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Fanfiction

Ancient History I - Der Verbotene Wald - Die Toilettenmafia schreitet ein

von Kiosk

19. Die Toilettenmafia schreitet ein

Personen:
Elicius Eliassen: Elfjähriger Sohn von Vigdis Eliassen und der Bruder von Emilia. Ein eher ruhiger, zurückhaltender Slytherin. Kam vor seiner Einschulung in Hogwarts kurzzeitig bei den Rathburn unter.

Emilia Eliassen: Zwölfjährige Tochter von Vigdis Eliassen. Eine Slytherin. Sie ist stets aufmerksam und besitzt ein eher verschlagendes Wesen. Magisch unbegabt. Kam vor ihrer Einschulung in Hogwarts kurzzeitig bei den Rathburns unter.

Garm McKinstry: Ein jugendlicher Unruhestifter aus Slytherin. Er scheint in Imperia verliebt zu sein. Er und seine drei besten Freunde - Erebus Nott, Veikko Johnson und Prester Perkins - bilden die so genannte „Toilettenmafia“.

Humphrey Belcher: Ulysses` Klassenkamerad. Ein liebenswürdiger Ravenclaw

Imperia Malfoy: Die ältere Schwester von Lucius. Eine Slytherin und Vertrauensschülerin. Sie wirkt kühl und distanziert und fällt im ersten Moment stets durch ihre Schönheit auf

Madam Burgunder: Sie unterrichtet den Benimmunterricht für die Mädchen. Trotz ihres miesen Charakters scheinen ihr die Männer zu Füßen zu liegen

Plumbeus Bott: Der Sohn des Bohnenerfinders Bertie. Er fällt besonders durch seine Langsamkeit und Zerstreutheit auf. Ein Hufflepuff

Professor Jarovit: Ein entfernt menschliches Wesen. In Russland jagte er unter anderem Werwölfe, Vampire und Schwarzmagier. In Hogwarts unterrichtet er Verteidigung gegen die Dunklen Künste

Rubeta und Arachne Cox: Zwei elfjährige Zwillingsschwestern mit großem Herz für exotische Tiere. Rubeta ist eine Ravenclaw-Schülerin, Arachne eine Slytherin

Ulysses Rathburn: Elfjähriger Sohn von Bethesda. Verwöhntes Einzelkind. Ein Ravenclaw. Stellt sich gegenüber Emilia und Elicius auf stur und ist Imperia Malfoy hoffnungslos verfallen.

Victoria Knight: Eine Erstklässlerin aus Ravenclaw. Sie ist stets munter und aufgeweckt. Ihr Haustier ist ein stinkender, aber handzahmer Vielfraßrüde namens Rudolph.

William Barkley: Ein Erstklässler aus Ravenclaw. Wie Ulysses stammt auch er aus Hogsmeade, wo er zusammen mit seiner etwas verschrobenen Mutter ein Haus am Rand des Dorfes bewohnt. Er ist ungewöhnlich still und unabhängig

Bisherige Handlung:
Nachdem Emilia und ihre Freunde den mysteriösen Schädel bergen konnten, gelingt es ihnen, sich unbemerkt zu der restlichen Exkursionsgruppe zurück zu schleichen. In Hogwarts angekommen, wollen sie bei der nächstbesten Gelegenheit einen der Professoren über ihren unheimlichen Fund aufklären.

