Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Ancient History I - Der Verbotene Wald - Semerov und Jarovit

von Kiosk

31. Semerov und Jarovit

Personen:

Elicius Eliassen: Zwölfjähriger Sohn von Vigdis Eliassen und der Bruder von Emilia. Ein eher ruhiger, zurückhaltender Slytherin. Kam vor seiner Einschulung in Hogwarts kurzzeitig bei den Rathburn unter.

Emilia Eliassen: Zwölfjährige Tochter von Vigdis Eliassen. Eine Slytherin. Sie ist stets aufmerksam und besitzt ein eher verschlagendes Wesen. Magisch unbegabt. Kam vor ihrer Einschulung in Hogwarts kurzzeitig bei den Rathburns unter.

Finn Finney: Ein Erstklässler aus Hufflepuff. Gilt als der begabteste Schüler des Jahrganges, besticht aber vor allem durch seinen guten Charakter.

Garm McKinstry: Ein jugendlicher Unruhestifter aus Slytherin. Er ist unsterblich in Imperia verliebt. Zudem ist er Kapitän der Quidditchmannschaft. Er und seine drei besten Freunde - Erebus Nott, Veikko Johnson und Prester Perkins - bilden die so genannte „Toilettenmafia“.

Humphrey Belcher: Ulysses` Klassenkamerad. Ein liebenswürdiger Ravenclaw

Imperia Malfoy: Die ältere Schwester von Lucius. Eine Slytherin und Vertrauensschülerin. Sie wirkt kühl und distanziert und fällt im ersten Moment stets durch ihre Schönheit auf.

Madam Burgunder: Sie unterrichtet den Benimmunterricht für die Mädchen. Trotz ihres miesen Charakters scheinen ihr die Männer zu Füßen zu liegen

Plumbeus Bott: Der Sohn des Bohnenerfinders Bertie. Er fällt besonders durch seine Langsamkeit und Zerstreutheit auf. Ein Hufflepuff

Professor Jarovit: Ein entfernt menschliches Wesen. In Russland jagte er unter anderem Werwölfe, Vampire und Schwarzmagier. In Hogwarts unterrichtet er Verteidigung gegen die Dunklen Künste

Rubeta und Arachne Cox: Zwei elfjährige Zwillingsschwestern mit großem Herz für exotische Tiere. Rubeta ist eine Ravenclaw-Schülerin, Arachne eine Slytherin

Samantha Samson: Jugendliche Ravenclaw. Mit Hilfe von Ulysses schummelt ihr Imperia täglich jenen Trank unter, der ihr die Haarpracht auf Dauer ruinieren wird.

Ulysses Rathburn: Elfjähriger Ravenclaw. Verwöhntes Einzelkind. Ist Imperia Malfoy hoffnungslos verfallen und schadet in ihrem Namen Samantha Samson mit Tränken.

Valkyrie Eliassen: Die Großtante von Emilia und Elicius

Victoria Knight: Eine Erstklässlerin aus Ravenclaw. Sie ist stets munter und aufgeweckt. Ihr Haustier ist ein stinkender, aber handzahmer Vielfraßrüde namens Rudolph.

Vigdis Eliassen: Die Mutter von Emilia und Elicius. Eine Squib. Aufgrund ihres desolaten, verantwortungslosen Lebensstils von der Familie verachtet

William Barkley: Ein Erstklässler aus Ravenclaw. Wie Ulysses stammt auch er aus Hogsmeade, wo er zusammen mit seiner etwas verschrobenen Mutter ein Haus am Rand des Dorfes bewohnt. Er ist ungewöhnlich still und unabhängig

Bisherige Handlung:
Nachdem es Emilia und ihren Freunden gelang, den mysteriösen Schädel zurück in den Wald zu bringen und mit ihm den Bannkreis zu schließen, hoffen sie, dass die unheimlichen Vorfälle von da an für immer ausbleiben. Derweil konnten sich Emilia und Ulysses endlich vertragen und sind Freunde geworden, obwohl sich Ulysses ihr gegenüber noch immer sträubt, die Wahrheit über das seltsame Spiel zu verraten, das er zusammen mit Imperia Malfoy und Garm McKinstry zu spielen scheint. Aber auch mit ihrem Bruder Elicius konnte sich Emilia vertragen, versprach sie ihm darüberhinaus sogar, die Weihnachtsferien mit ihm bei ihrer Mutter in Norwegen zu verbringen.

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Dezember 1961

An einem verschneiten Mittwochnachmittag Anfang Dezember, Emilia arbeitete sich soeben durch eine wichtige Textpassage in ihrem Schulbuch für das das Fach Verteidigung gegen die Dunklen Künste, als die Dinge unvorhergesehen ihren Lauf veränderten: Emilia saß auf ihrem abgestammten Platz im hinteren Teil von Professor Jarovits Klassenraum und um sie herum herrschte das angestrengte Schweigen ihrer Mitschüler, die ebenso wie sie gebeugt über ihre Bücher hingen und versuchten, dem Schwierigkeitsgrad des aktuellen Kapitels - Geheimschriften in der Geschichte der Dunklen Künste und ihre Entzifferung - Herr zu werden. Professor Jarovit hatte ihnen zu Beginn des Unterrichts angekündigt, jedem Schüler am Ende der Doppelstunde ein Stück Pergament zu überreichen, auf dem eine sichtbare oder unsichtbare Geheimschrift geschrieben stand, die nach einer Rätsellösung verlangte. Da diese Aufgabe zum Glück wenig mit Zauberei zu tun hatte, war Emilia nicht nur zuversichtlich, sondern auch wild entschlossen, Jarovits Geheimschrift zu entziffern und so brütete sie mit höchster Konzentration über den aufschlussreichen Text in ihrem Schulbuch. In angespannter Erwartung griff sie schließlich nach der zusammengefalteten Seite Pergament, als sich Jarovit zehn Minuten vor Ende des Unterrichtes von seinem Platz erhob, zwischen den Tischen umher schlich und jedem Schüler eine Seite zuteilte. Während Emilia das Pergament sorgfältig aufschlug, hörte sie einige ihrer Mitschüler um sich herum bereits frustriert aufstöhnen, andere begannen, sich die Schläfen zu massieren, um die zähen Gedankengänge in ihrem Kopf anzuregen, schneller zu arbeiten. Ganz offensichtlich war die Aufgabe, die Jarovit ihnen so kurz vor Schulschluss gestellt hatte, mindestens so gewieft wie sie es von ihm gewohnt war. Demnach verblüfft war Emilia, als sie die Worte - gut lesbare und verständliche, ganz und gar eindeutige Worte! - las, die auf ihrem Blatt Pergament standen:

