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Fanfiction

Ancient History I - Der Verbotene Wald - Ãœber Quidditch und Liebeslieder

von Kiosk

30. Ãœber Quidditch und Liebeslieder

Personen:

Elicius Eliassen: Zwölfjähriger Sohn von Vigdis Eliassen und der Bruder von Emilia. Ein eher ruhiger, zurückhaltender Slytherin. Kam vor seiner Einschulung in Hogwarts kurzzeitig bei den Rathburn unter.

Emilia Eliassen: Zwölfjährige Tochter von Vigdis Eliassen. Eine Slytherin. Sie ist stets aufmerksam und besitzt ein eher verschlagendes Wesen. Magisch unbegabt. Kam vor ihrer Einschulung in Hogwarts kurzzeitig bei den Rathburns unter.

Finn Finney: Ein Erstklässler aus Hufflepuff. Gilt als der begabteste Schüler des Jahrganges, besticht aber vor allem durch seinen guten Charakter.

Garm McKinstry: Ein jugendlicher Unruhestifter aus Slytherin. Er ist unsterblich in Imperia verliebt. Zudem ist er Kapitän der Quidditchmannschaft. Er und seine drei besten Freunde - Erebus Nott, Veikko Johnson und Prester Perkins - bilden die so genannte „Toilettenmafia“.

Humphrey Belcher: Ulysses` Klassenkamerad. Ein liebenswürdiger Ravenclaw

Imperia Malfoy: Die ältere Schwester von Lucius. Eine Slytherin und Vertrauensschülerin. Sie wirkt kühl und distanziert und fällt im ersten Moment stets durch ihre Schönheit auf.

Madam Burgunder: Sie unterrichtet den Benimmunterricht für die Mädchen. Trotz ihres miesen Charakters scheinen ihr die Männer zu Füßen zu liegen

Plumbeus Bott: Der Sohn des Bohnenerfinders Bertie. Er fällt besonders durch seine Langsamkeit und Zerstreutheit auf. Ein Hufflepuff

Professor Jarovit: Ein entfernt menschliches Wesen. In Russland jagte er unter anderem Werwölfe, Vampire und Schwarzmagier. In Hogwarts unterrichtet er Verteidigung gegen die Dunklen Künste

Rubeta und Arachne Cox: Zwei elfjährige Zwillingsschwestern mit großem Herz für exotische Tiere. Rubeta ist eine Ravenclaw-Schülerin, Arachne eine Slytherin

Samantha Samson: Jugendliche Ravenclaw. Mit Hilfe von Ulysses schummelt ihr Imperia täglich jenen Trank unter, der ihr die Haarpracht auf Dauer ruinieren wird.

Ulysses Rathburn: Elfjähriger Ravenclaw. Verwöhntes Einzelkind. Ist Imperia Malfoy hoffnungslos verfallen und schadet in ihrem Namen Samantha Samson mit Tränken.

Valkyrie Eliassen: Die Großtante von Emilia und Elicius

Victoria Knight: Eine Erstklässlerin aus Ravenclaw. Sie ist stets munter und aufgeweckt. Ihr Haustier ist ein stinkender, aber handzahmer Vielfraßrüde namens Rudolph.

Vigdis Eliassen: Die Mutter von Emilia und Elicius. Eine Squib. Aufgrund ihres desolaten, verantwortungslosen Lebensstils von der Familie verachtet

William Barkley: Ein Erstklässler aus Ravenclaw. Wie Ulysses stammt auch er aus Hogsmeade, wo er zusammen mit seiner etwas verschrobenen Mutter ein Haus am Rand des Dorfes bewohnt. Er ist ungewöhnlich still und unabhängig

Bisherige Handlung:
Nachdem es Emilia und ihren Freunden gelang, den mysteriösen Schädel zurück in den Wald zu bringen und mit ihm den Bannkreis zu schließen, hoffen sie, dass die unheimlichen Vorfälle von da an für immer ausbleiben. Derweil konnten sich Emilia und Ulysses endlich vertragen und sind Freunde geworden, obwohl sich Ulysses ihr gegenüber noch immer sträubt, die Wahrheit über das seltsame Spiel zu verraten, das er zusammen mit Imperia Malfoy und Garm McKinstry zu spielen scheint.

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
November 1961

Wenige Tage später befand sich ganz Hogwarts in einem Quidditch bedingtem Ausnahmezustand, denn das erste Spiel der Saison stand unmittelbar bevor. Ausgefochten wurde die Partie von den Slytherins und den Hufflepuffs, deren beider Mannschaften sich in den Wochen zuvor trotz des schlechten Wetters wie besessen auf den Wettkampf vorbereitet hatten.
Doch natürlich war nicht ganz Hogwarts in freudiger Erwartung auf den Anpfiff. Emilia zum Beispiel, inzwischen war sie dreizehn Jahre alt geworden, überlegte ernsthaft, ob es nicht besser wäre, das Spiel einfach zu verschlafen, denn für Quidditch hatte sie sich noch nie begeistern können. Viel lieber hätte sie sich im Fernsehen ein Eishockeyspiel angesehen, aber Fernseher gab es in Hogwarts natürlich nicht und von Eishockey hatten die meisten seiner Bewohner außerdem noch nie etwas gehört.
Auch viele Mädchen aus gutem Hause lag nichts an Quidditch, denn sie waren der Meinung, es sei eine ungemein primitive und brachiale Sportart. Allerdings war zu vermuten, dass die meisten Mädchen es lediglich vor dem Gedanken graute, ein verirrter Klatscher könnte ihnen das hübsche Gesicht demolieren.

