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Fanfiction

Ancient History I - Der Verbotene Wald - In der Elfen-Werkstatt

von Kiosk

13. In der Elfen-Werkstatt


Personen:
Elicius Eliassen: Elfjähriger Sohn von Vigdis Eliassen und der Bruder von Emilia. Ein eher ruhiger, zurückhaltender Slytherin. Kam vor seiner Einschulung in Hogwarts kurzzeitig bei den Rathburn unter.

Emilia Eliassen: Zwölfjährige Tochter von Vigdis Eliassen. Eine Slytherin. Sie ist stets aufmerksam und besitzt ein eher verschlagendes Wesen. Kam vor ihrer Einschulung in Hogwarts kurzzeitig bei den Rathburns unter.

Garm McKinstry: Ein jugendlicher Unruhestifter aus Slytherin. Er scheint in Imperia verliebt zu sein. Er und seine drei besten Freunde - Erebus Nott, Veikko Johnson und Prester Perkins - bilden die so genannte Toilettenmafia.

Humphrey Belcher: Ulysses` Klassenkamerad. Ein liebenswürdiger Ravenclaw

Imperia Malfoy: Die ältere Schwester von Lucius. Eine Slytherin und Vertrauensschülerin. Sie wirkt kühl und distanziert und fällt im ersten Moment stets durch ihre Schönheit auf

Madam Burgunder: Sie unterrichtet den Benimmunterricht für die Mädchen. Trotz ihres miesen Charakters scheinen ihr die Männer zu Füßen zu liegen

Plumbeus Bott: Der Sohn des Bohnenerfinders Bertie. Er fällt besonders durch seine Langsamkeit und Zerstreutheit auf. Ein Hufflepuff

Professor Jarovit: Ein entfernt menschlicher Mann. In Russland jagte er unter anderem Wewölfe, Vampire und Schwarzmagier. In Hogwarts unterrichtet er Verteidigung gegen die Dunklen Künste

Rubeta und Arachne Cox: Zwei elfjährige Zwillingsschwestern mit großem Herz füt exotische Tiere. Rubeta ist eine Ravenclaw-Schülerin, Arachne eine Slytherin

Ulysses Rathburn: Elfjähriger Sohn von Bethesda. Verwöhntes Einzelkind. Ein Ravenclaw. Stellt sich gegenüber Emilia und Elicius auf stur.

Victoria Knight: Eine Erstklässlerin aus Ravenclaw. Sie ist stets munter und aufgeweckt. Ihr Haustier ist ein stinkender, aber handzahmer Vieöfraßrüde namens Rudolph.

William Barkley: Ein Erstklässler aus Ravenclaw. Wie Ulysses stammt auch er aus Hogsmeade, wo er zusammen mit seiner etwas verschrobenen Mutter ein Haus am Rand des Dorfes bewohnt. Er ist ungewöhnlich still und unabhängig

Bisherige Handlung:
Vigdis Eliassen scheint spurlos verschwunden, doch die Sorgen erweisen sich als unbegründet. Oftmals nimmt die Squib aus Norwegen, überlastet vom Alltag, Reißaus und flüchtet zu ihrem Liebhaber nach England. Ihre beiden Kinder, Emilia (12) und Elicius (11) werden derweil bei den Rathburns, einer Zaubererfamilie aus Hogsmeade untergebracht und sollen in Hogwarts eingeschult werden. Für Emilia ohnehin die letzte Chance: Aus dem Norwegischen Zauberinternat hat man sie verbannt.
Zusammen mit Ulysses Rathburn, dem ebenfalls elfjährigen Sohn der Familie, werden die Geschwister in Hogwarts eingeschult.
Ulysses macht derweil Bekanntschaft mit Imperia Malfoy. Die schöne Jugendliche scheint ein Herz aus Eis zu besitzen. Ebenso auffällig benimmt sie auch die so genannte „Toilettenmafia“, eine vierköpfigen Gruppe Slytherins, die jüngeren Schülern gekonnt das Geld abknüpfen.

