Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Ancient History I - Der Verbotene Wald - Die fremde Besucherin

von Kiosk

Ancient History I – Der Verbotene Wald

1. Die fremde Besucherin


Sommer 1961

Es klingelte an der Tür.
Ulysses Rathburn verdrehte die Augen und griff nach einem Buch, damit er beschäftigt aussah. Er wusste, dass diese Taktik mit großer Wahrscheinlichkeit nicht aufgehen würde, aber es schadete trotzdem nicht. Denn er wollte wenigstens so tun, als würde ihn das Kommende nicht im Geringsten interessieren, ganz lässig und unterkühlt und durchweg routiniert. Und obwohl er sich große Mühe gab, so lässig und unterkühlt wie nur möglich zu sein, kam er nicht drum herum, den Stimmen zu lauschen, die aus dem Erdgeschoss drangen. Am lautesten war die Stimme seiner Mutter. „Kommen Sie rein, Mrs. Eliassen, kommen Sie doch und setzen Sie sich.“

Das Buch rutschte Ulysses aus den Händen und schlug dumpf auf dem Holzfußboden seines Zimmers auf, doch er achtete nicht weiter darauf. Auf allen Vieren kroch er in Richtung Tür, die einen Spalt offen stand. In der Hoffnung, die Besucher zumindest kurz ins Auge fassen und sich seine übliche vorschnelle Meinung bilden zu können, spähte er hindurch. Natürlich konnte er von seinen Standpunkt aus nicht viel vom Erdgeschoss erkennen, nur den unteren Treppenansatz und den wuchtigen Schatten einer Frau, die sich offenbar gerade aus ihrem Mantel schälte. Außerdem konnte Ulysses den frischen Duft von hausgemachten, noch warmen Pfefferminzkuchen wahrnehmen, der aus der Küche drang und bis zu ihm ins Kinderzimmer waberte, um seine Nase zu verführen.
Pfefferminzkuchen war geradezu typisch für Tage wie diesen. Es war Mutters bestes Kuchenrezept und war es nur dann wert angewandt zu werden, wenn sie wichtige Gäste erwarteten. Pfefferminzkuchen für sich betrachtet, war etwas, mit dem Ulysses natürlich gut leben konnte, doch auf so manch einen Gast, der in sein Elternhaus geladen wurde, hätte er im Gegenzug lieber verzichtet.

Ulysses öffnete die Tür noch ein Stück weiter, darauf bedacht, sich nicht durch ein verräterisches Knarren oder ähnliches bemerkbar zu machen. Noch immer auf Knien rutschte er weiter, hin zu dem althölzernen Treppengeländer, in dem sich der Duft von Jahrhunderten förmlich eingebrannt hatte. Ulysses konnte es deutlich riechen, während er sein pausbackiges Gesicht gegen das Geländer presste und nach unten, in das kleine Foyer des Erdgeschosses linste, wo eine große, stämmige Frau soeben ihren leichten Sommermantel an den Kleiderständer hing. Viel konnte er nicht von ihr erkennen, bloß ihre hoch staffierten, blonden Haare, altersschlaffe Wangen und einen tief hängenden, griesgrämigen, kleinen Mund.
Die Frau, es musste sich um Mrs. Eliassen handeln, ließ ihre feisten Augen suchend umherschwappen, als ob sie das Haus, das sie soeben betreten hatte, auf Herz und Nieren prüfen wollte. Als sie den Mund aufmachte, sprach sie mit einem ungewöhnlichen Dialekt, den Ulysses kaum einordnen konnte. „Wie lange arbeiten Sie schon als Freiwillige Beauftragte für Muggelstämmige, Mrs. Rathburn?“

