von käfer
Vorab: Irgendwie klemmt die Kommi-Seite, kann also nichts lesen und demzufolge keine Kommis beantworten. Wird gelegentlich nachgeholt!
Elfie geht in den Eberkopf...
Am Donnerstag ging ich in den „Eberkopf“. Die Kneipe war leer und kalt, also setzte ich mich dem Kamin so nahe wie möglich an die Bar. „Schön, dass Sie mich mal wieder besuchen, Mylady“, krächzte Old Abe, „ein Butterbier gefällig?“
Ich nickte und zog das Ledersäckchen aus der Tasche, das Snape mir gegeben hatte. Abe starrte darauf, dann wanderte sein Blick zu meinem Gesicht. Ich starrte zurück. Dabei fiel mir auf, dass der Alte die gleichen unglaublich blauen Augen hatte wie Albus Dumbledore. Stand das „Abe“ für Aberforth? War er der jüngere Bruder von Albus Dumbledore? Hatte Snape das gemeint, als er mich aufforderte, den Wirt genauer anzusehen?
Anfang Februar hatte ich wieder die verhasste Spätaufsicht. Eigentlich war die gar nicht mehr nötig, außer den Carrows war nach Beginn der Nachtruhe niemand mehr unterwegs. Knutschende Pärchen gab es schon lange nicht mehr.
Schlag Mitternacht machte ich kehrt, um auf dem kürzesten Wege in meine Wohnung zu kommen. Da schoss Snape aus einem Geheimgang hervor, packte mich am Arm und raunte: „Komm mit ins Heu!“
Nach mehrwöchiger Abstinenz folgte ich ihm mehr als bereitwillig in den siebten Stock.
Snape marschierte vor dem Raum der Wünsche auf und ab, aber die Tür erschien nicht. „Besetzt“, sagte er lakonisch und zog mich in die Abstellkammer auf die Matratze. Warum nur hatte ich das Gefühl, dass es Snape befriedigte, dass der Raum der Wünsche besetzt war? Ich erinnerte mich später daran, dass er im Laufe dieser Nacht zu mir sagte: „Der Raum da drüben kann alles hervorbringen außer Essen.“
Erst als ich mehrmals vergeblich versucht hatte, in den Raum der Wünsche zu gelangen und einige der Schüler, die von den Carrows ganz besonders gequält worden waren, spurlos verschwanden, und nachdem ich Longbottom im Eberkopf gesehen hatte, begriff ich.
Regelmäßig ging ich nun um fünf Uhr morgens, getarnt unter einem Desillusionierungszauber, in die Küche und stibitzte Nahrungsmittel aus den Kisten, die in der Nacht angeliefert worden waren. Wenn ich dann zum Biertrinken ging, nahm ich die Pakete mit und deponierte sie unter Abe Dumbledores Theke. Es wundert mich heute noch, dass niemand etwas davon bemerkte, aber wahrscheinlich hatte Snape unauffällig vorgesorgt, genau wie er für die weiteren nächtlichen Spielchen vorgesorgt hatte, die in einem Heunest in einer abgelegenen Dachkammer stattfanden.
Von Harry Potter hörte man in all den Monaten gar nichts. Das war ein gutes Zeichen, denn wäre er gefangengenommen oder getötet worden, hätte der „Tagesprophet“, der längst schon an Du-weißt-schon-wen übergegangen war, das sicherlich in ganz großen Lettern vermeldet.
Der einzige in Hogwarts, der Potter dann und wann erwähnte und sich jedes Mal einen strafenden Blick von Snape einhandelte, war Hagrid.
Eines Tages schien in der Wildhüterhütte eine Feier im Gange zu sein. Vom Fenster aus konnte ich Schüler erkennen, die um seinen großen Tisch herum saßen, redeten und anscheinend auch zusammen sangen. Amycus Carrow schlich um die Hütte herum und rannte dann mit schadenfrohem Gesichtsausdruck zurück zum Schloss. Wenige Minuten später donnerte Snape mit Faustschlägen an Hagrids Tür, öffnete sie beinahe gleichzeitig mit dem Zauberstab und drang in die Hütte ein. Umgehend kamen fünf oder sechs Schüler zur Hintertür heraus: Dean Thomas, Seamus Finnigan und Susan Bones konnte ich erkennen, die anderen hatten Kapuzen über den Köpfen. Amycus Carrow stapfte wieder herbei, gefolgt von einigen vermummten Gestalten. Snape trat ihnen entgegen, sie diskutierten heftig, während Hagrid mit seinem Hund an der Leine aus der Hintertür kam und in den Verbotenen Wald spurtete.
Schließlich zogen die vermummten Gestalten wieder ab, Carrow stapfte mit hängendem Kopf und zerknirschtem Gesichtsausdruck neben Snape her zum Schloss.
In den nächsten Tagen hatte Carrow so schlechte Laune, dass jeder schleunigst das Weite suchte, wenn er seinen schweren Schritt auch nur aus der Entfernung hörte.