Madam Burgunder hingegen nutzte ihrerseits den sportlichen Anlass, um während ihres freitäglichen Benimmkurses ausgiebig von ihrem dritten Ehemann, dem deutschen Quidditchspieler Heiko Matterhorn, zu berichten, der unglücklicherweise längst verstorben war. Heiko Matterhorn fand den Tod in einer Flughöhe von mehreren hundert Metern, oder eher gesagt, er fand den Tod auf dem Erdboden, als er aus dieser Höhe gestürzt war. Sein bester Besen, ein Profisportgerät, das eigentlich für seine Unverwüstlichkeit gerühmt worden war, war beim Fliegen tragischerweise in der Mitte entzwei gebrochen. Madam Burgunder ergänzte die Nacherzählung vom Tod ihres Mannes gekonnt, indem sie sich laut schluchzend die staubtrockenen Augen mit einem Spitzenhandtuch noch trockener tupfte.
Ungerührt kritzelte Emilia derweil auf einem Stück Pergament herum, um Heikos Tod wenigstens zeichnerisch auf ewig festzuhalten. Ihrem Kunstwerk gab sie den klangvollen Namen „Der Matsch, der von Heiko übrig blieb“. Besonders gut gefiel ihr das Strichmännchen, das Madam Burgunder darstellte und sie dabei zeigte, wie sie breit grinsend Heikos tollen Profibesen ansägte.

Was Emilia trotz allem dazu bewog, sich das Quidditchspiel anzusehen, war letztendlich Burgunders Vorschlag, am Sonntag eine Teeparty zu veranstalten, auf die all jene Mädchen eingeladen wurden, die auf die Sportveranstaltung verzichten wollten. Da sich Emilia diese Folter auf keinen Fall antun wollte, verlor sie am Sonntag keine Zeit, um sich fluchtartig in das Stadion zu retten. Auf dem Weg dorthin traf sie auf Ulysses Rathburn und Humphrey Belcher, die langsam über die Wiese schlurften.
„Hey, geht ihr zum Stadion?“, rief Emilia und legte auf dem nassen Gras eine Vollbremsung ein. „Seht ihr euch das Spiel an?“
Mit müdem Blick sah Ulysses ihr entgegen, während er versuchte, ein langes Gähnen zu unterdrücken. „Humphrey will es sich unbedingt ansehen“, murmelte er.
„Auf jeden Fall, ich muss es mir ansehen!“, bekräftigte Humphrey. Er hielt einen handschriftlichen Zettel in der Hand, auf dem Emilia einige Notizen entdeckte und Zeichnungen, die so aussahen, als sollten sie Spielfelder und Flugmanöver darstellen. Mit aufgeregter Stimme fuhr der Junge fort: „Keine Ahnung warum, aber die ganzen unterschiedlichen Taktiken beim Quidditch haben es mir angetan. Ich studiere diesen Sport praktisch seit ich klein bin.“
„So?“ Emilia horchte auf. „Dann kannst du mir doch auch sicherlich die Regeln erklären, oder?“
Mit großen Augen starrte Humphrey wie vom Donner gerührt an. „Du kennst die Regeln nicht? Dabei dachte ich, du entstammst einer altehrwürdigen Zaubererfamilie, Emilia. Und in Norwegen wird doch auch Quidditch gespielt!“
„Sie ist aber in der Muggelwelt aufgewachsen“, zischte Ulysses seinem Freund ungeduldig ins Ohr. „Und ich glaube, Muggel kennen nicht mal Besen!“
„Na schön!“ Feierlich klatschte Humphrey in die Hände und schien sich über einen großen Coup zu freuen. „Emilia, ich nehme die Herausforderung gerne an, dir ein paar Dinge über diesen fabelhaften Sport beizubringen! Hör gut zu!“

Und während die drei ihren Weg über die Wiese und hinüber zum Stadion gemächlich fortsetzten, betete Humphrey das Grundwissen über Quidditch und seine Regeln herunter und als das erledigt war, nutzte Humphrey die verbleibende Zeit, die sie brauchten, um die vielen Stufen der Tribüne emporzusteigen, um ihr ein paar Besonderheiten über das heutige Spiel beizubringen. „Garm McKinstry ist Kapitän der Slytherinmannschaft und ziemlich talentiert. Ich habe ihn beim Training beobachtet. Seine Spießgesellen Prester Perkins und Veikko Johnson sind ebenfalls dabei und vor denen sollte man sich hüten! Erdoxia Selfridge ist das einzige Mädchen der Mannschaft und sie soll eine echte Knochenbrecherin sein! Für die Taktiken ist Erebus Nott zuständig und der ist offenbar wie geboren für diese Arbeit! Im letzten Jahr hat Slytherin die Meisterschaft gewonnen, nicht zuletzt wegen ihm, schätze ich!“
„Was ist mit der Mannschaft der Hufflepuffs?“, erkundigte sich Emilia.
„Lässt sich schwer einschätzen, denn so wie ich gehört habe, sind fast alle Vorjahresspieler inzwischen mit der Schule fertig. Die Mannschaft musste also von Grund auf erneuert werden. In Sachen Spielerfahrung sind sie also klar im Nachteil.“

