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Fanfiction

Ancient History I - Der Verbotene Wald - Geburtstag des Ungeliebten

von Kiosk

20. Geburtstag des Ungeliebten

Personen:
Elicius Eliassen: Elfjähriger Sohn von Vigdis Eliassen und der Bruder von Emilia. Ein eher ruhiger, zurückhaltender Slytherin. Kam vor seiner Einschulung in Hogwarts kurzzeitig bei den Rathburn unter.

Emilia Eliassen: Zwölfjährige Tochter von Vigdis Eliassen. Eine Slytherin. Sie ist stets aufmerksam und besitzt ein eher verschlagendes Wesen. Magisch unbegabt. Kam vor ihrer Einschulung in Hogwarts kurzzeitig bei den Rathburns unter.

Garm McKinstry: Ein jugendlicher Unruhestifter aus Slytherin. Er scheint in Imperia verliebt zu sein. Er und seine drei besten Freunde - Erebus Nott, Veikko Johnson und Prester Perkins - bilden die so genannte „Toilettenmafia“.

Humphrey Belcher: Ulysses` Klassenkamerad. Ein liebenswürdiger Ravenclaw

Imperia Malfoy: Die ältere Schwester von Lucius. Eine Slytherin und Vertrauensschülerin. Sie wirkt kühl und distanziert und fällt im ersten Moment stets durch ihre Schönheit auf

Madam Burgunder: Sie unterrichtet den Benimmunterricht für die Mädchen. Trotz ihres miesen Charakters scheinen ihr die Männer zu Füßen zu liegen

Plumbeus Bott: Der Sohn des Bohnenerfinders Bertie. Er fällt besonders durch seine Langsamkeit und Zerstreutheit auf. Ein Hufflepuff

Professor Jarovit: Ein entfernt menschliches Wesen. In Russland jagte er unter anderem Werwölfe, Vampire und Schwarzmagier. In Hogwarts unterrichtet er Verteidigung gegen die Dunklen Künste

Rubeta und Arachne Cox: Zwei elfjährige Zwillingsschwestern mit großem Herz für exotische Tiere. Rubeta ist eine Ravenclaw-Schülerin, Arachne eine Slytherin

Ulysses Rathburn: Elfjähriger Sohn von Bethesda. Verwöhntes Einzelkind. Ein Ravenclaw. Stellt sich gegenüber Emilia und Elicius auf stur und ist Imperia Malfoy hoffnungslos verfallen.

Valkyrie Eliassen: Die Großtante von Emilia und Elicius

Victoria Knight: Eine Erstklässlerin aus Ravenclaw. Sie ist stets munter und aufgeweckt. Ihr Haustier ist ein stinkender, aber handzahmer Vielfraßrüde namens Rudolph.

Vigdis Eliassen: Die Mutter von Emilia und Elicius. Eine Squib. Aufgrund ihres desolaten, verantwortungslosen Lebensstils von der Familie verachtet

William Barkley: Ein Erstklässler aus Ravenclaw. Wie Ulysses stammt auch er aus Hogsmeade, wo er zusammen mit seiner etwas verschrobenen Mutter ein Haus am Rand des Dorfes bewohnt. Er ist ungewöhnlich still und unabhängig

Bisherige Handlung:
Während einer Exkursion in den Wald, geleitet von Madam Sprout und Professor Kesselbrand, kommt es zu einem blutigen Zwischenfall, bei dem Kesselbrand einen Finger verliert. Zudem finden Emilia und ihre Freunde abseits der Wege einen mysteriösen Schädel, der auf einem Stein platziert lag. Da sie befürchten, es könnte sich hierbei um die Überreste eines Vermissten handeln, nehmen sie ihn mit und zeigen ihren Fund Professor Jarovit, der das Fach Verteidigung gegen die Dunklen Künste unterrichtet. Dieser jedoch stuft die Entdeckung als unwichtig ein, da es sich lediglich um den Schädel eines unverwandelten Werwolfes handelt, nicht aber um den Schädel eines Menschen. Die genauen Fundumstände verschweigt Emilia dem Professor jedoch …

