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Fanfiction

Ancient History I - Der Verbotene Wald - Mona monströs

von Kiosk

8. Mona monströs

Personen:
Bethesda Rathburn: Freiwillige Beauftragte für muggelstämmige Kinder

Elicius Eliassen: Elfjähriger Sohn von Vigdis. Ein Slytherin

Emilia Eliassen: Zwölfjährige Tochter von Vigdis. Eine Squib? Eine Slytherin

Forrester Rathburn: Vater von Ulysses. Züchtet und verkauft magische Tierwesen

Humphrey Belcher: Elfjähriger Ravenclaw. Dicklich und liebenswürdig

Imperia Malfoy: Die ältere Schwester von Lucius. Vertrauensschülerin der Slytherins

Plumbeus Bott: Der elfjährige Sohn des Bohnenerfinders Bertie Bott

Rubeta Cox: Elfjährige Ravenclaw. In Begleitung ihrer Kröte Mona

Ulysses Rathburn: Elfjähriger Sohn von Bethesda. Verwöhntes Einzelkind. Ravenclaw

Victoria Knight: Elfjähriges Mädchen. In Begleitung ihres Vielfraßes Rudolph

Vigdis Eliassen: Eine Squib. Mit ihrem Leben scheinbar durchgehend überfordert

William Barkley: Ein Nachbarsjunge von Ulysses. Elf Jahre alt. Schweigsam

Bisherige Handlung: In Hogwarts angekommen, werden Ulysses, Emilia und die übrigen Neuankömmlinge dem Sprechenden Hut vorgestellt. Obwohl Emilia verdächtigt wird, eine Squib zu sein, hat sie Glück: Der Sprechende Hut verweißt sie keinesfalls von der Schule, sondern weißt sie, gemeinsam mit ihrem Bruder Elicius, Slytherin zu.

