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Fanfiction

Ancient History I - Der Verbotene Wald - Heldenhaft

von Kiosk

29. Heldenhaft

Personen:

Elicius Eliassen: ZwölfjĂ€hriger Sohn von Vigdis Eliassen und der Bruder von Emilia. Ein eher ruhiger, zurĂŒckhaltender Slytherin. Kam vor seiner Einschulung in Hogwarts kurzzeitig bei den Rathburn unter.

Emilia Eliassen: ZwölfjÀhrige Tochter von Vigdis Eliassen. Eine Slytherin. Sie ist stets aufmerksam und besitzt ein eher verschlagendes Wesen. Magisch unbegabt. Kam vor ihrer Einschulung in Hogwarts kurzzeitig bei den Rathburns unter.

Finn Finney: Ein ErstklĂ€ssler aus Hufflepuff. Gilt als der begabteste SchĂŒler des Jahrganges, besticht aber vor allem durch seinen guten Charakter.

Garm McKinstry: Ein jugendlicher Unruhestifter aus Slytherin. Er ist unsterblich in Imperia verliebt. Er und seine drei besten Freunde - Erebus Nott, Veikko Johnson und Prester Perkins - bilden die so genannte „Toilettenmafia“.

Humphrey Belcher: Ulysses` Klassenkamerad. Ein liebenswĂŒrdiger Ravenclaw

Imperia Malfoy: Die Ă€ltere Schwester von Lucius. Eine Slytherin und VertrauensschĂŒlerin. Sie wirkt kĂŒhl und distanziert und fĂ€llt im ersten Moment stets durch ihre Schönheit auf.

Madam Burgunder: Sie unterrichtet den Benimmunterricht fĂŒr die MĂ€dchen. Trotz ihres miesen Charakters scheinen ihr die MĂ€nner zu FĂŒĂŸen zu liegen

Plumbeus Bott: Der Sohn des Bohnenerfinders Bertie. Er fÀllt besonders durch seine Langsamkeit und Zerstreutheit auf. Ein Hufflepuff

Professor Jarovit: Ein entfernt menschliches Wesen. In Russland jagte er unter anderem Werwölfe, Vampire und Schwarzmagier. In Hogwarts unterrichtet er Verteidigung gegen die Dunklen KĂŒnste

Rubeta und Arachne Cox: Zwei elfjĂ€hrige Zwillingsschwestern mit großem Herz fĂŒr exotische Tiere. Rubeta ist eine Ravenclaw-SchĂŒlerin, Arachne eine Slytherin

Samantha Samson: Jugendliche Ravenclaw. Mit Hilfe von Ulysses schummelt ihr Imperia tÀglich jenen Trank unter, der ihr die Haarpracht auf Dauer ruinieren wird.

Ulysses Rathburn: ElfjÀhriger Ravenclaw. Verwöhntes Einzelkind. Ist Imperia Malfoy hoffnungslos verfallen und schadet in ihrem Namen Samantha Samson mit TrÀnken.

Valkyrie Eliassen: Die Großtante von Emilia und Elicius

Victoria Knight: Eine ErstklĂ€sslerin aus Ravenclaw. Sie ist stets munter und aufgeweckt. Ihr Haustier ist ein stinkender, aber handzahmer VielfraßrĂŒde namens Rudolph.

Vigdis Eliassen: Die Mutter von Emilia und Elicius. Eine Squib. Aufgrund ihres desolaten, verantwortungslosen Lebensstils von der Familie verachtet

William Barkley: Ein ErstklÀssler aus Ravenclaw. Wie Ulysses stammt auch er aus Hogsmeade, wo er zusammen mit seiner etwas verschrobenen Mutter ein Haus am Rand des Dorfes bewohnt. Er ist ungewöhnlich still und unabhÀngig

Bisherige Handlung:
WĂ€hrend einer Exkursion in den Wald, geleitet von Madam Sprout und Professor Kesselbrand, kommt es zu einem blutigen Zwischenfall, bei dem Kesselbrand einen Finger verliert. Zudem finden Emilia und ihre Freunde abseits der Wege einen mysteriösen SchĂ€del, der auf einem Stein platziert lag. Da sie befĂŒrchten, es könnte sich hierbei um die Überreste eines Vermissten handeln, nehmen sie ihn mit und zeigen ihren Fund Professor Jarovit, der das Fach Verteidigung gegen die Dunklen KĂŒnste unterrichtet. Dieser jedoch stuft die Entdeckung als unwichtig ein, da es sich lediglich um den SchĂ€del eines unverwandelten Werwolfes handelt, nicht aber um den SchĂ€del eines Menschen. Erst als Emilia und Victoria ihn wenig spĂ€ter ĂŒber die genauen FundumstĂ€nde und die mysteriösen Symbole, die in den SchĂ€del eingraviert sind, aufklĂ€ren, zeigt sich der Professor verdĂ€chtig interessiert. Er verlangt von den MĂ€dchen, den genauen Fundort preiszugeben, doch einem unguten GefĂŒhl folgend weigern diese sich. Stattdessen beschließen sie, gemeinsam mit Ulysses, William, Rubeta, Arachne und Finn, den SchĂ€del selbst zurĂŒck in die WĂ€lder zu bringen, um einen möglicherweise existierenden Bannkreis erneut zu vervollstĂ€ndigen. So brechen die Kinder eines Nachmittags auf. Im Wald jedoch glauben sie von einem vernarbten Mann in Begleitung eines Tieres verfolgt zu werden, ehe sie unvermittelt einen Teil des Waldes erreichen, in dem ewiger Winter zu herrschen scheint.

