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Fanfiction

Ancient History I - Der Verbotene Wald - Imperia

von Kiosk

5. Imperia


Personen:
Bethesda Rathburn: Freiwillige Beauftragte für Muggelstämmige Kinder

Dahlia Barkley: Ein mysteriöse Frau aus Hogsmeade. Mutter von William

Elicius Eliassen: Elfjähriger Sohn von Vigdis

Emilia Eliassen: Zwölfjährige Tochter von Vigdis

Forrester Rathburn: Vater von Ulysses. Züchtet und verkauft magische Tierwesen

Gordy Knight: Der junge Fahrer des zweiten Fahrenden Ritters. Victorias Bruder

Ulysses Rathburn: Elfjähriger Sohn von Bethesda. Verwöhntes Einzelkind

Valkyrie Eliassen: Großtante von Emilia und Elicius. Rabiate Norwegerin

Victoria Knight: Gordys kleine Schwester. Besitzt einen Vielfraß namens Rudolph

Vigdis Eliassen: Eine Squib. Mit ihrem Leben scheinbar durchgehend überfordert

William Barkley: Ein gleichaltriger Nachbarsjunge von Ulysses. Verschwiegen

Bisherige Handlung: Noch immer ist Ulysses nicht begeistert von der Idee, sein Elterhaus kurzfristig mit Emilia und Elicius Eliassen teilen zu müssen. Da kann ihn auch der geplante Ausflug in die Winkelgasse kaum aufheitern, den er zusammen mit seinen Eltern, den Nachbarsjungen William und den Eliassen-Geschwistern antritt. Abgoholt werden sich von dem Fahrenden Ritter, der sie nach London bringen soll.

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

Sommer 1961

Die Fahrt nach London war ereignisreicher, als Ulysses anfangs geglaubt hatte, doch war der Ereignisreichtum vor allem negativer Art. Schuld daran waren weder Emilia noch Elicius Eliassen, noch Ulysses` Eltern oder gar William Barkley, der seiner Verschwiegenheit alle Ehre machte und während der gesamte Fahrt kein einziges Mal den Mund aufmachte. Nein, nervenaufreibend wurde es im Bus erst, als der Fahrende Ritter nacheinander die beiden muggelgeborenen Elfjährigen Danny Wilson und Finn Finney aufsammelte. Zugegeben, Danny Wilson war angenehm verschüchtert, und das obwohl Bethesda Rathburn ihrer Pflicht nachkam und alles tat, um sich um den Jungen bestmöglich zu kümmern. Das eigentliche Problem war vielmehr Finn Finney, der im Gegensatz zu seinem schüchternden Genossen keinerlei Scheu kannte. So war es nicht verwunderlich, dass er sogleich neben Victoria Knight und ihrem stinkenden Vielfraßrüden - der den Namen Rudolph trug - Platz nahm. Und das wiederum führte dazu, dass sämtliche Fahrgäste in den Genuss von Victoria Knights und Finns überlauter Geschwätzigkeit kamen.

„Rudolph hasst es zu Baden. Da kann man machen was man will. Dafür liebt er toten Fisch. Also hat Mum extra Tiershampoo gekauft, das nach totem Fisch riecht, weißt du? Seitdem badet er täglich. Das ist echt angenehm, denn seitdem stinkt er nicht mehr so schlimm“, legte Victoria Finn ihre Probleme dar und ließ es sich nicht nehmen, ihrem Vielfraß dabei den Nacken zu kraulen, wobei das Tier erneut schauerliche Laute von sich gab, die Behandlung aber augenscheinlich sehr genoss.
„Er muss ziemlich übel gestunken haben, wenn Shampoo mit der Duftnote `toter Fisch´ Wunder bewirkt“, sagte Finn und lächelte breit.
Victorias Augen wurden groß, als sie ehrfürchtig hauchte: „Der Gestank war krankhaft. Kaum auszuhalten. Außerdem hat Rudolph diese Verdauungsprobleme, verstehst du? Da ist Mum auch los und hat ein spezielles Kräutermittelchen gekauft, so eine Art Schnaps oder so. Das wirkt fantastisch.“
Ulysses war nicht der einzige Mitreisende im Inneren des Busses, der daraufhin angewidert das Gesicht verzog. Zudem litt er an einer ausgeprägten Phantasie, was in diesem Fall dazu führte, dass er sich Vielfraß Rudolphs Verdauungsproblem leider sehr detailverliebt vorstellen konnte.
Finn Finney jedoch verzog nicht das Gesicht, sondern er nickte verständnisvoll wie ein absolut unerschütterlicher Arzt im Angesicht einer oft gesehenen Krankheit. Statt aber darauf einzugehen, wandte er sich ohne unhöflich zu sein einem anderen Thema zu. „Es ist mein erstes Jahr in Hogwarts“, sagte er. „Ich bin noch immer ein wenig überrascht wegen der ganzen Geschichte. Wenn man unter unmagischen Menschen aufwächst, ist es ein ziemlicher Schock, wenn man erfährt, dass man ein Hexer ist.“
„Das kann ich mir vorstellen“, lächelte Victoria und ihr sonnengebräuntes Gesicht schien sich dabei regelrecht aufzuhellen. „Ich komme zwar aus einer magischen Familie, aber insgeheim habe ich nie wirklich damit gerechnet, den Zulassungsbrief zu erhalten. Ich bin mit Zauberei aufgewachsen, aber ich selbst habe nie irgendwas … nun … ich glaube, ich habe nie irgendwas vollbracht. Weder absichtlich noch aus Versehen. Und als dann der Brief ankam - ach, das war ein toller Moment.“ Verzückt seufzte sie und presste ihr Gesicht in Rudolphs Fell, wie ein Kind, das mit seinem Teddybären knuddelte.

