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Fanfiction

Ancient History I - Der Verbotene Wald - Der Laufbursche

von Kiosk

14. Der Laufbursche


Personen:
Elicius Eliassen: Elfjähriger Sohn von Vigdis Eliassen und der Bruder von Emilia. Ein eher ruhiger, zurückhaltender Slytherin. Kam vor seiner Einschulung in Hogwarts kurzzeitig bei den Rathburn unter.

Emilia Eliassen: Zwölfjährige Tochter von Vigdis Eliassen. Eine Slytherin. Sie ist stets aufmerksam und besitzt ein eher verschlagendes Wesen. Kam vor ihrer Einschulung in Hogwarts kurzzeitig bei den Rathburns unter.

Garm McKinstry: Ein jugendlicher Unruhestifter aus Slytherin. Er scheint in Imperia verliebt zu sein. Er und seine drei besten Freunde - Erebus Nott, Veikko Johnson und Prester Perkins - bilden die so genannte Toilettenmafia.

Humphrey Belcher: Ulysses` Klassenkamerad. Ein liebenswürdiger Ravenclaw

Imperia Malfoy: Die ältere Schwester von Lucius. Eine Slytherin und Vertrauensschülerin. Sie wirkt kühl und distanziert und fällt im ersten Moment stets durch ihre Schönheit auf

Madam Burgunder: Sie unterrichtet den Benimmunterricht für die Mädchen. Trotz ihres miesen Charakters scheinen ihr die Männer zu Füßen zu liegen

Plumbeus Bott: Der Sohn des Bohnenerfinders Bertie. Er fällt besonders durch seine Langsamkeit und Zerstreutheit auf. Ein Hufflepuff

Professor Jarovit: Ein entfernt menschlicher Mann. In Russland jagte er unter anderem Wewölfe, Vampire und Schwarzmagier. In Hogwarts unterrichtet er Verteidigung gegen die Dunklen Künste

Rubeta und Arachne Cox: Zwei elfjährige Zwillingsschwestern mit großem Herz füt exotische Tiere. Rubeta ist eine Ravenclaw-Schülerin, Arachne eine Slytherin

Ulysses Rathburn: Elfjähriger Sohn von Bethesda. Verwöhntes Einzelkind. Ein Ravenclaw. Stellt sich gegenüber Emilia und Elicius auf stur.

Victoria Knight: Eine Erstklässlerin aus Ravenclaw. Sie ist stets munter und aufgeweckt. Ihr Haustier ist ein stinkender, aber handzahmer Vieöfraßrüde namens Rudolph.

William Barkley: Ein Erstklässler aus Ravenclaw. Wie Ulysses stammt auch er aus Hogsmeade, wo er zusammen mit seiner etwas verschrobenen Mutter ein Haus am Rand des Dorfes bewohnt. Er ist ungewöhnlich still und unabhängig

Bisherige Handlung:
Vigdis Eliassen scheint spurlos verschwunden, doch die Sorgen erweisen sich als unbegründet. Oftmals nimmt die Squib aus Norwegen, überlastet vom Alltag, Reißaus und flüchtet zu ihrem Liebhaber nach England. Ihre beiden Kinder, Emilia (12) und Elicius (11) werden derweil bei den Rathburns, einer Zaubererfamilie aus Hogsmeade untergebracht und sollen in Hogwarts eingeschult werden. Für Emilia ohnehin die letzte Chance: Aus dem Norwegischen Zauberinternat hat man sie verbannt.
Zusammen mit Ulysses Rathburn, dem ebenfalls elfjährigen Sohn der Familie, werden die Geschwister in Hogwarts eingeschult.
Ulysses macht derweil Bekanntschaft mit Imperia Malfoy. Die schöne Jugendliche scheint ein Herz aus Eis zu besitzen. Ebenso auffällig benimmt sie auch die so genannte „Toilettenmafia“, eine vierköpfigen Gruppe Slytherins, die jüngeren Schülern gekonnt das Geld abknüpfen.
Imperia scheint jedoch das größere Problem: Als sie sich bewusst wird, dass sich Ulysses Hals über Kopf in sie verliebt hat, nutzt sie es aus und lässt ihn für sich arbeiten.