Kommen Sie heute Abend gegen acht Uhr nach Hogsmeade. Im Eberkopf werde ich Ihnen einem Freund vorstellen.

Emilia konnte nicht anders, als bei dieser Nachricht zu stutzen, doch noch während ihr zerstreutes Gehirn versuchte, die Bedeutung der Botschaft in sich aufzunehmen, errang ihr Mund spontan die Selbstständigkeit und ehe sie ihre vorschnelle Zunge daran hindern konnte, waren ihre Worte bereits ausgeplaudert: „Professor Jarovit, ist das hier wirklich für mich?!“
Die Empörung und die Verwunderung in ihrer Stimme sorgte dafür, dass einige ihrer Klassenkameraden ihr einen skeptischen Blick über die Schulter zuwarfen, während Professor Jarovits Blick im Gegensatz dazu höchst alarmiert erschien. „Ich habe Ihnen extra eine leichte Aufgabe gegen, Ms. Eliassen“, versicherte er ihr schnell und einige Kinder begannen daraufhin, leise zu kichern. „Natürlich ist diese Aufgabe extra für Sie bestimmt! Etwas noch leichteres hätte ich mir nämlich nicht ausdenken können!“ Doch der Tonfall des Professors war trotz des Spotts höchst verdächtig, so dass von Emilia sofort jegliche Zweifel abfielen, es könne sich um eine Verwechslung handeln.
Professor Jarovit hatte ihr absichtlich genau diese Nachricht zugespielt und obwohl sich Argwohn in ihr zu regen begann, Emilia wusste, dass sie seiner Aufforderung besser Folge leisten sollte. Emilia ahnte bereits, dass das Abenteuer, das sie heute nach Hogsmeade verschlagen sollte, in enger Verbindung mit dem Schädel aus dem Wald stehen würde.

XXXXXXX

Laut heulte der frühabendliche Schneesturm und die Kälte schien mit eisigen Klingen das letzte bisschen Wärme aus Emilias Körper schälen zu wollen; sie fühlte sich, als ob der kalte, scharfe Wind, der ungehindert durch jede noch so dicke Kleidungsschicht kroch, es darauf angelegt hatte, ihr die Haut vom Leib zu eisen. Doch sie wusste aus Erfahrung, dass es besser war, nicht allzu genau über die Winterkälte und das Frieren nachzudenken, und so zog sie den Kopf noch etwas tiefer ein und eilte gebückt weiter in Richtung Hogsmeade.
Bisher hatte sie sich noch nie unerlaubt so weit von Hogwarts entfernt und da sie ahnte, dass die Dorfbewohnern von Hogsmeade es sicherlich bemerken würden, wenn eine Zweitklässlerin in Schulkleidung sich auf ihren Straßen herumtrieb, schlug sich Emilia so gut wie möglich durch die engen, dunklen Seitengassen. Hier hatte sich niemand die Mühe gemacht, den Schnee wegzuschippen, so dass Emilia immer wieder bis zu den Knien in der weißen, wässrigen Masse versank und ihr das Weiterkommen schwer fiel. Zum Glück jedoch musste sie nicht lange nach der Gaststätte suchen, zu der Jarovit sie bestellt hatte, denn sie erinnerte sich noch gut an sämtliche Orte, die Bethesda Rathburn ihr im Sommer während ihres Rundganges gezeigt hatte. Dabei hatte sich Emilia den Eberkopf besonders gut gemerkt, denn Ulysses` sonst so gutmütige Mutter hatte kein positives Wort über das Haus, den Besitzer und die üblichen Stammgäste zu vermelden gehabt und verruchte Plätze blieben Emilias Gedächtnis nun mal besser erhalten. Als sie schließlich den Eingang des Lokals erreichte, erblickte sie im Schein der Straßenlampe ein mit Puderschnee gesäumtes Gebäude, das ansonsten jedoch genauso uneinladend und schmuddelig wirkte wie damals im warmen Licht der Sommersonne.