Im zeitigen Frühjahr bekam ich dann doch ein Lebenszeichen von Harry Potter, wenn auch die Umstände grotesk waren. Meine Tante Anna starb; ich erhielt die Nachricht von einer der Cousinen, die mir Weihnachten einen so „netten“ Brief geschrieben hatten.
Es wurde eine riesige Begräbnisfeier, selbst die Selwyns waren alle erschienen, denn jeder glaubte, die geizige Alte wäre wer weiß wie reich gewesen.
Als wir uns vor der kleinen Kapelle versammelten, hörte ich, wie einer der beiden Selwyns dem anderen erzählte, wie er um ein Haar den „Unerwünschten Nummer eins“ gefangen hätte und jetzt eine Untersuchung am Hals hatte, weil der ihm entwischt sei. „Hätte mal lieber dem alten Lovegood glauben und einen Anti-Apparier-Zauber über das Haus legen sollen.“
Nach Selwyns Schilderung hatte er Potters Gesicht für den Bruchteil einer Sekunde gesehen, bevor der disapparierte. Mir lief es bei diesen Worten kalt den Rücken hinunter. Snape hatte mir anvertraut, dass Potter eine Aufgabe von Dumbledore bekommen hatte, und wenn er die gelöst hatte, und erst dann, musste er sich Du-weißt-schon-wem stellen. Wenn Potter scheiterte und vorzeitig starb, würde Du-weißt-schon-wer auf ewig die Macht behalten. Kein schöner Gedanke, dass das Schicksal quasi von ganz Großbritannien in den Händen eines siebzehnjährigen Zauberers ohne Schulabschluss lag.
Bei der Testamentseröffnung amüsierte ich mich köstlich über die entsetzten Gesichter meiner Verwandten. Tante Anna hatte tatsächlich dem nächstgelegenen Tierheim den gesamten Inhalt ihres Gringotts-Verließes vermacht. Und das war nicht nur eine Menge Geld und Schmuck, sondern auch wertvolles antiquarisches Geschirr und Ziergegenstände. Das Haus, in dem Anna gewohnt hatte, gehörte der Gemeinde, aber das, was sich darin befand, sollten sich die Verwandten teilen. Der Anwalt hatte seine Rede noch nicht richtig beendet, als alle schon hektisch disapparierten.
Später erzählte mir der Anwalt mit einem Augenzwinkern, dass Tante Anna ihre letzten Tage wohl damit verbracht hatte, Lumpen und Müll in ihrem Haus anzuhäufen. Einen Großteil des Unrats fand ich noch vor, als ich im Sommer dort einzog. Es hatte sich nämlich herausgestellt, dass Haus und Grundstück nicht der Gemeinde, sondern den Eltern von Tante Anna und meinem Vater gehört hatten. Die übrigen Geschwister hatten seinerzeit auf das Erbe verzichtet oder waren ausgezahlt worden, nur meinen damals noch minderjährigen Vater hatte man übergangen, so dass das Haus letztendlich an mich fiel.
Nach der Testamentseröffnung disapparierte auch ich, aber nicht zu Tante Annas Haus, sondern zurück nach Hogwarts. Ich zog die Trauerkleidung aus, ging in den „Eberkopf“ und bestellte einen Feuerwhisky.
Ich war mit Abe allein, trotzdem legte ich einen Muffliato um uns, ehe ich ihm erzählte, was ich über Harry Potter gehört hatte. Abe griente. „Tja, Potter hat das Glück der Tüchtigen. – Mach dir keine Sorgen, Mädchen, Potter ist wohlauf und in Sicherheit.“
„Woher wissen Sie das?“
„Ich weiß es und fertig.“ Abe hörte auf zu grienen. „Was du nicht weißt, daraus kann dir auch keiner ´nen Strick drehen.“
Ein Hauself kam herein und machte sich am Feuer zu schaffen. Irgendwie kam mir das Kerlchen bekannt vor. „Dich habe ich doch schon mal gesehen?“
Der Hauself quiekte: „Ich bin Dobby. Dobby ist ein freier Hauself. Dobby dient Master Abe, weil Dobby es will.“
Als Zeichen seiner Freiheit trug Dobby einen ausgeleierten braunen Pullover mit einem eingestickten „R“ vorn drauf sowie eine grüne und eine rote Socke. Ich konnte mich dunkel erinnern, dass ich Dobby in Hogwarts gemeinsam mit Harry Potter gesehen hatte. Ich reimte mir nun das eine oder andere zusammen, erfuhr allerdings nie, ob meine Vermutungen stimmten.
Abe musterte mich mit seinen durchdringenden blauen Augen. Für einen Moment hatte ich das Bedürfnis, ihm zu erzählen, wie sein Bruder wirklich gestorben war. Aber ich tat es nicht, je weniger Leute die Wahrheit kannten, umso besser war es. Als alles vorbei war, erfuhr ich, dass Aberforth Dumbledore wohl derjenige war, der am weitesten eingeweiht gewesen war.
