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Fanfiction

Ancient History I - Der Verbotene Wald - Expressfahrt - unnötigerweise

von Kiosk

6. Expressfahrt - unnötigerweise

Personen:
Bethesda Rathburn: Freiwillige Beauftragte für Muggelstämmige Kinder

Elicius Eliassen: Elfjähriger Sohn von Vigdis

Emilia Eliassen: Zwölfjährige Tochter von Vigdis

Forrester Rathburn: Vater von Ulysses. Züchtet und verkauft magische Tierwesen

Imperia Malfoy: Die ältere Schwester von Lucius. Kühl und erhaben

Ulysses Rathburn: Elfjähriger Sohn von Bethesda. Verwöhntes Einzelkind

Vigdis Eliassen: Eine Squib. Mit ihrem Leben scheinbar durchgehend überfordert

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

September 1961

Es waren einige Tage vergangen, seit ihrem Ausflug in die Winkelgasse, ein Ausflug, der damit geendet hatte, dass Emilia schwer beladen wie noch nie zuvor in ihrem Leben - von den Umzügen ihrer Mutter einmal abgesehen - heimgekehrt war und Stunden damit verbrachte, sich durch die neuen Schulbücher und all die anderen Dinge zu stöbern, die sie sich gekauft hatte. Und auch in den darauf folgenden Tagen verlorenen die Neuerwerbungen keinesfalls an Reiz; Emilia konnte viel Zeit darin investieren, durch Bücher zu blättern oder sich Zaubertrankzutaten anzusehen, einfach deshalb, weil sie bisher selten in den Genuss eigener Sachen gekommen war.
Und nun, am letzten Augustabend, saß Emilia zusammen mit ihrem Bruder im ausgebauten Dachzimmer der Rathburns, einem gemütlichen Ort mit dem Flair eines warmen Kaninchenbaus, auch wenn es im Sommer hier oben zuweilen etwas zu warm wurde. Das Zimmer wies noch immer eine leichte Duftnote auf, die Emilia mit einem typischen Dachboden verbannt, etwas muffig und vergessen, der Geruch von altem Holz und dem Staub zwischen seinen Dielen. Doch es duftete auch nach frisch gemachten Betten, sauberen Gardinen und Vasen voller Sommerblumen, die Bethesda Rathburn jeden zweiten Tag mit einem neuen Strauch versah.
Emilia lag auf dem Bauch ausgestreckt auf den Holzdielen, neben sich ein großer, längst geöffneter Pappkarton, in dem am Morgen ihre Kleidung eingetroffen war, die sie bei Madam Malkins bestellt hatte. Inzwischen hatte sie sich dazu aufgerafft, die Kleidung in ihrem Koffer zu verstauen, denn morgen früh würde ihr dazu sicherlich keine Zeit bleiben.
Morgen fuhr der Hogwartsexpress.
„Hat sich Ulysses eigentlich wieder beruhigt?“, erkundigte sich Emilia im schnellen Norwegisch an ihren Bruder gewandt. Elicius hockte auf seiner Seite des Bettes, ein Buch auf den Knien und mit einem Stück Schokolade zwischen den Zähnen.
„Beruhigt?“ Elicius schnaubte in einem Anflug von Humor. „Unsinn.“
Ulysses hatte die letzten Tage damit verbracht, über die bevorstehende Zugfahrt nach Hogwarts zu schimpfen. „Warum denn extra nach London und in diesen verdammten Express steigen?!“, hatte er mindestens ein tausend Mal argumentiert. „Wir leben doch direkt neben Hogwarts! Wir könnten genauso gut einfach zum Schloss hinlaufen!“
Auch wenn Emilia es nicht offen zugeben würde, konnte sie den Standpunkt des verwöhnten Bengels nur zu gut nachvollziehen. Sie brauchte nur vom Boden aufzustehen und aus dem Dachfenster zu sehen, um die Türme Hogwarts in angenehmer Ferne zu erblicken. Keine Stunde Fußweg trennten sie von dem Internat, dennoch hatten Mr. und Mrs. Rathburn darauf bestanden, dass die Kinder den Zug nehmen sollten, und diese Entscheidung hatte Ulysses über alle Maße bockig gestimmt.
„Es ist eine Tradition“, hatte Bethesda Rathburn ihrem Sohn zu erklären versucht. „Alle Kinder fahren mit dem Zug. Du möchtest doch nicht gleich als Außenseiter auffallen, nicht?“
Ganz offensichtlich wäre Ulysses jedoch lieber ein Außenseiter gewesen, als sich früh am Morgen aus dem Bett zu quälen, um von dort aus den größten Umweg aller Zeiten einzuschlagen.
„So ein Muttersöhnchen“, brummte Emilia schließlich und blätterte gedankenverloren in ihrem Zaubertrankbuch, das sie in der zweiten Klasse benutzen würde. Sie überflog eines der Herstellungsverfahren und musste sich stillschweigend eingestehen, dass es ihr vor dem Unterricht in Hogwarts graute. Schon in Norwegen war sie keine gute Schülerin gewesen und nach einem dreiviertel Jahr hatte man sie von dort verwiesen, mit der Begründung, sie würde sich nicht in den Schulalltag einfügen können, sie wäre aufmüpfig und frech und zudem schlichtweg untalentiert.
Bei all der Freude über ihre neuen Schulsachen also, sie erinnerten Emilia doch daran, dass man sie ab den morgigen Tag erneut zwingen würde, sich dem Schulleben zu unterwerfen. Man würde sie in eine fremde Klasse stoßen, voller Kinder, die sich bereits seit einem Jahr kannten; man würde den Unterricht im schnell gesprochenen Englisch führen und was Emilias magische Fähigkeiten anging, so konnten diese sich allerhöchstens verschlechtert haben. Insgesamt sah Emilia ihre Zukunft in Hogwarts alles andere als erblühen. Bei ausbleibender Leistung würde man sie auch von diesem Internat verweisen und ihr wahrscheinlich nicht mehr auf den Weg geben, als ein gefälschtes Empfehlungsschreiben für eine einfache Muggelschule.