Mit leichter Aufregung im Herzen trat Emilia vor, öffnete die Tür und trat ein. Im Inneren des Eberkopfes war es nicht viel heller als auf den Straßen des Dorfes und die wenigen Anwesenden blickten nur kurz von ihren Gläsern auf, als Emilia an ihnen vorbei schritt. Ein schaler Geruch lag in der Luft und Emilia musste feststellen, dass es der typische Geruch einer dreckigen Bar war, den sie auch aus der Muggelwelt kannte. Für einen Moment fühlte sie sich wie zurückversetzt in eine Zeit, in der sie regelmäßig damit beschäftigt gewesen war, ihre Mutter an solchen Orten aufzutreiben, um zu versuchen, sie zur Heimkehr zu überreden. Und nun, trotz dessen sich ihre Mutter fernab von Hogsmeade befand, beschlich Emilia das beklemmende Gefühl, sie könnte Vigdis Eliassen jeden Moment inmitten einer Wolke aus Zigarettenrauch und mit einem abgekämpften Ausdruck in den Augen am Tresen des Eberkopfes entdecken.
Doch am Tresen saß keine aschblonde, müde Frau.

Dafür entdeckte sie den Professor in einer dunklen Ecke des Lokals, wo er zusammen mit einem Mann saß und angestrengt zu ihr herüberblickte. Nach kurzem Zögern nährte sich Emilia dem Tisch und versuchte dabei einen Blick auf Jarovits Begleiter zu werfen, doch dieser saß direkt im Schlagschatten eines Holzträgers, an dem sich Spinnenweben in der leichten Zugluft bewegten.
Jarovits ledriges Gesicht verriet keine Regung, als Emilia schließlich an ihn herangetreten war. Er deutete lediglich auf den freien Stuhl und brummte ein tonloses: „Nehmen Sie Platz, Ms. Eliassen.“
Den Blick noch immer voller Argwohn auf den Fremden gerichtet, setzte sie sich.
„Schön, dass Sie gekommen sind“, dankte Jarovit mit der gleichen tonlosen Stimme. „Sicherlich haben Sie sich gefragt, was das alles hier zu bedeuten hat?“
„Eigentlich will ich nur wissen, wer das da ist“, entgegnete sie und versuchte dabei, so selbstbewusst wie möglich zu klingen, denn sie wollte vor den beiden Männern keinesfalls die Rolle eines eingeschüchterten Mädchens spielen. Sie würde sich nicht ausnutzen lassen.

Professor Jarovit deutete ein verschmitztes Lächeln an, es war die erste ernstzunehmende Regung, die er ihr an diesem Abend offenbarte. „Das ist der Freund, den ich angekündigt habe. Sein Name ist Serge Semerov.“
„Ich grüße Sie Ms. Eliassen.“ Der Mann, Semerov, wandte seinen Kopf in ihre Richtung und spärliches Licht fiel nun endlich auf sein wettergegerbtes, scharfkantiges Gesicht. Es war das typische Antlitz eines Mannes, der harte Arbeit bevorzugte, der zäh war und stolz und wahrscheinlich jedem Drückeberger, den er in seinem Leben bisher begegnet war, voller Abscheu ins Gesicht gespuckt hatte. Die Stimme des Mannes war rau und trocken, wie brechende Zweige am Erdboden, und er sprach, ebenso wie Professor Jarovit, mit einem harten, russischen Akzent. „Dürfte ich erfahren - rein interessenhalber - ob Sie aus der norwegischen Eliassen-Familie stammen?“, fragte er sie.
Emilia war im ersten Moment verblüfft, dass seine erste Frage so direkt auf ihre Herkunft abzielte, so benötigte sie einige Sekunden, um ihre Antwort hervorzuwürgen. „Ähm, ja“, sagte sie so leise, dass es fast nach einem Schuldgeständnis klingen musste. „Wieso wissen Sie -?“
Semerov machte eine ausschweifende Handgeste, noch ehe sie zu Ende gesprochen hatte. „Der hohe Norden“, begann er, „ist nun mal klein. Nicht viele Menschen, wissen Sie? Da ist es Pflicht die wenigen Zaubererfamilien zu kennen, um zu wissen, wer dein Freund und wer dein Feind ist.“
„Außerdem“, ergänzte Jarovit, nachdem er seinem Freund einen mahnenden Blick zugeworfen hatte, der Emilia nicht entgangen war, „sind wir vor einigen Jahren in Norwegen auf Werwolfjagd gewesen, Semerov, ich und einige andere. Werwölfe gibt es dort oben an vielen abgelegenen Orten und die Eliassens hatten großes Interesse daran, uns bei der Jagd behilflich zu sein. Nicht nur finanziell, meine ich.“

Davon wusste Emilia nichts. Wahrscheinlich war sie zu genau dieser Zeit ein weiteres Mal mit ihrer Mutter und ihrem Bruder auf der Flucht vor ihren Mietschulden gewesen. Mit Mietschulden und Hausnomadentum kannte Emilia sich aus, von der Jagd auf Werwölfe jedoch verstand sie herzlich wenig.
„Also sind Sie beide Werwolfsjäger“, fasste Emilia das Gehörte vorsichtig zusammen und blickte dabei von einem zum anderen. „Aber was habe ich damit zu tun?“
„Genau genommen nicht viel.“ Semerov schenkte ihr ein grimmiges Lächeln. „Andererseits hingegen … haben Sie alles damit zu tun.“
„Was?“
„Lassen Sie mich erklären, Ms. Eliassen. Wissen Sie eigentlich, wie sehr die Werwolfsjagd von Geldmitteln abhängt? Wissen Sie, wie wenige Menschen und Magier bereit sind, ohne ein ordentliche Bezahlung zu ihren Waffen zu greifen und diese geifernden Bestien zu erledigen?“ Aus Semerovs dunkler Stimme sprach deutlich seine Wut, die er kaum unterdrücken konnte. Er klang wie ein um sich schnappender Hund. „Nein? Ich sage es Ihnen: Außer Professor Jarovit und mir gibt es kaum, KAUM jemanden, der nicht an das Geld denkt. Kaum jemand, der seinem Monatssold nicht hinterher sabbert wie ein räudiger Köter. Und ohne Geld, Ms. Eliassen, verlassen dich deine Männer, mit denen du zuvor monatelang Seite an Seite gekämpft hast, binnen Sekunden. Manchmal verlassen Sie dich selbst im Augenblick der Schlacht, diese Elendigen!“

