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Fanfiction

Ancient History I - Der Verbotene Wald - Der Wald, dem man einen Schädel schenken wollte

von Kiosk

28. Der Wald, dem man einen Schädel schenken wollte


Personen:

Elicius Eliassen: Zwölfjähriger Sohn von Vigdis Eliassen und der Bruder von Emilia. Ein eher ruhiger, zurückhaltender Slytherin. Kam vor seiner Einschulung in Hogwarts kurzzeitig bei den Rathburn unter.

Emilia Eliassen: Zwölfjährige Tochter von Vigdis Eliassen. Eine Slytherin. Sie ist stets aufmerksam und besitzt ein eher verschlagendes Wesen. Magisch unbegabt. Kam vor ihrer Einschulung in Hogwarts kurzzeitig bei den Rathburns unter.

Garm McKinstry: Ein jugendlicher Unruhestifter aus Slytherin. Er scheint in Imperia verliebt zu sein. Er und seine drei besten Freunde - Erebus Nott, Veikko Johnson und Prester Perkins - bilden die so genannte „Toilettenmafia“.

Humphrey Belcher: Ulysses` Klassenkamerad. Ein liebenswürdiger Ravenclaw

Imperia Malfoy: Die ältere Schwester von Lucius. Eine Slytherin und Vertrauensschülerin. Sie wirkt kühl und distanziert und fällt im ersten Moment stets durch ihre Schönheit auf

Madam Burgunder: Sie unterrichtet den Benimmunterricht für die Mädchen. Trotz ihres miesen Charakters scheinen ihr die Männer zu Füßen zu liegen

Plumbeus Bott: Der Sohn des Bohnenerfinders Bertie. Er fällt besonders durch seine Langsamkeit und Zerstreutheit auf. Ein Hufflepuff

Professor Jarovit: Ein entfernt menschliches Wesen. In Russland jagte er unter anderem Werwölfe, Vampire und Schwarzmagier. In Hogwarts unterrichtet er Verteidigung gegen die Dunklen Künste

Rubeta und Arachne Cox: Zwei elfjährige Zwillingsschwestern mit großem Herz für exotische Tiere. Rubeta ist eine Ravenclaw-Schülerin, Arachne eine Slytherin

Samantha Samson: Jugendliche Ravenclaw. Mit Hilfe von Ulysses schummelt ihr Imperia täglich jenen Trank unter, der ihr die Haarpracht auf Dauer ruinieren wird.

Ulysses Rathburn: Elfjähriger Sohn von Bethesda. Verwöhntes Einzelkind. Ein Ravenclaw. Stellt sich gegenüber Emilia und Elicius auf stur und ist Imperia Malfoy hoffnungslos verfallen.

Valkyrie Eliassen: Die Großtante von Emilia und Elicius

Victoria Knight: Eine Erstklässlerin aus Ravenclaw. Sie ist stets munter und aufgeweckt. Ihr Haustier ist ein stinkender, aber handzahmer Vielfraßrüde namens Rudolph.

Vigdis Eliassen: Die Mutter von Emilia und Elicius. Eine Squib. Aufgrund ihres desolaten, verantwortungslosen Lebensstils von der Familie verachtet

William Barkley: Ein Erstklässler aus Ravenclaw. Wie Ulysses stammt auch er aus Hogsmeade, wo er zusammen mit seiner etwas verschrobenen Mutter ein Haus am Rand des Dorfes bewohnt. Er ist ungewöhnlich still und unabhängig

Bisherige Handlung:
Während einer Exkursion in den Wald, geleitet von Madam Sprout und Professor Kesselbrand, kommt es zu einem blutigen Zwischenfall, bei dem Kesselbrand einen Finger verliert. Zudem finden Emilia und ihre Freunde abseits der Wege einen mysteriösen Schädel, der auf einem Stein platziert lag. Da sie befürchten, es könnte sich hierbei um die Überreste eines Vermissten handeln, nehmen sie ihn mit und zeigen ihren Fund Professor Jarovit, der das Fach Verteidigung gegen die Dunklen Künste unterrichtet. Dieser jedoch stuft die Entdeckung als unwichtig ein, da es sich lediglich um den Schädel eines unverwandelten Werwolfes handelt, nicht aber um den Schädel eines Menschen. Erst als Emilia und Victoria ihn wenig später über die genauen Fundumstände und die mysteriösen Symbole, die in den Schädel eingraviert sind, aufklären, zeigt sich der Professor verdächtig interessiert. Er verlangt von den Mädchen, den genauen Fundort preiszugeben, doch einem unguten Gefühl folgend weigern diese sich. Stattdessen beschließen sie, gemeinsam mit Ulysses, William, Rubeta, Arachne und Finn, den Schädel selbst zurück in die Wälder zu bringen, um einen möglicherweise existierenden Bannkreis erneut zu vervollständigen.