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
September 1961

Am Sonntag zog sich Ulysses zusammen mit Humphrey in die Ecke des Gemeinschaftsraumes zurück, wo sie sich mit flüchtigem Elan den Hausaufgaben für Geschichte der Zauberei widmeten. Die Spitze seiner Schreibfeder kratzte Satz für Satz über das Pergament, Ulysses` geistige Anwesenheit reichte jedoch nur noch knapp dafür aus, die allergröbsten Fehler zu vermeiden. Draußen - dank seines Sitzplatzes direkt vor einem der großen, anmutigen Bogenfenster, hatte er freie Sicht - hatte sonniges Herbstwetter den gestrigen Kälteeinbruch abgelöst und ein fast wolkenloser, lichtblauer Himmel spannte sich über die nahen Berge.
Ulysses legte die Schreibfeder nieder, die sogleich einen dunklen Farbklecks auf seinem Pergament entstehen ließ. „Humphrey“, sagte er, „wir sollten irgendwas unternehmen. Mesopotamische Magie ist nicht unbedingt das spannendste Thema…“
In Wirklichkeit sehnte sich Ulysses vielmehr nach etwas Zerstreuung. Seine Gedanken schien kreuz und quer durch seinen Kopf zu rasen, seit Imperia Malfoy gestern diese bedeutungsschweren Worte zu ihm gesagt hatte: Du solltest dich vorab mit dem Gedanken anfreunden, dass ich ein böses Mädchen bin.
Warum nur hatte er das starke Gefühl, geradewegs in einen dunklen Abgrund zu schlittern, dessen Ausmaße er mit seinen elf Jahren nicht einmal ansatzweise erfassen konnte? Ihre Worte waren schaurig gewesen, gerade deshalb, weil er mit jeder Faser seines Körpers erahnen konnte, dass Imperias Vorstellungen von einem bösen Mädchen die seinen bei weitem überstiegen.
Das war der Grund, warum er nicht still sitzen wollte. Lästige Gedanken hatten die Angewohnheit, sich ausgerechnet auf jene Menschen zu stürzen, die nichts weiter als Ruhe und Entspannung suchten. Ulysses brauchte eine Ablenkung, ehe er morgen vor Imperia treten und ihr mitteilen würde, dass er bösen Mädchen keinen Gefallen tun würde. Der Krötenmord hatte ihm gereicht.
„Na schön“, sagte Humphrey und legte auch seine Schreibfeder nieder. „Ich bin eh fast fertig. Was schlägst du vor?“
„Nun, wie wäre es mit -“
„Oh, ich weiß!“, unterbrach Humphrey ihn aufgeregt, „wir könnten uns ein wenig im Schloss umsehen! Die meisten Orte kennen wir noch nicht und ich wette, es gibt noch eine ganze Menge zu entdecken!“
Eigentlich hatte Ulysses ihm einen altmodischen Spieleabend vorschlagen wollen, dennoch willigte er ohne zu zögern ein. Sie verließen den Gemeinschaftraum und folgten grob jenen Treppen, die in die unteren Etagen des Schlosses führten; vorbei an zahlreichen Statuen und Gemälden schlenderten sie schließlich in der Nähe der Großen Halle entlang. Unter all den Schülern, die ihnen auf der kleinen Wanderung begegneten, entdeckten sie schließlich auch Plumbeus Bott, der sich in der Nähe der Besenkammer herumdrückte und dabei eine ihnen wohlbekannte Karte studierte. Es war die Karte, die Humphrey ihm am ersten Schultag geschenkt hatte, damit es Plumbeus möglich sein würde, trotz seines Unvermögens in Sachen Orientierung den richtigen Weg zu finden.
„Hi Plumbeus“, begrüßten sie den dicklichen Jungen aus Hufflepuff.
So langsam, als stehe ihm alle Zeit der Welt zur Verfügung, wandte Plumbeus seinen Kopf in ihre Richtung und brachte schließlich ein stockendes „Hallo“ hervor.
„Funktioniert die Sache mit der Karte, Plumbeus?“, erkundigte sich Humphrey sogleich eifrig. „Findest du jetzt immer den Weg?“
Zwar war zu befürchten, dass diese Frage zu kompliziert für das träge Gehirn des Jungen sein würde, doch zu guter Letzt - und nach ein wenig Bedenkzeit - schenkte Plumbeus ihnen ein stattliches Lächeln. „Ja, die Karte funktioniert“, sagte er. „Ich habe sogar ein altes Labor im Kerker entdeckt.“
Ulysses wurde aufmerksam. „Ein Labor?“ echote er und seine zuvor so flüchtige Abenteuerlust begann aufzulodern. „Wer hätte gedacht, dass du mit Hilfe der Karte neue Orte entdecken würdest!“
Mit wissend schimmernden Augen blickte Plumbeus ihm entgegen. „Du hältst mich für dumm, oder?“, fragte er schließlich. Er klang nicht wütend oder beleidigt, sondern eher wie ein Mensch, der eine simple Tatsache aussprach.