Ohne in Ulysses` Blickfeld aufzutauchen, zwitscherte seine Mutter Bethesda Rathburn gutgelaunt: „Oh, fast ein Dutzend Jahre, schätze ich. Eine großartige Arbeit, ich war sehr froh, als das Ministerium sich an mich gewandt hat und mich gebeten hat-“
„Ich persönlich halte nicht besonders viel von … Muggelstämmigen“, warf die Blonde dazwischen und betonte das Wort „Muggelstämmigen“ auf eigenartig zögernde Weise. Vielleicht deshalb, weil sie liebend gerne einen beleidigenden Begriff wie „Schlammblut“ verwendet hätte, ihr englischer Wortschatz eine solche Bezeichnung jedoch nicht kannte. So blieb es also bei „Muggelstämmigen“, doch die Frau verzog ihren griesgrämigen Mund dabei auf eine Art, die mehr ausdrückte als tausend Worte. „Ich könnte mir nicht vorstellen“, quakte sie weiter, „Muggelblagen in meinem Haus herumlaufen zu haben. Um wie viele dieser Kinder kümmern sie sich, ehe man sie in Hogwarts einschult, Mrs. Rathburn?“
„Meist um zwei bis drei Kinder pro Jahr. Vor allem solche Kinder, die aus Familien stammen, die der Zaubererwelt alles andere als aufgeschlossen sind. Ich kümmere mich darum, dass sie ihre Schulsachen bekommen, dass sie grundlegend in die Gesetze und Werte unserer Welt eingeführt werden, dass sie-“
„Ja, ja“, unterbrach die Fremde Ulysses` Mutter erneut und ihre Hände zuckten kurz in Richtung ihres Kopfes, als hätte sie sich am liebsten die Ohren zugehalten. „Ich verstehe vollkommen, Mrs. Rathburn. Nun, zum Glück handelt es sich bei den beiden Blagen, die ich Ihnen mitgebracht habe, nicht um Muggelstämmige. Ja, ich nenne sie `Blagen´ obwohl sie reinblütig sind und aus meiner noblen Familie stammen.“
„Oh, ich bin sicher, es sind zwei ganz reizende Kinder, Mrs. Eliassen, ich-“
„Ihre Mutter ist eine Squib. Eine Squib der missratensten Art, möchte ich meinen. Und ihr Vater – tse! Eine Schande. Man sagt euch Engländern ja immer tadelloses Benehmen nach, aber dieser Kerl ist eine Landplage, ein Gauner. Da konnte nichts Gutes bei herauskommen. Und dann noch dieses uneheliche Treiben – ungeheuerlich! Wo doch jeder weiß, dass uneheliche Kinder kaum besser sind als Wechselbalge. Das Mädchen ist eine Squib, oder zumindest etwas, was dem sehr Nahe kommt. Hat es geschafft, gleich in ihrem ersten Schuljahr von der Schule geschmissen zu werden. Hat herumgegaunert wie ihr Vater und wenn sie nicht herumgegaunert hat, lag sie auf der faulen Haut. Hausaufgaben? Pah! Strebsames Lernen? Das kennt die Göre nur vom Hörensagen.“ Und dann, ohne umschweife und ohne ihre abfallende Tonart zu ändern, fügte Mrs. Eliassen hinzu: „Es riecht hier übrigens äußerst köstlich, Mrs. Rathburn. Darf ich fragen, was Sie da gebacken haben?“
„Pfefferminzkuchen. Meine Familie und ich lieben Pfefferminzkuchen.“
„Ja, das sieht man Ihnen an“, sagte Mrs. Eliassen und warf dem dicken Bauch von Bethesda Rathburn dabei einen unverschämt viel sagenden Blick zu, bevor sie hinzufügte: „Diese Liebe sieht man ihnen wirklich an.“ Die Beleidigung sprudelte so schnell und gut gezielt aus Mrs. Eliassens Mund heraus, als hätte sie schon lange auf die Gelegenheit gewartet, ihrer Gegenüber in den Rücken zu fallen. Mrs. Eliassen schien eindeutig zu der Sorte Mensch zu gehören, die jeden Tag als vergeudet ansahen, an dem sie nicht ihre Krallen ausfahren konnten. Ulysses brauchte keine weiteren Beweise um zu wissen, dass er diese Frau nicht mochte und ihm wurde flau bei den Gedanken, dass man vielleicht von ihm verlangen könnte, zusammen mit dieser widerborstigen Ausländerin zu Abend zu essen.