Ulysses zwang sich, seine Aufmerksamkeit erneut auf andere Dinge, beispielsweise den vorbeiziehenden und sprunghaft wechselnden Landschaften, zu lenken. Inzwischen war es im Inneren des Busses bedeutend voller geworden und die meisten Fahrgäste hatten ein miesepetriges Gesicht aufgesetzt, was entweder mit Gordy Knights übermunteren Fahrstil zu tun hatte, oder an dem ätzenden Gestank des Vielfraßes lag. Manchmal sah Ulysses, wie Victoria von ihrem Platz aufsprang und zu ihrem Bruder Gordy eilte, um lachend und kichernd mit ihm zu schwatzen, wobei beide das große, bedeutungsschwere Schild mit der Aufschrift Während der Fahrt bitte nicht mit dem Fahrer reden einfach ignorierten.
Kurz bevor sie London erreichten, verteilte Bethesda geschmierte Butterbrote an die fünf Kinder, um die sie sich insgesamt zu kümmern hatte. Ulysses vermutete, dass der volle Magen sie von den Leckerein ablenken sollten, die es in der Winkelgasse an jeder Ecke geben würde, also aß er für seine Verhältnisse recht wenig, schließlich brauchte er den Platz im Magen für Eis, Fruchtpüree und Erdbeerspieße mit Schokoladenglasur.
„Am besten wäre es, wenn wir uns zu allererst um die Zauberstäbe kümmern. Dort sind die Wartezeiten am längsten, aber wir könnten uns aufteilen“, sagte Bethesda eifrig in die Runde, doch kaum eines der Kinder blickte auf. „Danny und Finn, ich begleite euch zu Ollivander, dem Zauberstabsmacher. Forrester, könntest du Ulysses, Emilia und Elicius in der Zwischenzeit zu Madam Malkins bringen? Ihr Geschäft soll erstklassig sein. Und Emilia? Emilia?“
Emilia hatte sich so auf die dahinrauschenden Straßen und Muggelvorstädte konzentriert, dass sie tatsächlich leicht zusammenzuckte, als Bethesda sie ansprach. Mit gehetztem Blick sah sie auf. „Was gibt es?“
„Wenn ich deine Großtante richtig verstanden habe, besitzt du bereits einen Zauberstab?“
Emilia nickte kurz und Ulysses fiel auf, dass er ihren Zauberstab noch gar nicht zu Gesicht bekommen hatte. Wenn er Emilias Großtante richtig verstanden hatte, handelte es sich bei Emilia Eliassen ohnehin um ein magisch so untalentiertes Mädchen, dass sie beinahe dem Begriff „Squib“ gerecht wurde. Und konnte man es einer Beinahe-Squib verübeln, dass sie nie auf den Gedanken kam, ihren Zauberstab hervorzuziehen um damit vor anderen Kindern ein wenig anzugeben?
„Möchtest du nicht dennoch zu Ollivander? Vielleicht gibt es einen Zauberstab in seinem Sortiment, der -“, versuchte es Bethesda und verstummte, denn Emilia schnitt bei den Worten ein Gesicht, als hätte jemand ihr soeben ein Schwert in eine alte Wunde gerammt. „Nein, geht in Ordnung“, versicherte sie. „Mein Zauberstab stammt noch von meiner Uroma … meine Familie würde mich umbringen, wenn ich ihn gegen einen anderen austauschen würde.“ Das sagte Emilia ohne jeglichen Witz in der Stimme. Und Ulysses war der Meinung, dass vor allem Emilias Großtante sehr wohl den Eindruck machte, als könnte sie aus lauter Griesgrämigkeit einen Mord begehen.