Bei diesen finsteren Gedankengängen schien ihr Magen so etwas wie ätzende Säure abzusondern, die sich bis hoch in ihre Brust fraß und dort alles in Brand steckte. Emilia musste schlucken, doch das schreckliche Gefühl nistete weiterhin in ihr, zusammen mit der Angst und der Scham und der Einsamkeit.
Sie seufzte über der Anleitung zur Herstellung eines Glimmerelixiers und wiederholte die niedergeschriebenen Worte brummend: „Man füge eine Prise gemahlenen Feuerlaich eines Feuerbaumfrosches hinzu, nachdem dieser zwölf Morgen lang in der Ostsonne getrocknet wurde und nachdem man die Essenz reiner Bandwurmasche untergerührt und zweidreiviertel Stunden lang ziehen gelassen hat - Bandwurmasche?! Was soll das sein?“ Fehlte ihr in diesem Fall bloß die Englische Vokabel oder begriff sie den Text einfach deshalb nicht, weil ihre Vorkenntnisse so lückenhaft waren? Ratlos hob sie den Kopf und sah zu Elicius. „Bandwurmasche?“, fragte sie ihn.
„Keine Ahnung.“ Er zuckte mit den Schultern, doch sein mitleidiges Gesicht verriet, dass er sich um den Wissensstand seiner Schwester sehr wohl Gedanken machte. Schließlich sagte er mit falschem Optimismus: „Wenn du fleißig lernst, schaffst du den Unterricht locker, Emilia. Du bist schließlich nicht blöd, weißt du?“
„Ach Elicius!“, seufzte sie gedehnt und verdrehte die Augen. „Das hat nicht so viel mit Klugheit zu tun, Dummkopf. Albert Einstein ist auch klug, aber weißt du, warum der nicht in Hogwarts studiert hat? Weil er kein Magier ist! Basta! Und wenn ich über keine magischen Fähigkeiten verfüge, dann nützt mir selbst das beste Gehirn nichts. Ehrlich, das solltest du langsam mal begreifen.“
Elicius zog eine Schnute. „Du warst auf Fuglefjell“, erinnerte er sie spöttisch. „Das muss einen Grund haben, oder? Sie haben dich als geeignet eingestuft.“
„Ja, wahrscheinlich wegen eines kleinen Fünkchens Magie“, entgegnete sie trist und spreizte demonstrativ Daumen und Zeigefinger ab, so dass eine Lücke entstand, in der gerade einmal ein Käfer genug Platz gefunden hätte. Diese Geste verdeutlichte das Fünkchen Talent, weswegen man sie in Fuglefjell einst mit offenem Armen empfangen hatte und wegen dem man sie einige Monate später auch wieder entlassen hatte. Ein Fünkchen Talent im Angesicht all jener bedeutenden Magier, die Fuglefjell im Laufe seiner Geschichte ausgebildet hatte und in deren Schatten Emilia schlicht verblasste.
Aber Emilia wurde dieses Thema zuwider, denn es war der Nährboden für den ätzenden Kummer in ihrer Brust. Ohnehin empfand sie Elicius nicht gerade als geeigneten Gesprächspartner wenn es um solch ernste Dinge ging, in denen auch ihre Gefühle involviert waren. Er war nun mal nicht mehr als ihr jüngerer Bruder, und auch wenn der Altersunterschied zwischen ihnen nur gut ein Jahr betrug und Elicius sehr reif für sein Alter war, so war er in Emilias Augen nicht mehr als ein kleiner Junge. Sie konnte sich nicht vorstellen, ihm gegenüber ihr Herz auszuschütten. Im Grunde konnte sie sich gar keinen Menschen vorstellen, mit dem sie über so eigenartige Dinge wie Gefühle und Ängste hätte reden können. Emilia war sehr geübt darin, diese ungeliebten Emotionen einfach hinunterzuschlucken und in ihrem Körper zu lagern wie Muggel den Giftmüll.
Frustriert schlug sie das Buch zu und sperrte sich gegen weitere Gedanken an Glimmerelixiere und Bandwurmasche. Gab es nicht etwas Positives, Hoffnungsvolles, etwas Gutes, mit dem sie sich hätte ablenken können? Ihr Blick fiel auf den leeren Karton, der aus der Boutique von Madam Malkin stammte. Dort hatte Emilia diese wundersame Jugendliche mit den silberblonden, langen Haaren gesehen, die die erhabene Ausstrahlung einer Adeligen besessen hatte. Es war nicht unbedingt das gute Aussehen dieses Mädchens, das Emilia imponierte, sondern viel mehr ihr Talent, die restliche Umgebung einfach mit ihrer Erlesenheit zu überstrahlen. Gab es die geringe Chance, dass Emilia je etwas Ähnliches ausstrahlen würde? Natürlich, sie wusste, dass sie nie an das Gesamtbild dieser Jugendlichen heranreichen würde, denn Emilia war weder so groß noch so hübsch wie sie und sie besaß auch keine silberblonden Haare, die im Sonnenlicht glänzten. Aber vielleicht war es ihr dennoch irgendwann möglich, zumindest ein kleines bisschen von dieser erhabenen Aura zu versprühen, egal ob sie eine Hexe sein würde oder eine Squib. Erhabenheit gab es in beiden Welten und das sollte Emilia in der Nacht vor ihrer Einschulung in Hogwarts ein kleiner Trost sein.

