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Fanfiction

Ancient History I - Der Verbotene Wald - Des Nachts

von Kiosk

23. Des Nachts

Personen:
Elicius Eliassen: Zwölfjähriger Sohn von Vigdis Eliassen und der Bruder von Emilia. Ein eher ruhiger, zurückhaltender Slytherin. Kam vor seiner Einschulung in Hogwarts kurzzeitig bei den Rathburn unter.

Emilia Eliassen: Zwölfjährige Tochter von Vigdis Eliassen. Eine Slytherin. Sie ist stets aufmerksam und besitzt ein eher verschlagendes Wesen. Magisch unbegabt. Kam vor ihrer Einschulung in Hogwarts kurzzeitig bei den Rathburns unter.

Garm McKinstry: Ein jugendlicher Unruhestifter aus Slytherin. Er scheint in Imperia verliebt zu sein. Er und seine drei besten Freunde - Erebus Nott, Veikko Johnson und Prester Perkins - bilden die so genannte „Toilettenmafia“.

Humphrey Belcher: Ulysses` Klassenkamerad. Ein liebenswürdiger Ravenclaw

Imperia Malfoy: Die ältere Schwester von Lucius. Eine Slytherin und Vertrauensschülerin. Sie wirkt kühl und distanziert und fällt im ersten Moment stets durch ihre Schönheit auf

Madam Burgunder: Sie unterrichtet den Benimmunterricht für die Mädchen. Trotz ihres miesen Charakters scheinen ihr die Männer zu Füßen zu liegen

Plumbeus Bott: Der Sohn des Bohnenerfinders Bertie. Er fällt besonders durch seine Langsamkeit und Zerstreutheit auf. Ein Hufflepuff

Professor Jarovit: Ein entfernt menschliches Wesen. In Russland jagte er unter anderem Werwölfe, Vampire und Schwarzmagier. In Hogwarts unterrichtet er Verteidigung gegen die Dunklen Künste

Rubeta und Arachne Cox: Zwei elfjährige Zwillingsschwestern mit großem Herz für exotische Tiere. Rubeta ist eine Ravenclaw-Schülerin, Arachne eine Slytherin

Samantha Samson: Jugendliche Ravenclaw. Mit Hilfe von Ulysses schummelt ihr Imperia täglich jenen Trank unter, der ihr die Haarpracht auf Dauer ruinieren wird.

Ulysses Rathburn: Elfjähriger Sohn von Bethesda. Verwöhntes Einzelkind. Ein Ravenclaw. Stellt sich gegenüber Emilia und Elicius auf stur und ist Imperia Malfoy hoffnungslos verfallen.

Valkyrie Eliassen: Die Großtante von Emilia und Elicius

Victoria Knight: Eine Erstklässlerin aus Ravenclaw. Sie ist stets munter und aufgeweckt. Ihr Haustier ist ein stinkender, aber handzahmer Vielfraßrüde namens Rudolph.

Vigdis Eliassen: Die Mutter von Emilia und Elicius. Eine Squib. Aufgrund ihres desolaten, verantwortungslosen Lebensstils von der Familie verachtet

William Barkley: Ein Erstklässler aus Ravenclaw. Wie Ulysses stammt auch er aus Hogsmeade, wo er zusammen mit seiner etwas verschrobenen Mutter ein Haus am Rand des Dorfes bewohnt. Er ist ungewöhnlich still und unabhängig