Gordy Knight brachte sein Gefährt mit einem wilden, buckeligen Ruck vor dem Tropfenden Kessel zum Stehen. Ein erleichtertes Raunen ging durch den Bus und die Leute drängten sich hinaus, vielleicht auf Grund ihrer Kauflaune, wahrscheinlicher aber wegen des Vielßfraß-Gestanks. Ein Gestank, an den sich wohl nur eine liebende Vielfraßmutter gewöhnen konnte - so wie Victoria, die ihren Schützling soeben ein weiters Mal in die Arme schloss.
Nachdem Ulysses, seine Eltern, Emilia, Elicius, Finn Finney und Danny Wilson den Bus verlassen und ihre Lungen mit mehreren Atemzügen frischer, gestanksloser Luft gefüllt hatten, hüpften auch Victoria, Gordy und Vielfraß Rudolph aus dem Bus. Gordy schloss die Fahrertür hinter sich, an der nun von der Innenseite ein Pappschild mit der Aufschrift Nächste Sonderfahrt um Siebzehn Uhr zweiundvierzig. London/ Birmingham/ Sheffield/ York/ Gateshead/ Großraum Schottland zu sehen war.
Ulysses wäre beinahe ein Stück zurück gesprungen, als er plötzlich bemerkte, dass Rudolph seine Schuhe akribisch beschnüffelte. Über Vielfraße wusste er genug, zum Beispiel, dass sie mit ihren kräftigen Kiefern selbst Knochen zermalen konnten. Da hätte Rudolph mit Ulysses` dünnen Lederschuhen ein leichtes Spiel.
Doch Victoria pfiff leise und Rudolph wandte sich mit einem Brummen ab und hoppelte in einem flotten Mardertrab zu dem aschblonden, schafsähnlichen Mädchen zurück. Derweil hatte Emilia das Tier mit einem ungnädigen Blick fixiert, der Ulysses verriet, dass ihr Vielfraße ebenso wenig geheuer waren wie ihm. Er fragte sich, ob es in Norwegen frei lebende Exemplare gab und ob Emilias ablehnender Blick sich dadurch erklären ließ, dass sie es einmal mit einem wilden Vielfraß zu tun bekommen hatte. Jedoch versäumte er es, sie danach zu fragen, genau wie er es bisher stets versäumt hatte, den Globus nach ihrem Heimatland abzusuchen.
Mit flappsigen Bauerngrinsen trat Gordy zu Forrester und Bethesda heran. „Kann ich Ihnen helfen, die Strixeulen zu transportieren, Sir?“, fragte er Forrester. „Ich kann mit dem Bus nicht in die Winkelgasse hineinfahren, aber ich kann ihnen helfen, die Käfige zu tragen.“
„Das wäre in der Tat sehr hilfreich. Ich muss die Strixeulen an das Eeylops Eulenkaufhaus liefern. Das Geschäft ist Ihnen bekannt?“
„Man kann nicht mit meiner kleinen Schwester Vicky verwandt sein, ohne sämtliche magischen Tierhandlungen in Großbritannien zu kennen“, lächelte Gordy und zwinkerte Victoria liebevoll zu, die sein Lächeln munter erwiderte.