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

September 1961

Emilia schlug sich nicht den Bauch voll. Ihr Appetit war schon immer verhalten gewesen und hinzu kam, dass ein unerträgliches Angstgefühl sie erfasst hatte, seitdem sie Hogwarts das erste Mal betreten hatte. Die Angst, an dieser Schule zu scheitern, war ihr so nah wie nie zuvor gekommen, hatte sie gepackt und übermannt. Wenn sie die Gedanken schweifen ließ, kehrten immer wieder die Erinnerungen an Fuglefjell zurück, dem Ort, an dem sie zum ersten Mal erfahren hatte, was es bedeutete zu Scheitern, sich unbeliebt zu machen und zusehen zu müssen, wie andere Schüler ihre Leistungen verbesserten, während Emilias Eigene bloß rapide fielen.
Fuglefjell zu vergessen war unmöglich. Und die Große Halle von Hogwarts mochte noch so prunkvoll und überwältigend sein, Emilia konnte sich nicht mehr für ihre Umgebung begeistern. Warum auch? Hogwarts mochte hübsch sein, ja, aber Emilia würde im Inneren seiner Mauern eine ebenso schmerzhafte Niederlage erleben wie sie es hoch oben im Norden von Norwegen erlebt hatte.
Und wenn diese Sorgen erst einmal anfingen, im Magen eines Menschen zu rumoren, war es kein Wunder, dass dieser keinen Appetit mehr aufbringen konnte. Lustlos stocherte Emilia daher in ihrem Stück Schinken herum und verfolgte mit wenig Aufmerksamkeit die Gespräche, die um sie herum entflammt waren. Bisher hatte kaum einer der neuen Klassenkameraden ihr mehr Beachtung geschenkt, als scheue und schnelle Seitenblicke. Man schien nicht recht zu wissen, wie man mit einer Schülerin umgehen sollte, die erst nach einem vollen Jahr zu ihnen hinzustieß. Ausgenommen einiger älterer Slytherins, die Emilia mit Fragen über Herkunft und ihre vorherige Schulkarriere in Beschlag genommen hatten, zeigte man ihr die kalte Schulter, etwas, dass Emilia nur zu gut nachvollziehen konnte. Sie selbst gehörte ebenfalls nicht zu den aufgeschlossensten Menschen, doch nun wünschte sie sich nichts sehnlicher, als in ein freundliches Gespräch verwickelt zu werden, bei dem sie nicht das Gefühl bekam, sich für ihr spätes Auftauchen in Hogwarts rechtfertigen zu müssen.
„Emilia!“ Die wohlbekannte Stimme ihres Bruders drang zu ihr hinüber. Mit steifem Nacken und fest umklammerten Besteck wandte Emilia ihren Kopf in seine Richtung, wo sie Elicius zwischen seinen neuen, allesamt verschüchtert dreinblickenden Klassenkameraden hockte. Er lächelte ihr entgegen, doch ihre Mundwinkel fanden keine Kraft, dieses Lächeln zu erwidern.
„Wir sind im selben Schulhaus!“, sagte er.
„Du bist ein kluger Kopf“, spottete sie sardonisch.
„Wann hast du diesen Hut aufgesetzt bekommen?“
Emilia zuckte mit den Schultern, um ihm zu sagen, dass sie wenig Interesse hatte, sämtliche seiner Fragen zu beantworten. Ganz abgesehen davon, wollte sie nicht an den Moment denken, als sie, ganz im dunklen, muffigen Inneren des Spitzhutes versunken, die piepsige Stimme gehört hatte, die Dinge zu sagen hatte, die Emilia nicht gefielen. Slytherin war für sie kein unbeschrienes Blatt, sondern ein Ort, mit dem sie Negatives verbannt. Während sie den Blick hob und das grünsilberne Schlangenbanner über sich betrachtete, musste Emilia an ihren Vater denken, einen hassenswerten Menschen, der, genau wie sie jetzt, ein Schüler des Hauses Slytherin gewesen war. Emilia hatte ihren Vater selten zu Gesicht bekommen, für sie war er nicht mehr als ein schattenhafter Erzeuger, von dem sie glaubte, er hätte ihr kaum mehr vererbt als sein ölschwarzes Haar. Plötzlich mit der Tatsache konfrontiert zu werden, dass auch sie eine Slytherin wie er war, übermannte sie mit der Furcht, diesem Menschen ähnlicher zu sein, als sie es je für möglich gehalten hatte.
