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Fanfiction

Ancient History I - Der Verbotene Wald - Zucht und Ordnung

von Kiosk

35. Zucht und Ordnung

Personen:

Elicius Eliassen: Zwölfjähriger Sohn von Vigdis Eliassen und der Bruder von Emilia. Wechselte mitten im Schuljahr nach Fuglefjell, einem Internat in seinem Heimatland Norwegen.

Emilia Eliassen: Dreizehnjährige Tochter von Vigdis Eliassen. Eine Slytherin. Sie ist stets aufmerksam und besitzt ein eher verschlagendes Wesen. Magisch unbegabt.

Finn Finney: Ein Erstklässler aus Hufflepuff. Gilt als der begabteste Schüler des Jahrganges, besticht aber vor allem durch seinen guten Charakter.

Garm McKinstry: Ein jugendlicher Unruhestifter aus Slytherin. Er ist unsterblich in Imperia verliebt. Zudem ist er Kapitän der Quidditch-Mannschaft. Er und seine drei besten Freunde - Erebus Nott, Veikko Johnson und Prester Perkins - bilden die so genannte „Toilettenmafia“.

Imperia Malfoy: Die ältere Schwester von Lucius. Eine Slytherin und Vertrauensschülerin. Sie wirkt kühl und distanziert und fällt im ersten Moment stets durch ihre Schönheit auf.

Madam Burgunder: Sie unterrichtet den Benimmunterricht für die Mädchen. Trotz ihres miesen Charakters scheinen ihr die Männer zu Füßen zu liegen

Professor Jarovit: Ein entfernt menschliches Wesen. In Russland jagte er unter anderem Werwölfe, Vampire und Schwarzmagier. In Hogwarts unterrichtet er Verteidigung gegen die Dunklen Künste

Rubeta und Arachne Cox: Zwei elfjährige Zwillingsschwestern mit großem Herz für exotische Tiere, wie zum Beispiel die Kröte Mona oder die Spinne Vanessa. Rubeta Cox ist eine Ravenclaw-Schülerin, Arachne eine Slytherin.

Samantha Samson: Jugendliche Ravenclaw. Mit Hilfe von Ulysses schummelt ihr Imperia täglich jenen Trank unter, der ihr die Haarpracht auf Dauer ruinieren wird.

Ulysses Rathburn: Elfjähriger Ravenclaw. Verwöhntes Einzelkind. Ist Imperia Malfoy hoffnungslos verfallen und schadet in ihrem Namen Samantha Samson mit Tränken.

Victoria Knight: Eine Erstklässlerin aus Ravenclaw. Sie ist stets munter und aufgeweckt. Ihr Haustier ist ein stinkender, aber handzahmer Vielfraßrüde namens Rudolph.

William Barkley: Ein Erstklässler aus Ravenclaw. Wie Ulysses stammt auch er aus Hogsmeade, wo er zusammen mit seiner etwas verschrobenen Mutter ein Haus am Rand des Dorfes bewohnt. Er ist ungewöhnlich still und unabhängig

Bisherige Handlung: Emilia überzeugt Ulysses, William und Finn davon, am nächsten Tag, nachdem sie der freundlichen Einladung von Ulysses` Eltern nachgegangen sind, auf dem Rückweg von Hogsmeade einen Kontrollgang in den Wald zu unternehmen, da das merkwürdige Licht offenbar noch immer sein Unwesen treibt. Doch verspricht Emilia den anderen, bei der geringsten Gefahr sofort umzukehren. Dieser Fall tritt auch wenig später ein, als ihnen das Licht den Weg versperrt. Während sie eilig den Rückweg antreten, bleibt Ulysses alleine zurück, da er im Dickicht die Kröte seiner Klassenkameradin Rubeta entdeckt zu haben glaubt. Dass dies eine Falle darstellt, erkennt er, als sich das Licht ihm plötzlich bis auf wenige Schritte nährt…