Das konnte Emilia natürlich nur Recht sein. Auch wenn sie sich nach wie vor nicht für Quidditch begeistern konnte, so fühlte sie sich durchaus dazu berechtigt, ihre grün-silberne Mannschaft anzufeuern. Allerdings, und das bemerkte Emilia erst, nachdem sie sich auf die Bank der Tribüne gesetzt hatte, saß sie leider im verkehrten Teil des Stadions und nicht bei den übrigen Slytherins. Humphreys Gerede hatte sie so sehr abgelenkt, dass sie ihm und Ulysses einfach stumpf hinterhergelaufen war.
„Hey, wäre es schlimm, wenn ich bei euch bleibe?“, fragte sie die beiden Jungs. „Eigentlich sitzen meine Hausgenossen gegenüber, aber mir ist der Weg zu weit.“
„Klar, kannst ruhig hier bleiben“, versicherten ihr die beiden Ravenclaws und so machte es sich Emilia inmitten der vielen, mit blauweißen Hüten und Schals geschmückten Schüler gemütlich.
Langsam füllten sich die Tribünen mit den Zuschauern und als sich Emilia nach einigen Minuten umdrehte, um zu überprüfen, wie viel Plätze wohl noch frei sein mochten, entdeckte sie Victoria und William, die die Treppe emporstiegen. Victoria hatte sie ebenfalls entdeckt, winkte vergnügt und schoss dann wie ein blonder Blitz in ihre Richtung. An ihren Versen trabte unzufrieden schnaufend der Vielfraßrüde Rudolph, dem das Stufensteigen sichtlich wenig Spaß machte.
„Hey Emilia, was machst du denn hier?“, rief Victoria. „Und wie geht es deiner Hand?“
„Wurde wieder zusammengeflickt.“
Victoria setzte sich zu ihr, auch William nahm Platz und grüßte die restlichen Kinder mit einem schwachen „Hi“. Rudolph krabbelte derweil mit einer Anstrengung auf seinen Schoß und rollte sich dort so gut es ging zusammen, während William ihm gedankenverloren den dicken Marderpelz kraulte.
„Meinst du, Professor Jarovit hat irgendeinen Verdacht geschöpft? Dass wir im Wald waren, zum Beispiel?“, wollte Victoria von Emilia wissen. Sofort spitzten auch die übrigen Beteiligten, Ulysses und William, die Ohren.
Emilia schüttelte den Kopf. „Wohl kaum. Für so mutig hält der uns wahrscheinlich gar nicht. Schließlich sind wir keine tollen Werwolfsjäger so wie er“, spottete sie und Victoria kicherte verschworen. „Stimmt. Der ist bestimmt sogar der Meinung, dass man erst dann zum echten Mann wird, wenn man mindestens fünf dieser Bestien eigenhändig erwürgt hat.“

Sie lästerten noch eine ganze Weile und vertrieben sich somit die Zeit, bis schließlich die beiden Mannschaften das Spielfeld betraten und die Menge zum Jubeln brachte.
„Ich habe übrigens ein Fernglas mitgebracht“, teilte Victoria ihren Freunden mit und zog es sogleich aus der Tasche. Es war ein altmodisches, ganz und gar unmagisches Ding, das klobig in Victorias Händen lag. „Mein Bruder Gordy hat es mir geschickt, nachdem ich ihm erzählt habe, das bald das erste Spiel stattfindet.“
„Gordy schickt dir einfach alles, oder?“, fragte William milde belustigt. „Unter deinem Bett müssen schon ganze Kisten stehen, voll von seinen Postsendungen.“
„Tja, mein Bruder ist halt ein Schatz!“, verkündete Victoria mit stolzgeschwellter Brust und noch stolzer wurde sie, als sie hinzufügte: „Außerdem hat Gordy selbst einmal Quidditch in Hogwarts gespielt! Er war Kapitän der Hufflepuff-Mannschaft. Und nächstes Jahr will ich auch versuchen, mich als Spielerin zu bewerben.“
Wie immer, wenn er sich mit Victoria unterhielt, hatte William einen ungewohnt warmen Ausdruck im Gesicht. Das war auch nun der Fall, als er sich mit einem schmalen Lächeln abwandte und den Kopf schüttelte. „Davor müsstest du allerdings zum Frisör. Denn mit deinen ganzen Haaren auf dem Kopf wirst du unmöglich einen Ball treffen“, neckte er sie und kassierte sogleich einen Ellenbogenschlag in die Rippen, ehe Victoria das Fernglas nahm und damit die beiden Mannschaften beobachtete.
„Was siehst du?“, fragte Humphrey aufgeregt.
„Ich sehe, dass Prester Perkins Dreck an der Nase hat - ah nein, warte, das war bloß sein Kaugummi. Jetzt hat er es wieder gefunden und steckt es sich dämlich grinsend zurück in den Mund.“
„Hoffentlich war es wirklich bloß ein Kaugummi und kein Popel“, stöhnte Ulysses angeekelt.

Von ihrem Platz aus konnte Emilia auch ohne Fernglas erkennen, was vor sich ging. Es war fünf Minuten vor Spielbeginn und beide Mannschaften nutzten die Zeit, sich noch einmal zu besprechen. Der Schiedsrichter, Fluglehrer Ali Bashir, war in einer regen Diskussion mit einem der Hufflepuffspieler verwickelt und gestikulierte lebhaft. Ein paar Meter entfernt standen die Slytherinspieler um Erebus Nott versammelt, der auf den Platz getreten war und die Mannschaft wahrscheinlich ein paar letzte, taktische Raffinessen zu vermitteln versuchte.
„Was siehst du?“, fragte Humphrey wieder an Victoria gewandt.
„Erebus Nott erklärt irgendwas und scheint langsam nervös zu werden, weil Prester ihn so blöd wie eine tote Tomate anschaut. Oh und jetzt streiten sich Erebus und Garm McKinstry. Garm will irgendwas von ihm oder so.“
Auch Emilia sah, wie die beiden Jugendliche wild aufeinander einredeten und Erebus lief bereits Zornesrot an, ehe er in seine Manteltasche griff und es Garm in die Hand drückte.
„Was hat der ihm gegeben?“, fragten alle vier Kinder Victoria.
„Äh … seinen Zauberstab. Erebus hat Garm seinen Zauberstab gegeben!“, antwortete sie fassungslos. „Was haben die vor? Wollen sie etwa schummeln?“
In diesem Moment wandte Garm seiner Mannschaft den Rücken zu und stolzierte zur Mitte des Spielfeldes, wo er zum Stehen kam und seinen Blick über die Tribünen schweifen ließ, bis er direkt zu den Professoren sah.
Murmeln brach unter den Zuschauern aus, jeder schien sich zu fragen, warum sich Garm ohne Besen und ohne Mannschaft mitten auf dem Platz postierte, als wolle er etwas verkünden.
Und in der Tat, Garm hatte etwas zu verkünden. Er nahm den Zauberstab, den ihm Erebus gegeben hatte und berührte mit der Spitze des Stabes kurz seine Kehle, ehe er sich räusperte. Er räusperte sich laut. Genau genommen so unglaublich laut, das das Geräusch durch das gesamte Stadion dröhnte.