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
September 1961

Liebend gerne hätte Ulysses darauf verzichtet, an diesem frühen Mittwochmorgen von Imperia Malfoy abgefangen zu werden, die in der Nähe der Großen Halle wie zufällig auf- und abgeschlendert war, nur um sich dann buchstäblich auf ihn zu stürzen, als er an ihr vorbeitrottete.
„Ulysses!“, rief sie mit breitem Grinsen im Gesicht, was ihm jedoch wie ein unheilvolles Omen vorkam. Hatte sie nicht genauso gegrinst, als sie die Kröte aus dem Turmfenster geworfen und zugesehen hatte, wie sie am Boden zerplatzt war?
Sanft fasste Imperia ihn bei den Schultern und führte ihn in eine schlecht einsehbare Ecke, wo keiner der vorbeiziehenden und hungrigen Schüler sie würde bemerken können.
„Was gibt es?“, fragte Ulysses pflichtgemäß, doch in Wirklichkeit interessierte es ihn wenig. Zuerst hatte er es noch als Ehre empfunden, dass Imperia sich mit ihm beschäftigte, inzwischen hätte er jedoch alles dafür getan, einen Keil zwischen sich und der Jugendlichen zu treiben. Zu stark war die Tyrannei seines schlechten Gewissens, als das er Imperia weiterhin bei ihren Untaten unterstützen könnte.
„Ist dir etwas an Samantha Samson aufgefallen?“, wollte Imperia wissen.
„Eigentlich nicht.“
„Du bist eben nur ein kleiner Junge und hast keinen Blick für Haare. Ich hingegen habe sofort bemerkt, dass sich Samanthas Schopf bereits etwas gelichtet hat.“ Imperias Stimme verriet, dass sie mehr als nur begeistert von dieser Entwicklung war. Wie eine Feldherrin schien sie sich für diese gelungene Schlacht selbst feiern zu wollen.
„Weißt du, Ulysses“, fuhr sie mit der selben feurigen Begeisterung fort, „ich denke, wir sollten Samantha noch ein paar Tropfen von Monsieur Mannequins Machenschaft für mähnige Männer verabreichen. Wenn sie das Zeug täglich trinkt, wird sie schon bald -“
„Nein, Imperia!“, fuhr er ihr dazwischen. Ulysses hatte fest damit gerechnet, dass Imperia ihm früher oder später diesen Vorschlag unterbreiten würde, und er hatte beschlossen, dass es besser für alle Beteiligten wäre, sie in diesem Fall abzuwimmeln. Für Ulysses stand fest, dass er sich nicht noch einmal die Hände für sie schmutzig machen würde.
„Auch ich habe nachgedacht“, teilte er ihr mit. „Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es einfach falsch wäre. Wir können Samantha nicht noch mehr davon zu trinken geben. Sie wird noch ihre gesamten Haare verlieren!“
Imperias zuvor noch so freundliches und übereifriges Gesicht wandelte sich. Es wurde zu einer unbarmherzigen Maske, mit eiskalten, hellen Augen, die ihn trotz ihres leichten Silberblickes so genau anfixiert hatten, als wollten sie ihn durchbohren. Und ein weiteres Mal traf die Erkenntnis Ulysses wie einen Blitzschlag: Dieses Mädchen war verrückt. Denn wenn man ihr zu tief in die Augen sah, konnte man es erkennen: dieses Etwas, das in ihrem Kopf falsch lief. Wie ein Uhrwerk, das nicht richtig lief und auch nie richtig laufen würde.
„Ist das dein letztes Wort?“, zischte Imperia. Ihre Stimme mochte leise sein, doch ihr Tonfall war wie Eis.
„Ja“, bestätigte er. Zwar musste sich Ulysses zusammenreißen, um das Wort überhaupt auszusprechen, doch er war sich seiner Sache dennoch sicher.
„Schön. Dann wirst du sicher deine Freude an den bitteren Konsequenzen haben.“ Kaum hatte sie diese Drohung ausgesprochen, machte Imperia auf dem Absatz kehrt und schritt davon, doch ihre Worte würden Ulysses an diesem Tag noch lange traktieren. In seinen Ohren klangen sie nämlich wie eine unheilvolle Prophezeiung.