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

September 1961

„Die arme, arme Madam Sprout“, seufzte Madam Burgunder theatralisch an diesem vorangeschrittenen Donnerstagnachmittag, der es - wie jeder Donnerstagnachmittag auch - gewagt hatte, Emilia mit dem Benimmunterricht zu drangsalieren.
„Diese furchtbaren Geschehnisse in diesen vermaledeiten Wäldern müssen ihr sicher stark zugesetzt haben“, fuhr Burgunder in einem Ton fort, der Eisen hätte erweichen können, hätte er nicht so verdächtig nach schlechter Schauspielerei geklungen.
„Aber Madam Burgunder“, meldete sich Agnes Pillsworth beflissen zu Wort, „sollte man nicht eher Mitleid mit Professor Kesselbrand haben? Immerhin hat er seinen kleinen Finger verloren.“
Burgunder schnaubte gehässig. „Meine liebe Ms. Pillsworth, Sie sollten verstehen, dass Männer meiner Meinung nach keinem verlorenen Finger hinterher weinen sollten. Einen guten Mann erkennt man schließlich daran, dass er sich weder um sein Seelenheil noch um kleine Wehwehchen schert. Um die Psyche einer Frau hingegen sollte man sich Sorgen machen. Frauen sind sehr viel tiefgründigere Geschöpfe als Männer und nicht nur körperlich zart. Auch seelisch.“
Es kostete Emilia große Mühe, um daraufhin nicht laut aufzulachen. Für sie war es blanke Ironie, dass ausgerechnet Burgunder auf die Idee kam, über die angeblich so zarten Seelen und Körper von Frauen zu reden, wo sie selbst - als Frau! - sicherlich der resoluteste und griesgrämigste Mensch war, der je auf Erden herumstolziert war. Die Vorstellung, dass irgendwo in ihrem fettwanstigen, gepuderten Körper eine kleine, zerbrechliche Seele ihr Dasein fristete, war lächerlich.
„Ich habe eine großartige Idee, meine lieben Schülerinnen“, eröffnete Madam Burgunder schließlich der Klasse und klatschte dabei in die Hände. „Wir werden Madam Sprout einfach von ihrem Kummer ablenken, indem wir ihr unter die Arme greifen. Die arme Madam Sprout hat selbst an Wochenenden so viel in den Gewächshäusern zu tun, dass sie kaum zur Ruhe kommt, und darunter leidet natürlich ihr äußeres Erscheinungsbild. Und - das sollten Sie sich alle merken, Mädchen - eine echte Dame sollte ihr Spiegelbild nie vernachlässigen!“
„Was sollen wir denn tun, Madam?“, harkte Agnes Pillsworth nach und runzelte die Stirn.
„Ganz einfach. Wir werden uns am Samstag, zusammen mit den Mädchen anderer Jahrgangsstufen, um die Gewächshäuser kümmern. Wir werden sie reinigen, die Pflanzen gießen, düngen und umtopfen, Unkraut entfernen, und auch all jene Arbeit in angriff nehmen, die es darüber hinaus zu erledigen gibt. Ich bin sicher, dass wird eine großartige und befriedigende Arbeit für uns alle werden, Mädchen!“
Emilia barg den Kopf in den Händen und seufzte frustriert, während sie daran denken musste, wie schön und geruhsam das Wochenende wohl geworden wäre, hätte Madam Burgunder keine ehrenamtlichen Gedanken entwickelt.