„Nein, nein!“, versuchte Ulysses sich herauszureden, doch Plumbeus schien ganz genau zu wissen, was man von ihm hielt.
„Alle halten mich für dumm … aber das bin ich nicht.“
Zwar hielt Ulysses ihn noch immer für strohdoof, aber irgendwas in der Stimme des Hufflepuffs verriet ihm, dass er diesen Jungen besser nicht unterschätzen sollte.
Nichtsdestotrotz zog Plumbeus` Entdeckung Ulysses und Humphrey magisch an und auch Plumbeus schien keinen Grund zu kennen, warum er seinen Fund nicht mit ihnen teilen sollte. Also machten sie sich auf den Weg in Richtung der gewölbeartigen Kerker und während Plumbeus langsam voraus schritt, stellte Humphrey erste Mutmaßungen an. „Eigentlich ist es nicht möglich, mit dieser Karte neue Räume zu entdecken, denn die Karte ist praktisch offiziell. Meine Mutter hatte sie bereits zu ihrer Schulzeit benutzt.“
„Das würde bedeuten, dass dieses Labor zu Zeiten der Mutter noch bekannt war“, mischte sich Ulysses ein. „Es könnte doch sein, dass dieser Ort auf älteren Karten noch verzeichnet ist, während neuere ihn nicht mehr erwähnen.“
Plumbeus stoppte in einem der vielen Korridore. Der Untergrund war mit einem staubigen Perserteppich versehen, der nach Moder und Motten stank und dessen ursprüngliche Farben kaum mehr zu erkennen waren. Mit seinem dicken Finger deutete Plumbeus auf den Teppich. „Da drunter liegt der Eingang“, beschwor er sie. Nachdem sie sich kurz nach möglichen Zeugen umgesehen hatten, machten sie sich zu dritt daran, den schweren Teppich zur Seite zu schieben. Massiver Steinboden kam zu Tage, doch an einer Stelle war der Stein entfernt worden und stattdessen war eine hölzerne, bereits leicht ramponierte Luke in dem Grund eingelassen worden. Die Luke ließ sich einfach öffnen und gab freie Sicht auf eine schmale, sehr steile Treppe, die tief hinab in die Dunkelheit führte. Der Geruch von altem, nassem Keller schlug ihnen entgegen, ebenso der süßlicher Geruch nach verdorbenen Früchten. Ein kalter Luftzug drang aus dem Inneren des Labors wie der Atem eines Tieres.
Plumbeus betrat den Geheimgang als erster, Ulysses und Humphrey folgten ihm zögernd, nicht jedoch ohne die geheime Luke hinter sich zu schließen. Es war stockfinster um ihn herum und Ulysses hatte Schwierigkeiten, in der Düsternis Gleichgewicht auf den winzigen, abgetretenen Treppenstufen zu halten. Unbeholfen zog er seinen Zauberstab aus der Robe und nach dem vierten Versuch gelang es ihm, den neu erlernten Lumos-Zauber anzuwenden. Ein sanfter Lichtkegel erleuchtete fahl das Gemäuer.
Vor ihnen lag ein lang gestreckter Raum aus nacktem Felsgestein, an dessen Wänden sich alte, staub befallene Bänke und Stühle stapelten, als hätte man sie vor Jahrzehnten eilig hier hergeschafft und dann vergessen. Am auffälligsten aber war der große, massive Tisch in der Mitte der Kammer, auf dem allerhand Glasgefäße, Kessel und Apparate standen. Ulysses fühlte sich an einen Kupferstich aus seinem Geschichtsbuch erinnert, auf dem Arbeitsraum eines alten Alchemisten abgebildet gewesen war. Die Gerätschaften auf dem Kupferstich und die Gerätschaften, die hier unten zu entdecken waren, ähnelten sich stark.
„Toll oder?“, fragte Plumbeus während er nach einer Tüte Bertie Botts Bohnen kramte und ihnen anbot, sich ebenfalls daraus zu bedienen. Ulysses erwischte eine köstliche Praline mit der Geschmacksrichtung Schokobanane und dankte Gott, dass ihm der Genuss von Ohrenschmalz auf Blumkohl erspart geblieben war.
„Mein Vater hat in so einem Raum die Geschmacksbohnen erfunden“, erklärte Plumbeus wie üblich mit einschläfernder Langsamkeit. „Naja … zumindest in einem ähnlichen Raum. Es war Papas Hobbykeller und gleichzeitig Mamas Trockenraum, deshalb ist ihm einmal diese dreckige Socke in seinen Butterschokoladen-Teig gefallen.“
„Also stimmt das Gerücht wirklich und die Geschmacksbohnen entstanden tatsächlich wegen dieser Socken-Geschichte?“, kicherte Humphrey.