XXXXXXX

Eine gute Stunde später saß Ulysses mit trübem Blick auf seinem Platz in Professor Slughorns Klassensaal und beobachtete - zwar mit geringem Interesse aber immerhin - Rubeta und Arachne Cox dabei, wie sie es mit vereinten Kräften schafften, ihren Zaubertrank systematisch zu versauen.
„Ich glaube, wir haben so wenig von den Stachelbeeren hineingetan“, mutmaßte Arachne soeben und betrachtete verzweifelt das blubbernde und schäumende Gesöff, das in ihrem Kessel kochte. „Professor Slughorn hat zumindest nichts davon gesagt, dass der Trank in dieser Phase güllefarben sein soll. Ich glaube auch nicht, dass er den Geruch von faulen Eiern je erwähnt hat.“
„Oder wir haben das Spitzmaushirn vergessen“, warf Rubeta ein und sah sich auf ihrem Schneidbrett um, wo sämtliche ihrer Zutaten kreuz und quer verstreut lagen. „Ich kann es aber nicht finden“, sagte sie. „Arachne, hast du das Spitzmaushirn zugegeben?“
„Ich kann mich nicht erinnern.“
„Ich auch nicht.“
Ulysses wandte seinen Blick ab, starrte in seinen eigenen Kessel und versuchte sich ebenfalls daran zu erinnern, ob er bereits das Spitzmaushirn hinzu gegeben hatte oder nicht. Oder hatte es sein Arbeitspartner Humphrey hinzugefügt, der neben Ulysses saß und gerade dabei war, die spitzen Dornen von einem Rosenzweig zu schälen.
„Humphrey“, sagte Ulysses, „das Spitzmaushirn?“
„Was meinst du?“
„Wo ist es? Ist es schon im Kessel?“
„Keine Ahnung. Was ist denn los mit dir? Du bist so unaufmerksam.“
„Du hättest doch genauso gut darauf achten können, Humphrey!“
„Ich dachte, ich sollte mich um die Vorbereitung kümmern? Deswegen schneide ich hier auch die ganze Zeit diese blöden Dornen ab. Schau, meine Hände sind schon völlig zerschnitten!“
Um seine Verletzungen zu Beweisen, steckte Humphrey die Hände aus und wedelte damit vor Ulysses` Gesicht herum. Ulysses winkte ab. „Schon gut“, sagte er lahm, ehe er seinen Blick suchend über den Tisch und Boden streifen ließ. Schließlich fand er das verschwundene Sitzmaushirn, wie es blutig und glibberig und unheimlich klein neben seinem Stuhl lag. Mit zwei Fingern holte Ulysses es hervor und versenkte es in den Tiefen seines Kessels, wo sich die zuvor noch munter brodelnde Flüssigkeit augenblicklich verdickte und eine bemerkenswert giftgrüne Farbe annahm. Hilfesuchend warf Ulysses einen Blick auf die Tafel, auf der geschrieben stand: Fügen Sie das Spitzmausgehirn hinzu und warten Sie ab, bis ein zischendes Geräusch ertönt, rühren Sie dann das Ganze einmal gegen den Uhrzeigersinn um und fertig ist der fliederblaue Witzkurierer.
Der Trank von Ulysses und Humphrey war nicht einmal ansatzweise fliederfarben, geschweige denn, dass er zischende Laute von sich gab. Außerdem bezweifelte Ulysses, dass ihr vermeintlicher Witzkurierer tatsächlich in der Lage sein würde, Lachanfälle zu mildern, sondern eignete sich wahrscheinlich eher dazu, einen Menschen buchstäblich unter die Erde zu befördern.