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Dezember 1961

Finn schrie vor Entsetzen auf, als Ulysses ihn mit sich zu Boden riss; doch vielleicht war es auch Ulysses` eigener Schrei gewesen, er war sich nicht sicher. Das Echo verlor sich im Wald und in dem Geräusch des Blutes, dass durch seinen Schädel strömte. Am Boden wurden sie nicht von weichem Schnee aufgefangen, sondern von dem sperrigen Dickicht und alten Ästen. Schmerz wirbelte durch Ulysses` Körper, so unkoordiniert, dass er nicht wusste, woher dieser Schmerz kam.
Doch was spielte das auch für eine Rolle? Das Licht war noch immer hinter ihm, er durfte hier nicht verweilen! Also riss er sich von Neuem hoch, doch seine Beine verhedderten sich in weiteren Ästen, so dass er wieder auf die Knie stürzte.
Das Licht blendete ihn bereits. Er glaubte, das Quaken der Kröte zu hören. Es klang heimtückisch. Sie lachte ihn aus, darüber, dass er ihr in die Falle gegangen war.
„Ulysses!“, rief jemand. Die Stimme klang aufgeregt. Jemand packte ihn an den Schultern. „Was ist los? Was ist passiert?!“
Das Licht, das ihn so blendete, dass er die Augen kaum öffnen konnte, war ein Lumos-Zauber. Er drang flackernd, aber kräftig aus Williams Zauberstab und dieser Zauberstab schwebte direkt vor ihm in der Dunkelheit. Ein weiteres, schwächeres Licht lag direkt hinter diesem Ersten, eilte aber näher heran. Es war Emilia.
„Er ist total blass!“, rief sie. Inzwischen war sie so nah gekommen, dass Ulysses trotz der blendenden Helligkeit ihr Gesicht erkennen konnte. Auch sie war blass und das schwarze Haar verschmolz mit der Finsternis hinter ihr. Und ihr Gesicht drehte sich. Ebenso Ulysses` Magen. Sicherlich würde er sich gleich übergeben müssen, denn schon fühlte er das Würgen in sich aufsteigen. Vorsichtshalber riss er sich von William los und ließ sich auf allen vieren am Waldboden nieder und fixierte das Laub unter sich, so, dass ihn die Lichter nicht mehr blenden konnten und er einen festen Stand hatte.

„Ist mit dir alles in Ordnung, Finn?“, hörte er Emilia leise fragen.
„Nein, mir tut alles weh. Aber das ist nicht so wichtig.“ Finns Stimme war direkt neben Ulysses und etwa auf seiner Höhe. Er lag also noch immer am Boden.
Nur ganz langsam beruhigte sich Ulysses` Magen. Ebenso langsam ordneten sich auch seine rasenden, von Panik gehetzten Gedanken und das Schwindelgefühl.
„Ist da noch ein Licht hinter mir?“, mühte er sich nach einiger Zeit zu sagen.
„Äh, nein“, antwortete Emilia. Sie klang erstaunt. „Warum fragst du das? Wir haben das Licht schon lange hinter uns gelassen.“
„Mich auch!“, warf er ihr zerknirscht an den Kopf.
„Wie bitte? Was meinst du damit?“
Aber Ulysses legte keinen besonderen Wert darauf, hier in diesem finsteren Wald Geschichten zu erzählen und auf diese Weise zuzulassen, dass seine Erinnerung ihn übermannte. Gerade hatte er das Gefühl, seiner Panik endlich einigermaßen Herr geworden zu sein. Und doch, da war sie wieder: Kaum war er sich bewusst geworden, dass da etwas in seinem Hinterkopf war, etwas, das mit einer frischen Wunde vergleichbar war, kehrte die nackte Angst zurück. Er wandte den Kopf und ließ seinen Blick schnell über den Teil des Waldes wandern, das ihm beinahe zum Verhängnis geworden war. Doch wie Emilia gesagt hatte, war das Licht nirgendwo mehr zu entdecken. Nicht einmal der schwächste Schimmer.