„Er hat seine Stimme verstärkt“, stellte Humphrey verwundert fest. „Was hat er vor? Eine Rede schwingen?“
Garm beantwortete diese Frage im nächsten Moment selbst. „Ich hoffe, ihr könnt mich alle hören, ja?“, fragte er in die Runde und das dröhnende Echo seiner Stimme sorgte für Bestätigung. „Wahrscheinlich fragen sich jetzt alle, warum ich hier stehe, wo ich doch eigentlich auf dem Besen sitzen und für die Niederlage der Hufflepuffs sorgen sollte.“
Die Hufflepuffs buhten empört. Die Slytherins jubelten vor Begeisterung.
„Die Wahrheit ist“, fuhr Garm fort, „dass ich noch ein paar Minuten Zeit habe, ehe das Spiel angepfiffen wird und diese Zeit würde ich gerne nutzen - für die Kunst nutzen!“
Emilia, Ulysses, Victoria, William und Humphrey wechselten einen verwirrten Blick untereinander. „Hat der gerade Kunst gesagt?!“, sprach Victoria ihrer aller Gedanken gesagt. „Was weiß der denn von Kunst?!“
„Die Kunst zuzuschlagen vielleicht“, murmelte Humphrey trocken.
„Wenn ich von Kunst spreche“, sprach Garm weiter, „meine ich in diesem Fall genau genommen die Musik. Die meisten halten mich für einen unverbesserlichen Unruhestifter (viele der Zuschauer nickten daraufhin, so auch sämtliche Lehrer) und leider wissen nur sehr wenige, dass ich mich sehr für unseren verstaubten Schulchor engagiere (verhaltenes Kichern war hier und da zu hören) und auch gerne mal laut werde, wenn ich singe. Und heute, habe ich mir gedacht, will ich die Gelegenheit nutzen, einmal richtig, richtig LAUT zu werden.“ Garm suchte wieder den Blick der Lehrer, ganz besonders den Blick von Dumbledore. „Die Frage ist, ob sie es mir erlauben werden, Direktor.“

Emilia konnte es zwar nicht sehen, aber sie war sich sicher, das Dumbledore vergnügt schmunzelte. Was sie jedoch sehr deutlich sah, war, dass der Direktor seinen Zauberstab zur Hand nahm und ebenfalls seine Stimme verstärkte, aufstand und an die Begrenzung der Tribüne trat. „Mein lieber Junge“, sagte er gutmütig, „ich habe immer gesagt, die Musik ist der größte aller Zauber. Also kann ich es Ihnen doch unmöglich verbieten, den Mund zu halten, oder? Ich glaube außerdem, dass Sie ohnehin nicht auf mich hören würden, daher erlaube ich es Ihnen besser gleich.“
Victoria, die weiterhin durch das Fernglas linste lachte vergnügt auf. „Oh“, hauchte sie. „Dumbledore scheint sich total zu freuen! Er grinst von einem Ohr zum anderen!“
Auch Garm schien das bemerkt zu haben, denn er machte den Eindruck, als ob er ebenfalls Grinsen würde. „Vielen Dank, Direktor“, sagte er und es klang verblüffend ehrlich. „Sie werden es nicht bereuen.“ Dann wandte sich Garm in Richtung der Tribüne, auf der sich die Slytherins versammelt hatten und Garm regelrecht an den Lippen klebten. Als Garm weiter sprach, machte sich zwar ein Hauch von Aufregung in seiner Stimme bemerkbar, aber das sorgte für zusätzliche Sympathie, auch auf Seiten der übrigen Zuschauer. „Der Grund, warum ich überhaupt hier stehe, bist natürlich du, Imperia“, teilte er ihr - und allen anderen Anwesenden! - mit. „Okay, du weißt natürlich, dass ich Hals über Kopf in dich verliebt bin, schätze ich. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, es dir endgültig zu beweisen zu müssen. Und was wäre da besser, als ein Liebeslied?“

Die Menge tobte inzwischen und jeder, selbst die Hufflepuffs, die vor einigen Sekunden noch mit Buhen beschäftigt waren, feuerte Garm bei seinem irrsinnigen Vorhaben an. Emilia versuchte Imperia Malfoy unter den übrigen Slytherins auszumachen und entdeckte ihren silberblonden Kopf inmitten ihrer Freundinnen. Welchen Ausdruck ihr hübsches Gesicht jedoch gerade zeigte, war nicht zu erkennen.
„Also Imperia, wie gesagt, das Lied hier ist für dich. Es hat mich eine Ewigkeit gekostet, es überhaupt zu schreiben, aber es hat sich gelohnt, denn es ist richtig gut geworden!“
Garm übertrieb nicht. Es war eigenartig, dass er nicht übertrieb, denn eigentlich war er ein typisches Paradebeispiel für ungeheuerliche Selbstverliebtheit, übersprudelnden Selbstbewusstsein und einer genickbrechenden Selbstüberschätzung. Heute jedoch blieb er auf dem Boden der Tatsachen, kündigte ein richtig gutes Lied an und lieferte ein noch besseres Lied ab.
Der Geniestreich handelte von Imperias „hoheitsvollen Würde bei Gewitter, Blitzen und selbst bei Klausurendonner“, und Garm besang Imperias Art „eine echte Lady, denn eine echtere wird nie geboren!“ zu sein, auch ließ Garm nichts unversucht, auch die kleinste Geste seiner Angebeteten musikalisch ins Szene zu setzen: „Deine Blicke kalt wie Eis, dein Mund so furchtbar spöttisch - trotzdem erwärmst du mir das Herz!“