Auch Humphrey schien zu dem Schluss gekommen zu sein, dass sie die Aufgabenstellung nicht exakt befolgt haben konnten. „Vielleicht haben wir zu wenig von der Kuckuckseierschale hinzugeben?“
„Ich weiß nicht, ob es so klug wäre, das jetzt noch nachzuholen, Humph-“
Doch es war zu spät. Humphrey hatte bereits eine ganze Handvoll Eierschalenbruchstücke in den Kessel gegeben, woraufhin das Gebräu mit einem lauten Knall explodierte und jedem im Umkreis von zwei Metern eine Dusche verpasste.
Die Cox-Schwestern Rubeta und Arachne, die in sicherer Entfernung bei den übrigen Mädchen der Klasse gesessen hatten, kicherten amüsiert, obwohl sie bisher selbst keinen besseren Witzkurierer zustande gebracht.
Ulysses warf Humphrey einen kalten Blick zu. „Ich sagte doch, dass es keine gute Idee wäre, jetzt noch Eierschale hineinzuwerfen.“ In Wirklichkeit verspürte Ulysses jedoch mehr Zorn auf sich selbst, als auf seinen Klassenkameraden, denn bisher hatte er im Zaubertrankunterricht immer gute Erfolge erzielt - nur heute war er schlicht zu abgelenkt gewesen! Und es ärgerte ihn, dass Imperias Drohung eine solch immense Wirkung bei ihm verursacht hatte.
Professor Slughorn kam herbei gewatschelt und untersuchte den misslungenen Trank, der inzwischen dicke Blasen ausspie, von denen die meisten jedoch an dem buschigen Schnauzer des Professors zerplatzten.
„Junge, Junge, was für eine Teufelsbrühe“, sagte Slughorn, ohne dabei besonders aufgebracht zu klingen. „Mir scheint, dass Sie am Anfang die Seeschlangenschuppen vergessen haben, Mr. Rathurn und Mr. Belcher. Doch wie es aussieht, haben Sie noch einmal Glück gehabt. Der Trank hätte wie eine Muggelbombe hochgehen können und dann hätten wir einen zweiten, großen Brandfleck zu beklagen gehabt.“ Und bei diesen Worten deutete der dicke Professor zur Decke des Klassenraumes, wo ein strahlenförmiger, gewaltiger Rußfleck zu sehen war.
„Wer hat das verursacht, Professor?“, wollte Humphrey wissen.
„Ich weiß es nicht. Der Fleck war schon da, als ich zur Schule gegangen bin“, antwortete Slughorn mit einem munteren Augenzwinkern. „Und er wird uns wohl noch länger erhalten bleiben. Als Mahnung an die Schüler, sich während des Brauvorgangs zu konzentrieren.“
Als sich die Doppelstunde schließlich dem Ende entgegen neigte, hatte Ulysses es eilig, seine Sachen zu packen und zu verschwinden, denn er wollte so schnell wie möglich den Klassenraum erreichen, in dem Geschichte der Zauberei unterrichtet wurde. Ulysses hatte seine Hausaufgaben noch nicht ganz beenden können und er wollte die kurze Pause nutzen, um dieses Versäumnis nachzuholen - obwohl er ahnte, dass Professor Binns bereits seit Anfang des Jahrhunderts nicht mehr daran interessiert war, Hausaufgaben nachzuprüfen.
Doch Ulysses kam nicht weit, denn kaum dass er aus Professor Slughorns Klassenraum hinter sich gelassen hatte, kreuzten vier ihm wohlbekannte Jugendliche seinen Weg. So lässig, als hätte man ihn zufällig dort platziert, lehnte Garm McKinstry mit verschränkten Armen an der Wand, während seine drei Kumpanen den Korridor versperrten. Ulysses musste stehen bleiben, um nicht gegen Veikko, Erebus oder Prester zu stoßen, die sich breitschultrig vor ihm aufgebaut hatten.
„Warum so eilig, Ulysses Rathburn?“, erkundigte sich Garm McKinstry.
Ulysses, der ahnte, dass man ihn absichtlich abgefangen hatte, wollte kehrtmachen und sein Heil in der Flucht suchen, doch Prester Perkins hatte ihn augenblicklich am Oberarm geschnappt und hielt ihn zurück.
„Du glaubst doch wohl nicht, schneller als mein viel gelobter Slytherin-Sucher Prester zu sein, oder Moppel?“, amüsierte sich Garm mit höhnischem Grinsen im Gesicht. „Der hat bis jetzt noch fast jeden Schnatz vom Himmel geholt und - falls du es nicht weißt - die sind dafür bekannt, winzig klein und verdammt schnell zu sein. Und wenn Prester einen Schnatz fangen kann, dann fängt er dich in Windeseile, Ulysses Rathburn.“
Veikko, Prester und Erebus lachten daraufhin begeistert.
„Was wollt ihr von mir?“, fragte Ulysses tapfer. Er wäre bereit, der Toilettenmafia sein gesamtes Taschengeld zu überlassen, solange diese ihn nicht verprügeln würden. Nein, Schläge wollte er auf gar keinen Fall einstecken müssen!
„Wir wollen uns nur etwas mit dem dreisten Erstklässler, der Imperias Unterwäsche gestohlen hat, unterhalten.“
Unterwäsche?
Imperia?
In diesem Moment erkannte Ulysses, dass es eine schlechte Idee gewesen war, sich mit Imperia anzulegen. Hätte er doch bloß ein Kompromiss ausgehandelt, anstatt ihr gleich die Tür vor der Nase zuzuschlagen!
„Sie hat uns erzählt, du wärst ein Unruhstifter“, sagte der dauergrinsende Prester Perkins und schüttelte Ulysses hart am Arm. „Sie sagte, du würdest sie beläst - äh - belästen - be -“