„Ich habe eine Kröte gesehen!“, platze es aus Ulysses heraus. „Ich weiß nicht wieso, aber sie sah aus wie die Kröte von Rubeta Cox!“
Finn klang alarmiert, als er antwortete: „Aber warum sollte Rubeta hier im Wald sein? Wäre das möglich? Emilia? William? Wäre es möglich, dass sie hier ist?!“
„Beruhig dich!“, antwortete William ihm streng. „Ich glaube nicht, dass Rubeta hier alleine im Wald spazieren geht.“
„Andererseits gibt es hier im Winter wohl kaum frei lebende Kröten, denen wäre es doch viel zu kalt“, warf Emilia zögernd ein. „Wenn Ulysses also eine Kröte gesehen hat, dann müsste es eine aus Hogwarts gewesen sein…“
Bei diesen Worten reagierte Finn umso entsetzter. „Es wäre schrecklich, wenn hier
noch jemand außer uns wäre! Die Person wäre vielleicht in großer Gefahr!“
William reagierte ungeduldig. „Ulysses, bist du dir wirklich sicher, eine Kröte gesehen zu haben?!“
Er nickte schwach. „Ja … und sie ist vom Licht verschluckt worden.“
„Ulysses, du warst die ganze Zeit hinter uns. Und das Licht war stets mindestens zweihundert Meter weit weg.“ William seufzte. Er schien Ulysses` Erlebnisse als Hirngespinst abtun zu wollen. „Wie um alles in der Welt willst du da eine Kröte gesehen haben, die vom Licht verschluckt worden ist?!“
Ulysses hob den Kopf und fixierte den anderen mit finsterem Blick. „Hältst du mich für blöd?!“, blaffte er. Seine Schwäche schlug in Wut um. „Ich weiß, was ich gesehen habe!“
In Wirklichkeit war sich Ulysses unlängst nicht mehr sicher. Die Erinnerungen schienen geradewegs in tausende Splitter zu zerbrechen, sein Verstand schien das Erlebte weit von sich schieben zu wollen. Ihm war vage bewusst, dass er sich womöglich in einem Schockzustand befand und wollte diesen Wald unbedingt hinter sich lassen, ehe er noch umkippen und das Bewusstsein - oder den Verstand - verlieren würde.
Das schienen die anderen Kinder ähnlich zu sehen. Keiner wollte in diesem Wald länger als nötig verharren und nachdem sie Ulysses und Finn dabei geholfen hatten, sich aufzurichten, schleppten sie sich langsam in Richtung Hogwarts zurück. Ulysses war so unsagbar dankbar, endlich wieder strahlendblauen Himmel über sich zu sehen, dass er hart gegen die Tränen ankämpfen musste. Nie zuvor war ihm eine Farbe so schön und vollkommen vorgekommen.

Etwa hundert Meter vom Wald entfernt ließen sich die Kinder auf einem umgestürzten Baumstamm nieder, der halb vom Schnee begraben lag. Sie alle fröstelten zwar, aber Hogwarts war noch fern und keiner beschwerte sich gegen die eiskalte Pause unter freiem Himmel.
Emilia hatte Ulysses lange Zeit gemustert. In ihren Augen stand die Sorge geschrieben. „Du bist so furchtbar blass, Ulysses“, bemerkte sie, nachdem sich alle gesetzt hatten. „Bist du sicher, dass du nicht gleicht umkippst?“
„Nein, ich bin mir nicht sicher“, murmelte er bloß.
„Sag uns lieber, was du gesehen hast!“, forderte William ihn auf. „Oder hat dich eine einzige Kröte schon zu Tode erschreckt?“
Ulysses warf ihm einen ermahnenden Blick zu, ehe er antwortete: „Ich bin stehen geblieben, kurz nachdem wir wegen dem Licht umgedreht sind. Da war … diese Kröte am Boden. Sie hat gequakt. Ich habe es gehört und bin stehen geblieben, aber … es war alles so surreal. Ich weiß nicht, ob ich es mir nicht doch einfach eingebildet habe. Denn diese Kröte hat, nun ja, es sah aus als würde sie mich angrinsen. Da habe ich es mit der Angst zutun bekommen und als ich aufgeblickt habe, war da dieses Licht knapp vor mir. Es ist näher gekommen und die Kröte war plötzlich weg und das Licht von meinem Zauberstab - es wurde quasi aufgesogen. Ich habe richtig gesehen, wie es in das andere Licht gesogen wurden ist! Und dann ist -“ Doch Ulysses` Stimme verharrte plötzlich im Anbetracht der schrecklichen Erkenntnis, der ihm gerade durch den Kopf gefahren war wie ein Blitz.
Das Licht hatte seinen Zauberstab berührt! Und danach - danach hatte er kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben!
Mit einer raschen Handbewegung zog Ulysses seinen Zauberstab aus der Innentasche, betrachtete ihn kurz und mit versteinerter Miene. Tatsächlich war das Holz des Zauberstabes mit einer zarten Schicht Frost bedeckt, der an der Struktur des Holzes nagte und sich in den Kerben festsetzt hatte.
Die Augen der anderen drei Kinder wurden groß, als sie erkannten, was er soeben erkannt hatte.