Er fragte sich außerdem, woher die Fremde das Recht nahm, seine Mutter derart zu beleidigen! Gut, Bethesda Rathburn mochte Pfefferminzkuchen lieben und, ja, diese Liebe sah man ihr deutlich an, denn sie war eine kugelrunde, kleine Frau. Doch alles in allem überragte Mrs. Eliassen Bethesda in jeglicher Hinsicht, vor allem was Körperumfang und –Größe anbelangte. Von seinem Platz aus hatte Ulysses eine gute Übersicht über die verschiedensten Fettpolster der Frau, die alles in allem so stämmig wirkte wie eine Walrosskuh – und ganz nebenbei auch ähnlich hässlich war.
Innerlich schüttelte er sich bereits vor ihr, es war eine Art psychischer Ekel.
„Nun“, begann Bethesda von neuem. Diesmal klang ihre Stimme leiser, schüchterner und vielleicht auch ein klein wenig eingeschnappt. „Nun … warum setzen wir uns nicht, Mrs. Eliassen? Sie haben sicherlich viel zu erzählen.“
„Ganz und gar nicht, meine Gute. Ich bin schließlich nur gekommen, um die Kinder meiner vermaledeiten Großnichte Vigdis bei Ihnen abzuliefern. Eine Dreistigkeit von Vigdis, einfach durchzubrennen. Aber Sie hatte schon immer diese Ader. Hab`s ihr schon angesehen, da war sie kaum älter als zwei Wochen. Hatte diesen tumben Blick, den nur die allerschändlichsten Squibs haben. Hab zu ihrer Mutter gesagt `Hör zu, Sigrid, trage den Namen deiner Tochter erst gar nicht ins Stammbuch ein, die wird dir nur Schande bringen´. Und ich habe Recht behalten, natürlich. Hat sich früh herumgetrieben, die Vigdis. Ein aufmüpfiges, unbelehrbares Kind mit einer Menge Stroh im Kopf. Und nun ist sie mal wieder durchgebrannt. Ist ja nicht das erste Mal. Überlässt es ihrer Familie, sich um ihre Kinder zu kümmern, nachdem sie die beiden Blagen ohne Essen und Muggelgeld zurückgelassen hat. Das ist der Grund, warum ich hier bin, wie Sie natürlich wissen, Mrs. Rathburn. Die Kinder sind zumindest zur Hälfte Briten, also ist es diesmal wohl an Ihrem Land, sich um sie zu kümmern.“