XXXXXXX

Als der gefürchtete Samstag schließlich kam, musste sich Emilia am Morgen jedoch mit weit persönlicheren Problemen als die Hilfsarbeit im Gewächshaus auseinandersetzen: ihr Bruder Elicius hatte Geburtstag und das versprach eine wenig lustige Angelegenheit zu werden.
Zeit ihres Lebens hatten sowohl Elicius als auch Emilia selbst wenig Gefallen an derlei Festlichkeiten finden können, was vor allem damit zusammenhing, dass ihrer Mutter Vigdis die Geburtstage ihrer Kinder meist nur eine Bemerkung wert war, oder sie sich allerhöchstens daran machte, einen kümmerlichen Kuchen zu backen, der dann oft schwarz und verkohlt serviert wurden - oder gleich in der Mülltonne landete.
Auch Emilias und Elicius` Vater schien Geburtstage nicht gerade zu schätzen, was er dadurch verdeutlichte, dass er während dieser Zeit erst gar nicht auftauchte - wobei Emilia ohnehin bezweifelte, dass ihr Vater das genaue Datum wusste, an dem seine beiden Erstgeborenen jeweils zur Welt gekommen waren.
Und auch, wenn Emilia und Elicius nun fernab ihrer Eltern und in einem Internat lebten, so schienen beide dennoch vorbelastet zu sein: das Desinteresse ihrer Eltern hatte einen bitterlichen und langen Schatten auf jede Art von Feierlichkeit geworfen, die normale Menschen mit ihrer Familie verbracht hätten.
Dennoch und trotz ihrer Bedenken hatte Emilia beschlossen, den Geburtstag ihres Bruders besonders zur Kenntnis zu nehmen und fing ihn deshalb am frühen Samstagmorgen im Gemeinschaftsraum ab. Auf einem der hohen Lehnstühle sitzend, winkte Emilia Elicius zu sich, sobald dieser mit gesenktem Kopf und bitterlicher Miene aus dem Schlafsaal getrottet kam.
„Was gibt es?“, fragte er matt, als er neben ihr zum Stehen kam. Von Nahem war zu erkennen, wie bitterlich seine Miene wirklich war, was auch der Grund war, warum Emilia sich ihr schmetterndes Geburtstagslied augenblicklich verkniff.
„Was ist los?“, wollte sie von ihm wissen. Elicius` tränenverquollene Augen und sein trauriger Blick waren Warnung genug. War er vielleicht verprügelt worden? Schließlich waren Garm McKinstry und seine Kumpanen für derlei Aktionen wohlbekannt und es war nicht unwahrscheinlich, dass Elicius mit den vier jugendlichen Slytherins aneinander geraten war.
„Es ist nichts“, wies Elicius ihre Sorgen ab. „Mir fehlt nichts … außer, dass ich auf der Treppe ausgerutscht und hingefallen bin.“
Beinahe hätte diese unfassbar offensichtliche Lüge Emilia zum Lachen gebracht, doch sie hielt sich zurück. „Erzähl nicht so einen Unsinn“, sagte sie stattdessen ruhig. „Das ist die älteste Ausrede von allen.“ Mal abgesehen davon, dass sich Elicius seit jeher mit einer solch natürlichen Eleganz und Ruhe bewegt hatte, dass keine Treppe der Welt ihn je zum Stürzen bringen könnte. Selbst die Trickstufen in Hogwarts übersprang er mit Gelassenheit, ganz so, als ob sie für ihn gar nicht existieren würden.
Selbstverständlich gab es also einen anderen Grund für Elicius` Elend, doch Emilia wollte nicht genauer nachfragen. Elicius log sie nie böswillig an, er griff lediglich hier und da auf ein paar Notlügen zurück, wenn ihm etwas zu unangenehm war, um es in Worte zu fassen. Sie konnte lediglich darauf hoffen, dass er sich irgendwann mit seinen Sorgen an sie wenden würde, doch bis dahin würde sie ihm einfach das Gefühl geben, es sei vollkommen in Ordnung, an seinem Geburtstag verheult und schlecht gelaunt aus dem Bett zu steigen.
„Na ja, trotzdem Herzlichen Glückwunsch“, lächelte sie. „Jetzt bist du schon zwölf Jahre alt - unglaublich, wie die Zeit vergeht, was? Ich muss aufpassen, dass du mich nicht einholst.“
„Danke“, murmelte er.
„Und, Elicius? Was hast du für heute geplant? Gibt es Kuchen oder hast du Freunde eingeladen?“
Er warf ihr einen verständnislosen Blick zu, der mehrere Sekunden lang anhielt, ehe Elicius mit tonloser Stimme antwortete: „Ich feiere meinen Geburtstag nicht.“
„Also hast du niemanden davon erzählt, richtig?“ Emilia brauchte seine Antwort darauf nicht erst abzuwarten, denn sie wusste, dass sie mit ihrer Mutmaßung richtig lag war. Ihrer Meinung nach wäre es ohnehin undenkbar gewesen, wäre er eigenständig auf die Idee gekommen, Freunde über seinen anstehenden Geburtstag zu informieren.
Elicius hasste es nämlich im Mittelpunkt zu stehen.