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Oktober 1961

Nachdem Madam Sprout den nachmittäglichen Kräuterkundeunterricht beendet hatte, ließen sich Ulysses, Victoria, William, Rubeta und Arachne stillschweigend zurückfallen, während die restlichen Erstklässler munter schwatzend den Weg zurück zum Schloss über die durchnässte Wiese nahmen. Absichtlich trödelnd ließen die restlichen fünf Kinder auch Madam Sprout überholen, die nach einigen Minuten mit einem Leinensack Zauberdünger der anspruchsvollen Marke Grundels absolut Bester! beladen zum benachbarten Gewächshaus eilte. Dort wartete bereits eine Gruppe älterer Schüler auf das Eintreffen der Professorin.
Ulysses und die anderen hatten es weniger eilig, waren jedoch äußerst bemüht, weder besonders verdächtig oder schleicherisch auszusehen, während sie der Längsseite von Gewächshaus Nummer zwei in aller Langsamkeit folgten und schließlich hinter einem klapprigen Geräteschuppen zum Halten kamen.

„So, da wären wir!“, stellte Victoria überflüssigerweise klar. „Ich bin sicher, Emilia und Finn müssten auch gleich hier sein.“
„Was ist mit Elicius?“, wollte Ulysses wissen. Es kam ihm seltsam vor, dass von ihm bisher keine Rede gewesen war, doch er konnte sich nicht vorstellen, dass ausgerechnet Elicius darauf verzichten würde, seine Schwester bei ihrem potentiell gefährlichen Vorhaben zu begleiten.
„Oh, das weiß ich leider nicht“, antwortete Victoria. „Emilia hatte ihn gar nicht erwähnt…“
„Ich glaube, die beiden haben Streit“, meldete sich Arachne zu Wort. Das pummelige Mädchen mit den drahtigen Locken besuchte genau wie Emilia und Elicius das Schulhaus Slytherins und daher war es kein Zufall, dass sie einen besseren Einblick hatte. „Zumindest starren die zwei sich schon seit einer Ewigkeit finster an.“
Victoria verzog das Gesicht, öffnete den Mund um offenbar ein energisches Gegenargument hervorsprudeln zu lassen, als Emilia und Finn plötzlich um die Ecke huschten. Das Thema Elicius wurde augenblicklich fallengelassen.

„Okay, wir sind vollzählig, ja?“ Etwas außer Atem überblickte Emilia kurz die Gruppe. Neben ihr stand Finn Finney mit seiner etwas gewöhnungsbedürftigen, braunroten Lockenfrisur, die heute untypischerweise ein paar versenkte Strähnen zur Schau trug. Auch seine Kleidung schien an einigen Stellen versenkt und verätzt, Ulysses vermutete, dass der Erstklässler soeben eine Doppelstunde Zaubertränke hinter sich hatte.
„Hast du den Schädel dabei?“, fragte Victoria sogleich an Emilia gewandt. Emilia klopfte sich auf ihre Schultasche, die sie auf der rechten Schulter trug. Unter dem groben Stoff zeichnete sich nicht nur der Umriss mehrerer Schulbücher ab, sondern zusätzlich der Umriss eines etwa melonengroßen Objektes. „Klar hab ich den Schädel mit. Ihr hättet mich auch sicher gelyncht, wenn ich ihn vergessen hätte“, sagte sie. „Aber ich musste ziemlich darauf aufpassen, dass Professor Jarovit mich nicht mit dieser Tasche sieht. Er hätte sicherlich sofort bemerkt, dass sie etwas zu voll gepackt für einen normalen Schultag ist. In der Eingangshalle hätte der mich fast gesehen, aber zum Glück war Finn da, der mich rechtzeitig hinter eine Statue gezogen hat.“
Finn bekräftigte die Geschichte mit eine ernsten Kopfnicken. „Ich kann nur hoffen, die Geschichten über Jarovits wahnsinnig gutes Gehör stimmen nicht.“
„Was nützt ihm sein Gehör, wenn er weder den Schädel noch Emilia gesehen hat?“, entgegnete William. Wie üblich sprach er gedehnt und mit kühler, distanzierter Stimme und in Ulysses` Ohren klangen Williams Worte daher stets etwas selbstgefällig, vielleicht sogar überheblich. Finn jedoch schien diese Art entweder entgangen zu sein, oder es kümmerte ihn nicht besonders.

Die sieben Kinder machten sich schließlich auf den Weg in Richtung Wald, immer darauf bedacht, möglichst uneinsehbare, baumgesäumte Pfade zu wählen, die kreuz und quer über die Wiesen verliefen. Zum Glück hatte es aufgehört zu regnen, obwohl am Himmel weiterhin schwere Gewitterwolken entlang zogen, die nicht viel Anlass zur Hoffnung boten.
Ulysses spürte wachsende Unruhe, desto näher sie dem dunklen Wald mit seinen alten, knorrigen Bäumen kamen, die wie Soldaten, eng aneinandergereiht und Respekt einflößend, den Rand des Dickichts markierten. Er war noch nie im Inneren des Waldes gewesen, doch als Junge, der in Hogsmeade und somit in dessen unmittelbarer Nähe aufgewachsen war, kannte er nicht wenige Schauermären und Legenden - genug wenigstens, um eine ganze Nacht lang am Lagerfeuer sitzend Gruselgeschichten zu erzählen. So wusste er zum Beispiel, dass bereits der ein oder andere Schüler Hogwarts den Tod in diesen Wäldern gefunden hatte. Der letzte dieser Fälle mochte lange Zeit zurückliegen, sicherlich einhundert Jahre oder mehr, doch während sich Ulysses und die anderem diesem unheilvollen Ort nährten, erschienen ihm die Geschichten als durchaus präsent.