Die nächste Information über Harry Potter erhielten wir von Amycus Carrow. Snape hatte uns alle ins Lehrerzimmer gebeten, weil er die neuesten Verordnungen des Ministeriums verkünden wollte. Ich war viel zu zeitig dort und hörte so von Anfang an mit, wie Amycus mit viel Genuss in der Stimme seiner Schwester erzählte, wie die Malfoys und Bellatrix Lestrange bei Du-weißt-schon-wem in Ungnade gefallen waren.
Anscheinend hatte Potter oder einer seiner Freunde das Tabu gebrochen und den Namen gesagt, den man besser nicht aussprach. Ein Trupp Greifer unter Führung von Fenrir Greyback hatte jedenfalls Potter, Granger und Weasley nach Malfoy Manor gebracht. Erst hatten sich die Malfoys mit Bellatrix Lestrange darüber gestritten, wem die Ehre zukam, Du-weißt-schon-wen zu rufen, dann musste Bellatrix bei Potter ein koboldgefertigtes Schwert entdeckt haben und hysterisch geworden sein. (Das konnte wohl nur jenes Schwert gewesen sein, das Snape mir in seinem Büro gezeigt hatte. Aber warum wurde die Lestrange deswegen hysterisch?)
Man entschied sich, den Dunklen Lord doch nicht zu rufen, sperrte Potter und Weasley in den Keller zu anderen Gefangenen und folterte das Schlammblut Granger. Plötzlich mussten jedoch Potter und Weasley wieder aufgetaucht sein, mit einem Hauself im Gefolge, es hatte einen Kampf gegeben. Wie es klang, freute sich Amycus Carrow richtig darüber, dass Bellatrix Lestrange, Draco Malfoy und ein gewisser Wurmschwanz ihre Zauberstäbe eingebüßt hatten. Bellatrix hatte wohl doch den Dunklen Lord gerufen, aber als der eingetroffen war, waren alle Gefangenen weg gewesen und Wurmschwanz hatte tot im Keller gelegen.
Alecto lachte meckernd über die Geschichte, über Minerva McGonagalls Gesicht huschte ein kurzes Leuchten. Snape hatte nur den letzten Satz mitbekommen, auf seinem Gesicht spiegelte sich Zorn wider. Worüber?
Vor allem fragte ich mich, wieso Amycus Carrow so gut darüber Bescheid wusste, was in Malfoy Manor passiert war. Er konnte unmöglich dabei gewesen sein, denn er hatte die ganze Zeit auf der Krankenstation gelegen. Da machte es „klick“ in meinem Kopf – die Information war nicht ganz taufrisch; gestern waren die Schüler aus den Osterferien zurückgekehrt, Amycus musste Draco Malfoy ausgequetscht haben. Der war übrigens ziemlich geknickt, er hatte wohl wie seine Eltern und seine Tante den Zorn von Du-weißt-schon-wem zu spüren bekommen.
Und dann kam ER nach Hogwarts.
Es war früh am Morgen, ich hatte gerade meine Diebestour in die Küche beendet und schaute zufällig zum Fenster hinaus. Snape kam vom Tor her gelaufen, begleitet von einer hochaufgeschossenen Person in wehenden schwarzen Gewändern. Ich schaute genauer hin, konnte aber außer glühend roten Augen nichts erkennen. Das konnte ja wohl nur Der sein, dessen Namen man nicht aussprach.
Snape ging allein zur Schule zurück, Du-weißt-schon-wer war plötzlich verschwunden.
Später sah ich es: Dumbledores Mausoleum war geborsten, man konnte den Leichnam erkennen. Minerva McGonagall stand davor und wedelte mit ihrem Zauberstab, anscheinend wollte sie das Grabmal reparieren, aber nichts geschah.
Sie funkelte von da an Snape stets mit so viel Zorn an, dass der ihrem Blick nicht mehr standhalten konnte.
Am selben Tag forderte Snape mich auf, um Mitternacht im Nest auf dem Dachboden zu sein. Er überfiel mich regelrecht, hielt mich brutal fest, drang rücksichtslos in mich ein. Nachdem sich seine Anspannung gelöst hatte, fragte er, mich immer noch schmerzhaft festhaltend: „Liebst du mich?“
Was sollte das denn? Es gab doch eine Vereinbarung?! Ich fragte verwirrt: „Willst du eine Lüge hören oder die ehrliche Antwort?“
Er erwiderte: „Letzteres.“
„Nein, ich liebe dich nicht. Zufrieden?“
„Ja.“
Da verstehe noch einer diesen Severus Snape!
„Irgendwann demnächst wird Harry Potter hier auftauchen. Wenn du das mitbekommst, dann sag mir sofort Bescheid. SOFORT! Ich muss Potter noch ein letztes Mal treffen“, sagte er, dann ließ er mich los und ging aus der Dachkammer.
Im nächsten Kapitel wird´s ernst...
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