„Schmeckt dir das Essen nicht?“, harkte Elicius argwöhnisch nach. „Du solltest den Pudding probieren, der ist wirklich gut.“
„Ich habe keinen Hunger auf Pudding.“
„Dann empfehle ich dir die Leberpastete.“
„Widerlich, ich -“
„Kürbiskuchen vielleicht?“
„Um Gottes Willen, dem Mädchen schmeckt Englische Küche einfach nicht!“, kam es mit einem Mal lautstark aus einem Mädchen herausposaunt, das direkt gegenüber von Elicius saß und deren Teller noch leerer als Emilias eigener war. Das Mädchen hatte schokoladenbraune Haut und einen noch dunklen Lockenkopf, der ein wenig an die Mähne eines Löwen erinnerte.
„Tut mir Leid“, sagte sie gewitzt und ließ ihre weißen Zähne blitzen, „ ich musste euch belauschen. Euer Dialekt ist - na ja, irgendwie witzig.“
„Was du nicht sagst.“ Gegen ihren Willen musste Emilia schmunzeln, was vielleicht an dem ansteckenden und erstaunlich heiteren Grinsen ihres Gegenübers lag, oder aber daran, dass ausgerechnet dieses Mädchen auf die Idee gekommen war, das Thema Dialekte aufzugreifen. Denn ihr eigener Dialekt war sicherlich um einiges witziger als Emilias eigener.
„Du kommst nicht von hier, richtig?“, fragte Emilia nach. „So wie du redest.“
„St. Lucia“, sagte sie.
„Das ist dein Name?“ Elicius blickte das schwarze Mädchen milde verblüfft an. „In welchem Land werden denn solche Namen vergeben, Saint Lucia?“
Das Mädchen grinste ihm munter entgegen und für einen Moment glaubte Emilia, sie wollte Elicius für seine Spitzfindigkeit gratulieren, doch dann brach ein lautstarkes Lachen aus ihr heraus.
„Mein Name ist Coco und ganz sicher nicht Saint Lucia. Coco Mahiri.“ Das Mädchen nickte ihm freundschaftlich zu, so als hätte sie nie einen Grund gehabt, über seine Ungebildetheit zu lachen. „St. Lucia ist der Name der Insel, von der ich komme.“
Augenblicklich hatte Emilia das Bild eines warmen Tropenparadieses vor Augen, wo sich Palmen dem Gleißen der Sonne entgegenreckten und weiße Sandstrände fast nahtlos in ein kristallklares Meer übergingen. Bilder solch wunderbarer Landschaften hatte Emilia in so manchem Schaufenster der Reisebüros studiert und die Tropen konnten ein Mädchen natürlich verzücken, die eines der nördlichsten Länder der Erde ihre Heimat nennen musste.
„Wo liegt diese Insel?“, erkundigte sich Elicius. „Vor Afrika?“
„Karibik“, antwortete Coco, während sie die süßen Nachspeisen auf der Slytherintafel näher in Augenschein nahm und sich schließlich für eine Portion kandierte Ananas entschied. „Aber mein Vater arbeitet für das englische Zaubereiministerium und da hat er mich für Hogwarts einschreiben lassen. Er sagte, Hogwarts sei um Längen besser als Juracán. Und woher kommt ihr?”
“Norwegen”, antworteten Emilia und Elicius einstimmig und Emilia fügte hinzu: “Das ist zwar nicht ganz so exotisch wie die Karibik …“ Trotzdem vermisste sie ihre alte Heimat. Andererseits wusste sie, dass ihr dort keine rosige Zukunft bevorstand: wie hätte sie dort ohne ihre Mutter und ohne Schulbildung weiterleben können? Nicht einmal Geld hatte sie.
Sie beschloss, dass es Zeit war, das Beste aus ihrem Dasein in Schottland zu machen. Umsonst hatte es sie sicherlich nicht hierher verschlagen, dazu vertraute Emilia zu sehr der Kraft und dem Wirken des Schicksals.