„Und ihr habt wenigstens eine ungefähre Vorstellung davon, wo wir hinmüssen?“, erkundigte sich Finn mit unwohl klingender Stimme, nachdem auch der letzte von ihnen in die Schatten des Waldes eingetreten war und sich wieder fand in einer Welt aus Düsternis, Gestrüpp und totem Laub. Stämme, teilweise so breit, dass keine fünf Männer sie hätten umfassen können, behinderten die Sicht in alle Richtungen. „Ich meine, kann sich irgendwer von euch noch genau dran erinnern, wo ihr das letzte mal langgegangen seit?“
Rubeta, Arachne und Victoria tauschten einen ratlosen Blick untereinander aus. „Also meinen Orientierungssinn könnt ihr vergessen“, eröffnete Victoria der Gruppe sogleich schuldbewusst. „Natürlich habe ich versucht ein paar Karten von diesem Wald aufzutreiben, aber die hätte wohl eh nicht verstehen können.“
Zum Glück schienen wenigstens Emilia und William gewisse Ahnung davon zu besitzen, welchen Weg sie einschlagen mussten, daher konnten sie die ersten zehn Minuten lang auch zielstrebig einem ausgetreten Pfad folgen.
Es fröstelte Ulysses mit jedem weiteren Meter, den er zurücklegte. Das lag nicht alleine an der Tatsache, dass er sich mit Meter in Richtung Zentrum mehr vom sicheren Rand des Waldes entfernte, sondern auch daran, dass die übrigen sechs Kinder begannen, sich immer wieder gehetzt umzusehen. Dieses Verhalten kam Ulysses suspekt vor. Gut, von den Cox-Schwestern Rubeta und Arachne hätte er nie besondere Tapferkeitsleistungen erwartet, doch es wunderte ihn, dass selbst der sonst so kühle William plötzlich begann, alle paar Sekunden einen gezielten Blick über die linke Schulter zu werfen. William schritt ganz vorne, neben Emilia, doch seine Seitenblicke lenkten ihn nach kurzer Zeit so sehr ab, dass er langsamer werden musste, bis ihm schließlich Finn in die Hacken lief.
William erschreckte sich sichtlich und Finn geriet ins Stolpern.

„Was ist los?!“, zischte Victoria.
„Keine Ahnung, William ist plötzlich stehen geblieben!“, verteidigte sich Finn.
Alle Köpfe wandten sich in Williams Richtung, außer Ulysses, der sich Zeit nahm, das Dickicht mit aufmerksamen Blicken zu durchleuchten, um herauszufinden, was William so in den Bann gezogen hatte.
„Es ist nichts“, versicherte William derweil den anderen ruhig.
„Das glaube ich dir nicht“, sagte Ulysses und wandte den Blick vom Unterholz ab - er hatte nichts entdecken können, doch er wusste, dass dort etwas gewesen war! - und suchte Augenkontakt mit William. „Du hast ständig über deine Schulter geguckt, als hättest du etwas gesehen.“
Augenblicklich begannen die Kinder, aufgeregt untereinander zu tuscheln und sich nervös umzusehen. Rubeta und Arachne drängten näher zusammen.
„Vergesst es“, antwortete William. „Schatten spielen Streiche und ich will euch nicht unnötig beunruhigen.“
Victoria schien schockiert. „Also hast du doch etwas gesehen?! Schatten? Was für Schatten?!“
Und mit seiner ureigenen, ruhigen Stimme antwortete William: „Es sah aus wie ein Mann -“. Doch noch ehe er fertig gesprochen hatte, schlug die Panik ein wie ein Blitz: Victoria fuhr mit einem Aufschrei herum, hob ihren Zauberstab und richtete ihn auf das Unterholz. Rubeta und Arachne stießen gemeinsam einen hellen Schrei aus, ehe sie versuchten, sich hinter Ulysses` Rücken zu verbergen. Auch Finn hatte seinen Zauberstab blitzschnell gezogen und sein Blick huschte alarmiert von links nach rechts.