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Oktober 1961

Der Quader, auf dem der SchĂ€del erneut seine Ruhe finden sollte, war groß, aber nicht bemerkenswert auffĂ€llig. Dennoch entsprach er exakt Emilias Erinnerung, und als sie vor dem wuchtigen Steinblock stand und zu ihm hinaufblickte, erschienen ihr diese Erinnerungen auch außergewöhnlich lebendig. Sie erinnerte sich an die erste BerĂŒhrung ihrer Fingerspitzen mit der rauen, wettergeschĂ€digten OberflĂ€che des SchĂ€dels, an das GerĂ€usch, das der Vielfraß Rudolph beim angestrengten SchnĂŒffeln verursacht hatte, weil er nichts lieber getan hĂ€tte, als ihr den Fund aus der Hand zu reißen und darauf herum zu kauen.
Und dennoch war alles anders.
Raureif bestimmte nun das Bild dieser Gegend, Raureif der alles bedeckte, und Wind, der alles wieder mit hinfort riss. Der gesamte Wald schien in Aufruhr. Emilias Kleidung war vom letzten Platzregen noch völlig durchnĂ€sst und wenn sie zurĂŒckdachte, fiel ihr kein Moment in ihrem Leben ein, in dem ihr jemals so kalt gewesen war.
Aber sie war am Ziel. Sie konnte es kaum erwarten, endlich den SchĂ€del dort zu platzieren, wo er hingehörte und danach endlich ins Schloss zurĂŒckzukehren, wo es warme Betten und noch wĂ€rmere GetrĂ€nke gab.

Doch das kommende Unterfangen erwies sich keinesfalls als so einfach, etwas, dass Emilia bereits geahnt hatte. Der Wald schien KrĂ€fte zu entfesseln, von irgendwo aus seinem finsteren Herzen drangen heftige, schneidend kalte Böen und Emilia hatte das GefĂŒhl, vom Wind zu Boden gedrĂŒckt zu werden.
Ihren sechs Begleitern erging es nicht besser. Sie alle hatten sich um einen breiten Baumstamm gedrĂ€ngt, um wenigstens etwas windgeschĂŒtzt zu sein, doch die Böen wirbelten durch ihre Haare und trieben ihnen BlĂ€tter ins Gesicht, so dass es allen schwer fiel, etwas zu erkennen. Trotzdem, oder gerade deshalb, waren sie alle besonders wachsam, denn jedes der sieben Kinder hatte mit eigenen Augen den merkwĂŒrdigen, blassen Fremden gesehen, der ihnen offenbar eine ganze Weile gefolgt war, und sicherlich kreisten die Gedanken von Rubeta und William zusĂ€tzlich um ihr Erlebnis mit dem angeblichen Pferdewesen, dem sie vor wenigen Wochen hier in diesem Gebiet begegnet waren. Emilia hingegen lauschte vermehrt als dass sie sich genau umsah, denn ihre grĂ¶ĂŸte Sorge galt den Stimmen im Wind, die sie beim letzten Waldausflug so entsetzt hatten. Doch abgesehen von seinem ĂŒblichen Tosen, Toben und Rauschen verhielt sich der Wind heute nicht anders als man es von einem Sturm erwartete, und Emilia konnte weder ein SĂ€useln noch ein Wispern vernehmen.
Sie ließ ihre Schultasche zu Boden gleiten und barg den mitgebrachten SchĂ€del aus seinem Inneren. Sorgsam hielt sie ihn mit zwei HĂ€nden, aus Angst, die nĂ€chste Böe könnte ihn vielleicht aus ihrem Griff reißen, denn tatsĂ€chlich wĂŒtete der Sturm erbarmungslos. Emilia hielt den Atem an, wĂ€hrend sie ĂŒberlegte - und instinktiv ahnte sie es bereits - ob der Wind und der SchĂ€del in irgendeinem Zusammenhang stehen mochten.

„Ich muss auf diesen Quader klettern“, teilte sie den sechs Kindern mit. „Ich kann den SchĂ€del schlecht hinauf werfen.“
„Der wird doch eh sofort wieder heruntergeweht!“, rief ihr Finn frustriert zu, wĂ€hrend er versuchte, mit beiden HĂ€nden seine Augen vor der herumwirbelnden BlĂ€ttern abzuschirmen. „Der Wind ist zu stark!“
„Er wird bestimmt aufhören!“, versicherte Victoria ihm, doch Finn verstand sie nicht.
„Wie? Was hast du gesagt?!“
„Ich sagte“, wiederholte Victoria etwas lauter, „dass der Wind bestimmt aufhören wird, sobald der SchĂ€del wieder auf diesem Quader liegt!“ Und an Emilia gewandt fuhr sie fort. „Als wir das letzte Mal im Wald waren und den SchĂ€del mitgenommen haben, hat dieser Wind erst danach eingesetzt! Ich wette, dafĂŒr war dieser Bannkreis gedacht: Er soll diesen Sturm zĂŒgeln!“
„Aber es ist doch bloß ein Sturm“, kam es nun von Ulysses. „Okay, ein heftiger Sturm zwar, aber er ist ungefĂ€hrlich.“
„In dem Buch ĂŒber Knochenhexerei, das Emilia und ich gelesen haben“, sagte Victoria gedankenverloren, „stand etwas darĂŒber, dass der SchĂ€del des unverwandelten Werwolfes vor Schattenwesen schĂŒtzen soll. Wer sagt denn, das Schattenwesen Körper besitzen? Vielleicht ist dieser Wind selbst eines dieser Wesen!“
Zugegeben, Victorias Idee war nicht schlecht, doch genau wie Ulysses glaubte Emilia letztendlich nicht daran, dass der Bannkreis errichtet worden war, um vor einem Sturm zu schĂŒtzen. Es erschien Emilia eher so, als hĂ€tten sie es lediglich mit dem Atem eines Wesens zu tun, nicht jedoch mit dem Wesen selbst. Doch sie beschloss, dass es besser war, diesen Verdacht nicht zu erwĂ€hnen. Wahrscheinlich hĂ€tte die Vorstellung eines atmenden, riesigen Wesens die anderen weit mehr erschreckt, als die Sturmböen, die an ihnen zerrten.
„In Ordnung, versuchen wir es! Versuchen wir, diesen SchĂ€del dort oben zu platzieren!“, forderte William die Gruppe energisch auf. „Wenn diese Knochenhexerei tatsĂ€chlich funktioniert, sollte dieser Spuk augenblicklich aufhören, sobald der Bannkreis wieder vollstĂ€ndig ist.“ Und er trat neben Emilia und begutachtete die Höhe des Quaders. „Mit einer RĂ€uberleiter kann man es schaffen. Ulysses, komm her und hilf mir Emilia hochzuheben.“