„Warum sollte ich auch jemanden davon erzählen?“, erwiderte er ungehalten. „Es ist nur ein Geburtstag. Und wenn es mir nichts bedeutet, warum sollten sich die anderen dann einen Kopf darum machen?“
Das Geheimnis hinter Elicius` Unmut war leicht nachzuvollziehen, wenn man sich die Tatsache vor Augen hielt, dass er in seinem zwölfjährigen Leben bereits zu häufig von anderen Menschen enttäuscht worden war. Alles was Elicius je wichtig gewesen war, hatte weder seine Mutter noch seinen Vater interessiert, und wenn man von allen Seiten her auf ewiges Desinteresse stieß, fühlt man sich am Ende so unbedeutend wie ein Sandkorn in einem endlosen Wüstenmeer.
„Nun ja“, sagte Emilia mit einem Lächeln und begann, in ihrer Schulrobe zu kramen, „ich habe mir trotzdem einen Kopf darum gemacht und dir ein Geschenk besorgt.
„Nein, lass das, Emilia. Mir ist mein Geburtstag wirklich egal, deswegen will ich nichts geschenkt haben.“ Abwehrend hob er die Hände, als wollte er sie bei der ersten Gelegenheit wegschubsen, doch Emilia ignorierte seine Proteste beflissentlich und überreichte ihrem Bruder das Geschenk, bei dem es sich um eine Schreibfeder handelte. Sie war riesig und stabil, von einer hübschen goldenen Cremefarbe, die am Ende von rostbraunen Schattierungen durchzogen war. Elicius blickte auf. „Woher ist die?“, fragte er fasziniert.
„Die Feder stammt ursprünglich aus dem Gefieder einer Adlerfrau. Schön, oder? So etwas findest du in keinem einfachen Schreibladen, denn Federn von Adlerfrauen sind etwas ganz seltenes“, erklärte sie stolz.
„Ja, das wollte ich damit sagen, Emil. Woher hast du die Feder, wenn sie so selten ist? Mal abgesehen davon, dass du nicht einmal Geld besitzt, um -“
„Oh, ich hatte mal eine Wette gewonnen. Ist schon länger her. Damals, in Fuglefjell gab es dieses Mädchen aus gutem Hause, die mir partout nicht glauben wollte, dass es im Fjord wilde Seeschlangen gibt, die Boote angreifen und sogar Menschen fressen. Ich konnte sie dann aber von der Wahrheit überzeugen, nachdem ich mein Mittagessen im Wasser versenkt habe und es prompt von einer Seeschlange verschlungen wurde.“
Das war natürlich eine Lüge gewesen: zwar hatte es in Fuglefjell sowohl Seeschlangen als auch ein Mädchen aus gutem Hause gegeben, doch Emilia hatte die Schreibfeder nicht durch eine Wette, sondern vielmehr durch Diebstahl erhalten.
Doch obwohl Elicius natürlich mehr verdient hatte, als einen geklauten Gegenstand zum Geburtstag geschenkt zu bekommen, war es mit Emilias Gewissen vereinbar. Sie wusste, dass ihr Bruder Freude an dem Geschenk haben würde, solange er nicht die Wahrheit über seine Herkunft erfuhr, und im Gegenzug war Emilia meisterlich darin, unangenehme Tatsachen einfach auszublenden, mit Lügen zu kaschieren und alles weitere zu verdrängen.
„Und, wie gefällt sie dir?“, erkundigte sie sich mit einem Lächeln, das ihr nur allzu leicht fiel.
„Das Geschenk ist echt toll. Danke“, sagte Elicius und fuhr mit der Feder einmal durch die Luft, die dabei einen Klang erzeugte, der dem kräftigen Flügelschlag eines großen Vogels sehr ähnlich war.
Während des anschließenden Frühstücks in der Großen Halle war Elicius dennoch auffallend schweigsam. Zwar war er ohnehin alles andere als ein gesprächiger Junge, doch selten hatte er während seines Schweigens so geknickt und mutlos ausgesehen, ein Umstand, Emilia wiederum mit Sorgen übermannte.
Gab es eine Möglichkeit, ihn von seinem Kummer zu erlösen oder ihn zumindest abzulenken?
„Sagtest du nicht vor kurzem, dass dir Kräuterkunde unheimlich viel Spaß macht?“, erkundigte sich Emilia mit Blick auf ihre Armbanduhr. Schon in gut zehn Minuten würde sie sich mit Madam Burgunder und den anderen Mädchen aus Hogwarts am Schlossportal treffen und von dort aus gemeinsam den Weg zu den Gewächshäusern einschlagen müssen.
Nachdenklich antwortete Elicius: „Nun, das Fach ist eigentlich ganz interessant. Besonders unser Zuchtprojekt ist -“
„Ich muss nämlich gleich ehrenamtlich in den Gewächshäusern arbeiten“, schnitt sie ihm das Wort ab. „Madam Burgunder hat vorgeschlagen, dass wir Madam Sprout so unter die Arme greifen können, damit sie etwas von diesem Vorfall im Wald abgelenkt wird. Ich weiß, es ist nicht gerade die beste Art, seinen Geburtstag zu verbringen, aber wie wäre es, wenn du einfach mitkommst?“
Eigentlich hatte sie befürchtet, dass Elicius ihren Vorschlag strikt ablehnen würde, doch das Gegenteil war der Fall: Begeistert strahlte er ihr entgegen.