Bisherige Handlung:
Während einer Exkursion in den Wald, geleitet von Madam Sprout und Professor Kesselbrand, kommt es zu einem blutigen Zwischenfall, bei dem Kesselbrand einen Finger verliert. Zudem finden Emilia und ihre Freunde abseits der Wege einen mysteriösen Schädel, der auf einem Stein platziert lag. Da sie befürchten, es könnte sich hierbei um die Überreste eines Vermissten handeln, nehmen sie ihn mit und zeigen ihren Fund Professor Jarovit, der das Fach Verteidigung gegen die Dunklen Künste unterrichtet. Dieser jedoch stuft die Entdeckung als unwichtig ein, da es sich lediglich um den Schädel eines unverwandelten Werwolfes handelt, nicht aber um den Schädel eines Menschen. Die genauen Fundumstände verschweigt Emilia dem Professor jedoch. Derweil zeigt sich Elicius aufgrund seiner Familienverhältnisse und seiner oft abspenstigen Mutter sehr depressiv, so dass ihn auch sein Geburtstag nicht aufheitern konnte. Gegenüber Ulysses äußerte er sich, dass er womöglich nach Norwegen zurückkehren möchte, um die dortige Zauberschule zu besuchen. Aber auch Ulysses leidet: als Werkzeug von Imperia Malfoy sieht er sich gezwungen, einem älteren Mädchen aus Ravenclaw, Samantha Samson, täglich heimlich giftige Tränke zu verabreichen. Inzwischen stellt Emilia auf eigene Faust Nachforschungen bezüglich des Schädels an, wobei sie im Gemeinschaftsraum einschläft …

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

September 1961

Mit Sicherheit lag es an dem hohen Lehnstuhl, der sich gut zum Sitzen aber keineswegs zum Schlafen eignete, dass Emilia in dieser Septembernacht so unruhig träumte. Vielleicht mochte es auch daran liegen, dass sie in dem unheimlichen, düsteren Gemeinschaftsraum und mit der Gewissheit, dort völlig alleine zu sein, eingeschlafen war.
Wie auch immer: Emilias Träume waren wirr und voller Schatten und wenn doch einmal ein Lichtkegel diese Traumwelt erhellte, waren es grausige und beängstigende Anblicke. Doch war es der letzte dieser Träume, der Emilia wirklich einen Schrecken einjagen sollte: In ihrem Traum fand sie sich auf exakt dem selben Lehnstuhl wieder, in dem sie vor unbekannter Zeit eingeschlafen war. Es war kalt und dunkel in dem Gemeinschaftsraum, das Feuer im Kamin war heruntergebrannt und so ließ sich auf den ersten Blick nicht erkennen, ob sie alleine in dem Saal war oder nicht. Verwirrt und mit dem trüben, leicht verschwommenen Blick, den jeder Mensch kurz nach dem Erwachen kennt, blickte sich Emilia um. Sie sah nach links, dort, wo sich die weißen Seiten des Buches von der Dunkelheit abhoben, und dann nach rechts.
Wo sie direkt in das Gesicht eines großen Tieres blickte.
Emilia wollte schreien, doch ihr Brustkorb schien vor Schreck so verkrampft, dass die Luft praktisch von ihrer zugeschnürten Kehle abzuprallen schien. Der einzige Laut, den sie von sich gab, war ein heiseres Krächzen.