Die beiden Jungen brachten sich in Position und schafften es mit vereinten KrĂ€ften, Emilia ein StĂŒck hoch zu hieven. FĂŒr Emilia war es gar nicht so einfach, das Gleichgewicht zu halten, denn mit der einen Hand umklammerte sie noch immer fest den SchĂ€del und von allen Seiten rĂŒttelten die Böen an ihr wie tausend stoßende, schubsende HĂ€nde.
„Ein StĂŒck höher noch!“, rief Emilia ihren beiden Helfern zu. Unter sich hörte sie William und Ulysses gemeinsam bis drei zĂ€hlen, dann wurde sie um ein weiteres StĂŒck angehoben. Emilia konnte sich nun am Rand des Quaders festhalten und darĂŒber hinaus in das vereiste Herz des Waldes blicken. Sie kĂ€mpfte mit dem Gleichgewicht, wĂ€hrend sie versuchte mit der anderen Hand den SchĂ€del ĂŒber den Rand zu schieben und ihn exakt dort abzulegen, wo er noch vor kurzem gelegen hatte. In der Mitte des Quaders schien es eine kleine Vertiefung zu geben und sie machte sich so lang wie möglich, um den SchĂ€del dort zu platzieren.
Doch was nun geschah, ließ Emilia an ihrem Verstand zweifeln.
Eine Böe traf sie so stark, dass eine wirbelnde Welle von Laub Emilia ins Gesicht peitschte; sie geriet ins Wanken, fiel jedoch nicht. Sie hielt den SchĂ€del vor sich und es fehlte nur noch ein kleines StĂŒck und sie hĂ€tte ihn in die Vertiefung setzen können, als der Wind begann, sein Spiel mit ihm zu treiben. Er fuhr dem SchĂ€del mit einem ungeheuren Rauschen und Zischen in die beiden leeren Augenhöhlen und in die formlose Nase und Emilia hörte die Böe im Inneren des SchĂ€dels, wo sie wirbelte, heulte und schließlich durch die Unterseite des Kopfes wieder entwich. Und beim passieren dieser Engstelle erzeugte der Wind die Stimme:
Emilia hörte sie laut und deutlich. Noch immer hielt sie den SchĂ€del fest in der Hand, spĂŒrte ihn unter dem Druck des Luftzuges beben. Doch die Stimme war das schlimmste von allem. Sie war hoch und drohend und Ă€hnelte keinem Laut oder Ton, den Emilia je gehört hatte. Und die Stimme, die dem nackten SchĂ€del entwich zischte Emilia an, ohne dass sie hĂ€tte sagen können, was genau die Stimme zischte. Trotzdem verstand sie.
Sie wusste, dass es eine Drohung war, sie verstand es instinktiv, genau wie sie das mahnende Fauchen einer Katze instinktiv verstand.
Und Emilia entsetzten diese geisterhaften, grausigen Töne so sehr, dass sie den SchĂ€del augenblicklich losließ. Der Sturm tat sein ĂŒbriges: Fast so, als hĂ€tte er auf den Moment der Unachtsamkeit gewartet, erhob er sich und peitschte gegen Emilia an, so dass sie endgĂŒltig das Gleichgewicht verlor. Sich selber angstvoll schreien hörend, stĂŒrzte sie mit den RĂŒcken voran gen Erdboden und riss Ulysses und William mit sich. Doch wĂ€hrend sie fiel, registrierte sie, wie der SchĂ€del nicht einmal Gelegenheit dazu bekam, auf dem Quader aufzuschlagen, sondern augenblicklich von dem wild kreischenden Wind erfasst und weggeschleudert wurde.

Es krachte, als Emilia mit dem RĂŒcken auf dem Erdboden aufschlug und ihr blieb kurzzeitig die Luft weg. Eigentlich hĂ€tte sie sich glĂŒcklich schĂ€tzen können, denn sie landete auf einer Schicht alter BlĂ€tter, die ihren Sturz bremsten, doch diese Schicht war durchsetzt von dem festen Eis, so dass sie eher das GefĂŒhl hatte, auf kleinen Nadelspitzen zu landen, die sich ihr in den RĂŒcken bohrten.
„Was ist los?!“, schrie Victoria und tauchte in Emilias Blickfeld auf, als sie sich ĂŒber sie beugte. „Emilia, alles in Ordnung? Kannst du mich sehen? Siehst du mich?!“ Eilig fasste sie Emilia an den Schultern und richtete ihren Oberkörper auf.
Emilia schĂŒttelte kurz ihren Kopf, in der Hoffnung, die aufgeschreckten und in sich verknoteten GedankengĂ€nge damit entwirren zu können.
Vor sich sah sie Ulysses und William, die sich ihre schmerzenden Arme, Wangen und Knie rieben, aber ansonsten unbeschadet waren.
„Ich bin runter gerissen worden“, murmelte Emilia noch immer etwas bedröppelt. „Verdammter Wind
“. Aber kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, war ihre Erinnerung wieder vollstĂ€ndig und ihre Gedanken glasklar. „Der SchĂ€del ist weggeweht worden!“, rief sie und sprang auf.
Die sechs anderen sahen sich alarmiert um und Rubeta rief: „Dahinten liegt er!“ Dabei deutete sie mit dem Finger auf eine Stelle gut fĂŒnfzehn Meter vom Quader entfernt. Der SchĂ€del rollte, angeschoben von dem ĂŒbermĂ€chtigen Wind, auf einem Bett aus wirbelnden Laub in Richtung einiger eng stehender BĂ€ume und einem Flechtwerk aus DornengestrĂŒpp.
„Das ist doch unmöglich!“, hörte sich Emilia selbst leise murmeln.