So trennte sich die Gruppe: Ulysses, seine Mutter und die vier anderen Kinder nahmen als erstes den Weg durch den Tropfenden Kessel und waren alsbald schon in das dichte Getümmel der Winkelgasse eingetaucht; Forrester versprach nachzukommen, um Ulysses, Emilia und Elicius bei Madam Malkins beaufsichtigen zu können.
Um diese Zeit herrschte in der Winkelgasse, fast schon traditionell, ein reges Treiben, denn überall hatte man sich auf den Besuch von Hogwartsschülern und deren Familien eingerichtet. Schulumhänge waren jetzt billig wie nie und überall roch es nach Süßem. Die Eisverkäufer lockten mit neuen Eissorten, die Zuckerbäcker mit gewaltigen Bauwerken aus Lebkuchen und für ein paar Knuts bekam man ein Stück von einer schokoladigen Nachbildung Hogwarts`. Ulysses kaufte von seinem Taschengeld den Astronomieturm auf und kaute auf der Schokolade herum, während Bethesda ihm einen empörten Blick zuwarf, der vielleicht mit seinem pummeligen Aussehen zusammenhing. Fairerweise kaufte sie den anderen vier Kindern ebenfalls ein wenig Schokolade, auch wenn Finn Finney sich anfangs weigerte, die herrliche Schokonachbildung mit etwas anderem als seinen bewundernden Blicken anzuschmachten. Danny Wilson wurde, nachdem sie erneut in das Getümmel eingetaucht waren, vor lauter Scheu immer kleiner und kleiner, wohingegen die kleine Bethesda immer größer werden zu schien, während sie sich auf die Zehenspitzen stellte und so versuchte, die Gegend zu überschauen. „Wo William Barkley bloß abgeblieben ist“, murmelte sie sorgenvoll. Seit sie aus dem Bus gestiegen waren, hatten sie den Nachbarsjungen nicht mehr zu Gesicht bekommen, doch Ulysses verschwendete diesbezüglich keine Gedanken. William war bekannt dafür, auf eigene Faust zu handeln und außerdem war nie Rede davon gewesen, dass Bethesda die Verantwortung für ihn übernehmen sollte.
Dennoch konzentrierte sie sich so sehr darauf, den Jungen im Gedränge zu erspähen, dass sie glatt an Madam Malkins Anzüge für alle Gelegenheiten vorbeiliefen und den Fehler erst bemerkten, als sie Gringotts bereits hinter sich gelassen hatten.
„Oh Verzeihung“, seufzte Bethesda mitgenommen und sah sich zu Ulysses, Emilia und Elicius um. „Macht es etwas aus, wenn ihr alleine zurückgeht? Ollivander ist gleich dort vorne, ich werde mit Danny und Finn schon einmal vorgehen. Dein Dad kommt sofort zu Madam Malkins nach, sobald er die Strixeulen abgeliefert hat, Ulysses, das dauert nicht so lange.“

Zugegeben, Ulysses gefiel der Gedanke nicht besonders, mit Emilia und Elicius alleine zurückzumarschieren, noch dazu bei der sich dahin schiebenden, schier endlosen Menschenmasse, die sich wie eine Gletscherzunge durch die Winkelgasse walzte. Als etwas zu klein geratener Elfjähriger konnte man dabei leicht das Gefühl bekommen, lebendig begraben zu werden.
Emilia und Elicius schienen selbstständiger, denn sie nahmen Bethesdas Vorschlag bedenkenlos an. Zu dritt drängten sie sich also zurück zu der Boutique und schlüpften durch die Vordertür hinein in einen gemütlichen Laden, der nach Bohnerwachs und frischer Wäsche roch. Im Vergleich zu der restlichen Winkelgasse, war es hier angenehm leer; eine vierköpfige Familie stöberte gerade durch die Waren und zwei Hexen Anfang zwanzig schwatzten über angemessene Rocklängen.
Ulysses zog die Liste der benötigten Kleidung aus seiner Hosentasche. Bethesda hatte die Liste selbst geschrieben, angefangen bei der Kleidung, die sie für Hogwarts benötigten, bis hin zu alltäglichen Dingen, wie warme Wintersocken und Gürtel.
„Wir wissen nicht, welche Kleidergröße wir haben“, sagte Emilia, die ebenfalls auf die Notizen gespäht hatte.
„Ich auch nicht“, sagte Ulysses, der im Grunde auch nicht wissen wollte, welche Größe er besaß.
Als hätte sie auf ihren Einsatz gewartet, kam eine Hexe in malvenfarbener Robe herbeigehuscht. Sie war jung, vielleicht gerade mal um die dreißig Jahre alt, doch sie war stämmig und wohlgenährt, mit roten Wangen und mit glitzernden Armbändern behangen. „Guten Tag, was kann ich für euch tun? Lasst mich raten … Erstklässler?“ Dabei deutete sie auch Ulysses und Elicius und wandte sich dann an Emilia. „Du scheinst mir schon etwas älter zu sein. In welchem Schulhaus bist du denn, meine Kleine?“
Augenscheinlich um die Wahrheit verlegen, antwortete Emilia: „Ich komme in die zweite Klasse, aber es ist mein erstes Jahr in Hogwarts.“
„Sie ging davor auf eine andere Zauberschule“, ergänzte Ulysses, denn die Frau hatte einen leicht verwirrten Blick aufgesetzt, als hätte man ihr eine schwere Rechenaufgabe gestellt. Außerdem registrierte Ulysses, dass das Oberhaupt der vierköpfigen Familie bei seinen Worten aufgeblickt hatte. Es war ein Mann mit langem Gesicht und einer spitzen Nase; sein blondes Haar wirkte zu weich und fein, wie die Haare eines Babys, Haar, das nicht zu seinem Träger passen wollte.
„Auf welcher Schule warst du?“, erkundigte sich die Verkäuferin, während sie Ulysses, Emilia und Elicius zu drei Schemeln führte, die vor einer großen Spiegelwand standen. „Beauxbatons?“
„Fuglefjell“, antwortete Emilia und fügte hinzu: „Die liegt in Norwegen.“
„Norwegen, so, so. Waren die nicht vor einigen Jahren Vizeeuropameister im Quidditch?“
Etwas ratlos blickte Emilia zu Elicius hinüber, der auf seinem Schemel stand und seine Schwester keine bessere Antwort als ein ahnungsloses Schulternzucken schenken konnte. Als die Verkäuferin kurz davongehuscht war, um die zwei anderen jungen Hexen im Laden zu bedienen, wandte sich Ulysses an Emilia. „Wie kommt es, dass du darüber nicht bescheid weißt? 1956, die Karasjok Kites gegen die Caerphilly Catapults. Eines der besten Spiele überhaupt, so gut, dass sogar ich das weiß, obwohl ich mich nicht im Geringsten für Quidditch interessiere.“
Emilia zuckte mit den Schultern und schaffte es, sogar auf ihrem furchtbar wackeligen Schemel eiskalte Würde auszustrahlen. „Manchmal stellst du sehr dumme Fragen, Ulysses Rathburn“, entgegnete sie. „Aber wenn du möchtest, kann ich dir etwas über den Englischen Fußball erzählen. Damit kenne ich mich nämlich bestens aus.“