XXXXXXX

Auch Madam Burgunder hatte nichts gegen Elicius` Anwesenheit auszusetzen. „Na, er sieht mir ja ganz kräftig aus. Da kann er meinen Mädchen gut zur Hand gehen“, sagte sie mit prüfenden Blick auf seinen sehnigen, athletischen Körperbau.
Fortan wurde Elicius während der ehrenamtlichen Arbeit also vor allem damit beauftragt, schwere Töpfe, bis zum Rand gefüllte Gieskannen oder andere schwere Dinge quer durch das Gewächshaus zu schleppen. Emilia behielt ihn genau im Auge, während sie dabei war, einen bauchigen Blumenkübel zu schrubben, besorgt darüber, ihr Bruder könnte bei all der harten Arbeit irgendwann die Lust verlieren und seine Anwesenheit bereuen. Doch das war nicht der Fall: Elicius war mit mehr Feuereifer bei der Sache, als die meisten der anwesenden Mädchen.
Auch Madam Burgunder war hoch motiviert und dazu hatte sie einen guten Grund, schließlich war sie die einzige, die untätig auf einem mitgebrachten Stuhl saß, Pralinenteller herrichtete und darüber hinaus nichts tat. An diesem Morgen trug sie ein mintgrünes, sehr eng anliegendes Korsagenkleid und Unmengen verschiedener Stolas um den breiten Nacken, eine Aufmachung, die im Allgemeinen wenig zum Arbeiten geeignet war. Emilia nahm es ihrer Lehrerin übel. Während sie selbst mit den Knien in ihrem eigenen, dreckigen Spülwasser hockte, mit einem Schwamm Schneckenschleim vom Pflanzenkübel schrubbte, und ihr Bruder dabei war, sich lebenslange Rückenprobleme einzuhandeln, legte Madam Burgunder faul die dicken Füße hoch und genoss das Licht, dass durch das gläserne Dach des Gewächshauses schien.
„Warum tun wir das hier eigentlich?“, flüsterte Emilia erbost. Neben ihr stand Victoria Knight auf einem Schemel und klaubte dicke Raupen von den Blättern eines seltenen Gewächses, nur um sie dann in einem leeren Marmeladenglas verschwinden zu lassen.
„Oh, was weiß ich?“, seufzte das Mädchen und klang dabei ähnlich frustriert, wie Emilia sich fühlte. „Wahrscheinlich tun wir das, damit wir lernen, dass ehrenamtliche Arbeit total ätzend ist!“
„Und das man besser Männern diese Art von Drecksarbeit überlässt“, wusste Emilia hinzuzufügen, getreu dem Motto von Madam Burgunder selbst: Echte Damen sind wie edle Vollblüter und echte Männer wie Ackergäule - und genau so sollte man sie auch behandeln!
Eine der dicken Raupen glitt Victoria aus der Hand, prallte gegen Emilias Nasenspitze und landete schlussendlich in dem dreckigen Putzwasser, dass sich wie ein flacher See in der Ecke des Gewächshauses ausgebreitet hatte. Sogleich stieg Victoria von ihrem Schemel und rettete das Insekt achtsam aus der Pfütze, ehe sie es zu seinen Artgenossen ins Marmeladenglas setzte.
„Was willst du bloß damit?“, wollte Emilia mit flüchtigem Interesse wissen.
„Oh, die sind natürlich für Rudolph! Er liebt solche kleinen Happen. Einmal haben wir zu Hause im Garten ein totes Kaninchen entdeckt und anstatt es anzuknabbern, hat Rudolph lieber die einzelnen Maden mit der Zungenspitze -“
„Ms. Knight, unterstehen Sie sich, uns mit solchen Unappetitlichkeiten zu stören!“, kam es plötzlich von Madam Burgunder. Die dicke Lehrerin hatte sich nämlich von ihrem Platz erhoben und war ein weiteres mal dabei, ihr Silbertablett herumzureichen, dass mit allerlei leckeren Pralinen ausgestattet war. Nun jedoch warf sie Victoria einen pikierten Blick zu. „Diese Form der Konversation ist unpassend für ein so zartes Mädchen wie Sie, Ms. Knight. Ganz abgesehen davon, dass Sie mir dabei den Appetit verderben.“
Emilia war zwar der Meinung, Appetitlosigkeit könnte Burgunders Figur nur gut tun, doch sie schwieg wohlweißlich. Auch Victoria antwortete nicht, blickte auf ihre Füße und spielte offensichtlich die Betrübte. Das schien Burgunders Herz zu erweichen, denn sogleich tätschelte sie Victoria mit ihrer dicken, gepuderten Hand die Schulter. „Sehen Sie Ms. Knight? Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung, nicht wahr? Ich bin sicher, bereits in ein paar Wochen werden Sie sich mit Ms. Eliassen nicht mehr - so wie die verdorbenen Jungen Ihres Alters - über tote Kaninchen, sondern vielleicht über Luxus und Teegesellschaften unterhalten. Hier, nehmen Sie sich doch eine Praline.“
Kaum war die Aufforderung ausgesprochen, hielt Burgunder Emilia und Victoria das Silbertablett vor die Nasen, als wäre es Symbol eines Friedensangebotes und beide griffen zögerlich zu.
Kaum war Burgunder wieder auf ihren hohen Absätzen und dem Silbertablett von dannen gezogen, nutzte Emilia die Gelegenheit, die eigentümliche Art ihrer Lehrerin einmal vor Victoria anzusprechen. „Hast du dich mal gefragt, woher Burgunder ihre ganzen Eheringe hat?“
„Von Ehemännern?“, murmelte Victoria und klang dabei so unbedarft wie immer.
Emilia seufzte. „Ja, dass ist mir natürlich auch klar. Aber diese Frau trägt doch fast ein Dutzend Ringe oder so - und ich habe noch von keiner Frau gehört, die so oft in ihrem Leben geheiratet hat.“
„Worauf willst du hinaus?“, erkundigte sich Victoria mit mäßigem Interesse, während sie das letzte Stückchen Praline hinterschluckte und ihre Finger an dem Rock ihrer Uniform abwischte, ehe sie wieder damit begann, die Raupen von den Blättern des Gewächses zu pflücken.
„Madam Burgunder hat erzählt, ihr letzter Mann hätte Arsen mit Zucker verwechselt“, erinnerte Emilia sie eindringlich. „Davon hat sie uns in der ersten Unterrichtsstunde erzählt. Und ich frage mich, wie es möglich ist, dass ein Mensch einfach so Arsen mit Zucker verwechselt. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen wie Arsen zufällig auf den Esstisch geraten sein soll - das ist doch merkwürdig, oder nicht?“
Victoria runzelte die Stirn, wandte sich jedoch nicht von den Raupen ab. „Zwar kann ich nicht behaupten, viel über Arsen zu wissen, aber du hast wahrscheinlich recht: ja, es ist irgendwie merkwürdig. Aber noch nicht besorgniserregend, oder? Menschen sterben öfter wegen blöden Zufällen als du vielleicht glaubst: Mein einer Großonkel ist auf der Weide auf einem Kuhfladen ausgerutscht, hat sich dabei den Kopf am Zaun gestoßen und ist dann in einer winzigen Pfütze ertrunken. Und meine Urgroßmutter wurde von einem klitzekleinen Meteoriten erschlagen, als sie gerade dabei war, im Garten die Wäsche aufzuhängen. Der Meteorit liegt bei uns zu Hause in einer Vitrine und sieht ziemlich harmlos aus -“
