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Fanfiction

Zwei Jahre und ein ganzes Leben - 13)

von käfer

Vorab: @halbblutprinzessin127 und @ Luthenia: Vielen Dank für die lieben Kommis! Oh ja, Snape spielt seine Rolle perfekt! Muss er ja, wenn er bis zum Ziel kommen will.
Und was Elfie und ihre Übelkeit betrifft - Frau muss nicht gleich schwanger sein, nur weil´s ihr mal dreckig geht...


In Hogwarts weihnachtet´s ein bisschen und es passieren schlimme Dinge...



Der Herbst schritt voran, es wurde trübe, grau und regnerisch. Alle meine schlängelnden Boten kehrten zurück, aber keine von ihnen konnte mir verraten, wo sich Harry Potter aufhielt. Aber nicht nur ich suchte nach Potter, die Todesser taten es auch. Die Carrows nahmen sich Ginny Weasley vor, aber sie erreichten ebenso wenig wie Snape. Dafür ließen sie ihren Unmut im Unterricht an Muggelstämmigen und Halbblütern aus.
Mir fiel auf, dass es eine Gruppe von Reinblütern unter der Führung von Neville Longbottom und Luna Lovegood war, die den Gequälten halfen. Das wunderte mich nicht sehr, wusste ich doch, dass beide mit Potter, Granger und den Weasleys befreundet waren. Vorsichtig tastete ich in den Köpfen von Longbottom und Lovegood herum, aber auch sie hatten keine Ahnung, wo Potter war, und machten sich Sorgen um ihn.
Sorgfältig studierte ich die Zeitungen und hörte den magischen Rundfunk ab, aber selbst der „Klitterer“, der in den letzten Monaten immer wieder mal etwas über die Bewegung gegen Du-weißt-schon-wen gebracht hatte, enthielt keinerlei Hinweise darauf, dass Potter aktiv geworden wäre. Dabei war ich sicher, dass Potter eine Mission hatte, aufgetragen von Dumbledore, und Snape wusste zumindest teilweise davon. Ich glaubte auch nicht, das Ronald Weasley tatsächlich mit Griselgrätze im Bett lag – es hatte keine weiteren Fälle dieser hochansteckenden Krankheit in der Familie und der Umgebung der Weasleys gegeben. Überhaupt waren alle erwachsenen Weasley-Kinder verschwunden, seit im Sommer das Ministerium an die Leute von Du-weißt-schon-wen übergegangen war.

Es regnete tagelang und ich hatte mir längst angewöhnt, nur so lange wie unbedingt nötig im Büro zu bleiben. Wenn ich nicht gerade Aufsicht hatte, machte ich es mir in „meinen“ vier Wänden gemütlich. Irgendwann begann ich aus lauter Langeweile damit, die Papiere auf meinem Schreibtisch zu sortieren. Dabei fiel mir jenes alte Stück Pergament in die Hand, auf dem Snape das Rezept für eine Gegengiftmischung mit Bezoar und Phönixtränen notiert hatte. Ich studierte die Zutatenliste und stellte fest, dass ich alles besaß bis auf Phönixtränen. Mein Blick fiel auf Fawkes. Ob er wohl auf Befehl weinen würde? Ich war in Zaubertrankbrauerei immer ganz gut gewesen, sollte ich es versuchen?
Ich ging zu der Stange, auf der Fawkes saß, streichelte den Vogel und bat ihn um Tränen für einen Heiltrank. Tatsächlich, schon erschien der erste glasklare Tropfen in seinem Auge. Ich rief eine Phiole herbei und hielt sie Fawkes an den Kopf. Geduldig wartete ich, bis die Phiole voll war, dann verkorkte ich sie und belohnte Fawkes mit einer Extraportion Hirsekörner.
Drei Tage später hatte ich einen halben Liter gold-grüner Flüssigkeit im Kessel – Snapes Anweisungen war leicht zu folgen gewesen. Ich hängte den zugedeckten Kessel kühl auf. Der Trank musste nun noch ein halbes Jahr reifen, bis er anwendbar war.