Die Ode an Imperia Malfoy war rührend. Zugegeben, Emilia war nicht gerührt, aber sie konnte sich vorstellen, dass andere Zuhörer sich davon erweichen ließen. Viel interessanter war es für Emilia festzustellen, dass Garm in keiner seiner Strophe erwähnte, dass mehr zwischen ihm und Imperia lief, als bloße Anbetung. Hätte Emilia die beiden nicht beim leidenschaftlichen Küssen beobachtet, sie hätte geglaubt, Garm sei bloß ein liebeskranker Spinner, der verzweifelt versuchte, die Aufmerksamkeit seiner Traumfrau auf sich zu ziehen.
Dabei hatte er das längst nicht mehr nötig.
„Ich wette“, flüsterte Emilia Ulysses ins Ohr, „heute Abend tun die beiden nicht mehr so brav. Da treffen die sich bestimmt wieder irgendwo und knutschen rum.“
„Oh, sprich nicht davon!“, flehte Ulysses. Er hatte die Arme um seinen Bauch geschlungen und sah hundeelend aus. „Mir ist schon ganz schlecht, Emilia.“
„Etwa krank vor Eifersucht?“, fragte sie spitz.
Ulysses antwortete mit einem trostlosen Stöhnen, wandte den Blick von Garm ab, und fixierte starr seine Schuhe an. Innerlich schien er sich vor Schmerzen zu winden und gleichzeitig dafür zu schämen.
Emilia hatte Schwierigkeiten damit, sich vorzustellen, Ulysses könnte noch immer Hals über Kopf in Imperia verliebt sein. Hatte er nicht selbst zugegeben, dass sie ein Biest war?
„Warum kannst du sie nicht einfach vergessen?“, fragte Emilia ihn so einfühlsam wie möglich.
„Würde ich ja gerne, aber es fällt mir schwer sie zu vergessen, während der da über ihre Schönheit singt!“
„Wenn du so oberflächlich bist, hast du es verdient, so zu leiden.“
Ulysses warf ihr einen anklagenden Blick zu, erwiderte jedoch nichts.
Als Garms Liebeslied endete, erntete er großartigen Applaus. Hätte er das Spiel gegen Hufflepuff gewonnen, so vermutete Emilia, er hätte wahrscheinlich weniger Beifall zu hören bekommen.

„Hey, danke Leute!“, rief Garm und winkte in die Runde. „Danke Professor Dumbledore!“ Nachdem er kurz den Beifall genossen hatte, trollte er sich zurück zu seinen Mitspielern, die am Rand standen ihn herzlich beglückwünschten. Nur Erebus Nott stand etwas Abseits und schien sich darüber zu ärgern, wichtige Besprechungszeit durch Garms Ständchen verloren hatte.
„Wow!“ rief Victoria, die unlängst von ihrer Sitzbank aufgesprungen war. „Wer hätte gedacht, dass er so toll singen kann! Seine Stimme ist wunderbar!“
„Überschlag dich nicht gleich vor Begeisterung“, spottete William. „Er kann vielleicht gut singen, aber ansonsten ist er ein Mistkerl.“
Victoria schlug die Hände an die Brust und seufzte: „Ja, vielleicht. Aber das Lied war so süß und so romantisch!“
William biss sich auf die Unterlippe und gab sich große Mühe, stur in eine andere Richtung zu blicken als Victoria.
„Sag mal, hast du zufällig mal Imperia durch das Fernglas beobachtet?“, erkundigte sich Emilia neugierig.
„Oh, klar doch! Willst du wissen, wie sie reagiert hat?“
„Ja!“
Victoria verzog enttäuscht das Gesicht. „Ich glaube, es hat sich völlig kalt gelassen! Sie hat nicht einmal mit der Wimper gezuckt und nicht einmal gelächelt! Sie ist so ein furchtbarer Mensch!“