XXXXXXX

Der erste September war seit jeher der Tag im Jahr, in dem Hogwarts wieder seine Tore öffnete und die Schüler zu einem neuen Schuljahr empfing und meist war es ein glücklicher Tag für die Kinder, wenn auch von Aufregung begleitet. Ulysses Rathburn war offenbar nicht aufgeregt und selbst wenn er es war, so verbarg er es unter einer dicken Schicht schlechter Laune, die er sich speziell für diesen Tag reserviert zu haben schien. Seine Laune war so schlecht, dass er an diesem Morgen sogar auf sein Frühstück verzichtet hatte, was seitens seiner Eltern für sichtbares Erstaunen gesorgt hatte. Seitdem vermieden sowohl sie, als auch Emilia und Elicius es, den brummigen Ulysses anzusprechen, und dieser Zustand war selbst dann noch ungebrochen, als sie im Gleichschritt durch den Muggelbahnhof wanderten, auf dem Weg zu dem magischen Bahnsteig. Bethesda und Forrester Rathburn gingen voraus, schoben die voll beladenen Wagen vor sich her und trieben so einen Keil in die Menschenmasse.
Ulysses stapfte mürrisch hinter ihnen her und Emilia konnte seine schlechte Laune so eindringlich spüren, als sei es ein unangenehmes Prickeln auf der Haut. Wann immer sie sich mit einem Vorwand zu ihm umdrehte, konnte sie an seiner miesepetrigen Miene mehr als deutlich erkennen, dass ihm die vormittägliche Wanderung durch einen Londoner Muggelbahnhof sauer aufstoßen musste.
„Passt ja auf, dass ihr nicht verloren geht“, mahnte Bethesda Rathburn sie alle und Ulysses quittierte ihre Worte mit einem Schnauben. Emilia vermutete, dass es in Wirklichkeit jedoch seine größte Sorge sein musste, bei all den laut schwatzenden Muggelhorden und den widersprüchlichen Muggel-Hinweisschildern verlorenen zu gehen, denn einmal, als er etwas weiter zurückgefallen war, holte er die Distanz zu seinen Eltern mit fliegenden Schritten und einem verängstigten Blick wieder auf.
Nachdem sie die magische Absperrung hinter sich gelassen und den verborgenen Bahnsteig erreicht hatten, betrat Emilia eine Welt aus Dampf, Metallgeruch, herumeilenden Magiern und auch überdurchschnittlichen vielen Kindern und Jugendlichen. Scharlachrot und Dampf spuckend lag der Expresszug vor ihnen und der Steig war so überfüllt mit dicht gedrängten Menschentrauben, dass Emilia nicht einmal das Ende des Zuges erkennen konnte. Alles was sie sah, waren Menschen, die sich so eigentümlich gekleidet hatten, wie es nur Abkömmlinge der magischen Welt tun würden und sie alle waren eingehüllt von dem dichten, wabernden Nebel, der aus dem Schlot der Lok drang.
Beim Anblick des Expresses blieb Ulysses wie angewurzelt stehen. Emilia erwischte ihn dabei, wie er verdächtig schniefte und sich kurz mit dem Handrücken über die Augen fuhr, als seine Mutter sich zu ihm herunterbeugte und in die Arme schloss. „Ach, mein kleiner Schatz“, weinte sie und hob ihren Sohn während ihrer Umarmung beinahe von den Füßen. „Dabei kann ich mich noch so gut an deine Geburt erinnern. Als wäre es gestern gewesen.“
Ulysses, jetzt bemüht Haltung zu bewahren, rückte schnell wieder von seiner Mutter ab und warf Emilia demonstrativ einen vernichtenden Blick zu, wahrscheinlich um ihr weiß zu machen, dass sie sich die dicken Tränen in seinen Augen bloß eingebildet hatte.
Als es Zeit war, das Innere des Zuges zu betreten, wurden auch Emilia und Elicius in die Arme geschlossen und Emilia nahm es sehr deutlich wahr, dass Bethesda ihr sehr viel öfter als nur einmal Glück wünschte. Wahrscheinlich war es auch genau das, was Emilia brauchte, um das Schuljahr mit annehmbaren Noten und ohne Rausschmiss zu überstehen: Glück. Und davor graute es ihr.
Noch immer leise schniefend wuchtete Ulysses die Koffer in den Zug, was ihm sehr schwer viel, denn gleichzeitig versuchte er offenbar darauf zu achten, dass niemand seine Tränen bemerkte, die aus seinen elendig geröteten Augen quollen. Schließlich erbarmte sich Elicius und half Ulysses, den Koffer in ein Abteil zu hiefen, wo sich die beiden Jungs auch sogleich setzten, Ulysses mit einem großen Taschentuch im Gesicht und einer wenig überzeugenden Vorstellung davon, dass seine Nase bloß verschnupft sei.