Es wurde Weihnachten. Entgegen meinen Erwartungen ließ Snape die Schule schmücken, wenn auch längst nicht so überladen und kitschig, wie ich das im vergangenen Jahr bei Dumbledore gesehen hatte. Immerhin standen vier schlanke Tannen in der Großen Halle, die in den Hausfarben dekoriert waren. Sogar Mistelzweige waren hier und da aufgehängt.
Einen Tag vor Beginn der Weihnachtsferien hatte ich Spätaufsicht und dabei erwischte es mich gleich dreimal. Erst lief ich nacheinander Vector und Sinistra in die Arme, die mich umklammerten und abschmatzten. Igitt.
Kurz vor Mitternacht traf ich ausgerechnet unter einem der Mistelzweige mit Slughorn zusammen. Sein Schnurrbart kratzte und piekte, sein Atem roch nach Punsch und er hatte eine ziemlich schwere Zunge. „Wills tu mit ssu mir komm? Wir machen Bardie, nur wir sswei.“
Angewidert schob ich den alten Mann beiseite. Glücklicherweise schlug die Schlossuhr gerade Mitternacht, mein Dienst war beendet und ich konnte in meine Wohnung flüchten.
In diesem Jahr fuhren ausnahmslos alle Schüler nach Hause und ich war fest davon überzeugt, dass etliche nicht zurückkehren würden. Kaum war der Hogwarts-Express abgefahren, verschwanden auch die Lehrer einer nach dem anderen. Außer mir blieben mangels Familie nur noch Snape und Slughorn in der Schule.

Am Weihnachtstag machte ich meinen Pflichtbesuch bei meiner geizigen alten Tante. Ich schenkte ihr die Dumbledore-Biografie von Rita Kimmkorn und eine Packung Schokokessel mit Whiskeyfüllung. Damit verdiente ich mir eine fünfzehnminütige Klagerede über Tante Annas schlechte Augen und wie herzlos es doch wäre, Bücher zu schenken. Es folgte ein zwanzigminütiger Vortrag zum Thema: Schokokessel sind ungesund und sowieso vergiftet.
Der Redeschwall endete wie schon seit zwanzig Jahren mit den Worten: „Ihr könnt es doch kaum erwarten, dass ich abtrete. Aber ich sage euch, ihr werdet euch wundern.“
Verärgert sagte ich: „Wenn du meine Geschenke nicht magst, nehme ich sie wieder mit.“
„Na, das wäre ja noch schöner! Erst schenken und dann wieder mitnehmen?! Hat man dir denn keine Manieren beigebracht?“
„Doch. Ich habe zum Beispiel gelernt, dass man sich für Geschenke bedankt. Aber ´danke´ zu sagen, hast du ja noch nie gekonnt.“
Ich staunte selber über meine Frechheit. Wann hatte ich das letzte Mal der alten Anna widersprochen? Ich glaube, das war noch nie passiert. Und so starrte Tante Anna mich auch an. Sie klappte den Mund auf und zu wie ein Karpfen auf dem Trockenen.
„So etwas hat noch keiner gewagt“, sagte sie scharf.
„Dann wurde es Zeit! Auf Wiedersehen“, sagte ich und ging. Als ich an der Tür war, hörte ich sie etwas von „enterben“ brabbeln. Sollte sie doch. Annas alten Kram wollte ich nicht haben.
In den nächsten Tagen erhielt ich Eulen von meinen beiden Cousinen und drei Cousins, die alle nach mir bei Tante Anna gewesen waren und mir mitteilten, dass ich enterbt sei und mein Anteil auf den jeweiligen Schreiber entfiel. Darüber konnte ich nur lachen, Tante Anna hatte ihr Bargeld einer Stiftung zur Pflege herrenloser Hunde vermacht, meine lieben Verwandten würden aus allen Wolken fallen…
Nach dem unschönen Besuch bei der Alten wollte ich mich mit einem kurzen Weihnachtsplausch bei meiner Freundin Tonks aufmuntern. Außerdem interessierte es mich, warum meine letzten Briefe unbeantwortet geblieben waren. Aber ich fand das Haus nicht mehr. Ich glaubte, beim Apparieren in der falschen Siedlung gelandet zu sein und lief zum Ortseingangsschild, aber alles stimmte: das Dorf, die Straße, die Nachbarhäuser sahen so aus, wie ich sie in Erinnerung hatte. Nur das Häuschen der Familie Tonks gab es nicht mehr; es war verschwunden, ohne eine Lücke zu hinterlassen. Ich brauchte eine Weile, um zu kapieren. Natürlich hatten sie das Haus magisch versteckt. Nymphadora war in Dumbledores Orden und sie hatte Remus Lupin geheiratet, den Werwolf. Da musste man doppelt vorsichtig sein.