Nun tauchte Bethesda in Ulysses` Blickfeld auf. Zwar war sie eine mollige Frau, doch längst nicht groß und breit genug, um auch nur Mrs. Eliassens Schatten Paroli bieten zu können. Stattdessen stand sie mit mutlos herunterhängenden Schultern im Foyer, mit der Hand über dem Herzen und der Sommersonne, die durch die bunt getönten Fenster des Hauses schien und die Umgebung in alle erdenklichen Farben badete. „Sie sind recht grob, Mrs. Eliassen“, hauchte sie in einem Anflug von Autorität. „Sind Sie sicher, dass Sie ihre Familienmitglieder nicht gerade schlechter machen als sie in Wirklichkeit sind?“
Doch anstatt zu Antworten, schnaubte Mrs. Eliassen bloß spöttisch.
Bethesda Rathburn aber fand schnell ihr herzliches Lächeln wieder, als sie die andere Frau zu sich winkte. „Genehmigen Sie sich doch ein Stück Kuchen. Währenddessen können Sie mir erzählen, wie es mit der Schulkarriere Ihrem Großneffen und Ihrer Großnichte weitergehen soll. Wie ich hörte, ist das Mädchen, Emilia, von der norwegischen Zauberschule geworfen worden?“
„Sie sprechen da ein leidiges Thema an“, schnarrte Mrs. Eliassen, schien jedoch zumindest bezüglich des Kuchens etwas erweicht worden zu sein, denn sie folgte Bethesda in die Küche. Verhaltenes Geschirrklimpern ertönte und Ulysses musste sich bis an den oberen Treppenansatz heranwagen, um in einen Teil der Küche spähen zu können. Dort deckte Bethesda gerade fleißig den Tisch für fünf Personen, während Mrs. Eliassen mürrisch erzählte: „Fuglefjell ist eine Zauberschule mit sehr gutem Ruf. Da war es nur verständlich, dass sie Emilias Verhalten nicht lange tolerieren konnte. Nicht nur, dass Emilia eine schlechte Schülerin ist, nein, sie fällt zudem ständig mit ihrem negativen Verhalten auf.“
„Und der Junge?“
„Elicius? Kann ein ordentlicher Kerl sein, wenn er nicht gerade von seiner Schwester dazu angestachelt wird, es ihrem schlechten Verhalten gleichzutun. Es hätte meiner Familie und mir natürlich besser gefallen, wäre er in Fuglefjell zur Schule gegangen, aber was will man machen? Als seine Mutter Vigdis mit dem Kindsvater nach Großbritannien durchbrannte, zum wiederholten Male übrigens, hat man Emilia und Elicius automatisch in Hogwarts eingeschrieben. Der Wohnsitz der Mutter bestimmt nun mal den Wohnsitz der Kinder. Ich habe natürlich sowohl vor dem Britischen, als auch vor dem Norwegischen Zaubereiministerium zu erklären versucht, dass Vigdis ohne ihre Kinder abgehauen ist, doch zu diesem Zeitpunkt ließ sich dieser ganze Bürokratenunsinn schon gar nicht mehr abwenden, zumindest nicht so kurzfristig.“

„Und wo sind sie zur Zeit?“, erkundigte sich Bethesda, die nach einem Messer gegriffen hatte, um den Pfefferminzkuchen anzuschneiden, der einen herrlich frischen Geruch verströmte. Genau fünf Kuchenstücke schnitt sie ab, einen für jeden Teller auf dem rustikalen Holztisch.
„Wer ist wo?“, grunzte Mrs. Eliassen und blickte verwirrt auf. Ihre fetten, gelblichen Augäpfel traten in ihrem völligen Unverständnis aus den Höhlen hervor.
„Na, die Kinder! Sie reden die ganze Zeit von den Kindern, Mrs. Eliassen. Doch ich frage mich die ganze Zeit, wo Sie nun sind.“
„Ach so!“ Die Frau stieß ein Brummen aus. Offenbar hatte Sie sich Sorgen darüber gemacht, Bethesda könnte über so bedeutende Dinge wie verlorene Handtaschen oder Ohrringe reden. Dass jedoch nur die Abwesenheit zweier Kinder ging, schien die Norwegerin ungemein zu beruhigen, denn sie machte eine wegwerfende Handbewegung als sie antwortete: „Sind noch in Halden.“ Zum ersten Mal klang ihr Dialekt angemessen, was Ulysses sagte, dass dieser Ort irgendwo in ihrem Heimatland Norwegen liegen musste.
„Ich wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus brechen“, fuhr Mrs. Eliassen fort. „Zuerst wollte ich die Einzelheiten mit Ihnen alleine besprechen, Mrs. Rathburn, bevor ich Ihnen die Blagen bringe.“

