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Fanfiction

Ancient History I - Der Verbotene Wald - Zur Rede gestellt

von Kiosk

24. Zur Rede gestellt

Personen:

Elicius Eliassen: Zwölfjähriger Sohn von Vigdis Eliassen und der Bruder von Emilia. Ein eher ruhiger, zurückhaltender Slytherin. Kam vor seiner Einschulung in Hogwarts kurzzeitig bei den Rathburn unter.

Emilia Eliassen: Zwölfjährige Tochter von Vigdis Eliassen. Eine Slytherin. Sie ist stets aufmerksam und besitzt ein eher verschlagendes Wesen. Magisch unbegabt. Kam vor ihrer Einschulung in Hogwarts kurzzeitig bei den Rathburns unter.

Garm McKinstry: Ein jugendlicher Unruhestifter aus Slytherin. Er scheint in Imperia verliebt zu sein. Er und seine drei besten Freunde - Erebus Nott, Veikko Johnson und Prester Perkins - bilden die so genannte „Toilettenmafia“.

Humphrey Belcher: Ulysses` Klassenkamerad. Ein liebenswürdiger Ravenclaw

Imperia Malfoy: Die ältere Schwester von Lucius. Eine Slytherin und Vertrauensschülerin. Sie wirkt kühl und distanziert und fällt im ersten Moment stets durch ihre Schönheit auf

Madam Burgunder: Sie unterrichtet den Benimmunterricht für die Mädchen. Trotz ihres miesen Charakters scheinen ihr die Männer zu Füßen zu liegen

Plumbeus Bott: Der Sohn des Bohnenerfinders Bertie. Er fällt besonders durch seine Langsamkeit und Zerstreutheit auf. Ein Hufflepuff

Professor Jarovit: Ein entfernt menschliches Wesen. In Russland jagte er unter anderem Werwölfe, Vampire und Schwarzmagier. In Hogwarts unterrichtet er Verteidigung gegen die Dunklen Künste

Rubeta und Arachne Cox: Zwei elfjährige Zwillingsschwestern mit großem Herz für exotische Tiere. Rubeta ist eine Ravenclaw-Schülerin, Arachne eine Slytherin

Samantha Samson: Jugendliche Ravenclaw. Mit Hilfe von Ulysses schummelt ihr Imperia täglich jenen Trank unter, der ihr die Haarpracht auf Dauer ruinieren wird.

Ulysses Rathburn: Elfjähriger Sohn von Bethesda. Verwöhntes Einzelkind. Ein Ravenclaw. Stellt sich gegenüber Emilia und Elicius auf stur und ist Imperia Malfoy hoffnungslos verfallen.

Valkyrie Eliassen: Die Großtante von Emilia und Elicius

Victoria Knight: Eine Erstklässlerin aus Ravenclaw. Sie ist stets munter und aufgeweckt. Ihr Haustier ist ein stinkender, aber handzahmer Vielfraßrüde namens Rudolph.

Vigdis Eliassen: Die Mutter von Emilia und Elicius. Eine Squib. Aufgrund ihres desolaten, verantwortungslosen Lebensstils von der Familie verachtet

William Barkley: Ein Erstklässler aus Ravenclaw. Wie Ulysses stammt auch er aus Hogsmeade, wo er zusammen mit seiner etwas verschrobenen Mutter ein Haus am Rand des Dorfes bewohnt. Er ist ungewöhnlich still und unabhängig

Bisherige Handlung:
Während einer Exkursion in den Wald, geleitet von Madam Sprout und Professor Kesselbrand, kommt es zu einem blutigen Zwischenfall, bei dem Kesselbrand einen Finger verliert. Zudem finden Emilia und ihre Freunde abseits der Wege einen mysteriösen Schädel, der auf einem Stein platziert lag. Da sie befürchten, es könnte sich hierbei um die Überreste eines Vermissten handeln, nehmen sie ihn mit und zeigen ihren Fund Professor Jarovit, der das Fach Verteidigung gegen die Dunklen Künste unterrichtet. Dieser jedoch stuft die Entdeckung als unwichtig ein, da es sich lediglich um den Schädel eines unverwandelten Werwolfes handelt, nicht aber um den Schädel eines Menschen. Die genauen Fundumstände verschweigt Emilia dem Professor jedoch. Derweil zeigt sich Elicius aufgrund seiner Familienverhältnisse und seiner oft abspenstigen Mutter sehr depressiv, so dass ihn auch sein Geburtstag nicht aufheitern konnte. Gegenüber Ulysses äußerte er sich, dass er womöglich nach Norwegen zurückkehren möchte, um die dortige Zauberschule zu besuchen. Aber auch Ulysses leidet: als Werkzeug von Imperia Malfoy sieht er sich gezwungen, einem älteren Mädchen aus Ravenclaw, Samantha Samson, täglich heimlich giftige Tränke zu verabreichen. Inzwischen stellt Emilia auf eigene Faust Nachforschungen bezüglich des Schädels an, wobei sie im Gemeinschaftsraum einschläft, und einen wirren Traum über einen Tiergeist durchlebt. Als sie mitten in der Nacht erwacht, belauscht sie ein Gespräch zwischen Garm und Imperia, in dem auch Ulysses eine Rolle spielt …