Zugegeben, Emilia wusste nichts darauf zu antworten. Sie nickte ihm nicht zu, sie entgegnete seinen Worten nichts, sondern sie schwieg bloß abwartend.
Semerov schüttelte heftig den Kopf und schnaubte. Mit seinen Gedanken war er noch immer bei den illoyalen Männern, die dem Klang des Geldes gefolgt waren, und seine hellen Eisaugen blitzten. „Es ist eine Schande“, beschwerte er sich. „Eine Schande, das Geld diese Macht hat.“
Emilia wusste nicht, worauf der Mann eigentlich hinauswollte, zum Glück jedoch erbarmte sich Professor Jarovit und erlöste sie von der Unwissenheit. Er berichtete: „Bis vor kurzem hatten wir noch genug Reserven, um ein paar Dutzend Männer auszurüsten und zu bezahlen. Jetzt ist das Geld verbraucht und wir finden keine Unterstützung mehr. Niemand scheint es mehr wichtig, die Werwölfe zu erledigen. Die russische Zauberergemeinde glaubt, die Werwölfe seien keine Bedrohung mehr, da wir sie in trostlose Gegenden vertrieben haben, und so fehlt es uns an wohlwollenden Geldspenden. Aber so sind die Menschen nun mal. Sie sehen die Bedrohung nicht, bis diese ihnen den Arm abbeißt oder ihre Kinder frisst, und ist die Bedrohung dann bekämpft, tun die Menschen alles, um sie so schnell wie möglich wieder zu vergessen. Aber bei Werwölfen funktioniert das nicht. Du kannst sie vertreiben, kannst sie aus den Dörfern und Städten fernhalten, aber sobald du ihnen den Rücken zukehrst, kehren sie zurück, bissiger und wilder als jemals zuvor.“ Jarovit legte eine düstere Pause ein, ehe er sich ein schmales Lächeln gönnte. „Aber dank Ihnen, Ms. Eliassen, haben wir vielleicht eine Möglichkeit, unsere Jagd sobald wie möglich wieder fortzusetzen.“
„Durch mich?!“ Emilia war perplex.

Nun war es Semerov, der das Wort an sie richtete: „Sie haben den Schädel des unverwandelten Werwolfes gefunden, nicht wahr?“ Semerov beugte sich weiter vor und tauchte mit seine Gesicht hinein in den schwachen Lichtschein, so dass Emilia zum ersten Mal jedes Detail, jede Falte, jede Unebenheit erkennen konnte. Der Mann hatte hervorstechende Wangenknochen, über die sich dünne, ausgelaugte Haut spannte; und er besaß Augen, so hell, dass sie im scharfen Kontrast mit seinen pechschwarzen Haaren und Bartstoppeln standen. Doch das bemerkenswerteste an Serge Semerovs Erscheinungsbild waren seine Narben. Diese waren zwar weder besonders grässlich, noch waren es besonders viele, doch Emilia hatte einen guten Grund, dass sie ihr dennoch direkt ins Auge stachen: Hatte der Fremde, der ihnen im Wald begegnet und so unvermittelt wieder verschwunden war, nicht auch ein narbiges Gesicht gehabt?
Wie elektrisiert von dem Verdacht, Semerov könnte ihnen bereits vor einiger Zeit hinterher geschlichen sein, fiel es Emilia im ersten Moment schwer, sich auf die folgenden Worte des Mannes genau zu konzentrieren. „Der Schädel steht mit Knochenhexerei in Verbindung, Ms. Eliassen“, sagte er soeben. „Ist Ihnen bewusst, wie viel Sammler bereit sind, für ein solches Exemplar zu zahlen?“