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
September 1961

Bis zum Mittagessen hatte Imperia Malfoy keine Anstalten gemacht, Ulysses in ein Gespräch zu verwickeln, und dass, obwohl sie sich an diesem Tag gleich mehrfach über den Weg gelaufen waren. Ulysses hatte also Grund zu hoffen, er würde an diesem Tag nicht mehr erfahren müssen, welchen ominösen Gefallen er Imperia tun könnte.
Dann jedoch, als die Ravenclaws nach dem Mittagessen zusammen mit den Slytherins zu den Gewächshäusern schritten, schlenderte Imperia wie zufällig zu ihm herüber. Flankiert wurde sie dabei von ihren beiden Freundinnen Mimosa Higginbottom und der dicken Thusnelda Pflock.
„Hallo, Ulysses“, grüßte Imperia ihn mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen.
Ulysses, der sich vorsorglich ein paar Meter von seinen Klassenkameraden entfernt hatte, um nicht aufzufallen, versuchte den Mut aufzubringen, Imperia überhaupt direkt in die kalten Augen zu blicken. Sein Herz schlug so rasant in seiner Brust, als ob es Ulysses davon überzeugen wollte, möglich schnell zur Flucht anzusetzen.
„Hast du kurz Zeit, Uly?“, fragte sie.
„Der Unterricht beginnt gleich.“ Verschämt starrte er auf seine Füße.
Daraufhin begannen die drei Mädchen entzückt aufzulachen. Mimosa klang dabei wie ein Pferd mit Schluckauf.
„Ist er nicht goldig?“, hauchte Imperia und grinste verspielt. „Ein klassischer Erstklässler, findet ihr nicht? Erstklässler stehen immer schon eine Viertelstunde vor Unterrichtsbeginn vor ihren Klassen, so brav sind sie!“
Ulysses wollte etwas zu seiner Verteidigung sagen, doch ein Blick auf seine Armbanduhr verriet, dass Imperia eindeutig richtig lag: Er stand tatsächlich eine Viertelstunde vor Unterrichtsbeginn auf dem Rasen bei den Gewächshäusern und wartete auf Madam Sprouts Erscheinen.
„Nun?“, harkte Imperia nach und legte dabei den Kopf schief. Einige ihrer silberblonden Strähnen hatten sich aus ihrem Haarzopf gelöst und fielen ihr nun über die Schultern. „Wir könnten vielleicht eine Heiße Schokolade zusammen trinken, Uly, während ich dir meinen Plan erläutere.“
„In einer Viertelstunde?“ Nun hob er doch seinen Blick und betrachtete sie missmutig. Sollte sie doch ruhig sehen, wie wenig er von ihren so genannten „Plan“ hielt. „In einer Viertelstunde werden wir es wohl kaum schaffen, eine Heiße Schokolade zu trinken und deinen Plan zu besprechen.“
Gelassen winkte Imperia ab. „Keine Sorge. Selbst wenn du ein wenig zum Unterricht zu spät kommst, macht das nicht viel aus, Uly. Versprochen. Besonders bei Madam Sprout nicht.“ Auffordernd sah sie ihn an und fixierte ihn dabei mit diesen unglaublich eiskalten, blauen Augen.
Ulysses wusste, wenn er jetzt nicht den Mut aufbrachte, „Nein“ zu sagen, würde er sich vielleicht nie wieder dazu überwinden können. Aber würde sie ein „Nein“ überhaupt akzeptieren? Würde sie es einfach hinnehmen, dass ein elfjähriger Junge sie abwies? Sicherlich nicht. Und er hatte das unangenehme Gefühl, dass sie ihn auf die eine oder andere Weise ohnehin umstimmen würde, denn ihren eigenen Worten zufolge war Imperia nun mal ein böses Mädchen und böse Mädchen spielten naturgemäß nach anderen, härteren Regeln.
„Nun, was ist?“ Imperias Lächeln wurde unerbittlicher. „Möchtest du dich wirklich lieber mit Madam Sprout und ihrem stinkenden Drachendünger herumschlagen, als mit mir und meinen Freundinnen eine Heiße Schokolade zu trinken?“
„Naja…“ Unsicher wandte sich Ulysses nach seinen Klassenkameraden um, die sich in einiger Entfernung um die Eingangstür des Gewächshauses gesammelt hatten. Vielleicht wäre es ja wirklich in Ordnung, wenn er etwas später kommen würde. Schließlich würde ihm das nicht zur Gewohnheit werden.
Und vielleicht wäre es ganz vernünftig, sich zuallererst Imperias Vorschlag anzuhören, ehe er eine Entscheidung fällte?
„Jetzt oder nie, Ulysses“, flüsterte sie ihm ins Gewissen. Es klang wie eine Warnung.
Sicherlich hatte sie Recht. Er würde noch oft die Gelegenheit bekommen, sich beim Kräuterkundeunterricht zu blamieren; aber vielleicht wäre heute die einzige Möglichkeit seines Lebens, zusammen mit einem so schönen Mädchen Heiße Schokolade zu trinken. Es gab Chancen, die man einfach nutzen musste - und eine andere Möglichkeit hatte er eh nicht, denn Imperia hatte ihn bereits mit ihrer zarten Hand gegriffen und zog ihn hinter sich her.