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

September 1961

Emilias Plan, Ulysses beim Mittagessen abzufangen wurde gehörig durcheinander gebracht, nachdem selbiger überraschenderweise nicht in der Großen Halle erschien und sein Platz und Teller leer blieben. Dabei hatte Emilia fest damit gerechnet, dass sich der moppelige Junge heute ebenso den Bauch vorschlagen würde, wie an allen anderen Tagen auch. Nach einer Stunde des Wartens und nachdem selbst die allergrößten Genießer ihren Kartoffel-Aalauflauf verspeist hatten, gab Emilia frustriert auf, schob ihren Teller beiseite und erhob sich von ihrem Platz. Inzwischen war die Halle leer und das Echo ihrer Schritte drängte ihr aus allen Seiten entgegen, als sie zügig davon marschierte. Die verzauberte Decke zeigte in sich verschlungene, regenschwere Wolken und immer wieder flackerte in ihrem Inneren das Licht von Blitzen auf. Das Wetter draußen war mitunter noch schlechter, denn in der Großen Halle erreichte der Regen zum Glück nicht den Boden, auf dem Schulgelände jedoch musste der anhaltende Regen die Erde längst zu Morast werden lassen, ahnte Emilia.
Fest entschlossen, den flüchtigen Ulysses zur Rede zu stellen, nahm sie nicht den Weg hinunter in den Kerker der Slytherins, sondern begann, die vielen Stufen und Treppen empor zu steigen, denn aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte sich der Junge irgendwo in der Nähe seines Gemeinschaftsraumes aufhalten - und falls nicht, dann war es auch egal: Es brannten einige, wichtige Fragen auf Emilias Zunge, so heftig, dass sie nicht eher ruhen würde, ehe sie Ulysses gefunden hätte, völlig egal ob er sich in einer Besenkammer oder in einem Tierbau versteckt hielt. Emilia musste wissen, was der Junge mit Imperia Malfoy und Garm McKinstry zu schaffen hatte und warum!
Die ersten bekannten Gesichter begegneten ihr wenig später: Einige Erstklässler aus Ravenclaw hatten es sich in einem der höher liegenden Korridore gemütlich gemacht, aßen Schokolade und anderen Süßkram und spielten dabei Murmeln in der verzauberten Variante. Rubeta Cox hatte soeben einen schlechten Zug hinter sich und bekam es prompt zu spüren, als eine große Zaubermurmel ihr einen Haufen Asche ins Gesicht blies. Kläglich hustete das Mädchen.

„Hey“, grüßte Emilia die Gruppe zielstrebig. „Sagt mal, habt ihr zufällig Ulysses gesehen?“
Ein Junge, er hatte ein liebenswürdiges, mondrundes Gesicht, blickte zu ihr auf. Zwar war sich Emilia nicht sicher, doch sie glaubte sich zu erinnern, dass der Junge Humphrey hieß. Sie, Elicius, Ulysses, er, Victoria und William hatten vor gar nicht langer Zeit gemeinsame Bekanntschaft mit der Toiletten-Mafia gemacht und wären wohl Opfer saftiger Tritte und Schläge geworden, hätte der Hausmeistergehilfe Filch nicht in diesem Moment ihren Weg gekreuzt.
Mit einem würgenden Geräusch schluckte Humphrey die Schokolade hinunter, auf der er schmatzend herumgekaut hatte - dass es Schokolade gewesen war, konnte man noch gut an dem verschmierten Mund des Jungen erkennen. „Weiß nicht“, murmelte er, schien sich beim Nachdenken jedoch sehr wohl anzustrengen. „Hab Ulysses in letzter Zeit gar nicht so häufig gesehen. Beim Mittagessen war er auch nicht.“
„Ich weiß“, teilte Emilia ihm mit, „ich habe in der Großen Halle auf ihn gewartet, aber er ist nicht gekommen.“
„Plumbeus hat irgendwas erzählt“, meldete sich Rubeta zu Wort.
„Plumbeus?“
„Plumbeus Bott, ja. Ein Erstklässler aus Hufflepuff. Na ja, zumindest hat Plumbeus irgendwie etwas genervt geklungen und hat erzählt, Ulysses würde ihm seine Entdeckung streitig machen.“
Unwillkürlich runzelte Emilia die Stirn, als sie zu begreifen versuchte, was damit gemeint sein könnte. Hatte diese Entdeckung vielleicht zufällig auch etwas mit dem Höschendiebstahl zu tun?
Es war Humphrey, der aus Rubetas knappen Bericht schlau wurde. Seine Murmeln links liegend lassen, erhob er sich von seinem Platz und raunte Emilia geheimnistuerisch zu: „Okay, ich glaube, jetzt weiß ich, wo Ulysses stecken könnte. Komm mit.“