Jarovit bekräftigte die Worte mit einem ernsten Kopfnicken. „In der Tat, gibt es viele Sammler, die für einen solchen Schädel geradezu eine astronomische Summe zahlen würden. Allerdings sollte man diese Sammler persönlich kennen, um gute Geschäfte machen zu können. Wir kennen diese Sammler, Ms. Eliassen. Wir sind in der Lage, fantastische Preisangebote für diesen Schädel einzuholen. Und Ihnen sei versichert, dass Sie keinesfalls leer ausgehen werden.“
„Richtig“, stimmte Semerov ein und in seinen Augen lag nun ein fiebriger Glanz. „Wir wollen uns nicht an dem Schädel bereichern. Wir wollen das Geld, um weiterhin die Werwölfe jagen zu können. Wir brauchen diese Mittel! Und es wird genügend Geld übrig bleiben, um Ihre Schulmittel ohne weiteres finanzieren zu können.“
Emilias Blick huschte von einem zum anderen, unklar darüber, ob die Worte der beiden Werwolfsjäger ihr Vertrauen wert waren oder nicht, denn obwohl sie das Anliegen von Semerov und Professor Jarovit als edel empfand, sie hatte dennoch keine Garantie, dass man ihr die Wahrheit erzählt hatte. Beide hätten sie anlügen können, hätten die Schädel einkassiert, sich aus dem Staub machen und damit zwei goldene Näschen verdienen können. Schließlich konnte sie nicht behaupten, dass insbesondere Professor Jarovit stets ehrlich zu ihr gewesen war und was Serge Semerov betraf, so schien dieser Mann hart, rau, zäh, hartnäckig und unverwüstlich - eben wie ein Mann, der es vielleicht als sein naturgemäßes Recht ansah, über Leichen zu gehen, wann immer es die Situation verlangte.
Nein, vertrauen sollte sie weder dem einen noch den anderen.
„Ich glaube nicht, dass es gut wäre, den Schädel zu verkaufen“, begann Emilia zögerlich, denn sie hatte das Gefühl, all ihr Selbstvertrauen und ihre Entschlossenheit würde dahin schmelzen, sobald sie versuchen würde, ihre Entscheidung allzu deutlich heraus zu posaunen. Sie war erst vierzehn Jahre alt und sah sich kaum in der Lage, den drängenden Blicke dieser beiden gestandenen Männer standzuhalten. „Ich meine“, fuhr sie fort, „ich glaube an diese Knochenhexerei, verstehen Sie?“
Schnaubend schleuderte Semerov einen garstigen Blick auf Jarovit und Emilia hatte den Eindruck, selbst die Bartstoppeln des Mannes würden sich verärgert sträuben.
Jarovit versuchte einzulenken. „Oh, ich habe bereits versucht, ihr diese Albernheiten auszureden, Serge.“ Und an Emilia gewandt: „Da ist nichts wahres dran, Ms. Eliassen. Das sollten Sie verstehen -“
„Außerdem“, fuhr Semerov seinem Freund dazwischen und seine hellen Augen glühten dabei linkisch, „ist der `Bannkreis´ ohnehin bereits gebrochen, Ms. Eliassen. Nun, zumindest hat Professor Jarovit mich darüber informiert, dass einer der Schädel sich derzeit in ihrem Besitz befindet. Oder sind diese Informationen inzwischen veraltet?“

Mit geballten Fäusten versuchte Emilia den Drang zu unterrücken, aufzuspringen, den Finger auf Semerov zu richten und ihn vor allen Augen mit dem Verdacht zu konfrontieren, dass er der mysteriöse Fremde gewesen sein musste, der sie im Wald verfolgt hatte. Mit Sicherheit war er Emilia und den anderen gefolgt und hatte sie dabei beobachtet, als sie den Schädel an seinem ursprünglichen Platz deponiert hatten! Doch andersherum … welchen Sinn machte es dann für Semerov, sie in Hogsmeade treffen zu wollen und sie darum zu bitten, ihr den Schädel auszuhändigen? Genauso gut hätte er das heimgekehrte Fundstück eigenhändig und vor allem stillschweigend aus dem Wald bergen können…
Emilia schwirrte der, mit lauter Fragen angefüllter, Kopf, die Verdächtigungen lagen ihr auf der Zunge und verbrannten diese förmlich, doch eine innere Stimme mahnte sie, keine zu vorschnellen Schlüsse zu ziehen!
„Ms. Eliassen“, wandte sich Professor Jarovit mit einfühlsam geprägter Stimme an sie. „Wenn Knochenhexerei tatsächlich funktionieren würde und diese Schädel im Wald wirklich dafür gedacht sind, etwas Böses fernzuhalten, hätte sich dieses - nun ja - Wesen längst gezeigt. Doch der Wald ist bis auf weiteres und bis auf die üblichen Bestien und Monster friedlich.“
Emilia starrte ihn an, ihr Blick war bissig, ebenso die Worte in ihrem Mund, doch anstatt die Wahrheit auszusprechen, presste sie die Lippen zusammen und ihren Ärger halsabwärts. Am liebsten hätte sie Jarovit darum gebeten, sich selbst ein Bild vom Inneren des Waldes zu machen - von dem Raureif, dem Wind, den Stimmen und dem geisterhaften Leuchten in der Ferne! Von dem Bösen - was immer es genau sein mochte! - dass dort spürbar, sichtbar und hörbar sein Unwesen trieb. Doch all diese Informationen hätten sie vielleicht nur verraten.
„Ich sehe Ihnen an, dass Sie sehr wohl eine Meinung zu diesem Thema haben“, neckte sie Semerov überflüssigerweise.
Emilia warf ihm einen düsteren Blick zu. „Mit dem Wald stimmt etwas nicht“, sagte sie schlicht. „Und deswegen glaube ich an Knochenhexerei.“
Etwas, es mochte Neugierde sein, flammte in Semerovs eisblauen Augen auf. „Dann erzählen Sie uns doch davon, was mit dem Wald nicht stimmt.“ Trotz dessen klangen seine Worte unterschwellig frech, wie die Worte eines Mannes, der sich über die Monster-im-Schrank-Fantasien eines Kindes amüsierte.
Dennoch tat Emilia ihm den Gefallen und ihr Ton war giftig, als sie von ihren Erlebnissen berichtete: „Seit der Bannkreis gebrochen ist, ist ein Teil des Waldes vereist. Und im Inneren des Waldes herrscht kalter Wind, der stark wie ein Sturm werden kann. Und …“, doch weiter berichtete sie nicht. Wind und Eis, das sollte reichen um zwei Männer, die sich mit dunkler Magie auskannten, stutzig zu machen. Und tatsächlich sorgten ihr kurzer Bericht dafür, dass Semerov und Jarovit untereinander für eine Sekunde einen Blick austauschten, den sie jedoch nicht deuten konnten.