Neben ihrem Stuhl saß eine Art Wolf. Vielleicht mochte es auch ein Hund oder ein Wolfshund sein - das war jedoch nicht wichtig. Entscheidend war, dass dort ein großes Raubtier mit weißgrauem Fell, hellen, durchleuchtenden Augen und einer langen, von blutigen Wunden übersäten Schnauze hockte. Es betrachtete Emilia mit völliger Gelassenheit. Emilia hingegen starrte das Wesen angstvoll an, während sie sich auf ihrem Stuhl so klein wie möglich machte und sich gegen die gegenüberliegende Lehne presste.
Ihr Atem ging hektisch und der Atem des Wesens ging ruhig.
In den wenigen Sekunden, die Emilia zur Betrachtung des Tieres blieben, nahm sie merkwürdig viele Details an dem Geschöpf wahr: Das Fell des Wesens war durchwühlt, der Körper genau wie die Schnauze blutig und geschunden, so als hätte man das Tier von allen Seiten aufgeschlitzt. Doch das Beunruhigenste war, dass die Gestalt des Tieres aus irgendeinem Grund nicht fassbar zu sein schien. Emilia konnte ihren Blick einfach nicht auf den Wolf scharf stellen. Vielmehr hatte sie das Gefühl, dass Tier durch einen dichten Nebel hindurch zu betrachten, so als wäre das Geschöpf nicht aus Fleisch und Blut, sondern bloß aus unbeständiger Luft geformt.
Plötzlich erhob sich der Wolf, warf Emilia einen kritischen Blick über die Lehne hinweg zu , bevor er begann, mit seiner Schnauze am Boden zu schnüffeln. Den Schädel, der vor Emilia auf dem Boden lag, interessierte den Wolf offenbar besonders, denn er schnupperte überaus akribisch an dem Knochen.
Emilia verfolgte jede Bewegung des Wesens panisch, während sie sich auf ihrem Stuhl noch kleiner zu machen versuchte. Erst, als die eiskalte Rute des Wolfes eines ihrer Beine streifte, fand sie ihre Stimme wieder und schrie unwillkürlich auf.
Der Wolf schreckte hoch, blickte sie an und sprang davon. In der Dunkelheit war er trotz seines hellen Felles augenblicklich verschwunden, so schnell, als wäre er zerplatzt wie eine Seifenblase. Und noch bevor das Echo von Emilias Stimme verklungen war, zweifelte sie bereits an ihrem Verstand.
Dieser Wolf war niemals echt gewesen! Sie musste geträumt haben. Nur der Schrei, den sie von sich gegeben hatte, war real.
Mit fliegenden Atemzügen und bebendem Herzen saß Emilia nun in ihrem Lehnstuhl. Ihre Augen zuckten unruhig von einer Richtung zur anderen, suchten noch immer nach dem Wolf, obwohl sie längst wusste, dass das Wesen ihr nur im Traum begegnet war. Das war nicht ungewöhnlich, Emilia träumte häufig sehr lebensecht, doch konnte sie sich nicht daran erinnern, jemals von ihrem eigenen Schrei aufgeweckt worden zu sein.