„Belästigen“, wusste Erebus Nott seinem Kumpel beflissen zu helfen.
„Nein, ihr versteht das falsch!“, setzte Ulysses schnell mit seiner Erklärung an. „Ich habe Imperia nicht belästigt und auch nicht ihre Unterwäsche gestohlen - ich weiß ja nicht einmal, was ich mit ihrer Unterwäsche anfangen sollte! Aber ich gebe zu, dass ich einen Streit mit ihr hatte! Und nun rächt sie sich an mich, indem sie euch schickt!“
Zumindest Veikko, Prester und Erebus konnte er mit seinen Worten dazu bewegen, innezuhalten und nachzudenken, doch keine fünf Sekunden später huschten ihre verwirrten Blicke zu ihrem Anführer, Garm, zurück.
„Was sagst du dazu, Garm?“, erkundigte sich Erebus. „Könnte es nicht sogar die Wahrheit sein? Imperia erzählt schließlich öfter irgendwelche Geschichten, damit -“
„Schluss damit!“, schnitt Garm ihm erbost das Wort ab. „Ich will nichts Schlechtes über Imperia hören! Von keinem von euch! Und jetzt beeilt euch und bringt dieses Kleinkind zu einem der leeren Klassenräume!“
Unsanft wurde Ulysses den Korridor entlang gestoßen. Hilfe suchend sah er sich dabei um, in der Hoffnung, einen anderen Schüler oder am besten gleich einen Professor zu entdecken, der ihn aus dieser misslichen Lage befreien konnte, doch der Korridor blieb leer und verlassen und Ulysses` Hoffnungen zerstreuten sich, als sie schließlich den Zielort erreichten. Garm öffnete die Tür zu einem der ewig leeren Klassenräume und ließ einen nach dem anderen eintreten.
Ulysses wusste, dass es von nun an zu spät war, sich herauszureden.
„So, du kleiner Bastard!“, schnarrte Garm gnadenlos, als er sich schließlich zu ihm umwandte und Ulysses musterte, als wäre er ein niederträchtiges, stechendes Insekt am Boden. „Du hast wohl geglaubt, du kämst einfach so damit durch! Dachtest wahrscheinlich, Imperia wäre vollkommen hilflos oder würde es nicht merken, wenn ein schmieriger, kleiner Kerl wie du ihr die Wäsche klaut. Aber du hast dich gründlich geirrt: Imperia ist meine Freundin und ich lasse es nicht zu, dass jemand wie du sie belästigt!“ Den angeblichen Höschendiebstahl schien er tatsächlich als ein überaus schreckliches Verbrechen anzusehen.
„Ich habe nichts getan!“, verteidigte sich Ulysses gepresst. „Es ist ein Missverständnis!“
„Aha, willst du mir damit etwa sagen, dass Imperia lügt?!“, fragte Garm drohend.
Da sich Ulysses im Klaren darüber war, dass die wahrheitsgemäße Antwort auf diese Frage ihm nur noch mehr Probleme einbringen würde, schwieg er verbissen und senkte den Kopf, so dass er nun stumm den Boden anfixierte.
„Erebus, warum klärst du Ulysses Rathburn nicht über das Strafmaß für einen Höschendiebstahl auf?“, wandte sich Garm mit gespielter Süße an seinen Kumpanen.
Als würde er eine wichtige Ansprache halten müssen, räusperte sich Erebus, ehe er sagte: „Die Toilettenmafia ist zu dem Schluss gekommen, dass die Strafe für dieses Verbrechen mit Faustschlägen und Fußtritten ausgetragen wird und zwar so lange, bis der Verurteilte winselnd am Boden liegt. Darüber hinaus muss der Verurteilte sein gesamtes, vorliegendes Taschengeld an die Toilettenmafia abtreten.“
Die Strafe wurde augenblicklich durchgeführt, so dass Ulysses keine Zeit mehr hatte, sich mental auf die bevorstehenden Schmerzen vorzubereiten. Andererseits dauerte es auch nicht besonders lange, bis er so winselnd und jammernd am Boden lag, wie die Toilettenmafia es von ihm verlangt hatte, und ein paar Fußtritte später war die Prozedur überstanden und sie ließen von ihm ab.
Ulysses lag auf dem Bauch, hatte den Kopf mit seinen Armen abgeschirmt und war darum bemüht, seine dicken Elendstränen vor den Blicken der anderen zu schützen. Er wollte sie nicht dadurch belohnen, dass sie ihn nach getaner Arbeit weinen sahen.
„Das reicht“, teilte Garm seinen prügelwütigen Kumpanen mit, während er sich die Knöchel seiner rechten Hand rieb. „Könntet ihr mir einen Gefallen tun und den Raum verlassen? Ich würde gerne noch ein Wort mit Ulysses wechseln. Alleine.“
„Warum?“, erkundigte sich Erebus verblüfft.
Garm warf ihn einen ungeduldigen Blick zu. „Solltest du irgendwann einmal eine Freundin haben, wirst du das sicherlich verstehen, Erebus! Es geht darum, dass dieser Bengel hier die Unterwäsche von meiner Imperia entwendet hat und ich - als ihr Freund! - die Sache klarstellen möchte. Verstanden?“
Obwohl Ulysses verheult war und daher die Welt tränenverschleiert wahrnahm, konnte er dennoch sehen, wie rot Erebus Nott angelaufen war. Garms Zurechtweisung schien dem dicken, wenig ansehnlichen Jugendlichen - besonders im Bezug auf eine „eigene Freundin“ - peinlich zu sein, weshalb er auch der erste war, der das Klassenzimmer verließ.