Fünf Minuten später war das Quidditchspiel bereits im vollen Gange und der Kommentator ließ vor Aufregung fast seinen gesamten Wortschatz hervorsprudeln, als die Slytherinspielerin Erdoxia Selfridge zu einem besonders linken Manöver ansetzte und ihrer Mannschaft weitere Punkte holte. Alles in allem blieb Garms Ständchen jedoch das einzig wirklich bemerkenswerte, denn das Spiel verlief, wie Humphrey es vorhergesagt hatte: Die Slytherins waren zu gut aufeinander eingespielt, zu erfahren im Umgang mit Besen, Schlägern und Bällen und die Mannschaft der Hufflepuffs konnte das Ruder unmöglich herumreißen. Ein paar Minuten nach Erdoxias Aufsehen erregenden Flugmanöver hatte Prester Perkins, der Sucher, den Schnatz ergattert und das Spiel wurde augenblicklich abgepfiffen. Die Slytherins schwelgten gemeinsam in ihrem ohrenbetäubenden Jubel.
„Das war`s schon?“, fragte Emilia verblüfft. „Die haben dieses Stadion hier aufgebaut, nur damit zehn Minuten lang darin gespielt wird?“
„Das ist eine Ausnahme“, verteidigte Humphrey sogleich seinen Lieblingssport. „Normalerweise dauert eine Partie viel länger. Aber Prester ist einfach ein guter Sucher und hatte heute zudem noch verdammt viel Glück!“
Emilia war nur froh, dass sie das Quidditchspiel von den Rängen der Ravenclaws aus verfolgt hatte, die gesittet das Stadion verließen, in Gegensatz zu den Slytherins, die auf ihren Tribüne vor Freude tobten und in wildes Gedrängel ausgebrochen waren.
Auf der Wiese vor dem Stadion sah Emilia noch, wie eine Horde Slytherins ihre ruhmreichen Spieler belagerten und Prester Perkins wurde sogar auf Schultern in Richtung Schloss getragen. Von Garm McKinstry hingegen fehlte jede Spur. Bedeutete das etwa, dass er genug Bescheidenheit besaß, um sich nicht selbst feiern zu lassen?
Oder - und das glaubte Emilia eher - hatte Garm sich zusammen mit Imperia irgendwo verkrochen?
„Ich habe eine Idee“, teilte sie Ulysses feierlich mit und packte ihn beim Kragen. „Komm mit.“ Trotz seiner heftigen Proteste zog sie ihn fort von den anderen und schlich sich mit ihm in Richtung der Umkleidekabinen.
„Emilia, was hast du vor?“, blaffte Ulysses.
„Bloß eine kleine Schocktherapie!“ Emilia war sich sicher, dass Garm und Imperia in der Umkleidekabine waren und der Anblick ihrer feuchten Küsse sollte Ulysses endgültig von seiner Verliebtheit kurieren!
In der Nähe der Umkleidekabinen war es leer, Spieler und Schüler hatten unlängst das Stadion verlassen und waren in Richtung Schloss unterwegs. Die Tür zu der Umkleidekabine der Slytherins lag unbeobachtet vor ihnen. Emilia legte ihr Ohr an das Holz und lauschte, auch Ulysses neben ihr war ruhig geworden und horchte aufmerksam.

Aus dem Inneren der Kabine drangen zwei Stimmen, doch keine davon gehörte zu Imperia.
„Du bist der Kapitän dieser Mannschaft, Garm, und als Kapitän solltest du nicht diesen Unsinn treiben!“ Es war die Stimme von Erebus Nott, der offenbar verzweifelt an Garms lückenhafte Vernunft zu appellieren versuchte. „Ich hätte diese paar Minuten vor Spielbeginn gut gebrauchen können, euch noch ein paar Spielzüge zu erklären.“
„Ach, stell dich nicht so an, Erebus“, entgegnete Garm unbeeindruckt. „Wir haben Wochen für dieses Spiel trainiert und sieh wie einfach der Sieg war.“
„Du warst seit Wochen total abgelenkt! Du hast sicherlich nicht trainiert, Garm! Du hast Imperia dieses dämliche Lied geschrieben!“
Eine Weile war es still. Dann: „Fandest du es wirklich dämlich?“, fragte Garm völlig verblüfft.
„Nein, natürlich nicht! Du hast dein gesamtes Gehirn in dieses Lied gesteckt und was blieb da noch fürs Quidditch? Nichts!“
„Wir haben trotzdem gewonnen“, verteidigte sich Garm und klang inzwischen hörbar zerknirscht.
„Ja, aber das nächste Spiel werden wir vielleicht verlieren. Und wenn wir verlieren, werde ich dir die Schuld geben! Du hast bloß Imperia Malfoy im Kopf.“
„So ist das nun mal, wenn man verliebt ist.“
Erebus schrie in seiner Ungeduld auf. „GARM!“, rief er. „Warum bist du nur so beschränkt?! Imperia ist ein Miststück und das weißt du sehr genau! Sie kann vielleicht etwas vorspielen, aber nichts fühlen!“

Emilia bemerkte, wie unwohl es Ulysses bei diesen wahren Worten offenbar erging. Ein paar Tränen wegblinzelnd blieb er dennoch standhaft und drückte sein Ohr weiter an die Tür.
Überraschenderweise sagte Garm nichts, um seine Angebetete zu verteidigen. Vielleicht verstand auch er, dass Erebus ihm lediglich Tatsachen an den Kopf warf, denn es war ehrlich zu bezweifeln, dass Imperia ihn lieben könnte.
Als sich das Schweigen länger erstreckte, wagte es Emilia, die Tür einen Spalt weit zu öffnen, so dass sie und Ulysses in das Innere der Umkleidekabine spähen konnten.
Garm saß auf einer Bank und bot einen elendigen Anblick. In sich zusammengesunken hockte er mit nacktem Oberkörper da und starrte zu Boden.
Erebus stand vor ihm. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und fixierte Garm ungeduldig an.
„Warum sagst du so etwas?“, fragte Garm schließlich mit kraftloser Stimme, die verriet, wie sehr ihn die Worte im Mark getroffen haben mussten.
„Ich will dich warnen, deshalb! Sieh es doch mal so, Garm: Wie würde es dir gefallen, wenn Imperia dir vor allen Leuten das Herz bricht. Wie lächerlich würde es dich machen?“
„Keine Ahnung…“
„Aber du weißt, dass es passieren kann, richtig? Geht dir in deinem Spatzenhirn endlich ein Licht auf?“
Schweigen.
„Garm?“
Noch eisigeres Schweigen.
„Ga-arm?!“
„Ja, verdammt!“, knurrte Garm. „Ich bin nicht taub. Blöd bin ich übrigens auch nicht. Ich weiß sehr wohl, dass irgendwas mit Imperia nicht stimmt. Aber weißt du was, es gefällt mir! Ich mag es, dass sie so kalt und berechnend ist!“, sagte er und klang dabei kaum vernünftiger als ein trotziges Kind. „Gegensätze ziehen sich eben doch an! Sie ist kalt und überlegt, sie verliert nie die Fassung! Und ich bin ein Hitzkopf und aufbrausend! Da hast du`s! Die perfekte Mischung!“
Missbilligend verdrehte Erebus die Augen. „Da glaubst auch nur du, mein Lieber. Vertraue mir: Imperia wird dich abservieren wie noch nie jemand in Hogwarts abserviert worden ist! Und alles was dann von dir übrig bleibt, ist ein Scherbenhaufen.“ Erebus streckte die Hand aus und tätschelte seinem Freund tröstend die nackte Schulter. „Aber keine Sorge, ich setze dich schon wieder irgendwie zusammen. Und jetzt lass uns gehen, sonst verpassen wir noch unsere eigene Feier.“