XXXXXXX

Imperia führte ihn in einen ungenutzten Klassenraum, der zwar vor Gerümpel überzuquellen schien, aber dennoch überraschend bequeme Sitzmöglichkeiten bot. Auf einen der herumstehenden Ohrensessel ließ Imperia sich nieder und schlug die Beine übereinander; Thusnelda, Mimosa und Ulysses nahmen auf einer großen Liege platz.
„Mimosa, bestellst du bitte die Heiße Schokolade?“, fragte Imperia, ohne es dabei wie eine Frage klingen zu lassen und ohne ihre Freundin überhaupt anzusehen.
Dennoch reagierte Mimosa sofort und klatschte dreimal in die Hände. Prompt erschien ein Hauself vor ihnen, dessen schlaffe, faltige Haut von seinem viel zu dünnem Körper herunterhing.
„Was wünschen die Damen?“, erkundigte sich das armselige Geschöpf. Seine Stimme klang angegriffen, als ob er mit chronischem Husten zu kämpfen hätte und diesen Kampf bald verlieren würde.
„Vier mal heiße Schokolade und etwas Sellerie für mich“, befahl Mimosa lispelnd und sah den Hauself dabei ebenso wenig an, wie Imperia es zuvor bei ihr getan hatte.
„Ich wusste nicht, dass man auch Bestellungen aufgeben kann“, sagte Ulysses, kaum dass der Hauself verschwunden war.
„Mein lieber Uly, du kannst es ohnehin nicht.“ Imperia zwinkerte ihm zu. „Madam Burgunder hat diesen Service speziell für die Schülerinnen eingerichtet. Sie war der Meinung, umso mehr man ein Mädchen verwöhnt, desto schneller entwickelt sie sich zu einer echten Dame.“
Ulysses, dem Professor Jarovits Andeutungen sehr gut im Gedächtnis geblieben waren, beschloss sich zum Thema Madam Burgunder geschickt auszuschweigen.
Die Becher mit der Heißen Schokolade wurden rasch geliefert und Ulysses bewunderte die Feinarbeiten, die sich der Hauself bei der Zubereitung trotz Zeitknappheit geleistet hatte: Die Becher trugen jeweils eine Haube aus cremiger, erfrischend kalter Sahne und die Schokolade selbst war mit Honig, Vanille und etwas Zimt geschmacklich abgerundet worden. Wäre Ulysses ebenfalls ein Mädchen gewesen, hätte er sich das heiße Getränk wahrscheinlich drei Mal am Tag bestellt, so begeistert war er davon.
„Kommen wir zum Thema“, begann Imperia im geschäftigen Ton und stellte ihren noch unberührten Becher zur Seite. „Ulysses, ich stecke in Schwierigkeiten. Ebenso wie Thusnelda und Mimosa.“
Thusnelda nickte ernst und Mimosa, die mit so winzigen Bissen an ihrem Sellerie nagte, als befürchtete sie, ein Gramm zu viel könnte sie das Leben kosten, sah mit bittertraurigem Hundeblick zu Ulysses hinüber.
„In wie fern?“, fragte er erschrocken.
„Nun … kannst du dir vorstellen, wie anstrengend die sechste Klasse manchmal sein kann?“ Imperia klang gequält. „Ständig diese Hausaufgaben. Der Unterricht läuft zwar erst eine Woche, aber schon haben wir so viel zu erledigen, dass wir kaum hinterherkommen. Wir haben fast das gesamte Wochenende durchgearbeitet! Und das ist erst der Anfang!“
Ulysses, der nicht recht wusste, worauf sie hinauswollte, fragte zögernd: „Aber wie willst du das ändern?“
„Wir dachten uns“, mischte sich Thusnelda ein, „dass wir dem Unterricht ein oder zweimal im Monat fernbleiben, um uns etwas zu erholen.“