Als ich ins Schloss zurückkehrte, war es finster und machte einen verlassenen Eindruck. Tatsächlich saß ich allein an dem runden Tisch im Nebenraum der Großen Halle, wo die Lehrer traditionell aßen, wenn keine Schüler da waren. Der Hauself, der mir das Essen brachte, bestätigte, dass weder Master Snape noch Master Slughorn im Haus waren. Vielleicht waren die beiden auf ein Bier in die „Drei Besen“ oder den „Eberkopf“ gegangen. Ich verspürte keinerlei Bedürfnis, das herauszufinden und ihre Gesellschaft zu teilen. Statt dessen lief ich beinahe schneller als die magischen Fackeln in den Korridoren Licht gaben, in meine Wohnung, verriegelte die Tür hinter mir, zog die Vorhänge zu und setzte mich, umgeben von einer Reihe Schutzzaubern, mit einem spannenden Buch und einer Karaffe Rotwein vor den Kamin. Ich fürchtete mich davor, ins Bett zu gehen und so schlief ich im Sessel ein, mit dem Buch auf den Knien. Plötzlich hörte ich ein leises, rhythmisches Klopfen. Klopf-klopf-klopf---klopf---klopf---klopf---klopf-klopf-klopf. Pause. Klopf-klopf-klopf---klopf---klopf---klopf---klopf-klopf-klopf. Ich lauschte angestrengt. Das war doch SOS und das Klopfen kam von meiner Tür! Auf leisen Sohlen, mit gezücktem Zauberstab schlich ich hin und schaute durch den Spion. Im Dämmerlicht seines Zauberstabes erkannte ich Snape und er sah gar nicht gut aus. Sein ganzes Gesicht war geschwollen und verzerrt, das linke Auge kaum noch zu sehen, Blut floss. Ich öffnete die Tür. Snape sah mich flehend an und machte eine Geste, die ich nicht deuten konnte. Dann sackte er zusammen und blieb unbeweglich liegen, aber sein Blick blieb klar und auf mich gerichtet. Voller Panik kniete ich mich neben ihn. Blut sickerte aus einer Platzwunde auf der Stirn und aus der Nase. Ich musste ihm helfen, Snape durfte nicht sterben, er war der einzige, der Dumbledores Plan kannte, er musste die Schule schützen! Aber was sollte ich tun? Poppy Pomfrey war nicht da! Die Medimagier vom St. Mungo´s rufen?! Aber die würden wissen wollen, was passiert war. Unter ihnen gab es bestimmt auch Todesser. Sicher war Snape gefoltert worden, und wenn es Du-weißt-schon-wer gewesen war, würden sie ihn in der Klinik umbringen. Ich brauchte Hilfe, aber wen sollte ich rufen?
„Professor Snape, hören Sie mich?“, fragte ich. „Mmm – mmm.“ Es sah aus, als wolle er etwas sagen und brachte den Mund nicht auf. Ich sah ihm in die Augen, sein Blick war wach und intensiv. Ich hielt den Augenkontakt, auch wenn es mir sehr schwer fiel.
In meinem Kopf entstand ein Bild von Snapes Büro und dem Hinterzimmer. Dort gab es eine Art Liege, dorthin wollte er gebracht werden. Wie sollte ich das nur schaffen? Ich bekam den schweren steifen Körper nicht hoch. Wen sollte ich um Hilfe rufen? Slughorn war nicht da, ich war das einzige lebende Wesen in Hogwarts, abgesehen von den Hauselfen und Fawkes.
Kaum hatte ich den Namen gedacht, kam der Phönix auch schon angeflogen. „Bitte Fawkes, wir müssen ihm helfen! Er kann hier nicht liegen bleiben.“
Fawkes verstand und packte Snape am Umhang.