Und noch während Emilia krampfhaft versuchte, sich von ihrem Schrecken zu erholen und wieder zur Ruhe zu kommen, hörte sie, wie sich hinter ihr eine Tür öffnete.
„Sei still jetzt und lass mich nachschauen, Garm“, sagte eine Mädchenstimme kurz angebunden. „Ich glaube, ich habe jemanden schreien gehört.“
Emilia kannte die Stimme, doch konnte sie diese im Moment unmöglich einordnen. Und da ihr nichts daran lag, dass das Mädchen und Garm McKinstry sie und den Halbmenschen-Schädel in dem dunklen Gemeinschaftsraum entdeckten, machte sich Emilia wieder so klein wie möglich und hielt den Atem an.
„Ich habe nichts gehört“, erklärte Garm. Er klang unbeeindruckt.
„Dann putz dir deine Ohren! Ich bin sicher, dass-!“
„Und ich bin sicher, dass du nur vom Thema ablenken willst, Imperia!“
Eine Weile war es still, doch es war keine angenehme Stille. Emilia glaubte so etwas wie eine wütende Spannung in dem Raum wahrzunehmen, die von Imperia und Garm auszugehen schien.
Als Garm erneut sprach, klang er jedoch verblüffend melancholisch. „Sag mir endlich, was da zwischen uns passiert, Imperia. Ich warte seit Ewigkeiten darauf, dass du mich darüber aufklärst und mir erzählst, was du fühlst. Du weißt, dass ich dich liebe. Du weißt das schon lange.“
„Glaub mir, du hast das Thema Gefühlswelt schon oft genug erwähnt. Ich kann es nicht mehr hören!“, erklärte Imperia ihm so entschieden und so bissig, dass Emilia nicht umhin kam, sogar etwas Mitleid für Garm zu empfinden.
„Na schön, wenn es dir Leid ist über so etwas zu sprechen - was soll`s! Ich bin es Leid, ständig über dich rätseln zu müssen.“ Und durchaus ein wenig zerknirscht klingend fügte er hinzu: „Andere Mädchen sind nicht so kalt wie du. Ich könnte die kleine Tiffany Spaulding aus dem Jahrgang unter mir fragen, ob sie mit mir demnächst einen kleinen Ausflug nach Hogsmeade macht. Tiffany ist wirklich niedlich, du solltest sie kennen lernen. Von ihrem ausgeglichenen und geduldigen Wesen könntest du nämlich noch was lernen.“
Eine Faust knallte energisch auf Holz - Emilia kannte dieses Geräusch und wusste, dass Imperia wohl auf einen der Tische geschlagen haben musste. Emilia konnte nicht anders, sie musste es nun einfach wagen, einen Blick auf die beiden zu werfen. Im Schutze der Dunkelheit linste sie also seitlich an ihrer hohen Stuhllehne vorbei und sah die beiden Jugendlichen am Ausgang des Gemeinschaftsraumes stehen. Inzwischen hatten sich ihre Augen besser an die Finsternis gewöhnt, so dass sie Imperia erkennen konnte, wie sie mit der Hüfte gegen einen Tisch gelehnt stand. Garm hatte vor ihr gestanden, wandte sich nun aber gelassen schlendernd ab und warf sich auf einen der Lehnstühle, um es sich dort mit lang gestreckten Beinen gemütlich zu machen.
„Das würdest du nicht wagen!“, schnaubte Imperia. „Du liebst mich, Garm!“
„Stimmt.“ Er nickte unbeeindruckt. „Das habe ich dir ja auch schon oft genug erzählt, bisher hat es nur nie etwas gebracht, dir von meinen Gefühlen zu berichten.“
„Wie dramatisch!“, spottete sie. „Wer hätte gedacht, dass du jetzt schon aufgibst mich zu umgarnen und stattdessen jemanden wie Tiffany Spaulding in Betracht ziehst!“ Den Namen des Mädchens spuckte sie Garm praktisch entgegen.
„Oh, du kennst sie?“, erkundigte er sich milde überrascht.
„Ich habe ihren Zinken schon öfters durch die Gänge wandern sehen“, antwortete Imperia bissigem Hohn in der Stimme. „Hätte ich noch ein paar Stunden gewartet, hätte ich sicherlich auch einen Blick auf das Gesicht werfen können, das dieser Nase folgt.“
„Du übertreibst. Du kannst sie bloß nicht ausstehen, weil sie hübsch ist und einen besseren Charakter als du besitzt!“
Wahrscheinlich hätte eine etwas diplomatischere Wortwahl Garms das Folgende verhindern können - oder vielleicht hatte er auch genau das beabsichtigt: Imperia stieß sich von dem Tisch ab, trat vor und holte aus. Emilia sah das Aufblitzen ihres weißen, dünnen Unterarmes in der Dunkelheit, ehe die Handfläche über Garms Gesicht peitschte. Unwillkürlich musste Emilia zusammenzucken. In der fast vollkommenen Finsternis um sie herum kam ihr der Knall, der dabei entstand, unnatürlich laut vor.
Der Schlag schien Imperias kochende Wut jedoch kaum abgekühlt zu haben. Manche Menschen besaßen offenbar kein Ventil, um ihren Emotionen freien Lauf lassen zu können, sondern ihre Wut schaukelte sich auf wie das wilde Meer - und Imperia gehörte augenscheinlich zu genau dieser Sorte Mensch.