Und so wurde Emilia wieder abwärts geführt, Stockwerk um Stockwerk, ehe Humphrey in einem verlassenen Korridor stehen blieb, dessen Gemälde genauso verstaubt zu sein schienen wie die Atemluft. Zwar hatte sie die Vermutung, irgendwo in der Nähe der Küche zu sein, doch der Gang selbst war ihr alles andere als vertraut. Beäugt wurden sie von den Bewohnern der Gemälde, von denen die einen kritisch, die anderen neugierig zu ihnen hinabblickten, als sie sich leise in Richtung eines zurückgeschlagenen Perserteppichs bewegten, der nicht so aussah, als läge er zufällig halb zusammengerollt in dem Gang. Als Emilia näher getreten war, erkannte sie die im Boden eingelassene Luke, die sonst von dem schweren, staubgeschwängerten Teppich vollständig verdeckt gewesen wäre.
„Was ist das?“, erkundigte sie sich leise an Humphrey gewandt.
„Ein altes Alchemielabor“, erklärte der Junge ihr unbekümmert. „Plumbeus Bott hat es auf einer alten Karte eingezeichnet entdeckt. Wahrscheinlich wurde das Labor früher einmal genutzt, jetzt steht es leer.“
„Wenn man sie diesen ganzen Staub hier ansieht, ging seitdem wohl alles den Bach runter, wie?“, mutmaßte Emilia. „Offenbar kümmert sich niemand mehr um diesen Korridor.“
„Scheint so, ja.“
„Und du meinst, Ulysses ist in diesem Alchemielabor?“ Emilia konnte nicht anders, als kritisch nachzuhaken. Die Vorstellung, ausgerechnet Ulysses würde sich an einem solch vergessenen, einsamen und zudem sicherlich noch ausgesprochen dunklen Ort verkriechen, erschien ihr äußert merkwürdig. Selbst sie - und Emilia wusste, dass sie um einiges mutiger war als er - würde nicht freiwillig mutterseelenallein hier unten herumstromern, aus Angst, vielleicht auf so üble Gesellen wie die Toiletten-Mafia zu stoßen.
Humphrey zuckte mit den Schultern, ehe er sich bückte, den schmiedeeisernen Griff der Luke packte und sie öffnete. Das unangenehme Knarren des Holzes drang durch den finsteren Korridor, einige der Gemälde tuschelten pikiert.

Trotz allem war Emilia ausgesprochen überrascht, Kerzenlicht zu sehen, das aus dem geheimen Raum strömte. Unterhalb der Luke entdeckte sie eine Treppe aus Stein und ihren alten, unlängst abgetretenen Stufen, die hinein in den warmen Lichtschein führten, doch Emilia kam nicht einmal dazu, ihren Fuß auf die oberste Stufe zu setzen, da rief eine vertraute Stimme bereits: „Wer ist da? Bist du das, Plumbeus?“
Ulysses klang schrecklich ungehalten über die Störung und Emilia glaubte zu hören, wie der Junge voller Hektik etwas wegzuräumen versuchte.
„Nein, ich bin`s, Humphrey. Und Emilia ist auch hier.“
„Wie?“ Ulysses wirkte, als hätte man ihn auf hinterhältige Weise und mitten in der Nacht einen furchtbaren Schrecken eingejagt.
„Vielen Dank, Humphrey“, wandte sich Emilia an ihren korpulenten Begleiter, der offenbar Anstalten machte, ebenfalls in das Labor hinab zu steigen. Doch Emilia wollte Ulysses festnageln, ohne dass er Unterstützung von einem Freund erwarten könnte. „Es tut mir leid, aber ich muss persönlich was mit Ulysses besprechen“, erklärte sie ihm deshalb so unbedarft wie möglich, um ihn nicht unnötig misstrauisch werden zu lassen.
Dennoch blickte sie der Junge mit milder Verblüffung an. „Ist etwas passiert?“
„Nein, nicht wirklich. Es ist auch nichts wichtiges. Trotzdem …“
Nachdem Humphrey ihrem bittenden Blick nachgegeben hatte und sich langsam entfernte, huschte Emilia die Treppe zum Labor hinab. Luft empfing sie, die alt und im ersten Moment zu abgestanden schien, um sie Atmen zu können, doch sie achtete nicht weiter darauf.
Ein paar bereits halbzerflossene Kerzen standen auf einem massiven Tisch in der Mitte und spendeten Licht, während Ulysses wie zufällig und mit vor sich gefalteten Händen daneben stand und ein zu unschuldiges Gesicht aufgesetzt hatte, um glaubhaft wirken zu können. Dessen schien er sich bewusst zu sein, denn seine Augen verrieten etwas Gehetztes, vielleicht spielte er gerade mit den Gedanken, einfach davonzurennen.
„Was machst du hier, Emilia?“, wollte er wissen.
„Ich habe nach dir gesucht“, berichtete sie und ließ ihren abschätzenden Blick umher gleiten, auf der Suche nach weiteren verdächtigen Details.
„Das … ist ungewöhnlich.“ Offenbar hatte er Mühe, seinen Schrecken darüber zu verbergen, dass ausgerechnet sie ihn hier und heute aufgespürt hatten, wo Ulysses und sie kaum mehr etwas miteinander zu tun gehabt hatten, seit sie in Hogwarts eingeschult waren. Wahrscheinlich hätte sich ihre Distanz im Laufe der Schulzeit immer weiter vergrößert, wäre unüberbrückbar geworden, ihre kurze, gemeinsame Vergangenheit wäre zu einer unwichtigen Kuriosität verkommen, hätte Emilia in der letzten Nacht nicht etwas über den Jungen erfahren, was sie nicht verstand. Doch die Tatsache, dass sie sich aufgemacht hatte, um nachzufragen, sollte zu einer alles entscheidenden Wendung führen.