„Stop!“ Ich brauchte eine Trage, aber es gelang mir einfach nicht, eine heraufzubeschwören. Schließlich verwandelte ich Snapes Umhang in eine Art Tragetasche. Fawkes hob ihn an, ich rannte zu Dumbledores Büro. Im Hinterzimmer fand ich die Liege, Fawkes legte Snape sanft darauf ab. Ich hexte Snape die Kleider vom Leib und erschrak. Sein ganzer Körper war übersät mit Stichen und Quetschungen. Am linken Bein klaffte eine riesige Wunde.
Ich schaffte es gerade noch bis zum Waschbecken.
Fawkes hatte inzwischen zu weinen begonnen, die Wunden schlossen sich nach und nach.

Snapes Gesicht blieb starr und verkrampft, obwohl er anscheinend nicht bewusstlos war und alle äußeren Verletzungen geheilt waren. Wieder suchte er Augenkontakt: er wollte Phönixtränen schlucken. Woher ich die Kraft dazu nahm, Snapes fest zusammengepresste Lippen zu öffnen, weiß ich nicht. Fakt ist, ich schaffte es. „Bitte, Fawkes“, flüsterte ich, „er muss deine Tränen schlucken.“ Ein ganzer Strom von Phönixtränen ergoss sich in Snapes Mund, er schluckte, würgte und spuckte mir blutigen Schleim über die Kleider.
„Nochmal, bitte!“, flehte ich Fawkes an. Diesmal konnten die Phönixtränen ihre Wirkung voll entfalten, Snapes Gesicht entkrampfte sich, er schloss aufatmend die Augen. Schnell hüllte ich ihn in Decken. Nach drei, vier tiefen Atemzügen öffnete er die Augen wieder und sah mich erstaunt an. „Was ist denn passiert? Du bist ja voller Blut.“
„Das ist Ihres, Professor Snape.“
„Meines?“
„Ja. Sie waren voller Wunden. Fawkes hat sie geheilt.“
„Fawkes?“
„Dumbledores Phönix, ja.“

Snape lächelte mich an. Ich zauberte das Blut von meinen Kleidern und hexte ein bisschen Tannenduft ins Zimmer. Dann fragte ich: „Wer hat Sie denn so zugerichtet?“
Sofort antwortete er: „Ich bin vor einen Bus gelaufen.“
„Das stimmt nicht! Wer hat Sie gefoltert?“
„Doch, ich bin von einem Bus angefahren worden.“ Und er schilderte detailliert, wie er in London eine scheinbar leere Straße überqueren wollte und plötzlich ein Bus angebraust kam, ihn erfasste und zur Seite schleuderte.
Während er erzählte, sah ich ihn aufmerksam an. Seine Augen waren zwar klar, aber seltsam klein, und bewegten sich unabhängig von einander. Entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten bewegte er beim Reden unablässig seine Finger, als wolle er die Fingerspitzen aneinanderlegen und schaffte es nicht. Ich legte meine Hände an seine Schläfen, schloss die Augen und ließ die Kraft fließen.
„He, lassen Sie das!“, rief er und versuchte, meine Hände wegzudrücken.
„Sie haben einen Fluch abgekriegt, den muss ich brechen. Vertrauen Sie mir, bitte!“
Er machte ein undefinierbares Geräusch, das ich einfach als Zustimmung auffasste. Ich konzentrierte mich erneut und brachte die Energie wieder zum kreisen.
Behutsam tastete ich in Snapes Geist herum. Erstaunlicherweise wehrte er sich nicht.
Oh, das war fies. Wer auch immer in Snapes Gedächtnis herumgewühlt hatte, verstand sein „Handwerk“. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich die eingepflanzte Erinnerung an den Bus eingekreist und eliminiert hatte. Doch die Erinnerung an die Folter konnte ich nicht finden. Ich suchte nach weiteren Bildern, von denen ich wusste, dass sie vorhanden sein mussten, aber da war nichts mehr. Es schien, als ob ein paar der wichtigsten Erinnerungen der letzten Jahre fehlten. Jetzt konnte ich nur noch mit einem Revitalis-Zauber versuchen, die Blockade zu lösen und die Erinnerungen wiederzubeleben. Ich wusste zwar, wie man einen Revitalis ausführte, aber gemacht hatte ich es noch nie. Wenn ich den Zauber versaute, war Snape reif für die geschlossene Abteilung im St. Mungo´s und ich konnte mir schon mal die Zelle in Askaban aussuchen.