„Es ist wie mit diesen vereisten Bäumen!“, rief Emilia. Sie klang entsetzt, aber gleichzeitig auch fasziniert. „Das Licht vereist das Holz!“ Sie griff nach dem Zauberstab und besah sich ihn etwas genauer, fuhr mit den Fingern über die Strukturen.
„Aber du warst die ganze Zeit hinter uns!“, beteuerte Finn ihm derweil. „Du bist hinter mir gelaufen, ich habe deine Schritte gehört. Und dann bist du plötzlich vorangestürmt und hast mich über den Haufen gerannt.“
„Bist du sicher, dass ich es war, der euch hinterhergelaufen ist?“, wollte Ulysses wissen. „Hast du dich jemals zu mir umgedreht und hast mich gesehen?“
„N-nein!“, gab Finn unwohl zu. Sicherlich wollte er noch etwas sagen, denn er öffnete seinen Mund, doch heraus kam nur ein düsteres und verängstigtes Schweigen, dem sich die anderen drei Kinder anschlossen.
Die Vorstellung, etwas Unbekanntes könnte Emilia, William und Finn gefolgt sein, während Ulysses an anderer Stelle um sein Leben gerannt war, ließ eine eisige Furcht in ihm aufsteigen. Er war sich sicher, dass er nicht alleine mit dieser Furcht war. Selbst William machte ein verdächtig beklommenes Gesicht.
„Ich glaube, dein Zauberstab ist kaputt“, bemerkte Emilia schließlich und brach somit das eisige Schweigen, das um sie herum geherrscht hatte. Testweise hatte sie sich an einigen Zaubern versucht, doch sein Stab schien nicht mal mehr Funken schlagen zu wollen. Selbst Finn, der normalerweise immer fantastische Resultate in Sachen Zauberei erzielte, konnte dem vereisten Stab keinen Zauber entlocken.
Der Verlust des Stabes erschien Ulysses im Anbetracht der Dinge als kleines Übel. Er war froh dass er am Leben war, denn - und da war er sich mehr als sicher - er hatte seinem Tod ins Auge geblickt, als ihm das Licht so nah gekommen war.

Da Emilia, William und Finn offenbar fürchteten, Ulysses könnte zusammenbrechen, ehe sie Hogwarts erreichten, weiteten sie ihre Pause trotz der Kälte um sie herum, weiter aus. Während Ulysses sich auf den Stamm legte und versuchte, sein noch immer panisches Herz zu beruhigen, hatten die anderen das schwere Buch von Williams Mutter hervorgezogen und suchten weiter nach der Rätsellösung.
Ulysses war nur froh, dass er sich die schrecklichen Monsterzeichnungen nun nicht mehr ansehen brauchte, denn er hatte nicht den Eindruck, den Anblick eines weiteren Raubtieres ertragen zu können, selbst wenn dieses Raubtier nur eine Zeichnung war. Dankbar war er auch darüber, dass seine drei Freunde so leise wie möglich waren, um ihn nicht zu stören. Man hörte sie nur, wenn sie dann und wann die Seite umblätterten. Ulysses schloss die Augen und sofort übermannte ihn die Erschöpfung.
Er wusste nicht, ob er geschlafen hatte oder nicht, doch er hatte den Eindruck, dass eine Ewigkeit vergangen sein musste, als man ihn schließlich weckte. Jemand schüttelte ihn an der Schulter. Als er die Augen aufschlug, erkannte er Emilia vor dem Hintergrund eines dämmrigen Himmels. Sein Körper schien unendlich steif gefroren, als er sich aufrichtete.
„Was ist los?“, fragte er matt.
„Vielleicht haben wir etwas gefunden“, berichtete Emilia. „In dem Buch, meine ich. Hier, werf mal einen Blick drauf und sag mir was du davon hältst.“
Sofort wuchtete sie das schwere Buch auf seine zu Eis erstarrten Knie. Die Seite sechshundertvierundneunzig lag aufgeschlagen vor ihm und diesmal erwartete ihn keine der üblichen, grauenhaften Zeichnungen. Auf der linken Buchseite war die Abbildung einer wunderschönen Frau, die grazil über einer Quelle schweben zu schien. Oder vielmehr tanzte sie über die Wasseroberfläche. Ihre hellen Haare wirbelten um ihren nackten Körper und ihre dunklen Augen durchbohrten dabei den Betrachter. Es waren diese Augen, die in ihrer Schrecklichkeit den anderen Zeichnungen von geifernden Monstern und Dämonen in nichts nachstanden: Sie waren von einem intensiven Schwarz, ein Schwarz, das über die Iris und die Pupille hinausgingen. Ihr Blick hatte etwas gefräßiges und hässliches. Etwas, dass Ulysses fast dazu gebracht hätte, das Buch einfach wieder zuzuschlagen. Doch er kämpfte gegen das Verlangen an und besah sich den Text auf der rechten Seite.