Als die beiden Jugendlichen wenig später die Kabine verließen, hatten Emilia und Ulysses längst das Weite gesucht und sich unterhalb der Tribüne verborgen, wo sie den Rückweg der beiden Slytherins ungesehen beobachten konnten.
„Wir hätten sie nicht belauschen sollen!“, stieß Ulysses kummervoll hervor, während er sich zu Boden gleiten ließ und dort mit angezogenen Beinen und trauriger Mine sitzen blieb. „Es war privat!“
„Das sagst du bloß, weil es irgendwie auch dich betrifft, oder? Ich meine, du und Garm - und das solltest du wirklich langsam einsehen! - habt das selbe Problem. Ihr leidet an der selben Krankheit!“
„Unsinn! Ich bin nicht mehr in sie verliebt!“
„Aber was hält dich dann noch an ihr?!“, rief Emilia voller Unverständnis. „Du schaust ihr immer noch hinterher und denkst bestimmt ständig an sie! Warum?!“
„Das kann ich dir nicht sagen!“ Ulysses presste sein Gesicht in die Handflächen, als hoffe er, Emilia würde sich in Luft auflösen, sobald er sie nicht mehr sah. „Tut mir Leid“, jammerte er erstickt. „Ich kann es dir nicht erzählen, Emilia …“
„Dann mach deinen Kram gefälligst mit dir alleine aus!“ Am liebsten wäre sie einfach gegangen, nicht aus Wut, sondern um ihm eine Lektion zu erteilen. Andererseits dämmerte es ihr, dass sie Ulysses trotz ihrer Moralpredigten kein Vorbild sein konnte: auch sie schleppte ein unheimliches Gewicht an Geheimnissen mit sich und hatte nie gelernt, sich ihrer zu erleichtern. Emilia konnte nicht gut über ihre eigenen Gefühle sprechen, konnte nur schwer zugeben, wenn sie log - wieso sollte sie also von Ulysses verlangen, dass er sein Herz vor ihr ausschüttete?
Es war nicht fair ihn so zu behandeln. Generell war Emilia viel zu selten einmal fair.
„Es tut mir leid“, mühte sie sich deshalb zu sagen und auch die nächsten Worte kosteten viel Kraft: „Ich benehme mich manchmal so schrecklich, dass es mich selbst schockiert.“
Ulysses hob den Kopf und blinzelte ihr verwirrt entgegen. „Was meinst du damit?“

Sollte es Emilia wagen und tatsächlich versuchen, ihre Gefühle und Gedanken mit jemandem zu teilen? Jemanden in die Nähe ihres Seelenleben kommen zu lassen? Emilia setzte sich neben Ulysses, lehnte sich gegen die Holzverkleidung der Tribüne und zog ebenfalls die Beine an. „Keine Ahnung“, begann sie unsicher, während sie nach den richtigen Worten suchte. „Aber manchmal sind da schreckliche Gedanken in meinem Kopf und dann fürchte ich mich davor, dass alle Menschen so sind wie ich. Dass wir alle diese schrecklichen Gedanken haben, aber niemand es verraten will. Und dass wir alle in Wirklichkeit so eine Art von … Monster sind.“
„Hältst du dich für ein Monster, Emilia?!“ Ulysses` Stimme zeugte von Unverständnis und einsetzenden Schauer.
„Weiß nicht. Aber als Erebus Nott so über Imperia gelästert hat, ist mir klar geworden, dass in meinem Kopf auch so eine Art Imperia sitzen muss. Ich bin auch schrecklich berechnend und …“ Emilia brach ab. Es hatte keinen Sinn. Das Gefühl, sich jemandem anzuvertrauen war erschreckend, zumal sie Ulysses noch nicht lange kannte. Aber wen kannte sie überhaupt? Ihr Leben hatte sich bisher hauptsächlich um ihren Bruder und weniger hauptsächlich um ihre Mutter gedreht, doch letztendlich war es nur Elicius, zu dem sie Vertrauen hatte. Elicius hatte dreizehn Jahre lang Emilias Spielereien und Manipulationen ertragen müssen, doch er hatte Emilia deshalb nie verteufelt.
Irgendwie hatte sie sich nie bei ihm für diese Loyalität und für seine unerschütterliche Gutmütigkeit bedankt. Und nun, da Emilia der Wahrheit ins Auge sah, die Wahrheit darüber, dass er ein fabelhafter Bruder und sie eine grausige Schwester und ein ebenso grausiger Mensch war, schämte sie sich.
Der Streit mit Elicius musste endlich aus der Welt geschafft werden!
Emilia sprang auf. „Lass uns zurück zum Schloss gehen“, schlug sie vor. „Dieses ganze Geschwafel bringt doch eh nichts.“
„Wie du meinst.“ Auch Ulysses erhob sich schwerfällig und schien dankbar zu sein, dass die unangenehmen Gespräche fallengelassen worden waren. Gemeinsam beeilten sie sich, Hogwarts zu erreichen, ehe der nächste Regenschauer sie von neuem durchnässen konnte.