Emilia bewies halbwegs ihre Nervenstärke, indem sie nicht nach ihrem Zauberstab griff und begann, Flüche auf verdächtige Schatten zu schleudern, sondern sie wandte sich hastig an William. „Was für ein Mann?“, rief sie und musste ihre Stimme dabei etwas strapazieren, um das Gekreische der Cox-Zwillinge zu übertönen. „Bist du dir sicher, William? Sah dieser Mann zufällig aus wie Professor Jarovit?“
William, dem augenscheinlich die heftige Reaktion der Gruppe irritierte, zuckte mit den Schultern. „Natürlich bin ich mir nicht sicher. Deswegen sagte ich doch, ich will euch nicht beunruhigen!“
„Aber wie sah der Mann denn aus?!“
„Ich weiß es nicht! Aber es war auf keinen Fall Professor Jarovit, denn die Gestalt war eindeutig ein Mensch und kein verschrumpeltes, kartoffelartiges Was-Auch-Immer.“
Dass sie von keinem verschrumpelten, kartoffelartigen Was-Auch-Immer verfolgt wurden, schien für Emilia Entwarnung genug zu sein. Offenbar machte sie sich bloß Sorgen wegen Professor Jarovit, nicht aber vor sonstigen Gestalten - Vampire und Axtmörder zum Beispiel - die durch finstere Wälder huschten und Kinder verfolgten. „Außer Jarovit hat kein Erwachsener einen Grund, sich in diesen Wäldern aufzuhalten“, versuchte Emilia den ängstlichen Gruppenmitgliedern zu erklären. „Daher denke ich, dass William sich bloß verguckt hat.“
„Möglich“, pflichtete William ihr unbeeindruckt bei.
„Oder Kesselbrand schleicht hier herum, auf der Suche nach seinem Finger“, meinte Finn und über diese Bemerkung konnten selbst die schreckstarren Cox-Schwestern belustigt lächeln. Finn wollte zu einem weiteren humorvollen Seitenhieb ausholen, doch er kam nur bis: „Oder es handelt sich um Professor -“ als er von einem lauten Entsetzensschrei unterbrochen wurde.
Der Schrei stammte von Victoria.
Als einzige hatte sie wachsam das Unterholz im Auge behalten und was sie dort sah, was immer es gewesen sein mochte, es schien diesen ohrenbetäubenden Schrei wert zu sein.

„DA IST ER!“, brüllte sie. „SEHT! DORT VORNE!“
Und sie richtete ihren Zauberstab auf die entsprechende Stelle. Die Hand der unerfahrenen Erstklässlerin zitterte stark. Hätte sie einen Fluch abgefeuert, er hätte vermutlich nicht getroffen.
Auch die Cox-Schwestern schrien panisch. Sie standen direkt neben Victoria und teilten somit ihr Sichtfeld. Ulysses konnte hingegen nicht mehr sehen, als einen gewaltigen Baumstamm und viel Gestrüpp, aber genau wie Emilia, William und Finn schaffte er es rechtzeitig, einen Satz in die richtige Richtung zu machen, um noch wenigstens einen kurzen Blick auf die Gestalt werfen zu können.
Dort, hinter einem verworrenen Nest aus Dornenranken und Geäst stand er.
Und im nächsten Augenblick schon war er verschwunden. So schnell, dass Ulysses sich kaum sicher sein konnte, ihn wirklich gesehen zu haben. In der Tat, er hatte etwas gesehen, etwas, dass einem großen, hageren Mann sehr ähnlich kam, doch seine Augen hatten nicht mal den Bruchteil einer Sekunde Zeit gehabt, diesen wirklich zu erfassen.
„Wo ist er hin?!“, rief Emilia. Sie hielt ihren Zauberstab in der rechten Hand und aufgeschreckt lief sie ein paar Meter, wohl in der Hoffnung, ihn aus irgendeinem Winkel entdecken zu können.
„Weg!“ Victoria war furchtbar blass geworden. „Er ist weg! Untergetaucht oder weggerannt, keine Ahnung!“
Rubeta und Arachne hatten sich fest einander geklammert, wimmerten verängstigt und daher war es alles andere als hilfreich, als der Himmel über ihnen plötzlich entschied, ein lautes Donnergrollen gen Erde zu schicken. Der unerwartete Lärm ließ die Zwillingsschwester ein letztes Mal aufschreien und dem Donnergrollen folgte ein heftiger Platzregen, der den übrigen Kindern ein frustriertes Seufzen entlockte. Zum Glück hielten die Bäume einen Teil des Regens ab, doch längst nicht genug, um Hogwarts mit trockener Haut erreichen zu können.

Es stellte sich heraus, dass alle sieben Kinder die Gestalt im Dickicht gesehen hatten, auch wenn den meisten, so Ulysses, kaum länger als ein Sekundenbruchteil Zeit geblieben war.
„Okay, wir sind uns einig, dass wir einen Mann gesehen haben, richtig?“, fragte Emilia und schien sich um etwas Ordnung zu bemühen.
Alle nickten ohne zu zögern und Rubeta flüsterte erstickt: „Er war blass und hatte Wunden am Kopf.“
„Frische Wunden?“, hakte Emilia etwas verblüfft nach.
Rubeta zuckte mit den Schultern. Auch Arachne und Victoria konnten nicht sagen, ob die Wunden nun frisch oder vernarbt gewesen waren, aber sie waren sich zumindest sicher, dass der Kopf des Mannes irgendwie angeschlagen ausgesehen hatte.
Dafür aber konnte Victoria noch einen interessanten Hinweis dazusteuern. „Ich glaube“, murmelte sie noch immer atemlos vor Schreck, „dass er ein Tier bei sich hatte. Etwas Großes war an seiner Seite, aber es ist ganz schnell verschwunden, als ich angefangen habe zu schreien.“
„War es etwa das Pferdemonster?!“, rief Rubeta und ihr Gesicht verlor schlagartig auch das letzte Überbleibsel an Farbe.
„Nein, so groß war es nicht. Vielleicht war es ein Hund. Alles andere würde wohl auch wenig Sinn ergeben, denn welcher Mann geht mit Schaf oder Ziege oder einem Pferd im Wald spazieren?“
William runzelte bei diesem Vergleich stutzig die Stirn. „Wie kommst du auf Schaf oder Ziege, Victoria?“
„Nein, es war bestimmt ein Hund! Ich habe das nur gesagt, weil das Tier in etwa so groß war wie ein Schaf oder eine Ziege und es hatte helles Fell. Aber wie gesagt, kein Mensch geht in diesem Wald mit einer Ziege oder so spazieren. Es war sicherlich ein Jagdhund.“
„Vielleicht haben wir bloß Hagrid gesehen?“, mutmaßte Finn nicht ohne Belustigung in der Stimme. „Der hat doch auch einen Hund, oder?“