Rubeta reagierte mit ungeahntem Mut. Sie war losgerannt, noch ehe die anderen die Situation ganz ĂŒberblickt hatten und stĂŒrmte nun auf den SchĂ€del zu. Ein pummeliges MĂ€dchen, das versuchte, sich gegen einen aufbrausenden Sturm zu behaupten. Doch der Sturm punktete zuerst: ehe Rubeta ihre HĂ€nde ausstrecken und nach dem SchĂ€del greifen konnte, hatte der Sturm ihn erfasst und trug ihn, gemeinsam mit tausenden toten BlĂ€ttern, hinein in das finstere GestrĂŒpp. Rubeta zögerte nicht, sich ebenfalls mitten rein zu werfen und binnen Sekunden war sie in dem Dornengeflecht verschwunden. Ihr bescheidenes Lumoslicht war nicht mehr zu sehen.
„Komm zurĂŒck!“, kreischte Arachne, die sich die HĂ€nde vor Angst ins Gesicht schlug. „Rubeta!“
Auch die anderen Kinder riefen nach dem MĂ€dchen. Und lauschten, in der Hoffnung, eine Antwort zu erhalten.
Doch bis auf den rauschenden Wind war es still in dem Wald. Das einzige, was Emilia sonst noch zu hören bekam, waren ihre eigenen, heftigen AtemzĂŒge.
Keiner der Übriggebliebenen wollte es aussprechen, doch Emilia wusste, dass sie alle von der selben Furcht geplagt wurden: Dass Rubeta auf der Jagd nach dem SchĂ€del auf Irrwege gefĂŒhrt und dass sie, ganz alleine auf sich gestellt, mit einem weiteren Spuk konfrontiert werden wĂŒrde.
„Der Wind lebt“, flĂŒsterte Victoria ohnmĂ€chtig. Sie stand noch immer neben Emilia und hatte sich die Hand vor dem Mund gepresst. „Ich sagte doch, dass er lebt! Es ist ein Untier und es kann denken! Und jetzt wird er Rubeta weglocken!“

Arachne hörte ihre Worte und geriet in Panik. TrĂ€nenĂŒberströmt lief sie in Richtung des GestrĂŒppes, in dem Rubeta verschwunden war und flehte um die RĂŒckkehr ihrer Schwester. Die anderen folgten dem MĂ€dchen, auch aus Angst, der Gruppe könnte eine weitere Person verloren gehen. Beim Gehen bemerkte Emilia den ziehenden Schmerz in ihrem linken Handgelenk, doch sie schob den Gedanken, dass sie sich beim Sturz etwas gebrochen haben könnte, weit von sich. Gebrochene Knochen mussten warten bis sie Hogwarts erreicht hatten!
Bei ihrer Verfolgungsjagd hatte Rubeta regelrecht eine Schneise in das GestrĂŒpp getrieben. Zerbrochene Dornenzweige hingen kreuz und quer und an einigen fanden sich Stoffreste von ihrem Umhang.
William setzte mutig einige Schritte hinein in das Dornennest und versuchte mit seinem Zauberstab etwas Licht zu schaffen. „Rubeta?“, rief er laut.
„Wir sollten Hilfe holen!“, drĂ€ngte Finn aufgeregt.
Ulysses gab ihm Recht. „Ja, am Besten bleibt die HĂ€lfte von uns hier, falls Rubeta zurĂŒckkommt! Die andere HĂ€lfte holt die Professoren!“
Emilia warf Finn und Ulysses einen mahnenden Blick zu. „Wir dĂŒrfen uns nicht trennen!“
„Das ist doch bekloppt!“, fuhr Ulysses sie gereizt an. „Was spricht dagegen?!“
Emilia antwortete nicht, auch deshalb nicht, weil sie sich sicher war, ihm keine besonders gute ErklĂ€rung liefern zu können. Wie hĂ€tte sich ihm objektiv darlegen können, dass sie das GefĂŒhl hatte, noch schlimmere Dinge könnten ihnen zustoßen, sobald sie sich aufteilten?
„Wir mĂŒssen Rubeta hinterher!“, befahl William, der sich noch ein paar Meter tiefer in das GestrĂŒpp gewagt hatte. Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, stob Arachne vorwĂ€rts und folgte dem Jungen in das schattige Dickicht. Die ĂŒbrigen folgten zögerlicher.

