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Fanfiction

Zwei Jahre und ein ganzes Leben - 7)

von käfer

Vorab: Vielen Dank an Halbblutprinzessin137 für das liebe Review!


Jetzt kriegt Elfie erstmal Besuch, den sie gar nicht so gerne hat...


Die nette Victoria Vector besuchte mich in meinem Büro. Ich bot ihr Tee an und wartete ab.
Sie probierte und seufzte theatralisch, dann legte sie los: „Was ist eigentlich in dich gefahren? Du sonderst dich vollkommen ab, kommst nicht mehr zum Kaffee und redest mit niemandem.“ Ihr Ton wurde anklagend. „Dabei habe ich mir solche Mühe gegeben, dir den Start hier zu erleichtern, und du bist so undankbar.“
Jetzt bloß nicht nachgeben und wieder einlenken! Ich begann zu zittern, spürte Zorn in mir aufsteigen. Victoria war genau so eine falsche Schlange wie Susan. Ich presste die Zähne zusammen und überlegte, was ich antworten könnte.
Victoria fuhr fort: „Die Kollegen sagen schon, dass du genauso eingebildet und überheblich bist wie Snape.“
„Die Kollegen sagen!“, fauchte ich, „Genau das ist es, was mich so anwidert: dieses Getratsche. Wenn man mit jemandem über was Privates spricht, muss man damit rechnen, dass sich drei Tage später die halbe Schule darüber lustig macht.“
„Aber du weißt doch, dass ich dabei nicht mitmache.“
Nichts wusste ich.
Victoria fuhr fast flüsternd fort: „Ich hatte geglaubt, dass wir beide Freundinnen werden könnten. Ich fühle mich sehr einsam hier.“
Und was war mit Susan? Oder hatte Pomona mich belogen, als sie mir von dem Verhältnis zwischen Susan und Victoria berichtete?
Mir fiel etwas ein, das meine Großmutter einmal gesagt hatte: „Freundschaften kann man nicht erzwingen. Die ergeben sich von ganz allein.
Vielleicht versuchst du ja besser außerhalb der Schule, jemanden zu finden.“
Wir verfielen in Schweigen. Am liebsten hätte ich Victoria weggeschickt, aber das wäre unhöflich gewesen.
Plötzlich sagte sie: „Weißt du was? Am Samstag werfen wir uns in Schale und gehen in London ins ´Moonlight´. Da sind immer nette Leute.“
In meinem Kopf schrillten sämtliche Alarmglocken gleichzeitig. Das ´Moonlight´ war DER Lesben-Treff der magischen Welt. Ich wusste das von Tonks, die dort einmal eine Bande Betrügerinnen ausgehoben hatte.
Ich schüttelte den Kopf. „Ins ´Moonlight´ komme ich nicht mit, ich bin nicht lesbisch.“
Victoria riss die Augen auf. „Nicht? Aber ich dachte…“
„Wieso dachtest du, dass ich lesbisch bin?“, fragte ich.
Sie wurde rot und verlegen. „Na ja, weißt du, …
Also, die jungen Frauen, die deine Stelle vor dir hatten, die… also, die haben alle Severus Snape irgendwie anziehend gefunden, sexy oder was weiß ich. Und du hast ziemlich am Anfang mal gesagt, dass er der unattraktivste Mann ist, der dir je begegnet ist oder so ähnlich.“
„Und daraus hast du geschlossen, dass ich andersrum gestrickt bin?“ War sie tatsächlich so dämlich? „Bloß weil ich nicht auf Typen wie Snape stehe?“
Sie nickte und wand sich vor Verlegenheit.
Ich sagte: „Vielleicht gehst du besser mit Susan in die ´Moonlight´-Bar und redest mir ihr über die ganze Sache.“
Victoria, plötzlich wütend geworden, funkelte mich an. „Woher weißt du…?“
Ich hob die Hände. „Klatsch und Tratsch funktionieren auch anders herum. Beziehungsweise funktionierten, bevor ich mich zurückgezogen habe.“
Sie stand auf, sagte kalt: „Danke für den Tee“, und ging ohne ein weiteres Wort hinaus.
Es frage mich bitte niemand, ob Victoria und Susan je wieder zusammen gekommen sind. Es interessiert mich nicht.