XXXXXXX

Die neugewählten Ravenclaws wurden nach dem Festessen aufgefordert, den beiden Vertrauensschülern des Hauses zu folgen, die sie zu ihren Unterkünften geleiten würden. Vollgefuttert und übermüdet trotteten die Erstklässler also den Jugendlichen hinterher, von denen sie so achtsam beäugt wurden, als handle es sich bei ihnen um eine Horde Schafe, die vor einem Wolf geschützt werden musste.
Ulysses Rathburn fühlte sich nach dem reichlichen Essen beinahe wie narkotisiert. So müde und vollgefuttert wie er war, war es keine leichte Aufgabe, mit den langen Beinen der Vertrauensschüler mitzuhalten, die unbeirrt und zielstrebig durch ein schieres Labyrinth aus Korridoren und Treppen schritten. Ulysses war zu erschöpft, um sich den Weg einzuprägen und am liebsten hätte er sich in irgendeiner Ecke zusammengerollt und geschlafen, anstatt all diese Stufen hinauf zu laufen, bis hin zu dem altangestammten Reich der Ravenclaws. Und obwohl er sich mit einem so schlurfenden und langsamen Gang fortbewegte, war Ulysses längst nicht der allerletzte Nachzügler. Hinter sich erkannte er seine Mitschüler Plumbeus Bott und Humphrey Belcher, die beide noch um einiges korpulenter als Ulysses selbst waren. Beide schleppten sich mit außerordentlicher Kurzatmigkeit hinter der eigentlichen Gruppe Ravenclaws her und Humphreys liebenswürdiges Gesicht war inzwischen völlig vom Schweiß gebadet.
„Ich hatte ja keine Ahnung“, keuchte er, als er Ulysses` Blick bemerkte, „dass unser Gemeinschaftsraum so weit oben liegt. Verdammt noch mal, ich hätte den Sprechenden Hut davon überzeugen sollen, mich besser nach Hufflepuff zu stecken.“
Bei diesen Worten fiel Ulysses es siedendheiß ein und er stoppte abrupt, den Blick nun unverwandt auf den keuchenden Plumbeus Bott gerichtet, der seine obligatorische Bonbontüte in den Händen hielt.
„Plumbeus“, sagte Ulysses milde entrüstet, „was tust du überhaupt hier oben? Ich dachte, du solltest nach Hufflepuff geschickt werden.“
Plumbeus verharrte augenblicklich und in seinem kleinen Gehirn schien langsam die Erkenntnis zu dämmern, dass er von Anfang an der falschen Schülergruppe gefolgt war.
„Hey, richtig!“, rief Humphrey aus. „Ich kann mich sehr gut daran erinnern, dass du die ganze Zeit über am Tisch der Hufflpuffs gesessen hast.“
Offenbar etwas geknickt starrte Plumbeus zu Boden bis er schließlich, mit der Eleganz eines Wasser-kauenden-Fisches, seinen Mund öffnete und ein äußerst träges „Stimmt“ von sich gab. Diese, scheinbar so simple Erkenntnis, kostete Plumbeus so viel Zeit, dass die übrigen Ravenclaws längst um die nächste Ecke gebogen und nun außer Sicht waren. Zwar versuchte Ulysses noch, seine Mitschüler durch einen kurzen Sprint einzuholen, aber im Angesicht der schieren Anzahl von, Türen, Treppen und Abzweigungen musste er sich bereits nach knapp einer halben Minute geschlagen geben. Mit herunterhängenden Schultern und verächtlichen Blick kehrte er zu seinen beiden Leidensgenossen zurück.
Sie hatten den Anschluss verloren.
Und während diese Tatsache Ulysses unheimlich frustrierte, schien Humphrey das ganze äußerst gelassen hinzunehmen. Kameradschaftlich schlug er auf Plumbeus fette Schulter und grinste gutgelaunt. „Erstmal sollten wir unseren verirrten Hufflepuff zu seinem Gemeinschaftsraum führen. Das wird sicher nicht so schwer sein.“ Bei diesen Worten spähte der optimistische Junge umher, als wäre er auf der Suche nach irgendwelchen Hinweisschildern, die ihnen den Weg erleichtern würden.
Ulysses selbst fand es im Angesicht des riesigen, noch unbekannten Schlosses erfolg versprechender, wenn sie einfach um Hilfe geschrieen hätten - aber diese Schande hätte er wohl kaum ertragen können.
Zumindest wussten die drei Jungen, dass der Gemeinschaftsraum der Hufflepuffs irgendwo unter ihnen und in der Nähe der Küche liegen musste. Das hatte Ulysses von seiner Mutter, einer ehemaligen Hufflepuff erfahren, und es erschien ihm wesentlich einfacher, sich an der gewaltigen Küche Hogwarts zu orientieren, als zwischen all den zahlreichen Schlosstürmen die Unterkunft der Ravenclaws zu finden. Also stiegen sie die Stufen wieder hinab und versuchten sich dabei möglichst an den Weg zu halten, den sie gekommen waren. Die Korridore um sie herum waren menschenleer und zügig, beinahe schon gespenstisch. Die prächtigen Fenster des Schlosses waren so dunkel, als wäre Öl an ihnen hinab gelaufen, so dass Ulysses sich sicher war, es müsse schon mitten in der Nacht sein.