Die Schattenwesen

Ein jeder, der behauptet, einmal das wahre Antlitz eines dieser Wesen betrachtet zu haben, muss wohl unweigerlich ein Lügner sein. Denn trotz der vielen Berichte dieser so höchst unterschiedlich wirkenden Kreaturen, gibt es keine Hinweise auf die Beschaffenheit ihres Körpers, falls sie überhaupt einen Körper aus Fleisch und Blut besitzen. Das wenige Wissen, dass die Welt über die Schattenwesen besitzt, ist umso erschreckender, wenn man ihre enormen Kräfte betrachtet.
Über das Alter der Schattenwesen ist nichts bekannt. Doch der Gedächtnis der Menschheit oder anderer intelligenter Kreaturen ist durchtränkt von ihrer stillen Anwesenheit. Möglich also, dass diese Wesen bereits seit Äonen existieren.
Ihr Name rührt daher, dass sie sich in Schatten verbergen und niemals ihren Körper oder ihren Geist offenbaren. Sichtbar ist nur der Schaden, den sie anrichten: Strudel, die Schiffe auf den Grund des Meeres reißen; Stimmen, getragen vom Wind, die Mensch und Tier gleichermaßen verführen; lockende Erscheinungen am Horizont, beispielsweise der Anblick einer Wasserquelle inmitten der Wüste; Irrlichter in Wäldern, Mooren und Bergen, welche die Wanderer auf tödliche Pfade führen.
Schattenwesen verhexen den Verstand der Lebewesen, lassen sie Dinge sehen, die nicht existieren, Dinge hören, wo es nichts zu hören gibt. Es gibt Berichte über trauernde Mütter, die aus ihrem Haus gelockt wurden, da sie die Stimme ihrer längst begrabender Kinder zu hören glaubten; Schifffahrer, die beim Anblick eines Lichtes am Horizont glaubten, einen rettenden Hafen zu erreichen; Soldaten, die eine liebreizende Frau gesehen haben wollen und daraufhin ihr Lager verließen. Ja, selbst ganze Viehherden sollten auf der Suche nach Wasser und Weideland plötzlich vertraute Wege verlassen und den Tod gefunden haben.
Die toten Körper der Opfer werden selten gefunden. Unklar ist, ob die unentdeckten Opfer tatsächlich gefressen werden oder ob sie einfach verschwinden. Es deutet aber vieles darauf hin, dass sich Schattenwesen, nachdem sie sich gesättigt fühlen, zurückziehen und für Jahrhunderte unauffällig sein können. In Dörfern überall auf der Welt gibt es Legenden über solch schlafende Dämonen, die nur alle paar Generationen erwachen.
Fraglich bleibt auch die Bekämpfung dieser Wesen. In der Geschichte finden sich keine Hinweise darauf, dass der Kampf mit einem Schattenwesen jemals dauerhaft gelang. Wohl gibt es aber Möglichkeiten, sie von Haus und Hof fernzuhalten, doch ein Wesen, das tausend Jahre ruhen kann, kann auch tausend Jahre lauernd warten, ehe es eine Gelegenheit bekommt.