„Ja!“, warf nun auch Mimosa aufgeregt lispelnd ein. „Wenn das so weiter geht, bekommen wir noch Stressfalten!“ Daraufhin gab sie einen quiekenden Angstlaut von sich und krümmte sich auf der Liege zusammen.
„Wie meint ihr das? Wie wollt ihr dem Unterricht fernbleiben? Wollt ihr etwa schwänzen?“ Verwirrt blickte er von einem zum anderen. In Mimosas Augen hatten sich mittlerweile Tränen gesammelt und auch Thusnelda schaute furchtsam drein; einzig Imperia sah trotz ihrer Leidensmiene seltsam kalkulierend aus.
„Ulysses“, sagte sie leise, „wie denkst du bloß von uns? Wir würden niemals in einem solchen Maße schwänzen!“
„Aber was habt ihr dann vor?!“
„Wir lassen uns krankschreiben! Ulysses, das ist die einzige Möglichkeit, uns von unserem Stress zu erholen. Aber - und das hast du sicherlich schon bemerkt - die Sache hat einen Haken: Wie soll man sich krankschreiben lassen, wenn man kerngesund ist?“
Darauf hätte Ulysses auch gerne eine Antwort gewusst, einzig und alleine deshalb, um Imperias eigentümliche Gedankengänge nachvollziehen zu können.
Doch sie ließ ihn nicht länger im Dunkeln tappen und breitete ihren Plan im seichten Plauderton vor ihm aus. „Was wir brauchen, Uly, ist der so genannte Bauchschlitztrank. Eigentlich ist er für Messerverletzungen gedacht, aber er hat eine interessante Nebenwirkung, weshalb man den Trank auch `Lüg-mich-an-Gesöff´ nennt. Du nimmst einen Schluck davon und ein Heiler, der dich untersucht, wird genau die Krankheit diagnostizieren, die du dir im Moment der Einnahme vorgestellt hast. Der ideale Weg krankgeschrieben zu werden, wenn man vollkommen gesund ist.“
„Und der ideale Weg sich etwas vom stressigen Alltag zu erholen“, wusste Mimosa zu ergänzen.
„Na schön … aber woher wollt ihr diesen - ähm - Bauchschlitztrank hernehmen?“
„Da kommst du ins Spiel, Uly.“ Verschwörerisch lehnte Imperia sich näher zu ihm heran. „Wie du dir vielleicht denken kannst, lagert der Bauchschlitztrank im Krankenflügel von Hogwarts. Und zufällig wissen wir, dass Schwester Pomfrey heute einen kurzen Krankenbesuch bei einer alten Dame in Hogsmeade geplant hat. Das bedeutet, der Krankenflügel ist während dieser Zeit unbeaufsichtigt. Und eine Kopie des Schlüssels zum Arzneimittelschrank habe ich schon im letzten Jahr heimlich anfertigen lassen.“ Zum Beweiß zog sie einen kleinen, silbernen Schlüssel aus ihrer Brusttasche hervor und hielt ihn Ulysses vor die Nase.
Doch Ulysses hatte genug gesehen und gehört. Erbost sprang er auf. „Ich soll stehlen?!“, rief er vollkommen entsetzt über diese Wendung der Dinge. „Stehlen?! Das ist doch verrückt! Warum sollte gerade ich das tun? Warum tut ihr das nicht einfach und wieso -?“
„Mach dich nicht lächerlich“, schnitt Imperia ihm eiskalt das Wort ab. „Man würde uns von der Schule werfen, wenn man uns erwischt. Vielleicht holt es dich auf den Boden der Tatsachen zurück, wenn ich dir sage, dass Erstklässler wie du noch eine immense Narrenfreiheit besitzen. Dir würde man verzeihen. Uns jedoch nicht.“ Es war dieser frostige Blick, mit dem Imperia ihn traktierte, der Ulysses` Wut in Furcht umschlagen ließ. Es war nicht das erste mal, dass ihm bange wurde, wenn Imperia ihn mit einer solch eisigen Intensität ansah. In ihren blaugrauen Augen war keine Spur von Freundlichkeit mehr zu entdecken, sondern nur eine unheimliche Distanz zu alledem, was Ulysses zuvor noch an ihrem Wesen geschätzt hatte.