Bereits nach einer Minute erschien es Emilia, als wĂŒrde sie sich durch den Leib eines Wesens bewegen, das in seinem Leben zu viele Dornenzweige hinuntergewĂŒrgt hatte. Um sie herum war es stockfinster, bis auf die sechs Lumoslichter natĂŒrlich, von denen die einen schwach, die anderen stĂ€rker leuchteten. Dornenranken von der Dicke eines Oberschenkels und grĂ¶ĂŸer ragten aus der Erde empor und hatten sich untereinander zu pflanzlichen Knoten verflochten. Über den Kindern lag ein Baldachin aus GestrĂŒpp, der keine Sicht nach oben zuließ und falls man doch einmal den Kopf hob, in der unsinnigen Hoffnung, ein StĂŒck Himmel zu erkennen, lief man Gefahr, sich an einem der Abermillionen Dornen das Auge auszustechen. Und lĂ€ngst nicht alle Dornen waren klein und zerbrechlich, manche von ihnen hatten die GrĂ¶ĂŸe von Dolchen angenommen. Ein falscher Schritt, ein Ausrutscher und man wĂ€re regelrecht aufgespießt worden.
„William, bist du sicher, dass das der richtige Weg ist?“, wollte Ulysses wissen. Die Frage war berechtigt denn in der Tat verlief kein Pfad in dem GestrĂŒpp. Zwar gab es dutzende Möglichkeiten in eine Richtung voranzukommen, doch nirgends fanden sich weitere Stoffreste oder andere eindeutige Beweise dafĂŒr, dass Rubeta vor ihnen hier gewesen war.
„Nein, eigentlich nicht“, gab William, der an der Spitze ging, zu. Der Junge wandte sich zu den anderen um, die geduckt hinter ihm liefen. Im Licht seines Zauberstabes war kaum mehr zu erkennen als die rechte HĂ€lfte seines Gesichtes, das in der Dunkelheit schwebte. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass der SchĂ€del so weit hinein geweht wurde“, fuhr William fort. „Der Wind ist hier viel schwĂ€cher.“
„Aber wo sollte Rubeta sonst sein?!“, rief Arachne aufgelöst vor Sorge. „Warum hat sie nicht geantwortet?“
„Vielleicht hatte sie einfach etwas besseres zu tun“, mutmaßte Finn. „So verbissen, wie sie diesem SchĂ€del hinterher gejagt ist, könnte ich mir vorstellen, dass sie uns ĂŒberhaupt nicht mehr gehört hat.“ Dabei rieb er sich etwas zerknirscht einen blutigen Striemen auf seinem HandrĂŒcken, den einer der Dornen verursacht hatte. „Hoffentlich gehört dieses GestrĂŒpp hier nicht zu den Giftpflanzen“, murmelte er.

Sie beschlossen, dass es besser war umzukehren, anstatt weiterhin durch das Dickicht zu irren. Nach gut zwanzig Metern konnten sie die Stelle erkennen, durch die sie das Dickicht betreten hatten. Emilia lief nun vorne. Argwöhnisch spĂ€hte sie durch die Ranken und Zweige des GestrĂŒpps, ob sich auf der Lichtung derweil eine andere böse Überraschung eingefunden haben könnte.
Und da sah sie es: In der DĂŒsternis vor ihr, im Schatten mĂ€chtiger BĂ€ume glĂŒhte ein fahles Licht. Emilia erstarrte augenblicklich. Und Victoria, die hinter ihr lief, hauchte entsetzt: „Das Geisterlicht!“
Das Licht Ă€hnelte tatsĂ€chlich dem, das sie bei ihrem letzten Waldausflug gesehen hatten und doch war es ganz anders: Beim letzten Mal hatte das Licht den ganzen Horizont ausgefĂŒllt und hatte sich schneller bewegt, als ein Mensch je hĂ€tte laufen können. Das Licht hingegen, das nun einen Teil der Lichtung erhellte, war schwach und bewegte sich holprig und erinnerte Emilia irgendwie an ein Kind, das unbeholfen eine Laterne mit sich trug.
„Oh“, machte Emilia und schĂŒttelte ĂŒber sich selbst den Kopf. „Das ist nicht das Geisterlicht, Victoria! Das ist ein Lumoszauber!“
„Sicher?“, hakte das MĂ€dchen nach. „Beim letzten Mal hĂ€tte ich auch gedacht, es wĂ€re ein Lumoszauber aber-“
Arachne klĂ€rte die Situation auf, indem sie kurzerhand lauthals nach ihrer Schwester rief: „Bist du das Rubeta?!“

Der Schein auf der Lichtung hielt inne, zuckte kurz und kam dann tĂ€nzelnd nĂ€her. Aus der umliegenden Dunkelheit schĂ€lte sich schließlich die Kontur eines MĂ€dchens, das in der einen Hand einen Zauberstab und in der anderen einen SchĂ€del hielt.
„Rubeta!“, riefen die sechs Kinder einstimmig und krochen eilig aus dem DornengestrĂŒpp hervor. TrĂ€nenerstickt fiel Arachne ihr um den Hals.
„Wo wart ihr?“, wollte Rubeta etwas verblĂŒfft wissen. „Oh nein, ihr habt mich doch nicht etwa gesucht, oder?“ Das MĂ€dchen hatte wie zu erwarten einige Schrammen im Gesicht, dort, wo die Dornen sie erwischt hatten, und ihre Kleidung war an nicht wenigen Stellen zerrissen. NatĂŒrlich wusste Emilia aber, dass sie und die anderen inzwischen nicht viel besser aussahen.
„Wir haben nach dir gerufen!“, blaffte Victoria das MĂ€dchen gereizt an. „Warum hast du denn nicht geantwortet, wenn du in der NĂ€he warst?“
Rubeta zuckte mit den Schultern. „Ich habe euch gehört, aber da war ich bereits auf dem RĂŒckweg“, teilte sie ihnen unbedarft mit. „Der SchĂ€del hatte sich nĂ€mlich an ein paar großen Dornen verfangen und da konnte ich ihn einfach erreichen. Als ich umgedreht bin und das Dickicht wieder verlassen habe, wart ihr nicht mehr da. Ich habe euch immer noch rufen gehört, aber ich dachte, ihr seid noch bei dem Steinblock dort vorne, also habe ich euch dort gesucht.“
Victoria schnaubte wenig belustig und wischte sich ein paar Tropfen Blut von der Wange, die aus einer kleinen Schramme quollen. „Prima wenn man einfach blind aneinander vorbei lĂ€uft“, kommentierte sie.
„Aber was war denn ĂŒberhaupt los?“, fragte Rubeta und sah sich nach Emilia um. „Dir hat der Wind den SchĂ€del aus der Hand gerissen?“
„Ja“, sagte Emilia ernst, eine Sekunde spĂ€ter jedoch wurde ihr bewusst, dass es nicht ganz der Wahrheit entsprach. Eigentlich hatte sie selbst den SchĂ€del losgelassen, nachdem sie die eigenartigen GerĂ€usche hörte, die er von sich gegeben hatte. Im Nachhinein jedoch betrachtet erschien ihr das Erlebnis Ă€ußerst surreal. Hatte sie wirklich eine Stimme gehört oder bloß eine Aneinanderreihung verzerrter Töne, die der heulende Wind verursacht hatte? Sie war so unsicher, was das Beantworten dieser Frage anging, dass sie beschloss, den anderen die Wahrheit besser vorzuenthalten.