„Ulysses“, begann Emilia ohne längeres Zögern, „du musst mir etwas erklären: Was hast du mit Imperia Malfoy zu tun?“
Trotz des spärliches Lichtes, erkannte sie deutlich, dass ihre Worte ihn überrumpelten wie eine Eislawine, ihn kurz nach Luft schnappen ließen, nur um dann zu stottern: „G-gar nichts! Wie kommst du darauf?“
„Hm … ich komme darauf, weil ich heute Imperia und Garm McKinstry belauscht haben - aus versehen natürlich.“
„B-belauscht?!“ Das rötliche Glühen, dass sich daraufhin in seinem Gesicht ausbreitete, war wie eine weitere, entzündete Kerze. Emilia war fast ein wenig schockiert, wie heftig seine Reaktion ausfiel. Einer ihrer früheren Nachbarn war einmal von einer Wespe gestochen worden und seine allergieroter Kopf hatte nicht nur eine große Ähnlichkeit mit einem Pavianhintern gehabt, sondern auch ganz nebenbei mit Ulysses.
„Die beiden, Imperia und Garm, haben geredet“, begann Emilia zu erklären, „und ich war dabei - na ja, ich war dabei, ohne dass sie wussten, dass ich dabei war, würde ich sagen. Aber sie haben dich erwähnt. Wegen dieser Höschenklau-Geschichte.“
„Ach, die Geschichte!“, entfuhr es Ulysses und klang dabei fast ein wenig erleichtert. „Na ja, also, das war so -“
„Oh, warte, warte!“, schnitt sie ihm energisch das Wort ab. „Bevor du anfängst, dich herauszureden, solltest du die ganze Geschichte erfahren: Garm sagte, die Sache mit dem Höschendiebstahl wäre bloß ein Trick gewesen, aber er will dir Beine machen, wenn du wieder anfängst `an deiner Moral´ zu leiden. Was geht da vor sich, Ulysses?! Was hast du mit ihm und Imperia zu schaffen? Wirst du wegen irgendwas erpresst?“
Mit jedem ihrer Worte schien Ulysses weiter in sich zusammenzusinken, bis er gekrümmt und mit hängenden Schultern da stand und mit seinem elendigen Gesichtsausdruck den Boden musterte. Emilia war sich sicher, dass er nach einem Fluchtweg zwischen den Steinfugen suchte, so dass er verschwinden und sich vor der unangenehmen Situation drücken konnte.
„Ulysses, sag endlich, was da los ist!“, drängte sie ihn, nachdem er keine Anstalten gemacht hatte, den Mund aufzumachen und sich zu erklären.
„Kann ich nicht“, murmelte er schwach.
„Warum nicht?“
Er warf ihr einen kurzen, wenn auch äußerst finsteren Blick zu. „Wie du schon sagtest: Weil mir Garm dann `Beine machen´ wird!“, giftete er und machte mit seinem Tonfall klar, für wie dumm er Emilias Frage hielt.
„Okay, okay“, beschwichtigte sie. „Ich verstehe das. Aber was auch immer es ist, Ulysses, du darfst dir von diesem Idioten nichts gefallen lassen! Wenn du Ärger mit ihm hast, verpetz ihn so heftig, dass er von der Schule fliegt. Was will Garm denn machen? Dich umbringen?“
„Wie du schon sagtest: Mich verprügeln!“
Emilia rollte abschätzend mit den Augen. „Na und? Das tut im ersten Moment vielleicht ein bisschen weh, aber was soll`s. Du bist ein Junge, du wirst dich noch oft genug in deinem Leben schlagen müssen, also gewöhn dich dran.“
Vollkomment rasend vor Wut, warf Ulysses seine Arme hoch und brüllte: „Was für ein toller Einfall! Bist du schon mal von Garm und seinen Kumpeln verprügelt worden? Nein? Ich schon!“
„Umso besser, dann hast du nämlich schon etwas gegen sie in der Hand.“
„Verdammt noch mal!“ Cholerisch wie nie zuvor hatte Ulysses sie grimmig anfixiert, doch Emilia kam der Gedanke, dass er nicht aus reiner Wut so explosiv handelte. Trieb man wilde Tiere in die Enge, konnten selbst die kleinsten von ihnen, vor Angst getrieben, erstaunlich gefährlich wirken. Doch Ulysses würde sie trotz allem nicht einschüchtern können, sie war auf eine Eskalation längst vorbereitet.
„Hör auf mir Ratschläge zu erteilen!“, fuhr er sie an. „Wir beide haben gar nichts miteinander zu tun! Denkst du, ich lasse mich von Garm McKinstry verprügeln, nur weil du so tolle, weise Dinge zu mir gesagt hast?!“
„Ulysses, sei jetzt endlich STILL!“, bellte sie. „Du bist ein verdammter Idiot! Ich bin nicht hergekommen, um dich zu beraten. Ich will bloß, dass du mir die Wahrheit sagst.“
„Die Wahrheit geht dich aber leider gar nichts an!“
Emilia wurde bewusst, dass sie Ulysses nicht beruhigen konnte, wenn sie weiterhin versuchte, seine Angst vor Garm McKinstrys Bestrafung wegzuargumentieren. Sie hatte die Strategie früher oft genug bei ihrem Bruder angewandt, um ihn dazu zu bringen, sich gegen die Schulschläger zur Wehr zu setzen, doch sie musste erkennen, dass Ulysses aus einem anderen, aus einem sehr viel weicheren Holz geschnitzt war als Elicius. Ulysses war ein Feigling. Und Feiglinge kassieren nie freiwillig Prügel.
Deshalb beschloss sie, es auf andere Art und Weise zu versuchen. „Weißt du“, begann sie in einem gelangweilten Tonfall, „ich muss es auch gar nicht von dir erfahren. Das nächste Mal, wenn sich Imperia und Garm des Nachts irgendwo heimlich treffen, um herumzuknutschen, werde ich sie einfach wieder belauschen.“
Irgendein Stirnmuskel zuckte daraufhin unwillkürlich in Ulysses` Gesicht, was seine Augenbrauen noch grimmiger herabsinken ließ. „Warum bist du so interessiert daran alles zu erfahren?“, fragte er grimmig.
Verständnislos entgegnete sie brüsk: „Warum sollte es mich nicht interessieren?“ Tatsächlich hatte sie Ulysses` Frage kalt erwischt, denn er hatte ihr das Gefühl gegeben, ihr ständiges Herumgeschnüffel wäre etwas anormales, vielleicht sogar etwas krankhaftes. Und Ulysses war längst nicht der Erste in Emilias Leben, der ihr dieses Gefühl vermittelt hatte. Oft genug hatten Nachbarn, Freunde, Bekannte und Familienmitglieder die Nase darüber gerümpft und Emilia für ihr Verhalten getadelt, unangenehme Informationen wie ein Schwamm aufsaugen zu wollen. Gut, vielleicht hatte man sich in vielen Fällen auch einfach darüber geärgert, dass Emilia diese Informationen nicht nur aufsaugte, sondern auch durchaus gegen die betroffene Person verwendete. In Ulysses` Fall jedoch war es keinesfalls Emilias Plan, unschöne Tatsachen ans Tageslicht zu zerren und ihn damit Bloß zu stellen.