Dennoch machte ich mich ans Werk. Snape wurde unruhig, knurrte mich an und wehrte sich. Aber ich durfte auf keinen Fall loslassen oder sprechen. Ich legte mich auf ihn und stellte ihn so einigermaßen ruhig.
Als ich endlich fertig war, war ich schweißgebadet und vollkommen erschöpft. Ich ruhte mich erst eine Weile aus, dann machte ich den Test. „Wie heißen Sie?“
Snape schüttelte unwillig den Kopf. „Das wissen Sie doch!“
Ich ließ nicht locker. „Bitte sagen Sie es.“
Snape rasselte seine Daten herunter und schloss mit den Worten: „Und hier bin immer noch ich der Chef.“
„Entschuldigen Sie, aber ich habe gerade einige Erinnerungen revitalisiert, die in ihrem Kopf blockiert waren, und muss einen Test machen, ob es geklappt hat. Sagen Sie mir bitte, was wir im Abstellraum in der siebten Etage gemacht haben.“
Snape presste die Lippen zusammen und sah mich an, als wolle er mir kündigen. „Wir haben zusammen eine Nacht dort verbracht. Reicht das?“
Sein Ton hätte Anlass genug sein sollen, mit dem Test aufzuhören. Aber meine Neugier war stärker und ich fragte noch einmal: „Wer hat Sie so zugerichtet?“
Ich hätte nicht mit einer ehrlichen Antwort gerechnet, aber er sagte: „Rudolphus und vor allem Bellatrix Lestrange. Harry Potter ist dem Dunklen Lord heute Abend knapp entwischt und die beiden haben anscheinend geglaubt, ich hätte ihn gewarnt. Er war in Godric´s Hollow im Haus von Bathilda Bagshot. Gehen Sie hin, sobald es hell ist, und sehen Sie nach dem Rechten.“
Das war ein Befehl und der beinhaltete auch: ´Lassen Sie mich in Ruhe!´ Ich konnte sowieso nichts mehr für Snape tun, stemmte mich hoch und ging. Völlig erschöpft schaffte ich es kaum noch, mich auszuziehen und plumpste ins Bett.
Obwohl ich kaum mehr als drei Stunden geschlafen hatte, erwachte ich um sieben Uhr morgens schweißgebadet und ausgehungert. Ich duschte eine halbe Stunde lang, brachte mein Haar in Ordnung und ließ mir ein ausgiebiges Frühstück bringen. Als so langsam die Sonne aufging, erinnerte ich mich an Snapes Auftrag. Es war lausig kalt, deshalb wickelte ich mich in meinen wärmsten Umhang und setzte sogar eine Strickmütze auf, obwohl ich die Dinger total hasse.
Ich apparierte auf dem Kirchplatz von Godric´s Hollow. Zum einen kannte ich mich in dem Ort überhaupt nicht aus, zum anderen hoffte ich, dass mich um diese Zeit kein Muggel dort erscheinen sah.
Es war wohl der berühmte siebte Sinn, der mich dazu trieb, trotz der großen Kälte auf den Friedhof zu gehen. Ich fand dort die Spuren von zwei Menschen; ein Mann und eine Frau waren anscheinend suchend zwischen den Gräbern herumgegangen. Und das musste gestern gegen Abend gewesen sein, denn bis zum Nachmittag hatte es geschneit.
Ich folgte den Spuren. Auf den Grabsteinen standen einige Namen, die ich mit Zauberern in Verbindung brachte. Die Frau hatte anscheinend eine Weile am Grab eines Peverell zugebracht, der Mann war von einem Grab zum anderen gegangen. Bei den Gräbern von Lily und James Potter hörten die Spuren auf und ein Kranz aus Christrosen lag darauf.
Mein Herz fing an zu rasen. Sollten diese Spuren tatsächlich von Harry Potter stammen? War die Frau Hermine Granger gewesen? Wo war Ronald Weasley? Ich hatte gedacht, er wäre mit Potter unterwegs; aber vielleicht stimmte die Geschichte von der Griselkrätze doch?