„Ich muss mich für meinen Charakter nicht rechtfertigen, Garm! Du hast dich in mich verliebt!“ Mit bebendem Zeigefinger deutete sie auf ihn wie auf einen Verurteilten. Garm indessen saß noch immer in seinem Stuhl und wenn ihm der Schlag wehgetan hatte - was ganz sicher der Fall war - so zeigte er es nicht. Da seine Haut weniger blass und durchscheinend war, war es nicht leicht für Emilia, ihn neben der mondhell strahlenden Imperia genauer zu erkennen, doch sie glaubte auszumachen, dass er den Kopf leicht angehoben hatte und der aufbrausenden Jugendlichen nun direkt entgegenblickte. Vielleicht wusste er nicht genau, in welche Richtung er das Steuer nun herumreißen sollte, um nicht in dieser Misere zu kentern und unterzugehen.
„Wie kannst du es wagen, mir etwas vorzuschreiben?!“, gewitterte Imperia mit wohlbekanntem Zorn in der Stimme. „Wenn du nicht mit mir umgehen kannst, was soll ich dann mit dir? Wenn du mir noch einmal einen Vorwurf machst -!“
„Ich mache dir keine Vorwürfe!“, hielt Garm eilig dagegen. Mit seiner Hand griff er nach vorne und packte sie am Arm, nur um sie dann zu sich zu ziehen. Imperia wehrte sich nicht, auch wenn ihre Bewegungen erst etwas stockend erschienen, so setzte sie sich doch ohne zögern auf seinen Schoß. Nasenspitze an Nasenspitze schwiegen sie kurz, ehe Garm ihr einen Kuss auf den Mund gab und sie sich für einige Minuten nicht mehr voneinander lösten.
In ihrem notdürftigen Versteck zusammengekauert überlegte Emilia, ob sie die günstige Gelegenheit nutzen und verschwinden sollte, doch sie hatte Angst, dass sich die alten, quietschenden Sprungfedern melden würden, sobald sie sich auf ihrem Lehnstuhl bewegte. Außerdem lagen ihre Sachen noch überall verteilt und bis sie Bücher, Pergamentrollen, Feder und Schädel aufgesammelt hatte, hätten Imperia und Garm sie sicherlich längst entdeckt. Als letzte Möglichkeit blieb ihr also nur das geduldige Ausharren, denn jede Knutscherei musste ja irgendwann zwangsläufig ein Ende finden und so beobachtete Emilia die beiden Jugendlichen aus sicherer Entfernung, während sie etwa zu gleichen Teilen sowohl Ekel als auch spöttische Belustigung verspürte.
Imperia löste sich als erste und presste Garm ihren Zeigefinger auf die Lippen, um ihn davon abzuhalten, erneut sein Glück zu versuchen. „Hör zu“, flüsterte sie eindringlich. „Hör gut zu, damit du mich nicht missverstehst, in Ordnung?“
Er nickte bloß.
„Mein Vater wird unglaublich wütend werden, wenn er erfährt, was wir hier tun. Du bist bloß ein Halbblut, Garm und deine Familie ist arm - aber mir ist das völlig egal! Momentan kenne ich niemanden, der besser für mich geeignet wäre als du und deswegen wirst du die kleine Tiffany Spaulding ganz schnell vergessen…“
„Tiffany-Wer?!“
„…und abgesehen davon, müssen wir dafür sorgen, dass meine Familie nichts über uns erfährt. Also wieder einmal allerhöchste Geheimhaltung, klar?“
„Klar“, bestätigte Garm. Er hatte allen Grund zufrieden mit sich zu sein und zeigte es durch ein breites Grinsen, während er über Imperias Bein strich. „Ich werde kein Sterbenswörtchen darüber verlieren - nicht mal gegenüber meiner Jungs! - und so tun, als wäre alles wie zuvor: Ich laufe dir verliebt hinterher und du zeigst mir die kalte Schulter.“
„Klingt gut. Dass du deinen Mund halten kannst, hast du mir ja auch schon mehrfach bewiesen…“
„Ja. Zuletzt bei dieser Sache mit dem Höschendiebstahl und der Geschichte mit dem Trank. Ich habe geschwiegen wie ein Grab.“ Während Garm vergnügt gluckste, spannte sich Emilias Körper buchstäblich wie die Sehne eines Bogens und sie hielt ihren Atem an. Der erwähnte Höschendiebstahl war ihr sehr wohl ein Begriff: Angeblich sollte sich Ulysses aus irgendwelchen Gründen an Imperias Unterwäsche zu schaffen gemacht haben und war so zu zweifelhaften Ruhm gelangt. Dass nun jedoch ausgerechnet Garm McKinstry diese Sache ansprach, stank für Emilia meilenweit gen Himmel - in etwa so wie faule Eier in brütender Sommerhitze.
„Wo wir gerade beim Thema sind, ich muss dich noch um etwas bitten“, raunte Imperia ihm geheimnisvoll zu, nahm ihren Zeigefinger von seinen Lippen und küsste ihn, nur um dann innezuhalten und strenger hinzuzufügen: „Behalt die Sache mit dem Trank im Auge, ja? Und mach Ulysses Beine, wenn er wieder an seiner Moral leidet.“
Garm antwortete, indem er sie energisch zu ihm heranzog und ihr Gespräch somit in einer Reihe leidenschaftlichster Küsse endete, in dem keiner von ihnen mehr wichtige Worte verlor.
Emilia hatte ohnehin genug gehört.