„Jeder weiß, dass du heulst“, erklärte Emilia ihm kühl, als auch sie das Abteil betrat und ihre Sachen auf der Gepäckhalterung verstaute. Sie hatte es eigentlich nicht wirklich böse gemeint, doch Ulysses schien es als Beleidigung aufgefasst zu haben und reagierte dementsprechend garstig. „Na und?“, rief er tränenerstickt. „Ich habe wenigstens Eltern, um die es sich lohnt zu heulen!“
„Stimmt“, pflichtete Emilia Ulysses bei, als sie sich setzte und dabei ihren Rock glatt strich. „Deine Eltern sind toll, also tu nicht so, als ob du bloß verschnupft wärst, Idiot. Man wird dich schon nicht auslachen, bloß weil du heulst.“
Mit einem wütenden Ausdruck quittierte Ulysses ihre kleine Ansprache. „Die werden mich nicht auslachen?“, wiederholte er gequält. „Natürlich würden die das tun!“ Und dabei nickte er zum Abteilfenster, wo gerade eine Gruppe von vier oder fünf Jugendlichen zu sehen waren, die angeberisch und grölend durch den Gang stolzierten.
„Na schön“, seufzte Emilia. „Dein Problem.“ Zuvor hatte sie noch überlegt, ob sie Ulysses damit beruhigen sollte, dass auch sie als kleines Mädchen ihrer Mutter hinterher geweint hatte. Emilia hatte in ihrem ungemachten Kinderbett auf der nackten Matratze gelegen und still in ihr Kissen geweint, weil ihre Mutter am Vortag einfach verschwunden war und Emilia nicht wusste, ob ihrer Mutter vielleicht etwas zugestoßen war oder nicht. Aber diese Erzählung erschien ihr mit einmal viel zu persönlich, zu unpassend und auch wenig vergleichbar mit dem Abschiedsschmerz, den Ulysses gerade empfand.
Allmählich füllte sich der Zug und immer wieder kam es vor, dass die Tür zu ihrem Abteil aufgerissen wurde und Schüler jeden Alters hineinlugten, nur um zu erkennen, dass das Abteil schon besetzt war. Doch schließlich gesellte sich ein einzelner, dicker Junge zu Emilia, Elicius und Ulysses, der plattfüßig in das Abteil watschelte und sich neben dem sichtlich verblüfften Ulysses setzte. Der Neuankömmling hatte schmuckloses mattbraunes Haar und das tumbe Gesicht eines Fisches und Emilia fand, dass er recht dumm aussah, mit seinem reglosen Blick und seinem hässlichen Pottschnitt. Der dicke Junge tat auch nicht mehr, als auf seinem Bonbon herum zu kauen und dabei Löcher in die Luft zu starren.
Eine Weile herrschte unangenehmes Schweigen, dann fasste sich Elicius ein Herz und stellte sich vor: „Ich bin Elicius Eliassen“, sagte er, woraufhin Emilia und Ulysses folgten und ebenfalls ihre Namen nannten.
Der dicke Junge schluckte sein Bonbon herunter und fischte sich ganz langsam ein Neues aus der Tüte. „Ich bin Plumbeus Bott“, antwortete er so träge, als ob er sich jedes Wort dreimal überlegt hätte.
„Bott?“, echote Ulysses und warf dabei einen prüfenden Blick auf die Bonbontüte, die Plumbeus in seinen dicken Händen hielt. „Bist du verwandt mit dem Bott, der die Bohnen in allen Geschmacksrichtungen erfunden hat?“
Ganz langsam öffnete sich der Mund des dicken Jungen, um die Welt an seiner dramatischen und - zugegeben - sehr einsilbigen Antwort, teilhaben zu lassen. „Ja.“
Ulysses schien sichtlich erstaunt. Emilia schwieg, denn sie wusste nichts über irgendwelche Geschmacksbohnen, sie konnte auch nicht behaupten, Bohnen im Allgemeinen sonderlich zu mögen.
„Ist mein Vater“, informierte sie Plumbeus schläfrig. „Wollt ihr ein paar?“, fragte er dann und bot ihnen die halbvolle Tüte an.
Ulysses nahm das Angebot dankend an, Emilia und ihr Bruder zögerten kurz, ehe sie in die Tüte griffen und sich jeweils ein Bonbon klaubten. Emilia schmeckte Erdbeerzimt, beobachtete aber, wie Elicius angewidert das Gesicht verzog und dabei nuschelte: „Buäh … Radieschen mit süßer Sahne und Karamell.“ Offenbar brauchte es seine gesamte Willenkraft, damit er es schaffte, das Bonbon herunterzuwürgen.
Ganz langsam zeichnete sich ein träges Lächeln auf Plumbeus` Gesicht ab. „Jaah … die Grauen sind oft ekelig. Ich nehme immer die Roten und Orangen, da hat man meistens Glück.“
Trotz der wenig unterhaltsamen Art von Plumbeus Bott, Ulysses hatte es völlig vergessen, weiterhin sein Taschentuch nass zu weinen. Erst, als der Zug plötzlich mit einem Ruck anfuhr, schreckte er auf und blickte gehetzt aus dem Fenster, nur um zu erkennen, dass ihr Abteil auf der falschen Seite lag und ihm so der Blick auf den Bahnsteig und seine Eltern verwährt blieb.