Ulysses wollte nichts über den Englischen Fußball wissen, also lenkte er de Blick stur in eine andere Richtung, wo ihm erneut der Mann mit den babyblonden Haaren auffiel, der mit seiner Frau, die einen unheimlich dummen Eindruck machte, einige Worte wechselte. Dabei strich er seinem Sohn, ein silberblonder Junge von acht oder neun Jahren, der lange Haare wie ein Engel besaß, gedankenverloren über den Kopf. Etwas abseits stand eine Jugendliche mit verschränkten Armen und mit gereizter Miene und sah der Verkäuferin bei der Arbeit zu, als wartete sie darauf, bedient zu werden. Ulysses fiel das Mädchen auf, weil sie, obwohl sie grimmig dreinblickte, eine überwältigende Erscheinung war. Sie war ebenso blond wie ihr kleiner Bruder und ihr Gesicht war gradlinig und von einem reinen Porzellanweiß, das Ulysses mit einer edlen Herkunft verband. Alles an ihr war klar und kühl, als hätte sie es darauf angelegt, auf ihre Umgebung möglichst überirdisch zu wirken. Bei ihrem Anblick hätte Bethesda Rathburn höchstwahrscheinlich anerkennend „Da passt jeder Knopf zur Rockfalte“ gesagt, ein Lob, das einen Zustand allerhöchster Aristokratie und Schönheit beschrieb und auch Ulysses war der Meinung, dass bei der Jugendlichen tatsächlich jeder einzelne Knopf zur Rockfalte passte.
„Ich sehe nicht ein, warum du mir diesen Mantel nicht kaufen möchtest, Vater“, sagte die Jugendliche gerade und schaffte es dabei, das spitze Kinn noch trotziger vorzuschieben. „Es ist bald September. September! Ohne Wintermantel werde ich schrecklich frieren.“
„Was steht auf der Schulliste, Imperia?“, knurrte der Mann mit den babyblonden Haaren. „Erlaubt Hogwarts weiße Mäntel mit Pelzkragen?“ Es klang weniger wie eine Frage, sondern vielmehr wie eine Anschuldigung.
„Nein“, sagte Imperia schlicht. „Aber wenn du möchtest, dass ich euch während der Ferien besuchen komme …“
„Hast du das gehört, Abraxas?“, rief die Mutter und schlug sich die Hände vor den Mund. „Sie wird während der Ferien nicht heimkommen, wenn sie keinen Wintermantel hat! Sie würde auch schrecklich frieren! Die Schulmäntel sind immer so dünn und Imperia ist nun mal ein zartes Mädchen!“
„Schlag dich nicht immer auf ihre Seite, Petronella!“, giftete Abraxas mit zornigem Blick.
„Ich schlage mich nicht auf ihre Seite!“, gab die Frau empört zu zurück und trippelte zu ihrer Tochter. Auch Petronella war zierlich und blond, doch während sie lief, hielt sie ihre Arme und Hände so merkwürdig zur Seite, als ob sie emsig versuchte, ihren Nagellack zu trocknen, wodurch sie wie die Karikatur eines feinen Püppchens wirkte. „Imperia friert tatsächlich immer sehr schnell!“, verteidigte sie weiterhin ihren Standpunkt. „Und der Mantel ist außerdem ein echtes Schnäppchen. Möchtest du, dass sich unsere Tochter im Winter erkältet? Dass sie in Hogwarts sitzt und sich die Nase schnauben muss, bis sie rot wird?“
Abraxas` Gesicht hatte sich mit jedem Wort nur weiter verfinstert und nun schien er kurz davor zu sein, den Laden und seine kauflustige Familie einfach hinter sich zu lassen. Nur seinem Sohn strich er weiterhin mit der selben gönnerhaften Ruhe über den Kopf, wie er es schon zu Beginn getan hatte. „Imperia ist verwöhnt. Das muss man ihr austreiben. Dieser verdammte weiße Mantel -“.
„Cremefarben“, verbesserte Imperia ihn pikiert.
„Ob weiß, ob cremefarben, ob sabberhexengrün - es geht um das Prinzip! Wie viele Wintermäntel hast du zu Hause in deinem Zimmer, Imperia?“
Imperia biss sich auf die Lippen, offenbar hatte sie sehr wohl verstanden, worauf ihr Vater hinauswollte. Bloß Petronella ließ nicht locker, sondern fuhr mit der Hand abwertend durch die Luft. „Siebzehn Mäntel sind nicht die Welt, Abraxas, Darling.“
Wahrscheinlich hätte der Familienzwist noch länger angehalten, hätte der kleine Sohn von Abraxas nicht mit einem Mal seinen Kopf gehoben und mit verträumter Stimme gesagt: „Wollten wir nicht in den Krötenzirkus, Vater?“
Sofort wurde Abraxas` Gesicht weich und formbar. „Ah, natürlich, Lucius. Die Vorstellung beginnt in zehn Minuten. Gut, dass du mich daran erinnerst. Petronella, Imperia, kommt.“