Dementsprechend war es ein Wunder, dass keines der drei Kinder auf das Tier trat, das auf einer der vielen Treppenstufen saß und es sich ganz offensichtlich dort gemütlich gemacht hatte. Humphrey, dessen Fuß nur knapp fünf Zentimeter von dem Wesen entfernt war, bemerkte es als erster,
„Seht mal, eine Kröte!“, rief er und hob das Tier völlig ohne jegliche Berührungsängste auf. Ulysses` Magen rumorte und er wich vorsichtshalber zurück, um die Amphibie aus sicherer Entfernung zu mustern. Für Krötenverhältnisse war das Tier riesig und ausgesprochen warzig und es musste auch an der Farbe liegen - ein schlammiges grünbraun, das Ulysses an eine modernde Moorleiche erinnerte - dass ihm die Kröte unangenehm bekannt vorkam. „Das ist Mona“, erläuterte er. „Das Haustier von Rubeta Cox, diesem Mädchen aus Ravenclaw. Die mit der Zwillingsschwester.“
„Und was macht Mona hier?“ Ratlos blickte Humphrey die Kröte an.
Ulysses setzte zu einem Schulternzucken an, bis ihm einfiel, was Rubeta Cox ihm kurz vor dem Festessen über ihr Haustier erzählt hatte. Zwar blieb Ulysses diesbezüglich skeptisch, aber einen Versuch wäre es durchaus wert. „Rubeta sagte, Mona würde immer wieder zu ihr zurückzufinden. Manchmal setzt sie Mona aus, nur um zu testen, ob es der Kröte gelingt, den richtigen Weg zu finden, ganz egal, wo sich Rubeta zurzeit aufhält.“
„Wenn das stimmt“, murmelte Humphrey und rieb sich dabei sein rundes Kinn, „dann wäre Mona eindeutig ein magisches Haustier. Das könnte uns weiterhelfen. Wir folgen der Kröte und die wird uns dann ganz bequem bei den übrigen Ravenclaws abliefern. Fragt sich dann nur, um welche Uhrzeit. Besonders schnell kann diese dicke Krötendame sicherlich nicht hüpfen.“
„Und was machen wir mit Plumbeus Bott?“, fragte Ulysses und nickte in die Richtung des schwergewichtigen Jungen, der unbeteiligt bei ihnen stand und nicht unbedingt intelligenter dreinzublicken vermochte als Mona selbst.
„Wenn wir erst einmal den Ravenclawturm erreicht haben, können wir immer noch einen Vertrauensschüler Bescheid geben, der Plumbeus an den richtigen Ort bringt.“
Das erschien Ulysses als durchaus sinnvoller Plan und so setzten sie die Kröte auf dem Boden ab und warteten, bis sie sich rührte und ihnen hoffentlich den richtigen Weg zeigte. Ganz langsam streckte Mona eines ihrer hässlichen Beine vor, quakte einmal und hüpfte dann überraschend schnell los, in Richtung eben jener Treppen, die in den oberen Teil des Schlosses führten. Sie waren keine zwei Stockwerke weit gekommen, da bog Mona schrill quakend um eine Ecke. Die Jungs hatten das Tier noch nicht ganz eingeholt, als von dort plötzlich ein glockenheller Schrei ertönte.
Ulysses und Humphrey sahen sich überrascht an, ehe sie rasch um die Ecke bogen und selbst Plumbeus folgte ihnen zügig und offensichtlich ziemlich verschreckt.
Vor ihnen, in einem unbekannten Korridor, hockte eine Jugendliche Slytherin auf dem kalten Steinboden, wo sie wahrscheinlich ausgerutscht war. Sicherlich hatte Mona die Blondine zu Fall gebracht, denn die Kröte war gerade dabei, dem gestürzten Mädchen auf die Schulrobe zu krabbeln. Als die Slytherin die drei Jungs entdeckte, rief sie aufgebracht: „Bei Salazar, verflixt! Nehmt doch endlich dieses Biest von mir runter!“
Mona, das Biest, starrte sie derweil nur mit tumben Augen an, als wäre es ihr unverständlich, warum sich ein solch pikfeines Mädchen wegen einer schleimigen, warzigen, fetten Kröte so aufregte.