„Tröste dich“, sagte Emilia und versuchte sich an einem flüchtigen Lächeln. „Das verkürzt den Abschied.“
Diesmal wusste Ulysses nichts zu entgegnen, obwohl er ein paar Mal den Mund öffnete, als ob ihm ein Wortschwall auf der Zunge liegen würde. Schließlich aber begnügte er sich damit, sich zurückzulehnen und sein zerknittertes Taschentuch zu betrachten, das er in seinen kleinen, pummeligen Kinderhänden hielt. Neben ihm kämpfte Plumbeus Bott gegen ein Gähnen, während ihn die Beschleunigung des Zuges gegen sein eigenes, mitgebrachtes Nackenkissen drückte. Bei seiner trägen Miene musste sich Emilia unwillkürlich fragen, welchem Jahrgang Plumbeus zuzuordnen war. Mit seinem schwammigen, rotwangigen Gesicht sah er nicht älter als Ulysses aus, doch sein völlig stressloses Verhalten passte nicht unbedingt zu einem Jungen, der gerade seine Heimat verließ, um fortan in einem Internat zu leben.
Schließlich, nachdem Emilia eine ganze Weile still vor sich hin gegrübelt hatte, lehnte sie sich vor. „Dein wievieltes Jahr in Hogwarts ist es, Plumbeus?“
Der dicke Junge schreckte grunzend zusammen und beinahe wäre ihm die Tüte mit den seltsamen Geschmacksbohnen aus der Hand geglitten. Sein tumber Fischblick fixierte Emilia an und schon war Plumbeus` alte Langsamkeit zurückgekehrt, denn er brauchte geschlagene zehn Sekunden, bis er schließlich antwortete: „Ist mein erstes Jahr.“
„In welches Schulhaus kommst du?“ Sofort hatte Elicius die Chance gewittert, den Jungen über Hogwarts auszufragen. Doch ehe Plumbeus antworten konnte - was auch kein Wunder war, denn schnelle Gedankengänge schienen nicht unbedingt zu seinem Repertoire zu gehören -, mischte sich Ulysses ein. „Niemand weiß vorher, wer in welches Schulhaus kommt“, fachsimpelte er griesgrämig.
Elicius speiste den anderen mit einer würdevollen Miene ab. „Das weiß ich selbst“, sagte er hoheitsvoll. „Aber vielleicht hat Plumbeus ja bereits eine Ahnung wohin er kommen könnte?“
Plumbeus schien weder eine Ahnung zu haben, in welches Schulhaus man ihn stecken könnte, noch schien er eine Ahnung davon zu haben, dass das Gespräch sich überhaupt um ihn drehte. Er hatte bloß Augen für seine Bonbons und so fischte er sich nach und nach eine der kunterbunten Bohnen aus der Tüte, während seine kurzen Beine mit munterer Gemächlichkeit in einem unbekannten Takt hin und herwippten.
Die Zeit schien während der Zugfahrt kaum vergehen zu wollen. Sommerliche Landschaften rauschten an ihnen vorbei, glitzernde Seen und hübsche, einladende Wälder. Emilia betrachtete die Gegenden mit einigem Wehmut. Seit die Lehrerschaft sie gezwungen hatte, Fuglefjell noch vor Ende ihres ersten Schuljahres zu verlassen, hatte Emilia sehr viel Zeit damit verbracht, rund um ihre Heimatstadt Halden herumzustreunen. Manchmal hatte sie Elicius mitgenommen, aber meist war sie alleine unterwegs gewesen, hatte Nadelwälder durchstreift, wilde Tiere beobachtet oder war im Meer oder in einsamen Seen schwimmen gegangen. Einmal hatte sie ein wilder Vielfraß einen Baum hinaufgejagt, nachdem er Emilias kurz am Bein erwischt und gebissen hatte.
In Hogwarts hingegen würde der Schulalltag sie sicherlich bis zum Abend in Beschlag nehmen und Emilia spürte einen aufkeimenden Frust, wenn sie daran dachte, tief über Hausaufgaben gebeugt den Vögeln lauschen zu müssen. Plötzlich hatte sie kaum mehr Lust, sich zu beweißen, alles was sie wollte, war etwas Ruhe.
Den Rest der Fahrt verbrachten die Kinder auf höchst unterschiedliche Weise. Ulysses balancierte ein schweres Buch auf seinen Knien und stöberte sich durch die einzelnen Seiten. Elicius hatte, ähnlich wie Emilia, seit Stunden nichts anderes getan, als schweigend aus dem Fenster zu blicken und auf die schnell vorbeiziehende Landschaft zu achten. Plumbeus Bott überraschte sie alle mit weiterem Süßkram, die angeblich alle sein Vater Bertie erfunden hatte, obwohl auf den Verpackungen ganz deutlich andere Herstellernamen aufgedruckt waren.