„Ich habe nie behauptet, dass es keine tödlichen Zufälle gibt, Victoria!“, schnitt Emilia ihr ungeduldig das Wort ab. „Aber wie erklärst du dir Burgunders Eheringsammlung, den sie an den Fingern trägt? Sind das nicht ein bisschen zu viele Männer für ein Frauenleben? Und was ist mit ihrem eigenartigen Männerhass? Ständig macht sie Männer und Jungen nieder. Eben hat sie es auch getan, als sie sagte, wir sollten uns nicht wie die verdorbenen Jungen in unserem Alter benehmen, sondern -“
Diesmal war es Victoria, die Emilia unterbrach. Mit einem vorwitzigen Grinsen im Gesicht, wandte sie sich Emilia zu und flüsterte hinter vorgehaltener Hand: „In dem Fall hat sie wirklich nicht ganz unrecht, oder? Wenn man so an Ulysses Rathburn denkt …“
Emilia fühlte sich fast wie vor den Kopf gestoßen und als sie selbst nach einigen Sekunden nicht einordnen konnte, was ihr das andere Mädchen mit diesen Worten mitzuteilen versuchte, schnarrte sie: „Du solltest lernen, dich deutlicher auszudrücken. Was hat Ulysses denn damit zu tun?“
Offensichtlich verwirrt blinzelte Victoria ihr daraufhin entgegen. „Du hast noch nichts davon gehört?“, fragte sie. „Weißt du etwa nicht, dass Ulysses angeblich ein Unterhöschen von Imperia Malfoy gestohlen haben soll?“
Für Emilia ergab das keinen Sinn. „Er hat ihr ein Unterhöschen geklaut?“, echote sie deshalb verdutzt. „Weshalb?“
Victoria zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht genau“, räumte sie ein. „Aber es ist angeblich ziemlich versaut - zumindest hat das eine Schülerin aus der sechsten Klasse gesagt und die kennen sich bestimmt gut mit der Tierwelt und so aus.“
„Tierwelt? Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.“
„Na, es muss doch irgendwas mit der Tierwelt zu tun haben, wenn es versaut ist, oder?“ Aufgeregt zappelte Victoria auf ihrem kleinen Schemel umher. „Denn mein Rudolph ist auch ganz schlimm versaut. Der klaut nämlich auch Höschen von der Wäscheleine!“
Obwohl Emilia selbst Probleme hatte, Ulysses` angeblichen Höschendiebstahl mit gesundem Menschenverstand nachzuvollziehen, war sie sich ziemlich sicher, dass Victoria mit ihren Erklärungsansetzen meilenweit entfernt von der Wahrheit lag. Doch sie kam nicht mehr dazu, der Erstklässlerin verständlich zu machen, dass Rudolph und Ulysses sicherlich ganz unterschiedliche Gründe hatten, Unterhosen zu stibitzen, denn in diesem Moment öffnete sich die Tür des Gewächshauses und Madam Sprout trat ein.
Die rundliche, kleine Lehrerin war an diesem Tag ganz grau im Gesicht und sie sah ungesund aus, doch ihr Erscheinungsbild besserte sich nicht, als sie Madam Burgunder inmitten ihrer ehrenamtlich schuftenden Mädchen entdeckte, die sich in dem Gewächshaus versammelt hatten. Eher das Gegenteil war der Fall, denn beim Anblick der vielen Putzwasserseen, der umgetopften Pflanzen und der blank polierten Blätterpracht ihrer pflanzlichen Schützlinge, bekam Sprouts graues Gesicht zusätzliche Schreckensblässe.
„Was - was geht hier vor sich?!“, stammelte die Professorin kurzatmig.
Sogleich ergriff Madam Burgunder die Gelegenheit: Ganz so, als hätte sie allen den Tag gerettet, stolzierte sie auf Madam Sprout zu, schloss sie in die Arme und drückte sie fest an sich. „Ich hoffe, Ihnen gefällt die Überraschung, meine Teuerste!“, flötete sie in ihrer allerliebsten Zuckerstimme.
„Was hat das zu bedeuten?“, fragte Sprout wieder.
„Wir wollten Ihnen ein wenig unter die Arme greifen und ich finde, dass ist den Mädchen und mir sehr gut gelungen. Sehen Sie doch, die gute Agnes Pillsworth hat sich sogar die Mühe gemacht, ihren geliebten Drachenschnauzenbaum mit einigen Schleifen zu verschönern.“
„Oh - ja, das sehe ich. Wirklich … ungewöhnlich.“
Burgunder war so freundlich, Madam Sprout zu einem Platz zu führen, wo sich die Frau setzen konnte und sogleich eine Tasse Tee angeboten bekam. Dort saß Sprout eine ganze Weile und hielt ihre Tasse fest umklammert, während Burgunder ihr stolz von all den ehrenamtlichen Untaten berichtete, die die Mädchen an diesem Samstag auf ihren Befehl hin ausgeführt hatten. Emilia fand, dass Madam Sprout ganz und gar nicht begeistert aussah und Burgunder wollte es einfach nicht gelingen, der kleinen Kräuterhexe die Notwendigkeit entstaubter, gewachster und frisch polierter Blätter näher zu bringen.
„Aber Sie sollen sich über mehr als nur ein geputztes Gewächshaus freuen, meine Liebe“, fuhr Burgunder völlig von sich selbst begeistert hinzu, während sie in ihrer Handtasche kramte und eine große, kunstvoll verzierte Tüte hervorzog, die sie Madam Sprout sogleich vor die Nase hielt.
„Eine Tüte Edelpralinen aus Afrika“, erklärte Burgunder. „Ich habe sie extra von meiner Tochter zusammenstellen lassen. Man sagt, diese Mischung sei wie ein Trostpflaster für die Seele, und ich persönlich habe schon oft darauf zurückgegriffen, wenn ich Kummer um meine verblichenen Männer verspüre. Die Pralinen bewirken wahre Wunder! Nun, außer vielleicht diejenigen aus Bitterschokolade mit dem Zitronengrasfüllung, die sind nun wirklich nicht mein Geschmack. Aber was rede ich? Vielleicht mögen Sie ja diese Sorte?“
Sichtlich verunsichert griff Madam Sprout nach der Tüte und murmelte ein leises „Dankeschön“, ehe Burgunder das nächste Geschenk - ein weiteres kleines Papiertütchen - aus ihrem Täschchen zog.
„Hier habe noch etwas für Sie, meine Liebe. Wieder eine Spezialität aus Afrika, die mir meine Tochter vor einiger Zeit zugeschickt hat. Es ist einige seltene Zauberpflanzensamen die in unseren Gefilden normalerweise nicht vorkommen. Aber diese Zauberpflanzen sind so wunderhübsch anzuschauen, da werden Sie begeistert sein! Meine Tochter hat noch etwas Zauberdünger beigemischt, damit die Pflänzchen besondern schön und kräftig wachsen. Warum probieren wir es nicht gleich mal aus, Madam Sprout? Pralinen und bunte Blümchen heitern schließlich jede Dame auf!“