Die blondköpfige Familie setzte sich in Bewegung, alle bis auf Imperia, die stur und wie angewurzelt dastand und ihrem Vater brennende Blicke in den Rücken bohrte. „Ich hasse Kröten!“, sagte sie energisch.
„Seit wann hast du Angst vor Kröten?“ Der kleine Lucius hatte sich zu seiner Schwester umgedreht und mit seinem hinterhältigen Grinsen sah er plötzlich ganz und gar nicht mehr engelsgleich aus.
„Ich habe keine Angst vor Kröten“, erwiderte Imperia lahm und ohne, dass sie ihren Mund dabei besonders viel bewegen musste. „Ich hasse sie ganz einfach.“
Für das Anliegen seiner Tochter schien Abraxas sich auch diesmal nicht besonders zu interessieren. Mit Lucius an der Hand und seiner Frau im Schlepptau hatte er das Geschäft beinahe schon verlassen, ehe er wie nebensächlich brummte: „Dann kommst du eben nicht mit, Imperia. Wir treffen uns um halb fünf vor Gringotts.“
Die Ladentür fiel ins Schloss, ehe die Verkäuferin überhaupt bemerkt hatte, dass drei ihrer Kunden soeben gegangen war. Unnötigerweise rief sie ihnen ein „Auf Wiedersehen Mr. und Mrs. Malfoy“ hinterher, doch sie bekam nicht einmal ihr eigenes Echo zurück. Imperia verschwendete keinen Blick mehr in Richtung Ladentür, sie hatte einen stoischen Gesichtsausdruck aufgesetzt und wandte sich erneut den Wintermänteln zu, ließ Felle und Stoffe durch ihre Finger gleiten, ohne dabei auf irgendwelche Preise zu achten. Selbst mit einem Vater im Nacken, der gegenüber seiner Tochter wenig spendabel war, schien Imperia Malfoy es sich gut gehen zu lassen. Unweigerlich musste sich Ulysses fragen, wie viel Taschengeld ihr zur Verfügung stand, als Imperia sich eine Papiertasche bringen ließ und sich daranmachte, hübsche Röcke und Roben einzupacken.