Die Gegenden, durch die sich der Hogwartsexpress schlängelte, wurden zunehmend wilder und erinnerten Emilia, die schließlich an das landschaftliche Antlitz rund um Hogwarts gewohnt war, zunehmend an Hogsmeade mit seinen Hügeln und Wäldern.
Auch Ulysses schien bemerkt zu haben, dass sie sich bereits hoch im Norden befinden mussten. Er studierte die Zeiger seiner Armbanduhr und murmelte dann: „Müssten gleich da sein. Oh, seht mal!“ Er war aufgesprungen und deutete auf einen sehr großen, finsteren Wald, der sich über Täler und Berge erstreckte. „Hier waren meine Eltern und ich letzten Sommer. Der Wald gehört zu Hogwarts und das Betreten soll lebensgefährlich sein. Mein Vater meinte, dort würde es nur so von Riesenschlangen, Zentauren und Werwölfen wimmeln.“
„Ich seh nichts“, kam es lahm von Plumbeus. Er spähte aus dem Fenster, als ob er der Meinung sei, er könnte jeden Augenblick eine zwanzig Meter lange Riesenschlange sehen, die sich neben den Gleisen in der Sonne aalte.
„Nein, natürlich nicht“, sagte Ulysses ein wenig empört. „Solche Wesen verstecken sich meist tief in den Wäldern.“
„Wenn man Dinge nicht sehen kann, dann gibt es sie auch nicht“, nuschelte Plumbeus weise. Emilia musste auflachen. „Wer hat dir das denn erzählt?“, fragte sie spitz. „Wenn es keine Riesenschlagen in dem Wald gibt, bloß weil du sie nicht sehen kannst, würde das ja bedeuten, dass es Swasiland auch nicht geben würde, schließlich siehst du Swasiland in diesem Augenblick ja nicht.“
Elicius und Ulysses sahen sie verständnislos an, sogar um einiges verständnisloser als Plumbeus, der zwischen zwei Bissen innehielt und sagte: „Doch, Swasiland gibt es. Mein Vater hat dort Geschäftspartner.“
Daraufhin wusste auch Emilia nichts zu entgegnen. Sie wollte sich abwenden und ihre Zeit wieder damit verbringen, aus dem Zugfenster zu blicken, doch nun fiel ihr auf, wie dunkel es bereits geworden war. Der Himmel hatte längst einen leicht rotvioletten Schimmer angenommen und feuerrot glühende Wolkengebilde tümmelten sich am Horizont, dort, wo sich die Ausläufer des Waldes über einem letzten Hügel erstreckten. Vom Wald selbst war bald darauf nicht viel mehr übrig geblieben, als konturlose Schwärze und nur die Wipfel der höchsten Bäume ragten daraus empor und machten den Wald als Wald erkennbar.
In diesem Moment wurden vor ihrem Zugabteil Stimmen laut, das herbe Lachen eines Jungen und das belustigte Kichern eines Mädchens, deren Kopf wenig später hinter der Scheibe auftauchte. Ihre hellen Augen musterten Emilia, Elicius, Ulysses und Plumbeus für einen Moment, ehe sie die Tür öffnete und hineintrat.
Im ersten Moment war Emilia milde verwundert, Imperia Malfoy wieder zu sehen, doch eine Sekunde später erkannte sie, wie logisch es war, der jugendlichen Hogwartsschülerin erneut zu begegnen, der sie zuvor in der Boutique von Madam Malkin bewundernde Blicke geschenkt hatte.
Imperia Malfoy trug nun ihre Schuluniform, doch es war unverkennbar sie, ihre langen weizenblonden Haare waren geradezu charakteristisch und auch die porzellanpuppenhafte Blässe in ihrem Gesicht. An ihrer Brust trug sie zwei Abzeichen, einmal das grünsilbernes Emblem einer Schlange, von dem Emilia wusste, dass es das Zeichen eines der vier Schulhäuser Hogwarts war. Und zudem trug die Jugendliche das Zeichen einer Vertrauensschülerin, an das sich Emilia wiederum sehr viel besser erinnerte, denn Forrester Rathburn hatte sie, Elicius und Ulysses noch am Vortag davor gewarnt, den Vertrauensschülern negativ ins Auge zu fallen, denn es seien Schüler mit einer immensen Menge Einfluss.
„Nun“, sagte Imperia Malfoy und schenkte den vier Kindern ein kühles Lächeln. „In einer halben Stunde erreichen wir Hogwarts und ihr habt euch noch immer nicht umgezogen?“
Hinter ihrem Rücken tauchte die Gestallt eines Jugendlichen auf, von dem Emilia sich sicher war, dass ihm die herbe Lache zuzuordnen war, die sie eben gehört hatten. Der Jugendliche war etwas kleiner als Imperia und neben ihrer erhabenden Gestalt wirkte er mit seinen wüsten Haaren und dem wettergegerbten Gesicht wie ein schmuddeliger Bauer. Ihm fehlte ein Vertrauensschülerabzeichen, doch auch an seiner Brust fand sich das Schlangenemblem. Der Jugendliche linste in das Abteil und grinste selbstbewusst, als er Plumbeus Bott entdeckte. „Wen haben wir denn da?“, fragte er mit gespielter Verzückung. „Der fette Junge von dem fetten Bohnenerfinder Bott? Die Gerüchte stimmen also, wie?“ Er drängte sich an Imperia vorbei, trat zu Plumbeus heran und reichte ihm die Hand. „Willkommen in Hogwarts, wo sich täglich die Tische unter dem fettigen Fraß biegen. Ich hoffe, du hast noch etwas Platz in deinem Speckbauch, Bott, den wirst du nämlich für das Festessen brauchen.