Als die Tür schließlich hinter ihnen zufiel und Ulysses mit Garm alleine war, ahnte er erneut, dass sich die Situation ein weiteres Mal von Grund auf ändern würde. Und wieder hatte Ulysses recht: Garm griff in seine Innentasche und zog eine verkorkte Glasphiole hervor, die er wie ein Pendel vor Ulysses` Gesicht hin- und herschwenken ließ.
„Weißt du, was das hier ist?“, wollte Garm wissen und grinste dabei dreist.
Ulysses nickte. Er brauchte das Etikett nicht einmal ansehen, um zu erkennen dass es sich um den Trank namens Monsieur Mannequins Machenschaft für mähnige Männer zu identifizieren.
„Ich will dir jetzt mal etwas erzählen“, begann Garm, „und zwar darüber, dass Imperia diese Art von Spielerei liebt. Sie bat mich, dich in ihrem Namen zu verprügeln und dir im Anschluss diese Phiole zu geben. Ich soll dich außerdem daran erinnern, dass du Samantha Samson weiterhin dieses Zeug hier verabreichen wirst.“ Daraufhin schüttelte er vielsagend die kleine Phiole.
„Also war die Sache mit der Unterwäsche nur ein Mittel zum -“
„Ein Mittel zum Zweck, ganz genau“, bestätigte Garm und schaffte es, auf eine Art zu Grinsen, die man beinahe als charmant bezeichnen könnte. „Ich wollte nicht, dass meine drei Kumpanen den wahren Grund erfahren, warum sie auf dich einprügeln sollten. Man sollte nie zu viele Mitwisser haben. Besonders, wenn die Mitwisser so dumm sind wie Veikko und ganz besonders Prester, oder wenn sie so gerissen sind wie Erebus. Das hätte dem Plan bloß geschadet. Wirst du dich also benehmen, Ulysses, und weiterhin stillschweigend dafür sorgen, dass Samantha Samson ihre `Medizin´ schluckt? Oder soll ich dafür sorgen, dass dein erstes Jahr in Hogwarts die Hölle für dich wird?“
„Bestimmt nicht“, nuschelte Ulysses schwach. „Ich verspreche, ich werde Samanthas Doktor spielen und ihr diesen Trank zu trinken geben. Ganz bestimmt.“
„Na also.“ Grob tätschelte Garm über seinen Haarschopf, ehe er sich erhob und in Richtung Tür schritt. „Ich wusste doch, dass du ein pflichtbewusster, kleiner Feigling bist. Sehr gut.“