Derweil hatte Ulysses bereits den halben Raum durchschritten. Das Labor war alles andere als breit, dafür jedoch bis in alle Maßen lang gezogen, so dass man eher das Gefühl hatte, sich in einem umfunktionierten Korridor aufzuhalten. Etwa in der Mitte des Labors war der Tisch an einer Stelle säuberlich von Staub und Spinnenweben befreit worden, ganz so, als hätte hier vor kurzem jemand sauber gemacht. Auf dem Tisch lagen einige aufgeschnittene, ja, fast schon seziert anmutende, Bertie Botts Bohnen.
„Warst du das, Plumbeus?“, erkundigte sich Ulysses und deutete auf seinen Fund.
„Ja“, antwortete der Junge und kam, mit Humphrey im Schlepptau, auf ihn zugewatschelt. „Ich bin gerade dabei, eigene Geschmacksrichtungen zu erfinden. Wollt ihr probieren?“
Ulysses hatte den unangenehmen Verdacht, am heutigen Tage doch noch mit etwas Vergleichbarem wie Ohrenschmalz auf Blumenkohl konfrontiert zu werden, doch noch ehe er ablehnen konnte, hatte Plumbeus schon eine kleine Pergamenttüte aus der Innentasche seiner Robe gezogen. Auf ihr stand nicht - wie sonst üblich - der Name Bertie Botts Bohnen jeder Geschmacksrichtung, sondern in schön geschwungener Schrift der Name Plumbeus Botts Bohnen in weiteren Geschmacksrichtungen.
Plumbeus schüttete den Inhalt seiner Tüte auf die Handfläche und übereichte Ulysses und Humphrey jeweils eine Bohne. Bei der furchtbaren grün-braunen Färbung, die Ulysses` Praline besaß, war der kulinarische Faustschlag fast zu erahnen und Ulysses machte sich auf das Schlimmste anzunehmende Übel gefasst, als er die Bohne tapfer schluckte. Doch stattdessen breitete sich ein herrlicher Geschmack in seinem Mund aus: Cremige, süße Erdbeeren mit etwas Sahne, gefolgt von einem Echo aus Zimt und Vanille und ganz am Ende wandelte sich der Geschmack ähnelte nunmehr feinwürzigem Kürbis, der Ulysses an Kürbissaft erinnerte.
„Wow!“, machte er verblüfft. „Das schmeckt wie … wie alle Jahreszeiten gleichzeitig, oder so! Wenn du das wirklich selber gemacht hast, musst du ein Genie sein!“
„Das ist meine Spezialität“, murmelte Plumbeus und blickte voller Bescheidenheit und mit hochrotem Kopf zu Boden. „Ich weiß vielleicht nicht viel, aber ich weiß, wie man Leckeres herstellt. Mein Vater ist sehr stolz auf mich. Er will, dass ich irgendwann sein Geschäft übernehme.“
„Das ist ja wohl das mindeste!“, sagte Humphrey, dem noch immer ein verzückter Ausdruck im Gesicht geschrieben stand, nachdem auch er seine Praline gegessen hatte. „Es schmeckt wirklich fantastisch und du könntest reich dadurch werden - ich meine, noch reicher als du von Haus aus wahrscheinlich ohnehin schon bist.“
Bertie Bott hatte unlängst ein Vermögen mit seinen Geschmacksbohnen verdient und die Nascherei war noch immer ungemein beliebt bei der magischen Bevölkerung - selbst über die Grenzen Englands hinaus. Ulysses schätzte, dass die Botts eine der reichsten Zaubererfamilie des Landes sein mussten, wenn nicht sogar eine der reichsten Zaubererfamilien ganz Westeuropas.
„Allerdings“, murmelte Humphrey nachdenklich und rieb sich das runde Kinn, „könnte man deine Bohnen noch verbessern…“
Ulysses wusste sofort, was er meinte und wandte sich an Plumbeus. „Geschmacklich sind sie ganz große Spitze, keine Sorge!“, sagte er. „Aber sie sehen nicht gerade appetitlich aus, weißt du? Ich denke, Humphrey will dir damit sagen, dass grünbraune oder popelgelbe Bohnen nicht gerade viel versprechend sind. Wie wäre es mit königsblauen Bohnen, oder Aquamarin? Rotviolett? Knallgelb?“
Obwohl diese Idee eigentlich so simpel und logisch war, schien Plumbeus erst dank dieses Denkanstoßes darauf gekommen zu sein. Er war begeistert und versprach, gleich am Abend damit zu beginnen, an neuen Farben zu tüffteln.
„Ich habe eine bessere Idee“, schlug Humphrey mit stolzgeschwellter Brust vor, ehe er Plumbeus einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken gab. „Wir drei gehen in die Bibliothek und sehen uns nach irgendeinem Buch um, das uns vielleicht mit ein paar Tipps versorgt. Wir könnten dir dabei helfen, die Bohnen etwas besser aussehen zu lassen, Plumbeus. Und irgendwann, wenn du dir damit eine goldene Nase verdient hast, denkst du vielleicht mal an uns?“ Humphrey zwinkerte verschwörerisch.