Zwar konnten die Kinder insgesamt nicht viele Fakten bezüglich der Gestalt zusammentragen, doch alle waren sich sicher, dass der mysteriöse Mann dem Wildhüter nicht im Entferntesten ähnlich sah. Die zahlreichen Unterschiede begannen schon bei Körpergröße und Bartwuchs.
Nach dem eigenartigen Erlebnis fühlte sich Ulysses wie vor Angst durchgeschüttelt, doch obwohl sein Herz wie ein Hammer gegen seinen Brustkorb schlug, verspürte er keinerlei Interesse daran, sich von Furcht übermannen zu lassen. Natürlich war es ungeheuer dumm von ihm, dass er Emilia und die anderen überhaupt begleitete, doch nun, wo er sich auf das Abenteuer eingelassen hatte, wollte er sich nicht drücken. Er würde erst aufgeben, wenn auch die anderen aufgaben, doch danach sah es in diesem Augenblick nicht aus: Trotz der mysteriösen Begegnung und dem aktuellen Regenschauer glühte besonders bei Emilia und Victoria die Entschlossenheit in den Augen. Und William, der Fels in der Brandung, wäre wohl erst durch eine direkte Gefahr, wenn ihm der heiße Atem des hungrigen Verfolgers bereits im Nacken brannte, zu beeindrucken gewesen. Finn Finney war zwar aufgeschreckt, blieb aber souverän und versuchte sogar noch, die Cox-Schwestern einigermaßen zu beruhigen.

Wir sind zu siebt“, erinnerte er Rubeta und Arachne soeben. „Sieben Zauberstäbe gegen einen.“
„Aber wir sind bloß alles Anfänger!“, erinnerte Arachne ihn gequält. „Wir können nichts!“
„Ein wenig können wir schon. Es wird reichen. Am Ende siegt immer die Überzahl. Oder was meint ihr, warum Gnus noch nicht ausgestorben sind, obwohl sie so viele Raubtiere als Nachbarn haben?“
„Weil sie schnell rennen können?“, sagte Rubeta ungewöhnlich spitzfindig.
„Können Kinder auch. Und wir sind klein, wir können uns überall verstecken.“
Doch Finns Argument zeigte wenig Erfolg.
„Wenn Victoria Recht hat und der Mann besitzt wirklich einen Jagdhund“, sprudelten die angstvollen Worte aus Arachne, „können wir so schnell laufen und uns verstecken wie und wo wir wollen, der Hund findet uns trotzdem.“
Finn seufzte. „Jetzt seid doch nicht so negativ, Mädchen! Wer sagt denn überhaupt, dass der Mann irgendwas böses im Schilde führt? Trug er irgendwelche Abzeichen, die ihn als schrecklicher, schwarzer Magier erkennbar gemacht haben? Nein? Seht ihr!“

Trotzdem überlegten Rubeta und Arachne angestrengt, vermutlich weil sie fürchteten, irgendetwas in der Art übersehen zu haben. Rubeta kam schließlich zu einem Ergebnis. „Na ja“, sagte sie. „Er hatte doch diese Wunden oder Narben oder so.“ Ihre Stimme verriet, dass sie dieses Merkmal als eindeutiger Beweis ansah, dass der Mann von Grund auf böse war und bestimmt auch mindestens zwei Mal am Tag rohes Kinderfleisch verzehrte.
Finn rollte abschätzend mit den Augen. „Mein Vater hat auch eine Narbe im Gesicht. Er hat sich beim Schmücken an der Scherbe einer Christbaumkugel böse geschnitten und ich kann dir versichern, Rubeta, dass mein Vater kein wahnsinniger Schwarzer Magier ist. Der ist nämlich ein Muggel.“
Bei Rubeta und Arachne zeigte dieses Argument Wirkung, Ulysses hingegen gab sich keineswegs so leicht zufrieden. Zwar wollte er den mysteriösen Mann nicht voreilig als Verbrecher abstempeln, doch die Frage blieb bestehen, warum der Fremde überhaupt in dem nicht ungefährlichen Wald unterwegs war. War es ein harmlosen Spaziergänger aus Hogsmeade? Wenn ja, warum hatte er Ulysses dann nicht erkannt und war auf die Kinder zugekommen, warum war er lieber verschwunden, als die Schüler zu grüßen?
Das ergab wenig Sinn. Und überhaupt glaubte Ulysses die Dorfbewohner gut genug zu kennen, um zu wissen, dass keiner von ihnen freiwillig einen Nachmittag in diesen Wäldern, zudem noch bei Kälte und Regen, verbringen würde.