Nach diesem bescheidenen Blickkontakt, schenkte Professor Jarovit Emilia ein schmales Lächeln. „All das ist durchaus möglich in einem Zauberwald, Ms. Eliassen“, sagte er. „Ein Zauberwald hat seinen eigenen Rhythmus an Jahreszeiten. Hier draußen kann es sommerlich heiß sein, während es im Wald schneit; draußen kann es bitterkalt sein, im Wald herrscht dagegen Frühling. All das ist normal.“
Die gedehnte, anbiedernde Weise, wie Jarovit ihr das Wort „Normal“ darbot, darbot, wie einem Tier den Köder, ließ Emilia schaudern. Es waren Lügen, Lügen, mit denen man versuchte, sie zufrieden zu stellen. Emilia war sich sicher, sie hätte diese Lügen wie einen Vogel aus der Luft pflücken können, so greifbar waren sie!
Vielleicht mochte Jarovit in dem Punkt recht haben, dass es in der Tat Zauberwälder mit eigenem Rhythmus an Jahreszeiten gab - doch Emilia wusste und spürte mit jeder Faser ihres Körpers, dass dieses Phänomen in keiner Weise die Geschehnisse im Wald von Hogwarts erklären konnte! Eis und Wind hin oder her, sie hatte Stimmen gehört, wo es keine Stimmen geben dürfte; hatte Lichter gesehen, wo Dunkelheit herrschen sollte! Und all diese Erlebnisse waren widernatürlich, unheimlich und unterschwellig bösartig gewesen. Der Wald war lebendig geworden und hatte sich gebuckelt, gesträubt und gewehrt, als Emilia und die anderen Kinder gekommen waren, um den Schädel zurückzubringen, um den Bannkreis wieder herzustellen! Der Wald war wie ein wildes Tier gewesen, dem man versucht hatte, eine Schlinge um den Hals zu werfen und dementsprechend hatte er sich gewehrt!
Jahreszeiten - und sei ihr Verlauf noch so eigenwillig und verhext! - hatten sicherlich nichts mit diesen Phänomenen zu tun.
Und so traf Emilia endgültig ihre Entscheidung.

„Es tut mir leid“, sagte sie angespannt, „aber ich glaube Ihnen nicht. In diesem Wald läuft alles verkehrt und ich denke nicht, dass man ihn mit anderen Zauberwäldern vergleichen sollte.“
Jarovit entglitt sein Lächeln. „Sie glauben uns nicht? Ms. Eliassen, seien Sie doch bitte vernünftig! Wir sind nicht hier, um Sie anzulügen!“
„Vielleicht nicht. Aber ich finde es gefährlich, dass sie sich eine Meinung über die … Phänomene in diesem Wald machen, ohne selbst eine Auge darauf geworfen zu haben. Ich meine, ich finde Ihren Vorschlag, den Schädel zugunsten der Werwolfsjagd zu verkaufen und so, edel und selbstlos, aber ich finde es - ähm - dumm, wenn man versucht, in der Ferne etwas Böses zu bekämpfen, wenn das Böse hier vielleicht schon zum greifen nah ist. Verstehen Sie?“ In der Tat lag Emilia fiel daran, dass Semerov und Jarovit ihre Entscheidung begriffen. Zum einen war Emilia sich der Tragweite und Ernsthaftigkeit dieser Entscheidung wohl bewusst und gerne hätte sie zu guter Letzt Zustimmung von den beiden Männern erfahren. Zum anderen war es so, dass sie sich keinesfalls mit den beiden Werwolfsjägern, bei denen sie am Tisch saß, überwerfen wollte. Immerhin war Jarovit ihr Professor und daher war es nicht allzu ratsam, sich in einem offenen Streit mit ihm zu werfen.
„Ist das also Ihr letztes Wort?“, harkte Semerov scharfzüngig nach. „Sie entscheiden sich also tatsächlich gegen die Werwolfsjagd? Wissen Sie eigentlich, wie viele Menschenleben vielleicht-!“ Doch der Mann verstummte schlagartig, als Jarovit eine seiner unmenschlichen Krallenhände hob und damit seine Worte ausbremste. Auf Semerovs Stirn pochte eine wütende Ader.
„Nein, es ist nicht mein letztes Wort!“, entgegnete Emilia, die sich ihrer Verantwortung durchaus bewusst war. Sofern Jarovit und Semerov die Wahrheit gesagt hatten und sie den Schädel tatsächlich verkaufen wollten, um ihre Jagd finanzieren zu können, so könnten sie dadurch vielleicht das Leben einiger Menschen retten - oder sie zumindest vor dem Dasein als Werwolf bewahren. Doch genau das war das Problem: Emilia vertraute ihnen nicht. Sie wusste nicht, ob sie ihr wirklich die Wahrheit erzählt hatten, oder ob sie in allem logen!