Bethesda nickte zögerlich, doch ihre zusammengekniffenen Lippen verrieten zumindest Ulysses deutlich, wie unangenehm ihr der nicht allzu kinderliebe Norwegische Besuch sein musste. Schließlich konnte Bethesda Rathburn ohne Probleme als eine der herzlichsten und gutmütigsten Hexen Großbritanniens bezeichnet werden. Jedes Jahr um die Sommermonate herum, lud sie die zauberbegabten Abkömmlinge jener Muggelfamilien in ihr Haus, die unter ganz besonders muggelhaftem Benehmen litten und sich oftmals strikt weigerten, ihren Nachwuchs auch nur in die Nähe von Hogwarts zu lassen. Um dem magisch begabten Nachwuchs zumindest die Chance zu geben, vor ihrer Einschulung in der Zauberwelt Fuß zu fassen, kümmerte sich Bethesda mit vollem Einsatz um die Kinder. Sehr zum Leidwesen von Ulysses, der es nicht ertragen konnte, seine Mutter und sein Haus mit Muggelgeborenen zu teilen. Er war ein Einzelkind und – das musste er sich selbst eingestehen – obendrauf noch sehr verwöhnt. Fremde Kinder verdienten seiner Meinung nach nur böse Seitenblicke.
Während Mrs. Eliassen ihr Kuchenstück mit der Gabel malträtierte, fragte Bethesda: „Und? Haben Sie denn nun alles Wichtige mit mir besprochen, Mrs. Eliassen? Ich würde die Kinder nun gerne kennen lernen.“
Der Norwegische Besuch grunzte zustimmend, erhob sich von ihrem Platz und nuschelte durch den halbzerkauten Kuchenbrei in ihrer Mundhöhle hindurch: „Gut, werde jetzt aufbrechen und sie holen.“

Bethesda brachte die Frau noch bis zur Tür und atmete erleichtert auf, als sie endlich das Haus verlassen hatte. Und weil sie ihren Sohn so gut kannte und wusste, dass er den Treppenansatz gerne als Lauschposten benutzte, blickte sie auf und lächelte müde, als sie ihn entdeckte. „Und, Ulysses? Was hältst du von ihr?“
„Es gibt freundlichere Personen“, sagte er vage. Wenn er ehrlich mit seiner Mutter gewesen wäre, hätte er geantwortet, dass Mrs. Eliassen das geringere Übel war. Natürlich, sie mochte eine hundsgemeine Ader haben, aber zumindest hatte sie das Haus nach kurzer Zeit wieder verlassen. Das konnte man von den beiden Kindern, die hier jeden Augenblick auftauchen konnten, nicht behaupten.
„Warum nimmst du sie auf?“, erkundigte er sich und bemerkte, wie quengelnd und kindisch sich seine Stimme dabei anhörte. „Du kümmerst dich doch sonst nur um Kinder aus Muggelfamilien, Mum.“ Mit schweren Schritten stieg er die Treppe hinunter, bis er im Foyer stand und außerdem einen guten Blick in die Küche hatte. Vier der fünf Teller standen noch immer unberührt da, doch der Pfefferminzkuchen konnte noch so lecker, minzig, schokoladig und erfrischend duften, Ulysses war der Appetit vergangen. Ihm kam es vor, als ob zwei Schwerverbrecher im Begriff waren, in seinem Haus einzuziehen und im Kopf ging er die Liste wichtiger Gegenstände durch, die er besser vor Langfingern verstecken sollte. Angefangen bei seinem Stofftier, bis hin zu seinem nagelneuen Quidditchschläger - Ulysses spielte kein Quidditch auf Besen, denn er war ungelenkt, feige und nicht schwindelfrei, aber das hatte seine Eltern nicht daran gehindert, ihm einen Schläger aus edlem Tropenholz zu schenken. Dieser, auf Hochglanz polierte und handgearbeitete Schläger war an sich schon so etwas wie eine kleine Geldanlage. Und dann war da noch der Sparmuggel aus Porzellan, den sein Großvater ihm zu seinen elften Geburtstag geschenkt hatte und der immer „Klasse, da kann ich mir ja bald eine Kiste Bier für kaufen!“ rief, wenn man Zaubermünzen in seinen Sparschlitz hineinwarf.