XXXXXXX

Im Gemeinschaftsraum der Slytherins herrschte der Ausnahmezustand, doch das war abzusehen gewesen, nachdem sie nicht nur das Spiel gewonnen hatten, sondern einer aus ihrer Mitte, Garm McKinstry, sich zusätzlich mit einer gehörigen Portion goldenen Ruhmes bekleckert hatte.
Die Quidditchspieler wurden von allen Seiten mit Fragen bestürmt und man reichte ihnen doppelt und dreifach die Hand, um sie für den schnellen Sieg über Hufflepuff zu beglückwünschen. Garm hatte derweil seine nachdenkliche Mine abgestreift wie eine alte Maske und zeigte sich so selbstherrlich wie eh und je, während er jedem versicherte, das Spiel wäre deshalb so einfach zu gewinnen gewesen, weil seine Mannschaft schlichtweg die Beste war. Als Emilia ihn reden hörte, erschien es ihr unmöglich, dass es sich bei dem unsicheren, herzblutenden Jugendlichen, den sie in der Umkleidekabine belauscht hatte, tatsächlich um die gleiche Person handelte.
Elicius saß etwas abseits seiner feiernden Hausgenossen bei einer Partie Zauberschach mit Arachne Cox und war gerade dabei, an seiner heißen Schokolade zu nippen, ehe er seine Klassenkameradin Schachmatt setzte.
„Oh, das gibt es doch nicht!“, rief Arachne frustriert und verkrallte verärgert die Hände in ihre dunklen Drahtlocken. „Ich war mir so sicher, dass ich dich heute schlagen würde!“
Emilia trat an den Tisch und schnippte mit den Fingern, um Elicius` Aufmerksamkeit zu gewinnen. „Komm mal mit“, forderte sie ihn auf.
„Wartet, ihr müsst nicht gehen!“ Arachne sprang von ihrem Stuhl auf, griff nach ihrer schläfrigen Hausspinne Vanessa und nach ihrer halbaufgegessenen Schokoladentafel. „Ich kann auch verschwinden, wenn ihr reden wollt. Kein Problem!“ Und schon war das Mädchen mitsamt Spinne verschwunden und zwischen den übrigen Slytherins abgetaucht.
Emilia setzte sich auf den ihr überlassenden Stuhl und blickte Elicius über das Schachbrett hinweg entgegen. Ihr Bruder blieb stumm, doch es war ein erwartungsvolles, nicht unangenehmes Schweigen, mit der er ihr begegnete.

„Ich habe nachgedacht“, begann Emilia unbeholfen, wusste aber bereits nach diesen drei Worten nicht, wie sie fortsetzen sollte. Etwas verzweifelt blieb sie auf ihrer angefangenen Entschuldigung sitzen und sträubte sich, sie zu Ende zu bringen.
„Mach es nicht so spannend, Emilia.“
„Also gut. Ich habe nachgedacht und irgendwie ist mir klar geworden, wie blöde ich mich in letzter Zeit verhalten habe. Ich wollte nicht, dass du die Ferien in Norwegen verbringst, obwohl ich wusste, dass du es dir wünschst. Tut mir leid, ich war egoistisch … mal wieder.“
Elicius` Gesicht hellte sich auf. „Also bist du einverstanden, dass ich die Ferien bei Mama verbringe?“
„Ich schätze schon … das heißt natürlich nur, wenn du in nächster Zeit besonders nett zu mit bist.“
„Das ist schön!“, rief er, dennoch klang die Freude gedämpft.
Argwöhnisch fragte sie: „Hey, weißt du, wie schwer das gerade für mich ist, nachzugeben? Was willst du denn noch?“
„Ich will, dass du auch mitkommst, Emilia! Ich will nicht alleine Weihnachten feiern, denn es wird nie richtig lustig, wenn du nicht da bist! Bitte komm mit!“ Elicius trug seine Bitte weder flehend noch quengelnd vor, sondern lediglich mit blanker Ehrlichkeit in der Stimme und machte ihr damit klar, wie wichtig es ihm war. Für Emilia war es dennoch schwer, erneut nachzugeben und erneut Ja zu sagen, denn sie fühlte sich elendig schwächlich, ihren Willen nicht durchsetzen zu können. Praktisch seit seiner Geburt hatte sie Elicius herumkommandiert, hatte ihm wahllos Dinge erlaubt oder verboten und Elicius hatte ihre Entscheidungen zu akzeptieren gewusst. Aber inzwischen war er kein kleiner, dummer Junge mehr und Emilia wusste, dass sie die Oberhand längst verloren hatte, es war bloß schwer, diesen Verlust auch zuzugeben.
Andererseits war es auch mindestens genau so schwer, Elicius seine so ehrlich vorgetragene Bitte abzuschlagen.
Und betrachtete man die Angelegenheit wiederum von einer ganz anderen Seite - und das tat Emilia bereits seit geraumer Zeit - war ihr wohlbewusst, dass die Muggelwelt Unmengen von Besonderheiten bereithielt, die Emilia vermisste. Fernsehen bei Kartoffelchips und Limonade zum Beispiel!
Emilia rang mit sich, rang lange um eine Entscheidung bis diese endlich gefallen war. „Na schön“, teilte sie ihrem Bruder mit einer gewissen Portion Hochnäsigkeit mit. „ich komme mit nach Norwegen, wenn du mich unbedingt darum bittest! Dafür bekommst du dann aber auch kein Weihnachtsgeschenk von mir, klar?!“
Elicius versteckte seinen Triumph hinter einem diplomatischen Nicken, zu dem sein verkniffenes, breites Grinsen jedoch nicht ganz passen wollte.

Fortsetzung folgt …


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