Dennoch konnte er ihren Plan nicht befürworten. Er wollte nichts mit einer Sache zu tun haben, die nicht nur frech, sondern zudem auch kriminell war. Und Imperia schien sehr genau zu spüren, wie seine Gedanken in diesem Moment aussahen.
„Thusnelda, Mimosa, könntet ihr bitte kurz den Raum verlassen?“
Augenblicklich sprangen ihre beiden Freundinnen auf und hatten das Klassenzimmer schneller verlassen, als Ulysses sein Pech überhaupt fassen konnte. Nun war er alleine mit Imperia und fernab seiner Klasse und der Blick der Sechzehnjährigen war noch immer schauerlich kalt.
„Ich werde dich bezahlen, Ulysses, wenn du uns diesen Gefallen tust.“
„Ich brauche kein Geld“, wiegelte er sie brüsk ab. „Davon habe ich seit meiner Geburt genug.“
„Ich habe auch nicht von Geld geredet!“ Zornig funkelte sie ihn an. „Für wie unkreativ hältst du mich? Besorg mir den Trank, Ulysses, und du darfst dein Verliebtsein in mir ausleben. Du darfst mich küssen.“
Er war unter Schock und rot bis über beide Ohren. Eine solche Belohnung hätte er nicht in seinen kühnsten Träumen erwartet, geschweige denn im wahren Leben! Bisher hatte er nicht einmal gewagt, in diesen Phantasien zu schwelgen, aus Angst davor, die Gedanken wären für einen Elfjährigen schlichtweg anormal. Und nun bot Imperia ihm aus freien Stücken an, dass er ihr näher kommen durfte?
Imperia hingegen schien es für das normalste der Welt zu halten. „Das wolltest du schon seit langem, oder? Und ich gönne es dir auch. Ich weiß, du würdest es mögen.“
„Schon …“, flüsterte er. Seine Stimme hatte sich irgendwo in seiner Kehle verkrochen und er musste such anstrengen, um überhaupt ein Wort herauszubringen. „Aber ich habe Bedenken … ich bin kein Dieb.“
„Keine Sorge, Uly. Das bist du auch nicht. Du handelst schließlich in meinem Auftrag, deshalb bin ich die Diebin und du gewissermaßen mein Laufbursche. Dich trifft nicht die Schuld.“
Schon längst wusste er nicht mehr, was er glauben sollte. Hätte er auf sein Gewissen gehört, hätte er Imperia einfach im Stich gelassen. Doch es war allzu leicht, ihrer verführerischen Stimme Gehör zu schenken. Und welcher Junge könnte schon von sich behaupten, die Gelegenheit bekommen zu haben, mit zarten elf Jahren eine sechzehnjährige Schönheit zu küssen? Es war eine einmalige Chance, dass wusste er.
„Na schön“, sagte er schließlich. „Ich mache es.“
Imperia nickte ihm feierlich zu und überreichte ihm den Schlüssel zum Arzneimittelschränkchen. Als er nach dem Schlüssel greifen wollte, umfasste sie seine Hand und hielt ihn fest.
„Eins noch, Ulysses“, sagte sie zärtlich, zog einen kleinen Fetzen Pergament aus der Tasche ihrer Schulrobe und schob ihn zwischen seine Finger hindurch. „Auf diesem Zettel habe ich den Namen eines weiteren Trankes notiert. Wenn du mir diesen Trank ebenfalls mitbringen würdest, Uly … ich wäre bereit, meine Belohnung für dich noch gönnerhafter zu gestalten.“
Die Wärme war in ihre Augen zurückgekehrt und als Ulysses ihre schönen, hellen Augen betrachtete, wusste er, dass er längst an ihrem Haken baumelte.