Ein Spurenlesespruch brachte die Gewissheit – sie waren nur zu zweit gewesen. Die Augen auf den Boden gerichtet, die Hände tief in den Taschen vergraben, folgte ich den Spuren.
Godric´s Hollow war voll von Magie; ich konnte sie überall spüren, selbst auf dem Kirchplatz.
Die Fußabdrücke der beiden führten mich in eine schmale Straße. An einer Stelle hatten sie innegehalten. Ich sah hoch. Auf einem verwilderten Grundstück stand ein halb zerfallenes Haus. Warum hatte Potter diese Ruine angeschaut? Falls es wirklich Harry Potter war, dessen Spuren ich folgte.
Mein Blick fiel auf die alte Eingangspforte. Jemand hatte den Schnee weggewischt, war aber nicht hineingegangen. Die Spuren begannen bereits zu verblassen, deshalb eilte ich weiter. Ein paar Häuser weiter führten sie durch einen Garten in ein Haus. An der Tür stand „B. Bagshot. Vertreter nicht erwünscht.“ Ich war an der richtigen Stelle. Obwohl ich kaum glaubte, dass Mrs. Bagshot noch am Leben war, nachdem sie Besuch von Du-weißt-schon-wem gehabt hatte, klopfte ich. Drinnen blieb es still.
Ich gab mir einen Ruck und öffnete die Tür. Fauliger Gestank schlug mir entgegen. Ich hielt mir ein Taschentuch vor das Gesicht und drang mit gezogenem Zauberstab in das Haus vor. Es war dunkel, ich machte mir mit dem Zauberstab Licht. Als erstes geriet ich in die Küche. Hier lag eine dicke Dreckschicht; jede Menge Dinge standen herum. Auf dem Tisch stand ein Teller mit einem Berg Schimmel. Das verhieß nichts Gutes.
Ich fand das Wohnzimmer. Hier musste kürzlich jemand gewesen sein: Auf den Möbeln verteilt standen Kerzen, die noch nicht von Staub überzogen waren. Zwei verschiedene Leute waren herumgegangen. Ich betrachtete die Spuren genauer: Es waren die gleichen Fußabdrücke wie auf dem Friedhof. Der Mann war zuerst langsam aus dem Raum gegangen, die Frau danach und viel schneller. Die Spuren führten nach oben. Was zum Teufel hatte Potter getrieben, in diesem Haus herumzustöbern? Hatte er etwas aus dem Besitz von Bathilda Bagshot gesucht? Danach hatte es unten allerdings nicht ausgesehen.
Ich folgte den Fußabdrücken und gelangte in ein völlig verwüstetes Schlafzimmer. Glas- und Porzellanscherben überall, das Bett war zusammengebrochen und völlig zerwühlt, als hätte darin ein Kampf stattgefunden, zerfetzte Kleidungsstücke lagen herum. Es war genau so kalt wie draußen – das Fenster war geborsten. Dennoch stank es auch hier drin. Was ich zunächst überhaupt nicht verstand, waren die Spuren einer Riesenschlange auf dem Boden.
Und dann sah ich die Leiche. Zusammengesackt, mit verrenkten Gliedern, halb verwest, den Kopf abgetrennt, lag die Hausherrin in dem Chaos.
Ich stürzte aus dem Haus und übergab mich im Garten.
Als das Würgen endlich aufgehört hatte, atmete ich tief durch und überlegte, was zu tun war. Ich musste jemandem von meinem Fund unterrichten. Aber wen? Snape? Sicher, aber das hatte Zeit. Die Auroren? Das war wohl das Beste. Aber dann brauchte ich eine Ausrede, warum ich hier gewesen und hineingegangen war. Vielleicht sollte ich einfach behaupten, Bathilda Bagshot wäre eine Freundin meiner alten Tante gewesen und die hätte mich beauftragt, nach Bathilda zu sehen, weil sie ewig keine Nachricht von ihr bekommen hatte. Ich probierte kurz die Antwort auf die Frage, es klang ganz gut.
Also ging ich hinter dem Haus in Deckung, fasste den Zauberstab mit beiden Händen und sprach die Notrufformel. Es dauerte vielleicht fünf Minuten, ehe jemand kam. Inzwischen dachte ich darüber nach, was dort oben wohl passiert sein mochte.