Nachdem Ulysses zu Ende gelesen hatte, schloss er das Buch sogleich, froh darüber, dem stechenden Blick der Zeichnung endlich zu entgehen.
„Und?“, harkte Emilia nach. „Was meinst du, Ulysses?“
„Na ja, die Beschreibung ist eher vage, oder?“, wich er der Frage unsicher aus. „Ich meine, klar, die Beschreibung passt schon … aber es klingt alles irgendwie sehr …“
„Unspezifisch?“, warf Finn ein.
Ulysses war sich zwar nicht sicher, was genau „unspezifisch“ bedeuten sollte, dennoch nickte er zustimmend. Die Vokabel hörte sich an, als würde sie sein Problem exakt beschreiben.
Finn seufzte. „Die Sache ist bloß, dass man über diese Dinger offenbar auch nicht viel mehr schreiben kann. Vielleicht hat das Buch recht und bisher hat noch nie jemand eines dieser Wesen gesehen. Ihren Körper, meine ich. Wie willst du etwas beschreiben, von dem du nur Stimmen und Spukerscheinungen kennst?“
„Ich wette“, warf Emilia mit verfinsterter Stimme ein, während sie den nahen Waldrand musterte, „die Opfer haben den Körper gesehen. Kurz bevor es sie erwischt sehen sie es. Den Körper oder was auch immer. Ich persönlich glaube nicht, dass es einen Körper besitzt. Ich glaube, es sind vielleicht eher eine Art von Geist. Oder vielleicht etwas, das mit nichts verwandt ist, das wir kennen.“

Allen vier Kindern war derweil eiskalt geworden. Die Sonne war zwar noch lange nicht hinter dem Horizont verschwunden, doch das Licht um sie herum war bereits trüber geworden und das Blau des Himmels war durchbrochen von violetten und blass rosanen Wolkenfetzen, die zu glühen schienen. Die Kinder beschlossen, in das Schloss zurückzukehren, nicht zuletzt weil sie fürchteten, das Abendessen zu vertrödeln.
Ulysses hatte noch einen weitaus wichtigeren Grund, nach Hogwarts zu gelangen und diesen Grund teilte er den anderen Kindern mit. „Ich muss unbedingt Rubeta finden. Keine Ahnung warum, aber ich muss mich einfach vergewissern dass es ihr gut geht und das weder sie noch ihre Kröte heute im Wald spazieren waren.“
„Wenn dieses Ding im Wald wirklich ein Schattenwesen ist, hast du dir die Kröte vermutlich nur eingebildet“, wandte William ein. „Dann war es der übliche Spuk.“
„Vielleicht. Trotzdem will ich es genau wissen.“ Natürlich wusste er, dass Rubeta kein Mädchen war, das alleine in alten, verfluchten und zudem noch stockfinsteren Wäldern herumwanderte, doch die Vorstellung, all das könnte aus irgendeinem Grund doch zutreffen, zermürbte Ulysses regelrecht.
Im Schloss angekommen hätte sich Ulysses, dem derweil schon fast die Augen zufielen, am liebsten schlafen gelegt, doch der Gedanke an das drahtlockige Mädchen spukte einfach zu stark in seinem Kopf herum. Wie hätte er Schlaf finden sollen, ohne sich vorher zu vergewissern?