XXXXXXX

Mit knapp einer halben Stunde Verspätung eilte Ulysses in das Gewächshaus und huschte unter den großen, fächerartigen Blättern des Blutblasenbaumes hindurch, in der Hoffnung, Madam Sprout würde ihn schlicht übersehen. Er eilte zu seiner Gruppe, die am Ende des Gewächshauses stand und ratlos in ein halbes Dutzend aufgeschlagener Bücher starrte.
„Hallo“, grüßte Ulysses. „Ist Madam Sprout aufgefallen, dass ich zu spät bin?“
Humphrey blickte auf. „Ich denke nicht“, murmelte er zögernd und betrachtete Ulysses kritisch, als ob er hoffte, den Grund für die Verspätung irgendwo auf Ulysses` Kleidung ablesen zu können.
„Aber ich denke, du solltest -“ Doch Humphreys Worte gingen in dem klirrenden Geräusch mehrerer Blumentöpfe zu Grunde, die eine übermütige Coco Mahiri aus Versehen mit dem Ellenbogen angestoßen und somit zu Boden befördert hatte.
Von dem Lärm angelockt, eilte Madam Sprout zu ihnen herüber, machte jedoch keine Bemerkung seitens Ulysses. Offenbar hatte sie tatsächlich nicht bemerkt, dass er das erste Viertel ihres Unterrichts verpasst hatte, und es war auch nicht unwahrscheinlich, dass du junge Lehrerin in dem schwülen, heißen Gewächshaus und bei all den neuen Schülern einfach den Überblick verloren hatte.
„Habt ihr euch für denn schon ein Zuchtprojekt entschieden?“, wollte sie von der Gruppe wissen.
Das Zuchtprojekt hatte Ulysses fast völlig vergessen. Bereits in der ersten Unterrichtsstunde hatte Madam Sprout ihnen von ihrer Projektidee berichtet, dass sich die Klasse in drei kleine Gruppen aufteilen und jeweils eine Pflanze heranzüchten sollte. Doch Ulysses hatte im Laufe der Woche nicht einen Blick in sein Schulbuch Tausend Zauberkräuter und - pilze geworfen, so dass er nun keinen einzigen Zuchtvorschlag einbringen konnte.
Humphrey schien das zu ahnen. „Könnten wir noch fünf Minuten Bedenkzeit haben, Madam Sprout?“, fragte er.
„Aber natürlich, Mr. Belcher!“ Und schon wuselte sie wieder davon.
„Habt ihr euch schon für irgendwas entschieden?“, fragte Ulysses seine Gruppe und stieß auf viele unschlüssige Gesichter.
„Wir hatten gedacht“, meldete sich schließlich Elicius zu Wort, „dass wir eine Blausäurenessel züchten könnten. Allerdings ist die Pflanze laut Lehrbuch nicht gerade schwer großzuziehen und wir befürchten, dass wir für dieses Projekt nicht gerade viele Punkte bekommen würden.“