Vielleicht war Potter in das Schlafzimmer gegangen und hatte die Schlange vorgefunden und die hatte ihn angegriffen.
Potter und seine Begleiterin mussten durch das Fenster geflohen sein, es führten keine Spuren wieder nach unten.
Wieso lebte eine große Schlange in einem kalten, schmutzigen Haus? Hatte die Schlange Bathilda getötet oder war die alte Frau eines natürlichen Todes gestorben?
Was hatte Potter bei ihr gesucht? Hatte er es gefunden? Oder war er aus einem ganz anderen Grund hier gewesen?
Alles Fragen, auf die ich wohl nie eine Antwort erhalten würde.
Die Auroren kamen zu viert. Der Anführer fragte mich nach dem Grund des Notrufs. Ein Bursche, der so jung wirkte, dass er noch in der Ausbildung sein musste, wurde dazu abkommandiert, mich zu bewachen. Das Kerlchen baute sich mit drohendem Gesichtsausdruck, aber triefender Nase und gezogenem Zauberstab breitbeinig vor mir auf und zitterte vor Kälte. Hätte ich nicht solche Angst gehabt, hätte ich mich köstlich amüsieren können.
Die anderen drei gingen in das Haus und kamen nach erstaunlich kurzer Zeit zurück. Wie ich es vermutet hatte, wurde ich gefragt, warum ich zu Bathilda wollte. Ich hielt es für geraten, meinen Geist fest zu verschließen und sagte meine Antwort auf: „Mrs. Bagshot ist – war - eine Freundin von meiner Tante. Und weil es meiner Tante nicht mehr so gut geht, hat sie mich gebeten, Mrs. Bagshot zu besuchen. Und da… na ja, Sie haben ja gesehen.“
Der Auror, der ziemlich weiß im Gesicht war, nickte und schickte mich weg. Ich machte ganz schnell drei Schritte und disapparierte, ehe er es sich anders überlegen konnte.

Zum zweiten Mal an diesem Tag duschte ich heiß und lange, dann mischte ich mir einen starken Schlaftrunk und kroch in mein vorgewärmtes Bett.
Als ich wieder aufwachte, musste ich meine Hauselfe nach Datum und Uhrzeit fragen. Es war nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte; ich hatte nur neunzehn Stunden geschlafen und es war Zeit zum Frühstücken. Slughorn und Snape saßen schon am Tisch und aßen. Ein kalter Schauer rann mir den Rücken hinunter. Hatte Snape bei meiner „Behandlung“ Schaden genommen? Am besten, ich erwähnte mit keinem Wort, was passiert war. So quälte ich mir ein möglichst unbefangenes „Guten Morgen“ heraus, setzte mich und griff nach dem Toast.
Slughorn musterte mich mitfühlend, wahrscheinlich sah ich so zermatscht aus wie ich mich fühlte.
„Geht es Ihnen nicht gut?“, fragte er sanft-ölig.
„Migräne“, antwortete ich, weil mir nichts besseres einfiel.