Inzwischen waren die Kinder allesamt reichlich durchnässt. Victorias lange, blonde Haare klebten an ihrer Haut, fielen in triefenden Strähnen bis zur Taille und sahen aus, als wären sie seit Jahren nicht gekämmt; Finns Locken kräuselten sich hingegen in alle Richtungen und der Junge bibberte erbärmlich. „Was ist nun?“, fragte er in die Runde, während er sich zum Wärmen die nassen Hände aneinander rieb. „Wenn wir weiter gehen wollen, sollten wir das tun. Umso schneller wir wieder zurück sind, desto besser. Ich will heiß baden!“
Das ließen sich auch die anderen nicht zweimal sagen und mit erhöhter Wachsamkeit setzten sie den Weg fort.
„Findest du den Weg?“, erkundigte sich Ulysses an Emilia gewandt, als sie neben einander schritten.
„Ich denke schon. Eigentlich bin ich immer gut in solchen Dingen. Wege finden, meine ich. Allerdings sieht es hier inzwischen ganz anders aus als noch im September. Sehr viel kahler, würde ich sagen.“ Sie sah sich aufmerksam um. „Aber irgendwann kommt gleich die Stelle, wo sich Rudolph losgerissen hat und ins Dickicht gestürmt ist. Da müssen wir dann abbiegen und-“
Sie verstummte einfach und blieb stehen. Wieder war es Finn, der nicht rechtzeitig reagierte und auflief. „Emilia, was -?“

Finn verstummte ebenfalls. Alle waren verstummt. Sie standen dicht gedrängt auf dem schmalen Pfad und starrten auf etwas, mit dem kein Mensch gerechnet hätte: Dort, keine zwanzig Meter von ihnen entfernt und nur schwach erhellt durch den Schein des Lumoszaubers, hatte sich Frost über das Unterholz und den Boden gelegt und die Stämme glitzerten schwach in ihrem dünnen Mantel aus Eiskristallen. Dieser Winterzauber wäre atemberaubend gewesen, wenn es denn Winter gewesen wäre. Und er wäre atemberaubend gewesen, wenn sich all das Eis und der Raureif gleichmäßig über die Umgebung gelegt hätte, anstatt auf einmal anzufangen. Doch so war es: Als hätte jemand eine unsichtbare Linie quer durch den Wald gezogen, begann der Frost ganz unvermittelt: Die eine Hälfte des Waldes war herbstlich, fast kahl an Grün, aber immerhin noch herbstlich, während man sich beim Betrachten der zweiten Hälfte fragen musste, ob man soeben den Polarkreis erreicht hatte, denn die Bäume waren gänzlich nackt, wie erfroren, und der Boden bedeckt von Abermillionen toter Blätter, über die sich der Raureif gelegt hatte.

Ulysses leuchtete mit seinen Zauberstab nach links und rechts, nur um festzustellen, dass sich dieser abrupte Wechsel zwischen Herbst- und Winterwelt auch jenseits des Pfades erstreckte. Derweil trat Emilia mit völlig verstörten Gesicht näher an die vereisten Bäume und Sträucher heran. „Was zur Hölle ist das?!“. rief sie.
„Emilia, geh besser nicht so nah heran!“, warnte Finn sie eindringlich. „Wer weiß, was dort geschehen ist? Irgendwas hat die ganze Umgebung komplett vereist!“
„Ich glaube“, sagte William nüchtern, „das hat sie selbst bereits bemerkt.“ Dann trat auch er heran an den verspukten Winterzauber und Ulysses und die übrigen folgten ihnen mit etwas Sicherheitsabstand.
Die Gruppe kam direkt vor einem der frostbefallenen Bäume zum Stehen. Der Stamm erstreckte sich in die Dunkelheit, so dass man seinen Wipfel in ihrem spärlichen Lumoslicht nicht mehr sehen konnten. Der Stamm hingegen war, zumindest den Teil, den sie noch erleuchten konnten, komplett mit der dünnen Eisschicht umhüllt.
Emilia streckte die Hand nach dem Stamm aus.
„Ich wette dir freieren die Finger ab sobald du ihn berührst!“, protestierte Finn.
„Ich glaube nicht, dass es so kalt ist“, entgegnete Emilia, klang aber nicht besonders überzeugt davon. Trotzdem tat sie es. Sie nahm ihren kleinen Finger - der erschien ihr wohl am entbehrlichsten - und berührte damit zaghaft den Stamm. Weder fiel ihr Finger ab, noch schrie sie vor Schmerzen auf. Die sechs restlichen Kinder atmeten erleichtert auf und Emilia traute es sich nun zu, die gesamte Handfläche über die Rinde fahren zu lassen.
„Wie fühlt es sich an?“, fragte Victoria atemlos.
„Es ist kühl, ja, aber nicht eiskalt. Aber dieses Eis ist richtig fest, als hätte es sich in den Stamm eingefressen.“