„Es ist nicht mein letztes Wort“, wiederholte sie mit mehr Entschlossenheit in der Stimme. „Vielleicht entscheide ich mich irgendwann für Ihr Angebot. Aber nur, wenn sie mir eindeutig beweisen können, dass in diesem Wald alles mit rechten Dingen zugeht! Und wenn Sie mir beweisen können, dass Sie den Schädel wirklich zwecks der Werwolfsjagd verkaufen wollen! Und wenn Sie mir das bewiesen haben, werde ich Ihnen gerne, wirklich gerne, den Schädel geben und dann werde ich Ihnen auch verraten, wo Sie die anderen Schädel finden können! Aber nur dann!“
Kaum hatte Emilia ihre Bedingungen ausgesprochen, breitete sich ein eisiges Schweigen an den Tisch aus; Semerov bedachte sie mit einem Blick, der dem Zorn entsprach, der sein Gesicht verhärtet hatte und die Ader auf seiner Stirn heftig zum Pulsieren brachte. Professor Jarovits Blick hingegen verriet bloße Fassungslosigkeit. Wahrscheinlich hatte er es sich deutlich einfacher vorgestellt, eine vierzehnjährige Schülerin für sich zu gewinnen und aus ihr eine Geschäftspartnerin zu machen.
Doch dieser offen zur Schau gestellte Widerwille änderte nichts an Emilias Entscheidung. Im Gegenteil, sie war stolz darauf, unter dem Verhandlungsdruck nicht nachgegeben zu haben, dass sie nicht in Stücke gebrochen war, wie eine Nussschale, der man zu viel Gewalt angetan hatte.
Alles in allem war sie dennoch froh, als Jarovit sie schließlich von dem misslungenen Geschäftsgespräch entließ, sie aufspringen und den Tisch mit den beiden Männern hinter sich lassen konnte. Kaum hatte sie die Tür der Gaststätte geöffnet, empfing sie die spätabendliche Dunkelheit der engen Gassen, die nur von einzelnen Straßenlampen durchbrochen wurde, die ihr goldenes Licht auf die Schneemassen warfen. Emilia zog sich ihre Kapuze tief in ihr Gesicht und huschte geduckt von dannen, zurück in Richtung des heimatlichen Schlosses.

XXXXXXX

In den nächsten Tagen wurde Emilias Leben von einer wichtigen, jedoch unbeantwortet gebliebenen Frage dominiert: Wer war der Fremde im Wald gewesen, der sie so das fürchten gelehrt hatte? Der ihrer Gruppe gefolgt war, mit einer Art Tier - einem Hund vielleicht - an seiner Seite?
Könnte es sich um Serge Semerov handeln?
In der Tat, Semerov hätte einen Grund gehabt, eine Gruppe von sieben Kindern in den Wald zu verfolgen und ihnen nach zu spionieren. Abgesehen davon gab es einen weiteren entscheidenden Hinweis, der für Emilias Vermutung sprach: Victoria, Rubeta und Arachne, jene Kinder, die den Fremden im Wald am Besten im Blick gehabt hatten, hatten von Narben oder Wunden im Gesicht des Mannes berichtet. Und vernarbt war auch Semerovs Gesicht!
Trotz dieses bedenklichen Zufalls hütete sich Emilia weiterhin vor voreiligen Schlüssen. Der Mann im Wald war in Begleitung eines Tieres gewesen, Semerov hingegen schien kein Haustier zu besitzen oder zumindest war kein Hund oder ähnliches bei ihm gewesen, als Emilia sich im Eberkopf mit ihm unterhalten hatte. Ärgerlich nur, dass sie die Gelegenheit nicht ergriffen hatte und ihn schlicht nach eine Haustier gefragt hatte!

Der Zufall eilte Emilia schließlich zu Hilfe, den Fall aufzuklären: An einem Donnerstagmorgen, sie saß gerade in der Großen Halle und genoss ihren fetttriefenden Frühstücksspeck, erweckte das Gespräch einiger Erstklässler, darunter auch ihr Bruder, ihre volle Aufmerksamkeit. Unweit von ihrem Platz entfernt tuschelten Elicius, Arachne Cox, Coco Mahiri und ein Junge namens Geronimo über die neuste Ausgabe des Tagespropheten, die sie einem Siebtklässler abspenstig gemacht hatten.
„Von dem hat Professor Jarovit uns doch erzählt!“, hörte sie Elicius sagen. „Der ist ein Werwolfsjäger aus Russland und Jarovits langjähriger Kollege!“
„Oh, der Typ sieht wirklich griesgrämig aus!“, hauchte Arachne, die dabei aufgeregt an ihren Drahtlocken zwirbelte. „Die armen Werwölfe!“
Für diesen fehlplazierten Mitleid kassierte Arachne sogleich ein verächtliches Schnaufen seitens Coco Mahiri. „Sag so etwas nicht! Es ist schon gut, dass sich jemand um die Werwölfe kümmert, weißt du? Ich habe mal einen gesehen, bei uns zu Hause …“
„Ein karibischer Werwolf?“, entfuhr es Arachne, die sofort an den Lippen des Mädchens hing. Geronimo hingegen musste sich bei dieser Äußerung das Kichern verkneifen. „Wie mag der bloß ausgesehen haben, dieser `karibische Werwolf´? Hatte er einen Blumenkranz um den Hals und hat er Rum getrunken, während er den Mond angeheult hat, Coco?“
Coco schenkte dem Jungen nicht mehr als einen harten Ellenbogenstoß in die Rippen. Elicius achtete nicht weiter auf das Gezanke und verfolgte stattdessen gradlinig seine eigenen Gedanken. „Ich frage mich, was dieser Typ hier will. Warum bittet er nicht Russlands Zauberministerium um finanzielle Unterstützung?“
Bei diesen Worten erhob sich Emilia von ihrem Platz und schritt wie eine aufgezogene Aufziehpuppe zum Platz ihres Bruders, nur um ihm dort die Zeitung aus den Händen zu reißen.
„Hey!“, protestierte Elicius. „Warum fragst du nicht, ob ich dir die Zeitung ausleihe?!“
„Jetzt übertreib nicht gleich, ich borge mir das Blatt bloß kurz aus.“ Emilia setzte sich schnell wieder an ihren Platz und überflog atemlos die dritte Seite des Tagespropheten, bis sie auf den gesuchten Artikel stieß:

Russischer Werwolfsjäger Serge Semerov über die Vorsorgepflicht der magischen Bevölkerung
Warum aktive Jagd nach Werwölfen von internationaler Wichtigkeit ist