Das war ein Problem. In der Hoffnung, zu guter Letzt doch noch eine sinnvolle Idee beisteuern zu können, zog Ulysses eines der Schulbücher zu sich heran und blätterte hastig darin herum. Auf den letzten Seiten stieß er auf große Tabellen, über denen die Überschrift Bekannte und anerkannte Kreuzungen prangte. Ulysses ließ seinen Finger über die Spalten der Tabelle fahren, bis er auf die gesuchte Blausäurenessel stieß und eilig den dazugeschrieben Text überflog.
„Laut dieser Tabelle hier lässt sich die Blausäurenessel mit ein paar anderen Pflanzen kreuzen“, teilte er seiner Gruppe mit. „Die meisten Hybridformen sind laut diesem Buch einfach zu züchten, aber die Kreuzung zwischen Blausäurenessel und Schattenhüpfkraut ist kniffeliger. Die Autorin schreibt, dass die Kreuzung anspruchsvoll für Anfänger aber Standart für Herbologen ist.“
Sogleich hatte Ulysses die uneingeschränkte Aufmerksamkeit seiner sieben Teammitglieder auf sich gezogen.
„Das wäre ideal für uns!“, rief Victoria Knight. „Wenn wir es schaffen, die Pflanzen zu kreuzen, wären uns Pluspunkte sicher.“
„Und wenn es zu anspruchsvoll für uns ist?“, meldete sich Rubeta Cox zögerlich.
Victoria winkte ab und grinste das pummelige Mädchen gewinnend entgegen. „Keine Sorge. Meine Mutter ist eine Herbologin und sie hat mich von kleinauf mit in unseren Garten genommen. Ich bin mit Grünzeug groß geworden und kenne eine ganze Menge Kniffe.“
Victorias kleine Ansprache überzeugte alle und auch Madam Sprout war hellauf begeistert, als sie ihr von ihrem Vorhaben, eine Blausäurenessel mit einem Schattenhüpfkraut zu kreuzen, erzählten.
„Das ist gewagt!“, flötete Sprout. „Aber längst nicht unmöglich für acht Erstklässler.“
Den Rest des Unterrichts verbrachte ihre Gruppe damit, alles für ihr Zuchtprojekt vorzubereiten und sämtliche Informationen über Blausäurenesseln, Schattenhüpfkräuter und deren Hypridform förmlich aufzusaugen. So las Ulysses die Texte in seinem Schulbuch jeweils drei Mal, bis er sich wirklich sicher war, das Wissen auch im Kopf behalten zu können. Dennoch zerstreuten sich seine Gedanken in alle Richtungen, wann immer er es seiner Konzentration erlaubte, etwas nachzulassen. Er wusste, sobald der Unterricht vorbei war, würde er sich in die Krankenstation begeben und sich in Imperia Malfoys Namen an dem Arzneischrank vergreifen.
Und nach seinem Diebstahl …
… würde sie ihm seine Belohnung überreichen.

Fortsetzung folgt…


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