XXXXXXX

Am nächsten Morgen war sich Emilia sicher, ihre Augenlider müssten wohl deswegen so verquollen sein, weil sie sich des Nachts mit jemanden übernommen und geprügelt hatte. Erst nach und nach fiel ihr ein, was der tatsächliche Grund für ihre trägen Augen und die schmerzenden Glieder war: Sie hatte in der Nacht eine schiere Ewigkeit in sich zusammengekauert in ihrem Lehnstuhl gesessen und unfreiwillig dabei zusehen müssen, wie sich Imperia und Garm mit der Ausdauer eines Marathonläufers geküsst hatten. Irgendwann nach drei Uhr morgens erst war Emilias Stunde gekommen und sie konnte, nachdem die beiden Jugendlichen voneinander abgelassen und getrennte Wege gegangen waren, endlich in ihren Schlafsaal zurückkehren, wo die anderen Mädchen ihres Jahrganges schon seit geraumer Zeit friedlich schliefen.
Doch ihr warmes, weiches Bett bot ausnahmsweise einmal wenig Erholung und als Emilia am Morgen aufwachte, hatte sie nicht nur das Frühstück verpasst, sondern musste aufkommenden Wadenkrämpfen Herr werden. Die langen Stunden eingerollt auf dem Stuhl hatten ihr nicht gut getan, dennoch kam irgendwann der Zeitpunkt, an dem Emilia ihre schmerzenden Beine ausstrecken und sich anziehen musste. Mit oder ohne Frühstück im knurrenden Magen wollte sie sich zuerst darum kümmern, so schnell wie möglich ihre beiden Strafarbeiten abzugeben, ehe sie sich den wichtigen Tagesgeschäften - Ulysses zur Rede zu stellen zum Beispiel - zuwenden konnte.
Da sie zu müde war, um sich über die Konsequenzen ernsthafte sorgen zu machen, brachte sie die Strafarbeit für Madam Burgunder mit einigen schlurigen und undurchdachten Sätzen über die großen Errungenschaften der magischen Knotenkunst zu Ende, während sich in ihrem Kopf die leise Hoffnung breitmachte, sie würde einfach damit durchkommen können. Dass diese Gedanken bedenklich realitätsfern waren, ahnte Emilia zwar, aber sie lies es darauf ankommen. Schlimmstenfalls würde sie am Freitag wieder eine Strafarbeit aufbekommen, dann aber vielleicht mit dem Thema „Ehemännertötung durch Arsen“ - und damit hätte sich Emilia sogar anfreunden können. Alles erschien ihr besser als das knoten von Schnürsenkeln.
Den elendigen, von großer Erschöpfung zeugenden Gesichtsausdruck an die restliche Welt gerichtet, schlurfte Emilia durch die Gänge Hogwarts, in den Händen hielt sie die Pergamentrollen, die jeweils für Professor Jarovit und Madam Burgunder bestimmt waren. Draußen herrschte trübes Regenwetter, vom kräftigen Wind schienen ganze Sturzbäche gegen die Fensterscheiben gedrückt zu werden und Emilia fand, dass die Wetterlage und ihre Stimmung zusammen eine großartige Komposition abgaben. Gäbe es eine Möglichkeit, die Himmelsschleusen manuell zu bedienen, Emilia hätte es liebend gerne selbst getan, denn dieser Tag verdiente es geradezu, in Wassermassen zu ersaufen.