Am Abend nach diesem Gespräch verspürte ich wieder einmal Lust auf eine einsame Insel. Gegen zehn Uhr stieg ich, den Badeanzug und ein dickes Märchenbuch unter dem Umhang, hinauf in den siebten Stock. Doch die Tür erschien nicht, anscheinend war jemand anderes im Raum der Wünsche.
Kurz vor Mitternacht versuchte ich es noch einmal. Auf dem letzten Stück kam mir hüpfend und frohlockend Draco Malfoy entgegen. Ich trat in den Schatten und wartete, bis er nahe bei mir war. Dann stoppte ich ihn und fragte: „Mister Malfoy, woher kommen Sie?“
Er schwieg schnaufend und sah mich feindselig an.
„Nun?“
Ich erhielt keine Antwort, aber mir war auch so klar, wo er gewesen war. Ich sah ihm in die Augen und forschte nach. Aha, das Verschwindekabinett war fast fertig, er wusste jetzt, wie er es machen musste.
Auf Malfoys Gesicht malte sich begreifendes Entsetzen. Er holte tief Luft und wollte mich beiseitestoßen. Für einen Severus Snape war ich nicht schnell genug, für einen Draco Malfoy schon. Ich ließ ihn gegen eine magische Mauer laufen und rief: „Sie verstoßen gegen Paragraph neun der Schulordnung, wonach Schüler nach neun Uhr abends nicht mehr im Hause unterwegs sein dürfen.“
Malfoy richtete seinen Zauberstab auf mich und rief: „Cruzio!“, eine halbe Sekunde, nachdem ich mich mit einem Schutzschild versehen hatte.
„Sie wagen es, einen unverzeihlichen Fluch gegen einen Lehrer zu richten? Fünfzig Punkte Abzug!“
Ich nahm ihm den Zauberstab ab. „Den können Sie sich morgen bei Professor Dumbledore abholen.“
Im Gesicht des hochaufgeschossenen, bleichen Sechzehnjährigen spiegelte sich ein bisschen Zorn und ganz viel Furcht. Ich brachte ihn zum Gemeinschaftsraum der Slytherins und wartete, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. Dann ging ich zum Direktor und erstattete Bericht. Wieder einmal erschrak ich, wie alt und hinfällig Dumbledore aussah. Er hörte mich schweigend an und verwahrte Malfoys Zauberstab in einem Schrank. „Darum kümmere ich mich morgen.“
Er setzte sich wieder in seinen Lehnstuhl und sah mich lange mit seinen unglaublich blauen Augen an. Dann sagte er in eindringlichem Ton: „Meine Tage sind gezählt. Vertrauen Sie Severus, egal, was passiert, egal, was er tut. Vertrauen Sie ihm und unterstützen Sie ihn.“
„Ich verstehe nicht…“
„Wenn es so weit ist, werden Sie verstehen.“ Mit einem Nicken bedeutete er mir, zu gehen. Das waren die letzten Worte, die Albus Dumbledore je zu mir sprach.

Ich verspürte keine Lust mehr auf ein Bad am Strand, sondern zog mein privates Badezimmer und beruhigende Düfte vor. Schließlich griff ich mir den „Wachsblumenstrauß“ von Agatha Christie und ging ins Bett.

Ich wusste, dass Snape für gewöhnlich vor dem Frühstück eine halbe Stunde in seinem Büro verbrachte und ging dorthin. Das „Herein“ klang brummig wie immer. Als er mich sah, verfinsterte sich seine Miene noch mehr. „Was wollen Sie?!“
„Guten Morgen, Professor Snape.“ – „Morjn.“
„Ich muss Ihnen mitteilen, dass Draco Malfoy, also ein Schüler Ihres Hauses, gestern zehn Minuten vor Mitternacht unerlaubterweise im siebten Stock unterwegs war. Als ich ihn zur Rede gestellt habe, hat er einen Unverzeihlichen Fluch auf mich gerichtet. Ich habe dem Schüler fünfzig Punkte abgezogen; sein Zauberstab befindet sich bei Professor Dumbledore.“
Hatte sich sein Gesicht bei meinen ersten Worten etwas entspannt, schaute er nun finsterer als wenn ich gesagt hätte, er solle mich heiraten. Seine Lippen waren kaum noch zu sehen, die Kiefer mahlten, er atmete heftig ein und aus. So wütend hatte ich Snape noch nie gesehen und ich hoffte, dass er diesen Megazorn nicht an mir ausließ.
Nach einer Minute war er offensichtlich zu einem Entschluss gekommen. Er atmete tief durch und fragte, nun wieder mit der gewohnten öligen Stimme: „Noch etwas?“
„Ja. Es scheint, als ob der Gryffindor Harry Potter im Besitz Ihres Zaubertränkelehrbuches aus der sechsten Klasse ist, ich habe Anmerkungen darin gesehen, die ziemlich eindeutig von Ihnen stammen.“
„Das erklärt manches“, sagte er, „Noch etwas?“
„Ja, Professor Snape.“
Seine Brauen fuhren zusammen.
„Es ist Frühstückszeit.“
„Raus!“
Ich ging und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Allerdings: Wenn Blicke töten könnten, hätte ich kein Frühstück mehr gebraucht.



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