Nachdem Emilia die Berührung unbeschadet überstanden hatte, traten auch die übrigen heran und berührten den Baum. Es war, wie Emilia gesagt hatte: Er war kühl, aber keineswegs schmerzhaft kalt und in der Tat schien sich der Frost in die Struktur der Rinde regelrecht eingebrannt zu haben. Ulysses versuchte mit dem Fingernagel, etwas Raureif abzukratzen, aber es gelang ihm nicht.
„Okay, das ist eindeutig nicht normal“, sagte Finn mit einem Grauen in der Stimme. „Es gibt keinen Übergang. Dieses ganze Eis ist plötzlich da! Warum?“
Darauf wusste natürlich niemand eine Antwort. William hingegen äußerte einen leisen Verdacht: „Immerhin ist das hier ein Zauberwald. Man kann ihn nicht mit einem normalen Wald vergleichen, hier herrschen ganz andere Gesetze.“
„Oh, das glaube ich dir natürlich, keine Frage. Aber beruhigen tut mich dein Argument nicht. Schön und gut, wir sitzen in einem Zauberwald und da passieren vielleicht mal so komische Dinge wie Spontanvereisungen oder Popelschauer, aber wer sagt uns denn, dass es deswegen gleich völlig ungefährlich und harmlos ist?“, sagte Finn und schüttelte den Kopf. Er war Muggelgeboren und obwohl er ein exzellenter Schüler war, schien er noch nicht mit sämtlichen Herausforderungen der Zauberwelt zurechtzukommen. Das Bild, was sich ihnen bot, schien ihn mehr zu verunsichern als die restlichen Kinder.

„Ich schlage vor, wir gehen erstmal weiter“, sagte Emilia. „Solange nichts schlimmeres passiert, zumindest. Ich meine, so ein bisschen Eis ist ja nicht gefährlich, wir sollten uns erst Gedanken machen, wenn plötzlich unsere Nasen vor Kälte abfrieren.“
Und damit setzten die sieben Kinder erneut ihren Weg fort. Der Pfad, auf dem sie sich bewegten, war zwar vereist, aber es herrschte keine besonders große Rutschgefahr. Problematischer hingegen war es, dass sich Emilia und William längst nicht mehr so gut zurechtfanden, wie zu Beginn. Die Umgebung, nun völlig im glitzernden, hellen Frost gehüllt, sah selbstverständlich völlig verändert aus und erschwerte die Orientierung.
„Wenn wir das gewusst hätten“, murmelte Victoria, „hätten wir besser meinen Rudolph mitgenommen. Er hätte den richtigen Weg erschnüffelt.“
„Der hätte nur wieder Angst bekommen“, sagte William. „Erinnerst du dich nicht? Beim letzten Mal mussten wir ihn aus dem Wald tragen.“

Ulysses zitterte inzwischen heftig. Seine durchnässte Kleidung und die kalte Umgebung um sie herum waren keine besonders gute Kombination. Und an den Atemwolken, den blassen Gesichtern und den bläulichen Lippen konnte er feststellen, dass es den anderen Kindern ebenso ging. Hinzu kam ein leichter Wind, den er zuvor nicht wahrgenommen hatte. Seine Böen durchstreiften den Eiswald, doch er fand keine Blätter an den Zweigen mehr, mit denen er noch spielen konnte. So strich der Wind um die nackten Stämme und heulte leise für sich alleine.
Ulysses fröstelte es noch mehr.
Plötzlich hielt Emilia an. Finn schien darauf vorbereitet gewesen zu sein, denn diesmal schaffte er es, blitzschnell abzubremsen.
„Ich bin mir relativ sicher, dass Rudolph hier abgehauen ist“, sagte Emilia und deutete auf eine urige Baumwurzel am Boden. „Hier hockte glaube ich das Knieseljunge, das Victoria unbedingt streicheln wollte.“
Victoria gab daraufhin einen sehr eigenartigen Laut von sich. Es klang wie eine missglückte Mischung aus Gekicher und einem schuldbewussten Seufzer.
„Daraufhin kam die Knieselmutter und hat Professor Kesselbrand den Finger abgebissen“, fuhr Emilia unbeeindruckt fort.
Wieder ein eigenartiger Laut seitens Victoria. Diesmal klang er jedoch mehr nach einem schuldbewussten Seufzen.
William beendete die Geschichte, indem er auf einen Abschnitt des Dickichts deutete und sagte: „Rudolph hat sich losgerissen und ist dort hineingelaufen. Ja, du hast Recht, Emilia. Es ist wirklich die Stelle.“
Diese „Stelle“ erwies sich als besonders hartnäckiges Areal Unterholz mit allerlei stechendem Unkraut, das auch im vereisten Zustand schmerzhaft werden konnte. Trotzdem ging es auf direktem Weg mitten hinein.