Ehe Madam Sprout die Gelegenheit dazu bekam, Einwände zu erheben, hatte Madam Burgunder das schlichte Papiertütchen bereits aufgerissen, jeweils eine Priese des Inhaltes zwischen zwei Fingerspitzen genommen und diese dann in einige mit Muttererde gefüllte Töpfe verteilt. Nach einem damenhaft anmutigen Schlenker mit dem Zauberstab hatten sich die Samen wie von selbst unter der Erde vergraben.
Victoria, die noch immer neben Emilia stand, schlug sich mit der Handfläche gegen die Stirn und seufzte: „Na großartig! In einem dieser Töpfe war das Zuchtprojekt meiner Projektgruppe. Da freue ich mich doch schon richtig auf Montag, wenn wir die fremden Pflanzensamen per Hand rauspicken dürfen.“
„Ja und in euren Topf hat sie sogar richtig viel von dem Zeug reingeschüttet“, fügte Emilia trocken hinzu. „Ich wünsche euch viel Spaß dabei, den Topf von Burgunders Teufelssaat zu befreien.“
Auch Elicius, der zwar in einiger Entfernung stand, aber dennoch freie Sicht auf Burgunders Untat gehabt hatte, machte einen frustrierten Eindruck und seine Gesichtsfarbe nahm kurzseitig eine schreckliche Blässe an, mit der er Madam Sprout in nichts nachstand. Zwar äußerte er sich nicht zu seinen verschandelten Zuchtprojekt, doch starrte er den Pflanzenkübel ähnlich depressiv an, wie andere es vielleicht beim frischen Grab ihres Erstgeborenen getan hätten. Emilia verspürte einen jähen Anflug von Mitleid in ihrer Brust zwiebeln und stechen.
Madam Sprout schien es ebenfalls registriert zu haben, dass Madam Burgunder ihre fremdländischen Mitbringsel in Töpfe eingepflanzt hatte, die nicht dafür vorgesehen waren, doch sie blickte nur einmal träge auf, ehe sie ihre graue und kränkliche Leidensmiene wieder auf ihre Teetasse richtete. Sie wirkte schrecklich ungesund und es war ihr anzusehen, wie unglücklich sie über die unnötige Putzaktion in ihren Gewächshäusern war. Zwar waren die Böden nun geschruppt und die Fenster poliert, aber darüber hinaus war das meiste überflüssig: So wie sich die strebsame Agnes Pillsworth die Mühe gemacht hatte, kitschige Schleifchen an die unterschiedlichsten Gewächse anzubringen, so unnötig war auch manch andere Aktion gewesen. Außerdem waberte zu allen Überfluss nun auch ein aufdringlicher und schwerer Vanillegestank durch das Gewächshaus, der von einigen Duftkerzen herrührte, die Burgunder an jedem nur erdenklichen Ort platziert hatte. Emilia war sich sicher, dass es Madam Sprout sehr viel lieber gewesen wäre, das Gewächshaus würde weiterhin nach warmer Erde, Pflanzen und Blumen duften, so wie man es gewohnt war.
Doch zumindest schien sich die ehrenamtliche Plackerei nun dem Ende zuzuneigen. Emilia, Victoria und einige andere bekamen als finale Aufgabe das Anbringen von Windspielen zugeteilt, die zwar recht hübsch anzusehen waren, aber in einem windstillen, komplett verglasten Gewächshaus natürlich komplett nutzlos waren. Dennoch murrten die Mädchen nicht und Elicius, der als Junge mit Abstand der am höchsten gewachsene unter den Kindern war, war maßgeblich dafür zuständig, die Windspiele an hohen Ästen, Zweigen und Kleiderhaken anzubringen. Emilia fand, dass ihr Bruder bei dieser Arbeit weit weniger Feuereifer zeigte als zuvor und auch ansonsten sah er fast so depressiv aus wie noch am Morgen. Ob es wohl daran lag, dass Madam Burgunder sein Zuchtprojekt vereitelt hatte?
Das wäre nur einleuchtend gewesen, doch Emilia wusste, dass sich Elicius normalerweise nicht großartig von solchen Rückschritten beeindrucken ließ. Im Gegenteil, er war stets einer der Ersten, der bereit war, seine Pflichten wahrzunehmen, auch wenn das bedeutete, wieder ganz von Vorne anfangen zu müssen.
Doch wenn sich Elicius` düstere Stimmung nicht auf sein Kräuterkundeprojekt bezog, was mochte dann der Grund sein?
Das erfuhr Emilia schneller, als ihr lieb gewesen wäre: Kaum dass Madam Burgunder sie von der Arbeit entlassen hatte, nutze Emilia die Gelegenheit und schlenderte Seite an Seite mit Elicius und etwas abseits der anderen zurück zum Schloss. Regnerische Stunden waren angebrochen und Nieselregen tropfte auf sie hinab und machte das Gras unter ihnen so rutschig, als hätte man jeden einzelnen Grashalm mit Fett oder Öl eingerieben. Elicius schien das sehr gelegen zu kommen, denn er hatte den Blick fest zu Boden gerichtet, als suchte er am Boden die besten Stellen, um seine Füße zu platzieren, doch Emilia ahnte, dass er nur versuchte, einem Gespräch auszuweichen.
„Stimmt etwas nicht?“, fragte sich deshalb offen heraus.
Elicius verzog das Gesicht und antwortete wenig überzeugend: „Nein, alles in Ordnung.“
„Was ist mit deinem Projekt in Kräuterkunde?“
„Was soll damit sein? Am Montag müssen wir den Schaden beseitigen und dann können wir wie gewohnt weitermachen.“ Dabei beschleunigte Elicius seine Schritte, als versuchte er, der beginnenden Konversation so schnell wie möglich zu entkommen. Emilia, die nicht so trittsicher war wie er, musste sich beeilen, um ihm auf dem feuchten Terrain nicht zu verlieren.
„Wenn das Problem nicht bei Kräuterkunde liegt, was ist es dann?“, fragte sie gehetzt.
„Willst du das wirklich wissen oder tust du nur wieder so, als ob es dich interessiert?!“
„Ich will es wissen. Wirklich!“
Abrupt blieb er stehen. Mit verhärtetem Gesicht und kalten Blick wandte er sich zu ihr um, während er etwas aus seiner Robe hervorzog. „Es wird dich unglaublich verärgern“, meinte er und es klang dabei wie eine Warnung. Dennoch zog er einen gefalteten Zettel - einen Brief - hervor und überreichte ihn Emilia. Er wartete nicht ab, bis sie den Brief aufgeschlagen und gelesen hatte, sondern machte sofort und ohne ein weiteres Wort zu verlieren kehrt und schritt alleine in Richtung Schloss. Emilia blieb zurück mit einem Brief, deren Tintenspur bereits begann, in den feuchten Spuren der Regentropfen zu verlaufen. Dennoch erkannte Emilia die krakelige Handschrift ihrer Mutter Vigdis Eliassen sofort:

Mein lieber Elizius alles gute zu deinem geburtstag!

Es tut mir leid das ich so plötslich gegangen bin aber dein fater hat mich gebeten zu komen. Ich konnte mich leider nicht verabschieden du und Emilia waren grade nicht da und ich wollte sofort los. Aber das mit eurem Vater hat nicht so ganz funktionirt und jetzt bin ich wieder in Norwegen. Valkyrie hat mir gesagt das ihr jetzt in England zur schule geht. Das ist schön. Trotzdem hoff ich das ihr mich in den weinachtsferien besucht! Ich würd mich sehr darüber freun! Grüse deine schwester schön von mir mein liebling!

Deine Mama

Elicius hatte unrecht gehabt: Emilia war nicht wütend, als sie den Brief schließlich sinken ließ.
Nicht wütend, nur tief enttäuscht.
Diese Enttäuschung hatte nicht das Geringste mit den naiven Worten ihrer Mutter, ihrer ungelenken Schrift oder den vielen Rechtschreibfehlern in ihrem Englischen Text zu tun.
Nein.
Ihre Enttäuschung bezog sich auf etwas sehr viel grundlegenderes: Vigdis Eliassen hatte den Namen ihres einzigen Sohnes falsch geschrieben.
Nun konnte sie nachvollziehen, warum Elicius an diesem Tag so depressiv gewirkt hatte.

Fortsetzung folgt…

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Kommentar: Sorry, die Veröffentlichung hat mal wieder etwas länger gedauert. Bin gerade in der Prüfungswoche (naja, jeder Student kennt den Mist ja) und fühle mich etwas gestresst. Heute habe ich mir aber mal etwas Zeit genommen und möchte auch mal ein längeren „Abschlusskommentar“ schreiben. Also, was halten die Leser bisher von der Geschichte? Die Reviewzahlen sind ja leider eher beschaulich, aber ich habe gelernt, nicht mehr besonders darauf zu achten, denn nach Jahren im Fanfiction-Bereich (als Leserin und Autorin) merkt man irgendwann, dass Reviewzahlen nicht immer aussagekräftig sind. Trotzdem mag ich Reviews natürlich, denn ich diskutiere einfach gerne mit meinen Lesern und freue mich immer über ihre Anmerkungen, Theorien etc. Das fehlt mir an dieser Stelle noch etwas. Ich weiß natürlich auch, dass die meisten FF-Leser lieber Geschichten lesen, in denen Buchcharaktere auftauchen (bin selbst auch oft so) und das trifft insbesondere für diese Geschichte kaum zu (bei den Todesser-FFs ist das was anderes). Ich habe mich hier aber bewusst gegen zu viele Buchcharaktere entschieden und wollte eher auf Nebenrollen eingehen bzw. auf Thematiken (der Verbotene Wald z.B., später auch noch Professor Binns Tod), die für die Harry Potter-Bücher ebenfalls relativ wichtige Fragen beinhalten, und diese Thematiken möchte ich möglich „Canon-haft“ aufgreifen (also so, dass sie zu der Buchreihe passen). Das ist natürlich nicht Jedermanns Geschmack.
Was sagt ihr bisher zu den Charakteren? Ich persönlich bin immer mehr zu einem Emilia-Fan geworden, obwohl ich sie für eine sehr schwierige Person halte. In der Betaversion der Geschichte war mir Ulysses noch lieber, das hat sich aber irgendwann geändert. Mein heimlicher Liebling ist außerdem der Unruhestifter Garm McKinstry (ihr werdet noch sehen weshalb).
Und was haltet ihr von dem (Verbotenen) Wald? Er war in den letzten Kapiteln zum ersten Mal Schauplatz und es wird noch ein paar Abstecher in den Wald geben. Ich wollte wenigstens ein wenig Gruselatmosphäre schaffen und hoffe, dass es mir gelungen ist (wenigstens in den nachfolgenden Kapiteln).
In den Semesterferien wollte ich mich mal wieder hinsetzen und an den Titelbildern der Geschichten weiterschrauben. Vielleicht auch noch ein wenig Artwork herstellen und vor allem den finalen Teil der Todesser-Trilogie beginnen. Hoffentlich klappt das ganze, muss nämlich auch noch eine Handvoll Hausarbeiten tippen (verdammte Uni!)


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Es war wirklich schwierig, niemandem erzählen zu dürfen, dass ich die Rolle der Cho Chang bekommen hatte, wo es doch so verlockend war! Ich hatte meinen Freunden erzählt, dass ich zum Vorsprechen gehen würde, also haben sie immer wieder gefragt, ob ich sie nun bekommen hätte. Ich musste dann immer sagen, dass ich nich glauben würde, dass ich sie bekommen hätte und nach einer Weile hören sie auf, mich danach zu fragen. Als ich es ihnen zu guter letzt erzählt habe, haben sie einfach nur geschrien. Meine Freunde haben mich wirklich unterstützt.
Katie Leung