Serge Semerov, vierunddreißig Jahre alt und ledig, ist seit einigen Tagen zu Besuch in Großbritannien, wo er das hiesige Zauberministerium von den wechselhaften Erfolgen der weltweiten Werwolfsverfolgung unterrichtet und zugleich eine Warnung ausspricht. „In letzter Zeit“, so sagte Semerov gestern Abend in einer offiziellen Besprechung in der Aurorenzentrale, „werden unsere Bemühungen, die Werwölfe gezielt zu jagen und zur Strecke zu bringen, dadurch vereitelt, dass immer mehr Länder sich gegen eine Tötung dieser Bestien aussprechen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich fühle mich von manch einem Werwolfsschicksal durchaus betroffen, besonders bei jenen Werwölfen, die zuvor ein normales, menschliches Leben geführt haben. Dennoch darf man die Gefahr auch bei diesen Exemplaren nicht unterschätzen! Trauen kann man keinem von ihnen, dafür ist das wilde Tier in ihnen zu übermächtig. Daher würde ich es Willkommenheißen, wenn endlich ein internationales Abkommen über die Vorgehensweise beschlossen wird, wie wir mit Werwölfen in Zukunft verfahren sollen. Denn sehen Sie, wir können die Werwölfe so gut es geht in jenen Ländern - so auch Russland - vertreiben, in denen die Tötung und die Jagd offiziell erlaubt sind, doch welchen Erfolg hat all das Jagen, wenn es Länder gibt, die Werwölfen Zuflucht gewähren und somit dafür verantwortlich sind, dass sich die Population immer wieder von neuem erholt? Jene Länder machen den Fehler, auf die übrig gebliebene menschliche Natur des Werwolfes zu vertrauen, was vielleicht in vielen Fällen auch durchaus funktioniert. Andere Werwölfe jedoch verwildern zunehmend, sind nicht zu kontrollieren, was dazu führen kann, dass sie aus ihrer gewohnten Umgebung ausbrechen und auf die Jagd nach Menschen gehen. Entweder also man beschließt international, dass sämtliche Werwölfe gefangen und von ihrem Schicksal erlöst werden oder man bemüht sich um eine Kontrolle durch lebenslange Sicherheitsverwahrung. Anders kann man den weltweiten Problem der immer wieder erstarkenden Werwolfspopulation unmöglich Herr werden!“
Auf die Frage, warum er vor kurzem seine jahrzehntelange, äußerst erfolgreiche Jagdtätigkeit niederlegen musste, antwortete Semerov sichtlich erzürnt: „Offenbar hat sich das russische Zauberministerium dazu entschlossen, am falschen Ende zu sparen. Da sich dieser Zustand in absehbarer Zeit kaum verbessern wird, ist meine Truppe und ich nun auf finanzielle Spenden angewiesen. Ich hoffe darauf, dass nicht nur Privatleute sondern auch ausländische Ministerien den Wert unserer Arbeit begreifen und uns mit Spenden versorgen, bis der desolate Zustand meiner eigener Regierung weniger finanzschwach und knauserig ist.

Ergänzt wurde der Artikel von einem sich bewegenden Foto Semerovs, wie er sich wild gestikulierend mit einem der englischen Auroren unterhielt. Die Narben, die unzählige Kämpfe in sein Gesicht geschlagen hatten, waren gut zu sehen…
Nachdem das Frühstück durch die Professoren beendet worden war, beeilte sich Emilia damit, Victoria und die beiden Cox-Schwestern Arachne und Rubeta um sich zu versammeln. Elicius blieb ihr dabei dicht auf den Fersen, augenscheinlich verärgert darüber, dass sie ihm die Zeitung noch immer nicht zurückgegeben hatte.
„Seht euch diesen Typen auf dem Foto mal ganz genau an!“, forderte Emilia die drei Mädchen auf und tippte mit der Fingerspitze auf Semerovs garstig dreinblickendes Gesicht. „Ist das vielleicht der Typ aus dem Wald?“
Alle drei genehmigten sich einen kurzen Blick.
„Nein“, sagte Victoria prompt. „Auf keinen Fall. Die Wunden von diesem Mann im Wald waren viel tiefer und größer und so.“
„Ich habe den Artikel über diesen Semerov schon gelesen“, meldete sich Arachne. „Das wäre mich sofort aufgefallen, wenn er der Mann aus dem Wald gewesen wäre.“
„Wie kommst du eigentlich auf die Idee, Emilia?“, wollte Victoria wissen.
„Ach, das war nur so ein Gedanke.“ Emilia faltete die Zeitung zusammen und drückte sie ihrem Bruder gegen die Brust, der schnell danach griff und dann zwischen den übrigen Schülern aus der Halle verschwand. „Wegen den Narben und so, dachte ich, es könnte zufällig der gleiche Mann gewesen sein“, fuhr sie fort. Ihre Ausrede klang müde und war eindeutig sehr uninspiriert, doch das war ihr in diesem Augenblick egal. Es ärgerte Emilia bloß, dass die Rätsellösung sich als verzwickter entpuppt hatte, als anfangs erhofft.


Fortsetzung folgt …


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Der Hobbit 3
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Dan bat uns, seinen Schlafsack neben ein bestimmtes Mädchen zu legen. Und dann haben wir ein ferngesteuertes Furzkissen-Gerät in seinem Schlafsack versteckt. Da schlafen also hunderte von Kindern und plötzlich hört man das Geräusch, aber Dan fiel nicht aus seiner Rolle. Die Mädchen sagten alle als erstes 'Ich war's nicht.'
Alfonso Cuarón und Michael Seresin über Streiche am HP3-Set