Das war genau das Maß an Zerstreuung, welches Ulysses sich gewünscht hatte und so verlor er keine Zeit zusammen mit Humphrey und Plumbeus das Labor zu verlassen und sich auf den Weg Richtung Bibliothek zu machen. Nach langem Treppenmarsch erreichten sie den vierten Stock, schafften es aber nur in die Nähe der Bücherei, ehe ihnen ein paar wohlbekannte Personen begegneten: Garm McKinstry, Veikko Johnson, Prester Perkins und Erebus Nott schlichen heimlichtuerisch in einem der Korridore herum und Ulysses konnte seine Freunde gerade noch rechtzeitig hinter eine der wuchtigen Statuen ziehen, um nicht entdeckt zu werden.
„Nicht die schon wieder!“, stöhnte Humphrey.
„Von denen habe ich auch schon gehört“, murmelte Plumbeus ungerührt, „in Hufflepuff nennt man sie die `Toilettenmafia´, weil man sie immer bezahlen muss, wenn man auf Toilette gehen möchte.“
„Ja“, sagte Ulysses trocken, „das klingt in der Tat nach Garm McKinstry und seinen Kumpels.“
Mehr oder weniger schlecht hinter der Statue verborgen, zerbrachen sie sich den Kopf darüber, wie sie sich ohne blaue Flecke aus dieser Situation schummeln könnten. Der Korridor, in dem sie sich befanden, war ansonsten menschenleer, also gab es niemanden, der die drei vor den Mitgliedern der Toilettenmafia hätte beschützen können. Noch dazu lag der nächste, wirklich sichere Ort - die Bibliothek - weit hinter Garm und seinen Kumpels und an denen gab es nun mal kein Vorbeikommen. Es blieben ihnen also bloß zwei Möglichkeit: Versteckt bleiben oder die Flucht zurück antreten. Nun war der Platz hinter einen Statue jedoch naturgemäß begrenzt, besonders für zwei mollige und einen schwergewichtigen Jungen, die sich zu verbergen versuchten. Garm und die drei anderen Jugendlichen waren bis auf gut fünfzehn Meter an ihr Versteck herangekommen und selbst das Gemälde von Lady Lorena, der Leichtbekleideten, würde ihre Aufmerksamkeit nicht ewig fesseln können.
„Ich würde sagen“, flüsterte Ulysses seinen beiden Freunden zu, „wir nutzen die Chance und laufen davon, solange sie noch dabei sind, ihr Dekolletee zu bestaunen.“
Und so spurteten die drei los und rannten den Korridor zurück, den sie zuvor nichts ahnend heraufgekommen waren. Ulysses konnte hören, wie Garm hinter ihnen etwas brüllte und er wusste, dass die vier Jugendlichen es sich nicht entgehen lassen würden, der Beute wie ein Rudel Wölfe nachzujagen.
Kaum war Ulysses um die Ecke des Korridors gebogen, streckte er die Hand aus und griff nach der Klinke der erstbesten Tür, doch sie war fest verschlossen, ebenso die nächste und übernächste. Doch dann, Ulysses hatte die Hoffnung auf eine Versteckmöglichkeit schon fast aufgegeben, ließ sich eine der Türen widerstandslos öffnen und die drei Jungen schlüpften eilig durch den Eingang. Der Raum, in dem sie sich nun befanden, glich einem Lager für kaputte Bücher aller Arten, die vielleicht darauf warteten, entweder für immer aussortiert oder repariert zu werden. Ulysses bedeutete Humphrey und Plumbeus, ihm zu folgen und so huschten sie zwischen den Regalen hindurch, bis sie eine dunkle Ecke fanden, in der sie sich vorerst verbergen konnten. Keine Sekunde zu früh, wie sich herausstellte, denn schon hörte man vom Korridor her Garms laute Stimme rufen: „Los, sucht sie! Die können uns nicht davongelaufen sein, sie müssen sich irgendwo hier verstecken!“
Ein anderer Jugendlicher - Ulysses vermutete, dass es sich um Erebus Nott handelte - sagte: „Die Türen hier sind normalerweise immer verschlossen, Garm. Kein Zutritt für Schüler. In diesem Raum da bewahren sie glaube ich die Schulbesen auf und hinter dieser Tür dort befindet sich die Reparaturwerkstatt für Bücher. Da kommt kein Kind rein, weil sie dort auch Schwarzmagische Werke aufbewahren.“