„Wer sollte die Kinder denn sonst aufnehmen, Uly“, sagte Bethesda warm aber durchaus resolut. Sie trippelte an ihm vorbei und machte sich daran, eine große Kanne mit heißer Schokolade vorzubereiten. Heiße Schokolade bekam Ulysses im Normalfall selten zu trinken, denn er war ein pummeliger Junge, der irgendwann aus allen Nähten platzen würde, wenn man ihn weiterhin zwischen den Hauptmahlzeiten munter zufütterte. Bis vor kurzem hatte er durchaus noch alles verdrücken dürfen, wonach ihm der Sinn stand, bis eine Nachbarin seine Eltern irgendwann auf sein Gewichtsproblem angesprochen hatte. Seitdem waren die köstlichen, kleinen Zwischenmahlzeiten gestrichen worden und selbst die Hauptmahlzeiten schmeckten immer fader.
„Eine andere Familie hätte sich um die Kinder genauso gut kümmern können!“, warf Ulysses ein, obwohl er wusste, dass es ein dummes Argument war. Natürlich gab es andere Zauberfamilien, die nur zu gerne zwei ausländische Kinder vorübergehend aufnehmen würden, aber warum eine solche Zauberfamilie suchen, wenn es die zuverlässige Bethesda gab, die auf jahrelange Erfahrung zurückblicken konnte?
„Es ist doch nicht für immer“, sagte Bethesda gutgelaunt, während sie die heiße Schokolade mit einem langen Löffel rührte, bis sie dickflüssig war und fettig glänzte. „Der erste September lässt nicht mehr lang auf sich warten und Emilia und ihr Bruder Elicius werden pünktlich zum ersten Schuljahr in Hogwarts eingeschult.“
„Oh, wie toll!“, blaffte Ulysses sarkastisch. „Willst du damit sagen, dass ich das Haus danach wieder für mich habe, Mum? Hast du vergessen, dass ich exakt elf Jahre alt bin und dass in diesem Jahr auch mein erstes Schuljahr beginnt? Du versaust mir meine letzten Tage in Freiheit total!“
„Übertreib doch nicht immer so, Schätzchen!“
Ulysses aber warf frustriert die Hände in die Luft und ließ sich auf einen der Küchenstühle nieder, wo er den Kopf auf die Hand stützte und voller Missmut auf die beiden Stücke Pfefferminzkuchen starrte, die für die fremden Kinder reserviert worden waren. Am liebsten hätte er auf ihre Teller gespuckt.

Fortsetzung folgt…

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

Kommentar: Ähm … ja … also, da bin ich wieder! Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat (über ein Jahr immerhin!) bis ich endlich mal wieder etwas neues veröffentlicht habe! Aber nach meiner letzten, sehr düsteren Todessergeschichte „Umbra Inkognito“ habe ich lange gebraucht, um mich mit dieser etwas netteren Schulgeschichte überhaupt anfreunden zu können (obwohl diese Geschichte hier eigentlich auch recht düster ist, finde ich. Jedoch ist es kein Vergleich zur vorherigen Story). Ich hoffe, meine ehemaligen Leser sind mir trotz der langen Wartezeit treu geblieben!
Ich veröffentliche übrigens jeweils einmal pro Woche ein neues Kapitel, genau genommen immer an einem Freitag oder Samstag. Inzwischen habe ich 32 Kapitel der Story fertig gestellt, es kommen jedoch noch ein paar dazu (insgesamt werden es etwa 45, denke ich). Da der Kapitelvorrat so umfangreich ist, braucht ihr keine Angst zu haben, dass die Veröffentlichungen irgendwann ins Stocken geraten. Das nächste Kapitel gibt’s übrigens gleich gratis obendrauf!

Ach ja, immer her mit der Kritik, egal ob positiv oder negativ!


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Buch: Der Heckenritter von Westeros: Das Urteil der Sieben
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Wir müssen lernen, mit Menschen auszukommen, die anders sind als wir. Wenn sie das Herz auf dem rechten Fleck haben, spielt es keine Rolle, woher sie stammen.
David Heyman über ein Thema des vierten Harry-Potter-Films