Meist lächelten die Männer darüber und ließen einen in Ruhe. Bei Slughorn wirkte es, nicht aber bei Snape. Der musterte mich durchdringend. Ich sah weg. Der kurze Blickkontakt hatte jedoch genügt, um zwei Bilder in meinem Kopf entstehen zu lassen: eine Uhr, die auf um zehn zeigte, und das Direktionsbüro. Sollte das heißen, dass ich um zehn Uhr anzutanzen hatte? Vorsichtshalber ging ich hin und noch bevor ich „Dumbledore“ gesagt hatte, glitt der Wasserspeier zur Seite. Snape erwartete mich und lächelte bei meinem Eintreten freundlich. „Ich sehe, Sie haben begriffen“, sagte er leise, bot mir einen Stuhl an und fragte dann ohne Umschweife: „Was haben Sie in Godric´s Hollow herausgefunden?“
„Nicht viel“, erwiderte ich. „Wahrscheinlich war es tatsächlich Harry Potter, der mit einer Begleiterin im Haus von Bathilda Bagshot war. Ich habe die Spuren vom Grab seiner Eltern her verfolgt.“
Snape nickte nachdenklich und fragte dann scharf: „Und – was haben Sie sonst gesehen?“
„Bathilda Bagshot muss schon eine ganze Weile tot sein. In ihrem Schlafzimmer sah es aus, als hätte Potter sich einen Kampf mit einer Riesenschlange geliefert. Wahrscheinlich sind Potter und seine Begleiterin aus dem Fenster gesprungen und in der Luft disappariert.“
Snape saß reglos, die schwarzen Augen auf mich gerichtet. Mir fiel noch etwas ein, was ich ihm besser sagen sollte: „Ich habe die Auroren hingerufen.“
Snape fuhr auf: „Haben Sie denen etwa gesagt, dass ich Sie dorthin geschickt habe?“
„Nein, natürlich nicht. Ich habe behauptet, meine Tante hätte mich beauftragt, nach ihrer alten Freundin zu sehen. Wenn ich´s recht bedenke, haben die Auroren nicht mal nach meinem Namen gefragt.“
Snape grinste erleichtert. Schweigen senkte sich über den Raum. Snape gab mir nicht zu verstehen, dass ich gehen sollte, aber auch nicht, dass er weitere Aufträge für mich hatte.
Halblaut fragte er plötzlich: „Warum haben Sie das getan?“
„Was?“
„Revitalis. Die Blockade in meinen Erinnerungen gebrochen. Das hätte ich auch selbst tun können.“
Ich starrte ihn mit offenem Mund ungläubig an. „Ich – ich dachte… , weil Sie Ihre Erinnerungen vollständig brauchen. Nur Sie allein kennen Dumbledores Plan, nur Sie wissen, was Sie mit ihm besprochen haben.“
„Nur deshalb?“ – „Nur deshalb.“ Etwas leiser setzte ich hinzu: „Nur Sie können die Carrows bremsen.“
„Kann ich das?“, fragte er sarkastisch und schüttelte traurig den Kopf, „Nein, ich kann es längst nicht mehr. Die tun, was sie wollen. Wissen Sie, dass Amycus die Reinblüter dazu aufgefordert hat, Cruziatus- und Imperiusflüche an Muggelstämmigen und Halbblütern zu üben?“
Mir klappte die Kinnlade herunter. Snape sah mich durchdringend an. „Lassen Sie sich bloß nicht einfallen, jemandem deswegen Punkte abzuziehen! Sie werden in dem scheußlichen Theaterstück, das hier gespielt wird, noch gebraucht.“ Er machte eine Pause, musterte mich. „Ihre Aktion von vorgestern hatte nichts mit – Liebe – zu tun?“
„Absolut nicht. Nennen Sie es, wie Sie wollen, Pflichtgefühl – das trifft es wohl am besten. Mit Liebe hatte es gar nichts zu tun.“ Ich spürte, wie ich rot wurde, denn ich dachte gerade an unser letztes Beisammensein im Raum der Wünsche. „Wenn man miteinander schläft, muss man sich nicht gleich lieben und heiraten“, setzte ich mit Nachdruck hinzu. Mit Snape verheiratet zu sein – eine Horrorvorstellung!
Er atmete tief durch, erleichtert, wie mir schien. Die nächste Frage verblüffte mich: „Ist das wirklich Fawkes, der da auf Ihrer Schulter hockt?“
„Ja. Das ist Dumbledores Phönix; es gibt keinen Zweifel.“
Wie zur Bestätigung flog Fawkes auf Snapes rechte Schulter und zupfte ihn am Ohr. Snape hielt plötzlich ein paar Körner in der Hand und zu meiner Verwunderung nahm der Vogel das Futter an. So mancher hatte schon versucht, Fawkes zu füttern, aber niemandem war es gelungen. Für mich war diese Szene nicht mehr und nicht weniger als die Bestätigung, dass es richtig war, Snape zu vertrauen.



Im nächsten Kapitel kriegt Elfie einen merkwürdigen Auftrag von Snape...


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Ich wünsche Joanne Rowling, dass sie es schafft, nach den sieben Potter-Bänden eine andere Art von Literatur zu schreiben und dass die jugendlichen Leser mit der Lektüre mitwachsen werden.
Rufus Beck