In der Vorhalle entdeckten sie Coco Mahiri und eine weitere Erstklässlerin aus Slytherin, die sich hier offenbar gerade von einer aufregenden Schneeballschlacht erholten.
Emilia trat auf die beide zu, „Hey, habt ihr zufällig Rubeta gesehen?“
Als ob dieser Name einen verborgenen Witz in sich barg, grölten die beiden Slytherins lautstark los. „Was, habt ihr etwa noch nichts davon gehört?“, gluckste Coco unter Tränen. „Geht ins Klo der Maulenden Myrthe und seht euch das einfach an!“
„Ist Rubeta denn dort?“ harkte Emilia nach.
„Oh-ja! Zusammen einem Dreiviertel der Toilettenmafia! Aber geht hin und seht euch das Spektakel selbst an!“
Coco Mahiri hatte nicht zu viel versprochen. Tatsächlich erwartete Ulysses, Emilia und die anderen im Klo der Maulenden Myrthe einer der Momente im Leben, in denen er sich am liebsten eine Photokamera gewünscht hätte, um ihn ewig festhalten zu können. Denn im Klo der Maulenden Myrthe standen drei der berüchtigtsten Schüler Hogwarts: Der muskulöse Veikko Johnson, der feiste Erebus Nott und der dauergrinsende Prester Perkins. Statt aber, wie für die Toilettenmafia üblich, jüngeren Schülern das Geld aus der Tasche zu ziehen, zeigten sich die drei knallharten Burschen heute einmal in einem äußerst ungewöhnlichem Aufzug: Alle drei trugen rosa Gummihandschuhe, geblümte Kittel und sogar Tücher um den Kopf, der ihre Haare schützte, womit sie wie eifrige Hausmütterchen aussahen.
Die drei Jugendlichen waren gerade dabei, die Toiletten und Waschbecken zu schrubben, während sie von Madam Babette Burgunder persönlich überwacht wurden. Diese ging nicht gerade geizig mit den vernichtenden Blicken um, denen sie den Jugendlichen schenkte. „Und damit euch Lausejungen klar ist, dass man Mädchen nicht ärgert oder schlägt,“ keifte sie gerade, „werden wir uns danach noch der Toilette im nächsten Stock widmen! Die arme Ms. Samson wird sicher noch Jahre unter eurer feigen Attacke zu leiden haben! Nach dem Schrubben werdet ihr morgenfrüh Hogsmeade gehen und dem armen Mädchen ein paar schöne Blumen kaufen und nicht zu vergessen edle Pralinen! Und schrubben Sie gefälligst sorgfältiger, Mr. Perkins, oder ich werde mich gezwungen sehen, Ihre Eltern über die Unfähigkeit zu berichten, die Sie hier an den Tag legen!“
Ulysses, Emilia, William und Finn mussten ein Grinsen verbergen, als sie die drei Slytherins beim Putzen beobachteten. Veikko zeigte sogar wahres Talent, wahrscheinlich war an ihm eine gute Hausfrau verloren gegangen.

Was Ulysses jedoch mehr erleichterte, als die Strafmaßnahmen der Toilettenmafia, war der Anblick von Rubeta Cox, die etwas missmutig am anderen Ende des Toilettenraumes stand und sich aus irgendeinem Grund nicht über die Gesellschaft der drei Raufbolde freuen konnte.
Ulysses schritt schnell auf sie zu. „Du warst nicht zufällig heute im Wald, oder Rubeta?“
Rubeta starrte ihn etwas verdattert an´. „Im Wald? Da werde ich so schnell keinen Fuß mehr reinsetzen. Es spukt dort. Und überhaupt, was ist los? Warum bist du so aufgeregt? Und warum bist du so furchtbar blass?“ Sie musterte ihn vorsichtig, als fürchtete sie sich davor, er könnte jeden Moment zusammenbrechen.
Ulysses antwortete nicht darauf. Er war so froh, Rubeta heil und gesund zu sehen, dass es ihm selbst bereits viel besser ging. Doch da war noch etwas, dass er unbedingt klären musste. „War Mona denn heute die ganze Zeit bei dir?“
„Ja, klar!“ Rubeta zog eine dicke Kröte aus der Innentasche ihrer Schulrobe. Mona ließ es regungslos über sich ergehen und bedachte die Welt mit einem ausdruckslosen Blick. „Sie war die ganze Zeit bei mir, jede Minute. Wieso fragst du?“
„Ich dachte, ich hätte sie vorhin im Wald gesehen … aber da muss ich mich wohl getäuscht haben“, sagte er. Der drohende Nervenzusammenbruch, der seit geraumer Zeit auf ihn gelauert hatte, verzog sich knurrend in weite Ferne.
„Kröten laufen doch auch nicht bei der Kälte im Wald herum!“, lachte Rubeta. „Du hast sicherlich geträumt!“
„Was tust du hier , Rubeta?“ fragte Emilia und trat, gemeinsam mit Finn und William hinzu.
„Oh, was tust du hier, Emilia? Ich dachte, du wärst die Ferien über zu Hause bei deiner Mama?“, fragte das Mädchen im Gegenzug begeistert.
„Na ja. Nein, ich bin seit gestern Abend wieder da.“
„Schön! Dann sehen wir uns bestimmt noch öfter. Du und Elicius sollten unbedingt mal mit uns dieses tolle neue Spiel spielen, das Coco zu Weihnachten geschenkt bekommen hat. Ihr anderen seid natürlich auch herzlich eingeladen!“
„ Ja, natürlich“, murmelte Emilia mit ermatteter Stimme, verlor aber kein Wort über Elicius` Schulwechsel. Ulysses hatte eher das Gefühl, Emilia würde noch eine Ewigkeit brauchen, ehe sie offen darüber sprechen konnte.