„Lass ihn in Ruhe, Garm“, mahnte Imperia kurzangebunden und packte den Jugendlichen am Arm, um ihn zurückzuziehen. „Und überhaupt, woher wusstest du, dass der Bott-Junge eingeschult wird?“, harkte sie nach.
„Ich mache nun mal meine Hausaufgaben, Imperia. Zumindest in Fällen wie diesen.“
Was es mit Garms Aussage auf sich hatte, würde Emilia erst später erfahren, doch sie konnte sich bereits denken, dass es etwas mit der Berühmtheit oder mit dem Vermögen der Botts zu tun haben musste.
Plumbeus Bott zumindest reagierte erst jetzt auf den Besuch. Er ließ sich von der Sitzbank gleiten, tappte auf Imperia und Garm zu und bot ihnen die halbvolle Tüte mit den Bohnen an. Imperia hätte man jedoch genau so gut eine faustgroße Spinne vor die Nase halten und damit den gleichen Effekt erzielen können: sie verzog das Gesicht und knurrte abweißend: „Nein danke, Junge. Ich kann das Zeug nicht ausstehen. Außerdem machen diese Bohnen dick.“
„Ein wahres Wort“, pflichtete Garm und machte eine flüchtige Geste in Richtung Plumbeus` behäbiger Gestalt. Dennoch griff er in die ihm angebotene Tüte und förderte eine ganze Faust voller Geschmacksbohnen zu tage, die er so schnell verdrückte wie ein hungriger Straßenhund.
Doch Imperias Abweisung schien Plumbeus hart getroffen zu haben, sein plumpes Gesicht verriet Enttäuschung. Emilia beschloss schnell einzugreifen, um den dicken Jungen wieder aufzuheitern und so gönnte auch sie sich eine ganze Faust voller Bohnen. „Also ich mag dieses Zeug“, kommentierte sie gutgelaunt. „Und ein bisschen Speck auf den Hüften hat auch noch niemandem geschadet.“
Garm lachte auf und tat so, als ob er sich eine Träne aus dem Auge wischen musste. „Tut mir leid, Kleine“, sagte er. „Aber wir sprechen hier von Imperia Malfoy. Sagt eigentlich schon alles, oder? Imperia Malfoy, ach, wie sehr ich diese Frau liebe.“ Er sprach ihren Namen wie den Namen einer Zarentochter aus und trotz seines überheblichen Auftretens, seine Verzückung schien alles andere als gespielt zu sein. „Und außerdem“, fügte er mit einem breiten Grinsen hinzu. „Hält Imperia nicht viel von fettigen Speisen. Was hast du mir noch gleich über deinen Knuddelmuff erzählt, Imperia? Er war dir zu fett und deswegen hast du seine Portionen geviertelt? Nach ein paar Wochen lag das Vieh tot im Arbeitszimmer deines Vaters.“
Niemand außer Garm fand diese Geschichte besonders lustig, anscheinend auch Imperia selbst nicht, die ihre Arme verschränkt und einen pikierten Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte. „Noch mehr Anekdoten über meine Kindheit, Garm McKinstry, und ich werde dir den ersten Punktabzug des Jahres erteilen.“
„Von dir lasse ich mir liebend gern Punktabzug erteilen, gutes Kind“, säuselte Garm und seine dunklen Augen schienen kurz aufzuleuchten, als er kurz den Kopf wandte, um Imperias schönes Antlitz zu mustern.
Imperia blieb ungerührt. Anstatt auf Garms allzu offensichtliche Verzückung einzugehen, schenkte sie den vier Kindern einen strengen Blick. „Zieht euch um“, sagte sie. „Und dann seid ruhig und wartet auf unsere Ankunft in Hogsmeade.“
Bei diesen Worten gab Ulysses ein frustriertes Seufzen von sich, doch Imperia achtete nicht weiter auf ihn.
„Nehmt euch kein Beispiel an den beiden Afrikanerinnen im Nachbarabteil“, fügte Garm augenzwinkernd hinzu, während er Imperia die Tür öffnete. „Die haben sich gegenseitig mit Hühnereiern beworfen. Imperia ist durchgedreht vor Wut, nicht wahr Imperia? Fast hätte dich eines der Eier getroffen, was?“