Die nächsten Minuten verbrachten Ulysses, Emilia und Elicius damit, sich auf dem Schemel hin und her zu drehen, bis man ihre sämtlichen Maße genommen und notiert hatte. Schließlich war es Zeit, eine Auswahl an Stoffen und Schnitten zu treffen und Ulysses war froh, als sein Vater Forrester endlich das Geschäft betrat und ihm die Entscheidung abnahm. „Machen Sie es so klassisch wie möglich, Madam Malkin“, wies er sie freundlich an. „Oder habt ihr besondere Extrawünsche, Emilia und Elicius?“
Das einzige worauf Emilia großen Wert legte, waren besonders dicke Socken, gefütterte Schuhe für den Winter und engmaschige Strumpfhosen, die besser vor Kälte schützten. Ulysses glaubte, dass hier die Erfahrung skandinavischer Wintertage aus ihr sprach.
„Wir haben momentan sehr viele offene Bestellungen“, sagte Madam Malkin irgendwann an Forrester gewandt, als sie gerade dabei war, Elicius` Kopfumfang ein zweites Mal zu vermessen. „Es besteht die Möglichkeit, dass wir Ihnen die fertige Kleidung vor den ersten September kostenlos liefern. Die meisten Kunden greifen auf dieses Angebot zurück.“
„Das hört sich tatsächlich sehr gut an“, sagte er und sah auf seine goldene Armbanduhr. „Die Alternative dazu wäre sicherlich, dass wir hier noch eine ganze Weile im Laden warten müssen, ehe die Kleidung fertig ist?“
„Eine Stunde Wartezeit, mindestens.“
„Dann werde ich auf Ihren Lieferservice zurückgreifen. Die Kinder brauchen noch Bücher, Zauberstäbe, Kessel … Sie kennen das ja.“

Ulysses war froh, dass man Ihnen die Wartezeit ersparen würde. Die Winkelgasse war viel zu groß, bunt und vielseitig, als dass man einen geschlagenen halben Tag in einer kleinen Boutique ausharren könnte. Nachdem Forrester die Ware im Voraus bezahlt und sich eine Quittung ausschreiben gelassen hatte, machten sie sich zu viert daran, den Laden zu verlassen. Ulysses nutzte die Gelegenheit, einen letzten kurzen Blick hinüber zu Imperia Malfoy zu werfen, die weiterhin mit demonstrativer Ruhe herumstöberte. Ihre Papiertasche war inzwischen bereits reich gefüllt mit Dingen, die zusammen sicherlich ein stattliches Häufchen Zaubergold kosten würden. Mit leichter Überraschung bemerkte Ulysses, dass auch Emilia den Kopf gewandt hatte, um Imperia in Augenschein zu nehmen. In ihrem blassen Gesicht lag eine Spur von mädchenhafter Bewunderung.
Die Sommerhitze drückte Ulysses fast in die Knie, als er die Boutique verließ. Die Luft um ihn herum war heiß und trocken und irgendwie sauerstoffärmer, als er gehofft hatte. Sie drückten sich im Schatten der Häuser umher, bis sie schließlich, kurz vor Ollivander auf Bethesda, Danny Wilson und Finn Finney trafen.
„Ihr wart bis eben gerade beim alten Ollivander?“, erkundigte sich Forrester sichtlich verblüfft und sein Blick huschte zwischen Danny und Finn hin und her, als ob er einen Übeltäter entlarven wollte.
„Ach, das war ein hartes Stück Arbeit“, seufzte Bethesda und tupfte sich mit einem feuchten Tuch über die Stirn. „Besonders bei Finn. Aber Ollivander war ganz begeistert von ihm, nicht wahr, Finn?“ Liebevoll klopfte sie dem Jungen mit den braunroten Locken auf die Schulter und Finn lächelte breit und aufrichtig.