„Es ist ganz alleine meine Sache“, fügte Ulysses hinzu. „Und du kannst mir auch nicht dabei helfen … ich weiß nicht mal, ob du mir überhaupt helfen würdest.“
„Natürlich würde ich das!“, versicherte Emilia ohne umschweife und ohne groß über ihre Worte nachzudenken. Ulysses aber überging das Gesagte und murmelte stattdessen ungewöhnlich kleinlaut: „Imperia und Garm haben sich wirklich heimlich getroffen?“ Diese Frage hatte ihm offenbar schon seit einigen Sekunden auf der Zunge gebrannt.
„Ja. Nachts. Im Gemeinschaftsraum.“
„Und sie haben sich … geküsst?“
„Ähm, ja“, bestätigte Emilia wieder, etwas ratlos darüber, warum Ulysses das Tete a Tete der beiden so wichtig war, das Thema aber dennoch so scheu behandelte, als wäre es brennender, gefährlicher Zündstoff in seinen Händen.
„Wobei küssen ziemlich harmlos klingt“, fügte sie unbedarft hinzu. „Naja, schwer zu beschreiben. Du hättest die beiden sehen müssen. Wie Haifische, die versuchen, sich gegenseitig zu verschlingen.“
Scheinbar etwas unangenehm berührt trommelte Ulysses mit seinen Fingern auf der Tischplatte herum und atmete zwei-dreimal tief aus.
„Warum interessiert es dich so, was die beiden so treiben?“, erkundigte sich Emilia schnippisch, sich wohl bewusst darüber, das es nun Ulysses war, der anfing in unangenehmen Themen herumzustochern wie ein Kind in einem tot aufgefundenen Fisch.
„Oh, es interessiert mich nicht wirklich“, wiegelte Ulysses schnell ab. „Es ist nur so, dass ich schon länger geahnt habe, dass die beiden ein Paar werden können. Garm McKinstry betet sie quasi an.“
„Ja, Garm ist keine schlechte Partie für sie was? Er ist beliebt, gut trainiert, Kapitän der Quidditchmannschaft und hat dank den `spendablen´ Erst- und Zweitklässlerin auch sicherlich genug Kleingeld in der Tasche.“
„Ja … von der Seite aus betrachtet, ist er echt geeignet für ein Mädchen wie Imperia“, stimmte Ulysses ihr leise zu, er war aber, während sie halbernst Garm McKinstrys Vorzüge aufgezählt hatte, merklich in sich zusammengeschrumpft.
Emilia ahnte daher, dass ihre nächste Information Ulysses erheblich besser schmecken würde. „Das Problem ist“, begann sie, „dass Garm McKinstry nicht reinblütig ist. Offenbar kann sich Imperia nicht aussuchen, mit wem sie sich trifft, denn sonst würde sie nicht versuchen, die Sache zwischen ihr und Garm geheim zu halten.“
Es überraschte Emilia kaum zu sehen, dass Ulysses` Körper sich bei diesen Worten merklich straffte und seine zuvor trüben Augen bekamen ein neues kräftiges Glimmen, das voller Hoffnung zu sein schien.