„Was nun?“, meldete sich Finn zu Wort. „Probieren wir es noch einmal, den SchĂ€del loszuwerden?“
„Denkst du etwa“, antwortete William kĂŒhl, „wir haben den ganzen Weg auf uns genommen, um jetzt aufzugeben? NatĂŒrlich bringen wir den SchĂ€del zu seinem Steinblock zurĂŒck, ganz egal, was dann passiert. Ob dieser Wind endlich aufhört oder nicht, Hauptsache wir werden diesen SchĂ€del los.“ Da war etwas in Williams Stimme, ein Unterton, der Emilia verriet, dass der Junge lĂ€ngst nicht an die Wirkung der Knochenhexerei zu glauben schien. Das wiederum erinnerte sie daran, dass von allen Gruppenmitgliedern letztlich bloß Victoria und sie selbst fest von der Knochenhexerei ĂŒberzeugt waren. Die anderen fĂŒnf Kinder jedoch schienen eher aus SolidaritĂ€t mitgekommen zu sein oder weil sie sich ein Abenteuer versprochen hatten. Nun, ein Abenteuer hatten sie alle bekommen, was Emilia jetzt noch fehlte, war der unumstĂ¶ĂŸliche Beweiß fĂŒr die Kraft und die Wirksamkeit der SchĂ€del, und dieser Beweiß konnte nur erbracht werden, wenn der Bannkreis wieder vollstĂ€ndig war - und hoffentlich auch funktionierte!
Die sieben Kinder kehrten, nach wie vor durchgeschĂŒttelt von dem Sturm, zu dem Steinquader zurĂŒck.
„Ich glaube nicht, dass ich dort noch einmal hinaufklettern kann“, gab Emilia zögernd zu. „Meine Hand ist wegen dem Sturz verstaucht oder so.“
„Kein Problem“, sagte Rubeta, ehe sich jemand anderes freiwillig melden konnte. „Ich traue es mir zu, denke ich, wenn mich jemand per RĂ€uberleiter hochhebt. Außerdem bin ich ein bisschen stĂ€mmiger als Emilia, mich kann der Wind nicht so einfach umwehen.“ Und bei diesen Worten plusterte sich Rubeta in ihrer Tapferkeit regelrecht auf. Emilia musste sich eingestehen, dass Rubeta weitaus mehr Heldenmut besaß, als sie jemals vermutet hatte, auch weil es Rubeta gewesen war, die ohne zu zögern und völlig auf sich alleine gestellt den SchĂ€del zurĂŒckgeholt hatte. Trotz aller Schreckhaftigkeit und der Angewohnheit, sich bei Angst stĂ€ndig bei ihrer Schwester einzuhaken, besaß das pummelige MĂ€dchen also durchaus eine gewaltige Portion Mut!

Erneut mussten Ulysses und William fĂŒr die RĂ€uberleiter herhalten und diesmal Ă€chzten sie noch ein bisschen lauter, als sie Rubeta empor hievten. Trotz dieser wackeligen Angelegenheit, trotz des Windes und trotz ihrer geringen KörpergrĂ¶ĂŸe blieb Rubeta souverĂ€n, nahm den SchĂ€del und setzte ihn behutsam auf der Spitze des Steinquaders ab.
Als sich Knochen und Stein berĂŒhrten, jaulte der Wind wie ein Untier auf. Und wurde schließlich schwĂ€cher

Es war kein abruptes Abreisen seiner WindstĂ€rke, also lĂ€ngst nicht so spektakulĂ€r, wie Emilia es sich vorgestellt hatte, doch der Unterschied war deutlich: Statt in arktischen Böen ĂŒber den Waldboden zu fegen und dabei Unmengen von Laub aufzuwirbeln, strich der Wind nun etwas besĂ€nftigter umher.
Die Kinder blickten sich um, die einen mĂ€ĂŸig ĂŒberrascht, andere verblĂŒfft. Victoria hingegen machte ein so allwissendes Gesicht, dass niemand daran zu zweifeln gewagt hĂ€tte, sie hĂ€tte es nicht schon von Anfang an geahnt. „Ich wusste doch, dass Professor Jarovit uns etwas vorgemacht hat, als er sagte, Knochenhexerei wĂ€re Humbug. Und dass der Wind abschwĂ€chen wĂŒrde, sobald der Bannkreis wieder steht, war auch klar!“, brĂŒstete sie sich zufrieden. WĂ€hrend sie das sagte, erreichte Rubeta wieder festen Boden unter den FĂŒĂŸen und strahlte ihr glorreichstes LĂ€cheln. „Unfassbar, nicht wahr?“, rief sie. „Der Bannkreis funktioniert und hat diesen dĂ€mlichen Wind ordentlich eins ausgewischt!“
Es war William, der noch immer nachdenklich wirkte und mit wachsamem Blick den Wald jenseits des Steinquaders sondierte. „Nur ich frage mich“, murmelte er, „was passieren wĂŒrde, wenn man in den Bannkreis eintritt? Wenn man weit hineinlĂ€uft, meine ich. Was passiert dann? Auf was wĂŒrde man dort treffen?“
„Will ich nicht wissen!“, sagte Finn prompt. „Der Wind hat mir gereicht! Das Eis hat mir auch gereicht! Was immer im Inneren des Waldes wartet, es ist wahrscheinlich tausend Mal schlimmer als das hier. Es ist gut, dass ein Bannkreis existiert, der das Übel eingrenzt!“

