime Mittäterschaft. Imperia Malfoy war da ein nahe liegendes Übel.
Ulysses verließ das Büro mit fünfzig Strafpunkten für Ravenclaw. Eine geringe Strafe für seine Schuld und Samanthas Leiden. Wahrscheinlicher war es, dass er und Garm nur deshalb so brenzlig davon gekommen waren, da man sich das volle Strafmaß für Imperia aufsparen wollte.


Fortsetzung folgt …

XXXXXXXXXX

Kommentar: Da ich für eine Zeit verreisen werde, gibt es nun jeweils zu Ancient History und Ancient Legion zwei Kapitel auf einmal. Man sieht sich und viel Spaß!


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