Emilia brauchte keine weiteren Hinweise um zu erahnen, was wirklich in Ulysses vorging. Mit verschränkten Armen und kritisch durchleuchtenden Blick teilte sie ihm ihre Schlussfolgerung mit: „Du bist in Imperia verliebt, stimmt`s?“
Ein Blitzschlag hätte den Jungen kaum härter treffen können als diese wenigen Worte. Er wandte sich zu Emilia um und spielte den Bestürzten. „Was? Unsinn! Warum auch. Sie ist Jahre älter als ich! Das wäre doch krank!“, versuchte er sie abzuwimmeln, doch da war etwas in seinem Gesicht, etwas Panisches und Elendiges, aus dem Emilia zu lesen glaubte, dass sie ihn ertappt hatte. Eiskalt hatte sie direkt ins Schwarze getroffen, direkt in Ulysses` kleines Herz, das ein für ihn dunkles Geheimnis mit sich trug.
Doch Emilia hielt dieses Geheimnis weder für dunkel noch für krank.
„Ich glaube, dass es ziemlich normal ist, sich in einen Jugendlichen zu verlieben“, versuchte Emilia ihn zu beschwichtigen. „Okay, ich war noch nie verliebt oder so, aber trotzdem…“
„Trotzdem was?“, hakte er nach.
Sie zuckte mit den Schultern. „Naja, ich beobachte die Menschen, weißt du? Und deshalb weiß ich einfach, dass es normal ist, sich zu verlieben, auch wenn man sich vielleicht dafür schämt. Imperia zum Beispiel wird von den meisten Schülern angestarrt, viele schauen ihr hinterher. Sie ist nun mal schön. Und in ihr Aussehen verlieben sich die Jungs, auch wenn sie vielleicht noch zu jung sind, um wirklich eine Ahnung davon zu haben, was das bedeutet.“
Ulysses schienen die Worte unangenehm zu sein, er blickte an Emilia vorbei direkt an die Wand, doch ihm war anzusehen, dass er am liebsten direkt den Boden angestarrt und wohl auch gerne in ihm verschwunden wäre. Sein rundliches Gesicht war glühendrot.
„Elicius war auch schon mal verliebt“, berichtete sie in der Hoffnung, ein paar privatere Einblicke würden seine dicke Eishülle zum Schmelzen und ihn selbst zum Reden bringen. „Da gab es mal dieses Mädchen in der Schule. Sie war vier Klassen über ihm und war irgendwie ein bisschen dämlich - aber Elicius war hin und weg. Ich glaube, er mochte ihre Sommersprossen oder so. Keine Ahnung. Zumindest hat das eine ganze Weile angehalten, bis wir schließlich irgendwann umgezogen sind. Er ist ihr sogar einmal nach der Schule gefolgt, nur um zu wissen, wo sie wohnt und dabei hat er sich verlaufen. Irgendwann hat ihn die Polizei aufgegabelt und zurück nach Hause gefahren. Naja, so habe ich schließlich auch von der Geschichte um Elicius` Angebetete erfahren. Ihm war das ziemlich peinlich, wahrscheinlich ungefähr so peinlich wie dir jetzt. Aber wenn ich so drüber nachdenke, hatte er tatsächlich auch einen Grund dafür, sich zu schämen, zumindest wurde er von unserer Mutter und unserem Vater danach tagelang ausgelacht.“
„Hast du auch über ihn gelacht?“, erkundigte sich Ulysses mit finsterem Blick, so als hege er unlängst einen Verdacht gegen sie.
„Ich? Nein, niemals. Okay, natürlich habe ich ihn ein bisschen geärgert, schließlich ist er mein Bruder und Geschwister ärgern sich von Natur aus ständig - aber ich hatte trotzdem Verständnis und das habe ich ihm auch gesagt. Denn Melissa - Elicius` Angebete - war wirklich nett, bloß ein bisschen trottelig vielleicht. Aber alles in allem hatte er sich schon in das beste Mädchen der Schule verguckt, das muss man ihm lassen. Bleibt sein Frauengeschmack weiterhin so gut, habe ich in Zukunft weniger Arbeit damit, meine zukünftigen Schwägerinnen zu terrorisieren.“