Nun erwies sich Emilias Orientierungssinn wieder als äußerst zielsicher. Vorbei ging es an handwerklich behauenen Steinquadern, die im Wald verstreut waren und von den Emilia meinte, sie gehören wohl zu einer Ruine, und es ging auch vorbei an einem gewaltigen Dornengestrüpp.
„Ich frage mich“, murmelte Victoria, „wo die anderen Knochen liegen könnten. Ich meine, wenn der Schädel wirklich etwas mit Knochenhexerei zu tun hat, müsste es noch mehr davon geben.“
„Darüber denke ich auch schon die ganze Zeit nach“, gab Emilia zu und blieb stehen. Finn rempelte sie wieder nicht an.
„Ich meine, es würde mich ja echt interessieren, ob es mehr davon gibt!“, fuhr sie fort.
„Meint ihr, sie wurden im Kreis deponiert?“, wollte Finn wissen. „Die meisten magischen Schutzbanne zeigen nur in Kreisform Wirkung. Warum sollte es hier nicht genau so sein?“
„Die frage ist, wie groß der Kreis ist.“ Nachdenklich rieb sich Emilia das Kinn. „Möglich, dass die einzelnen Schädel Kilometerweit entfernt liegen. Vielleicht aber auch nicht und sie liegen in Wirklichkeit ganz nah zusammen.“ Dabei hob sie den Kopf und deutete nach geradeaus. „Dahinten steht der Quader, auf dem unser Schädel lag. Wie wäre es, wenn wir einen kleinen Umweg gehen und versuchen, einen weiteren Schädel zu finden?“
Gegen einen kleinen Umweg hatte niemand ernsthaft etwas einzuwenden, auch wen sich alle vor Kälte schüttelten und den meisten die Angst noch in den Knochen steckte.

Sie brauchten nicht lange suchen. Kaum zweihundert Meter links von ihrem Zielort entfernt, erreichten sie ein kleines Gebiet, das über keinerlei Steine oder gar Blöcke verfügte. Emilia, Victoria und die anderen waren unglücklicherweise so darauf fixiert, dass die mysteriösen Schädel auf Steinblöcken deponiert sein mussten, dass ihnen der zweite Schädel selbst dann nicht auffiel, als sie direkt darunter standen.
Ulysses aber sah ihn: Der Knochenkopf hing an einem Strick von einem niedrigen Ast herab. Der Strick, er war faserig und ebenso vereist wie der Rest der Umgebung, war durch die leeren Augenhöhlen gezogen worden, um den Schädel zu befestigen. Und nun baumelte er bedächtig in dem kalten Wind und Ulysses war sich nicht sicher, ob das Ächzen, das er hörte, von dem Ast oder von dem Seil stammte, das sich an dem Knochen rieb.
„Hab ihn gefunden“, teilte er der Gruppe leise mit und deutete empor. Alle Blicke fuhren hinauf; eine der Cox-Schwestern stieß ein angeekeltes Schnaufen aus, als sie den Schädel sah. Finn, der neben ihr stand, schluckte laut.
„Unglaublich oder?“, flüsterte Emilia beinahe andächtig. „Wer macht so etwas nur? Und warum?“
Ihr zweiter mysteriöser Fund hing so niedrig, dass man ihn mit Hilfe einer Räuberleiter erreichen und vom Baum pflücken könnte. Er war außerdem niedrig genug, um festzustellen, dass er dem Schädel eines Menschen fast haargenau glich. „Trotzdem ist es glaube ich wieder der Schädel eines unverwandelten Werwolfes“, mutmaßte Emilia, die ihren Kopf in den Nacken gelegt hatte und nun angestrengt das baumelnde Ding beobachtete, das knapp über ihr hing. „Ich meine, natürlich bin ich mir nicht sicher, aber ich finde, dass die Zähne recht spitz aussehen.“
„Jaah, die sind echt wahnsinnig spitz!“, hauchte Victoria fasziniert.
Eine Böe erfasste den Schädel, so dass er an seinem Strick kräftig hin und her schwang.

Die Kinder wandten sich wieder ab und legten die restlichen paar hundert Meter zurück, die sie von dem großen Steinquader trennten, auf dem Emilia ihren Schädel einst gefunden hatte. Der Wind, inzwischen hatte er deutlich an Stärke zugenommen, schaffte es, die toten, am Boden liegenden Blätter aus ihrer eisigen Schicht zu befreien und loszureißen. Fauchende Böen trieben ihnen die aufgewirbelten Blätter in Gesicht.
Dennoch, Ulysses dachte sich natürlich nichts dabei. Zwar nahm er selbstverständlich den starken Wind wahr und er registrierte auch den verbissenen, kämpfenden Ausdruck in Emilias Gesicht, ebenso wie er bemerkte, dass Rubeta plötzlich begann, an Farbe zu verlieren und sich die Hände über die Ohren hielt - aber wie hätte Ulysses ahnen können, dass der Wind bei den meisten anderen Kindern entsetzliches Grauen hervorrief? Er war nicht dabei gewesen, als sich Emilia, Rubeta, Victoria, William und Elicius alleine durch diese Gegend geschlagen hatten und der Wind plötzlich begonnen hatte, flüsternde Stimmen an ihre Ohren zu tragen. Emilia und Rubeta aber hatten es in aller Deutlichkeit erlebt und man sah ihnen die Furcht nun an.
Letztendlich erwartete die Kinder an ihrem Ziel aber schlimmere Dinge als bloß Stimmen im Wind.

Fortsetzung folgt …


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