Ulysses war sich ziemlich sicher, dass Ollivander auch von ihm begeistert sein würde, denn wenn dem alten Zauberstabsmacher schon der Anblick eines Muggelstämmigen ausreichte, um in bewundernde Beifallsstürme auszubrechen, würde er auf einen echten Reinblüter sicherlich ähnlich reagieren. Doch wie sich herausstellte, behandelte Ollivander sowohl ihn als auch Elicius wie völlig alltägliche Kunden. Das bedeutete natürlich nicht, dass Ollivander abweißend oder gar unfreundlich zu ihnen war, nein, es bedeutete, dass er einfach seine Arbeit erledigte, ohne sich mit unnötigem Geschwätz aufzuhalten.
So starrte er Elicius, der als erster an der Reihe war, eine Zeit lang aus seinen blassblauen Augen heraus an, bis ihm schließlich ein Einfall zu kommen schien. „Ich glaube, Sie sind mir der Typ Magier, der ein kräftiges Werkzeug für ruhige Arbeit benötigt.“
Daraufhin zog er eine längliche Schachtel aus einem Regal und öffnete sie. Auf einem Samtkissen lag in ihrem Inneren ein schöner, heller Zauberstab.
„Eiseneiche mit einem gemahlenen Drachenzahn in seinem Inneren, zwölf Zoll. Durchschlagend und feurig.“
Elicius griff zögernd nach dem Stab, doch als keine Reaktion erfolgte riss Ollivander ihm sogleich wieder den Zauberstab aus der Hand, legte ihn behutsam zurück und kam mit einer neuen Schachtel zurück. „Mir scheint, Eiseneiche ist zu unterkühlt für Sie. Und der Drachenzahn ist gewiss etwas zu feurig. Sie brauchen etwas Neutraleres, etwas Ruhigeres. Hier, probieren Sie dieses Stück hier.“ Er drückte Elicius einen etwas dunkleren Zauberstab in die Hand. „Das ist Edelkastanie. Der Kern besteht aus mehreren Käferbeinen. Versuchen Sie es.“
Scheinbar war dieser Zauberstab bereits besser geeignet für Elicius, denn kaum hatte er seine Finger um das Holz geschlossen, paffte ein feiner Sprühnebel aus der Spitze und ein zischendes Geräusch erklang, ganz so, als hätte jemand eine Teekanne auf dem Herd vergessen. Aber Ollivander war noch nicht zufrieden. „Käferbeine sind geeignet, ja … aber das Holz will sich nicht mit Ihnen anfreunden. Da brauchen wir etwas anderes.“
Am Ende stellte sich heraus, das der perfekte Zauberstab für Elicius aus Lindenholz bestand, in dessen Innerem Käferbeine eingefasst waren und ihre magische Arbeit verrichteten.
Ulysses war ein leichterer Kunde, wobei er nicht wusste, ob das nun ein gutes oder schlechtes Zeichen war. Zumindest hatte Ollivander gleich beim zweiten Versuch einen Zauberstab für ihn gefunden: Weidenbaum mit einem Kern áus Bernsteinstaub und der geringen Länge von neun Zoll. Emilia gab ihre missbilligende Meinung zum Besten, als sie sagte, der Zauberstab sehe aus wie einer verunglückte Karotte mit Drachenpockenbefall, woraufhin Ulysses ihr am liebsten einen ersten Testfluch entgegen geschleudert hätte.
Am späten Nachmittag saßen sie alle schwer bepackt im Fahrenden Ritter und waren froh, die Mittagssonne und den langwierigen Einkaufsbummel hinter sich gelassen zu haben. Die Rückfahrt verbrachte Ulysses damit, in einem seiner Schulbücher zu schmökern, während er sich große Mühe gab, um den grässlichen Gestank zu ignorieren, den Vielfraß Rudolph derweil eifrig produzierte.

Fortsetzung folgt…

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

Kommentar: Diejenigen von euch, die meine Todesser-FF „Umbra Inkognito“ gelesen haben, können sich vielleicht noch an Imperia Malfoy, Lucius` ältere Schwester, erinnern? Natürlich spielt sie auch in dieser Geschichte eine wichtige Rolle, aber ich will nicht zu viel verraten. Generell gibt es in diesem Kapitel ein paar Details, die auch in „Umbra Inkognito“ eine Rolle gespielt haben, aber daran können sich bestimmt nur die Leute erinnern, die die Story frisch gelesen haben. Stichwort Fahrender Ritter … aber nein, ich will wirklich nicht zu viel verraten!
Über Ulysses: Ich habe mehrmals geschrieben, er sei pummelig. Nun, ich sollte jedoch richtig stellen, dass er keinesfalls dick oder so ist. Er ist bloß ein wenig kräftig. Ich sage das, damit sich meine Leser keinen Sumo-Ringer oder so vorstellen, denn das wäre definitiv ein sehr falsches (und womöglich sehr negatives?) Bild von ihm.
Danke auch an die Kommentare!


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