Den SchĂ€del und den Steinquader hinter sich lassend, machten sich die sieben wieder auf den Weg in Richtung Schloss. Obwohl der Bannkreis offensichtlich seine Wirkung zeigte, war der Wald zu großen Teilen noch immer von dem dĂŒnnen Eis bedeckt, an das sich die Kinder inzwischen gewöhnt hatten. Emilia war sich sicher, dass das Eis jedoch bald abschmelzen wĂŒrde, denn ganz offensichtlich war es Teil eines Spuks, der nun zurĂŒckgedrĂ€ngt worden war.
Heitere Stimmung verbreitete sich unter den Kindern, ausgelöst durch die Gewissheit, etwas wirklich großartiges und vor allem etwas wirklich großartig magisches vollbracht zu haben. Nur Emilia ließ sich nicht davon anstecken. Ihr Handgelenk schmerzte furchtbar und abgesehen davon hatte sie, wĂ€hrend sie hinter den anderen durch den Wald schritt, das eigenartige GefĂŒhl, das Ende des Abenteuers noch nicht erreicht zu haben. Wie hĂ€tte ihr geflickter Bannkreis auch etwas auf Dauer zurĂŒckhalten können, wenn niemand wusste, wem oder was genau dieser Bann ĂŒberhaupt galt?
Den Kopf mit diesen dĂŒsteren Gedanken beseelt, wandte sich Emilia ein letztes Mal kurz um und blickte zurĂŒck in Richtung des Steinquaders, der unlĂ€ngst hinter BĂ€umen und GestrĂŒpp verschwunden war. Doch irgendwo in der Ferne sah Emilia ein geisterhaftes Leuchten am Horizont, nicht stark genug, um Schatten werfen zu können, aber hell genug, um sie zu blenden. Doch diesmal, das wusste Emilia, gehörte dieses Licht nicht zu dem Lumoszauber eines Magiers


XXXXXXX

Ein paar Stunden, eine heißen Dusche und ein Satz kuscheliger Klamotten spĂ€ter, versuchte sich Emilia tief ĂŒber einen Tisch gebeugt auf ihre Hausaufgaben fĂŒr den morgigen Tag zu konzentrieren. Es war bereits spĂ€t und der Gemeinschaftsraum der Slytherins fast leer, doch auch ohne herumwuselnde SchĂŒler fiel es Emilia schwer, sich auf ihr Geschriebenes zu konzentrieren. Immer wieder wurden ihre Gedanken von den Erinnerungen an das nachmittĂ€gliche Abenteuer fortgelockt, oder, falls das einmal nicht der Fall war, es war ihre schmerzende linke Hand, die fĂŒr Ablenkung sorgte.
Leider wĂŒrde sich der Text ĂŒber die Unterschiede von Schatten- und MondlichtgewĂ€chsen, den Madam Sprout morgen erwartete, kaum von selbst schreiben und so verbiss sich Emilia ehrgeizig in ihre Aufgabe - was dennoch keinen Zweck hatte.
Seufzend rieb sich Emilia die Stirn, die natĂŒrlich die unverschĂ€mte Gelegenheit nutzte, sich bei ihr mit stechenden Kopfschmerzen zu melden. Sie beschloss, sich ein paar Minuten abzulenken, indem sie ein paar ihrer Hausgenossen beobachtete, doch als Emilia den Kopf hob und sich umblickte, stellte sie verblĂŒfft fest, dass sie so gut wie alleine in dem großen, dĂŒsteren Gemeinschaftsraum war.
Nur ein Junge war noch anwesend, der argwöhnisch zu ihr herĂŒberblickte. Es war Elicius.
„Was machst du hier?!“, knurrte Emilia ihn an.
Elicius` Blick blieb finster. „Was interessiert es dich?“, entgegnete er unterkĂŒhlt. „Es ist genauso mein Gemeinschaftsraum.“
„Und was starrst du mich dann so dĂ€mlich an?“
„Oh, das tut mir furchtbar leid“, spottete er. „Konnte ich wissen, dass du so ĂŒberreagieren wĂŒrdest, nur weil ich zu dir herĂŒberschaue? Denn eigentlich habe ich nur zu dir geschaut, weil ich mich gefragt habe, warum du so zerschlagen aussiehst und eventuell habe ich mir Sorgen um dich gemacht.“
Emilia blieben bis auf weiteres die Worte im Hals stecken. Eigentlich wollte sie in ihrer Überreaktion soeben dazu ansetzen, ihren Bruder ordentlich die Leviten zu lesen und anschließend nach einer Möglichkeit suchen, ihn aus dem Gemeinschaftsraum zu vertreiben. Nun jedoch, als er davon sprach, dass er sich Sorgen machte, verpuffte ihr Groll gegen ihn.