Es wäre schön gewesen, hätte Garm McKinstry seinem Kumpel geglaubt, ohne weitere Nachforschungen anzustellen, doch so viel Glück hatten Ulysses und seine Freunde nicht. Kaum hatte Erebus Nott zu Ende gesprochen, wurde die Tür zur Bücherwerkstatt such schon mit einem Ruck aufgerissen.
„Sieh mal einer an“, hörten sie Garm zufrieden murmeln, „von wegen verschlossen.“
Durch eine Lücke zwischen zwei wuchtigen Büchern spähend, konnte Ulysses sehen, wie die Jugendlichen nach und nach das Zimmer betraten und argwöhnisch umherspähten.
„Ich wette“, flüsterte Erebus ehrfürchtig, „dass es in diesem Raum genügend Bücher über die Schwarze Magie gibt, um eine ganze Privatbücherei zu füllen.“ Er ließ seine dicken Wurstfinger über einige der Werke gleiten, die ihm womöglich viel versprechend erschienen. „Ich habe mal von einem Buch gehört“, fuhr Erebus fort, „das sich einzig und alleine um Blutmagie dreht. So ein französischer Schwarzmagier namens Louis Valbourg hat es geschrieben und mein Vater sagte, es sei eines der bösesten Werke, das je verfasst wurde.“
„Klingt nicht so, als würde ein solches Buch ausgerechnet in Hogwarts herumliegen“, kommentierte Garm nüchtern. „Hogwarts ist ein weißmagisches Rattennest, vergessen?“
Bösartiges Gelächter folgte seinen Worten.
Ulysses wandte sich leise an Humphrey und Plumbeus, die neben ihm kauerten. „Wir müssen uns irgendwas einfallen lassen, bevor sie uns finden.“
Humphreys sonst so liebenswürdiges Gesicht verdunkelte sich. „Du sagst es“, murrte er. „Denn ansonsten ist mein eisern gespartes Taschengeld futsch. Die werden uns nicht einen Knut zurücklassen, das könnt ihr mir glauben.“
Auf der Suche nach einem Fluchtweg war es ausgerechnet Plumbeus, der eine Lösung fand. Eines der massiven und voll gestellten Bücherregale war nicht ganz an die Wand geschoben worden und gab so einen schmalen Gang frei, der gerade groß genug für drei kleine Jungen war. Sicherlich hätte sich auch der schmale Prester Perkins in den Gang zwängen können, doch dazu hätte man ihn zuallererst entdecken müssen: Ulysses`, Humphreys, und Plumbeus` Versteck bot eine gute Sicht auf den Durchgang, von einer anderen Ecke des Zimmers aus war er aber kaum zu entdecken.
Dennoch stellte sich ihnen das Problem in den Weg, dass ihre einzige Fluchtmöglichkeit nicht leicht zu erreichen wäre, ohne gleichzeitig im Blickfeld der herumstöbernden Jugendlichen aufzutauchen.
„Wir müssen sie ablenken!“, flüsterte Humphrey eindringlich und zückte seinen Zauberstab.
„Was hast du vor?!“, erschrak Ulysses, der längst nicht genug Vertrauen in Humphreys Zauberkünste hatte.
Doch statt zu antworten, richtete Humphrey seinen Zauberstab auf einen dicken, schweren Wälzer mit dem Titel Die Gründer Hogwarts und ließ den Gegenstand mit Hilfe Wingardium Leviosa schweben. Längst funktionierte der Spruch nicht einwandfrei und der Flug des Buches war holprig und wenig genau, dennoch erreichte Humphrey das Ziel: Kaum hatte er es bis zur Decke schweben lassen, wo es gefährlich nah über Erebus` Kopf daher trieb, ließ er es mit einem Schlenker des Zauberstabes zu Boden stürzen und krachend aufschlagen.
Die Jugendlichen wirbelten herum und betrachteten das Buch, von dem sie annehmen mussten, es sei von einem der Regale gestürzt. Ulysses, Humphrey und Plumbeus nutzten die Gelegenheit, huschten aus ihrem Versteck und schlüpften in den Gang hinein, dem sie leise folgten. Überraschenderweise mussten sie erkennen, dass man einst einen guten Grund gehabt hatte, das Regal nicht ganz an die Wand heran zu schieben und eine Lücke zu lassen, denn am Ende des schmalen Weges versteckt, befand sich eine Tür. Die Tür war winzig, kaum höher als einen halben Meter und lies sich durch sanften Druck öffnen. Zwar mussten sich die drei Kinder auf Knien robbend hindurchzwängen, aber das war ihnen allemal recht: Umso mehr Platz sie zwischen sich und den Mitgliedern der Toilettenmafia brachten, desto besser.