XXXXXXX

„Professor Jarovit?“
Gleich nachdem der Unterricht für beendet erklärt worden war und sämtliche anderen Schüler den Klassenraum verlassen hatten, war Emilia vor das Lehrerpult getreten. Professor Jarovit hockte, unförmig und buckelig wie er war, auf seinem Stuhl und blickte überrascht auf, nachdem er einige Sekunden lang eine große Fliege aufmerksam betrachtet hatte, die auf seiner Hand umherspaziert war.
„Ms. Eliassen, was kann ich für Sie tun?“, fragte er mit seinem starken, russischen Akzent.
„Professor, vielleicht haben Sie ja von dieser Exkursion in den Wald gehört, die gestern -“
„Oh, diese Exkursion meinen Sie!“ Unterhalb von Jarovits knolliger Nase breitete sich ein Grinsen aus. „Natürlich habe ich davon gehört! Der werte Professor Kesselbrand hat einen Finger an einen wild gewordenen Kniesel verloren - pah!“
Emilia konnte nicht anders, sie musste einfach über Jarovits Reaktion lächeln und das Jarovit es so spielend leicht schaffte, sich darüber lustig zu machen, nahm den Geschehnissen die Brisanz. Vielleicht war es tatsächlich möglich, sich über einen verlorenen Finger zu amüsieren, sofern man ihn durch auf eine so lächerliche und überflüssige Art verloren hatte, wie es bei Professor Kesselbrand der Fall gewesen war.
„Es freut mich natürlich nicht, dass meinem Kollege ein solches Unglück widerfahren ist“, fuhr Jarovit mit einer wegwerfenden Handbewegung fort. „Aber die Art, wie sich der Professor darüber beschwert, ist - nun ja, ich sollte nicht darüber sprechen. Schon gar nicht mit einer Schülerin. Dennoch will ich dir sagen, dass ich Männer kennengelernt habe, die vor größeren Problemen als einem abgebissenen Finger standen. Wenn man einmal gesehen hat, welche Verletzungen so ein Werwolfbiss zum Beispiel anrichten kann … da ist so ein einzelner Finger der geringste Verlust.“
„Sie kennen sich mit so etwas aus, nicht wahr, Professor?“, fragte Emilia. „Ich meine, Sie haben sicherlich schon viele Verletzte und Tote und Leichen gesehen.“
„Warum wollen Sie das denn wissen, Ms. Eliassen?“
„Weil ich und ein paar Freunde von mir während dieser Exkursion eine Entdeckung gemacht haben. Das hier haben wir am Wegesrand gefunden.“ Und mit diesen Worten und ohne weitere Erklärungen hinzuzufügen, zog sie den Schädel aus ihrer Schultasche, legte ihn auf den Lehrerpult und befreite den Kopf von den schützenden Stoffen, mit denen sie ihn umwickelt hatte.
Im ersten Moment reagierte Professor Jarovit überraschend desinteressiert. „Nun“, sagte er lahm und lies seine knochigen, krallenbewehrten Finger über die Schädeldecke streichen, „du hast also einen Kopf in den Wäldern gefunden. Nach allem, war ich über diesen Ort gehört habe, verwundert mich das kaum. Dieser Wald ist nun mal…“ Doch Jarovit unterbrach sich selbst und mit weit geöffneten Augen und überraschtem Blick zog er den Schädel plötzlich näher an sich heran. „Du meine Güte“, brummte er. „Schande über meine alten Augen. Man sollte meinen, ich sollte in der Lage sein, einen Menschenkopf von dem hier zu unterscheiden, aber -“
„Dem hier?“, echote Emilia aufgeregt. „Also ist es kein Menschenkopf?!“
„Ganz bestimmt nicht. Nicht bei diesem ausgeprägten Kiefern, oder dem leicht gestreckten Schädel … nein, das ist gewiss nicht der Kopf eines Menschen, sondern der Schädelknochen eines unverwandelten Werwolfes. Und zwar einem älteren Exemplar. Vielleicht reinrassig. Vielleicht aber auch in seiner Jugend gebissen, ehe er dann viele Jahrzehnte später verstarb.“
„Was? Ich glaube nicht, dass ich Sie verstehe, Professor.“