Gedankenverloren strich sich die Jugendliche die langen, silberblonden Haare hinter die Ohren, während sie Garm mit einem langen Blick über die Schulter studierte. Schließlich, nach einem kurzen Augenkontakt mit Emilia, sagte sie: „Ich werde Madam Burgunder von dieser `Eier-Misere´ berichten, damit sie ein Auge auf diese beiden Afrikanerinnen wirft. Nach ein paar Unterrichtsstunden im Benimmkursus werden sie gelernt haben, wie man wunderbar weich gekochte Eier auf Silbertabletts serviert, anstatt damit um sich zu werfen.“
Emilia hatte das eigenartige Gefühl, dass Imperias Blick, den sie ihr geschenkt hatte, ungefähr so kalt und berechnend war wie der Blick eines Raben.
Und obwohl sie die Jugendliche zuerst noch bewundert hatte, Emilia musste zugeben, dass sie erleichtert war, als Imperia und Garm McKinstry endlich das Abteil verließen und sich weiteren Schülern zuwandten. Sie war so damit beschäftigt, über Imperias eiskalte Ausstrahlung zu rätseln, dass ihr erst nach mehreren Sekunden bewusst wurde, was Imperia Malfoy da soeben gesagt hatte.
„Es gibt einen Benimmkursus in Hogwarts?“
„Überrascht dich das?“, fragte Ulysses scharf. „Der Benimmkurs ist speziell für Mädchen, ein Pflichtfach. Es hat lange Tradition in Hogwarts. Wir Jungs haben stattdessen Astronomie.“ Als wollte er ihnen für ihr glückliches Los gratulieren, nickte Ulysses Elicius und Plumbeus zu.
Emilias Erleichterung versickerte binnen Sekunden in ihrem Innersten und hinterließ dort das bittere Gefühl eines neugeborenen Alptraumes. „Aber … aber zu so etwas kann man mich doch nicht zwingen, oder? Gibt es keine Möglichkeit, das Fach zu tauschen? Ich meine, Astronomie ist doch viel wichtiger, oder? Für was soll ein Benimmkursus bitte gut sein?“
Überraschenderweise war es Plumbeus Bott, der sich hierauf zu Wort meldete. „Die Mädchen lernen sich zu benehmen und zu tanzen und sich richtig zu unterhalten…“ Plumbeus klang, als hätte er die Worte aus einem Buch auswendig gelernt und schlecht vorgetragen.
„Mein Vater hat gesagt, dass dem Schulleiter Hogwarts der Benimmkursus schon seit geraumer Zeit ein Dorn im Auge ist“, berichtete Ulysses in einem Anflug von tröstlicher Güte. „Aber Direktor Dumbledore kann sich nicht einfach über den Schulrat hinwegsetzen und der befürwortet den Benimmkursus. Madam Burgunder, die Lehrerin, soll angeblich tagein und tagaus damit beschäftigt sein, einflussreichen Leuten Honig um den Bart zu schmieren, damit ihr Unterrichtsfach nicht abgeschafft wird.“ Aus Ulysses` vermeintlicher Güte entwickelte sich nun sehr schnell ausgemachte Gehässigkeit, als er Emilia salbungsvoll berichtete, dass zu guter Letzt auch sehr viele Schülerinnen dafür verantwortlich waren, dass der Benimmkurs auch weiterhin seinen festen Platz im Lehrplan beibehielt. „Die meisten Mädchen verehren Madam Burgunder“, sagte er. „Die Blumenverkäuferin von Hogsmeade hat meiner Mum einmal erzählt, dass mindestens ein Drittel aller Blumensträucher für Burgunder hergerichtet werden. Also, wenn du gegen sie rebellieren willst, wirst du auf verlorenen Posten stehen.“
Emilia quittierte seine Worte mit einem vernichtenden Blick, doch ihr wollte nicht einmal eine sinnige Silbe einfallen, um etwas darauf zu entgegnen.
Als der scharlachrote Expresszug schließlich ratternd und dampfend in Hogsmeade einfuhr, war Emilia noch immer mit den Gedanken bei unzähligen gold- und silbergelockten Mädchen, die allesamt vom Benimmkursus schwärmten und Hogwarts wahrscheinlich zu einem grauenhaften Ort machen würden. Schwermütig stieg Emilia aus dem Zug aus, holte tief Luft und hätte plötzlich alles dafür gegen, wenn ihr der vertraute, salzige Hafenduft von Halden in die Nase gestiegen wäre, nur um für eine Sekunde lang glauben zu können, eine zweifelhafte Heimat zurück gewonnen zu haben.

Fortsetzung folgt…

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Kommentar: Ich werde ab jetzt jedes Wochenende ein Kapitel veröffentlichen. Bis her fiel mir das aus zeitlichen Gründen nicht immer ganz leicht, außerdem muss ich zugeben, dass mir die FF persönlich erst so ab Kapitel 9 oder 10 gut gefällt. Naja. Inzwischen ist die FF übrigens fertig gestellt und besteht insgesamt aus stolzen 49 Kapiteln (mein persönlicher Rekord bisher). An dem zweiten Teil arbeite ich bereits (seit gestern, um genau zu sein).


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