„Was ist passiert?“, wollte Elicius in einer etwas gemilderten, aber weiterhin distanzierten Tonlage wissen. „Was sind das fĂŒr Schrammen in deinem Gesicht?“ Er schob das Buch, in dem er zuvor gelesen hatte, von sich und stand auf, um den Schaden von Nahem zu betrachten. „Bist du in einen Rosenbusch gestĂŒrzt?“, fragte er dann.
„So Ă€hnlich“, gab Emilia zu, wĂ€hrend sie sich fragte, ob sie wirklich schon dazu bereit war, den Streit mit ihrem Bruder zu vergessen und ihn einzuweihen.
„Warst du bei der Krankenstation? Und was ist mit deiner Hand passiert? Die ist ja total bunt angelaufen!“
„Ach, jetzt löchere mich doch nicht mit diesen verdammten Fragen!“, gewitterte sie, doch es gelang ihr nicht, ihn dadurch zu verreiben. Im Gegenteil. Elicius zog einen der StĂŒhle zurĂŒck, um sich neben sie zu setzen.
„Also?“, fragte er, als hĂ€tte er ihren heftigen Ausbruch völlig ĂŒberhört.
Emilia ahnte, dass er ihr so lange nicht von der Seite weichen wĂŒrde, bis er die Geschichte erfahren hatte, die hinter ihren Verletzungen steckte. Daher tat sie, was sie in dieser Situation immer tat: Sie begann, gereizt und ĂŒbellaunig ihre Geschichte zu erzĂ€hlen und ihm dabei unmissverstĂ€ndlich klar zu machen, dass er ihr mit seiner Nervtöterei von allergrĂ¶ĂŸter LĂ€stigkeit war - und ĂŒberspielte mit diesem Gehabe letztendlich nur ihre GerĂŒhrtheit.
Als sie ihre ErzĂ€hlung abgeschlossen hatte, schĂŒttelte Elicius unglĂ€ubig den Kopf. „Warum hast du mir nicht Bescheid gesagt?“ Das war das Erste, was er bitterlich fragte. „Ich wĂ€re mit in den Wald gekommen, Emilia! Ich hĂ€tte dir helfen können!“
„Das habe ich dir nicht gegönnt. Wir haben Streit.“
„Vergiss den Streit! Wir haben doch stĂ€ndig Streit! Was soll`s? Viel schlimmer ist, dass du mich nicht um Hilfe gebeten hast, obwohl du wusstest, dass du und die anderen in Gefahr geraten könnten! War dir unsere Zankerei etwa wichtiger als deine Sicherheit oder die Sicherheit deiner Begleiter?“
Ahnungslos, wie sie auf Elicius` weise Worte reagieren sollte, starrte Emilia auf ihren halbfertigen Aufsatz und musste feststellen, dass ihre letzten beiden BandwurmsÀtze völlig unzusammenhangslos waren. Gereizt nahm sie sich ihre Schreibfeder und strich beide SÀtze energisch durch.

„Jetzt sag doch mal was!“, forderte Elicius sie auf.
„Du tust gerade so, als hĂ€ttest du uns im Alleingang beschĂŒtzen können“, empörte sich Emilia kĂŒhl. „Dabei bist du bloß ein ErstklĂ€ssler, der gerade gelernt hat, wie man seinen Zauberstab richtig hĂ€lt.“
„Jetzt sei doch nicht gleich so eklig!“
„Ist doch so? In dem Wald leben Weiß-Gott-was-fĂŒr-Viecher! Du hĂ€ttest nichts ausrichten können!“
„Ihr anderen hĂ€ttet genauso wenig ausrichte können, wenn es danach geht“, entgegnete Elicius ruhig. „Und abgesehen davon bin ich nicht schlecht in Zauberei. Ich wĂ€re bestimmt eine grĂ¶ĂŸere Hilfe gewesen als die Cox-Schwestern.“
„ÜberschĂ€tz dich mal nicht so“, giftete Emilia, obwohl sie natĂŒrlich wusste, das ihr Bruder nicht unrecht hatte. Elicius war niemand, der zu SelbstĂŒberschĂ€tzung neigte und Emilia traute ihm zu, dass er seine FĂ€higkeiten genau einschĂ€tzen konnte.
„Denk was du willst“, seufzte Elicius theatralisch, wĂ€hrend er sich von seinem Stuhl erhob und Anstalten machte, sich in seinen Schlafsaal zurĂŒckzuziehen. „Im Gegensatz zu dir und den anderen hĂ€tte ich aber wenigstens erkannt, das dein Handgelenk gebrochen ist. Geh morgen frĂŒh besser gleich zur Krankenstation. Gute Nacht.“
Innerlich brodelnd ĂŒber Elicius` Überlegenheit hĂ€tte Emilia ihn am liebsten mit einem gut gezielten Fluch zu Boden gestreckt, doch der Schmerz in ihrer Hand war stĂ€rker als ihre Wut - und jetzt, da Emilia tatsĂ€chlich zu befĂŒrchten hatte, dass sie gebrochen war, erschien ihr die Qual noch unertrĂ€glicher.
WÀhrend Elicius also in seinem Schlafsaal verschwand, wischte sich Emilia die ersten TrÀnen aus den Augen, griff nach ihrem Aufsatz und zerfetzte ihn in all ihrem Zorn und Selbsthass.

Fortsetzung folgt 


Kommentar: Hallo. Mal wieder habt ihr lĂ€nger nichts von mir gehört, deswegen werde ich gleich ein paar mehr Kapitel veröffentlichen, als kleine Entschuldigung sozusagen. Also, Kapitel 29 bis einschließlich Kapitel 31 sind neu. Viel Spaß!

@Lord Slytherin: Danke fĂŒr das Review. Ja, Williams Geschichte wird zum Teil noch aufgeklĂ€rt werden, seine Vergangenheit ist durchaus von Bedeutung. Die Personenlisten am Anfang haben keine tiefere Bedeutung. Dass hier immer wieder Personen genannt werden, die gar nicht im jeweiligen Kapitel auftauchen, liegt eher daran, dass die Liste als GedĂ€chtnishilfe dient. Zugegeben, oft vergesse ich sogar, sie zu aktualisieren. Die Threads von 2005 oder 2006 sind nicht mehr wirklich aktuell, ich möchte demnĂ€chst neue eröffnen, zusammen mit einer eigenen Homepage (wenn ich jemals die Zeit dafĂŒr finde)


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Zitat
Emma ist eine natĂŒrliche Schönheit – wenn sie also die ,normale‘ Hermine in ihrer Schuluniform spielt, mĂŒssen wir ihr Aussehen unter dem Make-up eher herunterspielen. Aber der Weihnachtsball erfordert natĂŒrlich das genaue Gegenteil – da konnten wir uns mit dem Make-up richtig austoben.
Amanda Knight, Maskenbildnerin