Ehe sich Mona noch dazu entschließen konnte, mitten in das Gesicht der Slytherin zu hüpfen, trat Humphrey beherzt vor und befreite sie von ihrem tierischen Angreifer. Sichtbar erleichtert kam die Jugendliche auf die Beine und erst jetzt erkannte Ulysses sie: die langen Silberhaare und das porzellanartige Gesicht gehörten eindeutig Imperia Malfoy, der Vertrauensschülerin aus Slytherin, der Ulysses bereits in der Winkelgasse begegnet war. In dem dunklen Korridor war Imperias helle Haut durchscheinend und Ulysses konnte nicht sagen, an was ihn das Mädchen in diesem Moment mehr erinnerte: An ein Gespenst oder an die weiße Sichel des Mondes bei klaren Nächten.
Doch egal was es war, mit ihrer ordentlichen, kostspieligen Schuluniform und den glänzenden Haaren, die sie zu einem lockeren Zopf zusammengebunden hatte, war sie eine außergewöhnliche Erscheinung. Es war allerdings das erste Mal, dass Ulysses auffiel, dass Imperia trotz allem einen körperlichen Makel hatte: Jetzt, wo ihre Haare nicht mehr in ihr Gesicht fielen, konnte man ihr leichtes Schielen deutlich besser erkennen. Der Silberblick war kaum der Rede wert, aber er verlieh Imperias Augen etwas Unheimliches und irgendwie auch Unnahbares.
„Solltet ihr nicht in euren Gemeinschaftsräumen sein?“, blaffte Imperia und stemmte dabei die Hände in ihre Hüfte. „Was lauft ihr hier draußen noch herum?“
Keiner von ihnen antwortete und das trieb Imperia sichtlich zur Weißglut.
„Typisch Erstklässler!“, rief sie theatralisch. „Dumm wie Schafe!“
Auch diesmal rechtfertigte sich niemand von ihnen.
„Hat es euch nun vollends die Sprache verschlagen?“ Obwohl eben noch kurz angebunden, zeichnete sich nun ein siegessicheres Lächeln auf ihrem Gesicht ab und mit leiser, einnehmender Stimme fragte sie: „Habt ihr etwa noch nie ein Mädchen gesehen, oder wie?“
Mädchen hatte Ulysses natürlich schon viele gesehen - aber sicherlich noch nie ein Mädchen wie diese Imperia Malfoy. Nicht nur, dass dieses Mädchen eine ausgesprochene Schönheit war, nein, ihre Schminke verriet, dass sie sich dessen sehr wohl bewusst war: Ihr schön geschwungenen Mund trug kirschrote Farbe und dadurch, dass sie ihre Wimpern schwarz wie die Nacht bemalt hatte, stachen ihre hellen Augen wie blitzende Sterne daraus hervor. Ulysses war sich ziemlich sicher, das Schminke in Hogwarts nicht erlaubt war und so bewunderte er den Mut der Jugendlichen, sich mitten in der Nacht aufreizend durch die Korridore zu bewegen. Er war sich auch darüber bewusst, dass er noch nie in seinem Leben ein Mädchen derart angehimmelt hatte. Ein kurzer Seitenblick in Richtung Humphrey und Plumbeus, in deren Augen sich ebenfalls naives Entzücken widerspiegelte, verriet ihm darüber hinaus, dass er nicht der einzige Bewunderer war.
Imperia Malfoy verschränkte die Arme vor der Brust schien sich durchaus in ihrer Rolle wohl zu fühlen, beinahe so, als seien die Blicke der drei Jungen ein angenehmes Sonnenbad. „Verstehe…“, sagte sie. „Habt ihr etwa an das Gerücht geglaubt, wir Mädchen aus Slytherin wären allesamt hässliche Biester?“ Verspielt kicherte sie hinter vorgehaltener Hand und Ulysses spürte, wie das Herz in seiner Brust eifrig zu schlagen begann. Er war sich sicher, dass er sich irgendwie in das Mädchen verliebt hatte, oder auch nur in ihr äußeres Erscheinungsbild. Wenn er nur ein paar Jahre älter gewesen wäre, hätte er nichts unversucht gelassen, Imperia Malfoy kennenzulernen. Er hätte sie dann nach Hogsmeade ausgeführt und sein ganzes, üppiges Taschengeld dafür verbraten, sie mit Geschenken zu überschütten. Ja, er war sich wirklich sicher, dass er sich in sie verliebt hatte, so unschuldig und naiv, wie sich nur ein elfjähriger Junge verlieben konnte.
Dieser magische Augenblick fand sein Ende, als das Biest Mona aus Humphreys rechter Hand fiel und mit einem hässlichen Platschen auf dem Boden aufschlug. Das Geräusch katapultierte Ulysses wieder zurück in die Wirklichkeit, jedoch verschmälerte das seine heimlichen Gefühle für Imperia keineswegs. Dennoch beschloss er, sich vorrangig um die aktuellen Probleme zu kümmern. „Wir … wir haben uns verlaufen“, gestand er und spürte, wie er dabei rot anlief. Um nicht wie der letzte Vollidiot dazustehen, deutete er auf Plumbeus Bott. „Der Junge hier gehört eigentlich zu den Hufflepuffs und als Humphrey und ich ihm helfen wollten, seinen Gemeinschaftsraum zu finden, haben wir den Anschluss an die Ravenclaws verloren.“