Ulysses` zuvor noch angespanntes Gesicht verschwamm zu einer ausdruckslosen Maske und diesmal senkte er seinen angeschlagenen Blick tatsächlich gen Boden. „Glück für Elicius“, murmelte er. „Mein Frauengeschmack dagegen ist erbärmlich.“
Emilia horchte alarmiert auf. „Wieso?“
„Naja … Imperia ist äußerlich natürlich …schön. Wirklich schön, meine ich. Aber Innerlich ist sie ein Biest.“
„Das habe ich auch schon bemerkt“, bestätigte Emilia.
„Es stimmt schon, ich war verliebt in Imperia. Aber das ist vorbei, hoffentlich. Ich hab erkannt, dass sie ein furchtbarer Mensch ist.“
In Emilias Ohren klangen Ulysses` Worte stark nach einem elendig schmerzendem, gebrochenem Herzen. Doch wie man ein gebrochenes Herz kurieren konnte, davon wusste sie nichts. Nur ahnte sie, dass es vielleicht gar kein Heilmittel dagegen gab, es sei denn, man spielte auf Zeit und wartete, bis der Schmerz von selbst nachließ. Bei vielen Menschen mochte diese Methode vielleicht erfolglos bleiben, Ulysses hingegen war erst elf Jahre alt und was immer Imperia ihm angetan haben mochte, er würde darüber hinwegkommen.
Eine Weile war es still in dem alten Alchemielabor. Geduldig wartete Emilia darauf, dass Ulysses ihr seine ganze Geschichte offen legen würde, doch Ulysses schien an seinem Vorhaben festzuhalten, keinem das Geheimnis um Imperia, Garm und den vermeintlichen Höschendiebstahl preiszugeben. Daher machte es für Emilia auch keinen Sinn, weiter nachzubohren, sondern bot dem Jungen stattdessen etwas anderes an: „Ich glaube, Elicius sollte sich ganz gut in deine Lage hineinversetzen können. Warum sprichst du nicht mal mit ihm darüber?“
Überraschend energisch schüttelte Ulysses daraufhin den Kopf. „Lieber nicht. Elicius ist zur Zeit nicht so gut auf mich zu sprechen, schätze ich.“
Das war Emilia neu. Generell war es ungewöhnlich, dass Elicius sich mit jemanden in die Haare bekam und sie beschloss daher, der Sache auf den Grund zu gehen. „Was ist denn passiert?“, fragte sie ernst.
Ulysses schien zuerst Probleme zu haben, die Schererein mit Elicius in Worte zu fassen. „Also, ich weiß nicht … keine Ahnung wie es dazu kam, aber irgendwie sind wir auf unsere Familien zu sprechen gekommen.“ Ulysses musste dieses Thema ähnlich unangenehm im Bauch liegen, wie das Thema Liebe auch, und Emilia konnte sich schon denken, warum: das Wort Familie ließ man in Anwesenheit von Elicius besser gleich fallen wie ein heißes Stück Kohle, denn hier hatte Elicius seinen schwachen Punkt. Ein falsches Wort, eine unangenehme Wahrheit, die man zur Sprache brachte, und Elicius konnte rasend werden. Ganz offensichtlich war Ulysses das gelungen.
„Um ehrlich zu sein wollte ich mich bei Elicius entschuldigen“, fuhr Ulysses tapfer fort und vermied es dabei, Emilia auch nur ansatzweise anzusehen. „Er wirkte irgendwie ein wenig … traurig oder so und ich dachte, dass es vielleicht daran liegt, dass ich ihm nichts zum Geburtstag geschenkt habe. Generell fand ich es blöd, dass ich mich so kalt gegenüber euch verhalten habe und deshalb wollte ich mich entschuldigen.“
Emilia konnte nicht anders, als eine ihrer Augenbrauen anerkennend über Ulysses` Offenheit hochzuziehen. Eigentlich hatte sie ihn immer für einen verwöhnten Sturkopf gehalten, der lieber sterben würde, als ein nettes Wort mit ihr oder Elicius auszutauschen. Doch nun sah es so aus, als hätte sie sich gehörig getäuscht: Ulysses war keinesfalls so verzogen, wie sie gedacht hatte und obendrein besaß er den Mut, sich seine früheren Fehler auch noch einzugestehen und sich dafür zu entschuldigen. Noch mehr dieser unerwarteten Überraschungen und Emilia würde sich am Ende des Tages nicht einmal mehr über fliegende Elefanten wundern.
„Okay, du wolltest dich entschuldigen“, fasste Emilia das Gesagte zusammen, nachdem Ulysses eine ganze Weile still gewesen war und offenbar über etwas grübelte. „Was ist dann passiert?“
„Ich glaube, er wollte meine Entschuldigung nicht annehmen“, berichtete er schlicht. „Ich bin mir nicht sicher. Zumindest sind wir, wie gesagt, auf das Thema Familie zu sprechen gekommen.“
„Einfach so?“, hakte Emilia nach, die sich nicht vorstellen konnte, dass zwei Elf- und ein Zwölfjähriger Jungen plötzlich anfingen, über familiäre Angelegenheiten zu palavern.