Der Raum, in dem sie sich nun befanden, erinnerte an eine Werkstatt im Miniaturformat. Es gab winzigkleine Tische, die allesamt überladen waren mit kaputten oder bereits wieder zusammengesetzten Büchern; ebenso winzig klein waren die Hocker, die vor jedem der Tische standen und jeweils über kleine, aus bunten Flicken genähte Sitzkissen verfügten. Sogar die Kerzen, die diesen Raum erhellten, waren lediglich eine Miniaturausgabe und nicht größer, als ein ausgestreckter Zeigefinger eines Mannes; und die Schreibfedern, die auf jedem einzelnen Tisch bereit lagen, stammten offenbar von Zaunkönigen. Der offensichtlichste Beweis für die Miniaturgröße des Raumes war jedoch seine Decke. Diese stand nämlich so niedrig, dass Humphrey sich gleich den Kopf anschlug, als er versuchte, sich aufzurichten. „Autsch!“ machte er gedämpft und bückte sich darunter weg. „Was ist denn das hier für ein Raum?“
„Sieht aus, als würden Hauselfen hier die beschädigten Bücher reparieren“, antwortete Ulysses. „Eine Elfen-Werkstatt.“
Doch die wohl größte Überraschung im Raum der allerkleinsten Dinge, hockte zusammengerollt am Ende der Werkstatt: Es war kein anderer als Professor Jarovit, das buckelige, entfernt menschliche Geschöpf, das Verteidigung gegen die Dunklen Künste unterrichtete.
Professor Jarovit trug die selben abgetragenen Lumpen, die er bereits im Unterricht getragen hatte und zwischen seinen Zähnen steckte eine Pfeife, die geschäftig qualmte. Gelassen blickte er auf, als die drei Kinder sich ihm gebückt nährten.
„Was machen Sie denn hier?“, fragte er mit seinem harten, russischen Akzent. „Wenn ich gewusst hätte, dass sich neugierige Schüler hierher verirren würden, hätte ich die Tür wohl besser hinter mir zugeschlossen.“
Tatsächlich lag neben Professor Jarovit ein altmodischer Schlüssel auf dem Boden, zusammen mit einer halbleeren Flasche Alkohol und etwas Pfeifentabak.
„Entschuldigen Sie, Professor“, sagte Ulysses mit Blick auf die Sachen, „aber wohnen Sie etwa hier?“
Jarovit schenkte ihm ein vergnügtes Lachen, das sein Gesicht für einen Moment weniger verschoben aussehen ließ. „Oh, Mr. Rathburn, was für ein Gedanke! Denken Sie, dass man mich in diesen winzigen Raum gesperrt hat wie ein Tier und mich nur zur Unterrichtszeit befreit?“
„Ähm - nein!“
„Na also.“ Genüsslich zog Jarovit an seiner Pfeife, ehe er sich in Richtung der Wand umdrehte und ein Gemälde anstarrte, das an der Wand hing. Es war das Bildnis einer fetten, in feines Korsett eingeschnürten Frau, die streng durch ihr Monokel hindurch ihre Gesichter musterte und besonders bei Jarovits Anblick immer wieder pikiert die Lippen schürzte. Unten rechts am Rand des Gemäldes war der Name Madam Babette Burgunder. in Schönschrift verewigt worden.
„Ist Madam Burgunder nicht die Professorin, die den Benimmunterricht leitet?“, erkundigte sich Ulysses an Jarovit gewandt.
Jarovits ohnehin schon kleine Augen verengten sich böswillig. „Oh ja“, knurrte er. „Und immer wenn ich an die gute Madam Burgunder denke, wünsche ich mir einen tragischen Unfall für sie herbei. Oder noch besser: Dass ihre finsteren Machenschaften endlich aufgedeckt werden.“
„Finstere Machenschaften?“, echote Ulysses zweifelnd, während Humphrey neben ihm vor lauter Erstaunen die Augen weit aufriss.