Imperia schenkte ihm ein entzückendes Lächeln und egal ob dieses Lächeln aufgesetzt oder echt war, Ulysses` kleines Herz machte einen spontanen Hüpfer in Richtung Glückseligkeit.
„Ich werde euch zu euren Gemeinschaftsräumen führen, keine Sorge“, versicherte sie und griff Ulysses bei den Schultern. Die Berührung war so überraschend, dass Ulysses beinahe instinktiv ausgewichen wäre, doch zum Glück verzog er nicht einmal eine Miene, als er ihre Hand durch den Stoff seiner Robe hindurch fühlte. Sie brauchte nur einen leichten Druck auszuüben und er bewegte sich gehorsam in die entsprechende Richtung, Plumbeus Bott, Humphrey Belcher und selbst Krötendame Mona folgten ihnen.
Ihr Marsch führte durch diverse Korridore und eine halbes Dutzend Treppen hinauf, doch Ulysses hatte keinen Blick mehr dafür. Er kam erst wieder zu sich, als die kleine Wanderung im westlichen Teil des Schlosses vor einer eleganten Wendeltreppe endete. Imperia spähte die Wendeltreppe empor, als suche sie die Stufen nach alten Feinden oder anderen unliebsamen Menschen ab. Schließlich nickte sie Ulysses und Humphrey zu und sagte: „Ihr müsst einfach die Treppe emporsteigen und dort oben an den Türklopfer klopfen. Man wird euch eine einfache Frage stellen, habt ihr richtig geantwortet, dürft ihr eintreten.“
Fragen, ob einfach oder nicht, gefielen Ulysses in seinem zerstreuten Zustand ganz und gar nicht. „Und wenn wir die richtige Antwort nicht kennen?“, erkundigte er sich besorgt.
Imperia lachte kokett und winkte ab. „Dann philosophiert einfach so lange herum, bis man eure geistigen Mühen zu schätzen weiß. Das ist nicht schwer, wirklich nicht.“
Natürlich wäre es Ulysses lieber gewesen, wäre Imperia Malfoy mit ihnen die Wendeltreppe hinaufgestiegen, doch er musste akzeptieren, dass sie noch anderen Pflichten - beispielsweise Plumbeus durch das Schloss geleiten - nachgehen musste. Er würde sich damit trösten können, dass er die schöne Jugendliche während der nächsten Jahre sicherlich oft genug zu sehen bekommen würde und mehr konnte er ohnehin nicht erhoffen: Ulysses war einfach zu jung und selbst wenn er vier oder fünf Jahre älter gewesen wäre, hätte er sicherlich sehr, sehr hart um ihre Gunst kämpfen müssen.
Schließlich trennten sich ihre Wege und Ulysses und Humphrey stiegen alleine die Stufen empor. Humphrey hatte Mona wieder auf seine Handfläche gesetzt, wo sie wie etwas Essbares auf einem Tablett hockte. Beide Jungen schwiegen, bis sie das Ende der Treppe erreichten und vor einer unscheinbaren, alten Holztür standen, die nur anhand des bronzenen Türklopfers als Tür zu erkennen war.
Nun spürte Ulysses erneut seine Müdigkeit und seine Augen wurden schwer, als Humphrey schließlich den Türklopfer gegen die Tür schlagen ließ. Der Bronzeadler, der auf dem Türklopfer hockte öffnete augenblicklich seinen spitzen Schnabel und ganz wie Imperia es ihnen gesagt hatte, stellte er ihnen eine Frage: „Was obsiegt als einziges die Schatten?“
Ulysses und Humphrey sahen sich an, Kröte Mona quakte missmutig.
„Das ist einfach“, sagte Humphrey. „Wahrscheinlich weiß die Tür, dass wir Erstklässler sind und hält sich etwas zurück. Die richtige Antwort lautet zumindest Licht.“
Kaum hatte Humphrey die Losung ausgesprochen, öffnete sich die Tür und sogleich schlüpfte Humphrey hinein. Ulysses ließ sich etwas mehr Zeit, denn mit den Gedanken war er noch immer weit abseits vom Hier und Jetzt. Er dachte an Imperia Malfoy, an seine Eltern und den bevorstehenden Schultag und all diese so unterschiedlichen Gedanken bewirkten, dass sich in seinem Herzen Sorgen, Ängste und Hoffnungen zu überschlagen begannen. Am Morgen war er noch zu Hause in seinem kuscheligen Bett aufgewacht und nun, nicht einmal einen Tag später, schien er auf einmal das Leben eines völlig anderen Menschen zu führen. Ulysses war froh, dass seine Verwirrtheit schlussendlich von seiner Müdigkeit Einhalt geboten wurde. Dankbar dafür, dass ihn seine Sorgen wohl kaum bis in seine Träume verfolgen würden, beschloss er, sich schlafen zu legen.

Fortsetzung folgt…


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