Wie zu erwarten schüttelte Ulysses den Kopf. „Nein, nicht wirklich.“ Dann, nach einiger Bedenkzeit, hob er seinen Blick und fixierte Emilia geradewegs an. „Ich habe zu ihm gesagt, dass mein Verhalten blöd war. Dass es blöd war, euch zu ignorieren und euch schlecht zu machen, obwohl ihr bereits euer ganzes Leben lang quasi von eurer Familie ignoriert wurdet.“
Unwillkürlich stieß Emilia einen Seufzer aus. „Okay“, sagte sie, rieb sich die Stirn und suchte nach den richtigen Worten. „Okay … auf dieses Thema, ist Elicius wirklich nicht gut zu sprechen. Weißt du, Ulysses, es stimmt, dass sich unsere Eltern nie besonders aufmerksam um uns gekümmert haben - doch obwohl das eine Tatsache ist, will es Elicius nicht so ganz wahrhaben. Konfrontiert man ihn mit dieser Wahrheit, rastet er aus. Das kenne ich nur zu gut.“
„Dein Bruder sagte, es wäre falsch, eure Mutter so schlecht zu machen. Elicius sagte, eure Mutter wäre bloß verliebt und …
Halb belustigt, halb schockiert über die naiven Erklärungsansätze ihres Bruders schnaubte Emilia: „Das hat Elicius wirklich gesagt? Oh je, er ist tatsächlich noch blauäugiger, als ich gedacht habe.“
„Warum?“
„Weil sich Elicius das Verhalten unserer Eltern damit bloß schönredet! Klar, ich bin sicher, Vigdis ist noch immer ziemlich verliebt in unseren Vater, vielleicht ist sie sogar abhängig von ihm. Aber das ist keine Entschuldigung dafür, ihm ständig nachzulaufen!“ Verbittert schüttelte Emilia ihren Kopf, doch diese Verbitterung galt hauptsächlich ihrem Bruder. Sie verstand nicht, wieso Elicius die Dinge nicht auf die selbe, sachliche Art und Weise wahrnehmen konnte wie Emilia selbst; warum er vehement versuchte, sich mittels Schönrederei eine heile Welt aus einem Trümmerhaufen zu errichten.
„Ich sehe das genau wie du“, pflichtete Ulysses ihr bei. „Ohne eurer Mutter irgendwie zu nahe treten zu wollen, doch ich finde, dass was sie tut ist nicht richtig. Sie hat euch im Stich gelassen.“
Düster nickte Emilia ihm zu. „Was hat Elicius noch gesagt?“
„Na ja … zum Beispiel, dass eure Mutter euch eingeladen hat, die Weihnachtsferien bei ihr zu verbringen.“
Wut stieg in Emilia auf, als sie an Vigdis` Brief erinnert wurde, doch sagte sie nichts dazu.

Ulysses fuhr fort: „Und Elicius hofft, bei ihr in Norwegen bleiben zu können, so dass du und er dort zur Schule gehen können.“ Die letzten Worte sprach Ulysses relativ unbedarft aus, so dass man seinen Schreck sehr gut nachvollziehen konnte, als Emilia ausgerechnet an dieser Stelle explodierte. „DAS hat er gesagt?!“ rief sie. „Hat er wirklich DAS gesagt?“
„Ja“, antwortete Ulysses, verwirrt blinzelt. „Ich dachte, du wüsstest-“
„Nein! Ich hatte keine Ahnung, dass Elicius - dass er ZURÜCK will!“ Emilia war atemlos. Sprachlos. Heftige, hässliche Wut brannte in ihr. Und Enttäuschung. Sie rang um Luft in dem Versuch, wenigstens äußerlich ruhig zu werden. Ulysses mochte offen zu ihr gewesen sein, doch sie hatte nicht vor, offen vor anderen zu sein.
„Ich …“, sie fasste sich an die Schläfe, in dem ihr Blut wie bei einer Einbahnstraße direkt gegen ihre Schädeldecke zu rauschen schien. Ein unangenehmer Druck breitete sich im Inneren ihres Kopfes aus. „Ich … schlage vor, wir lassen dieses Thema. Ich werde mit Elicius ein Wörtchen darüber reden. Ich meine“, sie versuchte sich an einem unbekümmerten Lächeln, „sein Plan ist ziemlich dumm, was? Schließlich kann ich nicht mehr in Norwegen zur Schule gehen, also warum sollte er dort leben wollen? Er müsste dort alleine in Fuglefjell … - nein, das würde er nicht machen. Es ist einfach eine ziemlich bescheuerte Idee von ihm, das ist alles!“
In Wirklichkeit war sie nicht so überzeugt davon, dass Elicius` Einfall so belanglos war, wie sie hoffte. Elicius mochte vielleicht ab und zu seinen Träumen und Gedanken nachhängen, doch Emilia konnte davon ausgehen, dass es mehr als ein bloßer Tagtraum war, wenn er bereits mit einer Außenstehenden Person - in diesem Fall Ulysses - darüber gesprochen hatte. Andererseits konnte und wollte sie sich nicht vorstellen, dass Elicius tatsächlich dazu bereit war, alleine in Fuglefjell zur Schule zu gehen. Denn wie man es drehte und wendete: Emilia hatte wohl keine Möglichkeit mehr, jemals wieder an dem anspruchsvollen Unterricht in Fuglefjell teilnehmen zu können. Fuglefjell hatte sie als eine Squib abgestempelt - und das wusste Elicius ganz genau.
Nichtsdestotrotz: War es möglich, dass er es in Betracht zog, Großbritannien und insbesondere Hogwarts dennoch zu verlassen?

Fortsetzung folgt …


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