Jarovit schob ihr den Schädel entgegen, so dass sie gute Sicht darauf hatte. Mit seinem knorrigen Finger tippte er auf die gut erhaltenen Zähne und erklärte: „Sehen Sie sich diese Fänge an, Ms. Eliassen. Beeindruckend, nicht wahr? Zwar fehlt der Unterkiefer, aber auch ohne ihn sollte man erahnen können, dass dieses Wesen in der Lage gewesen sein musste, eine furchtbare Beißkraft zu entwickeln. Das ist eindeutig nicht menschlich.“
„Aber wieso glauben Sie, dass es sich um den Schädel eines … nun … unverwandelten Werwolfes handelt?“
„Ich sollte Ihnen ein paar Dinge über diese Bestien beibringen, die Sie laut Lehrplan eigentlich erst zu einem späteren Zeitpunkt lernen sollten: der Knochenbau eines Werwolfes verändert sich, umso öfter er sich in seinem Leben bei Vollmond verwandelt. Die Knochen in seinem Körper passen sich an, werden wölfischer. Einem jungen Werwolf wirst du es kaum ansehen können, dass er einer von ihnen ist, bei einem älteren oder reinrassigen Werwolf aber fällt der Unterschied deutlich auf. Selbst im unverwandelten Zustand kann man sie an ihren kräftigen Kiefern, an den spitzen Zähnen, an den Augen erkennen. Auch ihre Muskeln werden stärker. Sie rennen schneller als jeder Mensch und sind bedeutend flinker. Und ihr Geruchssinn ist unfassbar, man möchte meinen, fast so gut wie der Geruchssinn eines echten Wolfes.“
Emilia nickte obwohl ihr unzählige, wirre Gedanken durch den Kopf schwirrten und sie sich - im Angesicht dieser vollkommen überraschenden Wendung - nur noch schwer auf das Hier und Jetzt konzentrieren konnte. „Also gibt es Werwölfe in den Wäldern.“ Das war die einzige Schlussfolgerung, die ihr überfüllter Kopf daraufhin noch zustande bringen konnte. Ihr Gehirn fühlte sich merkwürdig taub an und sie fragte sich, woran es liegen mochte, dass ihr dieser Werwolfschädel so nah ging.
„Ja“, bestätigte Professor Jarovit ruhig, ehe er sich wieder nach der Fliege umsah, die gerade um seinen Kopf flog. „An sich ist das nichts ungewöhnliches. Der verehrte Direktor Dumbledore berichtete mir gleich am ersten Arbeitstag, dass in dieser Region wieder häufiger Werwölfe gesichtet wurden. Aber wenn Sie mich fragen, so denke ich, dass die Werwölfe schon immer hier waren. Sehen Sie sich an, wie alt dieser Schädel ist und denken Sie daran, wie alt auch dieser Wald ist. Und wenn ich Ihnen nun verrate, dass Werwölfe Wälder dieser Art lieben, zu welchem Schluss kommen Sie dann, Ms. Eliassen?“
„Dass die Werwölfe schon seit vielen hundert Jahren hier leben?“
„Richtig.“ Professor Jarovit holte aus und schlug die Fliege geschickt aus ihrer Flugbahn, ehe er sie mit der Faust und viel Kraft auf seinem Pult zerquetschte.
„Und was passiert nun mit diesen Schädel?“, wollte Emilia wissen.
„Nichts.“
„Wie?“
„Na, Miss Eliassen, was stellen Sie sich denn vor? Der Schädel lag seit geraumer Zeit in diesem Wald und Sie sind zufällig darüber gestolpert. Genauso gut hätten Sie auch über die Überreste eines Esels stolpern können. Am Besten, Sie vergraben diesen Kopf irgendwo.“
Als Emilia das Klassenzimmer verließ, musste sie zugeben, dass sie mehr als nur enttäuscht war. Schließlich hatte sie geglaubt, einen spektakulären Fund im Wald gemacht zu haben, dem Beachtung und Nachforschung verdiente. Doch Professor Jarovit hatte ihr klar gemacht, dass ihr Fund kaum mehr als eine kleine Konversation wert gewesen war, nicht mehr und nicht weniger.
Doch während Emilia durch den leeren Korridor schritt - mit den Schädel in ihrer Schultasche - musste sie sich unwillkürlich fragen, wie Professor Jarovit reagiert hätte, hätte sie ihm die Wahrheit gesagt. Wenn sie ihm gesagt hätte, dass sie den Schädel abseits der Wege und inmitten des Waldes entdeckt hatte, wo irgendwer oder irgendwas ihn hoch oben auf einen überwucherten Steinquader verborgen hatte, als ob er den Knochen damit eine ganz besondere Bedeutung verleihen wollte.

Fortsetzung folgt…


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