„Vielleicht sind Sie zu jung dafür. Zu jung, um sich mit meinem Verdacht zu beschäftigen“, brummte Jarovit und beäugte nacheinander jeden der drei Jungen genau. „Ich möchte keine Gerüchte in die Welt setzen“, fuhr er fort. „Nein … noch fehlen mir die Beweise für Burgunders Schuld, deshalb werde ich Ihnen nicht viel verraten können.“
Jarovit mochte sich weigern zu reden, doch das hielt ihn nicht davon ab, Ulysses und den beiden anderen etwas zu zeigen. Der hing und enthüllte ein kleines Guckloch.
„Wollen Sie einen Blick hineinwerfen, Mr. Rathburn?“, fragte er und nickte Ulysses auffordernd zu. Ulysses rutschte auf den Knien an das Guckloch heran und spähte hindurch in ein wohnlich eingerichtetes Zimmer, das über und unter behangen war mit Fotografien, Gemälden und Portraits aller Art. Es gab Abbildungen exotischer Landschaften, fröhliche Kindergesichter und Hochzeitsfotos.
Erschreckend viele Hochzeitsfotos sogar. Besonders wenn man bedachte, dass auf den Fotos nie der gleiche Ehemann, jedoch immer die selbe korpulente, rothaarige Frau zu sehen war: Madam Burgunder.
„Ist sie etwa so etwas wie eine Schwarze Witwe?!“, entfuhr es Ulysses, wandte sich vom Guckloch ab und starrte Jarovit an. Dieser neigte seinen hässlichen Kopf zuerst in eine, dann in die andere Richtung. „Möglich“, sagte er schließlich ernst. „Die vielen Hochzeitsfotos wären auch nicht der einzige Hinweis. Madam Burgunder hatte einen guten Geschmack, besonders was das Vermögen ihrer Gatten anging.“
„Und sind diese Männer alle tot?“, fragte Ulysses atemlos weiter. Auch Humphrey und sogar Plumbeus war die Spannung anzumerken.
„Es tut mir Leid“, lächelte Jarovit bitter, „aber das kann ich Ihnen unmöglich verraten. Würde ich Sie in meine Ermittlungen einweihen, wüsste bald das ganze Schloss darüber. Kinder plappern immer zu viel, das ist Ihr Problem.“
„Ermittlungen?“, griff Humphrey das gefallene Wort argwöhnisch auf. „Was meinen Sie damit? Spionieren Sie beruflich?“
„Nein“, antwortete er schlicht. „Ich bin wer ich bin. Der Professor für das Fach Verteidigung gegen die Dunklen Künste … und vielleicht gerade deshalb widme ich meine Freizeit einer Frau wie dieser. Wer sein lebenslang Werwölfe und Vampire jagt, wird schnell misstrauisch.“
Ulysses spähte erneut durch das Guckloch und diesmal sah er, wie sich eine füllige Person durch die Stube mit den verdächtigen Hochzeitsfotos bewegte. Die Frau hatte sich in einen samtenen Bademantel gewickelt und trug eine dicke Schicht cremiger Gesichtsmaske auf der Haut. Einzig an ihren dunkelroten Locken ließ sich Madam Burgunder noch gut erkennen. Burgunder stakste in ihren Pömps zu dem hölzernen Schminktischchen und betrachtete eingehend ihr Spiegelbild, ehe sie begann, sich penibel zu frisieren.
Trotz Jarovits Andeutungen fühlte sich Ulysses nicht besonders wohl dabei, die Frau bei ihrem täglichen Pflegeprogramm zu beobachten und auch Humphrey und Plumbeus schauten nur kurz durch das Guckloch, ehe sie sich abwandten.
„Man muss seine Feinde kennen“, schärfte Jarovit ihnen zum Abschluss ein, bevor er sich seinem Wodka zuwandte. „Merkten Sie sich das. Der einzige Grund, warum ich meine Zeit hier verbringe, ist der, dass man seine Feinde besser kennen sollte als seine Freunde.“
Doch Ulysses hatte genug gehört, gesehen und auch mehr Zerstreuung gefunden, als er überhaupt gesucht hatte. Sie verabschiedeten sich von Professor Jarovit und traten den Rückweg an. Nachdem sie sich vergewissert hatten, dass sich weder GarmMcKinstry noch einer seiner Kumpanen noch in der Bücherwerkstatt aufhielten, krabbelten sie aus ihrem Geheimversteck und machten sich daran, eilig die Bibliothek zu erreichen.

Fortsetzung folgt…


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