Nachdem sie die erste Pergamentrolle vor Professor Jarovits Bürotür abgelegt hatte, machte sie sich auf den Weg zu Madam Burgunder, dafür betend, der korpulenten Korsettliebhaberin nicht persönlich zu begegnen. Emilia wollte so weit weg wie möglich sein, wenn Burgunder die Tintenkleckse und den nicht vorhandenen Sinn auf und in ihrer Strafarbeit entdeckte.
Ein angenehmer, süßer Duft nach Frischgebackenem waberte Emilia entgegen, als sie den Gang betrat, auf dem auch Burgunders Büro lag. Der Duft triezte ihren hungrigen Magen, doch ihr Appetit erfuhr eine schlagartige Ernüchterung, als sie bemerkte, dass der Duft keineswegs aus der nahen Küche, sondern vielmehr unter Burgunders Tür hervordrang. Schade. Sie hatte gehofft, die Hauselfen in der Küche würden für die ganze Schule backen, Kekse aus Burgunders Privatbesitz aber beschloss Emilia besser aus Prinzip zu verschmähen: Wer ließ sich schon gerne von der Hand füttern, der man eine schlaflose Nacht zu verdanken hatte?
Gerade in dem Moment, als Emilia das Pergament auf die Schwelle legen und verschwinden wollte, öffnete sich die Bürotür, so dass Emilia beinahe von dem Mädchen umgerannt worden wäre, dass sich soeben mit tränengeröteten Augen von Madam Burgunder verabschiedete.
Das Mädchen blinzelte Emilia verwirrt entgegen, ehe sie sich ihre Wintermütze tiefer über die Stirn zog und dann mit tonloser Stimme murmelte: „Ich werde Ihren Ratschlag auf jeden Fall befolgen, Madam.“
„Natürlich, das sollten Sie.“ Burgunder, heute gekleidet in einem edlen Brokatgewand, trat mit unleserlichem Gesicht an die Türschwelle - vielleicht erschien Emilia das Gesicht aber nur deshalb so unleserlich, weil es sich heute unter einer ganz besonders dicken Schicht Schminke verborgen hielt. „Und halten Sie mich bitte auf dem Laufenden, Ms. Samson.“
„Ja, das werde ich, Madam. Vielen Dank.“ Und mit diesem Worten rauschte das Mädchen von dannen, bis sie aus der Reichweite des herrlichen Gebäckduftes lag, der Emilia nun mit voller Intensität in der Nase lag.
Burgunders violett umrahmte Äuglein funkelten garstig, als sie die Strafarbeit in Emilias Hand entdeckte. „Wann lernen Sie endlich, dass sich dieses Gekrakel nicht geziemt?“, schnarrte sie. „Selbst ihre Finger sind voller Tinte.“
Emilia spulte eine automatische Entschuldigung ab, während sie versuchte, an Burgunders Hüftspeck vorbei in das Büro zu stieren. Dort, auf einem antiken und auf Hochglanz polierten Tisch stand tatsächlich eine Schale mit köstlichem Gebäck, noch so warm, dass es dampfte.
Burgunder schnappte sich voller Ungeduld die Pergamentrolle und warf Emilia einen letzten, ungnädigen Blick zu, ehe sie die Tür ihres Büros ins Schloss fallen ließ. Getrennt von den Keksen, war sich Emilia nicht sicher, ob sie nicht bis zum Mittagessen verhungert sein würde.

Fortsetzung folgt…

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

Kommentar: Ich habe euch schon wieder warten lassen. Manchmal fehlt es mir irgendwie an Zeit, neue Kapitel zu veröffentlichen, besonders wenn ich viel unterwegs bin. Das heißt aber keinesfalls, das ich die Veröffentlichung meiner Storys einstelle oder so, keine Sorge! Stattdessen habe ich mir überlegt, die Ancient Hinstory-Geschichten vielleicht besser 2 Mal in der Woche zu veröffentlichen, da der 2. Teil ja auch schon fertig auf meinem Rechner liegt und ich demnach nicht unnötig viel Zeit herausschlagen muss. Nur den 3. Teil muss ich irgendwann nochmal schreiben. Es folgt, als Entschädigung für das lange Warten, nun außerdem gleich das nächste Kapitel, viel Spaß damit! ;)

Danke auch für die Reviews.


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