Rubeta, nun gut gelaunt wie eh und je, verkündigte mit einem eifrigen Grinsen im Gesicht ihren Grund, weshalb sie in diesem Toilettenraum so tapfer die Stellung hielt. „Ich züchte hier Kröten, wisst ihr!“, rief sie und es klang, als gebe es für sie keine größere Erfüllung.
„Du tust was?!“, platzte es unverwandt aus Finn heraus.
Doch anstatt weitere Erklärungen folgen zu lassen, öffnete Rubeta bloß eine der Klotüren, so dass die vier anderen Kinder einen Blick hineinwerfen konnten. In einer mit Wasser gefüllten Kloschüssel schwammen munter einige Kaulquappen umher. Und im nächsten Klo trieben kleine Miniaturflöße aus Holz auf dem Wasser, auf denen einige kleine Kröten hockten. Die meisten aber schwammen eifrig im Wasser herum und schienen sich des Lebens zu freuen. Die benachbarte Schüssel war bewohnt von größeren Kröten, die auch den gefliesten Boden als ihre Heimat beanspruchten und dort auf- und absprangen. Eine niedrige Holzplatte vor dem Eingang hinderte sie daran, ihren Laufstall zu verlassen.
Emilia schien vollkommen entzückt. „Das ist ja eine tolle Idee, Rubeta!“, rief sie.
„Na ja“, murmelte Rubeta mit Blick auf Madam Burgunder, die gerade Veikko Johnson zur Schnecke machte. „Die Madam findet es natürlich scheußlich.“
„Klar findet sie das scheußlich.“ Emilia rollte mit den Augen ehe sie Rubeta ein aufmunterndes Lächeln schenkte. „Solange du keine parfümierten, violett farbenden Amazonenkröten züchtest, jagst du unserer Lieblingsdame wahrscheinlich einen riesigen Schreck mit den Tierchen ein. Also, mach weiter so!“
Auch Finn schien sich ernsthaft in die kleinen Krötenkinder verguckt zu haben. „Oh, die sind ja schrecklich niedlich. Ich würde dir echt gerne eine abkaufen!“
Rubeta winkte ab. „Quatsch, ich schenke dir eine. Los, du darfst dir eine aussuchen!“
Und so begutachteten der Hufflepuff und die Ravenclaw die Kröten fachmännisch und Finn überschlug sich dabei fast mit Lobeshymnen. Fast hätte man den Eindruck gewinnen können, die beiden Kinder ständen vor einem Verschlag voller junger Hundewelpen.

Ulysses, der nach dem Vorfall im Wald die Nase gestrichen voll von Kröten hatte, beobachtete lieber die schrubbende Toilettenmafia im Seifenrausch, als diesen widerlichen Biestern auch nur eines Blickes zu würdigen.
Finn entschied sich schließlich für einen kleinen Kröterich, der einem wandelnden Klumpen Erbrochenes haargenau glich. Etwas, das Finn nicht davon abhielt, mit seinem neuen Haustier zu knuddeln, als wäre es sein erstgeborener Sohn.
„Oh, wie soll ich ihn bloß nennen?“, grübelte Finn, während die vier die Toilette hinter sich ließen und sich auf dem Weg zum Abendbrot machten.
„Kotzball?“, schlug Ulysses schleppend vor.
Finn ignorierte ihn gekonnt. Ich weiß! Ich nenne ihn Haubert!“
Haubert quakte gelassen.
„Oh, ist er nicht goldig?!“, jubelte Finn.
Ulysses stöhnte gequält und beschloss jeden Gedanken an Kröten fortan aus seinem Gedächtnis zu streichen. Die Spukgestalt im Wald hatte ihn womöglich für sein ganzes restliches Leben schwer geprägt.

Fortsetzung folgt …

XXXXXXXXXX

@ Never: Mmhm, 2009? Nee, ich suche schon aktuell, also 2011! :)
Wenn du Interesse hast, schreib mir eine PN oder so. Würde mich sehr über einen Beta freuen.


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